Fotografie

19. September 2012 - 17:20

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde Christopher Wool mit großformatigen schablonenartigen Wort-Bildern bekannt. Im November 2011 wurde sein Bild "Want to be your dog" bei Christie's um 1,53 Millionen Dollar versteigert. Moira von Dog Art Today verfasste darüber einen sehr treffenden Kommentar.

 

Christopher Wool
Diese Bildkombination stammt vom Magazin Four
 

Neuerlich untergekommen ist mir Christopher Wool in Four, einem sympathischen und sehr stylisch-trendigem Online-Magazin für Hunde und deren Halter (Kategorien Fashion, Art & Culture, Living, Pople...). Four berichtete über Wools Ausstellungen: Alleine 2012 fanden drei große in Los Angeles, New York und Paris statt.

Betrachte ich die biographischen Angaben auf Wools Homepage, so bestehen sie - von Geburtsjahr 1955 und Wohnort New York abgesehen - nur aus Angaben zu -zig Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen, und ich erfahre, dass Wool 2001 in der Wiener Secession ungegenständliche Malerei ausgestellt hatte - ein Ereignis, das an mir vorüberging. Zeit also, mich mit dem für Hundundkunst-LiebhaberInnen relevanten Teil seines Werks auseinanderzusetzen.

 

Christopher Wool, 2001

 

Einen schnellen Einblick in sein abstrakten Werk vermittelt das Bild oben. Es zeigt auch die Bandbreite des postmodernen Künstlers.

 

Christopher Wool, Untitled, 1990, Enamel on aluminum

 

Christopher Wools Buchstaben-Bilder sind (auch) als reine Figuration "lesbar", losgelöst von ihrer Bedeutung, die Buchstaben wirken als bloße Form (und Abwesenheit von Farbe). Die Typen sind oft größer - und fetter - als der Betrachter. Verstärkt wird die formale und bedeutungs-lose Wirkung durch die abstandlose Aneinanderfügung der Begriffe. Nicht Sinn bestimmt das Wortende, sondern der Rand der Leinwand.

"Die Textarbeiten, die ab 1987 entstanden, veranschaulichen die Beschränkungen von Sprache und ihrer symbolischen Bedeutung. Genannt seien "RIOT", "PRANKSTER" oder "SELL THE HOUSE SELL THE CAR SELL THE KIDS". Die Wörter dieser Text-Gemälde, deren Lesbarkeit nicht zuletzt durch die Begrenzung des Bildes und die Platzierung der Buchstaben kaschiert wird, erfahren durch Wool eine Umdeutung. Das Wort als plastisches Material in der Malerei steht immer gegen das Wort als Syntax. Ein Thema dabei ist das Unaussprechliche, also das konstante Versagen der Sprache." (Text von Secession)

 

Christopher Wool, Metropolis, 1991, Martin-Gropius-Bau, Berlin

Christopher Wool, Untitled, 1990

 

"Allen Bildern ist bei genauer Betrachtung der Bruch der Perfektion eigen, um unter anderem eine Verletzbarkeit sichtbar zu machen." (ebenfalls Secession) - Die Buchstaben sind nicht exakt (aus)gemalt, hier geht es nicht um die Perfektion, sondern um den Prozess.

 

Christopher Wool, Untitled

 

1993 lebte Christopher Wool ein Jahr in Berlin - er war unterwegs, bei Tag und Nacht - und er fotografierte, hielt Eindrücke, Situationen, Stimmungen fest. Hunderte Schnappschüsse entstanden, wie schnell hingeworfene visuelle Notizen, oft unscharf und verwackelt. Sie waren der Ausgangspunkt des Buchs „Absent without leave“, das er 1993 veröffentlichte.

 

Christopher Wool, Absemt Without Leave, Cover

 

Natürlich sind auch Hundeaufnahmen dabei, Sie sehen sie unten.

 

Christopher Wool, Absent Without Leave, 1993

Christopher Wool, Absent Without Leave, 1993

Christopher Wool

 

Auch in seiner Wahlheimat New York ist er ein Sammler von unbedeutenden Motiven, ständig auf der Suche nach Nebensächlichem: kaputte Bürodrehstühle, Gebäudefassaden, Schaufenster, Straßenmüll. Wool fotografiert auf dem Weg von seinem Apartment in der Nähe des Union Square zu seinem Atelier im äußersten Osten Manhattans. In der Nacht dient nur das Blitzlicht zur Orientierung, viele Bilder von „East Broadway Breakdown“ sind ohne Blick durch den Sucher entstanden. Momentaufnahmen von Hunden werfen Fragen auf.

 

Christopher Wool, East Broadway Breakdown   2002

 

Je öfter und intensiver ich diese Fotos betrachtete, desto klarer wurde mir, dass die Fotos Dinge spiegelten, die mich zunehmend auch in der Malerei interessierten: Der Zugang zur Komposition. Das Interesse für Details, die andere normalerweise gar nicht beachten. Das visuelle Drama. Und, natürlich auch, all die Unterschiede zwischen Fotografie und Malerei: Fotografien schaffen eine Anbindung ans wirkliche Leben", stellt er in einem Interview fest.

Christopher Wool, 1955 in Boston (USA) geboren, schuf neben den Wort-Bildern ebenso erfolgreich Pattern-Bilder, bei denen er Stempel oder Farbwalzen verwendete, mit denen sonst dekorative Muster auf Wände aufgetragen werden. Seit den 1990er Jahren wurden seine Arbeiten immer malerischer, heute sprüht er oftmals abstrakte schwarze Linien mit einer Farbpistole auf und wischt die Farbe mit Lösungsmittel wieder aus. Allen Werken gemeinsam ist eine reduzierte Form- und Farbpalette.

Wools Arbeiten zeigen sowohl den Prozess des Malens als auch die Reflexion über das Malen, sie zitieren die Kunstgeschichte des abstrakten Expressionismus und der informellen Malerei ebenso wie die der Pop Art.

alle Bilder © Christopher Wool

 

Fotografie, Malerei
15. September 2012 - 7:19

Vor etwa einem Jahr habe ich Ihnen die Fotoserie "Mute" des englischen Fotografen Martin Usborne gezeigt: Stille Hunde, die uns hinter Autoscheiben entgegenblicken. Auch bei Rachel Bellinsky blicken die Hunde (und Katzen) durch Fensterscheiben. Der Eindruck, den die Tiere und Fotografien hinterlassen, ist ähnlich still.

 

Rachel Bellinsky, Fishbowl

 

Fordernd sind manche Blicke hinter den Fensterscheiben. Sind die Hunde Schaulustige, die aus der Deckung heraus und gleichsam vom Leben abgeschnitten das Treiben draußen betrachten? Blicken sie auffordernd und stolz, sich des Schutzes des Hauses bewusst? Der eine oder andere wirkt wie ein Gefangener, der sehnsuchtsvoll nach draußen blickt. Wie wir das empfinden sagt wohl vor allem etwas über uns selbst und unser Verhältnis zum Hund aus.

 

Rachel Bellinsky, Fishbowl

Rachel Bellinsky, Fishbowl

Rachel Bellinsky, Fishbowl

Rachel Bellinsky, Fishbowl

Rachel Bellinsky, Fishbowl

Rachel Bellinsky, Fishbowl

 

Interessant ist die Mehrdeutigkeit, die aus den Bildern spricht. In Verbindung mit der charmanten Patina der Hausfassaden, der Fenster und ihrer Spiegelung der Außenwelt, der Fenstergitter und mit den alten, üppigen Pflanzen erzeugt die Fotografin eine verträumte und sehnsuchtsvolle Stimmung. Die fahle Farbigkeit, das diffuse Licht und nicht zuletzt die Bearbeitung mit Photoshop erzeugen eine etwas unwirkliche Atmosphäre, die über den Vororten San Diegos liegt.

 

Rachel Bellinsky, Cover Fishbowl

 

Rachel Bellinsky hat die Hunde und Katzen, die ihr bei den Spaziergängen mit ihrem Hund Cooper entgegenblickten, über zwei Jahre fotografiert - und es waren viele. Denn erst damit angefangen, entdeckte sie einen wunderbaren Hund nach dem anderen. Viele fanden dann Eingang in ihr Buch "Tails from the Fishbowl". Ein Teil der Einnahmen geht an die "Humane Society". Das Buch können Sie über Rachel Bellinskys Homepage bestellen.

 

Rachel Bellinsky

Rachel Bellinsky

 

Rachel Bellinsky arbeitet als Grafikerin und Fotografin. Ihre erste Leidenschaft galt allerdings der Musik, erst in einer kreativen Pause wendete sie sich der Fotografie zu. Sie können ihre fotografischen Arbeiten auf Flickr ansehen oder Rachels Blog folgen.

alle Fotos © Rachel Bellinsky

 

Fotografie
10. September 2012 - 7:37

Fangio und Momo am Cobenzl © Seth Casteel

 

Ich dachte ich könne meinen Augen nicht trauen, als Seth Casteel auf seiner Facebook-Seite LittleFriendsPhoto postete, dass er am Yppenplatz sitze und Kaffee trinke: Der Yppenplatz liegt im Wiener 16. Bezirk! Seit ich im April 2012 erstmals auf seine Fotos tauchender Hunde - Underwater Dogs - gestoßen bin und auch hier über ihn berichtet habe, verfolge ich die Arbeit des amerikanischen Fotografen.

 

Frijolita am Yppenplatz © Seth Casteel

 

Gestern war er dann im "Lusthaus", einer Gaststätte im Wiener Prater - ich wohne nur geschätzte zwei Kilometer entfernt - und später schaute er vom Cobenzl im Wienerwald über die Stadt, während ich gleichzeitig ein paar Hügel weiter auf der Sophienalpe bei einem veganen Gericht saß.

 

Cookie im Prater © Seth Casteel

Windhund auf dem Cobenzl © Seth Castel

 

Nun, meine "Recherchen" ergaben, dass Seth Casteel vom 6. bis 13. September in Wien ist, um einerseits im Wiener Tierschutzhaus  Second Chance Photos zu machen - professionelle Fotos für die Hundevermittlung - und um andererseits seine Fotografien im Rahmen des Lontra Productions Theaterprojekts "Schwimmen wie Hunde" auszustellen. Das Theaterstück des Schweizer Autors Reto Finger wird vom 11. bis 22. September 2012 im Veranstaltungsort mo.ë, Thelemangasse 4, 1170 Wien, aufgeführt.

 

Theaterplakat © Seth Casteel

Das Foto zum Theaterplakat stammt von Seth Casteel.

Er stellt seine tauchenden Hunde - Underwater Dogs - ebenfalls im Veranstaltungsort mo.ë aus, die Vernissage "Fotografie 'Schwimmen wie die Hunde'. Kunst im Zeichen des Hundes" findet heute, den 10. September 2012, um 19 Uhr statt.

 

8. September 2012 - 9:15

© Keith Davis
© Keith Davis Young

© Hugh Kretschmer
© Hugh Kretschmer

Hugh Kretschmer ist Werbefotograf, seine Arbeiten sind humorvoll und sehr surreal.

 

© Lauren Ward
@ Lauren Ward

© Joanna Totolici
© Joanna Totolici

Joanna fotografiert Mode, Menschen, Ereignisse und last but not least Hunde!

 

© Petra Hartl
© Petra Hartl

 

Der ganze Beitrg ist quasi nur um das obige Foto herumgeschrieben. Es zeigt meinen lieben Rocco mit Halskrause. Angstaggressiv und Testosteron bis in die Pfotenspitzen - beides machte das Gassi-Gehen zur Tortur für alle Beteiligten. Nach der Kastration war sein und unser Leben wesentlich entspannter!

Die Idee zum Beitrag kam von Feature Shoot, wo Sie mehr über die Fotografen erfahren können.

 

Fotografie
29. August 2012 - 16:50

© Yun-Fei Tou
09/23/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.1 Hours

© Yun-Fei Tou
06/13/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 40 Minutes

© Yun-Fei Tou
10/24/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.9 Hours

© Yun-Fei Tou
11/28/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.2 Hours

© Yun-Fei Tou
03/07/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 13.2 Hours

© Yun-Fei Tou
08/01/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 29 Minutes
Sein Blick bricht mir mein Herz!

 

Manchmal liegt das Materiel zu einem Blogbeitrag lange in der digitalen Schublade, bevor ich zu Schreiben beginnen. Meist deshalb, weil mich die Thematik so schmerzhaft bewegt, dass ich nicht beginnen kann. Dazu gehört der Bereich aller für die Kunst getöteten Tiere.

Einen umgekehrten Weg schlägt Yun-Fei Tou mit seiner Fotoserie "Memento mori" ein. Nicht Töten für die Kunst, sondern den Augenblick vor dem Tod mit künstlerischen Mitteln festhalten, um die Hunde dem Vergessenwerden zu entreißen. Und um unser Herz zu berühren: In welcher Welt leben wir, die für Tiere fast immer nur den durch Menschen vollzogenen Tod vorsieht! Yun-Fei Tou fotografiert Hunde wenige Stunden vor ihrer Ermordung in einem taiwanesischen Tierheim.

Ich bin im Februar 2012 das erste Mal auf ihn gestoßen, im Blog Our Hen House - ein weiteres Mosaiksteinchen an Wissen und Ohnmacht seiher in meinem Hinterkopf.

Auf fotovisura schreibt Yun-Fei Tou über sein Projekt:

These images record the last moments of life for some dogs found in public pounds run by governmental agencies in Taiwan. These portraits are taken on the very day in which the animal depicted is about to be put down or mercifully killed. These images are but a small fraction of the total body of work in this ongoing project.

Utilizing the classic portrait style that originated in the early 19th century with the birth of photography as an art form these photographs offer the viewer a chance to look attentively into a bleak future. These dogs are essential dead and their souls are hours, minutes away from non-existence. These portraits reflect a formal construct or platform through which the viewer and the dog “communicate” using exchanged gazes to create a forced contemplation.

Photographic images allow us to contemplate. Through contemplation we gain an understanding of the uniqueness and nobility of life. Through contemplation we understand how chaotic and disordered the world has become.

The tyranny of human has caused and today is still causing an amount of pain and suffering over nonhuman animals. Nonhuman animals should be treated as independent sentient beings that they are, and not as a means to human being.

People should consider animal rights as a moral issue rather than appealing to emotional affection. As Peter Singer wrote in his Animal Liberation, “The portrayal of those who protest against cruelty to animals as sentimental, emotional “animal-lovers” has had the effect of excluding the entire issue of our treatment of nonhumans from serious political and moral discussion.”

The purpose of this project is to arouse people’s awareness of animals rights and make people think through, carefully and consistently, the question of how we ought to treat nonhuman animals. The animals themselves are incapable of demanding their own liberation, or of protesting against their condition with votes, demonstrations, or boycotts. We have to speak up on behalf of those who cannot speak for themselves.

The photographic image is merely a vehicle of communication that can lead to a better understanding of a situation, an event, of ourselves and of the world around us.

In viewing these specific images, one looks directly into the eyes of the dog and the dog looks back. These images reflect the last opportunity to look. This is a final and decisive moment. Death is eminent and all that is asked of the viewer is to engage, to recognize the common bonds and to honor the resemblances between our lives.

Man kann ihm gar nicht genug dafür danken, dass er die Kraft aufbringt, das durchzustehen. Der Gedanke alleine lässt mich verzweifeln. Yun-Fei verbringt manchmal mehrere Stunden mit den Hunden, geht mit ihnen spazieren oder trägt sie in den Armen, gibt ihnen vielleicht das erste und letzte Mal in seinem Leben Wärme und Zuneigung, erst dann fotografiert er sie, ohne Käfig, ohne Leine, sodass nur die Seele und die Persönlichkeit der Tiere zu uns spricht. Dann begleitet er die Hunde, wenn sie getötet werden. Zweimal wöchentlich und das seit über zwei Jahren steht er den Hunden in ihren letzten Minuten bei.

Jeder Hund, der nicht innerhalb von 12 Tagen aus den staatlichen Tierheimen abgeholt wird, muss sterben, etwa 80 000 jährlich alleine in Taiwan.

Eine Fotostrecke auf Spiegel Online zeigt den Fotograf und Tierrechtler bei seiner unsäglich traurigen Arbeit:

 

Tou sieht nach, welche Hunde gtötet werden
Tou sieht auf einer Liste nach, welche Hunde an diesem Tag getötet werden

Begrüßen und Streicheln auf dem Tierheimgang, ein Foto, dann wird der Hund umgeb
Begrüßen und Streicheln auf dem Tierheimgang, ein Foto, dann wird der Hund umgebracht

Manche sind erst wenige Monat alt

Manche sind erst wenige Monat alt
Manche sind erst wenige Monat alt

Mehr Informationen zu Yun-Fei Tou auch auf Focus Taiwan

alle Fotos © Yun-Fei Tou

 

17. August 2012 - 9:24

© Alexei Bednij

 

Natürlich haben Sie sofort erkannt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugehht! Der junge russische Fotograf Alexei Bednij stellt Schwarz-Weiß-Fotografien von Hunden, Katzen, Vögeln und Menschen mit deren Schatten her. Dass dabei keine Überschneidungen zu finden sind, liegt nicht an seiner Geduld oder an seinem Glück, sondern an der Herangehensweise: Er bearbeitet die Aufnahmen mit Fotoshop; nur so gelingt es ihm, unmögliche Wirklichkeiten (verschiedene Richtungen der Schatten) zu erzeugen. Die Ergebnisse erinnern an die Muster von Escher. Die Poetik liegt in der Wiederholung, der grafischen Komposition oder - bei den Hund-Katze-Fotos weiter unten -  in der Behandlung der Leere. Humor und Komik blitzen hier ebenso auf.

 

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

alle Fotos © Alexei Bednij

Weitere Arbeiten - auch Animationen - auf Bednij's Journal und auch hier

 

Fotografie
23. Juli 2012 - 15:40

Gabriel Orozco, Perro durmiendo, Sleeping dog, 1990
Sleeping Dog, 1990, Foto © Gabriel Orozco
 

Ein goldockerfelliger Hund schläft auf einem felsigen Boden; aus einem Winkel fotografiert, dass er fast aufrecht zu liegen scheint, die Beine herab baumelnd. Ich hoffe nicht, dass Gabriel Orozco einen präparierten Hund als Requisit für seine Arbeit inszeniert hat. Ich glaube viel lieber, dass das Foto sein Erkennen der Schönheit zeigt, wenn er sie zufällig vorfindet.

Auch die zweite Fotoarbeit mit Hund, die ich gefunden habe, zeigt die Poesie des Augenblicks: Dog Circle - der Hundeschwanz beschreibt einen Kreis im Sand.

 

Gabriel Orozco, Dog Circle, 1995
Dog Circle, 1995, Foto © Gabriel Orozco

 

Zur Zeit stellt der international renommierte Künstler Gabriel Orozco im Deutschen Guggenheim Museum Berlin aus. Er schuf für das Museum eine zweiteilige, aus Objekten und Fotografien bestehende Installation als Auftragsarbeit. Die für den mexikanischen Künstler typische Arbeit versammelt gefundene Gegenstände, alltägliche Materialien, die Orozco auf poetische Weise arrangiert und präsentiert.

Bisher war Orozco mit einem Walskelett ("Mobile Matrix") aufgefallen, das er mit schwarzen Mustern bemalte und das wie ein gewaltiges Mobile von der Decke baumelte. Weiters mit einem mit Schachbrettmuster bemalten Totenschädel ("Black Kites", 1997). Mit einem Haufen Ton, den er 1991 in seinen Händen zu einem Herzen formte und die Handlung auf Fotos mit dem Titel "My Hands Are My Heart" verewigte. Und natürlich mit einem Citroën, aus dem er das mittlere Drittel herausschnitt ("La DS" von 1993). Bei der Biennale in Venedig schockierte er am Beginn der 1990er Jahre mit einer weißen leeren Schuhschachtel mit dem treffenden Namen "Empty Shoebox".

Das Deutsche Guggenheim Museum in Berlin präsentiert Gabriel Orozco vom 6. Juli 2012 bis 21. Oktober 2012. Das Kunstmagazin der Deutschen Bank - db-artmag - bringt eine umfassende Einführung in sein Werk.

 

Ausstellung, Fotografie
18. Juli 2012 - 15:40

Das sind die beiden Hunde der Künstlerin Nadin Maria Rüfenacht, die als Modelle in ihren Werken immer wiederkehren.

 

Die Fotomodelle, ©Nadine Maria Rüfenacht, 2004
Foto © Nadine Maria Rüfenacht, 2004

 

2005 entstand ihre Serie "Nature Morte", bei der sie zuvor inszenierte Stillleben fotografierte. Dabei verwendete sie auch tote ausgestopfte Tiere, die sie gemeinsam mit ihren Hunden arrangierte. Es ist ja das Wesen der Fotografie einen Moment einzufrieren, insofern werden auch die Hunde auf den Fotos quasi zu leblosen Geschöpfen.

Die Künstlerin indes setzt sich mit dem Potential der Fotografie auseinander, den Unterschied zwischen tot und lebendig unkenntlich zu machen, schreibt Christin Krause im Begleittext zur Ausstellung "Stoffe der Eitelkeit"

Umso beruhigender zu wissen, dass die abgebildeten Hunde nicht tot sind, sondern in - der Künstlerin wahrscheinlich Geduld abverlangenden - Fotositzungen inszeniert und abgelichtet wurden. Über die Herkunft und das Schicksal der anderen Tiere ist mir nichts bekannt. Wie z.B. in der niederländischen Stilllebenmalerei des 16. und 17. Jahrhunderts wird der Tod der Tiere ausgestellt - denken Sie nur an die Fleischberge der Marktszenen oder an die Jagdstillleben - der gleichzeitig an die eigene Vergänglichkeit gemahnt.

 

Nadin Maria Rüfenacht, Natura morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Zwei Hunde mit Faultier, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Reiher, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Fasan und Gläsern, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Igel und Werkzeug, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Trauben, 2006

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit goldenem Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit goldenem Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit zwei schmalen Ballons, 2009

 

Nach Porträtserien mit ihren Windhunden beschäftigt sich die Künstlerin in den letzten Jahren mit bemalten Collagen, in denen sie menschliche, tierische und pflanzliche Formen zu neuen Schöpfungen verbindet. Das Ausgangsmaterial stammt aus unterschiedlichsten Quellen und Zeiten, ethnografische Aufnahmen sind ebenso darunter wie Fotos aus alten Modemagazinen.

 

Nadin Maria Rüfenacht, Ous le soleil exactement, 2011

Nadin Maria Rüfenacht, Ma Lou Marilou, 2011

Nadin Maria Rüfenacht, Brunello, 2012

Nadin Maria Rüfenacht, Herr Honda, 2012

Die Künstlerin Nadin Maria Rüfenacht
Die Künstlerin mit ihren Hunden in der
Leipziger Baumwollspinnerei

 

Die 1980 geborene Fotografin stellt seit zehn Jahren in Einzel- und Gruppenausstellungen vor allem in Deutschland und der Schweiz aus. Mehr Arbeiten sehen Sie auf der Homepage der Galerie Kleindienst.

alle Werke © Nadin Maria Rüfenacht

 

Fotografie, Grafik
16. Juli 2012 - 16:00

Die junge deutsche Fotografin Mona Mönnig interessiert sich für menschgemachte Wunder, für Züchtungen bei Tieren, die menschliche Vorstellungen und Sehnsüchte befriedigen müssen. Diese Züchtungen (bis hin zu Qualzüchtungen) richten sich auf reine Äußerlichkeiten und vernachlässigen "Wesen", Persönlichkeit und Individualität des Tieres. Man made wonders heißt ihre Fotoserie, die neben Hunden auch Nacktkatzen und hundegroße Ponys umfasst.

An diesem ängstlichen Hund ist für Züchter und Käufer vor allem das Aussehen und das Abbild interessant, es repräsentiert die Eitelkeit seines Besitzers und Sammlers.

 

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

 

Mona Mönnig hat für ihre Diplompräsentation von man made wonders in der Folkwang Hochschule Essen 2009 acht Inkjekt-Prints unterschiedlicher Formate in Gießharzrahmen mit verschiedenen Objekten und Displays versammelt, die eine Art Kuriositätenkabinett darstellen.

Die Portraits verkörpern die Abwesenheit des Individuums und zeigen die unausweichliche Präsenz des Betrachters, also die des Menschen. Blicke werden nicht erwidert, der Betrachter begegnet dem Tier in einer fast panoptischen Situation, lese ich im Konzept zu dieser Arbeit.

Mona Mönnig, 1980 geboren, ist seit 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Kunst- und Designwissenschaft an der Folkwang Hochschule Essen.

alle Fotos © Mona Mönnig

Vom 1.Juli bis zum 9.September 2012 ist die Künstlerin bei der Ausstellung Für Hund und Katz ist auch noch Platz in der Kunsthalle Recklinghausen vertreten.
 

Ausstellung, Fotografie
26. Juni 2012 - 7:13

Elliott Erwitt, Ireland, 1995
Elliott Erwitt, Ireland, 1995

 

Ich habe mich durch mehrere hundert Hundefotografien von Elliott Erwitt auf der Magnum-Homepage durchgeklickt, um die paar zu finden, die mich am meisten ansprechen. Das obere ist mein absoluter Favorit, stellt es doch die enge Beziehung zwischen dem Hund und seinem menschlichen Freund dar. Vertrauensvoll, vielleicht Schutz suchend schmiegt sich das Tier an den Menschen und erfährt Geborgenheit.

Natürlich gibt es eine Menge bekanntere, lustigere, skurrilere Fotografien des "Woody Allen der Fotografie". Ich habe aber unspektakuläre gewählt: ein Hundeblick, der berührt, ein  Bildaufbau, der besticht.

 

 

Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987
Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987

Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973
Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973

Elliott Erwitt, Italy, 1965
Elliott Erwitt, Italy, 1965

Elliott Erwitt, Morocco, 1973
Elliott Erwitt, Morocco, 1973

Elliott Erwitt, South of France, 1991
Elliott Erwitt, South of France, 1991

Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968
Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968

Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007
Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007

 Elliott Erwitt, Brazil, San Salvador de Bahia, 1963
Elliott Erwitt, Brazil,
San Salvador de Bahia, 1963

Elliott Erwitt, France, Paris, 1952
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, USA, California, San Francisco, 1976
Elliott Erwitt, USA, California,
San Francisco, 1976

Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998
Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998

Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968
Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968

Elliott Erwitt, France, Paris, 1966
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991
Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991

Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994
Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994

 

Der US-Amerikaner Elliott Erwitt zählt zu den berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1928 in Paris geboren und verbrachte mit seinen russischstämmigen Eltern die Kindheit in Mailand, ab 1939 in den USA. Während seiner Zeit am Los Angeles City College arbeitete er im einem Fotolabor und zog 1948 nach New York, um Film zu studieren.

Erwitt hat immer in verschiedenen Genres gearbeitet. Vom klassischen Fotojournalismus mit Bildern von Fidel Castro neben Che Guevara, bis zu Kult-Porträts von Stars wie Marilyn Monroe. Mittlerweile kümmert er sich vermehrt um persönlich Arbeiten, die nicht selten sein Lieblingsmotiv zeigen: den Hund. Während er mit Foto-Aufträgen auf der ganzen Welt unterwegs ist, hat er immer eine Kamera für den Privatgebrauch mit, mit der er sie fotografiert. Wir sehen durch ihn deren Charaktervielfalt und Individualität: vom loyalen Gefährten zum sanften Riesen, von der melancholischen Schönheit zum verspielten Witzbold.

Vor wenigen Tage wurde im Kunsthaus Wien in Zusammenarbeit mit Magnum Photos eine Elliott Erwitt-Retrospektive eröffnet. Sie ist noch bis zum 30.September 2012 zu sehen.

alle Fotos © Elliott Erwitt / Magnum Photos

 

Ausstellung, Fotografie