LeVine, Nancy

16. Januar 2013 - 23:40

Ich freue mich immer wieder, dass sich viele Fotografen und Fotografinnen ernsthaft mit alten Hunden auseinandersetzen und ich - vermittelt durch deren Aufnahmen - viele Menschen kennenlerne, die mit ihnen liebe- und respektvoll zusammenleben. Würde nicht immer der vor allem für den Menschen schmerzhafte Tod des Tieres dem Leben mit einem Hund ein Ende bereiten, würde ich mein Leben nur mit alten Hunden teilen. Aber vielleicht ist das mein Projekt für das Alter: alte Hunde zu mir nehmen. Kein alter Hund sollte sein Leben in einem Tierschutzhaus beenden müssen, sondern für seine letzten Monate oder Jahre noch einen ihn umsorgenden Freund finden.

Ich habe hier schon mehrmals KünstlerInnen vorgestellt, die sich alten Hunden widmeten, etwa Garry Gross oder vor kurzem Gina Kelly. Heute möchte ich Ihnen das Werk Nancy LeVines zeigen, die das Leben alter Hunde von Alaska bis Connecticut porträtiert.

Nach ihrem Studium an der New York University arbeitet die in Manhattan geborene Künstlerin als Mode- und Dokumentarfotografin und gewinnt zahlreiche Preise. Hunde fotografiert sie, weil sie selbst mit ihnen lebt und sie liebt. Sie ist keine Hundefotografin im engeren Sinn, keine Hundeporträtfotografin, sondern ihre Hundefotos haben ebenfalls dokumentarischen Charakter, sind Bestandsaufnahmen des Lebens alter Hunde in Amerika. Obwohl man auf ihren Fotos keine Menschen sieht, wird die Hund-Mensch-Beziehung indirekt sichtbar: Carly liegt auf der Couch, Cooper auf einer Parkbank, Java trägt einen Mantel, Abby fährt mit Rollstuhl - all das Hinweise auf beschützende Menschen.

Schon im Jahr 2002 bringt Nancy LeVine ihr erstes Buch mit Fotografien ihrer Hunde Lulu und Maxie, "A Dog's Book of Truths", heraus. Wenig später beginnt sie mit ihrem Projekt "Senior Dogs Across America".

 

Nancy LeVine, Carly, 16 years old, Ralston, Wyoming
Nancy LeVine, Carly, 16 Jahre alt, Ralston, Wyoming

Nancy LeVine, Ginger, 12 years old, Devils Tower, Wyoming
Nancy LeVine, Ginger, 12 Jahre alt, Devils Tower, Wyoming

Nancy LeVine, Bear Dog 17 years old, Heppner, Oregon
Nancy LeVine, Bear Dog, 17 Jahre alt, Heppner, Oregon 

Nancy LeVine, Joon, 16 Jahre alt, Sandwich, Massachussets
Nancy LeVine, Joon, 16 Jahre alt, Sandwich, Massachussets

Nancy LeVine, Curley, 14 Jahre alt, Kanab, Utah
Nancy LeVine, Curley, 14 Jahre alt, Kanab, Utah

Nancy LeVine, Mason, 12 years old; Bailey, 15 years old, Cle Elum, Washington
Nancy LeVine, Mason, 12 Jahre alt; Bailey, 15 Jahre alt, Cle Elum, Washington

Nancy LeVine, Amy, 18 years old, Charlotte, North Carolina
Nancy Le Vine, Amy, 18 Jahre alt, Charlotte, North Carolina

Nancy LeVine, Cooper, 15 years old, New York City
Nancy LeVine, Cooper, 15 Jahre alt, New York City

Nancy LeVine, Springfeather, 17 years old, Kanab, Utah
Nancy LeVine, Springfeather, 17 Jahre alt, Kanab, Utah

Nancy LeVine, Java 14,5 years old, Juneau, Alaska
Nancy LeVine, Java 14,5 Jahr alt, Juneau, Alaska

Nancy LeVine, Jake, 16 years old, Higgins, Texas
Nancy LeVine, Jake, 16 Jahre alt, Higgins, Texas

Nancy LeVine, Abby, 9 years old, Mercer Island, Washington
Nancy LeVine, Abby, 9 Jahre alt, Mercer Island, Washington

Nancy LeVine, Poopie, 14 years old, New York City, New York
Nancy LeVine, Poopie, 14 Jahre alt, New York City

 

Fritzie unten habe ich im Blog Senior Dogs Across America gefunden:

 

Nancy LeVine, Fritzie, 16,5 years old, goes to work at an antique store
Fritzie, 16,5 Jahre alt, arbeitet in einem Antiquitätengeschäft

 

Sinngemäß und kurz zusammengefasst beschreibt Nancy LeVine in ihrem Artist Statement, dass sie mit dem Projekt begann, als ihre eigenen Hunde alt wurden und auch sie selbst ein Alter erreichte, in dem sie ihrer eigenen Sterblichkeit gewahr wurde. Wie Robert Frank, der in den 1950er Jahren "The Americans" fotografierte, nimmt sie die amerikanischen Hunde auf, deren Lebensgeschichten und Erfahrungen in den Gesichtern eingeschrieben sind. Allerdings fehle den Hunden - im Gegensatz zum Menschen -  die Fähigkeit, sich die Zukunft vorzustellen, den Tod vorwegzunehmen. Furchtlos leben die Hunde in der Gegenwart, einen Tag nach dem anderen.

Eight years ago, I began traveling the United States to photograph senior dogs. Like the diverse human pageant that Robert Frank captured in his book, The Americans, back in the 1950’s, I found dogs inhabiting all manner of American life -- and with many years inscribed in their beings.

My interest in the world of the senior dog began as my own two dogs began to approach the end of their days. This was at a time when I had lived enough years to start imagining my own mortality. I entered a world of grace where bodies that had once expressed their vibrancy were now on a more fragile path.

I saw how the dog does it; how, without the human’s painful ability to project ahead and fear the inevitable, the dog simply wakes to each day as a new step in the journey. Though their steps might be more stiff and arduous, these dogs still moved through each day as themselves -- themselves of that day and all the days before.

As mortality was weaving its way through this project, so was another American thread.  The media were consumed with reports about our country’s sharp political fractures. It was all about the Red/Blue conflicts and the strident voices leading the charge.  Yet, what I witnessed in my travels was something quite different.  It was people caring for the most vulnerable dogs. Whether the senior dog was part of a family where the dog/person devotion knew no bounds or one of the elders being tended at an animal sanctuary, I saw something much deeper than our divisions, something important about where we live and the best way to die.

Listening to the current fevered debate over Social Security and Medicare, I am left with a fearful pit in my stomach when I imagine a country that might abandon the fundamental promise to care for those who have gone the distance and need at least a minimum of support to help them ease out of life. Politics of the moment may dictate such a course, but, in our true American hearts, we are better than that. I have seen it all along my journey as I photographed senior dogs surrounded by so much love, devotion and respect for life lived long and well.

Das untere Foto ist von LeVines Blog hello out there, in dem sie Eindrücke von New York festhält. Es zeigt die 77-jährige Cremilda, eine Putzereibeitzerin, die auf Kundschaft wartet. Von der wunderbaren Farbstimmung abgesehen, finde ich den Pfeffer-Salz-Schnauzer, der seinen müden Kopf auf der Armlehne abstützt, allerliebst.

 

© Nancy LeVine

 

Wie wir mit diesen Hunden umgehen, die keine süßen Welpen oder kraftvollen Jugendlichen mehr sind, sondern Hunde mit weißen Schnauzen, gebrechlich und zerbrechlich, steif und krumm, blind und taub, schutzbedürftig und wehrlos, sagt etwas über unsere Gesellschaft aus. Nancy LeVine zeigt einerseits anmutige, würdevolle und altersweise Hunde und entwirft mit ihren Fotografien andererseits auch ein Bild der amerikanischen Gegenwart.

Schauen Sie sich auch die anderen herzerwärmenden Fotos alter Hunde auf Nancy LeVines Homepage und Ihrer Facebook-Seite Senior Dogs Across America with Photographer Nancy LeVine an.

alle Fotos © Nancy LeVine
 

Fotografie