Seidel, Slava

27. September 2017 - 7:56

Wenn ich irgendwo ein Bild mit Hund einer mir unbekannten Künstlerin entdecke, suche ich zuallererst deren Homepage auf und klicke mich für einen ersten Eindruck durch die Bilder. Tauchen vielleicht öfter Hunde auf?

Was ich auf Slava Seidels Homepage entdeckt habe, waren großformatige Malereien, mit Sepiatusche angefertigt. Hasen überwogen, die paar Hunde sehen sie unten:

 

o.T., 2010 © Slava Seidel

 

Auf fast allen Bildern war ein architektonischer Raum oder eine Bühnenkulisse zu sehen.

Nicht nur die Technik - Sepiatusche spaltet sich in verschiedene Farbtöne - evoziert Altes, Vergangenes, Im-Übergang-Befindliches, Zerfallenes, auch die Gebäude und kunsthistorischen Zitate scheinen aus dem Barock, Rokoko und der Romantik zu stammen. (Lesen Sie in den Texten von Claudia Olbrych und Florian Koch Genaueres über den technischen Herstellungsprozess dieser Tuschebilder).

 

o.T., 2010 © Slava Seidel

o.T., 2012 © Slava Seidel

ancora qui, 2013 © Slava Seidel

Gute Stube, 2013 © Slava Seidel

 

Besonders ihre frühen auf der Homepage gezeigten Arbeiten von 2011 wirken auf mich wie Illustrationen kryptischer oder dystopischer Kurzgeschichten, wie Phantasiearchitektur - unverwurzelt am konkreten Ort.

 

The Game, 2013 © Slava Seidel

Derealisation, 2013 © Slava Seidel

RaumFlucht, 2014 © Slava Seidel

 

Slava Seidels Kunst ist energievoll, das Malen geschieht aus einem Impetus heraus, aus einer ausladenden Geste, die kein Vorzeichnen und keine Vorsicht kennt. In einem Kurzporträt auf der Homepage der Galerie Heitsch spricht sie über ihren Schaffensprozess.

Wieso dieses Drauflosmalen, das Zupapierbringen der surrealen Kompositionen so oft gelingt, liegt einerseits an ihrer Vorstellungskraft, andererseits an der Könnerschaft und Präzision, mit der die Künstlerin Perspektiven einsetzt, aufbricht und verzerrt. Der sichere Umgang mit historischer Architektur sowie unterschiedlichsten Blickwinkeln geht noch auf ihre Ausbildung zur Innenarchitektin in der Ukraine zurück. Ebenso erkennbar ist ihre frühere Arbeit als Bühnenbildnerin.

 

Hasenjagd, 2014 © Slava Seidel

Auftritt, 2014 © Slava Seidel

Dog Recognize Himself in a Mirror, 2015 © Slava Seidel

Behind the scenes, 2015 © Slava Seidel

Exit - Entrance, 2015 © Slava Seidel

 

Slava Seidel (* 1974 in Krivoj Rog/Ukraine) studierte Innenarchitektur in Sankt Petersburg und arbeitete kurze Zeit als Bühnenbildnerin, bevor sie im Jahr 2000 nach Deutschland kam und von 2002-2008 an der Städelschule in Frankfurt/Main studierte.

alle Bilder © Slava Seidel

 

Malerei, Zeichnung