Oktober 2020

26. Oktober 2020 - 9:20

Friendship, 2008, oil on canvas, 100 x 100 cm © Simon Cantemir Hausì

 

Manchmal entdecke ich zufällig einen Künstler, bei dem ich weiß: Über den will ich sofort schreiben und alle anderen Ideen für Beiträge aufschieben. Simon Cantemir Hausì ist so einer. Seine melancholischen und feinfühligen Bilder, die er 2008 und 2009 gemalt hat, haben mich sofort für ihn eingenommen. Wenngleich noch immer figurativ, ist sein Werk inzwischen expressiver, gestischer und farbiger, aber nicht weniger interessant geworden.

Seit etwa 15 Jahren steht die rumänische Malerei im Fokus der europäischen Malerei. Ich habe bereits zweimal über Adrian Ghenie geschrieben, einen Künstler, der mich als erster rumänischer Maler begeistert hat. Simon Cantemir Hausì gehört einer jüngeren Generation an, die mit der Abteilung für Malerei an der Universität für Kunst und Design in Cluj-Napoca verbunden ist und deren virtuose Künstler unter der Bezeichnung "Cluj School of Painting" firmieren.

Auch nach der kommunistischen Herrschaft wurden die Studierenden in Cluj nach den strengen figurativen Anforderungen des sozialistischen Realismus unterrichtet. Die "Clujer Schule" entwickelte einen eigenen, unverwechselbaren Stil, zu dem der relativ freie Umgang mit der Farbe, die Betonung surrealer Elemente und ein düstereres Erscheinungsbild (im wörtlichen und metaphorischen Sinn als Repräsentant einer verschwommenen Unbestimmtheit) gehörten.

Die Generation rumänischer KünstlerInnen, die zwischen Kommunismus, Zerfall und Kapitalismus aufgewachsen ist, dokumentiert diese Spannungen unausweichlich in ihrer kulturellen Produktion.

Simon Cantemir Hausì wuchs mit einem regimekritischen Schriftsteller als Vater auf, der während der Ceaușescu-Ära ständig überwacht, verhört und eingeschüchtert wurde. In Hausìs Werk fließen diese Schatten der Vergangenheit, diese Unsicherheit und Bedrohung atmosphärisch ein.

 

Friendship, 2008, oil on canvas, 100 x 100 cm © Simon Cantemir Hausì

 

"Friendship", 2008: "Freundschaft" heißt dieses Bild, und auf den ersten Blick wird klar, dass hier die Freundschaft zwischen allen dreien gemeint ist und nicht nur die zwischen den Buben. Der Hund wird beschützend umfangen, die Körper schmiegen sich aneinander und bilden eine Dreiecksform. Auch der Hund steht mit geradem Rücken, scheint sich klein zu machen und in die Form einzufügen.

Alle drehen uns den Rücken zu. Verbergen die Kinder etwas, weil Kinder gerne Geheimnisse haben? Was wollen sie nicht preisgeben? Eine ängstliche und erstarrte Atmosphäre liegt über dem Bild, eine Atmosphäre der Ungewissheit und Unruhe. Die unheilvolle Erwartung wird durch die Rückenansicht verstärkt, die Protagonisten scheinen beobachtet oder überwacht zu werden. Und was ist bedeutet das das Licht neben dem Gesicht des linken Burschen?

 

Political Hallucination, 2008-09, oil on three wood panels, 84 x 114 cm © Simon

 

"Political Hallucination", 2008-2009: Als würden die gesichtslosen Kinder aus Hausìs Vergangenheit zu uns herausschauen, mutet dieses Bild an. Die Gesichter geben nichts preis und gehen gleichzeitig über den Einzelnen hinaus; ich musste an die Bilder Gideon Rubins denken, der seinen Dargestellten ebenfalls die Individualität verwehrt. Nur der Hund blickt fragend und gleichzeitig wissend aus dem Bild. Tiere und Kinder bilden wie selbstverständlich, quasi "naturgemäß", eine vertrauensvolle und verschworene Gemeinschaft.

 

vom Blog, 2008 © Simon Cantemir Hausì

 

Auch hier ein vertrautes Team. Der Hund ist ein loyaler Begleiter seines Menschen, er ist unkorrumpierbar! Was er wohl sieht?

 

Study for Memory from My Childhood, 2008 © Simon Cantemir Hausì

Memory from My Childhood, 2009, oil on canvas, 100 x 150 cm © Simon Cantemir Hau

 

"Study for a Memory with a Russian Borzoi", 2008 und "Memory from My Childhood", 2009: Wie ein nachgedunkeltes Gemälde aus dem 19. Jahrhundert sieht das Bild mit dem Borsoi aus. Erst auf den zweiten Blick erkennt man rechts eine gestreckte Hand, die in einer geheimnisvollen Geste Richtung Hund greift. Auf der anderen Seite steht in der Dunkelheit fast verborgen ein gebeugter Mann. Während die Studie zum russischen Borsoi recht gleichmäßig ausgeleuchtet ist, ist dieses Gemälde dunkel, widersetzt sich der Sichtbarmachung und Enthüllung.

 

bthumm © Simon Cantemir Hausì

 

Wieso denke ich bei diesem Bild eher an einen Massai in der Serengeti als an einen Jäger in Siebenbürgen? Das Bild ist weniger durch pastosen Farbauftrag als durch wilden Pinselduktus und Kratzer gekennzeichnet.

 

Sunday Hunting, 2009, oil on canvas, 150 x 100 cm © Simon Cantemir Hausì

 

"Sunday Hunting", 2009: Eine Winterlandschaft in monochromen Braun- und Grautönen. Eine Gruppe Jäger. Zwei wenden sich von der Gruppe ab: der Jäger links, der Hund rechts.

 

vom Blog, 2008 © Simon Cantemir Hausì

 

Nicht immer ist es monochrom oder dunkel. Aber auch die Helligkeit ist geheimnisumwittert, lässt das Bild surreal erscheinen. Lichtdurchflutete Areale erheben sich in pastosen Schichten aus Gelb, Grün und Blau. Die Gestalten wirken wie umfangen vom Licht einer anderen Welt, die Landschaft wie ein fremder toxischer Planet. Doch darüber scheint ein grauer Schleier zu liegen, der alle in Bewegungslosigkeit verharren lässt. Welcher Bedrohung blickt die Gruppe entgegen. Handelt es sich um Kinder oder ist die Figur in der zweiten Reihe unnatürlich groß? Und warum leuchtet eine Kappe weiß?

 

Study of Modern Home Atmosphere, 2009, oil on canvas, 200 x 100cm © Simon Cantem

 

Wenn Ihnen Simon Cantemir Hausì ebenso gut gefällt wie mir, empfehle ich Ihnen die Homepage der Galerie Barbara Thumm. Dort stellt der rumänische Künstler seit 2011 aus.

Ein paar Bilder ohne Titel habe ich von Hausìs Blog.

Simon Cantemir Hausì (*1976 in Baia Mare/Rumänien) lebt und arbeitet in Cluj.

alle Bilder © Simon Cantemir Hausì

 

Malerei
19. Oktober 2020 - 12:25

Ein Hund von vorne, darüber zwei Hände, beide wie freigestellte Objekte umgeben von einer unbestimmten monochromen schwarzen Fläche, dazu ein kryptischer Titel.

 

Mysterious Pair of Hands Hypnotiz a Dog, 2020 © Drago Persic
Mysterious Pair of Hands hypnotize a Dog, 2020, Öl auf Leinwand *
*Ich habe den Bildtitel analog zum "Katzenbild" unten gewählt,
da ich den Bildtitel im Internet nicht finden konnte

 

Drago Persic findet seine Motive entweder auf Fotos - found footage - oder er inszeniert und arrangiert Objekte und fotografiert sie. Dabei überlässt er nichts dem Zufall, sondern legt Lichtverhältnisse, Perspektive, Gruppierung etc. penibel fest.

Der ausgewählte Bildausschnitt bzw. die collageartig zusammengesetzte ausgeklügelte Komposition wird anschließend in eine vom Kontext völlig losgelöste Schwärze getaucht. Die Objekte werden isoliert, sodass nichts auf ihre ehemalige Funktion oder Geschichte hinweist.

Der Hund ist also weder Metapher (er steht nicht für z.B. menschliche Verhaltensweisen) noch ist er Hund im inhaltlichen Sinn, dass er uns in Zusammenhang mit den Händen etwas über sich selbst erzählte. Er ist nur als Form gegenwärtig. Des Kontextes beraubt, steht der Hund für die Darstellung der Stofflichkeit und natürlich für die handwerkliche Meisterschaft, Virtuosität und Präzision des Künstlers.

In absoluter Perfektion inszeniert und gestochen scharf hyperrealistisch gemalt, wirken seine Bilder sehr plastisch und haptisch.  Dabei arbeitet Drago Persic konsequent mit den Nichtfarben Schwarz und Weiß und den unzähligen feinsten Abstufungen, Verläufen, Schattierungen dazwischen.

Drago Persic beschreibt schon 2011 in einem Interview, dass Schwarz als eine unbunte Farbe nur durch den Absorptionsgrad gekennzeichnet werde und dass sich durch die Aufhellung mit weißen Pigmenten unterschiedliche warme und kalte Graunuancen - von violetten bis braunen Farbtönen - ergeben und es immer zu Überraschungen komme. (vgl. hier)

Und an anderer Stelle des Interviews:

Die Monochromie fasziniert mich. Das Schwarz und die Tiefe sind ein Nicht-Wissen und Nicht-Verstehen. Der Umgang mit den schwarzen Pigmenten ist so einzigartig diffizil. (…) Zugleich vereinfacht mir diese minimale Palette, allein durch den Fokus auf den Schatten, die Suche nach der Form.

 

Da Drago sehr am Film interessiert ist, wird seine höchst präzise ausgeführte Grisaillemalerei, sein extremes Hell und Dunkel, sein Licht und Schatten auch mit der düsteren Ästhetik des Film noir in Zusammenhang gebracht, dessen Wurzeln im deutschen expressionistischen Stummfilm der 1920er Jahre liegen. Obwohl er in seinen Werken keine Geschichten erzählen will, erzeugen die einzelnen Bildelemente im Zusammenspiel mit der dunklen Farbpalette und der rätselhaften Titelgebung bedrohliche und untergründige Assoziationsfelder bei den BetrachterInnen. Sie befördern die Narration, die sich wie bei einem Film-Still in einem konkreten Zeitpunkt verdichtet.

 

Mysterious Pair of Hands Hypnotiz a Siamese Cat, 2020 © Drago Persic
Mysterious Pair of Hands hypnotize a Siamese Cat, 2020, Öl auf Leinwand, 40 x 30 cm

 

Drago Persic (*1981 in Banja Luka/Bosnien und Herzegowina), wuchs in Vorarlberg auf und studierte von 2002 - 2007 Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er lebt und arbeitet in Wien.

Noch bis zum 14. November 2020  ist seine Ausstellung "Mysterious Pair of Hands Hypnotize a Siamese Cat & Crashes" in der Galerie.Z in Hard zu sehen.

Beide Bilder © Drago Persic
 

Malerei
16. Oktober 2020 - 15:51

Frage: "Was ist eine Blondine in der Küche?" Antwort: "Artgerechte Haltung". Wahrscheinlich kannten Sie diesen frauenfeindlichen Witz bereits. Da ich mir jeden Unsinn merke, habe ich mich beim Betrachten von Katarina Janeckova Walshes Acrylbild "Dishwashing in Texas III" daran erinnert. Ihre Malerei scheint wie ein bildnerischer Kommentar dazu zu sein.

 

Dishwashing in Texas III, 2019 © Katarina Janeckova Walshe

 

In einem Interview wurde die slowakische Künstlerin gefragt, wie sie die Quarantäne der ersten Corona-Welle erlebt hat, die sie in Puerto Rico bei ihrem Mann verbrachte.

Schon vor der Zeit der Isolation hatte sie mehr Zeit zu Hause verbracht, da sie Mutter geworden war. Sie interessierte sich dafür, wie Menschen, speziell Paare, den Haushalt führen, welche Verabredungen sie treffen, mit welchen Stereotypen sie umgehen, ja was das Geheimnis eines glücklichen Haushalts sein könnte. Die Isolation veränderte die Beziehungsdynamik positiv, sodass sie schließlich ihren Mann beim Abwaschen malen konnte anstatt sich selbst.

Dieses Beispiel zeigt, wie sehr ihr bildnerisches Werk an ihr Erleben angebunden ist. Janeckova Walshe erkundet ihre Beziehungen zu sich selbst und ihren mutmaßlichen PartnerInnen; zugleich laden ihre Bilder mit ihrer Symbolik die BetrachterInnen ein, Verbindungen zu ihrer eigenen Sexualität, Identität und Geschichte zu ziehen.

Katarina Janeckova Walshe malt Frauen in typisch weiblichen Räumen wie Küchen und Schlafzimmern sowie auf Balkonen; sie sind nackt, attraktiv und stark. Sie malt ihren/deren Alltag, wobei sie Frauendarstellungen in realen Umgebungen und Situationen mit psychologisch aufgeladener Fantasie zu provokanten Settings vermischt.

Das obere Bild mit Hund ist eher eine Ausnahme, malt Janeckova Walshe doch meistens Bären in ihre Bilder, die das Männliche repräsentieren (dazu hier). Die Hunde, die bei so manchem, auch sexuellem, Spektakel zugegen sind, beruhigen die Bilder und Situationen durch ihre bloße Anwesenheit.

 

Playful adults during the lunchbreak, 2020 © Katarina Janeckova Walshe

 

Ein anderer Aspekt ihrer Arbeit ist es, die Unterschiede zwischen Europa und den USA, Texas und New York, der Grenze von Texas und Mexiko zu beobachten und zu versuchen, sie miteinander zu versöhnen - wenn auch mit der nötigen Ironie.

The recent works are mostly stories based on my experiences of the life close to the border, fantasies and facts about why do Texans still wear cowboy boots and hats, why do they hunt and fish, how much it takes for me to be a part of it or if a Texan cowboy can ever find an understanding in the friendship with a New York graphic designer :-) (zit.von hier, 2017)

Der Cowboyhut der Texaner ist zumindest in diesem Bild abgenommen und hängt auf dem Garderobeständer, die Cowboystiefel darunter. Der Hund schmiegt sich an den Bären, von ihm geht keine Gefahr aus.

 

Harmless Obsessions, 2020 © Katarina Janeckova Walshe

 

Katarina Janeckova Walshe (*1988, Bratislava/Slowakei) lebt derzeit in Corpus Christi/Texas und New York City (USA). Janeckova Walshe, die 2013 ihr Studium an der Kunstakademie Bratislava abschloss, stellt seit 2010 aus.

Vom 27. November 2020 bis zum 30. Jänner 2021 ist Katarina Janeckova Walshes Ausstellung "Secrets of a Happy Household" in der Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem zu sehen.

alle Bilder © Katarina Janeckova Walshe

 

Malerei
7. Oktober 2020 - 16:29

aus der Serie

 

Hat der kleine Chihuahua etwas gehört oder gerochen, das ihn in der Nacht aufstehen ließ, um in die Dunkelheit zu sehen? Fest steht er da und mutig blickt er ins Ungewisse.

 

aus der Serie Nachts kommen die Füchse, Öl auf Leinwand, 30 x 20 cm, 2018 © C

 

Vielleicht hat er sich weiter vorgewagt, bis zum Vorhang, die Ohren auf Empfang gestellt. Große Augen machen auch die seltsamen Köpfe der grotesken Wandmalerei, die das Interieur aus dem Gewöhnlichen, Vertrauten herausheben, es mit Rätselhaftigkeit erfüllen. Sieht er vielleicht auf die blaue Couch, auf der sein Mensch liegt? Setzt er sich wachend, bewachend und beobachtend dazu?

(…) Wie ein Schatten wandert er durch den Bildraum, wandelt ganz selbstverständlich durch private Räume. Ein kleiner Schoßhund und doch scheint der Betrachter nie so ganz zu wissen, was er im Schilde führt,

schreibt die Künstlerin über den kleinen Hund.

 

aus der Serie

 

Hier hat er sich zusammengerollt, die Augen fragend offen. Findet er keinen Schlaf in der blauen Stunde? Ist er unruhig, überkommt ihn gar die Melancholie ob seiner Grundeinsamkeit? Weder Pfotenbett noch Knochendecke können ihm Geborgenheit geben, Unbeschwertheit und Spiel gehören wie der angeschnittene Fußball der Sphäre des Tages an.

 

aus der Serie Nachts kommen die Füchse, Öl auf Leinwand, 30 x 20 cm, 2018 © C

 

Ich zeige Ihnen nur die Bilder mit Hund, die in Caroline Salfingers Serie "Nachts kommen die Füchse" immer wieder als Motiv auftauchen. Ich habe zu den Bildern eine kleine Geschichte assoziiert. Mit ihrer Serie, die einer Erzählung des niederländischen Autors Cees Nooteboom entlehnt ist, zeigt die Künstlerin allerdings eine bildnerische Narration, die eine Welt erschafft, in der sich Episoden, Ereignisse und Beobachtungen lose aneinanderreihen.

Damit der durch die Nacht des Bewusstseins irrende Geist nicht den Füchsen anheimfällt, passt der Hund in seiner mythologischen Rolle als Grenzgänger und Wächter auf. Er vermittelt zwischen den Welten und führt einen durch die Dunkelheit, sodass man sich nicht in ihr verliert und den eigenen Füchsen ausliefert. Dennoch wird sich nur derjenige, der seinen Hund gut behandelt, auch seine animalischen Bedürfnisse respektiert und ihn nicht mit brutaler Härte zu formen versucht, auf ihn verlassen können.

Lesen Sie hier Caroline Salfingers vollständigen Text zu "Nachts kommen die Füchse".

.

aus der Serie Nachts kommen die Füchse, Öl auf Leinwand, 120 x 80 cm, 2018 ©

 

In "Follow me" verflicht die Künstlerin die Thematiken des Kontrollverlusts, der Bewusstseinserweiterung, der ins Unterbewusstsein verdrängten wüsten, animalischen Seite der menschlichen Psyche und des Todes mit Elementen der mesoamerikanischen Mythologie. Sie bezieht sich dabei auf die Arbeit "Untilled" des niederländischen Künstlers Pierre Huyghe, die er 2012 bei der dOCUMENTA (13) gezeigt hat.

Huyghe installierte in der Kasseler Karlsaue eine Anordnung pflanzlicher, mineralischer, tierischer und menschlicher Elemente. Inmitten einer üppigen Flora aus psychoaktiven Pflanzen stapelten sich auf dem schlammigen Boden Betonplatten und andere Baustoffe. Auch eine Betonskulptur fand sich auf dem von zwei Hunden durchstreiften Gelände.

Vielleicht können sie sich an Fotos des weißen Podencos mit dem rechten rosa Vorderbein erinnern, wahrscheinlich eines der meist fotografierten Motive dieser dOCUMENTA.

 

Follow me, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, 2017

 

Durch den Konsum psychoaktiver Pflanzen wie der Salbeiart Salvia Divinorum oder dem Peyote-Kaktus glaubten die Azteken mit der Götterwelt in Verbindung treten zu können und auf der langen Reise durch die Unterwelt wurde man ihrer Vorstellung nach von einem Hund geführt. (…) Erst mit einem Hund an seiner Seite kam man in der Unterwelt weiter – nur wer dem Instinktiven vertraut, sich vom Animalischen leiten lässt, gelangt in die unteren Schichten des Bewusstseins. Dem Hund zu folgen und damit die Kontrolle abzugeben, hieße sich auf Verdrängtes einzulassen und nur wer sich diesem stellt, kann zur Ruhe kommen. (Caroline Salfinger hier)

 

In Salfingers Paraphrase wird aus dem Podenco ein Chihuahua. Das gefällt mir ganz besonders gut, dass dieser kleine unterschätzte Hund, der aber alle Wesensmerkmale seiner großen Artgenossen hat, zum Führer durch die Unterwelt wird. Wir müssen ihm nur folgen und vertrauen, wir müssen uns ihm nur anvertrauen, wenn wir sein Terrain betreten.

Auch zu diesem Werk können Sie das vollständige Konzept hier nachlesen.

 

© Caroline Salfinger

 

Caroline Salfinger (*1991 in Grieskirchen/Österreich) studierte zwischen 2010 und 2018 Bildende Kunst, Malerei und Grafik sowie Angewandte Kultur- und Kunstwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Sie lebt und arbeitet in Oberösterreich.

alle Bilder © Caroline Salfinger

 

Malerei, Zeichnung