Kattler, Vera

14. April 2016 - 19:46

Sehen Sie auch Hunde, wenn Sie in den Himmel schauen? Dann sind wir schon drei! Denn auch die deutsche Künstlerin Vera Kattler entdeckt unsere vierbeinigen Gefährten in den Wolkenformationen. In der Serie "In den Wolken seh ich immer Hunde", die Kohlezeichnungen, Arbeiten in Öl auf Leinwand und Öl auf Schießscheiben umfasst, setzt sie das Gesehene und Erkannte künstlerisch um.

Vera Kattlers Tierdarstellungen sind nicht naturalistisch oder das Äußere abbildend, in ihnen sieht man vielmehr die Suche nach dem universell Animalischen und dem Wesen des Tieres. Trotzdem sind besonders bei den Hundeporträts sehr wohl Individuen mit ganz speziellen Charakterzügen und Befindlichkeiten zu erkennen.

 

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

 

Die Hunde - eigentlich deren Köpfe - sind aus der Fläche herausgearbeitet, die teilweise zu schwarzen Stellen verdichtet ist, sodass sie plastisch und körperhaft wirken. Die Materialeigenschaft der Kohle erzeugt unmittelbar die Anmutung von Fell.

Ganz sparsam setzt Vera Kattler die Linie bei den Augen und den Schnauzen ein, gestaltet sie ausdrucksstarke Ohren. Manche Hunde scheinen nicht nur aus dem Bild herauszublicken, sondern auch herauszuhorchen. Sie schauen verträumt, unsicher, unendlich traurig, lachen verschmitzt. Ihrer spürbaren Präsenz wohnt eine Unergründlichkeit und Einsamkeit inne (zu groß sind deren Unterschiede auch innerhalb ihrer Spezies).

Alle würde ich gerne kennenlernen und ihre Geschichte erfahren, manche trösten und beschützen.

 

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

in den wolken seh ich immer hunde © Vera Kattler

 

Obwohl die Künstlerin diese Serie als "Gratwanderung zwischen Kitsch und Grauen" bezeichnet, sehe ich nichts Kitschiges (auch nichts Grauenhaftes). Zu unerwartet, erfrischend neu und rätselhaft präsentieren sich die originellen Porträts - hier ist nichts Klischee! Die Köpfe nehmen den ganzen Bildraum ein, scheinen teilweise aus ihm heraus- und zu uns hinzudrängen. Obwohl die Zeichnungen stark abstrahiert sind, haben wir es hier wahrlich mit einer Ansammlung von Charakterköpfen zu tun!

Neben der intuitiven Erfassung der Wesen soll allerdings nicht vergessen werden, dass auch der Prozess des Zeichnens thematisiert wird.

Sie können online durch Vera Kattlers Kunstprojekt "In den Wolken seh ich immer Hunde" blättern.

Eines meiner Lieblingsbilder möchte ich Ihnen noch zeigen, Vera Kattler hat es schon 2004 gemalt. Dieser eigenartige Kerl berührt mich ganz besonders: Ist er einohrig oder gehört die schwarze Fläche gar nicht zu ihm? Ist es ein Vogelkopf, der in einem langen Hals seine Fortsetzung fände? Gehört er zu einer exotischen Schweineart? Schwarze Augen untersuchen mich. Das Fremde sieht mich an und es ist liebenswert!

 

Vera Kattler, ohne Titel, 2004, Öl auf Baumwolle, 120 x 110 cm. Foto: Vera Kattl

 

Ganz besonders zu diesem Bild passt auch Vera Kattlers Betrachtung über das Fremde in den Bildern:

Bei meinen Bildern geht es mir nicht darum ein Schaf, eine Kuh oder einen einen Elefanten wiederzugeben, sondern um die Darstellung des Tierhaften, des Fremden. Zum Teil sind die Bilder mit den Fingern gemalt. Dies erlaubt mir einen direkteren und unmittelbareren Zugang zu ihnen als das Arbeiten mit dem Pinsel. Es sind meist Portraits und man hat Blickkontakt mit dem Tier. Dies vermittelt den Eindruck einer Unmittelbarkeit die den Betrachter im ersten Moment vielleicht zurückschrecken lässt. Es geht um die Präsens des Anderen, um das spürbare Dasein des Einzelwesens dessen Identität nicht klar zu bestimmen ist. Darüber wen oder was wir hier vor uns haben, ob es uns freundlich gesonnen ist oder uns gar feindselig gegenübersteht gibt es keine Klarheit. Ein wenig Unbehagen schleicht sich über die Unergründlichkeit des Blickes der dargestellten Tierwesen in die Bilder ein. Es geht mir um etwas, das nicht immer in Worte zu fassen ist sondern intuitiv über die Bildsprache wahrgenommen wird. Es kommt zu einer Begegnung mit dem Fremden.

 

Schauen Sie sich ihren Blog an und tauchen sie ein in ihr tierisches Universum, es gibt da so viel zu entdecken!

 

Zeichnung
28. März 2016 - 8:30

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

Sehr gerne möchte ich Ihnen die Ausstellung "Der will nur spielen - Der Hund in der aktuellen Kunst" im Kunstraum Neureut in Karlsruhe empfehlen. Sie ist von Jens Andres kuratiert und zeigt zehn Künstlerinnen und Künstler, die auf individuelle Weise Hunde in ihrer Kunst darstellen, das Hundemotiv mit seinen vielfältigen Konnotationen in ganz unterschiedlichen Medien einsetzen.

 

Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013, Tempera auf Leinwand, 150x200
Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013,
Tempera auf Leinwand, 150x200 cm

 

Von Veronika Olma können Sie nicht nur Temperamalerei sehen (wie auch hier im Blog), sondern GPS-Zeichnungen, mit denen sie eine Möglichkeit gefunden hat, Kunst und Leben ineinander überzuführen. Wie beneidenswert! Aus Zeitmangel ist es für mich ja oft eine Entscheidung einen Blogbeitrag zu schreiben, zu malen oder mit meinem Hund Hedy spazieren zu gehen. Ich entscheide mich fast immer für Hedy. Großartig, wenn Veronika diese Entscheidung gar nicht treffen muss.

Veronika Olma nimmt den Wunsch des Menschen, auf der Erde Spuren zu hinterlassen, ganz wörtlich. Per Smartphone und einer "Wander-App" stellt sie GPS-(Auf-)Zeichnungen her. Geführt bzw. begleitet wird Veronika Olma dabei von ihrem Hund Bazi. Die GPS-drawings sind somit virtuelles Ergebnis eines symbiotischen Künstlerduos.

 

Veronika Olma,walk a dog 005
Veronika Olma, walk a dog 005, 2015, GPS-Zeichnung

 

Das Podest, auf das ich Hunde stellen möchte, kann gar nicht hoch genug sein!

 

Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm
Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm

 

Am besten so hoch wie das, auf dem der Pointer in Annett Bierhaus' kunstvoll inszeniertem Hundeporträt steht: irgendwo angesiedelt zwischen surrealen Säulen und Brancusis Versuch zur Unendlichkeit! Der präzise und streng ausgearbeitete Hund steht dem Betrachter als geheimnisvoller Partner gegenüber. Schwermütig und frontal blickt er aus dem Bild und zieht uns in das Bild. Die akkurate Malweise des Hundes und die in ihrer Farbigkeit eingeschränkten Requisiten verhindern ein Abgleiten in Sentimentalität und Trivialität.

 

Vera Kattler

 

Von Vera Kattler kannte ich nur ihre Affen-Bilder. Wie schön, dass ich jetzt auch ihren Hunden begegnen darf, dass sie mit den Hunden auch Eingang in die Ausstellung und meinen Blog findet. Wobei: Affe, Ratte, Krähe oder Hund sind eigentlich einerlei, geht es ihr doch nicht um die Abbildung eines Tieres, sondern um die Darstellung des Fremden, die Präsenz des anderen.

 

Vera Kattler

Vera Kattler

 

Weiters können Sie in der Ausstellung Arbeiten sehen von: Thomas Putze, Jens Andres (der auch als Kurator fungiert), Imi Knoebel, Ottmar Hörl, Igor Oleinikov, Patricia Waller und Andreas Welzenbach.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 31. März.2016, um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung gestaltet Jens Andreas. Zu sehen sind die Exponate im Kunstraum Neureut e.V. in Karlsruhe bis zum 17. April 2016 jeweils Freitag von 17-19 Uhr sowie Samstag/Sonntag von 14-17 Uhr.

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

 

Ausstellung, Malerei, Skulptur, Zeichnung