Nochmals ein Künstler mit einem faszinierenden Werk, in dem Hunde auch nebenbei vorkommen. Ich hatte noch nie etwas von Paul Wonner gehört, bis ich einen Bericht über KünstlerInnen las, die auf den Listen der Sammler ganz oben stehen und bei den Bietern eines Auktionshauses am stärksten umkämpft sind.
Paul Wonners Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds von 1986 wurde für das 13-fache der niedrigen Schätzung von 15.000 Dollar verkauft.
In einem grau gehaltenem Innenraum sind zahlreiche Sessel und Pflanzengefäße (neben einer chinesischen Vase auch eine Bierflasche) aufgestellt. Ergänzend sehen wir einen Bleistift, einen Schmetterling, zwei Vögel, einen Hund. Und es kommt ein aufgeschlagenes Buch vor, das eine Reproduktion des Rokoko-Malers Jean-Baptiste Oudry zeigt. Wonner liebte es, historische Gemälde als Postkarten oder Buchseiten in seine Bilder einzubauen, fast könnte man es als konzeptuelle Motivation bezeichnen.
Mich fasziniert die Klarheit und Präzision, der Kontrast zwischen den Grautönen und den kräftigen Farben der zentralen Stühle, die blasse Farbigkeit mancher Blüte. Die Schatten wirken fast, als würden sie ein Eigenleben führen.
Der Hund ist mit der gleichen Klarheit und Aufmerksamkeit gemalt, wie alle anderen Objekte. Nichts zeichnet ihn durch besondere "Lebendigkeit" aus. Auf dem kleinen Zettelchen im Schatten des Blumenstocks scheint Paul Wonner signiert zu haben.
Ich habe mich übrigens auf die Suche nach Oudrys Werk gemacht, es handelt sich um Le Tabouret laque (rouge).
Jean-Baptiste Oudry, Le Tabouret laque
Ohne die Entstehungszeit zu kennen, könnte ich keine zeitliche Einordnung von Paul Wonners hyperrealistischen unverwechselbaren Stillleben vornehmen. Tatsächlich hat er sie in den späten 1960er Jahren als "Imaginäre holländische Stillleben" begonnen und bis zum Ende der 1990er Jahre gemalt.
Paul Wonner nahm Bezug auf den klaren Stilllebenstil und die detaillierten Inventare der niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Die Stilllebentradition diente Wonner als historische Quelle, doch in der Regel malte er Gegenstände aus dem zeitgenössischen Alltagsleben.´bzw. Fundstücke aus seinem Atelier. Damit belebte er die Stilllebenmalerei nicht nur, er brachte sie voran, verwandelte das Rückschrittliche in Avantgarde. Er hatte damit auch sofort Erfolg: "Als ich merkte, was ich alles machen konnte, wurde ich immer wilder und wilder. Manchmal waren die Kombinationen fast surreal." (zit. n. hier, übersetzt mit DeepL)
Seine Acrylbilder zeichnen sich durch präzise Formen, betont helles zeitgenössisches Licht (im Vergleich zu den Niederländern), scharfe Schatten und exzentrische Kombinationen von Objekten aus. Zu Beginn baute er seine Kompositionen mehr oder weniger symmetrisch auf. "Schließlich erkannte ich, dass ich kompositorische Elemente mit Schatten verbinden konnte. Die Leute fanden das seltsam, weil die Schatten Dinge taten, die sie auf natürliche Weise nicht tun konnten." (ebd., übersetzt mit DeepL)
An einem Sesselbein des rechten Holzsessels in Summer, 1987 lehnt übrigens eine Postkarte, unschwer als ein Arcimboldo zu erkennen, ich meine, es handelt sich um den "Sommer", wie auch der Titel vermuten lässt.
In A Peaceable Kingdom von 1988 stellt Paul Wonner seine Haustiere - Hund, Katzen, Kaninchen und Vögel - inmitten von Blumen und dekorativen Gegenständen dar. Das aufgeschlagene Buch spielt auf den Quäker und Künstler Edward Hicks an, der mehr als hundert Variationen des Peaceable Kingdom gemalt hat. Die Bilder beziehen sich auf eine Bibelstelle im Buch Jesaja, wo alle Tiere - auch die "wilden" - friedlich mieinander leben.
Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, Detail,1988, Foto rocor
Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1848
Wie gefällt Ihnen die Stilllebenmalerei von Paul Wonner? Finden Sie sie ihn wie ich subtil und empfindsam oder nur virtuos und mit Verweisen überfrachtet?
Paul John Wonner (*1920 in Tuscon/Arizona/USA - gest. 2008) war ein amerikanischer Künstler, der seine Karriere begann, als der Abstrakte Expressionismus einen starken Einfluss auf die Kunstwelt ausübte; später beteiligte er sich an der figurativen Bewegung der Bay Area in San Francisco. Ende der 1960er Jahre gab er seinen lockeren figurativen Stil auf und konzentrierte sich ausschließlich auf die Stilllebenmalerei. Erst in den letzten Jahren vor seinem Tod kehrte er zur Malerei menschlicher Figuren in vagen allegorischen Arrangements und Szenarien zurück.
Quellen: Galerie Berggruen, ARTnews