Bilderbuch

3. November 2017 - 8:30

Schwarze Wolken bedeckten den Himmel, als Mika uns verließ. Der Himmel grollte. Der Regen tollte. Doch wir nahmen nur wahr, wie Mikas letzter, allerletzter Atemzug über den Rand ihres Körbchens strich.

 

Das sind die ersten Sätze in "Mikas Himmel", einem Bilderbuch für Kinder, das das Abschiednehmen vom geliebten Hund beschreibt. Das Buch ist Trauerliteratur für die ganz Kleinen, aber es spendet - nicht zuletzt durch die intelligente und stringente bildnerische Gestaltung von Annemarie van Haeringen - auch Erwachsenen Trost.

Wird Mika in den Himmel kommen? Und gibt es dort Äste zum Zerbeißen oder Katzen zum Hinterherjagen? Und wird Mika dort von jemandem gestreichelt? Diese und andere Fragen stellen die Kinder in der Dialog basierten Geschichte von Bibi Dumon Tak.

Bevor ich die Illustrationen zu diesem Buch sah, wurde mir der poetische, stille, aber auch unsentimentale, Zweifel säende und doch Hoffnung gebende Text vorgelesen. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie er in Bilder umgesetzt aussehen könnte.

Welch Überraschung fand sich zwischen den eher konventionell gestalteten Buchdeckeln.

 

Cover von Mikas Himmel

 

Zwischen der ersten Illustration - wenige weiße Striche auf schwarzem Grund - und der letzen, die Mika fröhlich im blauen Himmel zeigt, sehen wir die Metamorphose einer schwarzen Wolke zu einem großen schwarzen Hundekörper.

 

Einen kurzen Moment teilten sich die Wolken, als würden sie Mika durchlassen, direkt in den Himmel.

 

Der Text ist in diese Hundesilhouette eingeschrieben. Mit jedem Umblättern sehen wir mehr vom Hund, der bellt, läuft und ruht. Doch wo ist Mika jetzt?

 

Illustration von Annemarie van Haeringen aus Mikas Himmel

Illustration von Annemarie van Haeringen aus Mikas Himmel

 

Nachdem der Hund begraben und eine Nacht vergangen ist, hörten die Kinder Gebell aus dem Himmel.

Ist Mika im Himmel angekommen?

Wir wissen es nicht.
Wir wissen es doch!

Heute vor fünf Jahren ist Rocco gestorben. Nicht so leicht wie Mika. Für ihn und alle Tiere wünsche ich mir einen Himmel.

 

Rocco, 2010 © Petra Hartl

 

Bilderbuch, Rocco
18. Juli 2016 - 11:40

Vom Urlaub in Tirol zurück, möchte ich den Blog mit zwei Hundehaltern fortsetzen, die ihrer Liebe zum Hund mit visuellen Effekten (VFX) und Photoshop Ausdruck verleihen. Auf Mitch Boyer bin ich zufällig während des Schreibens meines letzten Beitrags über Jeong  Woojae gestoßen und er passt perfekt als Anschlusspost. Vielleicht hab ich auch einen Tipp bekommen - wenn ja, danke - ich kann mich nicht genau erinnern, der erholsame Urlaub hat anscheinend eine Erinnerungslücke hinterlassen.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bläst seinen Dackel zu monumentaler Größe - seinem eigentlichen Charakter und Wesen entsprechend - auf und verarbeitet seine Ergebnisse zu einem Kinderbuch: "Vivian the Dog Moves to Brooklyn". Vivian, der Dackel ist mit seinem Menschen von Albuquerque in New Mexico nach Brooklyn, New York gezogen und erkundet nun die große Stadt. Selbst zu beachtlicher Größe angewachsen, ist New York nicht mehr ganz so groß und bedrohlich! Wird Vivian in der kleinen Stadtwohnung bleiben oder in ihre alte Heimat zurückkehren?

 

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer, er hat sein Projekt über Kickstarter finanziert, will mit seinem Kinderbuch all jenen helfen, die große Veränderungen bewältigen müssen. Alleine in den USA müssen jährlich 5,5 Millionen Kinder zwischen einem und neun Jahren umziehen, das Buch soll mithelfen, ihnen die Veränderung ihrer Lebensumgebung zu erleichtern.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bearbeitet jedes Foto mit visuellen Effekten, die auch bei der Filmproduktion  verwendet werden. Er lebt als Fotograf, Illustrator, Autor und Regisseur in New York.

 

© Mitch Boyer

 

Mick hat natürlich eine Homepage, Vivian eine FB- und Instagram-Seite.

 

Auch Christopher Cline musste mit den Folgen eines Umzugs zurechtkommen. In Minnesota plagte ihn Heimweh nach Virginia. Doch seine Freundin erweiterte ihre Zweisamkeit um Juji, einen Goldendoodle. Mit ihm kam die Freude und die Inspiration zurück, die digital bearbeiteten Fotos ihrer gemeinsamen Abenteuer entstanden.

 

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

 

Chritopher Cline und Juji wurden zur Stars auf Instagram und Facebook.

 

Bilderbuch, Fotografie
17. September 2013 - 8:20

Während der letzten Wochen hatte ich nur sehr wenig Zeit für meinen Blog, da ich für die Abschlussprüfung eines Lehrgangs im Bereich Kinder-und Jugendliteratur lernen musste, die ich vor einigen Tagen erfolgreich abgelegt habe. Mein Spezialgebiet war - Überraschung - der Hund und Wolf im Bilderbuch. Was liegt also näher, diese zeitintensive Beschäftigung gleich in den Blog einzubringen!

Vieleicht haben manche von Ihnen ja Kinder oder Enkel und freuen sich über Bilderbuchtipps. Das Bilderbuch hat inzwischen längst seinen engen Adressatenkreis - Kinder und Vermittler - verlassen und ist auch beliebtes Sammlerobjekt von Erwachsenen geworden; es ist damit nicht mehr nur eine Spezialkunst für Kinder, es hat sich hin zur erwachsenen Zielgruppe geöffnet.

 

Deshalb möchte ich Ihnen immer wieder Bilderbücher und ihre Illustratoren empfehlen, die mir ganz besonders gefallen, unabhängig davon, ob sie aktuell sind. Manche Bücher sind nur mehr antiquarisch zu erhalten, da viele Bilderbücher nur einmal aufgelegt werden und dann aus den Regalen der Buchhändler verschwinden.

 

Heute möchte ich Ihnen Józef Wilkon und sein Bilderbuch "Wölfchen" vorstellen, wobei "vorstellen" sicher das falsche Wort ist, wurde der 1930 in der Nähe von Krakau geborene Pole doch international mit Ehrungen, Auszeichnugen und Preisen überhäuft. Mehr als 150 Bilderbücher hat der Maler, Grafiker und Bildhauer origineller Holzskulpturen bis heute illustriert, immer mit dem Anspruch, dem Kind die Sterne vom Himmel herabzuholen.

 

Schon das Cover macht neugierig. Wölfchen hat Igelstacheln, Löwenzähne und einen Tigerkörper. Wieso?, fragt man sich gleich.

 

 

Józef Wilkon, Wölfchen, Cover

 

Auf die Frage, wie eine gute Illustration entsteht, sagte Wilkon:

      Zuerst muss man wissen, wie das, was man malen will, ausschaut: Ein Mensch, ein Fisch, ein Vogel, ein Blatt oder ein Tier. Dann, wie es sich bewegt: Wie es rennt, kriecht, schleicht oder fliegt. Für viele ist dies das Ende des Lernweges. Einige gehen aber weiter und können die Tageszeiten malen, den Mond, wie er scheint, einen Vogel, der singt, sie können sogar Sorgen und Freude malen, Angst und Mut. Wenige können Schlaf, Ruhe und sogar den Geruch und Geschmack einer Frucht malen. Wenn man all dies weiß, muss man noch wissen, wie man Text und Illustration zusammen fügt, so dass sie sich ergänzen und eine Spannung im Buch wächst wie beim Theater und alles in die richtige Zeit und richtige Proportion bringt. (zit. n. Wikipedia)

Nun, Wilkon weiß, wie ein kleiner Wolf ausschaut! Die Illustrationen zu "Wölfchen" gefallen mir auch deshalb so gut, weil Wölfchen sowohl alle äußeren Kennzeichen eines kleinen Wolfs hat als auch, verstärkt durch die weiche Kreidezeichnung, wie ein Plüschwolf aussieht. Trotzdem: Die Illustrationen wirken nicht verniedlichend, sondern bleiben merkmals-adäquat. Alle Tiere sind sehr plastisch dargestellt, ihr weiches Fell wirkt sanft und poetisch.

 

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Wölfchen liebt das Leben und alle anderen, er hat ein gutes Herz und ist ohne Arg und List. Viel lieber spielt er mit den anderen Tieren "Verstecken" anstatt sie zu jagen und zu essen. Er genießt den Sauerampfer! Die Eltern sind ratlos und verzweifelt. Was sollten sie nur tun, um aus Wölfchen einen richtigen Wolf zu machen?

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Die Sorge der Eltern um ihn macht auch Wölfchen traurig. Hilfesuchend wendet er sich an den Mäuserich. Und der hat auch die "rettende" Idee...

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Natürlich reicht auch die Verkleidung nicht aus, um aus Wölfchen einen gefährlichen Wolf zu machen. Doch letztendlich kann er sich annehmen, wie er ist! Und auch die Eltern erkennen, dass jedes ihrer Kinder etwas ganz Besonderes ist und "Wölfchen ist eben Wölfchen".

Auch der märchenhaft gestaltete, sehr lyrische Text von Gerda Wagener ist herzerwärmend, sodass mit "Wölfchen" ein textlich-visuelles Lehrstück zu Fragen der Identität entstand, wie es gelungener nicht sein könnte.

Die Bilder habe ich aus meinem Exemplar eingescannt.

Gerda Wagener, Józef Wilkon, Wölfchen, Zürich, Kiel, Wien, 1993 (bohem press), ISBN 3-85581-252-7

 

Bilderbuch
6. März 2013 - 9:01

Auf Italienisch,

 

Gabrielle Vincent, Un giorno, un cane

 

Spanisch,

 

Gabrielle Vincent, un dia, un perro

 

Französisch,

 

Gabrielle Vincent, Un jour, un chien

 

Tja?

 

© african
Foto © african, via African `Lane´was in Boise

 

und auf Englisch gibt es das herausragende Bilderbuch der Belgierin Gabrielle Vincent, das auf 60 Seiten ohne Worte auskommt.

 

Gabrielle Vincent, a day, a dog

 

Doch wo ist das Buch "Ein Tag, ein Hund"?

Meine Suche ergab, dass das Buch auf Deutsch unter Vincents richtigem Namen Monique Martin und unter dem Titel "Hundeleben" im Verlag Sauerländer erschienen war. Es ist inzwischen vergriffen, ich konnte nicht einmal mehr ein Foto des Covers auftreiben. "Ein Tag, ein Hund" klingt lapidar, neutral, existenziell - bis auf die Knochen abgenagt sozusagen. Solch Nüchternheit war anscheinend zu viel für die Verlagslektoren. Ein "Hundeleben" als Titel musste her, mit all seinen witzigen und beschönigenden Konnotationen.

Zufällig habe ich im Internet Bilder dieses Buches entdeckt, die einem nichts ersparen, die schonungslos auzfzeigen, wie der Mensch sich demjenigen gegenüber verhält, der auf ihn angewiesen ist und ihm vertraut. Auch einen englischen Blogeintrag "Blogging for a good book" habe ich dazu gefunden, er ist sehr berührend geschrieben.

 

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent, Cover hinten

 

Gabrielle Vincent (1928 – 2000) gehört zu den bekanntesten Bilderbuchkünstlerinnen im französischsprachigen Raum. Nach ihrem Studium an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel war sie als freischaffende Malerin, Illustratorin und Autorin tätig. Sie illustrierte und schrieb unzählige Kinderbücher, darunter die Reihe Ernest und Celestine, die mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt wurde.

 

Auf Zeit-Online gibt es übrigens eine Rezension aus dem Jahr 1983 von Gert Hauche. Schade, dass es dieses Buch inzwischen nicht mehr auf Deutsch gibt, ist es doch von zeitloser Gültigkeit.

 

 

Bilderbuch, Buch, Grafik, Zeichnung
25. Februar 2013 - 14:16

Die Qualität der Bilderbuchillustrationen nimmt immer mehr zu - den Eindruck gewinne ich immer öfter. Auch in diesem Blog habe ich bereits zwei KünstlerInnen - John Rowe und Anke Feuchtenberger - vorgestellt, die ihre Kunst dem Thema Hunde im Bilderbuch widmeten. Der Hund bzw. Wolf (Isegrim und seine Frau Gieremut) ist aber nicht der Hauptdarsteller im von Jonas Lauströer illustrierten und von Renate Raecke geschriebenen "Reineke der Fuchs", sondern gehört zu den Opfern, reingelegt vom Fuchs.

"Reineke der Fuchs" erzielt den 1. Platz beim Troisdorfer Bilderbuchpreis. Das ist der einzige deutsche Preis, der speziell Illustrationen zu Bilderbüchern auszeichnet und herausragende Leistungen auf dem Gebiet der künstlerischen Bilderbuchillustration würdigt. Die Preisverleihung findet am 21. April 2013 im Bilderbuch Museum, Burg Wissem in Troisdorf statt.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Der Fuchs hat den kleinen Wölfen vergiftetes Wasser in die Augen gespritzt, sie sind fast erblindet.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Die Gier nach Fisch wird der Wölfin mit Ohrenmütze zum Verhängnis. Der Fuchs im Friesennerz sieht zu, wie das Loch im Eis wieder zufriert.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Neben der modischen und originellen Gewandung bestechen die Illustrationen durch wahrheitsgetreue Darstellung der Tierbewegungen. Lauströter weiß, was er zeichnet! Hat er doch ein das Sachbuch "Dogs in Motion/Hunde in Bewegung" gezeichnet und Animationen zur Hundebewegung hergestellt.

 

Jonas Lauströer, Dogs in Motion

 

2012 zeichnete er für einen Kalender Charakterköpfe, 2013 für einen Kalender Bewegungslust.

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer wurde 1979 in Hamburg geboen, wo er auch von 2001 bis 2006 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Illustration studierte; von 2006 bis 2011 war er Lehrbeaufragter für Illustration und 3D-Animation. Er arbeitet seit 2006 als freiberuflicher Illustrator. Unten sehen Sie zwei malerische Arbeiten.

 

Jonas Lauströer, Dame mit Hund am Strand, 2010

Jonas Lauströer, Sezierter Schäferhund

 

alle Bilder © Jonas Lauströer

 

Bilderbuch, Grafik, Malerei, Zeichnung