Schwarze Wolken bedeckten den Himmel, als Mika uns verließ. Der Himmel grollte. Der Regen tollte. Doch wir nahmen nur wahr, wie Mikas letzter, allerletzter Atemzug über den Rand ihres Körbchens strich.
Das sind die ersten Sätze in "Mikas Himmel", einem Bilderbuch für Kinder, das das Abschiednehmen vom geliebten Hund beschreibt. Das Buch ist Trauerliteratur für die ganz Kleinen, aber es spendet - nicht zuletzt durch die intelligente und stringente bildnerische Gestaltung von Annemarie van Haeringen - auch Erwachsenen Trost.
Wird Mika in den Himmel kommen? Und gibt es dort Äste zum Zerbeißen oder Katzen zum Hinterherjagen? Und wird Mika dort von jemandem gestreichelt? Diese und andere Fragen stellen die Kinder in der Dialog basierten Geschichte von Bibi Dumon Tak.
Bevor ich die Illustrationen zu diesem Buch sah, wurde mir der poetische, stille, aber auch unsentimentale, Zweifel säende und doch Hoffnung gebende Text vorgelesen. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie er in Bilder umgesetzt aussehen könnte.
Welch Überraschung fand sich zwischen den eher konventionell gestalteten Buchdeckeln.
Zwischen der ersten Illustration - wenige weiße Striche auf schwarzem Grund - und der letzen, die Mika fröhlich im blauen Himmel zeigt, sehen wir die Metamorphose einer schwarzen Wolke zu einem großen schwarzen Hundekörper.
Einen kurzen Moment teilten sich die Wolken, als würden sie Mika durchlassen, direkt in den Himmel.
Der Text ist in diese Hundesilhouette eingeschrieben. Mit jedem Umblättern sehen wir mehr vom Hund, der bellt, läuft und ruht. Doch wo ist Mika jetzt?
Nachdem der Hund begraben und eine Nacht vergangen ist, hörten die Kinder Gebell aus dem Himmel.
Ist Mika im Himmel angekommen?
Wir wissen es nicht.
Wir wissen es doch!
Heute vor fünf Jahren ist Rocco gestorben. Nicht so leicht wie Mika. Für ihn und alle Tiere wünsche ich mir einen Himmel.
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