Juli 2016

31. Juli 2016 - 9:06

Ein besonders interessanter Künstler ist Aaron Li-Hill, der nicht nur großformatige Wandbilder anfertigt, sondern seine Malereien auch durch Hinzufügen von gefundenen Materialien zu Skulpturen bzw. raumgreifenden Installationen erweitert.

Der 1986 in Toronto geborene und in Brooklyn lebende Kanadier hat seine künstlerischen Wurzeln in der Graffiti- und Street-Art-Szene. Analog zur zunehmenden Komplexität unserer schnelllebigen Zeit, werden auch seine Arbeiten vielschichtiger und überschreiten die Grenzen von Graffiti, Grafik-Design, Malerei, Zeichnung und Skulptur.

Thematisch setzt er sich mit den Auswirkungen von Industrialisierung, Globalisierung und Kapitalismus auf Mensch und Tier auseinander. Mehr dazu entnehmen Sie bitte seinem Artist Statement.

Seine letzte Installation "Trap the Hunter" ist noch bis Oktober 2016 im Friedman-Mincer-Gebäude in Fort Smith in Arkansas/USA zu sehen. Die Fotos zeigen die Entwicklungsschritte der Arbeit. Ich habe sie von The People's Print Shop und hi-fructose.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Auf der Wand sind in der Bewegung gleichsam eingefrorene Kojoten zu sehen. Vielleicht ist es auch nur einer, der wie bei Eadweard Muybridge Bewegung simuliert.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Mit Aerosol fertigt er Zeichnungen und Schablonen an, die er dann ausschneidet. Die Holzstreifen erweitern die gezeichneten Linien in den Raum.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Wir sehen ein Rudel Kojoten, das ein flüchtendes Rehkitz jagt. Jäger und Gejagte sind aber nicht nur Metaphern für Mensch gegen Natur, sie zeigen vielmehr auch die Auswirkungen des fortgeschrittenen Kapitalismus auf Lebewesen und die Umwelt.
Die Arbeit zeigt, so Li-Hill:

the cycle they are both locked into and the human element that influences this struggle. The white chaotic flow of wood alludes to industry and the global human effect, driving an ever more dire situation within this cycle. (vgl. hier)

Und so sieht die fertige Installation aus:

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Bereits 2015 hat sich Aaron Li-Hill in der C.A.V.E. Gallery in Los Angeles in der Ausstellung "Carbon" mit dem Kreislauf und den Zyklen des Lebens auseinandergesetzt. Der Titel erinnert daran, dass alle Materie aus Kohlenstoff besteht und zu Kohlenstoff zerfällt.

Li-Hill hat dafür zehn monochrome Arbeiten aus Graphit und Aerosol, einer Sprühfarbe, angefertigt, vier davon sehen Sie unten. In "Carbon" sind die Tiere nicht nur als Metaphern präsent, sondern auch wirklich gemeint. "Carbon", also Kohlenstoff, will unser Augenmerk darauf lenken, wie CO2-emittierende Industrien den Klimawandel verursachen und somit den Lebensraum der Tiere, Wölfe, Wildhunde, Grizzlybären etc., bedrohen.

Die Bilder sind von der Seite der C.A.V.E. Gallery. Dort finden Sie auch Angaben zur Größe und Technik.

 

Leap © Aaron Hill

 

Der Polarwolf ist eine Unterart des Wolfes und zählt zur Hundefamilie. Er lebt in unwirtlichen und menschenfeindlichen Gegenden und ist weitgehend unerforscht.

 

Constellations @ Aaron Li-Hill

 

Der afrikanische Wildhund ist der größte wild lebende Hund der afrikanischen Savanne.

 

Adapt @ Aaron Li-Hill

 

Der Mähnenwolf ist der größte Wildhund Südamerikas.

 

Search © Aaron Li-Hill

 

Der Grizzly ist natürlich ein Bär und hier, weil er so schön ist!

 

In unmittelbarer Nähe zur Galerie hat Li-Hill ein großes Wandbild eines Mähnenwolfs gesprüht. Die diagonalen Streifen, die zusätzlich zum Rhythmus der Hundebeine Dynamik erzeugen, sind durch aufgeklebtes und nach dem Sprühen entferntes Klebeband entstanden.

 

Li-Hill, Foto von chickenspeak

Li-Hill, Foto von chickenspeak
Fotos von ChickenSpeak

 

Li-Hill schloss sein Studium am Ontario College of Art und Design 2011 mit  einen BFA ab; er stellt international aus. Ein Interview mit ihm gibt es auf The People's Print Shop, eine Übersicht über sein Werk auf Global Street Art sowie natürlich auf Li-Hills Homepage (absolut sehenswert!).

 

26. Juli 2016 - 9:24

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

An alte Fresken erinnert dieser Hund in seiner zarten Farbigkeit, wie er sich leicht mit dem Kopf von seiner Liegestatt erhebt, als würde er etwas hören. Doch Sie haben kein Fresko vor sich, sondern eine Wandmalerei des jungen argentinischen Künstlers Francisco Bosoletti. Auf Einladung des Urban Canvas Project und In Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde von Varese hat er in der Unterführung der Viale Belforte das "Refugio" betitelte Bild gemalt.

Unten können Sie die Größe der Malerei abschätzen und seine Positionierung auf dem Brückenpfeiler. Folgerichtig und im wahrsten Wortsinne "unter der Brücke", also dort, wo jene leben, die kein Obdach haben, hat Bosoletti sein "Mural" angefertigt. Sehr interessant ist der Perspektivenwechsel innerhalb der Hundefigur. Zwischen Liegen und Stehen, Geborgenheit und Leere, Fläche und Linie wechselnd.

 

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

In this work I intended to represent how the search for a shelter is essential for all living things. Today, people forget how important this is. Instead the purity of a dog makes you realise how easily a shelter is made of material elements, but not so much of love, acceptance and protection. (zit. n. instagrafite)

Bosoletti spiega che in questa opera ha inteso «rappresentare come la ricerca di un rifugio sia essenziale per ogni essere vivente. Oggi le persone dimenticano quanto questo sia importante. Invece la purezza di un cane ti fa capire con semplicità di come un rifugio sia fatto non tanto di elementi materiali ma di amore, accoglienza e protezione». (zit.n. prealpina)

 

Italienisch spreche ich nicht, Englisch verstehe ich mäßig, deshalb der Versuch sinngemäß zusammenzufassen: Er will mit seiner Arbeit darstellen, wie wichtig eine Zuflucht für alle Lebewesen ist. Am Beispiel des unschuldigen Hundes zeigt er wie leicht materielles Obdach zu geben ist, wie schwierig es allerdings ist, Liebe, Akzeptanz und Schutz zu gewähren.

 

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

Francisco Bosoletti (*1988 Armstrong/Argentinien), hat Illustration und Grafikdesign in Rosario studiert und arbeitete in einer Werbeagentur, bevor er mit seinen großformatigen Wandbildern bekannt wurde. Wenn er nicht reist, um seine Kunst zu erschaffen, lebt er in seiner Heimatstadt Armstrong.

Auf seiner Instagram-Seite können Sie eine Zusammenschau über dieses poetische und sinnbildliche Werk genießen, das nicht bloß dekorativ ist, sondern mit dem Bewusstsein um soziale Verantwortung einhergeht.

Fotos © instagrafite

 

Street Art
22. Juli 2016 - 9:12

Das erste Foto zeigt den australischen Künstler Joel Rea beim Malen einer Pfote mit einem dünnen Pinsel, der nur aus wenigen Haaren zu bestehen scheint. Bis zu 700 Stunden wendet er für seine größeren Arbeiten auf. Ein Besessener der Malerei, wenn man das umfangreiche Werk des noch jungen Mannes betrachtet! Er möchte technische Perfektion in seinen Gemälden verwirklicht wissen. Das Erklimmen dieser handwerklichen Gipfel führt mitunter durch die Niederungen der Eintönigkeit. Um Durchhalten zu können, braucht er eine interessante Geschichte, die nicht nur ihn selbst begeistert, sondern die er auch dem Betrachter, der Betrachterin erzählen und offenbaren will.

 

© Joel Rea

 

Die Pfote gehört zum Bild "Killing me softly", das sicher nicht nur mich sofort an den Roman "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift erinnert - bloß mit einem Boxerwelpen und winzigen Menschen und Artgenossen erzählt.

 

Killing me softly, 2007 © Joel Rea

Walk alone, Detail © Joel Rea

Walk alone © Joel Rea

The rising sea, 2009 © Joel Rea

The adoration of youth, 2011 © Joel Rea

The ties that bind, 2009 © Joel Rea

Pursuit under silver skies, 2010 © Joel Rea

Save my love, 2008 © Joel Rea

 

Unzählige einsame Stunden malt Joel Rae also an seinen hyperrealistischen Gemälden, die uns in unendliche Weiten und surreale Welten entführen. Er erschafft ein vielfältiges Werk mit Landschaften, Tieren und Menschen. Doch bevor er seine detaillierten Szenarien ausführt, fügt er Vorlagen verschiedener Medien (aufwendig inszenierte Fotoshootings, akribisch angefertigte Skizzen etc.) zu einem Bild zusammen.

Joel Rea ist von der wilden Schönheit, Reinheit und Pracht der Natur begeistert, er setzt sie in barocke Wolkengebirge, windgepeitschtes Wasser, Felsformationen und Lichtreflexe um. Die Natur kann aber auch unkontrollierbare und manchmal zerstörerische Kräfte entfalten, was er uns beispielsweise mit apokalyptischen tsunamiartigen Wellen zeigt. Die Naturkräfte fungieren für ihn aber auch als Metapher für menschliche Emotionen. Aus vielen Gemälden spricht sein Interesse für Gegensätze: Schauen Sie sich dazu auch (ausnahmsweise) die Bildserien ohne Hunde auf seiner Homepage an, dann wird seine Absicht noch klarer. Auch das Zurückgreifen des zeitgenössischen surrealen Malers auf die Ästhetik der Romantik und des Symbolismus wird bei diesen Bildern deutlich.

 

Return to genesis, 2015 © Joel Rea

Thrice, 2007 © Joel Rea

The hungry and the hunted, 2008 © Joel Rea

Envy, 2007 © Joel Rea

Monumental desire, 2010 © Joel Rea

Monument to mankind, 2010 © Joel Rea

Positions of Command, 2011 © Joel Rea

 

Zum Abschluss sehen Sie den Künstler nochmals bei der Arbeit. Ich habe dazu zwei Aufnahmen gewählt, bei der er seine Bilder mit Tiger (im Eismeer) ausführt.

Bei dieser Werkgruppe gibt es nicht nur literarischen oder kunstgeschichtlichen Kontext, die Bilder weisen vielmehr inhaltlich über die Kunst hinaus. Es geht um Fragen der Auslöschung, des Überlebens und des Klimawandels, um den Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt, um den Gegensatz von Kultur (Papier wird ins Wasser getrieben) gegen wilde ungestüme Natur.

 

© Joel Rea

Painting Elevation, 2014 © Joel Rea

 

Großartig wie plüschig das Fell des Tigers aussieht! Trotzdem finde ich, dass diese Akribie die Sicht auf den Inhalt auch verstellt. Wie empfinden Sie das?

Joel Rea (*1983) lebt und arbeitet in Queensland, Australien. 2003 schloss er das Queensland College of Art mit einem Bachelor of Fine Art ab. Seither hat er zahlreiche Preise erhalten und stellt in Australien und international aus.

alle Bilder © Joel Rea

 

Malerei
18. Juli 2016 - 11:40

Vom Urlaub in Tirol zurück, möchte ich den Blog mit zwei Hundehaltern fortsetzen, die ihrer Liebe zum Hund mit visuellen Effekten (VFX) und Photoshop Ausdruck verleihen. Auf Mitch Boyer bin ich zufällig während des Schreibens meines letzten Beitrags über Jeong  Woojae gestoßen und er passt perfekt als Anschlusspost. Vielleicht hab ich auch einen Tipp bekommen - wenn ja, danke - ich kann mich nicht genau erinnern, der erholsame Urlaub hat anscheinend eine Erinnerungslücke hinterlassen.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bläst seinen Dackel zu monumentaler Größe - seinem eigentlichen Charakter und Wesen entsprechend - auf und verarbeitet seine Ergebnisse zu einem Kinderbuch: "Vivian the Dog Moves to Brooklyn". Vivian, der Dackel ist mit seinem Menschen von Albuquerque in New Mexico nach Brooklyn, New York gezogen und erkundet nun die große Stadt. Selbst zu beachtlicher Größe angewachsen, ist New York nicht mehr ganz so groß und bedrohlich! Wird Vivian in der kleinen Stadtwohnung bleiben oder in ihre alte Heimat zurückkehren?

 

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer, er hat sein Projekt über Kickstarter finanziert, will mit seinem Kinderbuch all jenen helfen, die große Veränderungen bewältigen müssen. Alleine in den USA müssen jährlich 5,5 Millionen Kinder zwischen einem und neun Jahren umziehen, das Buch soll mithelfen, ihnen die Veränderung ihrer Lebensumgebung zu erleichtern.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bearbeitet jedes Foto mit visuellen Effekten, die auch bei der Filmproduktion  verwendet werden. Er lebt als Fotograf, Illustrator, Autor und Regisseur in New York.

 

© Mitch Boyer

 

Mick hat natürlich eine Homepage, Vivian eine FB- und Instagram-Seite.

 

Auch Christopher Cline musste mit den Folgen eines Umzugs zurechtkommen. In Minnesota plagte ihn Heimweh nach Virginia. Doch seine Freundin erweiterte ihre Zweisamkeit um Juji, einen Goldendoodle. Mit ihm kam die Freude und die Inspiration zurück, die digital bearbeiteten Fotos ihrer gemeinsamen Abenteuer entstanden.

 

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

 

Chritopher Cline und Juji wurden zur Stars auf Instagram und Facebook.

 

Bilderbuch, Fotografie