Mai 2017

30. Mai 2017 - 16:10

Masquerade #12, 2017 © Annalynn Hammond

Masquerade #6, 2017 © Annalynn Hammond

 

Nur ein Schnitt mit der Schere oder ein Riss durch das Papier und die Beziehung des Menschen zum Hund und die Ähnlichkeit der beiden wird sichtbar. Besonders diese beiden oberen, formal ganz einfachen, aber umso wirkungsvolleren Collagen der US-amerikanischen Künstlerin Annalynn Hammond finde ich besonders großartig.

Oft reicht ein kleiner Eingriff in das Ausgangsmaterial, um Idee und Vorstellung, sie sind für Annalynn Hammond das Entscheidende bei dieser Technik, umzusetzen. Am Riss ist auch zu erkennen, dass die Collagen nicht digital erstellt sind, sondern dass die Künstlerin noch ganz konventionell schneidet und klebt: Analoge Papiercollagen at it's best!

 

Show, 2016 © Annalynn Hammond

Back To Nature, 2016 © Annalynn Hammond

Survivor, 2016 © Annalynn Hammond

Heritage #2, 2017 © Annalynn Hammond

Natural Man, 2017 © Annalynn Hammond

Winners and Losers, 2016 © Annalynn Hammond

Think like a Predator, 2016 © Annalynn Hammond

What Are You Afraid Of? 2016 © Annalynn Hammond

Vice and Virtue, 2017 © Annalynn Hammond

 

Die Künstlerin, die in Wisconsin lebt und arbeitet, verbindet in ihren Collagen unterschiedlichste Themenbereiche und Gegensätze: Mensch und Tier, Mensch und Maschine, Kultur und Natur. Sie eignet sich vorgefundenes Material aus alten Büchern und naturgeschichtlichen Magazinen an und setzt es in neue Zusammenhänge. Surreale Bildwelten entstehen, die Titel stiften ergänzend Sinn oder Verwirrung.

Ein durchgehender Stil erscheint mir bei Hammonds Arbeiten nicht erkennbar, vielmehr sind die Ergebnisse vor allem Manifestation einer Idee.

alle Bilder © Annalynn Hammond

 

Collage
16. Mai 2017 - 21:55

Noch bis zum 11. Juni 2017 ist die Sammlung Klewan - Porträt(s) der Moderne in der Orangerie des Unteren Belvederes zu sehen. Die Sammlung umfasst bedeutende Werke der internationalen klassischen Moderne bis hin zu zentralen Positionen der Nachkriegskunst. Helmut Klewan, Kunstkenner und Galerist, pflegte Kontakt zu bedeutenden österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Arnulf Rainer, Friedensreich Hundertwasser und Maria Lassnig.

Eine der ausgestellten Künstlerinnen ist Regina Götz (*1966 in Bludenz/Österreich), die von 1986 bis 1994 bei Maria Lassnig an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien studierte.

Wie Maria Lassnig thematisiert auch Regina Götz Körperwahrnehmung und -empfindung. Das Selbstporträt zieht sich als roter Faden durch das schmale Werk. Auf mehreren Bildern befinden sich Tiere, trotzdem sind die Gemälde nicht idyllisch: Schmerz und Krankheit sind in ihnen präsent. Bei genauerem Betrachten der Selbstbildnisse erkennt man den Filter im Halsbereich, den die Künstlerin nach einer Kehlkopfoperation trägt.

 

Regina Götz, o.T., 2006 und 2008 © Belvedere Wien

 

Die Gemälde lassen eine Vielzahl von Assoziationen zu. Menschliche und tierische Körper werden vermessen. Der Trend zur Optimierung des Körpers hin zur Perfektion steht im Gegensatz zu seiner realen Verwundung und Fragilität. Die Tiere fungieren dabei auch als Vermittler, die es dem Betrachter/der Betrachterin erleichtern sollen, ins Bild einzusteigen, sich auf das Bild einzulassen.

Humor und Witz ist beim unteren Gemälde zu erahnen. Die Künstlerin stellt sich als nackte "Salome" mit dem Haupt von Wolfgang Zinggl, dem Kultursprecher der Grünen, dar. Dieser "Johannes" schaut ganz ungläubig, als scheint er sich zu fragen, wie es so weit kommen konnte. Auch der Dalmatiner blickt ganz fassungslos auf das Tablett.

 

Regina Götz, o.T. © Regina Götz

 

Nur alle zwei Jahre stellt die Vorarlbergerin, die in Wien lebt, ein Bild fertig. Besondere Aufmerksamkeit beim langwierigen Entstehungsprozess widmet sie den Augen. ihr Ziel ist es, dass das Bild quasi zurückschaut. Wie schön für uns, dass auf einigen Bildern ein Dalmatiner mit dabei ist!

Quelle: Die Presse, Wiener Zeitung, Belvedere

 

Ausstellung, Malerei
10. Mai 2017 - 14:40

Sicher kennen Sie Virginia Woolf! Aber haben Sie auch schon von Vanessa Bell gehört? Sie war die ältere Schwester der Schriftstellerin und bildende Künstlerin. Als Malerin des Post-Impressionismus wurde sie in ihrer pastosen, kraftvollen Malerei vor allem von Matisse inspiriert. Neben der Malerei beschäftigte sie sich mit Illustration, Innenarchitektur und Design.

 

Vanessa Bell, Leonard Woolf's Dog Sally

 

Vanessa Bell (1879-1961) studierte an der Royal Academy School und stellte ab 1912 zuerst in London, dann auch international in Paris, Zürich und Venedig aus. Nach dem Tod der Eltern lebte sie mit ihren Geschwistern im Londoner Stadtteil Bloomsbury, wo regelmäßige Treffen mit anderen Künstlern und Intellektuellen zur Bildung der Bloomsbury Group führten. Später übersiedelten sie ins Landhaus nach Charleston/Sussex.

Im Jahr 1907 heiratete sie  Clive Bell, später zog mit dem homosexuellen Maler Duncan Grant und seinem damaligen Freund David Garnett zusammen, blieb ihrem Ehemann dennoch stets freundschaftlich verbunden. Ihre progressive Einstellung gegenüber freier Liebe und ihre allgemeine Weltoffenheit machten sie zur "bodenständigen, domestizierten Göttin" der queeren Szene von Bloomsbury. (dazu Artikel in Broadly)

 

Vanessa Bell, Leonard Woolf's Dog Sally

 

In England gilt Vanessa Bell als strahlende, unkonventionelle Figur, um die sich ein exzentrischer Freundeskreis drehte. Obwohl sie eine zentrale Figur und Muse der Bloomsbury-Gruppe war, blieb sie lange im Schatten ihrer berühmteren Schwester und wurde vor allem wegen ihres abwechslungsreichen Liebeslebens rezipiert. Erst ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod wird sie ausschließlich als Künstlerin betrachtet und ihr Werk in einer Einzelausstellung in der Londoner Dulwich Picture Gallery präsentiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Juni 2017 zu sehen.

 

Leonard und Virginia Woolf, Foto von Gisele Freund © Estate Gisele Freund/IMEC I

 

Eingang in den Blog findet Vanessa Bell, weil sie auch Sally, den Hund ihres Schwagers Leonard Sidney Woolf malte. Wie gut ihr das gelungen ist, sehen Sie im Vergleich mit dem unteren Foto.

 

Leonard und Virginia Woolf, Foto von Gisele Freund © Estate Gisele Freund/IMEC I
Leonard und Virginia Woolf, Foto von Gisele Freund © Estate Gisele Freund/IMEC Images

 

Quellen: Frauenbiographieforschung, Broadly, Dulwich Picture Gallery, Die Zeit

Bilder via pinterest

 

Ausstellung, Malerei