März 2025

24. März 2025 - 11:47

"My work is about a constant longing for things long past or yet to come.(…) It could be paradise, perhaps Arcadia, maybe home, or even just yesterday." (Alexander Ruben Müller zit. n. Instagram lkifgallery)

 

The Place That Cannot Be, 2024 © Ruben Alexander Müller

 

Das Bild oben trägt den Titel "The Place That Cannot Be", gleichzeitig ist es der Name einer Ausstellung mit elf Werken, die der deutsche Künstler Ruben Alexander Müller zurzeit in der LKIF Galerie Seoul zeigt. Sie stellen einen paradiesischen Sehnsuchtsort dar, in dem die Figuren in einfache, alltägliche Tätigkeiten vertieft sind: Ein Mann streichelt eine Kuh, kleine Lämmer und große Schafe werden beschützend gehalten, Granatäpfel stolz präsentiert, Rosen blühen, Obst wird geerntet und Wäsche von der Leine genommen.

 

Tuch, 2022 © Ruben Alexander Müller

 

Ich zeige Ihnen ein paar Bilder ohne Hund, damit Sie eine Vorstellung vonn der Serie erhalten. Mehr Beispiele sehen Sie hier.

 

Beach, Summer, Paradise, 2023 © Ruben Alexander Müller

Work, 2024 © Ruben Alexander Müller

 

Menschen sind oft nur als Ausschnitt gemalt, die Handlung des Streichelns, Beschützens, Haltens, der Achtsamkeit stehen im Vordergrund. Die Betrachtenden können ihre Erfahrungen und Erinnerungen auf die Figuren projizieren und reflektieren und sich mit Gesten der Fürsorge, der Wärme verbinden.

Ruben Alexander Müllers Szenen sind mit antiken und christlichen Symbolen aufgeladen (Lamm, Granatapfel, Rose). Er will zwischen seinem persönlichen profanen Erleben und einer kulturell verankerten Ikonographie eine Verbindung schaffen. Dabei gelingt es ihm zwischen diesen beiden Polen einen Raum zu schaffen, der neue, persönliche Interpretationen zulässt.

Ich verbinde mit seinen Bildern nicht primär Nostalgie, sondern die Utopie einer veganen Welt, in der Tiere keine Lebensmittel, sondern Gefährten sind.

 

Wächter im Grünen, 2022 © Ruben Alexander Müller

 

Dieser Hund heißt Diego!

 

Diego, Detaill, 2018 © Ruben Alexander Müller

 

Jetzt wissen Sie auch, warum!

 

Diego, 2018 © Ruben Alexander Müller

Erika und Leyla, 2023 © Ruben Alexander Müller

Hounds Of Love, 2024 © Ruben Alexander Müller

Leyla, 2023 © Ruben Alexander Müller

 

Sogar Müllers meisterliche Naturstudien verströmen eine Atmosphäre von stiller Wehmut und Sehnsucht: Sehnsucht nach Geborgenheit, Schutz, vielleicht sogar menschlicher Zuwendung.

 

Bau, 2017 © Ruben Alexander Müller

 

Ruben Müller (*1990 in Mönchengladbach/D) lebt und arbeitet in Dresden, wo er auch sein Diplom an der Hochschule für Bildende Künste gemacht hat.

alle Bilder © Ruben Alexander Müller

 

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Grafik, Malerei
17. März 2025 - 11:13

Mit glücklichem und aufforderndem Blick wendet sich eine vornehme Dame mit kapriziös-herber Schönheit dem Betrachter zu. Dem kleinen Terrier scheint dies nicht zu gefallen, möchte er doch die Aufmerksamkeit seines Frauchens. Er tippt mit seiner Pfote auf ihre Hüfte und fordert sie zum Spiel auf.

 

Dame mit Hund (Tilla Durieux), 1905 © Eugen Spiro, Foto Leopold Museum
Dame mit Hund (Tilla Durieux), 1905 © Eugen Spiro, Foto Leopold Museum

 

Das Gemälde stammt von Eugen Spiro, die Dargestellte ist seine Ehefrau Tilla Durieux, mit der er von 1903-1905 verheiratet war.  Es ganz im Stile der Münchner Secession gemalt, die zur Verbreitung der internationalen modernen Kunst beitrug und den Weg für den gerade entstehenden Jugendstil freimachte. Über alle stilistischen Unterschiede der Secessionsmitglieder hinaus zielte die Münchner Secession dabei auf die Verwirklichung des Ideals der künstlerischen Freiheit ab.

Eugen Spiro (*1874 in Breslau/P, gest. 1972 in New York City/USA) ist heute nahezu in Vergessenheit geraten. Anfang der dreißiger Jahre begann der Aufstieg des Nationalsozialismus erste Schatten auf Spiros Leben zu werfen. Obwohl 1933 in den Vorstand der Berliner Secession wiedergewählt, legte Spiro alle Ämter nieder, um möglichen antisemitischen Attacken keine Angriffsfläche zu bieten. Im Oktober 1935 entschloss sich Spiro zur Emigration nach Paris. Der deutsche Einmarsch 1940 zwang das Ehepaar Spiro zur erneuten Flucht. Über Biarritz, Marseille, Lissabon emigrierte es in die USA. Auf Wikipedia findet sich ein sehr ausführlicher Beitrag über Leben und Werk von Eugen Spiro.

Tilla Durieux (*1880 in Wien/A, gest. 1971in Berlin/D) war eine gefeierte Theater- und Filmschauspielerin, politische Aktivistin, künstlerische Visionärin und eine der meistporträtierten Frauen ihrer Zeit. Max Slevogt, Lovis Corinth, Max Beckmann aber auch Auguste Renoir und Franz von Stuck haben sie gemalt.

Der Grund für die Fülle an Porträts liegt nicht nur an ihrer Bekanntheit als Schauspielerin, sondern nicht zuletzt an ihrem zweiten Ehemann Paul Cassirer, der damals zu den bedeutendsten Kunsthändlern Europas zählte. Cassirer ermutigte die von ihm vertretenen Künstler immer wieder zu Porträts seiner Frau.

 

Dame mit Hund (Tilla Durieux), Detail, 1905 © Eugen Spiro, Foto Leopold Museum
Dame mit Hund (Tilla Durieux), Detail, 1905 © Eugen Spiro, Foto Leopold Museum

 

Quellen: Leopold Museum, Museum Kunst der verlorenen Generation

 

Malerei
10. März 2025 - 12:33

Altbau, 2022 © Josip Novosel

 

Josip Novosel widmet die Bilderserie "The Good Boi" dem Mann mit Hund, genauer: dem homosexuellen Mann mit Hund, wie er ihm in Berlin begegnet. Die dargestellten Männer sind erfunden, es handelt sich also nicht um Freunde oder Bekannte, doch sie könnten genau so Schönebergs Straßen bevölkern. Was sind Mann und Hund füreinander, fragt sich der Künstler in seinen Bildern.

Es sind Männer, die für sich einen Hund als nichteheliches Gegenüber anschafften, mit ihm ihr Leben teilen. Hunde, sagt Novosel, seien die idealen Begleiter homosexueller Männer, die auf Ehe für alle oder für andere heteronormative Framings keine Lust verspüren, sondern lieber ein Leben ohne Beziehung, also engere Partnerschaft, führen.

Jedes Bild stellt die Zuneigung zwischen Mensch und Tier in einer geschlossenen Alltagsszene dar. Sein Augenmerk liegt auf dem Hund als Beziehungstier, als Begleiter und Spiegelwesen des Menschen. Die zentralen Protagonisten in Josip Novosels Malerei sind die bedingungslos liebenden Hunde: neben den Männern sitzend, gehorchend, hechelnd, rennend.

Novosel taucht diese kleinen Szenen in ein gesättigtes goldenes Licht - Orange- und Gelbtöne dominieren -, das aber auch harte, dunkle, unheimliche Schatten wirft.

Ein Mann döst in einem sattwarmen, sonnengelb durchfluteten Zimmer, einen kleinen grauen Hund auf dem Schoß. Ein anderer sitzt, seinen Hund streichelnd, gemütlich vor dem Kamin. Wie auf einem Sonnenstrahl liegend umarmt der nächste seinen Dalmatiner. Ruhe und Behaglichkeit, Fürsorge und Aufmerksamkeit werden großflächig und schnörkellos dargestellt.

 

Redwine, 2023 © Josip Novosel

Portrait of a man with a Dalmatian dog, 2023 © Josip Novosel

 

In einer rasanten, fast cartoonhaften Ästhetik rennt der Jogger vor dem Tannenwald. Sein Hund dreht sich zu ihm um und scheint ihn anzufeuern. Josip Novosel spielt auch immer wieder mit Stereotypen der Männlichkeit: Sein Läufer hat Schnauzbart und markant haarige Beine!

 

Morning run pace the gaze, 2022 © Josip Novosel

 

Unten sehen wir einen Durchschnittsbürger im Trenchcoat mit seinem Hund vor dem vornehmen Hauseingang. Er scheint "Sitz" zu sagen und mit der Hand zu deuten. Die Mann-Hund-Beziehung kann auch immer eine mit Befehlsgewalt sein.

 

Portrait of a man with a dog, 2022 © Josip Novosel

 

Josip Novosels Männertypen sind allesamt im nicht mehr jugendlichen Alter, eher zwischen 30 und 50, also erwachsene Menschen, die allmählich an Ruhe, Ordnung und Sesshaftwerdung denken, zu der auch Autos, schicke Altbauwohnungen und eben Hunde gehören.

Schwule wollen nicht schwul sein, sondern sie wollen so spießig sein und kitschig sein wie der Durchschnittsbürger. Sie sehnen sich nach einem trauten Heim, in dem sie mit einem ehrlichen und treuen Freund unauffällig ein eheähnliches Verhältnis eingehen können.(vgl. Rosa von Praunheim zit. n. Maurin Dietrich hier)

Wie Josip Novosel in einem Interview sagt, beschäftigt er sich in seiner künstlerischen Praxis oft mit Sehnsüchten, aber auch Angst. Kommt in "The Good Boi" die Sehnsucht nach dem trauten Heim, nach der "Unconditional Love", die Angst vor der Einsamkeit, vor dem Alter zum Ausdruck? (vgl. gallerytalk.net)

Ganz deutlich strahlt die Sehnsucht nach einem Zuhause aus seinen Bildern: der Hund, der mit ins Haus möchte, der Hund der von draußen ins Fenster schaut, Hund und Mann, die sich behaglich am Kamin ausstrecken.

Doch was wartet nach dem Rückzug ins Private? Was heißt es, älter zu werden und jenseits heteronormativer Familienmodelle zu leben? Ist der Hund unten der Verbündete im Kampf gegen die zerstörerische Kraft der Einsamkeit, an den sich der Mann fast verzweifelt klammert, während schon ein dunkler Schatten auf sein Gesicht fällt?

 

Portrait of a man with a dog, 2022 © Josip Novosel

Portrait of a man with a dog, 2023 © Josip Novosel

Territory, 2023 © Josip Novosel

aus der Serie Good Boi © Josip Novosel

 

Die gleißenden Scheinwerfer des Cabrios verdecken beinahe Fahrer und Hund, die auf weitere Eindrücke während der Fahrt warten.

 

Portrait of a man with a dog, 2023 © Josip Novosel

 

Bedingungslos ist die Liebe des freudig erwartungsvollen Mops', in dessen Augen sich die Silhouette seines zurückkehrenden Herrchens spiegelt.

Die Sehnsucht nach einer einfachen, einer bedingungslosen Liebe ist universell, trotzdem stellt Josip Novosel keine komplexen Beziehungen dar, keine WG, keine Familie mit Hund. Auch keine Hunde in Partnerschaften, die Liebesobjekte der sogenannten "Triangulierung" sind: Der Hund wird als drittes Element in die Interaktion zwischen zwei Individuen eingeführt wird, um Spannungen zu reduzieren oder Konflikte zu bewältigen. Man redet zu zweit über ein innig geherztes Haustierwesen, meint aber in allem sich und den beziehungsweise die anderen immer mit (vgl. taz)

 

Unconditional love, 2023 © Josip Novosel

 

Der Hund erfüllt bei Josip Novosel mehrere Aufgaben: "Mit ihm lässt sich als schwuler Mann ausdrücken, dass man Verantwortung übernehmen kann, trotzdem man keine Familie und Kind hat. Dass man ein sozial konformer Mensch ist, obwohl einsam." (zit. n. queer.de)

Unten sehen Sie eine Ausstellungsansicht in der Galerie Noah Klink, Berlin von 2023.

 

Ausstellungsansicht The Good Boi, 2023, Galerie Noah Klink, Berlin © Josip Novos

 

Josip Novosel (*1988 in Zagreb/Kroatien) studierte von 2009 bis 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er lebt und arbeitet zwischen Tegernsee/D, Planina Gornja/HR.

Quellen: taz, monopol, Frieze, gallerytalk.net, Galerie Noah Klink

alle Bilder © Josip Novosel

 

Malerei
7. März 2025 - 11:54

Ein kleines Blog-Zuckerl zwischendurch!

 

Ernst Ludwig Kirchner, Foxterrier im Klubsessel, 1905

 

 

Ich konnte kaum glauben, dass dieser kleine Holzschnitt "Foxterrier im Klubsessel" von Ernst Ludwig Kirchner ist und musste die Signatur mehrmals studieren! Kirchner hat sich mir als führender Programmatiker der Expressionisten, genauer der Künstlergemeinschaft "Brücke" eingeprägt, dessen Holzschnitte von spitzen kantigen Formen bestimmt sind. Dieses kleine druckgrafische Werk ist 1905 entstanden, als Kirchner 25 Jahre alt war und die "Brücke" gründete. Im Herbst 1911 zog er nach Berlin. Dort schneidet und malt er mit Vorliebe seine berühmt gewordenen modischen zackigen Frauen in den Straßen der Großstadt.

Kirchner zeigt auf einem modern wirkenden Sessel einen zusammengerollt liegenden Foxterrier. Ebenso wie das Bildformat ist die Sitzfläche des Klubsessels quadratisch. Er ist leicht perspektivisch in den Raum gedreht und hat ein angeschnittenes Untergestell. Wie in einen Ohrensessel kuschelt sich der weiße Vierbeiner zwischen die Armlehnen. Er scheint nicht nur müde, sondern ein bisschen verunsichert und schutzsuchend zu sein.

Der Schwarzweiß-Kontrast wird durch den Schwarzlinienschnitt und den schwarzen Umraum erzeugt. Auch der Sessel, der durch klare Linien besticht, bildet einen Gegensatz zum organisch geformten Hundekörper. Das sehen Sie natürlich selbst, aber so würde ich wohl meinen zehnjährigen Schülern erklären, wie eine interessante Komposition, ein wunderbares Kunstwerk entsteht.

Der kleine Foxterrier ruht übrigens in der Graphischen Sammlung der Kunstsammlungen Zwickau - Max-Pechstein-Museum.

Bild von hier.

 

Grafik
3. März 2025 - 11:18

Wo ist Leo, der schwarze Labrador?

 

Leo, 2023 © Kim Bohie

 

Die südkoreanische figurative Künstlerin Kim Bohie verbindet unterschiedliche koreanische sowie westliche Maltraditionen zu einem individuellen, sensiblen und zeitgenössischen  Stil.

Nachdem sie Stillleben und Menschen gemalt hatte, wurde die sie umgebende Natur ab den 1990er Jahren zum ihrem bestimmenden Thema. Anfang der 2000er Jahre richtete sie ihr Atelier auf der Insel Jeju-Do ein, die südlich der koreanischen Halbinsel liegt. Die dortige Landschaft wurde zu ihrem Hauptthema - die lokale Flora und ihr eigener Garten.

Auffallend ist, dass in ihren ruhigen und eleganten Gemälden nie Menschen zu sehen sind. Nur ihr geliebter Labrador Leo belebt die Momentaufnahmen der üppigen Plantagen mit ihrer fein gemalten Vegetation. Diese einzigartige Topografie und das subtropische Klima der Insel haben Kim Bohie Motive für verschiedene Werkserien geliefert.

 

Leo, 2023 © Kim Bohie

 

In ihren Serien geht es um die persönliche Verbindung zu einem Ort, wobei sie sich mit Ideen rund um Nähe - physisch und spirituell - auseinandersetzt. In den Pflanzenstudien vermittelt sie mit viel Feingefühl eine Ästhetik der Beobachtung, stellt sie Momente der einsamen Kontemplation dar.

 

"I have always been interested in my surroundings, and I always am full of adoration for every scene of nature I find around me. (…) My garden, especially, has become an alternative version of my own world, planting Washingtonia palms, Canary Island date palms, agave, hydrangea, rosemary and cactus, and my daily life within them becomes my paintings. The daily scenery that might be unnoticeable to others, things that other people may just pass by rather than an idealised perfect beauty of nature, is more magnetic to me."- (Kim Bohie, 2022, zit. n. hier)

 

„Ich habe mich schon immer für meine Umgebung interessiert und bin immer voller Bewunderung für jede Naturszene, die ich um mich herum finde, (...) Vorallem mein Garten ist zu einer alternativen Version meiner eigenen Welt geworden, in der ich Washingtonia-Palmen, kanarische Dattelpalmen, Agaven, Hortensien, Rosmarin und Kakteen gepflanzt habe, und mein tägliches Leben in ihnen wird zu meinen Bildern. Die alltägliche Szenerie, die für andere vielleicht unbemerkt bleibt, Dinge, an denen andere Menschen einfach vorbeigehen, sind für mich anziehender als eine idealisierte perfekte Schönheit der Natur.“ (übers. mit DeepL)

 

Leo, 2023 © Kim Bohie

Leo, 2023 © Kim Bohie

Towards (Leo), 2024 © Kim Bohie

 

Ihre Naturbegegnungen sind nicht dramatisch oder spektakulär, sondern intim und friedlich. Herzerwärmend und humorvoll ist ihre Herangehensweise in der Serie Leo, wo der schwarze Labrador glücklich und gelassen zwischen den Bäumen und Sträuchern ihres an das Atelier angeschlossenen Gartens liegt. Dabei hebt sie die verschiedenen Körperhaltungen des ruhenden Leo in den Nahansichten hervor und stellt die Natur mit dem breiten Spektrum des Grüns und der frohen Farben der Blüten in der Fernsicht dar.

 

Towards, 2022 © Kim Bohie

Towards, 2017 © Kim Bohie

Towards, 2021 © Kim Bohie

Towards, 2022 © Kim Bohie

Towards, 2022 © Kim Bohie

Towards, 20224 © Kim Bohie

 

Kim Bohie übernimmt die Komposition und Perspektive der westlichen Malerei und kombiniert sie mit östlichen Ansätzen der Lebendigkeit und Harmonie.

Vielleicht erinnern Sie die Kompositionen auch an die naiven Gemälde von Henri Rousseau. Die Ähnlichkeit ist allerdings nur oberflächlich: Rousseaus Gemälde entspringen seiner Fantasie (er fand Impulse in Büchern, dem Pariser Palmenhaus und Tiergarten) und er zeigt theatralische und manchmal gewalttätige Szenen, die er im wirklichen Leben nie erlebt hatte (Tierjagden, Kämpfe zwischen Tieren). Kim Bohie beschäftigt sich mit den heiteren und erhabenen Aspekten der natürlichen Welt, die sich vor ihrem Atelier auftun: mit einer Vielzahl tropischer Pflanzen, den nahegelegenen Promenaden, dem Himmel und dem Horizont zwischen den Palmen.

Ihre Werke können in diesem Sinne als eine zeitgenössische Wiederaufnahme des koreanischen "JinKyoung Sansu" - der "wahrheitsgetreuen Landschaftsmalerei" - gesehen werden, in der die Natur kontinuierlich beobachtet wird. Diese Malerei des 18. Jahrhunderts versuchte bestimmte klassische oder in gewissem Sinne endgültige Orte, unter Berücksichtigung der ihnen innewohnenden Merkmale, darzustellen.

 

Towards, 2022 © Kim Bohie

 

Ihre oft weitwinkligen Kompositionen widersprechen der linearen Perspektive in der Malerei, die die europäische Kunst von der Renaissance bis zu den Impressionisten dominierte. Stattdessen orientieren sie sich an der Tradition der koreanischen Paravents, bekannt als "Sansu Byeongpung" (Faltwand mit einem Landschaftsgemälde). Sie sind Modelle für eine Art des Sehens, in der die Natur nicht in einen engen Rahmen gestellt wird, sondern sich vor dem Betrachter entfaltet. Durch ihren speziellen Einsatz der Farbe und der Komposition wirken die Panoramabilder trotzdem zeitgenössisch.

Kim Bohie arbeitet auf Papier und Leinwand, wobei sie Tusche und Acryl verwendet, um eine Reihe von Effekten zu erzielen.

 

The Terrace, 2019 © Kim Bohie

 

Unten noch eine Ausstellungsansicht von 2023, Towards, Gallery Baton, Seoul

 

Ausstellungsansicht Towards, Gallery Baton, Seoul, 2023

 

Kim Bohie (*1952 in Seoul/Südkorea) lebt und arbeitet in Jeju, Korea. Sie war von 1993 bis 2017 Professorin für koreanische Malerei an der Ewha Womans University und von 2008 bis 2010 Direktorin am Ewha Womans University Museum. Heute ist sie emeritierte Professorin an der gleichen Institution. Kims Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Korea und international gezeigt.

Quellen: The Modern Institute, Galerie Baton

alle Bilder © Kim Bohie

 

Malerei