Januar 2012

30. Januar 2012 - 10:09

Laura Bruce-Tide Water, 2006

 

Zur Zeit zeichnet Laura Bruce kraftvolle großformatige post-romantische Landschaften, unbestimmt, ohne reale geografische Verortung, dafür umso phantastischer.

 

 

Laura Bruce, Burn, 2010

 

Noch vor ein paar Jahren waren ihre Arbeiten nicht menschenleer, sondern erzählten alltägliche Geschichten aus der amerikanischen Provinz mit ihren Häusern, Vorgärten und Hunden.

 

Laura Bruce, North

 

Dennoch war bei ihrer Untersuchung des Mensch-Natur-Verhältnisses immer eine Bedrohung spürbar: Gleich konnte die trügerische Idylle kippen, das Gewitter kommen, der Sturm hinwegfegen, der Schatten übergroß werden... Die Hunde schienen es zu spüren und sich still und heimlich aus dem Bild zu schleichen.

 

Laura Bruce - Night Dor, 2007

Laura Bruce, Prawl, 2007

 

Laura Bruce, die aus New Jersey stammt und in den USA und in London studierte, lebt seit 1990 in Berlin. Sie hat sich mit Installation, Skulptur und Video beschäftigt, bevor sie zur Zeichnung als ihrer bevorzugten Ausdrucksform fand.

 

alle Bilder © Laura Bruce

 

Zeichnung
27. Januar 2012 - 10:11

Platz ist auf dem kleinsten Bildträger - so könnte das Motto des 1957 geborenen Gunther Grabe sein, der seine Dackelporträts auf Deckel von Schraubgläsern malt.

 

Gunther Grabe, Deckel-Dackel, 2004
Gunther Grabe, Triptychon "Deckel-Dackel", 2004

 

Weitere kleine Hunde-Ölgemälde - "Alltägliches" wie die "Gassi gehen"-Serie von 2003 oder "Kleine Großigkeiten" wie die "Dackel-Bilder" von 2004 - finden sie auf der Homepage von Gunther Grabe.

 

Malerei
25. Januar 2012 - 10:31

Dana Meyer, Eisläufer, 2010-2011

 

Relativ selten stoße ich auf Bildhauerinnen, seltener auf Bildhauerinnen, die figurativ arbeiten und noch dazu Hunde darstellen. Dana Meyer, 1982 in Halle/Deutschland geboren, ist Absolventin der Studienrichtung Bildhauerei/Metall der Kunsthochschule Halle und präsentierte 2011 ihre Diplomarbeit "Eisläufer" - eine mehrteilige Stahlplastik aus kraftstrotzenden Hunden und einem sich plagenden Humanoiden. Einzeln geschmiedete Stahlsegmente sind zu Körpern geformt, welche einen erschöpfenden Existenzkampf ahnen lassen, ein Streben auf ein imaginäres Ziel hin.

 

 

Dana Meyer, Eisläufer, 2010-2011

Dana Meyer, Eisläufer, 2010-2011

 

Bis 12. Februar 2012  wird ihre Gruppe im Kunstforum Halle ausgestellt, allerdings ohne den Menschen und die Eisschollen, da die ganze Figurengruppe zu schwer ist. Dazugefügt wurde allerdings ein weiterer Hund. "Eisläufer" ohne Eisläufer demnach. Aber hier interessieren ja die Hunde. Ein Glücksfall für uns, die neue Aufstellung.

 

Dana Meyer, Neuaufstellung, 2012

Dana Meyer, Brutus, 2010

Dana Meyer, Hund, 2010

 

Dana Meyer malt auch. Auf ihrer Homepage findet sich eine interessante Gassihühner-Serie.

 

Skulptur
22. Januar 2012 - 16:39

Arnold Corey, Crazy the dog and finnmark boulder, 2008

 

Ein charmantes Foto - der anmutige Hund balanciert würdevoll und formvollendet auf einem Stein – farblich eingepasst in den Hintergrund einer kargen arktischen Landschaft: Mich hat dieses Foto so angesprochen, dass ich die Printausgabe des Temp Magazins #2 bestellt habe und seit ein paar Tagen in Händen halte. Vielleicht, so war meine Hoffnung, fänden sich noch mehr Aufnahmen dieses Fotografen darin.

 

Das Temp Magazin ist ein Web-to-Print-Magazin, die Leser der Online-Ausgabe bestimmen durch Voting die Inhalte der Print-Ausgabe mit. 40 Künstler, Fotografen, Designer und Typografen erhielten für ihre Arbeiten die meisten Stimmen der User und schafften es von der Temp Website ins gedruckte Magazin.

 

 

TEMP MAGAZIN, Cover, 2011
© Temp Magazin

 

Corey Arnold heißt der Fotograf des Titelbildes, der tatsächlich im Inneren eine Bildstrecke hat, zum Thema Fish-Work. Corey ist ein alaskischer Berufsfischer, der jährlich zwei bis drei Monate beim kommerziellen Fischfang in Alsaka und Europa arbeitet und die restliche Zeit des Jahres unter anderem mit Reisen und Ausstellen seiner Fotografien bestreitet. Sein Lebenswerk bzw. Dauerprojekt ist das fotografische Darstellen des weltweiten Fischfangs.

 

 

Arnold Corey, Loneliness 2, 2008
"Loslassen!" würde der Fisch wohl schreien, könnte er...

Arnold Corey, Loneliness, 2008
... und "verpiss dich".

 

Eine Wekgruppe zeigt Fischer, die in liebevoller zärtlicher Inszenierung ihre toten Opfer umarmen. Für mich sind diese Darstellungen an Obszönität kaum zu überbierten, erst töten, dann liebkosen, dazu noch ein unverständlicher Titel wie "Loneliness". Corey selbst beschreibt sein Werk als Auslotung und Untersuchung der Mensch-Tier-Beziehung in der modernen Welt. Die Untersuchung eines Mannes, der schon seinen ersten Fisch fing, als er noch eine Windelhose trug und der das Fischen als identitätsstiftend beschreibt! Ich kritisiere an dieser Stelle nicht primär das Töten, sondern die pervertierte Inszenierung der Tiere, die noch nach ihrem Tod missbraucht werden.

Unten ein paar weitere Hundebilder Coreys:

 

Arnold Corey, Crazy and Camilla, 2008

Arnold Corey, Escaping Finnmark, 2008

Arnold Corey, Pure Seine Guardian, 2010

Arnold Corey, Dog Hopping, 2008
alle Fotos (mit Ausnahme des Temp Magazin Covers)  © Arnold Corey

 

2011 erschien bei Nazareli Press das Buch "Corey Arnold, Fish-Work: The Bering Sea". Zahlreiche Besprechungen gaben näheren Einblick in Coreys Arbeit (z.B. GoSee und derFreitag) und gingen auch auf die Problematik der Hochseefischerei ein, wie z.B. die NZZOnline. Im Blog my love for you. finden sie ein längeres Interview mit Corey.

 

Buch, Fotografie
16. Januar 2012 - 1:12

Gleichzeitig sind in Wien zwei Ausstellungen großer Magnum-Fotografen zu sehen: Robert Capa im Collegium Hungaricum und Henri Cartier-Bresson im Kunsthaus Wien. Magnum Photos, eine Foto- und Fotografenagentur, wurde am 27. April 1947 unter anderem von Robert Capa und Henri Cartier-Bresson in Paris gegründet. Auslöser zur Gründung einer Agentur war ihr Wunsch, die Rechte über die eigenen Bilder gegenüber den großen Magazinen und Agenturen besser sichern zu können.

Capa war vor allem ein Kriegsfotograf, dessen Ruhm auf den Aufnahmen aus dem spanischen Bürgerkrieg gründete. 2008 tauchten Tausende unveröffentlichte Bürgerkriegs-Negative in Mexiko auf, die fast 70 Jahre als verschollen galten. Auch Capa starb 1954 in Vietnam in dem Glauben, dass sie vernichtet seien.

Auch in Kriegszeiten begleitet der Hund den Menschen, weshalb sich der eine oder andere Hund auf Capas Fotos findet. Das erste zeigt seine Lebensgefährin Gerda Taro in Paris:

 

Robert Capa, Gerda Taro mit einem Hund in Paris, etwa 1935-1936
Robert Capa: Gerda Taro mit einem
Hund in Paris, etwa 1935-1936, © International Center of Photography/New York

Robert Capa, Truman Capote hält einen Hund in Italien, 1953
Robert Capa: Truman Capote hält einen Hund, Italien, 1953

 

 

 

Robert Capa, Bombardiertes Barcelona, 1939
Robert Capa: Bombardiertes Barcelona, 1939, © International Center of Photography/New York
Eine Frau und ein Hund suchen Schutz vor einem Luftangriff.

Robert Capa, Flüchtling, 15.1.1939
Robert Capa: Flüchtling, 15.1.1939. Eine Frau flüchtet mit ihrem Hund, nachdem ihr Sohn und Mann im Krieg getötet worden waren.

Robert Capa, Soldat mit Hund im Helm, Tunesien, März -April 1943
Robert Capa: Soldat mit Hund im Helm, Tunesien, März -April 1943

 

Henri Cartier-Bresson, der ursprünglich Malerei studiert hatte, wandte sich in den 1930er Jahren der Fotografie zu. Er reiste unter anderem durch Europa, mehrmals nach Amerika, nach Indien, Pakistan und in die Sowjetunion und verbrachte dort jeweils längere Zeit, sodass er sich auch nicht als Reisefotograf verstand, sondern als Beobachter unterschiedlichster Menschen und Kulturen. Obwohl für ihn das Auslösen im 'entscheidenden Augenblick' wichtig war, kam dem Bildaufbau eine wesentliche Bedeutung zu.

 

Henri Cartier-Bresson, William Faulkner, 1947
Henri Cartier-Bresson: William Faulkner, 1947, © Magnum Photos

Henri Cartier-Bresson, Mexiko, 1963
Henri Cartier-Bresson: Mexiko, 1963, © Magnum Photos

Henri Cartier-Bresson: Auberviliers, 1971
Henri Cartier-Bresson: Auberviliers, 1971

Henri Cartier-Bresson, Frankreich, 1953
Henri Cartier-Bresson, Frankreich, 1953

Henri Cartier-Bresson, Frankreich/Paris, 1956
Henri Cartier-Bresson: Frankreich/Paris, 1956

Henri Cartier-Bresson, Österreich/Wien, 1953
Henri Cartier-Bresson: Österreich/Wien, 1955

 

Auf der Magnum Homepage finden Sie annähernd 100 Fotos mit Hunden, ich habe nur diese wenigen ausgesucht, um zu zeigen, wie formal streng komponiert jede Aufnahme ist und wie selbstverständlich und gelassen Cartier-Bresson die Nähe zwischen Hunden und Menschen darstellt.

 

Ausstellung, Fotografie
13. Januar 2012 - 12:52

Die Hundebilder von Titanilla Eisenhart gehören, neben denen von Alois Mosbacher, zu meinen liebsten Hundedarstellungen, wenn auch ihr malerischer Ansatz ein ganz anderer Ist. Erstmals aufgefallen sind mir ihre großen Gemälde 2006 bei einer Ausstellung in der Schmuckgalerie "Stoß im Himmel". Seit damals besitze ich den kleinen Leporello "HUND, mattschwarz", der Bilder schwarzer Hunde versammelt (Labradore?), deren Augen und Schnauzen man nur subtil erkennt und die fast reine Silhouetten bleiben. Dort findet sich auch Titanilla Eisenharts Motto: "For me, the dogs are both an excuse and a reason for painting these pictures".

 

 

Titanilla Eisenhart, Leporello 'HUND, mattschwarz'
Titanilla Eisenhart: Leporello 'HUND, mattschwarz'

Titanilla Eisenhart: 'Afra Adalgard', 1999
Titanilla Eisenhart: 'Afra Adalgard', 1999

Titanilla Eisenhard: 'Ford', 2000
Titanilla Eisenhard: 'Ford', 2000

Titanilla Eisenhart: 'Ich selbst', 2002
Titanilla Eisenhart: 'Ich selbst', 2002

Titanilla Eisenhart: 'Elsa', 2003
Titanilla Eisenhart: 'Elsa', 2003

Titanilla Eisenhart: 'Helmut' als Cover
Titanilla Eisenhart: 'Helmut' als Cover des
The All Season Fashion Paper - FallWinter Magazins

Titanilla Eisenhart: 'Ewald', 2003
Titanilla Eisenhart: 'Ewald', 2003

Titanilla Eisenhart: 'Silvie und die Wolke des Grauens', 2004
Titanilla Eisenhart: 'Silvie und die Wolke
des Grauens', 2004

Titanilla Eisenhart: Katalog Cover, 2007
Titanilla Eisenhart: 'Lárrangement du jour', Katalog Cover, 2007

Titanilla Eisenhart: 'All my love', 2006
Titanilla Eisenhart: 'All my love', 2006

Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Because you are a lady and I am a man', 200
Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Because you are a lady and I am a man', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Mortimer', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Mortimer', 2007

Titanilla Eisenhart: 'L'arrangement du jour', 2007
Titanilla Eisenhart: 'L'arrangement du jour', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Der Tag an dem Mucha freundlich wurde', 200
Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Der Tag an dem Mucha freundlich wurde', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Buffalo Bob', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Buffalo Bob', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Die Gegenwart', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Die Gegenwart', 2007

Titanilla Eisenhart
Titanilla Eisenhard: Foto via "esel"

Titanilla Eisenhart: 'L'obsession'
Titanilla Eisenhart: 'L'obsession', Foto: Artothek des Bundes

 

Neben den großformatigen Acrylbildern beherrscht sie auch die (dem Format nach) kleinen Sujets: Collagen, Weinetiketten, anlassbezogene grafische Arbeiten wie z.B. die Bilderbuchhochzeit.

 

Titanilla Eisenhart, Weinettiketten
Titanilla Eisenhart, Weinettiketten

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit; Fotos via "Alessandrini Design"

 

Titanilla Eisenhart, 1961 in Wien geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Prof. Kogler. Sie selbst unterrichtet an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg und an der Wiener Kunstschule.

Mit dem letzten Bild möchte ich den Leserinnen und Lesern meines Blogs ein gesundes und erfolgreches Jahr 2012 wünschen!

 

Titanilla Eisenhart: 'Such luck' oder 'Herr Titanilla im Glück', 2008-2009
Titanilla Eisenhart: 'Such luck'
oder 'Herr Titanilla im Glück', 2008-2009

 

Wenn nicht anders angegeben, stammen die Bllder von Titanilla Eisenharts Homepage.

 

Buch, Grafik, Malerei
10. Januar 2012 - 1:05

Auf das Werk des 1954 im steirischen Strallegg/Österreich geborenen Alois Mosbacher stoße ich seit über 25 immer wieder. Schon in den 80er Jahren, die von den "Neuen Wilden" - einer sehr expressiven gestischen Malerei - , volkommen bestimmt waren, hat mir Mosbachers mehr poetischer und figurativer Zugang immer sehr gut gefallen. Auch damals hat er sich inhaltlich schon mit der Natur, Pflanzen und Tieren, auseinandergesetzt. Unten habe ich zwei Beispiele aus dem Katalog "Mosbacher" von 1985 ausgewählt.

 

Alois Mosbacher, Die Waage, 1985
Alois Mosbacher: Die Waage, 1985

Alois Mosbacher, Die Brücke, 1985
Alois Mosbacher: Die Brücke, 1985

 

Von 2000-2003 malte Mosbacher Hunde(köpfe). Anlass dazu waren zwei Hunde, die er während eines Aufenthalts in Los Angeles im Haus eines Freundes betreuen musste. Er malte allerdings nicht bestimmte Hunde mit dem Ziel der Ähnlichkeit oder mit dem Anspruch den Typus Hund schlechthin zu malen. Er nahm sich vielmehr auch Plastikspielzeugtiere als Vorlage, sogar verschwommene Fotos dieser Plastikfiguren, ja sogar Figuren, die keine Hunde darstellten. Dann begann das Malen als haptische, skulpturale Sache: "[..] die Schnauze mehr nach vorn ziehen, dazu jetzt große Kulleraugen, einmal die Ohren tief hinuntergezogen, dann wieder steif stehend...und die Lust das zu tun und die Willkür, mit der man das machen kann". Die Parameter Schnauze, Augen, Ohren wurden zu immer neuen Gesichtern verschoben. Dabei steht nicht das Interesse am Hund im Vordergrund, schon gar nicht mit seinen emotionalen Beziehungen oder ikonographischen Bestimmtheiten, ebensowenig der Hund als Projektionsfläche, sondern die Malerei "an sich". Alles nachzulesen in dem wunderschön gestalteten Buch "Hund", das neben Mosbachers Malereien und Zeichnungen auch Texte von Elfriede Jelinek, Wolf Haas, Franzobel u.a. enthält sowie das Gespräch zwischen Martin Walde und Alois Mosbacher. aus dem obiges Zitat entnommen ist. (S 115 ff)

 

Alois Mosbacher, Bera
Alois Mosbacher: Bera

Alois Mosbacher, Andritz
Alois Mosbacher: Andritz

Alois Mosbacher, Conrads
Alois Mosbacher: Conrads

Alois Mosbacher, Gordon
Alois Mosbacher: Gordon

Alois Mosbacher, Lola
Alois Mosbacher: Lola

Alois Mosbacher, Haller
Alois Mosbacher: Haller

Alois Mosbacher, Morales
Alois Mosbacher: Morales

Alois Mosbacher, P3
Alois Mosbacher: P3

Alois Mosbacher, Selma
Alois Mosbacher: Selma

Alois Mosbacher, Raab
Alois Mosbacher: Raab

Alois Mosbacher, Sing
Alois Mosbacher: Sing

Alois Mosbacher, Jagger
Alois Mosbacher: Jagger

Alois Mosbacher, Rust
Alois Mosbacher: Rust

alle Bilder © Alois Mosbacher, 2000-2003

 

Hund. Alois Mosbacher. Cover

 

Hund. Alois Mosbacher, Jung und Jung, Salzburg und Wien, 2003, ISBN-10: 3-902144-63-7

 

Buch, Malerei
7. Januar 2012 - 10:40

Vorgestern hatte mein Freund Geburtstag und wir spazierten durch den Wiener 7. Bezirk, was eher selten vorkommt, weil dort die Gelegenheiten zum Geldausgeben sehr breit gestreut sind. So führten uns seine Füße auch in die Bilderbox, ein gut sortiertes Geschäft, das Comics und Artbooks und Cans (zum Graffitisprayen) führt – wir verließen es mit seinem neuen Jodorovsky/Fructus. Überrascht war ich, als ich in der Bilderbox Bücher von Anke Feuchtenberger sah, derern "hollandische Schachtel" ich zuletzt vorstellte, so zum Beispiel "Die Hure H". Außerdem fiel mir mein letzter Besuch dort ein. Ich war auf der Suche nach Comics mit Hunden, fand aber nur "Laika" (dazu vielleicht ein anderes Mal), was ich nicht kaufen wollte, da ich nicht den halben Tag verweint zu Hause sitzen wollte – es handelt von der Hündin Laika, die 1957 an Bord des sowjetischen Flugkörpers Sputnik II ins Weltall geschossen wurde und dort qualvoll starb.

Doch dann fiel dem freundlichen, hilfsbereiten und charmanten Verkäufer noch etwas ein – und er schenkte mir Mimi's Couch.

 

Mimi's Couch Cover

Mimi's Couch 1

Mimi's Couch 2

Mimi's Couch 3

Eine Ode an die Reinlichkeit:

Mimi's Couch 4

Mimi's Couch 5

In dem Heftchen findet sich als Kontaktangabe nur folgende email-Adresse: gordon_shumway [at] lavabit [dot] com. Ob sie auf dem Melmac, bei den Tanners oder bei Lukas Ettl landen, weiß ich allerdings nicht.

Bilderbox: Kirchengasse 40, A-1070 Wien, Mo-Fr 11.00-19.00, Sa 12.00-18.00, Facebook.com/Bilderbox

 

Buch, Grafik
4. Januar 2012 - 12:47

Zwei Frauen mit Fächer, ein rätselhafter Titel: Nichts deutet beim Betrachten des Buchcovers von "Die hollandische Schachtel" an eine Erzählung mt Hund hin: Das kann neugierig machen – es wäre allerdings Schade, wenn Hundefreunden dieses kleine Buch entginge, denn unerlässlich ist es für jeden, der Hunde liebt: Spricht doch durch die Hand der Zeichnerin aus jeder Seite tiefes Verständnis und Zuneigung für Hunde. Und dieses Verständnis, durch die Stimme der holländischen Hündin Yette dargeboten, ist es, was dieses Buch ausmacht.

 

 

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel

 

Anke Feuchtenberger erzählt aus der Sicht ihrer Hündin und erspart uns Lesern und Vorlesern Verniedlichungen und Vermenschlichungen jeder Art. Vielmehr erfahren wir von Yettes Alltag und vom Lauf des Lebens, so auch sehr berührend, aber gleichzeitig unsentimental und lapidar von ihrem tot geborenen Welpen. Jeder, der sich mit Tieren beschäftigt, weiß - auch ohne verhaltenspsychologische Untersuchungen zu bemühen - , dass Tiere trauern können, und Yette drückt es ganz simpel aus: "Mein Mensch weinte. Wir hingegen wissen nicht, wie man Tränen macht". Vielleicht hätten manche Menschen mehr Empathie für Tiere, besäßen sie diese Möglichkeit ihr Leid auszudrücken.

Nun, der Hund ist gut aufgehoben in diesem Buch, Yette in ihrer Familie, in der die Hündin als Partnerin von ihren Menschen angenommen, getröstet und umsorgt wird.

 

 

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel

 

Das Buch wird zweifelsohne jeden Hundeliebhaber begeistern. Anke Feuchtenberger bezeichnet es allerdings als "Bildgeschichte für Kinder", das spricht für sie, sollte man Kindern doch nur das ästhetisch Beste anbieten. Da ich mich - neben Hunden - auch sehr für Bilderbücher interessiere und gerade ein Skriptum zur Rolle der Kinder- und Jugendliteratur in Lese- und Mediensozialisation lese, folge ich ihrer Zuordnung gerne. Denn:

"Kinder finden im Bilderbuch konstruierte Modelle für Lebenswirklichkeiten und darüber denken sie nach", lese ich auf Seite 11 (Literaturangabe ganz unten): Richtig, denke ich, das Bilderbuch soll nur nicht didaktisch daherkommen (macht "Die hollandische Schachtel" keinesfalls) oder nach potenziellem Lernzuwachs ausgewählt werden; im Sinne eines "Vorlesens im Dialog" und des "Buchs als Erzählanlass" eignet sich "Die hollandische Schachtel" gut, um über Hunde als eigenständige, individuelle Lebewesen (und nicht als funktionalisierte Bedürfnisbefriedigungsmaschinen für Kinder und Eltern) zu sprechen.

Kinder brauchen "eine große Vielfalt von unterschiedlichsten und bildnerisch wie inhaltlich herausfordernden Bilderbüchern" (S 12): Auch in bildästhetischr Hinsicht ist "Die hollandische Schachtel" ein Gewinn für Kinder: Es ist ästhetisch nicht 'herausfordernd' im Sinne von formaler Neuartigkeit oder Irritation, aber es ist provozierend in seiner Schlichtheit und in seinem Realismus. Wohltuend hebt es sich sowohl in Format, Lese- und Blätterrichtung als auch stilistisch vom kulleräugigen Hundebilderbuchramsch à la Struppi auf dem Bauernhof, der Kindern oft vorgesetzt wird, ab. In kleinen, manchmal hintergrund- und perspektivelosen Zeichnungen, mit Buntstift koloriert, gelingt es Anke Feuchtenberger Yettes Universum - ausgedrückt vor allem durch ihre Mimik und Körpersrache, ihre Vorstellungen und Interaktionen - sichtbar werden zu lassen.

Ein "Bilderbuch für Kinder"? Ja. Ein "Bilderbuch für Erwachsene"? Auf alle Fälle!

Hier einige eingescannte Beispiele aus dem Buch, die hoffentlich nicht zu viel von Yettes Leben verraten:

 

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel 1

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel 3

Feuchtenbergerowa mit Yette und Ada: Die hollandische Schachtel

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel

Feuchtenbergerowa, Die hollandische Schachtel

 

Anke Feuchtenberger unterrichtet seit 1997 in Hamburg an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Zeichnen und Illustration, ihr vielfältiges Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Comics, Plakate, Druckgraphik, Kostüme sowie Marionetten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Das und viel mehr können sie auf Wikipedia nachlesen.

Besser gefällt mir ihre Selbstdarstellung am Klappentext: "Anke Feuchtenberger wurde 1963 in Berlin/Ost geboren und wuchs in Gärten und in der Nähe von Wäldern mit Seen auf [...] Sie lebt nun mit ihrem Freund und zwei Hündinnen in Gärten und in der Nähe von Wäldern mit Seen." Verwundert es, dass ein derart eingerahmtes Leben solch ein Kleinod wie "Die hollandische Schachtel" hervorbringt?

Anke Feuchtenberger: Die hollandische Schachtel, MamiVerlag, Quilow, 2011. Erhältlich über den MamiVerlag und in ausgewählten Buchläden und Geschäften in Hamburg, Berlin, Greifswald und Bologna.

Zitate aus: Christine Benthin: (Medien)-Kontexte des Lesens. Zur Rolle der Kinder- und Jugendliteratur in Lese- und Mediensozialisation (=Basics 02), Studienstelle für Kinder und Jugendliteratur (Hg.), Wien, 2011

 

Buch, Grafik
2. Januar 2012 - 10:17

Nachdem das Durchforsten meiner Plattensammlung nach Cover mit Hunden nicht sehr erfolgreich war, habe ich ein bisschen gegoogelt und eine kleine, feine Auswahl der letzten 40 Jahre zusammengestellt. Wie wohl jeder, der an einer Stelle zu googeln beginnt, komme auch ich vom Hundertsten ins Tausendste. Bei der Bildersuche sehe ich vieles, was ich gar nicht sehen will und erst verkraften muss: Wo es um Hunde geht, sind Bilder von Tierquälerei und falscher "Tierliebe" nicht weit. Aber ich lerne viel Neues kennen, vor allem aber ergeben sich neue Zusammenhänge, die Welt wird kleiner. Schon wieder sind ein paar Stunden vergangen.

Die Cover, die ich zusammengetragen habe, sind im Wesentlichen chronologisch geordnet, manche mit Bemerkungen oder Links ergänzt.

 

Paddy Roberts
Paddy Roberts, Songs for Gay Dogs, 1963

Auf Paddy Roberts' Cover bin ich in einer Sammlung der hässlichsten Plattencover der Welt gestoßen, der Hall of Fame der Horror-Hüllen. Nun, vieles, was heute als hässlich gilt, war eben früher Mode. Die Hässlichkeit der meisten Cover ergibt sich aus unserer Distanz zu 80erJahre-Disco und Frisuren und Kleidung der 60er. Schönheitspreis gewinnt Roberts' Cover natürlich nicht, aber zu den hässlichsten braucht es wohl nicht zu zählen.

 

The Stooges
The Stooges, I wanna be your dog, 1969

Crosby, Stills, Nash & Young
Crosby, Stills, Nash & Young, Déjà vu, 1970

James Taylor
James Taylor, One Man Dog, 1972

Van Morrison
Van Morrison, Veedon Fleece, 1974

Das zweite Cover von Van Morrison mit Hund - Days like this - steht auch in meiner Plattensammlung, sehen Sie im Blogbeitrag "Birds and Bears".

 

David Bowie
David Bowie, Diamond Dogs, 1974

David Bowie
David Bowie, Diamond Dogs, 1974

Eric Clapton
Eric Clapton, There' s one in every crowd, 1975

Pavlov's Dog
Pavlov's Dog, Pampered Menial, 1975

Pavlov's Dog
Pavlov's Dog, Third, 1994 (Re-Release)

Pavlov's Dog war mir gänzlich unbekannt, bis ich auf diese Cover gestoßen bin. Die Band brachte in den 1970er Jahren zwei Platten heraus. Die dritte Platte  erschien nur mehr als Bootleg, die Band war von der Plattenfirma zuvor gefeuert worden. 1994 erschien beim deutschen Label TRC ein Reissue. (Mehr zur verworrenen Plattengeschichte hier unter Discography.) Interessant daran ist, dass das Cover einfach von Rick Springield übernommen und popart-gemäß bearbeitet wurde.

 

 

Rick Springfield
Rick Springfield, Working Class Dog, 1981

Rick Springfield
Rick Springfield, Success hasn' t spoiled me yet, 1982

Rick Springfield
Rick Springfield, Karma, 1999

Den Namen Rick Springfield habe zwar schon einmal gehört, allerdings kenne ich seine Musik nicht. Ich wollte etwas über den Hundefreund erfahren und habe seine Homepage besucht. Sofort ist mir ein Video aufgefallen, das mich zu Tränen rührte: Eine Liebeserklärung an seinen verstorbenen Hund Gomer. Sie wissen, wie sehr ich alte Hunde liebe, ich lebe ja mit so einem alten "Wackelbären", je älter er wird, desto mehr lebe ich mit der Angst vor seinem Tod. Da viele meiner Bekannten auch alte Tiere aus den Tierschutzhäusern holen, ist ihr Sterben ständig gegenwärtig.

 

 

Joni Mitchell
Joni Mitchell, Dog Eat Dog, 1985

 

The Pogues
The Pogues, The Best of th Pogues, 1991

Wie vermutet ist dieses Cover von William Wegman und einem seiner Weimaraner. Er ist wohl neben Elliot Erwitt inzwischen der berühmteste Fotograf von Hunden - nachdem er in den 1970er Jahren als Zeichner, Maler und Videokünstler begann.

 

Johnny Cash
Johnny Cash: American I, 1992

Blur
Blur, Parklife, 1994

Beastie Boys
Beastie Boys, Some Old Bullshit, 1994

Faith No More
Faith No More, King for a Day, 1995

Beck
Beck, Odelay, 1996

Bei diesem Cover musste ich sofort an Tim Flach und seine Tierbilder denken, Becks Cover zeigt die gleiche Rasse wie Flachs berühmtes Bild, einen Komondor - der Bob Marley der Hundewelt. Ein herrliches und informatives Video über diese Rasse sehen sie auf 101 dogs.

 

Tim Flach
Ein Konmondor von Tim Flach

Snowpatrol
Snow Patrol, Ask me how I am, 2000

The Mole
The Mole, One foot on either side of the ladder, 2005

Weezer
Weezer, Raditude, 2009

Seasick Steve
Seasick Steve, You can' t teach an old dog new tricks, 2011
Foto © Claire Sambrook

Dieses tolle Cover, so liebenswert präsentiert, habe ich auf flickr entdeckt. Sofort habe ich an eine charmante junge Band gedacht. Wie überrascht war ich jedoch, als sich Seasick Steve als ein 1941 in Oakland geborener Bluesmusiker herausstellte. Der Plattentitel - You can' t teach an old dog new tricks - bekommt eine neue Bedeutung, wenn man weiß, dass der Musiker 70 Jahre alt ist. Steve, der ein Leben als Hobo führte, nahm erst 2004 sein erstes Soloalbum auf. In Großbritannien erreichte er 2007 Popularität durch einen Auftritt in der Silvestershow von Jools Holland, wo er drei Titel spielte. (Alles nachzulesen auf Wikipedia). Nun, Jools Holland war heuer mit seiner Show im Porgy & Bess, einer seiner Gäste war Marc Almond, dessen "Vogel-Cover" ich Ihnen bei "Birds and Bears" gezeigt habe. Der Kreis schließt sich.

 

Die Grundlage zu dieser Sammlung bildete ein Bericht über Hundecover auf Four, einem Magazin für Kunst, Design, Lifestyle, Mode und anderen "dog-centric" Themen, die für Hundeliebhaber interessant sein können.

Joni Mitchells und Crosby, Stills, Nash & Young-Cover habe ich von einem Blog für Vinyl-Sammler, der täglich mehrere Platten fotografisch aufwendig dokumentiert. Danke!

 

Grafik, Musik