November 2011

30. November 2011 - 7:31

Heute vor einem Jahr ist der New Yorker Fotograf Garry Gross gestorben. Ihm verdanken wir eine unvergleichlich herzerwärmende, nahezu herzzerreißende Fotoserie alter Hunde, das Senior Dog Project. Seine ausdrucksstarken Aufnahmen lassen uns in die Seele der Hunde schauen, erzählen von einem lange gelebten Hundeleben.

 

Gross begann als Modefotograf und wurde erst später ein begnadeter Hundefotograf und Hundetrainer. Dabei konnte er zwei Fähigkeiten miteinander verbinden: Er inszenierte und beleuchtete die Hunde für seine großformatigen Studiobilder, wie er es bei den Mode-Shootings getan hatte; und er konnte gut mit ihnen umgehen, sie beruhigen, sodass sie nicht vor dem Blitz erschraken.

 

 

Garry Gross, Biscuit und Razz

 

Garry Gross, Charlie, 14 Jahre

 

Garry Gross, Chico, 12 Jahre

 

Garry Gross, Diamond, 14 Jahre

 

Garry Gross, Tripp, 17 Jahre

 

Garry Gross, Samson, 13 Jahre

 

Garry Gross, Al, 12 Jahre

 

 

Musikliebhaber kennen vielleicht Lou Reed's Album "The Bells" - Gross fotografierte ihn 1979 für das Cover. Schon 1975 schoss er Fotos der zehnjährigen Brooke Shields, das sie in der Badewanne zeigt. Nachdem sie in "Pretty Baby" frühen Ruhm erlangte, wollte sie die Verbreitung dieser peinlichen Fotos verhindern. Ein Rechtsstreit, den Gross gewann, war die Folge.

 

Jeder, der das Glück hat, mit einem alten Hund zu leben, weiß, wieviel Größe und gleichzeitig Gelassenheit diese Tiere besitzen, wie viel Ruhe die Gefährten ins Leben bringen. Ich hoffe, dass Gross als Porträtist dieser Persönlichkeiten in Erinnerung bleibt und nicht als Kinderfotograf.

 

Alle Bilder © Garry Gross

 

Fotografie
28. November 2011 - 9:58

Georg Ferdinand Waldmüller, Ein Hund neben einem Korb Weintrauben in der Landsch

 

Ferdinand Waldmüller, der bedeutendste Maler des Wiener Biedermeier, war ein Meister in der Darstellung der Wirklichkeit. Präzise und naturgetreu wie die Meister der niederländischen Stillleben gibt er unterschiedlichste Stofflichkeiten und Oberflächenbeschaffenheiten wieder. Er hatte diese zwar in den Museen kopiert, seine Kunstauffassung war dennoch in die Zukunft gerichtet: seiner Zeit voraus trat er für die Freiluftmalerei und das Naturstudium ein. All das sieht man auch in obigem entzückenden Bild verwirklicht: Trauben, wie sie Zeuxis nicht besser hätte malen können, und ein aufmerksam gespannter Hund, zum Abenteuer und Spiel bereit.

 

Malerei
25. November 2011 - 9:22

Maria Rucker, Wolf, 2001
Maria Rucker, Wolf, 2001, Dolomit, 25 x 25 x 10 cm, Wandskulptur

Maria Rucker, Tartufo, 1998
Maria Rucker, Tartufo, 1998, black Belgian marble, 12 1/2 x 9 x 7 inches

Maria Rucker, Tiernasen 2001
Maria Rucker, Tiernasen, Wandobjekte 2001, Sandstein, Dolomit, Kalkstein, Grauer, rot-geäderter Marmor, Kalkstein, Maße verschieden, z.B. Lama 24 cm x 20 cm x 26 cm

 

Die deutsche Bildhauerin Maria Rucker hat sich in ihrem vielfältigen Werk auch mit Tieren - besser gesagt mit deren Nasen und Pfoten - beschäftigt. Die Künstlerin, die ihr Studium zu Beginn der 1990er Jahre an der Akadmie der bildenden Künste iin München abgeschlossen hat, erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, darunter 1999 ein Artist-in-Residence-Stipendium in Roswell, New Mexico, USA. Diesem verdanken die Einheimischen die 1,8 Tonnen schwere Riesenpfote. Aber auch in Deutschland ist die Künstlerin mit ihren Werken sowohl im öffentlichen Raum als auch in vielen Sammlungen vertreten. Im Sommer waren ihre Tiernasen im Münchner Haus der Kunst bei der Ausstellung "tierisch" zu sehen.

 

Maria Rucker, Paw, 1999
Maria Rucker, Paw, 1999, Kalkstein, 16 x 40 x 34 cm

Maria Rucker, Giant Paw, 2000
Maria Rucker, Giant Paw, 2000, rotes Konglomerat, 155 x 125 x 56 cm, ca 1,8 t, Roswell,
New Mexico/USA

Die Künstlerin lebt in München und Carrara/ItalienDie Fotos stammen von ihrer Homepage, der großen Kunstausstellung München sowie der Pollock-Krasner Foundation.

 

Skulptur
23. November 2011 - 9:30

Mein letzter Blogeintrag galt dem japanischen Fotografen Daido Moriyama, der auch von Weegee beeinflusst war. Da passt es sehr gut, dass die Galerie Westlicht eben jenen Weegee (eigentlich Usher Felling) ab 22.11.2011 erstmals in Wien in einer Retrospektive zeigt.

Weegees Aufnahmen mit Hund habe ich dem Blog "Fans in a Flashbulb" entnommen, der Bilder aus der Sammlung des International Center of Photography thematisch aufbereitet.

 

Weegee, 1.2.1944

 

Kaum zu glauben, welch sanftes Bild der amerikanische Fotograf, der das Genre der street photography hervorgebracht hat, zu meinem Hundeblog beisteuern kann. Eigentlich waren Unfälle, Mafiamorde und Brandkatastrophen sein Metier! Auch dieser Welpe ist ein Geretteter eines Feuers. Ein Feuerwehrmann merkte, dass Ritz eine gebrochene Pfote hatte, wickelte ihn in eine Decke und brachte ihn auf die Straße.
 

Ab 1938 war Weegee der erste Pressefotograf, der ganz offiziell mit Polizeifunk ausgestattet war, oft war er der erste an den Schauplätzen; seine Aufnahmen des Geschehens - Mord, Totschlag, Gewalt, Ausschreitungen und dazugehörige Schaulustige - im oft nächtlichen New York wurden in den einschlägigen Boulevardzeitungen veröffentlicht.

 

Weegee, 20.12.942

 

Oben macht sich ein Schaulustiger ausnahmsweise nützlich, er schützt Smokey mit seinem Schirm. Obdachlose und  gesellschaftlich Abgedrängte waren ebenso fotowürdig wie Stars und Sternchen. Unten sehen Sie Gypsy Rose Lee, ein Jurymitglied beim "Miss Phantasmagoria Contest", mit ihrem Hund.

 

Weegee, 1961

 

Die letzte Aufnahme stammt vom Sommer 1942 und wurde in einem Verein inmitten von Little Italy gemacht, wo Dixie Girl, angeblich eine Mischung aus belgischem Schäferhund und schwarzem Spitz, sieben Welpen auf einem Billardtisch gebar. Sie sollten Maskottchen zu Ehren von 32 Vereinsmitgliedern werden, die in der Armee dienten.  "V for Victory" wurde hier mit einen Tag alten Welpen dargestellt.

 

Weegee, 2.8.1942

 

Ausstellung, Fotografie
21. November 2011 - 9:58

Daido Moriyama, 1938 in der Nähe von Osaka geboren, gehört zu den einflussreichsten Repräsentanten der zeitgenössischen, urbanen japanischen Fotografie. Während der 1960er und 1970er Jahre zeigte er das Aufeinandertreffen von Traditon und Moderne im Nachkriegsjapan. Der amerikanischen Einfluss und Siegesmarsch der Konsumgesellschaft wurde nicht nur als Befreiung, sondern auch als Bedrohung und nationaler Sinnverlust, als Entwurzelung empfunden. Frühzeitig und für Japan ungewöhnlich wählte er die Straße mit ihren Außenseiterexistenzen und die Rotlichtmilieus als Sujets seiner Aufnahmen.

Zu Moriyamas westlichen Vorbildern gehörten William Klein und sein legendärer "New York"-Band aus den 1950er Jahren, Robert Frank sowie der Unfall- und Mafia-Reporter Weegee. Treffend wird Moriyama als "Hunter of Light" beschrieben, der die Kamera während des Gehens hochreißt und - vermutlich ohne durch den Sucher zu schauen - auslöst. Dadurch wirken die Aufnahmen unmittelbar und authentisch. Seine Vorliebe für das Atmosphärische und Unergründliche führte auch immer wieder zu einer Abstraktion des Bildmotivs.

 

Daido Moriyama,Stray Dog, 1971
Stray Dog, Misawa, 1971 © Daido Moriyama/Taka Ishii Gallery, Tokio

 

"Stray Dog", der streunende Hund, 1971 in den Straßen von Misawa, einer Kleinstadt im nördlichen Japan, aufgenommen, gilt als Schlüsselwerk Moriyamas. Der Hund wird zum Sinnbild des Außenseiters, mysteriös und mächtig, zugleich Jäger und Gejagter, mit seiner Umgebung vertraut und doch ein Fremder. Formal spiegelt die Fotografie das wieder, für das Moriyama berühmt wurde. Wie beiläufig und verwischt aufgenommen, zeigt es eine diffuse Abstufung von Grautönen und harte Hell-Dunkel-Kontraste.

Sein Werk hatte großen Einfluss auf viele junge japanische Fotografen und blieb auch international nicht ohne Wirkung. Zahlreiche Fotobände und Ausstellungen entstanden, darunter "Stray Dog", vom San Francisco Museum of Modern Art zusammengestellt und gemeinsam mit der Japan Society Gallery, dem Metropolitan Museum of Modern Art in New York, dem Folkwang Museum in Essen und dem Fotomuseum Winterthur organisiert.

Unten sehen Sie den Fotoband zur Ausstellung: Daido Moriyama - Stray Dog, San Francisco Museum, 1999
 

Daido Moriyama, Stray Dog, Buchcover

 

Im Oktober 2012 wird die Londoner Tate Modern eine Gegenüberstellung der Fotografien von William Klein und Daido Moriyama bringen.

Offizielle Homeage des Künstlers: www.moriyamadaido.com

 

Fotografie
18. November 2011 - 9:31

Eine Künstlerin, deren Arbeiten (Mischtechnik auf Leinwand) sehr grafisch angelegt sind, ist Iris Kohlweiss. Inspiriert von mittelalterlichen Druckgrafiken bildet der gezeichnete Hund einen Ruhepol in Kohlweiss' Arbeiten, der umgeben ist von Spiralen, Kreisen, gestischen Kritzeleien oder gemalten Flächen. Quasi informell und konkret geometrisch gemalte Teile wechseln einander ab und erzeugen so einen harmonischen Ausgleich zwischen Bewegung und Ruhe.
 

Wunderbar ist ihr Farbgefühl, die getrübte Palette der sanften Pastelltöne wird durchbrochen von wenigen kräftigen Farben, die auch Humor in die Bilder bringen und so der Gefahr entgegenwirken, zu schön zu sein. Schauen Sie nur die blauen Ringelsocken an! Oder den Hund, der aus dem Bildschirm lugt, um einen unergründbaren Kosmos vorzufinden.

 

 

Iris Kohlweiss, 2008

Iris Kohlweiss, 2008

Iris Kohlweiss, Ausschnitt, 2009

Iris Kohlweiss, 2010

 

Und hier eine neue Arbeit auf Papier: Schaut der Hund nicht sehnsuchtsvoll in einen Himmel mit Fesselballonen, den Mond hinter sich wissend?

 

Iris Kohlweiss, Ausschnitt, 2011

 

Iris Kohlweiss stammt aus Kärnten/Österreich und hat an der Universität für angewandte Kunst Malerei, Animationsfilm und Tapisserie studiert, sie lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Wien. Viele weitere Werke - mit und ohne Hund - finden Sie auf ihrer Homepage.

 

Alle Bilder ©Iris Kohlweiss

 

Malerei, Zeichnung
16. November 2011 - 9:41

Die Zeichnungen der jungen kanadischen Künstlerin Amanda Nedham fallen sofort durch ihre meisterhafte handwerkliche Präzision auf. Sie zeichnet mit Bleistift auf weiches Aquarellpapier und erzeugt mit unterschiedlichen Strukturen und Tonwerten die spezifische Stofflichkeit von z.B. Fell und Textilien. Ihre Motive (hauptsächlich Hunde, Pferde und Gegenstände), deren Vorlagen sie im Internet und TV findet, fügt sie zu strengen hintergrundlosen Kompositionen zusammen, die durch Bewegung der Tiere oder faltenreiche Drapierung der Stoffe oft an Dynamik gewinnen.

Amanda Nedham, Death Shall Have No Dominion I, 2011

Amanda Nedham, Death Shall Have No Dominion I, 2011

Amanda Nedham, Death Shall Have No Dominion II, 2011
Amanda Nedham, Death Shall Have No Dominion II, 2011

 

Amanda Nedham, Like Milk & Blood I, 2011
Amanda Nedham, Like Milk & Blood I, 2011

Amanda Nedham, Like Milk & Blood III, 2011
Amanda Nedham, Like Milk & Blood III, 2011

 

Amanda Nedham: Death and Display I, 2009
Amanda Nedham: Death and Display I, 2009

Amanda Nedham, Death and Display II, 2009
Amanda Nedham, Death and Display II, 2009

 

Amanda Nedham, Sleep Of Reason I, 2008
Amanda Nedham, Sleep Of Reason I, 2008

Amanda Nedham, Tapping The Admiral III, 2009
Amanda Nedham, Tapping The Admiral III, 2009

Amanda Nedham, The Apology II, 2010
Amanda Nedham, The Apology II, 2010

Amanda Nedham, The Hunger Artist  II, 2010
Amanda Nedham, The Hunger Artist II, 2010

 

Amanda Nedham wird durch die Galerie LE vertreten. Weitere Arbeiten, Zeichnungen und Installationen, finden sie auf der Homepage der Künstlerin.

Alle Bilder ©Amanda Nedham

 

Zeichnung
13. November 2011 - 16:14

1982 in Leoben geboren, hat Robert Muntean zunächst an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Hubert Schmalix, später an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert. 2007 wurde er Preisträger des Strabag Art Award.

 

Robert Muntean, Sub rosa, 2006

 

Zuletzt waren seine 2011 in Berlin entstandenen Bilder in der Ausstellung "All that could have been" in der Galerie Gerasdorfer in Wien zu sehen.

 

Robert Muntean, Wish, 2011

© Robert Muntean

 

Malerei
10. November 2011 - 21:03

Der Mensch steht im Mittelpunkt von Esther Fritzsches Malerei, oft der Mensch mit Tier, einmal der Mensch mit Hund.

 

Esther Fritzsche, Junger Mann mit Hund, 2002

© Esther Fritzsche

 

Malerei
10. November 2011 - 13:49

Pavel Feinstein, 2008

Pavel Feinstein, 2005

 

Ein Künstler, in dessen Werk immer wieder Hunde, ob alleine, mit Menschen oder - wie in diesem Fall - mit Affen vorkommen, ist Pavel Feinstein. 1960 in Moskau geboren, wuchs Pavel Feinstein in Duschanbe, im heutigen Tadschikistan, auf. Von 1980 bis 1985 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin. Seitdem lebt und arbeitet der Künstler in Berlin.

Der Maler stellt die Hunde und die sie umgebenden Mensche in nicht näher definierten, aber altertümlich anmutenden Innenräumen dar, die Situationen erscheinen unsicher, die Blicke fragend - welche Bedeutung haben Mensch und Tier füreinander?

 

Pavel Feinstein, 2005

Pavel Feinstein, 2005

Pavel Feinstein, 2004

Pavel Feinstein, 2008

Pavel Feinstein, 2008

 

Vom 23. September 2011 bis zum 29. Januar 2012 sind Feinsteins neueste Werke in der Ausstellung "Der Biss der Muse" in der Spandauer Zitadelle - Ausstellungssäle Bastion Kronprinz / Berlin Spandau zu sehen.

Viele weitere Werke und Informationen zum Künstler finden sie iauf der Homepage der Galerie Tobias Schrade, der Galerie KK  Klaus Kiefer, nicht zuletzt auf Feinsteins Homepage.

Alle Bilder © Pavel Feinstein

 

Ausstellung, Malerei
3. November 2011 - 22:26

Cristina Canale

 

Nur wenig konnte ich über die Künstlerin in Erfahrung bringen, die – unter anderem – Bilder von Hunden malt: Cristina Canale wurde 1961 in Rio de Janeiro geboren und studierte Mitte der 1990er Jahre bei Jan Dibbets an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Berlin und stellt vor allem in Brasilien und Deutschland aus.

 

 

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale

Cristina Canale, 2008

 

Zur Zeit vertritt Cristina Canale eine der 20 künstlerischen Positionen beim "Hundesalon" der Galerie Bengelsträter in Düsseldorf, ab 26. November hat sie dort eine Einzelausstellung.

Weitere Links zu Galerien und Blogs in portugiesischer Sprache: sp-arte, Galeria Marcelo Guarnieri, O Globo, Ipanema, Bolsadearte

Alle Bilder © Cristina Canale

 

Malerei
1. November 2011 - 18:39

Luc-Olivier Merson_Der Wolf von Aggubio, 1877

 

Wie erstaunt war ich beim Besuch der Ausstellung "Wintermärchen" im Wiener Kunsthistorischen Museum, als mein Blick in einem der Kabinette, in dem die - angeblich - weniger bedeutenden Arbeiten hängen, auf den Wolf mit Heiligenschein fiel: So eine Darstellung hatte ich noch nie gesehen. Das untere Bild zeigt das ganze, 1877 entstandene Gemälde, das nach Ausstellungsende wieder im französischen Lilie zu sehen sein wird.

 

Luc-Olivier Merson_Der Wolf von Aggubio, 1877

 

Der Text des Gastkurators Roland de Leeuw (Seite 349) im Ausstellungskatalog gibt nähere Auskunft über dieses stimmungsvolle Genrebild. So habe sich Merson vor allem mit religiösen Themen beschäftigt, die in der Zeit des französischen Realismus nicht gerade en vogue waren. Er zeigte seinen "Loup d'Agubbio" beim Pariser Salon von 1878, wo das wenig erhabene Thema bemängelt wurde und ein Kritiker sich darüber erstaunt zeigte, dass Merson den zahmen Wolf mit Heiligenschein versehen hatte. Nun, der Kritiker hatte, ebenso wie ich, keine Ahnung vom Hintergrund der Geschichte. Sie ist den "Fioretti" des Franz von Assisi entnommen: Ein hungriger Wolf sucht die Stadt Agubbio heim und verschlingt seine Angreifer. Franz von Assisi zähmte den Wolf, der dann zwei Jahre in dem italienischen Städtchen weiterlebte und von den Bewohnern versorgt und von den Hunden ignoriert wurde.

Eine frühere, sommerlichere Bearbeitung des Stoffes nahm Il Sassetta beim Flügelaltar des heiligen Franziskus von 1437-1444 vor, den wesentlichen Ausschnitt sehen Sie unten. Der Wolf hat noch keinen Heiligenschein, gibt aber schon Pfote - nachdem er seinen Hunger gestillt hat (siehe Bildmittelgrund).

 

Il Sassetta: Altarbild des Flügelaltars des Hl. Franziskus, 1437-1444'
 

Ausstellung, Malerei