Februar 2013

25. Februar 2013 - 14:16

Die Qualität der Bilderbuchillustrationen nimmt immer mehr zu - den Eindruck gewinne ich immer öfter. Auch in diesem Blog habe ich bereits zwei KünstlerInnen - John Rowe und Anke Feuchtenberger - vorgestellt, die ihre Kunst dem Thema Hunde im Bilderbuch widmeten. Der Hund bzw. Wolf (Isegrim und seine Frau Gieremut) ist aber nicht der Hauptdarsteller im von Jonas Lauströer illustrierten und von Renate Raecke geschriebenen "Reineke der Fuchs", sondern gehört zu den Opfern, reingelegt vom Fuchs.

"Reineke der Fuchs" erzielt den 1. Platz beim Troisdorfer Bilderbuchpreis. Das ist der einzige deutsche Preis, der speziell Illustrationen zu Bilderbüchern auszeichnet und herausragende Leistungen auf dem Gebiet der künstlerischen Bilderbuchillustration würdigt. Die Preisverleihung findet am 21. April 2013 im Bilderbuch Museum, Burg Wissem in Troisdorf statt.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Der Fuchs hat den kleinen Wölfen vergiftetes Wasser in die Augen gespritzt, sie sind fast erblindet.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Die Gier nach Fisch wird der Wölfin mit Ohrenmütze zum Verhängnis. Der Fuchs im Friesennerz sieht zu, wie das Loch im Eis wieder zufriert.

 

Jonas Lauströer, Reineke der Fuchs

 

Neben der modischen und originellen Gewandung bestechen die Illustrationen durch wahrheitsgetreue Darstellung der Tierbewegungen. Lauströter weiß, was er zeichnet! Hat er doch ein das Sachbuch "Dogs in Motion/Hunde in Bewegung" gezeichnet und Animationen zur Hundebewegung hergestellt.

 

Jonas Lauströer, Dogs in Motion

 

2012 zeichnete er für einen Kalender Charakterköpfe, 2013 für einen Kalender Bewegungslust.

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Charakterköpfe, 2012

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer, Kalender Bewegungslust, 2013

Jonas Lauströer wurde 1979 in Hamburg geboen, wo er auch von 2001 bis 2006 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Illustration studierte; von 2006 bis 2011 war er Lehrbeaufragter für Illustration und 3D-Animation. Er arbeitet seit 2006 als freiberuflicher Illustrator. Unten sehen Sie zwei malerische Arbeiten.

 

Jonas Lauströer, Dame mit Hund am Strand, 2010

Jonas Lauströer, Sezierter Schäferhund

 

alle Bilder © Jonas Lauströer

 

Bilderbuch, Grafik, Malerei, Zeichnung
23. Februar 2013 - 16:00

Eine über zwei Meter hohe Skulptur "Zwei Hunde-Silhouetten" des Düsseldorfer Künstlers Hans-Peter Feldmann wird 2014 auf dem Dach des Aachener Ludwig Forum montiert werden. Die schnüffelnden Hunde, die auf Feldmanns Scherenschnitt hinter Glas von 2003 basieren, sind das Siegerprojekt des Sparda-Kunstpreises NRW, der sich an KünstlerInnen wendet, die mit ihren Skulpturen dem öffentlichen Raum ein eigenständiges Profil geben wollen.

 

Hans-Peter Feldmann, Zwei Hunde-Silhouetten, 2003, Scherenschnitt hinter Glas
Hans-Peter Feldmann, Zwei Hunde-Silhouetten, 2003, Scherenschnitt hinter Glas,
Foto von Johnen Galerie

 

"Bei der Frage, warum manche Leute nicht ins Museum gehen, kommt man schnell zu dem Schluss, dass es einerseits schlicht Unwissenheit ist, über das, was es dort zu sehen und zu erleben gibt. Andererseits gibt es eine gewisse Scheu, sich auf Dinge einzulassen, von denen man glaubt, sie nicht zu wissen und zu verstehen. Jeder kennt nun das Bild von Hunden, die sich vorsichtig beschnüffeln und nach einer Weile entscheiden, ob sie sich näher kennen lernen wollen oder nicht. Es kann vielleicht für den Museumsmuffel ein Hinweis, eine Aufforderung sein, die Angelegenheit mit dem Museum erst einmal ein wenig zu ‚beschnüffeln’ und dann zu entscheiden, ob man sich zum Museum hingezogen fühlt oder nicht. Man sollte sich ganz auf seine natürliche Neugier und emotionale Offenheit berufen, ein bisschen so, wie es auch Hunde tun", sagt Hans-Peter Feldmann. 

Die Jury ist überzeugt von der einfachen Zeichenhaftigkeit und zugleich verhaltenen Provokation des Werkes. Dieses Bild ist nicht nur humorvoll und gut kommunizierbar, sondern zugleich auch subversiv. Die ironische Monumentalisierung des Werkes durch den erhöhten Standort auf dem Dach wird konterkariert durch die antiheroische und durchaus banale Szene. (Zitate von der Homepage der Stadt Aachen)

Wenn die einander beschnüffelnden Hunde zur Metapher für unvoreingenommene Annäherung und Begrüßung ganz allgemein und und für das Verhältnis von Betrachter und Kunst werden, finde ich das allemal sympathischer als die grobe Bepinkelung des Museums durch Richard Jacksons "Bad Dog".

Vor wenigen Monaten waren Hans-Peter Feldmanns Arbeiten auch in Wien in der Bawag Contemporary zu sehen. Der damalige Pressetext gibt einen sehr kurzen Einblick in sein Werk.

 

Skulptur
20. Februar 2013 - 16:50

Der monumentale Hund, ein schwarzer Labrador, der gelbe Farbe auf die Wand des Orange County Museum of Art in Los Angeles pinkelt, ist Teil einer großen Retrospektive des amerikanischen Künstlers Richard Jackson "Ain't painting a pain", die bis zum 5. Mai 2013 stattfindet.

Ich finde schon die kleinen pinkelnden Hunde, die man als Türstopper kaufen kann, nur mäßig amüsant. Auch meterhoch aufgeblasen wird der "Bad Dog" nicht humorvoller. Als Kommentar zum Museum lediglich banal.

 

Richard Jackson, Bad Dog

Richard Jackson, Bad Dog
Fotos von 123 Inspiration

 

Richard Jackson zählt als Erbe Jackson Pollocks, Robert Rauschenbergs und Jasper Johns' zu den radikalsten Künstlern der letzten vierzig Jahre. Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler hat er die Möglichkeiten der Malerei ausgelotet: Durch seinen einfallsreichen, überschwänglichen und respektlosen Umgang mit dem »Action Painting« hat er die performative und räumliche Dimension von Malerei erweitert. Darüber hinaus hat er, durch die Verbindung von Malerei und Bildhauerei, diese als eine Kunst der Alltagserfahrung neu positioniert.

Obiger Text stammt von der Homepage der Villa Stuck in München. Dort werden Jacksons Malereien und Installationen aus den Jahren 1969 bis 2012 vom 25. Juli bis 13. Oktober 2013 gezeigt. Hoffentlich bleibt da der "Bad Dog" daheim.

 

Ausstellung, Malerei
19. Februar 2013 - 19:30

Heute eine kurze Aktualisierung zu zwei Künstlern, die in diesem Blog schon vorgestellt wurden: Saul Leiter, ein Pionier der Farbfotografie und Roger Ballen, ein Meister der klassischen Schwarzweißfotografie.

Die Retrospektive Saul Leiter, die in Kooperation mit den Hamburger Deichtorhallen entstand, ist bis 26. Mai 2013 im Kunsthaus Wien zu sehen.

 

Taxi, 1957 © Saul Leiter
Taxi, 1957 © Saul Leiter

 

Im Westlicht - Schauplatz für Fotografie -  findet die Retrospektive Roger Ballen statt. Die Ausstellung wird am Donnerstag, 21. Februar 2013, um 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers eröffnet. Am 22. Februar 2013 um 18 Uhr spricht Roger Ballen über seine Arbeit.

 

Twirling wires, 2001 © Roger Ballen
Twirling wires, 2001 © Roger Ballen

 

Ausstellung, Fotografie
17. Februar 2013 - 10:03

Es ist ein eigenartiges Gefühl über sich selbst zu lesen. Danke animal.fair für diese aufregende Erfahrung und das Interesse an meiner Arbeit! Unten der Screenshot und hier der Link zum Beitrag:

 

Screenshot animal.fair-Blog

 

Animal.fair - der Verein für Fairness gegenüber Tieren - sei allen ans Herz gelegt, die tierfreundlich einkaufen wollen.

 

Meine Arbeit, Mein Schauraum
14. Februar 2013 - 9:40

Obwohl mir Isa Leshko und ihre Fotoserie "Elderly Animals" im Internet immer wieder begegnet ist (Dog Art Today...), hat mich erst der Schweizer Leser Rudi Weber, der meine Liebe zu alten Hunden teilt, dazu gebracht, mich näher mit dieser Künstlerin und ihrem Artist Statement zu beschäftigen. Kennengelernt habe ich nicht nur ein bemerkenswertes Werk, sondern auch dessen Rezeption, die Auskunft über das gängige Mensch-Tier-Verhältnis gibt.

Der Fotoserie vorausgegangen ist die Alzheimerkrankheit von Leshkos Mutter. Sie pflegte sie und begann sich mit Fragen des Alterns, der Angst vor dem Altern und der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Aus Respekt hat sie ihre Mutter, die dies aufgrund ihrer Krankheit weder ablehnen noch erlauben konnte, nicht fotografiert.

 

Nachdem sie bei Verwandten eine berührende Begegnung mit einem alten Pferd hatte, entschließt sie sich alte Tiere, als Auseinandersetzung mit dem (eigenen, menschlichen) Alter, zu fotografieren. Ausgangspunkt ist also sehr wohl ein Benützen der Tiere für menschliche Zwecke: dem Thematisieren des Alters.

 

Doch wie umgeht man die Respektlosigkeit durch ungefragtes Fotografieren bei Tieren? Wie verhindert man, dass die Tiere in den Tierheimen, Tierasylen und Gnadenhöfen ("sanctuaries"), die jahrzehntelang ausgenutzt wurden, nicht wieder ausgebeutet, als Objekt fotografiert werden?

 

Lesko möchte ein Gefühl für jedes Tier entwickeln und eine Verbindung zu ihm herstellen, deshalb nimmt sie sich Zeit, besucht das Tier öfter, sucht seine körperliche Nähe, legt sich zu ihm, sofern es das Tier erlaubt. Natürlich geben die Tiere kein Einverständnis zum Fotogafiertwerden, aber das Kennenlernen sollte eine Vorbereitung dafür sein, den Tieren - nicht nur mit der Kamera - auf Augenhöhe zu begegnen. Die Tiere - anmutig und würdevoll - sind Subjekte, die mit Leshko zusammenarbeiten.

 

Die für die Serie fotografierten Tiere hatten ganz unterschiedliche Leben und Erfahrungen: Viele wurden für die Massentierhaltung gezüchtet, bevor sie in die Tierasyle kamen, viele wurden vernachlässigt und misshandelt. Manche waren aber auch geliebte und umsorgte Haustiere. Manche schauen noch jugendlich aus, manche sehr alt und gebrechlich.

 

 

 

Blue © Isa Leshko
Blue, Australian Kelpie, 19 Jahre:

 

Für mich schaut Blue eher aus wie ein Welpe, als wie ein Hunde-Methusalem, nur das Aufstützen fällt schon schwer.

 

Blue © Isa Leshko

Blue, Australian Kelpie, 19 Jahre

Kelly © Isa Leshko
Kelly, Irish Wolfhound, 11 Jahre

Red © Isa Leshko
Red, Chow Mix, über 14 Jahre

Kiri © Isa Leshko
Kiri, Great Plains Wolf, 17 Jahre

Handsome © Isa Leshko
Handsome One, Thoroughbred Horse, 33 Jahre

Teresa © Isa Leshko
Teresa, Yorkshire Pig, 13 Jahre

 

Als sechsmonatiges gemästetes Schweinekind wird Teresa von einem konfiszierten Tiertransporter gerettet, es kommt zur Farm Sanctuary in Watkins Glen, N.Y, wo ihm Leshko mehr als ein Jahrzehnt später begegnet. Schaut es nicht verschmitzt aus? Es hat Glück gehabt, doch Glück haben oder nicht, sollte kein Kriterium für Leben oder Sterben sein.

 

 

Phyllis © Isa Leshko
Phyllis, Southdown Sheep, 13 Jahre

 

Obwohl es nicht Leshkos ursprüngliche Absicht war, entwickelt das Projekt eine ethische und politische Dimension. Ist es doch eine Provokation ein paar "Nutztiere“ zu zeigen, die ein natürliches hohes Alter erreichen, wenn nahezu alle anderen bereits nach wenigen Lebensmonaten brutal getötet werden. Fast jeder macht sich daran mitschuldig, durch Wegschauen oder Verdrängen. Die Fotos zeigen, wie Tiere alt werden könnten, würden sie nicht für unser Fleischessen getötet; sie fordern uns auf, das Schwein nicht als Fleischlieferant, sondern als Individuum zu sehen.

 

Isa Leshko will mit ihren Fotos die Menschen auch ermutigen, alte Tiere aus den Tierheimen zu holen. Da die meisten potenziellen neuen Tierhalter Tierbabys bevorzugen, fristen z.B. alte Hunde zu Unrecht ein einsames, übersehenes und ungehörtes Dasein. (Dass viele alte Hunde von  Menschen in Tierheimen abgegeben werden, weil sie mehr Kosten verursachen, krank und hilfsbedürftig werden, gehört für mich zu den traurigsten Tatsachen überhaupt, bedeutet es doch, dass das Tier auch in jungen Jahren nicht geliebt wurde. Diese Tiere haben keinerlei Möglichkeit zu verstehen, wieso sie in einem Zwinger enden, sie sind verwirrt, ängstlich und verzweifelt.)

 

Auf Leskhos Homepage findet sich eine lange Aufistung, wo ihr Werk in gedruckter oder digitaler Form besprochen wurde. Ich habe alles zumindest quergelesen, und mir ist dabei aufgefallen, dass Leshkos Werk zumeist als Statement gegen Altersdiskriminierung und Jugendwahn aufgefasst wird.

 

Dass so wenige alte "Nutztiere" fotorafiert werden, liegt aber nicht daran, dass sie wegen ihrers Alters diskriminiert werden, weil sie hässlich oder uninteressant sind, sondern weil es so wenige gibt. Wo leben alte "Nutztiere"? Wenn es sich nicht um befreite oder freigekaufte aus z.B. der Massentierhaltung handelt, gibt es keine alten "Nutziere": sie werden nur sehr selten alt oder sterben eines natürlichen Todes. Fast alle sterben für unnötiges menschliches Fleischessen.

 

Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO schätzt, dass in der Landwirtschaft weltweit jährlich um die 56 Milliarden Tiere getötet werden, das Achtfache der menschlichen Weltbevölkerung. (zit. n. Peter Praschl im SZ-Magazin)

 

Auch dieses Wissen macht Leshkos Fotoserie so berührend, schön und traurig zugleich: Sie zeigt die Überlebenden.

 

Der folgende Film von Walley Films zeigt Isa Leshkos Herangehens- und Arbeitsweise. Er wurde 2011 im Wildlife Rescue & Rehabilitation in Texas aufgenommen. Der Film ist auch auf Leshkos Homepage zu sehen.

 

 

 

Das Projekt "Elderly Animals" war für Isa Leshko emotional, physisch und finanziell eine Herausforderung und gleichzeitig Herzensangelegenheit. Obwohl ihr viele von dem Projekt abrieten, da man mit Tierfotos künstlerisch nicht ernst genommen würde, hat sie nicht aufgegeben.

Dass mir dieses Beitrag sehr am Herzen liegt, haben Sie sicher bemerkt. Ich stelle Ihnen Isa Leshko, die Psychologie und Informatik studiert hat, bevor sie sich ganz der Fotografie widmete, auch deshalb so gerne vor, weil bei ihr Leben und Kunst konsequent ineinandergreifen: Sie lebt vegan!

alle Fotos © Isa Leshko

 

12. Februar 2013 - 9:01

Alte Fotos, Kinderbücher, Postkarten und Filme sind Inspirationsquellen für die sehr nostalgisch anmutenden Illustrationen der Australierin Kareena Zerefos. Kinder und verletzlich zart dargestellte Tiere - auch die Elefanten - bevölkern die Arbeiten und geben ihnen ihren unschuldigen und naiven Touch. Die Zeichnungen sind von einer Kindheit inspiriert, wie sie nur Erwachsene verklärt erinnern: als Zeit der Unschuld und Ort ohne Angst und Ernst, dafür mit unendlicher Fantasie. Einsamkeit und Gemeinschaft halten einander bei den Illustrationen ebenso die Waage wie Melancholie und Freude.

 

From the Menagerie © Kareena Zerefos

 

Wolf and Child © Kareena Zerefos

 

Suspended Greyhound © Kareena Zerefos

Ist das Pelle, ihr italienischer Greyhound?

 

Kareena Zerefos arbeitete als Grafik-Designerin, bevor sie sich der Zeichnung und Illustration zuwandte. Am Beginn ihrer Tätigkeit als Illustratiorin arbeitete sie sehr viel mit Photoshop und Illustrator - handgezeichnete Elemente wurden am Computer zusammengefügt. Später begann sie die Zeichnungen "händisch" fertigzustellen und dann nur mehr einzuscannen.

Die 1983 geborene Künstlerin lebt zur Zeit als freischaffende Illustratorin für die Werbe- Mode- und Musikbranche in London.

alle Bilder © Kareena Zerefos

 

Grafik, Zeichnung
7. Februar 2013 - 11:38

Max Liebermann, Dackel im Lehnstuhl, 1914
Max Liebermann, Dackel im Lehnstuhl, 1914

 

Männe, Michel und Nicki hießen die Dackel des Berliner Malers Max Liebermann, die am Pariser Platz 7 neben dem Brandenburger Tor in Berlin residierten.

Von 1910 an hatte "Männe" außer der Stadtwohnung mit dem Tiergarten fürs "Gassigehen" auch einen Landsitz zur Verfügung. In jenem Jahr erwarb Max Liebermann ein schmuckes Grundstück am Wannsee. Hier konnte sich "Männe" die frische Seeluft um die Hundenase wehen lassen und auf einer weiten Wiese oder zwischen den Rabatten herumtollen. Mittendrin stand das herrschaftliche Domizil mit zwei ionischen Kolossalsäulen.

Dackel "Männe", der auf den Wannseebildern oft auftaucht, hatte um 1914 einen Nachfolger erhalten. Es war der Kurzhaardackel "Michel". Auf einer Kreidezeichnung sieht man ihn aufrecht auf einem Stuhl sitzen, so als ob er dem Tischgespräch von Martha Liebermann und ihrer Tochter Käthe lausche, während unter dem Tisch Käthes Schäferhund schlummert.

Ein dritter Dackel, der in der Familie Liebermann Aufnahme fand, hieß "Nicki". Auch er wurde - vor allem von Tochter Käthe - umhätschelt, wie Skizzen des Meisters belegen (Text vgl. Tausend Tölen, der Hunde-Illustrierten für Berlin und den Rest der Welt).

Max Liebermann (1847–1935) war einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne. Sein sechs Jahrzehnte umfassendes Lebenswerk prägte die deutsche Kunst seit der Gründung des Kaiserreichs 1871 bis in die letzten Jahre der Weimarer Republik. Er war sowohl ein begehrter Porträtmaler als auch ein Maler der bürgerlichen Freizeitvergnügungen, des Strandlebens und des Gartens seiner Sommervilla im Sinne des Impressionismus.

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Max Liebermann, Sitzendes Mädchen mit Dackel, 1922
Max Liebermann, Sitzendes Mädchen mit Dackel, 1922

Max Liebermann, Spiel im Garten, um 1920
Max Liebermann, Spiel im Garten –
Maria, die Enkelin des Künstlers mit ihrer Kinderfrau und dem Dackel ihrer Großeltern im Wannseegarten, um 1920

Max Liebermann, Aus dem Grunewald, 1912
Max Liebermann, Aus dem Grunewald, 1912

Max Liebermann, Enkelin des Künstlers, 1925
Max Liebermann, Maria Riezler-White (1917-95),
Enkelin des Künstlers mit Dackel auf ihren Knien, 1925
 

Der eigentliche Sinn dieses Beitrags ist, ihn Moira zu widmen: Sie ist eine große Dackelliebhaberin ("crazy Dachshund lady") und schreibt den Blog Dog Art Today, der mich vor eineinhalb Jahren dazu anregte etwas Ähnliches zu machen. Es ist nicht einfach KünstlerInnen zu finden, über die sie noch nicht geschrieben hat oder die sie nicht kennt. Ich hoffe, der Dackelfreund Liebermann ist eine schöne Überraschung für sie.

 

Grafik, Malerei, Zeichnung
4. Februar 2013 - 10:50

Singing Dog © Maria Fischer

Riding around the universe © Maria Fischer

Wolf im Schlafanzug © Maria Fischer

Der Rund © Maria Fischer

Dackel © Maria Fischer

 

Maria Fischer wurde 1985 in Preißenberg bei München/Deutschland geboren und schloss 2010 ihr Grafik-Design-Studium an der FH Augsburg ab. 2008/09 verbrachte sie an der University of Ulster in Belfast. Seit 2010 arbeitet sie bei rose pistola - Büro für Gestaltung.

alle Bilder © Maria Fischer

 

Grafik, Zeichnung
2. Februar 2013 - 10:33

Beim Anblick von Porzellanfiguren erwartet man vorerst nicht, dass sie verstören oder erschüttern könnten. Dennoch werden diese Gefühle bei näherer Betrachtung der in einem zeit- und arbeitsintensiven handwerklichen Prozess hergestellten Arbeiten der Amerikanerin Kate MacDowell ausgelöst.

 

Badgered © Kate MacDowell, 2010
Badgered, 2010
 

Das romantische Ideal der Vereinigung mit der Natur kollidiert mit dem menschlichen umweltschädlichen Verhalten, schreibt Kate MacDowell sinngemäß in Ihrem Statement (Ich möchte eher sagen unser vorromantisches Ideal - in C.D. Friedrichs Werk ist z.B. schon die Entfremdung des Menschen von der Natur angelegt - aber das nur am Rande).

Kate MacDowells Werk gibt künstlerische Kommentare zu Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Genmanipulation. Es spielt auch mit Mythologie (Romulus and Remus), Kunstgeschichte und Redewendungen (In the hand).

 

Casualty © Kate MacDowell, 2009
Casualty, 2009: Das Kaninchen als Opfer der Tierversuche?

First and last breath © Kate MacDowell, 2010
First and last breath, 2010: Mit menschlichen Hilfsmitteln der Umweltzerstörung entkommen?

David and Goliath © Kate MacDowell, 2010
David and Goliath, 2010: Das Lobby-lose Tier als David der Gesellschaft?

Mice and Men © Kate MacDowell, 2009
Mice and Men, 2009

Quiet as a mouse © Kate MacDowell, 2009
Quiet as a mouse, 2009

 

Sprachlos und ungehört trotz Ohr am Rücken? Die Bilder der gequälten Maus mit dem Ohr auf dem Rücken sind wohl Teil des kollektiven Bildgedächtnisses.

This piece is based on images of the Vacanti mouse which became an online visual meme and sparked heated discussion about genetic engineering, animal testing and various related ideas, often based on a misunderstanding of the image that was further distorted by the online game of telephone (for example, human genetic material was not used in the experiment, the "ear" was a synthetic construct), äußert sich Kate MacDowell auf der Homepage der Galerie Patrajdas zu ihrem Werk.

Tatsächlich handelte es sich nicht um ein menschliches Ohr, das der Maus transplantiert wurde, sondern um Knorpelzellen, die im Labor in Ohrform gezüchtet und dann auf die Maus gepflanzt worden waren. Aber macht das einen Unterschied für die Maus?

 

Romulus and Remus © Kate MacDowell, 2012
Romulus and Remus, 2012: Die entkräftete Natur, vom Menschen ausgesaugt

Stolen © Kate MacDowell, 2012
Stolen, 2012

 

Nicht nur ds Fell wird den Tieren gestohlen. Längst begreifen wir Tiere als Rohstofflager: Fleisch, Wolle, Pelz, Daunen uswusw.

 

0nly you can prevent © Kate MacDowell, 2010
Only you can prevent, 2010: Das Tier als Trophäe?

 

In the hand © Kate MacDowell, 2007
In the hand, 2007

 

Jedes Stück zeigt die menschliche Schuld auf. Doch wir haben es in der Hand - wie der Werktitel vorgibt - auch in unserem eigenen Interesse, unser Verhältnis zur Natur zu überdenken und zu ändern.

Kate MacDowell hat sich für Porzellan als Werkstoff entschieden, da es einerseits ein vergängliches, fragiles Material ist, das der Sensibilität unseres Ökosystems entspricht, und andererseits beständigen Wert und Status präsentiert.

Der Hund oder Wolf ist nur eines unter vielen Tieren, die Kate MacDowell in ihrer Kunst verwendet. Trotzdem wollte ich Ihnen die Künstlerin, die seit einigen Jahren in Kunstblogs präsent ist, vorstellen. Gelingt es doch sehr selten kritische Inhalte in traditionellen Techniken zu transportieren, ohne platt, einfältig oder mit erhobenem Zeigefinger zu wirken. Kate MacDowells Arbeiten sind nicht gut gemeint, sondern tatsächlich gut, ich finde hervorragend!

Noch viel detailreichere Arbeiten, auch aus dem floralen Bereich, finden Sie auf ihrer Homepage. Unbedingt anschauen.

alle Fotos © Kate MacDowell

 

Skulptur