"Dogman" ist ein Film für all jene, die Hunde lieben. Gleichzeitig ist es ein Film, für all jene, die Hunde hassen.
Ich habe Matteo Garrones Film bei einer Vorführung für Fördermitglieder des Wiener Filmmuseums gesehen, ohne vorher die geringste Ahnung zu haben, was mich erwartet. Ohne viel vorwegzunehmen: Sie sehen "Bella Italia" von seiner hässlichsten Seite. Gedreht wurde nördlich von Neapel in Castel Volturno, einem verlassenen Dorf, das in den Siebzigerjahren für US-amerikanische NATO-Soldaten und deren Familien gebaut worden war. In einem Ort, der trostloser und devastierter nicht sein könnte. Gefilmt wurde fast ausschließlich in dieser kleinen, ehemals glamourösen Gemeinde: Der Ort wurde zu einer eigenständigen Figur in der Geschichte.
Ich stelle in der Regel keine Filme vor, nur weil Hunde darin vorkommen. Da die Hauptfigur Marcello einen Hundesalon und später eine "Hundepension" (ich muss sie einfach unter Anführungszeichen setzen) führt und auch auch Hunde für Hundeausstelleingen frisiert, habe ich mich an meinen Blogbeitrag "Dog Show" erinnert und finde, dass der Film inhaltlich - und nur unter diesem einen kleinen Aspekt - dazu passt.
Im Programmheft des Filmmuseums wird der Film kurz und bündig beschrieben:
Der neueste Film von Matteo Garrone beruht lose auf einen Kriminalfall, der 1988 in Italien die Schlagzeilen beherrschte. Stilistisch zwischen einem märchenhaften Noir und einem Vorstadtwestern angesiedelt, erzählt Garrone eine Geschichte, in der sich Elemente des Thrillers, der Sozialstudie und der absurden Komödie ebenso wunderbar ergänzen wie die Motive "Hundesalon" und "Mafia". (zit. n. Filmmuseum)
Die großen Themen, die der Film verhandelt, sind Gewalt, Angst, das Böse, der ewige Kampf zwischen den Schwachen und Starken. Marcello, der Betreiber des Hundesalons gehört vorerst zu den Schwachen, er hat selbst etwas von einem geprügelten und beschwichtigendem Hund, der gefallen will. Insofern ist der Filmtitel mehrdeutig. "Dogman" heißt Marcellos Hundesalon, er verweist aber auch auf Marcello selbst.
Für den Regisseur Matteo Garrone ist die Art wie die Geschichte erzählt wird, wichtiger als diese selbst. Es geht ihm um die Bildsprache, die den Inhalt transportiert, um Atmosphäre, und Gesichter. Die Kamera wechselt zwischen Panoramaaufnahmen des Ortes und Einstellungen, bei denen die Kamera lange auf dem Gesicht Marcellos verbleibt. Es geht um fast irreales Licht, intensive Farbe, Sonne, Regen.
Auch die Hunde haben treten in inhaltlicher und formaler Funktion auf: Am Umgang mit ihnen zeigt sich Marcellos Menschlichkeit: seine Fürsorge, Großzügigkeit, Warmherzigkeit, aber auch sein Mut. Visuell rahmen die Hunde den Film mit einer sehr eindrücklichen Anfangssequenz und als tierische Zuschauer des brutalen Kampfes am Ende.
Ein Interview mit dem Regisseur, der 2008 mit der Verfilmung Roberto Savianos Roman "Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" bekannt wurde, finden sie im Schweizer Film Bulletin.
Regie: Matteo Garrone; Drehbuch: Ugo Chiti, Massimo Gaudioso, Matteo Garrone; Kamera: Nicolai Brüel; Darsteller: Marcello Fonte, Edoardo Pesce, Alida Baldari Calabria, Nunzia Schiano, Adamo Dionisi u.a. DCP, Farbe, 102 min
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