Der kleine Hund gehört bald mir!
Er ist ein Unikat aus einer Serie von Miniaturen, die die finnische Künstlerin Maisa Majakka für die Galerie Snow in Berlin angefertigt hat. So winzig sind die Hunde, und trotzdem spürt man den gestalterischen Aufwand, die zahlreichen Glasuren und Brennvorgänge an jedem der kleinen Hundekörper (Maisa Majakka hat auch Katzen und Luchse in ihrem Repertoire).
Stiller Glanz (schon wieder) kennzeichnet die leisen sensiblen Miniaturen. Sorgfalt, Präzision, ernsthafte jahrelange Auseinandersetzung mit ihrem geliebten Material sind jedem kleinen Tier eigen. Subtile Farbgebung - schauen Sie wie zart das Auge "meines" Hundes verläuft, sein goldenes Ohr - und Anleihe an einzelnen Rassen lassen ein ganzes, wunderbar lebendiges Hundeuniversum entstehen.
Die Einzelstücke werden modelliert, gebrannt und von Hand bemalt. Welch ein Unterschied zu keramischer Massenware!
Ein kleines Tier kann in einem Blumentopf, in einem Puppenhaus oder auf der Fensterbank leben. Es kann das Zimmer von einem Regal aus beobachten, als Maskottchen auf dem Schreibtisch dienen oder sich in eine Sammlung von Dekorationsartikeln einfügen. Ein kleines Tier ist am schönsten, wenn es von einem anderen kleinen Tier begleitet wird, schlägt die Künstlerin hier vor. (übersetzt mit DeepL)
Das gefällt mir, die kleinen Objekte wertzuschätzen und sie liebevoll im Zuhause zu verorten - ganz ohne Animalismus.
Vom 2. bis zum 29. September 2022 präsentiert nun die Galerie Snow mit "After party" die erste Einzelausstellung der finnischen Keramikerin in Deutschland. Sie ist bekannt für ihre ausdrucksstarken figurativen Steingutskulpturen, die von persönlichen Erfahrungen inspiriert sind. Ihre Geschichten werden in Form von Skulpturen, Wandfliesen und Installationen erzählt.
Maisa Majakka stellt also kleine Keramikfiguren von Menschen in verschiedenen alltäglichen Situationen her. Dabei verhandelt sie die Themen Menschsein, Identität, Verbindung und Nähe, Verlust und Liebe. In letzter Zeit hat sie sich insbesondere mit Freundschaften und den Erfahrungen des Müßiggangs im Leben junger Erwachsener beschäftigt.
Ihre Keramikskulpturen beruhen auf Erlebnissen, auf Dingen, die sie gesehen und getan hat, auf menschlichen Begegnungen. Aber auch in ihren Träumen, Tagebüchern und Fotografien sucht sie das Atmosphärische für neue Arbeiten.
Die Werke frieren einen Lebensmoment ein, in den jeder so viel oder so wenig hineinlesen kann, wie er will, ja sie laden förmlich dazu ein, auch unsere Erinnerungen zu wecken, eine Geschichte um sie herum zu konstruieren, in der man vielleicht sogar etwas aus dem eigenen Leben und seinen Träumen wiedererkennt.
Die Vorliebe der Künstlerin für das keramische Medium entspringt ihrem Respekt für dessen altehrwürdige Traditionen sowie ihrer Liebe zu dessen Unmittelbarkeit, Formbarkeit und großer ästhetischer Bandbreite.
Schon als Kind hat es sie gereizt, Tiere im Ofen aus Polymermasse herzustellen. Aufgrund einer Krankheit nahm sie als Jugendliche an einem Rehabilitationsprogramm teil, wo sie mit Ton arbeiten und erste Grundlagen erlernen konnte. Während ihrer anschließenden Kunstschulzeit hat sie mit Bronze, Beton, Gips, Holz-und Steinbearbeitung sowie 3D-Drucken experimentiert, ist aber immer wieder zur Keramik zurückgekehrt. Danach studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste, die Beschäftigung mit Keramik wurde zum Lebensinhalt. Endlich konnte sie so viele Keramikarbeiten machen, wie sie wollte.
In mehreren Interviews spürt man ihre Leidenschaft, wenn sie über das Material und ihren Arbeitsprozess spricht: Keramik sei das perfekte Material, da es langlebig und praktisch unveränderlich ist.
Das Beste an der Keramik ist jedoch ihre Formbarkeit: die Verarbeitbarkeit des Tons und die unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Oberflächengestaltung. Der Ton beugt sich meinem Ausdruck mit einer Bereitschaft und Einfachheit, die meiner Hand absolut treu ist. Es erfordert keine Kraft, nur Geduld und Verständnis für die Materie. Lehm kann jede Form annehmen, in jeder Größe. (zit.n. Emma)
Maisa Majakka variiert die Oberflächenstrukturen und plant verschiedene Kombinationen: etwas Glänzendes, etwas Mattes, die natürliche Farbe des Tons, verschiedene Schlieren, Gold. Sie arbeitet meistens mit bloßen Händen, aber auch mit Messern und Nägeln, wenn sie in die Oberfläche kratzt. Das mehrmalige Brennen der glasierten dünnwandigen Skulpturen folgt zwar chemischen Gesetzen, birgt aber auch eine Chance auf positive und negative Überraschungen. Deshalb besteht für die Künstlerin die einzige Schwierigkeit darin, die ständige Spannung zu ertragen, wie etwas aus dem Ofen kommt.
Maisa Majakka (*1989) hat ihren Master of Fine Arts an der Akademie der Bildenden Künste gemacht und lebt mit ihrer vierköpfigen Familie und dem rumänischen Hund Manta in Käpylä, Helsinki.
Quellen: Museum Emma, Marcy, Galerie Snow
alle Bilder © Maisa Majakka