Während Bruegels Hunde in "Die Jäger im Schnee" erschöpft von ihrer jagdlichen Arbeit heimkehren, springen Haakes Haustier-Hunde in "Tohuwabohu" lebhaft und wedelnd durch den Schnee. Aus dem Baumstamm wird ein Ständer mit Mistkübel. Die Schwänze der Hunde sind so dynamisch wie in Ballas "Dinamismo di un cane al guinzaglio". Haakes moderne Übersetzung steht in Form und Inhalt zwischen Melancholie und dynamischer Darstellung.
Haakes Bilder fangen die kleinen, unbemerkten Begebenheiten des täglichen Lebens und des menschlichen und tierischen Verhaltens ein. Die verspielten, flüchtigen Versatzstücke der Realität werden aus unterschiedlichen, manchmal extremen Perspektiven heraus gesehen.
Der Mensch als zentrales Element in seinen Werken wird bei der Ausübung einer alltäglichen Tätigkeit porträtiert. Doch statt ihn in den Mittelpunkt zu stellen, stellt Henri Haake ihn oft an den Rand der Leinwand und zeigt nur Teile des Körpers, wodurch es gelingt, den Blick des Rezipienten zu umgehen. Auch in "Ai, Ai" sehen wir nur die tätschelnde Hand, schleicht sich die menschliche Interaktion von den Rändern her ein. Wir wissen nicht, wer den Hund streichelt, auch der Ort des Geschehens bleibt unklar. Die Malerei ist tückisch: Die Kleidung ist ein netzartiges Gewebe, der Hintergrund scheint sichtbar durch, der Unterarm fehlt!
Henri Haakes Gemälde und Zeichnungen manifestieren ein einfaches, aber zutiefst undurchdringliches Konstrukt aus Form, Raum und Farbe - eine antagonistische Welt aus Imagination und Realität, haptischem Genuss und Freude am Menschlichen: eine Ode an die einfache Schönheit des Alltäglichen. (zit. n. Berlin Masters)
Sein Malprozess ist einer des Experimentierens, Zyklen von Produktion und Zerstörung, Scheitern und Übermalen wechseln einander ab. Bei näherer Betrachtung der Bildoberflächen zeigen sich unterschiedliche Farbschichten und alte Motive, die durchschimmern.
Der Künstler malt überwiegend in Öl, benutzt aber auch Sprühfarben. Die Kombination von malerischen und grafischen Elementen, ungewöhnlichen Raumanschnitten und geometrischen Mustern sind charakteristisch für die Kunst von Henri Haake, sie erzeugen Spannung und Dynamik. (vgl. André Lindhorst hier)
Gegenstände - Wurst- und Fleischstücke - bilden oft das Zentrum der Malerei. Erst auf den zweiten Blick sieht man die Hand des Menschen, wodurch die Szene als Situation an der Fleischtheke deutlich wird. Der Mensch ist auch als Gesicht auf der Wurst präsent. Dem Hund, der sich verbotenerweise im Geschäft befindet, läuft bereits das Wasser im Mund zusammen. In dieser Atelieransicht sehen sie auch die unterschiedlichen Bildgrößen der Arbeiten.
Unten: Der Künstler bei der Arbeit.
Henri Haake wurde (*1989 in Lübeck/D) studierte von 2010-2016 an der Universität der Künste Berlin und seit 2013 am Hunter College in New York City. 2016 schloss er mit dem Meisterschülerdiplom ab. Henri Haake lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Lebt und arbeitet in Berlin.
Quellen: Homepage des Künstlers, Instagram, Köppe Contemporary, Berlin Masters, Office Impart
alle Bilder © Henri Haake