Soth, Alec

22. Mai 2012 - 22:30

Ich möchte Ihnen eine inzwischen zehn Jahre alte Fotoserie von Alec Soth vorstellen, die in Ihrer Schlichtheit, blassen Farbigkeit und stillen Einsamkeit zeitlos wirkt: Dog Days, Bogotá.

Der amerikanische Fotograf (1969 in Minneapolis geboren) verbrachte 2002 zwei Monate in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, da er und seine Frau dort ein kleines Mädchen adoptieren wollten. Die leibliche Mutter gab den neuen Eltern ein Buch mit Briefen, Bildern und Gedichten für deren zukünftige Tochter mit. "I hope that the hardness of the world will not hurt your sensitivity. When I think about you I hope that your life is full of beautiful things", schrieb sie.

Der Adoptionsvorgang dauerte länger als geplant, weshalb Soth die Heimatstadt seiner Tochter zu fotografieren begann. Er wollte seine visuellen Eindrücke der Stadt für Carmen festhalten. 2007 erschienen die Fotos dann in einem Buch für die Öffentlichkeit, 2008 folgte deren Ausstellung in Europa.

 

Alex Both, Untitled 02, 2003

 

Die Abfolge der Fotos hat etwas von einem Pilgerweg an sich, viele Fotos entstanden auf dem Cerro de Monserrate, der von Gläubigen erstiegen wird. Menschen, Innenräume, Stillleben, Landschaften, nicht zuletzt Hunde wechseln einander in loser Folge ab. Erkennbar wird diese Abfolge allerdings nur, wenn man alle 65 Bilder ansieht. Ich habe die Hundefotos herausgenommen, ergänzt durch wenige andere Aufnahmen. Im erzählerischen Sinn ist die verkürzte Auswahl natürlich nicht aussagekräftig.

 

Alex Both, Untitled 02, 2003

Alex Both, Untitled 08, 2003

Alex Both, Untitled 17, 2003

Alex Both, Untitled 20, 2003

 

Soth wollte die Schönheit Bogotás sichtbar machen; die Schönheit gewinnen die Fotos allerdings nicht nur durch das Motiv, sondern durch die formale Strenge der Komposition: Soth macht keine Schnappschüsse. Die Komposition und mangelnde Buntheit bewahrt ihn auch vor Sozialkitsch und -romantik.

 

Alex Both, Untitled 24, 2003

Alex Both, Untitled 25, 2003

Alex Both, Untitled 28, 2003

Alex Both, Untitled 31, 2003

Alex Both, Untitled 40, 2003

Alex Both, Untitled 45, 2003

Alex Both, Untitled 48, 2003

Alex Both, Untitled 50, 2003

Alex Both, Untitled 57, 2003

Alex Both, Untitled 59, 2003

Alex Both, Untitled 61, 2003

 

In einem Interview geht Soth auch auf die Rolle der Hunde ein, die einen nicht unwesentlichen Teil der vollständigen Serie ausmachen. Er fotografierte sie anstelle der Straßenkinder, die das Bild von Bogota mitbestimmen. In der angespannten Stimmung seiner außergewöhnlichen Lebenssituation - das Warten auf die Adoption - fühlte er sich unwohl beim Gedanken die Kinder zu fotografieren, zumal er sie nicht als Individuen, sondern bloß als Teil einer Gruppe wahrnahm. Die Hunde, deren Unterschiede viel sichtbarer waren, stehen demnach an Stelle der Kinder, sie stehen für eine Idee. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich bei den Fotografien der streunenden Hunde so viel Feingefühl verspüre und so wenig Voyeurismus merke.

Soth wurde durch zwei Fotoserien berühmt: "Sleeping by the Mississippi", für die er zwischen 1999 und 2004 mehrere Autoreisen entlang des Mississippi unternommen hatte, und "Niagara", bei der er das Lieblingsziel amerikanischer Hochzeitsreisender zwischen Romantik und Illusionn changierend darstellt. "I am exploring my own interests", sagt er zu seinen Serien, um klarzustellen, dass er keine dokumentarischen Absichten hat. Dies gilt noch mehr für "Dog Days, Bogotá", das keine Dokumentation über Bogotá ist, sondern seinen vorerst privaten Interessen folgt: Alles war von der kommenden Adoption erfüllt, sodass er keinen klaren Blick auf die Dinge hatte.

 

Soths Arbeiten befinden sich in den Sammlungen zahlreicher großer Museen. Er ist Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos.

 

alle Fotos © Alex Soth/ Magnum Photos

 

 

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