Was für ein wunderschönes, melancholisches Bild von Bruce! Der große Hund steht am Rand eines Swimming-Pools, eine Frau ruht in Rückenlage auf dem Wasser hinter ihm. Die Körperformen der beiden ergänzen einander. Die menschliche Figur ist in zartes Blau getaucht, nur der Kopf befindet sich über dem Wasser.
Die Künstlerin, Simone Kennedy Doig, Tochter des Künstlers Peter Doig, verbrachte die ersten acht Jahre ihres Lebens in East London, bevor sie mit ihrer Familie nach Trinidad zog. Später kehrte sie nach London zurück und schloss ihr Studium an der Slade School of Fine Art ab.
2018 kehrte sie nach Trinidad zurück. 2020 entstanden dort, in den drei Monaten nach dem Tod ihrer Mutter und als der Lockdown begonnen hatte, die Schwimmbadbilder. Da sie das Anwesen nicht verlassen konnte, erlebte sie dort gemeinsam mit ihren Geschwistern diese einzigartige und besondere Zeit der Trauer. Sie fertigte Zeichnungen und Malereien ihrer Familie rund um das Haus und den Pool an. Dieser wurde zu einem Symbol für die Leere, die Abwesenheit der Mutter.
Vielleicht spürt man den Schmerz über das Sterben der Mutter auch in "Bruce", versinnbildlicht die Figur mit ihrer kalten bläulichen Hautfarbe den Tod und die Vergänglichkeit. Die formale Stilisierung erinnert mich entfernt an Gemälde des Jugendstils, der auch eine Vorliebe für Wasser als Imaginationsraum, Sehnsuchtsort und Todesschlund hatte.
Wie groß die Swimmingpool-Bilder sind, sieht man an der Ausstellungsansicht der Galerie Baert zu "Waist Deep" von 2022.
... und hier ist Bruce! Foto von artrabbit
"Under the Golden Arches (City Road)" von 2018 zeigt ein typisches Bild von Simone Kennedy Doig: detailreiche, narrative Straßenansichten aus East London, wo viele Einwanderer aus Trinidad leben. Auch eine Spaziergängerin mit Hund ist dabei. Die Künstlerin verwendet gesättigte Farben und stellt ihre Figuren vereinfacht und skulptural dar. Auf den ersten Blick erkennen wir ein Durcheinander an fast lebensgroßen Figuren, die ins Bild treten oder frontal herausschauen. Auf den zweiten Blick wie wichtig der Künstlerin Augen und Blickrichtungen sind.
Als permanent Reisende zwischen Trinidad und London verarbeitet Simone Kennedy Doig ihr Leben in Form einer tagebuchartigen künstlerischen Zusammenschau. Ausgangspunkt bilden Handy-Schnappschüsse, mit denen sie ihre Eindrücke und Beobachtungen festhält.
Quellen: Galerie Tanya Leighton, Galerie Baert
alle Bilder © Simone Kennedy Doig