Alles beginnt mit einer Erinnerung, mit einer persönlichen Erinnerung.
Das sagt der japanische Fotograf Hajime Kimura über seine Arbeit. In der Serie "Man and dog" ist es die Erinnerung an seinen verstorbenen Vater.
Nach dessen Tod geht der Fotograf mit Kuno, dem Hund des Vaters, spazieren. Er trifft Menschen, die seinen Vater gekannt haben, unterhält sich mit ihnen und lernt über diese Gespräche eine unbekannte Seite seines Vaters kennen.
Hajime Kimura fotografiert ausschließlich schwarz-weiß, wobei sich seine Aufnahmen durch hohe Kontraste und außergewöhnliche Bildausschnitte auszeichnen. Erinnerung, Neugier und Intimität mit dem Thema bestimmen Kimuras Aufnahmen weit mehr als das Verfolgen eines konkreten Konzeptes oder das Erzählen einer Geschichte.
Ich möchte Ihnen noch "Tracks", eine weitere, sehr bewegende Serie Kimuras vorstellen. In ihr zeigt er das Leben japanischer Rennpferde von der Geburt zum Tod und auf unsere Teller.
Da in Japan auch Pferde gegessen werden, hat er in einem Schlachthaus in Hokkaido fotografiert, wobei es nicht einfach war, eines zu finden, das ihm die Einwilligung dazu gab. In Hokkaido, einer Insel im Norden Japans, werden 95 % der Rennpferde geboren und aufgezogen. Alle, die nicht renntauglich sind, werden für die menschliche Ernährung geschlachtet oder zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet.
Auch diese Serie begann mit einer sehr persönliche Erinnerung. Kimura hatte als 21jähriger in einem Restaurant - ohne es vorher zu wissen - Pferdefleisch gegessen und versuchte diese Erfahrung mit der Erinnerung an Pferderennen, die er als Jugendlicher gesehen hatte, in Einklang zu bringen. Da ihm das nicht gelang, machte er sich mit der Kamera auf den Weg, um zu verstehen …
Die Aufnahmen sind formal und inhaltlich überwältigend, sie sind schön und machen emotional betroffen, und sie werden seiner Absicht mehr als gerecht: Bewusstsein und Sensibilisierung für das Leben und Sterben dieser Pferde zu erreichen.
Hajime Kimura (*1982) wuchs in Chiba, in der Nähe von Tokio, auf, studierte Architektur und Anthropologie. 2006 begann er auf ausgedehnten Reisen durch Japan und Asien zu fotografieren. Bis heute gewinnt er zahlreiche Preise und wird weltweit ausgestellt, darüber hinaus arbeitet er für Magazine wie TIME, The New York Times, Le Monde magazine, Newsweek, The Boston globe und Esquire.
Auf Hajime Kimuras Homepage können Sie sowohl die vollständigen Fotoserien sehen als auch Einblick in seine weitere Arbeit gewinnen. Ein ausführliches Interview zu seinem fotografischen Werk findet sich auf Photobook Melbourne.
alle Fotos © Hajime Kimura