Oktober 2012

30. Oktober 2012 - 10:59

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

Eine Kalbskulptur aus Leder ...

 

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

... und oben deren dreidimensionale Schnittmustervorlage. Das Ungewöhnliche daran: Das Leder stammt von einer Couch im Haushalt des Künstlerduos Hörner/Antlfinger. Die Idee dahinter: einen Diebstahl rückgängig machen, die gestohlene Haut zumindest symbolisch einem Tier zurückgeben. Die Installation heißt "Kramfors", nach dem IKEA-Namen der Couch.

Es gibt nicht viele KünstlerInnen, die unser Verhältnis zum Tier thematisieren, dabei den Bereich der Chimären (Mischwesen) oder der Taxidermie (Tierpräperation) verlassen und sich den von uns so genannten Nutztieren zuwenden. Hörner/Antlfinger widmen sich dem Mensch-Tier-Verhältnis im Bereich der Massentierhaltung, in dem das Tier wird nicht mehr als Lebewesen, sondern nur mehr als Lebensmittel betrachtet wird. Als Eigentum/Objekt des Produzenten ist es rechtlos. Das Künstlerpaar wirft die Frage nach den Rechten der "Nutztiere" auf: Unser Verhältnis zu diesen Tieren gehöre zu den wichtigsten Themen und  Fragestellungen des 21. Jahrhunderts, postulieren sie auf der Pressekonferenz zu ihrer Ausstellung "Discrete Farms. Irgendwo muss das Fleisch doch herkommen" im Oldenburger Edith-Ruß-Haus für Medienkunst.

Das Kölner Duo setzte sich mehrere Monate mit der Tierproduktion in Niedersachsen auseinander, es recherchierte im Internet, führte Gespräche, wollte Mastställe sehen. Doch kein Tierfabrikant ließ das Paar in seinen Betrieb. Die "Bauern" (Antlfinger nennt sie "Stellschrauben im Produktionsprozess") verbergen die Zustände: Discrete Farms demnach, Die Wahrheit der Lebensrealität der Tiere ist den Menschen anscheinend nicht zumutbar.

"Rund 36,5 Millionen Masthühner wurden nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2010 in Niedersachsen gehalten, 70 Prozent davon in Ställen mit 50 000 Tieren und mehr. Immer weniger Betriebe halten immer mehr Tiere - dieser Trend setzt sich der aktuellen Landwirtschaftszählung (Stand: März 2010) zufolge in Deutschland gerade bei der Haltung von Schweinen und Geflügel zunehmend durch. Bei beidem ist Niedersachsen bundesweit der Spitzenreiter." (Zitat Kreiszeitung)

Mit dem Projekt factory≠farm (2011/12) unternimmt das Künstlerpaar eine politische, ortsbezogene, künstlerische Untersuchung. Dabei stellen sie die gigantischen Massentierhaltungen im Oldenburger Land dem romantisierten Bild des Bauernhofes gegenüber, untersuchen sie das heikle Verhältnis zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren sowie die Medialisierung der Agrarwirtschaft, in der Bauern und Tierhaltung noch immer positiv besetzt sind. Welchen Einfluss haben solche Imaginationen auf die physische, die "reale" Welt?

"Das Bild des Bauernhofs dient heute als Projektion für eine akzeptable Behandlung von Tieren. Diese Projektion überdeckt den aktuellen Kontext der Fleischproduktion, die Fabrik", so das Künstlerpaar. Vorstellungen von "Bauernhöfen" als idyllische Familienbetriebe und würdige Lebensorte von Tieren stehen im Widerspruch zu einer hochautomatisierten Tierindustrie, in der Massenaufzucht in Megaställen und Schlachtung am Fließband den alltäglichen Konsum von Tierprodukten ermöglichen.

In "Bauer Kybers Operations Room" entwerfen die Künstler eine surreale Welt, in der die Vorstellung vom ländlich-idyllischen Bauernhof und die realen »Black-Boxes« Massentierhaltung eine unheilige Verbindung eingehen. Auf drei Bildschirmen in der angedeuteten Bauernstube flimmern winzige Dreiecke, die Hähnchen in einem Stall in realitätsgetreuem Maßstab darstellen. Am Monitor kann der Bauer den Stall komplett überwachen, per Knopfdruck die Temperatur regeln, den Boden reinigen oder die Tiere füttern. Betreten muss er den Betrieb nicht mehr.

 

Hörner/Antlfinger, Foto © dpa

 

Oben sehen sie das Künstlerpaar mit einer Hasenpuppe. In drei Videoarbeiten sprechen zwei handgeschneiderte Hasenpuppen als deren Alter Egos über über alternative Modelle zum Fleischkonsum. Dialog als künstlerische Methode: Gespräche untereinander als künstlerische Form, die dem Publikum präsentiert werden, und Gespräche mit dem Publikum zu unterschiedlichen Projekten, Aktionen und Installationen.

"In Videosequenzen führen die beiden Hasen, flankiert von den Künstlern in militanten Aktivistenoutfits, Gespräche über Haltungsformen, Fleischkonsum und Tierrechte. Gespräche, die wie Bekennerbotschaften daherkommen, aber so normal sind, dass sie auch am Kneipentresen geführt werden könnten. Die beiden Hasen diskutieren über Veganismus oder Missionierungsbemühungen, reden über Agitationsformen und philosophieren darüber, warum es in Frankreich eine Vorschrift gibt, nach der jede Schulmahlzeit Fleisch beinhalten müsse, aber keine, die etwa einen vegetarischen Tag pro Woche festlegt." (Zitat taz)

 

Hörner/Antlfinger, Videostill

Hörner/Antlfinger, Discrete Farms

 

Das gesamte Œuvre von Hörner/Antlfinger baut auf Kommunikation in unterschiedlichen Formaten wie 3-D-Animationen, (virtuellen) Dialogen, Puppenspiel-Adaptionen, Soundskulpturen und Videoarbeiten auf. Ihr Projekt "Discrete Farms" entstand während eines Arbeitsstipendiums, das das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst einmal im Jahr vergibt. Ute Hörner unterrichtet an der Kunsthochschule für Medien Köln. Beide leben mit Tieren und vegan.

Die Ausstellung, die bis zum 25. November zu sehen ist, zeigt nicht nur "Discrete Farms", sondern bietet auch eine Retrospektive auf das politisch-engagierte Werk von Hörner/Antlfinger seit den 1990er Jahren. Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Tierrechtsvorträgen und Kochworkshops (Kochen ohne Knochen) statt.

Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, D-26121 Oldenburg. Öffnungszeiten: Di–Fr 14.00–18.00 Uhr, Sa+So 11.00–18.00 Uhr, Mo geschlossen

Zum Weiterlesen: Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Homepage von Hörner/Antlfinger, Hochschule für Medien Köln, taz, Wechselausstellung, eigene werte, Kreiszeitung

 

27. Oktober 2012 - 7:23

Pentti Sammallahti, Varanasi, Indien, 1999, © Pentti Sammallahti, Kehrer Verlag

Pentti Sammallahti, Belogradchik, Bulgarien, 2003, © Pentti Sammallahti

Pentti Sammallahti, Helsinki, Finnland, 1982, © Pentti Sammallahti

"Streeeeeeecken": Wenn Schnappschuss und Komposition zusammenfallen, welch ein Glück!

Pentti Sammallahti, Katonah, New York, USA, 2000 © Pentti Sammallahti, Kehrer Ve

 

Der 1950 in HelsinkiI/Finnland geborene Pentti Sammallahti fotografiert seit er elf Jahre alt ist. Als Zwänzigjähriger beginnt er zuerst in Finnland und dann weltweit auzustellen. Seit 1979 hat er dreizehn Bücher oder selbstverlegte Portfolios veröffentlicht, zuletzt "hier weit entfernt – Fotografien 1964 - 2011". Er hat zahlreiche Preise gewonnen und als Professor an der University of Art and Design in Helsinki fast zwei Jahrzehnte lang unterrichtet - eine ganze Generation finnischer DokumentarfotografInnen wurde von ihm beeinflusst. 2003 war er  mit einem Werk bei der Eröffnungsausstellung der Foundation Henri Cartier-Bresson, die dessen 100 liebste Fotografien zeigte, vertreten.
 
In Europa, Asien, Afrika entstehen seine handwerklich perfekten, oft mit einer Panoramakamera augenommenen Fotografien. Er ist ein Reisender, bezeichnet sich selbst als Wanderer, als Nomaden, der den Norden liebt, die Kälte, das Meer, die Dunkelheit. Fotografieren gehört für ihn zum Reisen und so verdanken wir ihm Aufnahmen, die von Liebe zum Menschen, zur Natur, zu den Tieren und besonders den Hunden zeugen. Mir gefallen seine Winterbilder, oft in Weitwinkel aufgenommen, am besten, die nicht nur Stille und Abgeschiedenheit, sondern - so paradox das klingen mag -  auch Wäre ausstrahlen. Die Zeit scheint still zu stehen und gleichzeitig unendlich vorhanden zu sein.
 

 

Pentti Sammallahti, Solovki im Weißen Meer, Russland, 1992  © Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

 

Pentti Sammallahti war auch an innovativen Drucktechniken und der Wiedereinführung des Portfolios interessiert: Beeinflusst von der Idee der "Künstlerbücher", erwachte ein breites Interesse an Fotokunst-Publikationen. 1979 begann er mit der Opus-Serie, bei der die Künstler absolut freie Hand bei der Buchgestaltung haben und den ganzen Herstellungprozess kontrollieren sollten: Fotografie, Grafik, Layout, Druck, Binden. Das Buch oder Portfolio war das Kunstwerk - mehr als die Foto-Originale. Die so entstandenen Opus-Bücher bilden einen wesentlichern Bestandteil der zeitgenössischen finnischen Buchkunst.

 

Pentti Sammallahti, Cover

 

Pentti Sammallahti: "hier weit entfernt", Kehrer Verlag

Auf Pentti Sammallahti bin ich durch Karin Dohrman gestoßen, die die Website ars canis betreibt und einen Blog über Kultur-, Buch- und Ausstellungstipps rund um den Hund schreibt. Doch dazu bald ausführlicher.

 

Buch, Fotografie
25. Oktober 2012 - 7:08

Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère
Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère, 1892 vom Bruder Martial Caillebotte aufgenommen auf der Place du Carrousel in Paris. Foto: Kunsthalle Schirn / Privatsammlung

 

Die Frankfurter Kunsthalle Schirn widmet dem französischen Impressionisten Gustave Caillebotte eine umfangreiche Ausstellung mit Zeichungen und Gemälden und kombiniert sie mit Fotografien des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Caillebotte hatte als Maler einen sehr modernen fotografischen Blick. Die Bedeutung der Fotografie zur Herausbildung einer neuen Sehweise wird in seinem Werk deutlich. 

Gustav Caillebotte (1846-1894), das Entfant terrible einer Unternehmerfamilie, war Maler, Millionär, Mäzen und begnadeter Segler - und er war Sammler "der Impressionisten". Nach seinem frühen Tod erbte der französische Staat: Viele Werke des Musée d'Orsay stammen aus seinem Besitz.

 

Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont d
Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont du Louvre

 

Fotografien wie diese waren Caillebotte bekannt, möglicherweise hat er selber fotografiert, jedenfalls besaß sein Bruder eine Kamera. Die angeschnittenen Figuren öffnen einen Bildraum und ziehen den Betrachter ins Geschehen hinein. Diesen fotografischen Blick wendet Caillebotte auf seine Malerei an - jedenfalls in der Anmutung, tatsächlich sind seine Bilder durchkomponiert und -konstruiert.

 

Gustave Caillebotte, Le Pont de l‘Europe, 1876
Gustave Caillebotte, Le pont de l´Europe, 1876

 

Caillebotte ist der Maler eines modernen, "urbanen" Paris: Seit der Umgestaltung der Stadt durch Georges Haussmann flanieren die Pariser (Hunde) auf breiten Boulevards, überqueren sie weiträumige Plätze und neu gebaute Brücken. Die Rücken- und Identifikationsfigur ist hier der Hund - das gefällt mir ganz besonders - und wir folgen ihm auf dem Weg zum Fluchtpunkt.

 

Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit Gennevilliers,,
Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit-Gennevilliers, 1884

 

In den 1880er Jahren zieht Gustave Caillebotte nach Petit-Gennevilliers. Hier malt er Richard Gallo, der an einem sonnigen Tag mit seinem Hund Dick aum Flussufer entlang spaziert. Gallo legt damit Zeugnis ab für ein erwachendes Selbstbewusstsein des Bürgertums, das seinen Wohlstand zeigt und sich Tiere zulegt (meint zumindest Kuratorin Sagner in der Frankfurter Rundschau). 1894 verstarb Caillebotte in Petit-Gennevilliers.

Dazu: Claus-Jürgen Göpfert: "Der ferne Blick" in der Frankfurter Rundschau, Roland Held im Echo online sowie Sabine Weier im SCHIRNMAG.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn auf dem Frankfurter Römerberg ist zu sehen bis 20. Januar 2013. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag auch bis 22 Uhr.

 

Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie, Cover

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag: "Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie", München 2012, ISBN: 978-3-7774-5411-5

 

Ausstellung, Buch, Fotografie, Malerei
23. Oktober 2012 - 8:22

Plakat DOGumenta
Werden Seth Casteels Underwater Dogs jetzt für alle Ausstellungen und Produktionen verwendet, die das Wort Hund im Namen führen? (Siehe auch Seth Casteel in Wien)?

 

In wenigen Tagen wird in Frankfurt am Main eine Ausstellung eröffnet, die den fotografierten Hund in den Mittelpunkt des Interesses stellt: DOGumenta. Der Hund in der Fotografie. Berühmte Tierfotografen wie Walter Schels und Carli Davidson sind ebenso vertreten wie der sympathische, über das Internet bekannt gewordene "Newcomer" Seth Casteel. Manche FotografInnen waren mir nicht bekannt (die der Reichen und Schönen), aber ein Blick auf deren Webseiten lässt eine großartige Schau erwarten.

In der Ausstellung präsentieren die KünstlerInnen Carli Davidson, Dieter Schwer, Frank Wartenberg, Jana Hartmann, Jillian Lochner, Karin Székessy, Lennette Newell, Mart Engelen, Olaf Martens, Peter Braunholz, Ruth Marcus, Seth Casteel, Valentina Uhlmann und Walter Schels ihre Ansichten vom geliebten Vierbeiner.

Manche von Ihnen werde ich in den folgenden Wochen noch in eigenen Blogbeiträgen präsentieren, jetzt nur ein ganz kleiner Einblick: Die Auswahl stammt von der Facebook-Seite der DOGumenta.

 

© Lennette Lewell
© Lennette Lewell

© Lennette Lewell
© Lennette Lewell

© Lennette Lewell
© Lennette Lewell

© Carli Davidson
© Carli Davidson

Schäferhund, 1991 © Walter Schels
Schäferhund, 1991 © Walter Schels

© Seth Casteel
© Seth Casteel

© Valentina Uhlmann
© Valentina Uhlmann

 

Bestregarts ist ein privater Ausstellungsraum, der von der Kuratorin und Sammlerin Ewa Nowik geführt wird, sie kuratiert auch die DOGumenta. Es geht aber nicht nur darum, die Zweibeiner mit großartiger Hundekunst zu verwöhnen, sondern auch darum, den Vierbeinern zu helfen. Den Schirmherren und Sponsoren liegen vor allem die Tiere am Herzen, deshalb wird ein Teilerlös des Ausstellungsumsatzes obdachlosen Hunden zu Gute kommen. Die Koordination übernimmt Maja Prinzessin von Hohenzollern. Die Spendensumme und das Tierschutzprojekt werden nach Ausstellungsende veröffentlicht.

Die Vernissage und die Charity wird am Dienstag, dem 6. November 2012 von 18.30 bis 21.00 Uhr bei bestregarts 14th floor Gallery @FBC stattfinden. Eintritt an der Abendkasse 10€. Für die Vernissage ist eine Email-Anmeldung erforderlich. Alles Nähere bei bestregarts.

Die Ausstellung wird vom 7. November bis zum 21. Dezemer 2012, jeweils Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt in der Galerie Bestregarts (14th floor Gallery / FBC, Mainzer Landstraße 46, Frankfurt/Main) zu sehen sein.

Den Tipp zur Ausstellung bekam ich von Anke Jurrack. Neben der Tierfotografie schreibt sie auch einen Blog über das Bastepack, das ist eine kleine, feine Tierfamilie, die aus Hunden, Hühnern, Katzen, Katern und noch so allerhand besteht. Ein Foto großartiger als das andere! Nur zwei Beispiele als Appetizer!

 

@ Anke Jurrack

@ Anke Jurrack

                                                          

21. Oktober 2012 - 15:00

Four and Sons

 

Ganz sicher habe ich das australische Online-Magazin Four & Sons schon mehrmals als Inspirationsquelle für meinen Blog erwähnt, beschäftigt es sich doch mit Hunden, mit Kultur und allen Überschneidungsmengen, die sich daraus ergeben: Hund und Mode, Hund und Design, Hund und HundehalterInnen, Hund und Reisen, Hund und Lebensstil, aber natürlich auch Hund und Kunst. Alle Beteiligten sind HundenärrInnen, HundeliebhaberInnen, die mit viel Engagement die Kreativen aufspüren, die sich mit unserem besten Freund und seiner Beziehung zu uns beschäftigen.

Nun gibt es den Plan zum einjährigen Geburtstag des Magazins eine Printausgabe mit den vorgestellten KünstlerInnen der letzten zwölf Monate herauszugeben - und mit neuen, frischen, überraschenden Inhalten. Ich gehöre zu den Menschen, die an Druckerzeugnissen riechen, den Duft einsaugen. Noch vor dem Befühlen des Papiers und dem Aufschlagen ist das der erste Genuss. (Erinnert sich noch jemand - meine älteren LeserInnen - an die hektografierten Matritzen der Schulzeit, die mit Hilfe von Spiritus vervielfältigt wurdent? Wikipedia spricht in diesem Zusammenhang von charakteristischem penetranten Ethanolgeruch - die Schweizer sagten Schnapsmatritzen dazu!). Kein Online-Magazin kann ein gedrucktes Produkt ersetzen!

Four & Son sucht nun Unterstützer, die das Projekt (Finanzierung von Druck und Vertrieb) ermöglichen. Ab einem Dollar ist man als Unterstützer dabei, und der wird auch nur dann abgebucht, wenn das Projekt genügend Spender zur Realisierung findet. Ab 10 Dollar bekommt man die Print-Ausgabe. Vielleicht haben Sie Lust, Sie können noch bis zum 30.Oktober 2012 mitmachen. Insgesamt werden 1500 Dollar benötigt.

 

 

Ich spendete auch einen kleinen Betrag - meine Motivation war - siehe oben - aber eigentlich das kleine quadratische Fensterchen im Widget, aus dem Rocco hervorguckt. Ich liebe dieses Foto, zeigt es meinen ehemals armen räudigen Rocco so gesund und stark!

http://fourandsons.com/, zur Pozible-Kampagne

 

Buch, Fotografie, Grafik, Malerei, Skulptur
19. Oktober 2012 - 7:50

Karen Knorr: The Music Room

Karen Knorr, The Library II

 

"Wie kommt das Reh in dieses Schloss? Wie hat Karen Knorr es nur geschafft, dass es still sitzt (und erst der Fuchs neben dem Hasen)?“, fragte ich mich, als ich das erste Mal zufällig im Internet auf ein Foto der "Fabeln" (2004-2008) stieß. Nach der Irritation kam die "Erleuchtung" - sie hat ausgestopfte Tiere in Schlösser geschleppt und sie in ihrer artfremden Umgebung fotografiert! Doch auch das stimmte nicht.

 

Karen Knorr, The Wolf's and the Stag's Room
Karen Knorr, The Wolf's and the Stag's Room (aus der Serie "Fables")

 

In den klassischen Fabeln von Aesop oder Jean de La Fontaine, aber auch in unserer Alltagskultur (Filme von Disney und Attenborough) verkörpern Tiere menschliche Eigenschaften. Und ihre Geschichten dienen auf diesem Umweg der moralischen Erziehung des Menschen. In Karen Knorrs fotografierten "Fabeln" dringen die Tiere - als "das andere" - in menschliche Räume ein, in die ihnen der Zutritt sonst verwehrt wird, in barocke Schlösser, Prachtbauten des Klassizismus und Rokoko, in Museen, aber auch in Corbusier's Villa Savoye. Die Räume repräsentieren Ordnung, Strenge, Eleganz, aber auch Gesellschaftssysteme der Unterdrückung, Ausbeutungs sowie männliche Macht und Geschmack. Die Tiere dringen in dieses Bedeutungssystem ein und sie dringen auf den Unterschied zwischen Natur und Kultur. Allerdings dringen sie nicht als leibhaftige, lebende, reale Tiere in unsere kulturellen Heiligtümer, sondern nur als repräsentierte (ausgestopfte, digital erzeugte).

Knorr mischt analoge und digitale Fotografie, um die Fabeln nachzustellen. Sie fotografiert die Räume analog mit einer großformatigen Sinar-Kamera aus einer niedrigen Position, um den Blickwinkel der Tiere nachzuahmen. Die Tiere selbst werden lebend in z.B. Zoos und Resevaten und ausgestopft in Museen aufgenommen. Die großen Negative werden eingescannt und erst dann digital mit Photoshop bearbeitet. Dieser Prozess gestaltet sich langwierig:

„Some photographs now take months to make whilst others are quicker. I compare this work in its infinite detail to “phototissage,” a form of photographic stitching or weaving, rendering the pixels like threads in a tapestry.“ (Interview Photo Espana, 2008)

Karen Knorr, 1960 in Frankfurt/Main (Deutschland) geboren, wuchs in San Juan (Puerto Rico) auf und studierte in Paris und London. Ihr fotografisches Frühwerk, das die "politics of representation" thematisiert, wurde breit diskutiert, so z.B. im Kontext der Filmtheorie und der Cultural Studies. Sie gehörte in Großbritannien zu einer fotografischen Bewegung, zu der auch Martin Parr, Anna Fox, Paul Seawright, Keth Arnatt oder Eileen Perrier gehörten. Am Beginn der 1980er Jahre wurde sie durch ihre Serie "Gentleman" bekannt, einer Reportage über englische Männerclubs. Erst später lenkte sie ihre Aufmerksamkeit von den sozialen Reportagen hin zur Untersuchung der Beziehung von Natur und Kultur, hin zur Untersuchung des Verhältnisses von Fotografie zu Feminismus, Konzeptkunst und Animal Studies. Karen Knorr stellt international aus und unterrichtet seit vielen Jahren, derzeit an der University for the Creative Arts in Farnham, Surrey.

 

Karen Knorr, Belgravia

Karen Knorr, Belgravia

 

Als Beispiel für ihre frühen sozialkritischen Arbeiten sehen Sie oben zwei Fotos der Serie "Belgravia" von 1979-1981, in der auch zwei Hunde vorkommen. Knorr kombiniert in dieser Serie Schwarz-Weiß-Fotografien mit ironischen, humorvollen Texten, die den Lebensstil und das britische Klassensystem der Thatcher-Ära beleuchten. Die Bedeutung liegt in der Zusammenführung von Text und Bild zu etwas drittem, zu einer "third meaning". Ausgangspunkt zu "Belgravia" war Knorrs Wut auf die soziale Ungerechtigkeit, ungleiche Lebenschancen.

Belgravia ist ein weltoffener, sehr reicher Stadtteil in London, wo Knorrs Eltern lebten. Karen Knorr kam aus einem konservativen, wohlhaben Elternhaus und kannte die Lebensart und Haltungen der Priviligierten aus eigener Erfahrung, wenn sie sie auch nicht teilte:

"Belgravia is therefore a critique of class using the tools available to me as an ‘outsider’ on the inside." (Interview Photo Espana, 2008).

Aus deser priviligierten Position heraus wollte sie die sehr private Welt der Upper Class - abseits der Klatschspalten - zeigen, die traditionell immer eher schmeichelhaft porträtiert wurde. Gleichzeitig war es auch ein Fotografieren gegen den damaligen Trend, die Unterpriviligierten und Besitzlosen zu fotografieren. Schon zu Beginn ihres fotografischen Werks arbeitet sie in Serien, da sie ihre Absichten nicht in einem einzigen Foto aufzeigen kann:

"It is a matter of meaning, with different tensions to be found in the work. As one goes from “room” to “room” there are different stories and ideas being told. Irony and humour are difficult to produce in one photograph; several are necessary to make various points about class, power and privilege." (Interview Photo Espana, 2008)

 

Karen Knorr, Where Have All the Sparrows Gone
Karen Knorr, Where Have All the Sparrows Gone (aus der Serie "Academies")

 

"Academies" (1994 – 2001) ist eine Serie von Farbfotos in Akademien und Museen in ganz Europa aufgenommen. Sie untersucht wie abendländische Ästhetik durch Museen und Kunstakademien verstärkt und reproduziert wird und wie die Gründungsmythen der europäischen bildenden Kunst, ihre Verbindung zu nationalen Identitäten und nationalem Erbe noch heute an den Kunstinstututionen Spuren hinterlassen, wenngleich sich die Akademien sowohl durch das Medium der Fotografie als auch durch steigenden Anteil an Studentinnen langsam verändern.

 

 

 

Karen Knorr, Higt Art Life after the Deluge
Karen Knorr, Higt Art Life after the Deluge (aus der Serie "Academies")

Karen Knorr, Looking for Arcadia
Karen Knorr, Looking for Arcadia (aus der Serie "Academies")

 

2002 hat Karen Knorr die Serie "The Venery" hergestellt - und ich bin endlich beim Thema Hund angekommen. Ich zeige sie Ihnen vollständig und kommentarlos:

 

Karen Knorr, Suspense
Karen Knorr, Suspense

Karen Knorr, Morning
Karen Knorr, Morning

Karen Knorr, Leader of the Pack
Karen Knorr, Leader of the Pack

Karen Knorr, In Search of the Marquess
Karen Knorr, In Search of the Marquess

Karen Knorr, Huraults Domain
Karen Knorr, Huraults Domain

Karen Knorr, Vibrayes Dogs
Karen Knorr, Vibrayes Dogs

Karen Knorr, King of the Forest
Karen Knorr, King of the Forest

Karen Knorr, Dead Game
Karen Knorr, Dead Game

 

Auf Karen Knorrs Homepage finden Sie nicht nur ihre anderen Fotoserien, sondern auch umfangreichen theoretischen Input.

alle Fotos © Karen Knorr

 

Fotografie
17. Oktober 2012 - 7:34

Veronika Olma und Bazi

 

Der schlafende Kerl neben Veronika Olma ist Bazi. (Veronika Olmas großformatige Malerei habe ich ihnen vor ein paar Tagen vorgestellt). Sie hat ihn im Herbst 2010 aus dem Tierschutzhaus in Woerrstadt geholt. Seither schreibt er als Olmas "alter ego" einen Blog über sein Leben mit "der Olma" - sehr lesenswert. Bazi ist nicht nur ein "Glücksbazi", sondern auch ein ganz gescheiter!

Unbedingt reinschauen in den Baziblog - Bazi geht das Thema Hund und Kunst von einer herzerwärmend humorvollen Seite an, außerdem führt er ein aufregendes Hundeleben (Frida!) in diesem Künstlerhaushalt und spricht auch Tierschutzrelevantes an.

 

Bazi vor einem Bild von Olma

 

Bazi betrachtet seine wölfischen Vorfahren. "Vergiss, dass Du ein Wolf warst", heißt diese Arbeit von 2009.

Wie sehr Bazi geliebt und "verehrt" wird (deshalb nenne ich ihn "Glücksbazi"), zeigen die Fotografien, wo er - Photoshop sei Dank - unterschiedlich in Szene gesetzt wurde. Wenn das keine Hommage an den kleinen Podenco ist!

 

Veronika Olma, beneiden

Veronika Olma, beneiden

Veronika Olma, beneiden

Veronika Olma, beneiden

Veronika Olma, My Baby

Veronika Olma, Playboy
Wow!
 

Jetzt möchte ich Ihnen noch einen kurzen Einblick in Veronika Olmas kleinformatiges Werk geben. Neben Fotografien, plastischen Arbeiten, Scherenschnitten etc. gibt es auch die "Schattenboxen" (Acryl auf Buchenholzquader in Fliesengröße) und die "Stickstoff"-Serie (bestickter und bemalter Stoff über Buchenholzkörper).

Veronika Olma, Schattenbox

Veronika Olma, Stickstoff, 2012

 

 

Veronika Olma, Stickstoff

Veronika Olma, Stickstoff

 

Veronika Olma, Stickstoff

 

Veronika Olma, Stickstoff

Veronika Olma, Stickstoff

Veronika Olma, Stickstoff

Veronika Olma, Stickstoff

Wenn das nicht der Bazi ist!

alle Arbeiten © Veronika Olma

 

Fotografie, Malerei
15. Oktober 2012 - 7:08

Auf wartende Hunde - "Waiting Dogs" - bin ich auch schon vor Barbara Wrede gestoßen, bei den niederländischen Fotografen WassinkLundgren, die das Thema allerdings filmisch umsetzten. Die beiden zeigen kleine alltägliche Situationen: Hunde, die vor Geschäften, Supermärkten und Banken warten, bis sie wieder mitgenommen werden.

 

WassinkLundgren, Waiting Dogs, Installation, 2008
WassinkLundgren, Waiting Dogs, Installation, 2008; Foto © National Media Museum / Bradford

WassinkLundgren, Waiting Dogs, Installation, 2008
WassinkLundgren, Waiting Dogs, Installation, 2008; Foto © WassinkLundgren

 

 

WassinkLundgren sind Thijs groot Wassink (*1981) und Ruben Lundgren (*1983). Sie leben, arbeiten und studieren sowohl in London (Wassink) als auch Peking (Lundgren). Ihre Arbeit wird als konzeptionelle Dokumentarfotografie beschrieben (conceptual documentary photography).

 

Installation, Video
13. Oktober 2012 - 7:50

Eröffnung © A. Wrede

 

Was denkt diese Ausstellungsbesucherin wohl über die Bilder ihrer ArtgenossInnen?

Seit 1994 fotografiert die Berliner Künstlerin Barbara Wrede wartende Hunde. Zu Beginn des Jahres begann sie die Fotos zuerst zeichnerisch, dann auch malerisch umzusetzen. Die Serie "Wartende Hunde - ein Versuch über die Treue" entstand: Sie ist Hachiko, dem japanischen Akita gewidmet, der 10 Jahre am Bahnhof auf sein verstorbenes Herrchen gewartet hat.

Atelieransichten mit Hundebildern:

 

Foto © Barbara Wrede

Foto © Markus Wächter / Waechter

Foto © Markus Wächter / Waechter

Foto © Barbara Wrede

Foto © Markus Wächter / Waechter

Kurt © Barbara Wrede
Das ist übrigens Kurt!

Foto © Barbara Wrede

 

Barbara Wrede gründete auch einen Köterclub: Sie porträtiert, fotografiert und zeichnet Hunde und betreibt meditative, bis zu einem Quadratmeter große Fellstudien, jeweils mit einem Buntstift. Ein Teil dieser Arbeiten findet Eingang in die Ausstellung in der Galerie R31. Mehr zum Köterclub in der Berliner Zeitung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. November 2012 zu sehen, jeweils Donnerstag bis Samstag von 15 bis 19 Uhr. Köterclubbing am 13., 20. und  27. Oktober 2012.  Kötermitbringen bitte nur nach Absprache.

Die Künstlerin schreibt auch eine Blog mit Szenen aus dem Alltag, Notizen zu Kunst und zu Ausstellungen. Sie gibt einen Einblick in ihr Atelier und darin entstehende Arbeitsserien. Dort können Sie die Entstehungsgeschichte zur Ausstellung nachlesen.

Den Hinweis zur Ausstellung fand ich übrigens auf Veronika Olmas Blog. Davon in ein paar Tagen mehr!

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
10. Oktober 2012 - 8:58

Ein malerisches Wek, das mich vollends begeistert, stammt von Veronika Olma. Erst kürzlich bin ich auf die 1962 geborene deutsche Künstlerin gestoßen, die meist großformatige Bilder in Eitempera malt. In vielen Ihrer Werke kommen Tiere vor: die Bonobonos, mit denen wir fast unsere gesamte DNA teilen, die, die wir als "Nutztiere" bezeichnen (Rinder, Schafe..), nicht zuletzt die Hunde.

"Man muss sich mit dem Entdecken begnügen und auf das Erklären verzichten", sagte Veronika Olma 2010 anlässlich Ihrer Ausstellung im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. Ganz verzichten möchte ich nicht auf den Inhalt und die Bedeutung, um mich nicht im ästhetischen Genuss zu verlieren. Ihre Bilder sind nicht leicht zu entschlüsseln, doch in ihrer Gesamtheit wird deutlich(er), worum es ihr geht. Man fühlt sie mehr, als man sie sieht, die kritische Haltung zur gängigen Einstellung zu Tieren: Thematisiert wird unsere Beziehung zum Tier, die eine für das Tier oft leid- oder todbringende ist. Sanft und pastellfarben gemalt, wird mit dem Bildtitel darauf hingewiesen. "Esst mehr Obst", heißt ein Gemälde mit Rind, "anima(l)" eine Bildserie - die Seele und das Tier stecken darin -, "eat me if you can" eine andere.

 

Veronica Olma, Brennender Brokkoli, 2012
Veronica Olma, Brennender Brokkoli, 2012

Veronica Olma, Denken, 2012
Veronica Olma, Denken, 2012

 

Denkt der Affe über den Unterschied zwischen Kultur und Natur nach? Ist Veronika Olmas "Denken" von Frans de Waal angeregt, der das kulturelle Leben der Tiere beschreibt? "Übersetzt" sie seine Erkenntnisse in die Malerei?

 

Veronika Olma, Die Täuschung, 2011
Veronika Olma, Die Täuschung, 2011

Veronica Olma, Esst mehr Obst, 2011
Veronica Olma, Esst mehr Obst, 2011

Veronica Olma, Para, 2010
Veronica Olma, Para, 2010

 

Wer will, sieht den Vogel mit Lasso gefangen - (wahrscheinlich nur) für mich eine Anmerkung zur Praxis des Singvogelfangs.

 

Veronika Olma, Die Taufe, 2010
Veronika Olma, Die Taufe, 2010

Veronica Olma, Zoo, 2010
Veronica Olma, Zoo, 2010

 

Können und wollen wir nicht sehen, dass wir unsere Verwandten in Gefängnisse sperren?

 

Veronica Olma, The Woundsman, 2010
Veronica Olma, The Woundsman, 2010

 

Die Figur links ist vom einem Holzschnitt von Johann Ulrich ("Hans") Wechtlin (1480-1526) angeregt und zeigt einen mit vielerlei damals üblichen Waffen verwundeten Mann. Der Holzschnitt illustrierte das "Feldbuch der Wundarzney" von Hans von Gersdorff. Warum verwendt sie das nur?

 

Veronica Olma, Trunkene Trauer am Abend, 2010
Veronica Olma, Trunkene Trauer am Abend, 2010

Veronika Olma, Enthornt, 2009
Veronika Olma, Enthornt, 2009

Veronica Olma, Du, komm trink mit mir, 2009
Veronica Olma, Du, komm trink mit mir, 2009

Veronica Olma, Jane, 2008
Veronica Olma, Jane, 2008

 

Wenn wir nicht bei den wissenschaftlichen und biologischen Unterschieden zwischen Tier und Mensch verharren, wenn wir uns befreien von den Gehirnskizzen mit ihren Funktionsbschreibungen, wird Platz für die Erkenntnisse, die uns die Einfühlung gibt. "Jane" Goodall lebt dies, Veronika Olma malt es.

 

Veronica Olma, Seltsam, 2008
Veronica Olma, Seltsam, 2008

Veronica Olma, Spaziergang, 2008
Veronica Olma, Spaziergang, 2008

Veronica Olma, Teilchenbeschleuniger, 2008
Veronica Olma, Teilchenbeschleuniger, 2008

Veronica Olma, Der Hund des Narcissus, 2006
Veronica Olma, Der Hund des Narcissus, 2006

Veronica Olma, Auf der Suche nach dem Herrn, 2006
Veronica Olma, Auf der Suche nach dem Herrn, 2006

 

Auf persektivelosen Hintergründen, gestisch informell oder minimalistisch angelegt, platziert Veronika Olma ihre sehr realistisch gemalten Bildelemente: Menschen, Tiere, Blumen, Dinge, Moleküle und Universumsmodelle. Sie tauchen aus diesem unbestimmten Raum auf (wie die Kuh in "Die Taufe") oder dringen in ihn ein, verlieren sich sehnsuchtsvoll (wie der Hund und sein Mensch beim "Spaziergang"). Ergänzt werden viele Bilder durch schwarze Schatten oder ein Liniengewirr.

Veronika Olma hat eine eigene Formensprache und Farbigkeit gefunden, die sie gekonnt einsetzt, um unter anderem die Tier-Mensch-Beziehung zu thematisieren. Weder macht sie das mit dem erhobenen Zeigefinger noch gibt sie Antworten vor. Vielmehr erzeugt sie eine inhaltliche Hintergründigkeit und formale Tiefe, die uns einen Freiraum zum Generieren von Assoziationen lässt.

Veronika Olma hat aber nicht nur eine großformatige, ernste und melancholische Seite. Über ihr "alter ego" Bazi und ihre mehr spielerischen kleinen Arbeiten ein anderes Mal.

Mehr von ihrem faszinierenden Werk sehen Sie auf ihrer Homepage.

alle Bilder © Veronika Olma

 

Malerei
7. Oktober 2012 - 22:10

Heute möchte ich mich besonders bei allen LeserInnen des Blogs bedanken, die mir Empfehlungen und Anregungen für Blogbeiträge geben. Anne Jurrack hat mir das unvergleichbar herzerwärmende und zugleich traurige "Morran Book Project" vorgeschlagen. Die Illustratorin Camilla Engman hat ein Buch veröffentlicht, das 236 Illustrationen versammelt, die ihre - während des Projekts verstorbene - Hündin Morran darstellen. KünstlerInnen aus aller Welt haben sich daran beteiligt, ihr ein Denkmal zu setzen. Moira von Dog Art Today hatte darüber berichtet (und hier auch über die innige Beziehung zwischen Camilla und Morran).

Ich trauere mit allen, deren Hunde sterben - auch wenn ich sie nicht kenne. Meine Tränen gelten dann auch Lucy und Rocco. Mit Lucy verbrachte ich die glücklichste Zeit meines Lebens - für immer ist sie in meiner Herzkammer verschlossen, Rocco ist inzwischen ein Hunde-Methusalem und ich nehme den kommenden Schmerz seines Todes vorweg. 

 

Rocco liest in Morran © Petra Hartl

 

Damals ging mir Morrans Tod zu nahe, um ihn mit Ihnen zu teilen. Nun hole ich es gerne nach. Auch vom emotionalen Gehalt abgesehen, kenne ich kein vergleichbares Buchprojekt. Ein Hund auf hunderterlei Arten umgesetzt - ein schöner Überblick über zeitgenössische Illustration - und es kommen noch immer neue dazu, die nicht mehr Eingang ins Buch, aber in Studio Morrans Blog finden.

 

Rocco liest in Morran © Petra Hartl

Molly Costello
Molly Costello

Sarah Mazzetti
Sarah Mazzetti

Patrice Aarts
Patrice Aarts

Megan Howe
Megan Howe

Mattias Adalfsson
Mattias Adalfsson

Suana Verelst
Suana Verelst

Mikaela Elf
Mikaela Elf

Kirsten Voortman
Kirsten Voortman

Margaret Reneke
Margaret Reneke

Kathleen Furey
Kathleen Furey

Rocco las in Morran © Petra Hartl

 

Habe ich Ihnen schon gesagt, wie schwierig es ist Hunde zu fotografieren? Siehe oben!

Zurück zum Anfang: Der Tipp kam von Anke Jurrack. Sie ist Expertin in Sachen Tierfotos. Meine ganz kleine Auswahl: Einfach gute Hundefotografie!

 

15 © Anke Jurrack

19 © Anke Jurrack

Mir gefallen die Doppelporträts besonders gut ...

Nelson und Lotta © Anke Jurrack

Pootch und Nupito © Anke Jurrack

Portrait im Nebel © Anke Jurrack

Winter 2011 © Anke Jurrack

Jumping © Anke Jurrack

... und erst die Jungs:

Die Jungs © Anke Jurrack

In dieser Gesellschaft erstrahlt auch der Terrier in Würde!

 

2. Oktober 2012 - 7:11

Hugo Fortes, Vigia 1

Hugo Fortes, Vigia 2

Hugo Fortes, Vigia 3

 

Ein Hund kämpft gegen den Schlaf und bemerkt doch alles, was um ihn herum vorgeht. Schließlich schläft er ein und träumt. Das ist der Inhalt eines Videos, das in nur einer Einstellung und in Realzeit aufgenommen wurde. Der Betrachter ist aufgefordert kleinste Veränderungen wahrzunehmen, die im täglichen Leben unbemerkt bleiben.

Das Video "Vigia" stammt vom Brasilianer Hugo Fortes und dem Dackel Brioche. Fortes - er ist bildender Künstler, Kurator, Designer und Professor an der Universität von São Paulo - war von 2004 bis 2006 im Rahmen eines akademischen Austauschprogramms in Berlin. Sein Video gehört zu den wenigen Werken, in dem ein Hund auch als (künstlerisch schaffendes) Subjekt angenommen wird und nicht Objekt der Darstellung bleibt.

Es wurde 2009 bei der Ausstellung "Tier-Perspektiven" im Georg-Kolbe-Museum in Berlin gezeigt. Die Ausstellung beschäftigte sich mit dem Phänomen des tierischen Standpunkts. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen versuchten die Betrachter mit einem spezifischen Tierindividuum und dessen Blick zu konfrontieren.

Jessica Ullrich, eine der Kuratorinnen, äußerte sich in einem Gespräch mit Dorota Lagodzka über "Vigia":

[...] Auch das völlig unspektakuläre Video des brasilianischen Künstler Hugo Fortes, das seinem verstorbenem Dackel Brioche quasi ein Denkmal setzt gefällt mir sehr, weil es die Hündin nicht als Symbol oder Metapher approrieert, sondern die uns verschlossen bleibende, individuelle, animalisch Perspektive fokussiert und damit die Absolutheit des anthropozentrischen Blicks hinterfragt. Im Video sieht man im Grunde über 25 Minuten in einer einzigen Kameraeinstellung nichts anderes als das Gesicht eines gegen den Schlaf kämpfenden Dackels. Durch die Bezeichnung der Arbeit "Hundeperformance von Brioche" wird darüber hinaus die Ko-Autorschaft des Hundes anerkannt.

2011 wurde das Video abermals bei der internationalen Konferenz "Animals and Aesthetics“ an der Universität der Künste Berlin gezeigt.

Ich glaube das Video noch vor ein paar Monaten im Internet gesehen zu haben, jetzt finde ich allerdings nur mehr die drei Standbilder auf Fortes' Homepage. Der Dackel alleine schaut und schläft so allerliebst, dass ich ihn Ihnen nicht vorenthalten will.

Website von Hugo Fortes

 

Video