September 2013

24. September 2013 - 18:40

Manchmal passiert es, dass mich Bilder sofort gefangen nehmen und ich weiß: Darüber will ich unbedingt schreiben! Bei Jessica Holmes' Arbeiten ist dies der Fall.

Sie versetzen mich unmittelbar in eine melancholische Stimmung, drücken sie doch Verlassenheit und Unsicherheit aus. Wir sehen eine verwaiste Welt aus Sicht vernachlässigter Hunde. Der Mensch ist nur mehr als das Abwesende vorhanden. In Verbindung mit den Bildtiteln lauert die Gefahr, kriecht das Unbehagen herauf und straft die schönen, zarten Bilder Lügen.

 

Hours or even days of warning © Jessica Holmes
Hours or even days of warning, mixed media, 2011, 150x120 cm © Jessica Holmes

A device which is exploding © Jessica Holmes
A device which is exploding, mixed media, 2011, 150x120 cm © Jessica Holmes

A hole into which to retire for protection © Jessica Holmes
A hole into which to retire for protection, mixed media, 2011, 150x120 cm
© Jessica Holmes

The lesson is- fallout shelter is needed everywhere © Jessica Holmes
The lesson is: fallout shelter is needed everywhere, mixed media, 2011, 150x120 cm
© Jessica Holmes

 

Jessica Holmes Arbeiten sind Mischtechniken aus Malerei und Collage. Gerissene fleckige Oberflächen - Tapenten mit Patina, dem Verfall preisgegeben - deuten Interieurs in einem fast perspektivelosen Raum an; dekorative Oberflächen - das Muster auf dem zurückgelassenen Hemd, ein Relikt, des menschlichen Gefährten, der nicht mehr hier ist. Ein buntes Hundehalsband zeugt von ehemaliger Zärtlichkeit und Beschütztheit. Nun sind die Tiere verlassen, sie schnüffeln an menschlichen Utensilien, verstecken sich dahinter, ruhen traurig und einsam; deren Körpersprache spricht Bände.

 

Jessica Holmes (*1980 in Hampshire) studierte an der Wimbledon School of Art und der Royal Academy Schools. Sie hat bereits in London, Paris und Berlin ausgestellt, lebt und arbeitet in London.

 

alle Bilder © Jessica Holmes

 

 

Collage, Malerei
17. September 2013 - 8:20

Während der letzten Wochen hatte ich nur sehr wenig Zeit für meinen Blog, da ich für die Abschlussprüfung eines Lehrgangs im Bereich Kinder-und Jugendliteratur lernen musste, die ich vor einigen Tagen erfolgreich abgelegt habe. Mein Spezialgebiet war - Überraschung - der Hund und Wolf im Bilderbuch. Was liegt also näher, diese zeitintensive Beschäftigung gleich in den Blog einzubringen!

Vieleicht haben manche von Ihnen ja Kinder oder Enkel und freuen sich über Bilderbuchtipps. Das Bilderbuch hat inzwischen längst seinen engen Adressatenkreis - Kinder und Vermittler - verlassen und ist auch beliebtes Sammlerobjekt von Erwachsenen geworden; es ist damit nicht mehr nur eine Spezialkunst für Kinder, es hat sich hin zur erwachsenen Zielgruppe geöffnet.

 

Deshalb möchte ich Ihnen immer wieder Bilderbücher und ihre Illustratoren empfehlen, die mir ganz besonders gefallen, unabhängig davon, ob sie aktuell sind. Manche Bücher sind nur mehr antiquarisch zu erhalten, da viele Bilderbücher nur einmal aufgelegt werden und dann aus den Regalen der Buchhändler verschwinden.

 

Heute möchte ich Ihnen Józef Wilkon und sein Bilderbuch "Wölfchen" vorstellen, wobei "vorstellen" sicher das falsche Wort ist, wurde der 1930 in der Nähe von Krakau geborene Pole doch international mit Ehrungen, Auszeichnugen und Preisen überhäuft. Mehr als 150 Bilderbücher hat der Maler, Grafiker und Bildhauer origineller Holzskulpturen bis heute illustriert, immer mit dem Anspruch, dem Kind die Sterne vom Himmel herabzuholen.

 

Schon das Cover macht neugierig. Wölfchen hat Igelstacheln, Löwenzähne und einen Tigerkörper. Wieso?, fragt man sich gleich.

 

 

Józef Wilkon, Wölfchen, Cover

 

Auf die Frage, wie eine gute Illustration entsteht, sagte Wilkon:

      Zuerst muss man wissen, wie das, was man malen will, ausschaut: Ein Mensch, ein Fisch, ein Vogel, ein Blatt oder ein Tier. Dann, wie es sich bewegt: Wie es rennt, kriecht, schleicht oder fliegt. Für viele ist dies das Ende des Lernweges. Einige gehen aber weiter und können die Tageszeiten malen, den Mond, wie er scheint, einen Vogel, der singt, sie können sogar Sorgen und Freude malen, Angst und Mut. Wenige können Schlaf, Ruhe und sogar den Geruch und Geschmack einer Frucht malen. Wenn man all dies weiß, muss man noch wissen, wie man Text und Illustration zusammen fügt, so dass sie sich ergänzen und eine Spannung im Buch wächst wie beim Theater und alles in die richtige Zeit und richtige Proportion bringt. (zit. n. Wikipedia)

Nun, Wilkon weiß, wie ein kleiner Wolf ausschaut! Die Illustrationen zu "Wölfchen" gefallen mir auch deshalb so gut, weil Wölfchen sowohl alle äußeren Kennzeichen eines kleinen Wolfs hat als auch, verstärkt durch die weiche Kreidezeichnung, wie ein Plüschwolf aussieht. Trotzdem: Die Illustrationen wirken nicht verniedlichend, sondern bleiben merkmals-adäquat. Alle Tiere sind sehr plastisch dargestellt, ihr weiches Fell wirkt sanft und poetisch.

 

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Wölfchen liebt das Leben und alle anderen, er hat ein gutes Herz und ist ohne Arg und List. Viel lieber spielt er mit den anderen Tieren "Verstecken" anstatt sie zu jagen und zu essen. Er genießt den Sauerampfer! Die Eltern sind ratlos und verzweifelt. Was sollten sie nur tun, um aus Wölfchen einen richtigen Wolf zu machen?

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Die Sorge der Eltern um ihn macht auch Wölfchen traurig. Hilfesuchend wendet er sich an den Mäuserich. Und der hat auch die "rettende" Idee...

 

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

aus Józef Wilkon, Wölfchen

 

Natürlich reicht auch die Verkleidung nicht aus, um aus Wölfchen einen gefährlichen Wolf zu machen. Doch letztendlich kann er sich annehmen, wie er ist! Und auch die Eltern erkennen, dass jedes ihrer Kinder etwas ganz Besonderes ist und "Wölfchen ist eben Wölfchen".

Auch der märchenhaft gestaltete, sehr lyrische Text von Gerda Wagener ist herzerwärmend, sodass mit "Wölfchen" ein textlich-visuelles Lehrstück zu Fragen der Identität entstand, wie es gelungener nicht sein könnte.

Die Bilder habe ich aus meinem Exemplar eingescannt.

Gerda Wagener, Józef Wilkon, Wölfchen, Zürich, Kiel, Wien, 1993 (bohem press), ISBN 3-85581-252-7

 

Bilderbuch
10. September 2013 - 8:45

Eleonor Boström, Dog with boat

Eleonor Boström, Dog in boat

Eleonor Boström, Dog in boat - laying down

 

In diese kleine Werkgruppe "Lost Dog" der Schwedin Eleanor Boström habe ich mich beim ersten Anblick verliebt! Wie ein Steuermann auf der Brücke blickt der weiße Hund mit angelegten Ohren auf einen fernen Ort. Und erst der kleine Hund, der sich zum Ausruhen mit geschlossenen Augen in seinem Boot niedergelegt hat!

 

Obwohl meine Familie aus dem österreichischen Waldviertel stammt, einer dunklen und kalten Gegend, habe ich anscheinend eine maritime Ader, Wie sonst ist es zu erklären, dass ich schon vor dreißig Jahren auf der Hallig Langeneß einen Urlaub verbrachte - es würde mich nicht wundern, wäre ich die erste Österreicherin gewesen, die dort an Land gegangen ist.

 

Sehnsucht, Geborgenheit, Zuversicht, Aufbrechen und Ankommen, all das steckt in diesen kleinen keramischen Kunstwerken. Oder besser gesagt, all das sehe ich in diesen Skulpturen. Denn wie Emelie Johansson, eine Freundin der Künstlerin, hier schreibt:

 

     The dogs look away and despite not search­ing for eye con­tact, they are com­mu­ni­cat­ing. The ques­tion is not always what the dogs are say­ing, the ques­tion is rather, what we see in them?

 

 

Eleonor Boström, Shadow dog

 

Seit Eleanor Boström in der Schule zehn Skulpturen der gefährdetsten Tierarten hergestellt hat, begleiten Tiere - im Besonderen Darstellungen des Hundes - ihr Werk thematisch. Inspiriert wird sie von ihrem Hund Tess.

Manche ihrer Arbeiten sind nicht nur wunderbar anzusehen, sie haben auch einen "Gebrauchswert" wie z.B. der "Dog in a Cup", der beim Kaffeetrinken zusieht oder der "Functional Dog", der schöne Dinge für uns aufbewahrt.

 

Eleonor Boström, Dog in a cup

Eleonor Boström, Dog in a cup

Eleonor Boström, Dog in a cup

 

Mit diesem entzückenden Hundemädchen ist man beim Frühstück nie mehr alleine.

 

Eleonor Boström, Dog in a cup

Eleonor Boström, Functional dog

Eleonor Boström, Functional dog

 

Die kleine Skulptur unten heißt "Tears", der Hund weint Salz oder Pfeffer. "Haberdashery" ist ein Kurzwarenhund und der Pudel versteckt einen Zahnstocher in seinem Schwanz.

 

Eleonor Boström, Tears

Eleonor Boström, Haberdashery

Eleonor Boström, Haberdashery

Eleonor Boström, Haberdashery

Eleonor Boström, Haberdashery

Eleonor Boström, Earlier works

Eleonor Boström, Poodles

Eleonor Boström, Earlier works

Eleonor Boström, Earlier works

 

Zur Zeit ist "Lost Dog" in der Online-Galerie für Illustrationen eyra ausgestellt, wo man die Keramiken auch kaufen kann. Ich glaube, ich werde bald schwach werden! Arbeiten aus den anderen Serien kann man im Etsy-Shop der Künstlerin erwerben.

Genauso witzig, verspielt und beseelt wie ihre Arbeiten ist auch Eleanor Boströms Blog, in dem sie über ihre Arbeit und alles Interessante, das ihr unterkommt, schreibt.

Eleonor Boström, geboren 1985, kommt aus Stock­holm/Schweden und lebt und arbeitet zur Zeit in Berlin. Sie hat 2010 Kon­st­fack, das Uni­ver­sity Col­lege of Arts, Crafts and Design, abgeschlossen. Bisher hat sie in Schweden, Großbritannien und Deutschland ausgestellt.

alle Fotos @ Eleanor Boström

 

Skulptur
3. September 2013 - 7:37

Wishing © Whyn Lewis

 

Neben Hasen, Füchsen, Rehen und Vögeln malt Whyn Lewis mit einer an Besessenheit grenzenden Leidenschaft Windhunde.

       As well as by subject, Whyn’s paintings tend to be recognisable by the strong and highly detailed forms of animals drawn against plain, layered background colours. She uses the shapes and symbolism of the animals as narrative, sometimes introducing clues in the form of small jewel-like objects hanging from the subjects’ collars. (Zitat von Whyns Homepage)

 

© Whyn Lewis

Dogdays © Whyn Lewis

Calling © Whyn Lewis

The Therapist © Whyn Lewis

Sleep © Whyn Lewis

© Whyn Lewis

Bound © Whyn Lewis

Hunters © Whyn Lewis

Crossed purposes © Whyn Lewis

See me see you © Whyn Lewis

Black Eyed Dog © Whyn Lewis

Rejoiced © Whyn Lewis

 

Whyn Lewis wurde 1973 in Edinburgh geboren, schloss 1995 ihr Studium an der Glasgow School of Art ab und stellte bisher in Schottland, England und den USA aus.

alle Arbeiten © Whyn Lewis

 

Malerei