Fotografie
Bis zum 11. November 2012 können Sie noch die Ausstellung "Entrecôte - Karambolage Massentierhaltung" im Palais Kabelwerk in Wien sehen, die auf eine Initiative von Monika Iatrou zurückgeht und KünstlerInnen versammelt, die sich bildnerisch dem Themenbereich Massentierhaltung nähern.
"Diese Form der 'Lebensmittelproduktion' halte ich für Mensch und Tier inakzeptabel. Als Künstlerin sehe ich mich verpflichtet und es mir ein besonderes Anliegen, Massentierhaltung in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Kunst ist hiefür besonders gut geeignet und ich engagiere mich daher sehr, diese Ausstellung möglich zu machen", sagt Monika Iatrou. Leider musste sie feststellen, dass das Thema auch bei den KünstlerInnen nicht sehr beliebt ist und es weniger Einreichungen als erwartet auf ihren Call for Artists gab.
Mich wundert das allerdings nicht: Fleisch-essende KünstlerInnen verschließen die Augen vor der Realität der Produktion ihrer Nahrung um nichts weniger als andere. Vegetarische oder vegane KünstlerInnen sind rar. Dazu kommt, dass die traditionellen abbildenden Techniken meines Erachtens nur wenig geeignet sind, die Massenvernichtung an Lebewesen künstlerisch umzusetzen.
Gottfried Renz-Fidéo zum Beispiel will mit seinen digitalen Bildern die räumlich/zeitliche Trennung von Produktion und Konsum im Rezipienten aufheben, um zu bewirken, dass die eine oder der andere beim nächsten Einkauf wie er in die Gemüseabteilung steuert. (Kunstnews)
Eine Arbeit, die mir besonders gut gefällt, ist von Helena Maria Christina Möstl aka Elle Fee, da sie den Milchkonsum betrifft, der bei uns noch immer als gesund gilt. Der physische Schmerz und das psychische Leide der Hochleistungsmilchkühe wird dabei kaum wahrgenommen. Die Arbeit regt außerdem dazu an, sich über die Zusammenhänge zwischen Milch- und Fleischproduktion zu informieren (die Milchproduktion bedingt das Kalbfleisch!)
Elle Fee setzt sich mit Veganismus und der Kuhmilch als Muttermilch auseinander, nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst vegan lebt und bis vor kurzem stillende Mutter war. (Kunstnews)
Regina Merta wirft oben fahles Licht in enge Ställe.
Auf diesem "Sau-Haufen" von Ellen Semen türmen sich mindestens 41 Schweine platzparend auf 5,22 qm Leinwand übereinander. Eine beengte Situation. Aber auch ein klares Statement gegen Massentierhaltung? (Kunstnews)
Welchen Zugang andere teilnehmende KünstlerInnen zum Thema haben können Sie im Blog Kunstnews der Organisatorin Monika Iatrou nachlesen.
Bis 11. November 2012 ist die Ausstellung von 15.00 bis 19.00 Uhr im Palais Kabelwerk, Gertrude-Wondrack-Platz, 1120 Wien zu sehen.
"Streeeeeeecken": Wenn Schnappschuss und Komposition zusammenfallen, welch ein Glück!
Pentti Sammallahti war auch an innovativen Drucktechniken und der Wiedereinführung des Portfolios interessiert: Beeinflusst von der Idee der "Künstlerbücher", erwachte ein breites Interesse an Fotokunst-Publikationen. 1979 begann er mit der Opus-Serie, bei der die Künstler absolut freie Hand bei der Buchgestaltung haben und den ganzen Herstellungprozess kontrollieren sollten: Fotografie, Grafik, Layout, Druck, Binden. Das Buch oder Portfolio war das Kunstwerk - mehr als die Foto-Originale. Die so entstandenen Opus-Bücher bilden einen wesentlichern Bestandteil der zeitgenössischen finnischen Buchkunst.
Pentti Sammallahti: "hier weit entfernt", Kehrer Verlag
Auf Pentti Sammallahti bin ich durch Karin Dohrman gestoßen, die die Website ars canis betreibt und einen Blog über Kultur-, Buch- und Ausstellungstipps rund um den Hund schreibt. Doch dazu bald ausführlicher.
Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère, 1892 vom Bruder Martial Caillebotte aufgenommen auf der Place du Carrousel in Paris. Foto: Kunsthalle Schirn / Privatsammlung
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn widmet dem französischen Impressionisten Gustave Caillebotte eine umfangreiche Ausstellung mit Zeichungen und Gemälden und kombiniert sie mit Fotografien des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Caillebotte hatte als Maler einen sehr modernen fotografischen Blick. Die Bedeutung der Fotografie zur Herausbildung einer neuen Sehweise wird in seinem Werk deutlich.
Gustav Caillebotte (1846-1894), das Entfant terrible einer Unternehmerfamilie, war Maler, Millionär, Mäzen und begnadeter Segler - und er war Sammler "der Impressionisten". Nach seinem frühen Tod erbte der französische Staat: Viele Werke des Musée d'Orsay stammen aus seinem Besitz.
Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont du Louvre
Fotografien wie diese waren Caillebotte bekannt, möglicherweise hat er selber fotografiert, jedenfalls besaß sein Bruder eine Kamera. Die angeschnittenen Figuren öffnen einen Bildraum und ziehen den Betrachter ins Geschehen hinein. Diesen fotografischen Blick wendet Caillebotte auf seine Malerei an - jedenfalls in der Anmutung, tatsächlich sind seine Bilder durchkomponiert und -konstruiert.
Gustave Caillebotte, Le pont de l´Europe, 1876
Caillebotte ist der Maler eines modernen, "urbanen" Paris: Seit der Umgestaltung der Stadt durch Georges Haussmann flanieren die Pariser (Hunde) auf breiten Boulevards, überqueren sie weiträumige Plätze und neu gebaute Brücken. Die Rücken- und Identifikationsfigur ist hier der Hund - das gefällt mir ganz besonders - und wir folgen ihm auf dem Weg zum Fluchtpunkt.
Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit-Gennevilliers, 1884
In den 1880er Jahren zieht Gustave Caillebotte nach Petit-Gennevilliers. Hier malt er Richard Gallo, der an einem sonnigen Tag mit seinem Hund Dick aum Flussufer entlang spaziert. Gallo legt damit Zeugnis ab für ein erwachendes Selbstbewusstsein des Bürgertums, das seinen Wohlstand zeigt und sich Tiere zulegt (meint zumindest Kuratorin Sagner in der Frankfurter Rundschau). 1894 verstarb Caillebotte in Petit-Gennevilliers.
Dazu: Claus-Jürgen Göpfert: "Der ferne Blick" in der Frankfurter Rundschau, Roland Held im Echo online sowie Sabine Weier im SCHIRNMAG.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn auf dem Frankfurter Römerberg ist zu sehen bis 20. Januar 2013. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag auch bis 22 Uhr.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag: "Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie", München 2012, ISBN: 978-3-7774-5411-5
Werden Seth Casteels Underwater Dogs jetzt für alle Ausstellungen und Produktionen verwendet, die das Wort Hund im Namen führen? (Siehe auch Seth Casteel in Wien)?
In wenigen Tagen wird in Frankfurt am Main eine Ausstellung eröffnet, die den fotografierten Hund in den Mittelpunkt des Interesses stellt: DOGumenta. Der Hund in der Fotografie. Berühmte Tierfotografen wie Walter Schels und Carli Davidson sind ebenso vertreten wie der sympathische, über das Internet bekannt gewordene "Newcomer" Seth Casteel. Manche FotografInnen waren mir nicht bekannt (die der Reichen und Schönen), aber ein Blick auf deren Webseiten lässt eine großartige Schau erwarten.
In der Ausstellung präsentieren die KünstlerInnen Carli Davidson, Dieter Schwer, Frank Wartenberg, Jana Hartmann, Jillian Lochner, Karin Székessy, Lennette Newell, Mart Engelen, Olaf Martens, Peter Braunholz, Ruth Marcus, Seth Casteel, Valentina Uhlmann und Walter Schels ihre Ansichten vom geliebten Vierbeiner.
Manche von Ihnen werde ich in den folgenden Wochen noch in eigenen Blogbeiträgen präsentieren, jetzt nur ein ganz kleiner Einblick: Die Auswahl stammt von der Facebook-Seite der DOGumenta.
Schäferhund, 1991 © Walter Schels
Bestregarts ist ein privater Ausstellungsraum, der von der Kuratorin und Sammlerin Ewa Nowik geführt wird, sie kuratiert auch die DOGumenta. Es geht aber nicht nur darum, die Zweibeiner mit großartiger Hundekunst zu verwöhnen, sondern auch darum, den Vierbeinern zu helfen. Den Schirmherren und Sponsoren liegen vor allem die Tiere am Herzen, deshalb wird ein Teilerlös des Ausstellungsumsatzes obdachlosen Hunden zu Gute kommen. Die Koordination übernimmt Maja Prinzessin von Hohenzollern. Die Spendensumme und das Tierschutzprojekt werden nach Ausstellungsende veröffentlicht.
Die Vernissage und die Charity wird am Dienstag, dem 6. November 2012 von 18.30 bis 21.00 Uhr bei bestregarts 14th floor Gallery @FBC stattfinden. Eintritt an der Abendkasse 10€. Für die Vernissage ist eine Email-Anmeldung erforderlich. Alles Nähere bei bestregarts.
Die Ausstellung wird vom 7. November bis zum 21. Dezemer 2012, jeweils Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt in der Galerie Bestregarts (14th floor Gallery / FBC, Mainzer Landstraße 46, Frankfurt/Main) zu sehen sein.
Den Tipp zur Ausstellung bekam ich von Anke Jurrack. Neben der Tierfotografie schreibt sie auch einen Blog über das Bastepack, das ist eine kleine, feine Tierfamilie, die aus Hunden, Hühnern, Katzen, Katern und noch so allerhand besteht. Ein Foto großartiger als das andere! Nur zwei Beispiele als Appetizer!
Ganz sicher habe ich das australische Online-Magazin Four & Sons schon mehrmals als Inspirationsquelle für meinen Blog erwähnt, beschäftigt es sich doch mit Hunden, mit Kultur und allen Überschneidungsmengen, die sich daraus ergeben: Hund und Mode, Hund und Design, Hund und HundehalterInnen, Hund und Reisen, Hund und Lebensstil, aber natürlich auch Hund und Kunst. Alle Beteiligten sind HundenärrInnen, HundeliebhaberInnen, die mit viel Engagement die Kreativen aufspüren, die sich mit unserem besten Freund und seiner Beziehung zu uns beschäftigen.
Nun gibt es den Plan zum einjährigen Geburtstag des Magazins eine Printausgabe mit den vorgestellten KünstlerInnen der letzten zwölf Monate herauszugeben - und mit neuen, frischen, überraschenden Inhalten. Ich gehöre zu den Menschen, die an Druckerzeugnissen riechen, den Duft einsaugen. Noch vor dem Befühlen des Papiers und dem Aufschlagen ist das der erste Genuss. (Erinnert sich noch jemand - meine älteren LeserInnen - an die hektografierten Matritzen der Schulzeit, die mit Hilfe von Spiritus vervielfältigt wurdent? Wikipedia spricht in diesem Zusammenhang von charakteristischem penetranten Ethanolgeruch - die Schweizer sagten Schnapsmatritzen dazu!). Kein Online-Magazin kann ein gedrucktes Produkt ersetzen!
Four & Son sucht nun Unterstützer, die das Projekt (Finanzierung von Druck und Vertrieb) ermöglichen. Ab einem Dollar ist man als Unterstützer dabei, und der wird auch nur dann abgebucht, wenn das Projekt genügend Spender zur Realisierung findet. Ab 10 Dollar bekommt man die Print-Ausgabe. Vielleicht haben Sie Lust, Sie können noch bis zum 30.Oktober 2012 mitmachen. Insgesamt werden 1500 Dollar benötigt.
Ich spendete auch einen kleinen Betrag - meine Motivation war - siehe oben - aber eigentlich das kleine quadratische Fensterchen im Widget, aus dem Rocco hervorguckt. Ich liebe dieses Foto, zeigt es meinen ehemals armen räudigen Rocco so gesund und stark!
http://fourandsons.com/, zur Pozible-Kampagne
"Wie kommt das Reh in dieses Schloss? Wie hat Karen Knorr es nur geschafft, dass es still sitzt (und erst der Fuchs neben dem Hasen)?“, fragte ich mich, als ich das erste Mal zufällig im Internet auf ein Foto der "Fabeln" (2004-2008) stieß. Nach der Irritation kam die "Erleuchtung" - sie hat ausgestopfte Tiere in Schlösser geschleppt und sie in ihrer artfremden Umgebung fotografiert! Doch auch das stimmte nicht.
Karen Knorr, The Wolf's and the Stag's Room (aus der Serie "Fables")
In den klassischen Fabeln von Aesop oder Jean de La Fontaine, aber auch in unserer Alltagskultur (Filme von Disney und Attenborough) verkörpern Tiere menschliche Eigenschaften. Und ihre Geschichten dienen auf diesem Umweg der moralischen Erziehung des Menschen. In Karen Knorrs fotografierten "Fabeln" dringen die Tiere - als "das andere" - in menschliche Räume ein, in die ihnen der Zutritt sonst verwehrt wird, in barocke Schlösser, Prachtbauten des Klassizismus und Rokoko, in Museen, aber auch in Corbusier's Villa Savoye. Die Räume repräsentieren Ordnung, Strenge, Eleganz, aber auch Gesellschaftssysteme der Unterdrückung, Ausbeutungs sowie männliche Macht und Geschmack. Die Tiere dringen in dieses Bedeutungssystem ein und sie dringen auf den Unterschied zwischen Natur und Kultur. Allerdings dringen sie nicht als leibhaftige, lebende, reale Tiere in unsere kulturellen Heiligtümer, sondern nur als repräsentierte (ausgestopfte, digital erzeugte).
Knorr mischt analoge und digitale Fotografie, um die Fabeln nachzustellen. Sie fotografiert die Räume analog mit einer großformatigen Sinar-Kamera aus einer niedrigen Position, um den Blickwinkel der Tiere nachzuahmen. Die Tiere selbst werden lebend in z.B. Zoos und Resevaten und ausgestopft in Museen aufgenommen. Die großen Negative werden eingescannt und erst dann digital mit Photoshop bearbeitet. Dieser Prozess gestaltet sich langwierig:
„Some photographs now take months to make whilst others are quicker. I compare this work in its infinite detail to “phototissage,” a form of photographic stitching or weaving, rendering the pixels like threads in a tapestry.“ (Interview Photo Espana, 2008)
Karen Knorr, 1960 in Frankfurt/Main (Deutschland) geboren, wuchs in San Juan (Puerto Rico) auf und studierte in Paris und London. Ihr fotografisches Frühwerk, das die "politics of representation" thematisiert, wurde breit diskutiert, so z.B. im Kontext der Filmtheorie und der Cultural Studies. Sie gehörte in Großbritannien zu einer fotografischen Bewegung, zu der auch Martin Parr, Anna Fox, Paul Seawright, Keth Arnatt oder Eileen Perrier gehörten. Am Beginn der 1980er Jahre wurde sie durch ihre Serie "Gentleman" bekannt, einer Reportage über englische Männerclubs. Erst später lenkte sie ihre Aufmerksamkeit von den sozialen Reportagen hin zur Untersuchung der Beziehung von Natur und Kultur, hin zur Untersuchung des Verhältnisses von Fotografie zu Feminismus, Konzeptkunst und Animal Studies. Karen Knorr stellt international aus und unterrichtet seit vielen Jahren, derzeit an der University for the Creative Arts in Farnham, Surrey.
Als Beispiel für ihre frühen sozialkritischen Arbeiten sehen Sie oben zwei Fotos der Serie "Belgravia" von 1979-1981, in der auch zwei Hunde vorkommen. Knorr kombiniert in dieser Serie Schwarz-Weiß-Fotografien mit ironischen, humorvollen Texten, die den Lebensstil und das britische Klassensystem der Thatcher-Ära beleuchten. Die Bedeutung liegt in der Zusammenführung von Text und Bild zu etwas drittem, zu einer "third meaning". Ausgangspunkt zu "Belgravia" war Knorrs Wut auf die soziale Ungerechtigkeit, ungleiche Lebenschancen.
Belgravia ist ein weltoffener, sehr reicher Stadtteil in London, wo Knorrs Eltern lebten. Karen Knorr kam aus einem konservativen, wohlhaben Elternhaus und kannte die Lebensart und Haltungen der Priviligierten aus eigener Erfahrung, wenn sie sie auch nicht teilte:
"Belgravia is therefore a critique of class using the tools available to me as an ‘outsider’ on the inside." (Interview Photo Espana, 2008).
Aus deser priviligierten Position heraus wollte sie die sehr private Welt der Upper Class - abseits der Klatschspalten - zeigen, die traditionell immer eher schmeichelhaft porträtiert wurde. Gleichzeitig war es auch ein Fotografieren gegen den damaligen Trend, die Unterpriviligierten und Besitzlosen zu fotografieren. Schon zu Beginn ihres fotografischen Werks arbeitet sie in Serien, da sie ihre Absichten nicht in einem einzigen Foto aufzeigen kann:
"It is a matter of meaning, with different tensions to be found in the work. As one goes from “room” to “room” there are different stories and ideas being told. Irony and humour are difficult to produce in one photograph; several are necessary to make various points about class, power and privilege." (Interview Photo Espana, 2008)
Karen Knorr, Where Have All the Sparrows Gone (aus der Serie "Academies")
"Academies" (1994 – 2001) ist eine Serie von Farbfotos in Akademien und Museen in ganz Europa aufgenommen. Sie untersucht wie abendländische Ästhetik durch Museen und Kunstakademien verstärkt und reproduziert wird und wie die Gründungsmythen der europäischen bildenden Kunst, ihre Verbindung zu nationalen Identitäten und nationalem Erbe noch heute an den Kunstinstututionen Spuren hinterlassen, wenngleich sich die Akademien sowohl durch das Medium der Fotografie als auch durch steigenden Anteil an Studentinnen langsam verändern.
Karen Knorr, Higt Art Life after the Deluge (aus der Serie "Academies")
Karen Knorr, Looking for Arcadia (aus der Serie "Academies")
2002 hat Karen Knorr die Serie "The Venery" hergestellt - und ich bin endlich beim Thema Hund angekommen. Ich zeige sie Ihnen vollständig und kommentarlos:
Karen Knorr, Leader of the Pack
Karen Knorr, In Search of the Marquess
Karen Knorr, King of the Forest
Auf Karen Knorrs Homepage finden Sie nicht nur ihre anderen Fotoserien, sondern auch umfangreichen theoretischen Input.
alle Fotos © Karen Knorr
Der schlafende Kerl neben Veronika Olma ist Bazi. (Veronika Olmas großformatige Malerei habe ich ihnen vor ein paar Tagen vorgestellt). Sie hat ihn im Herbst 2010 aus dem Tierschutzhaus in Woerrstadt geholt. Seither schreibt er als Olmas "alter ego" einen Blog über sein Leben mit "der Olma" - sehr lesenswert. Bazi ist nicht nur ein "Glücksbazi", sondern auch ein ganz gescheiter!
Unbedingt reinschauen in den Baziblog - Bazi geht das Thema Hund und Kunst von einer herzerwärmend humorvollen Seite an, außerdem führt er ein aufregendes Hundeleben (Frida!) in diesem Künstlerhaushalt und spricht auch Tierschutzrelevantes an.
Bazi betrachtet seine wölfischen Vorfahren. "Vergiss, dass Du ein Wolf warst", heißt diese Arbeit von 2009.
Wie sehr Bazi geliebt und "verehrt" wird (deshalb nenne ich ihn "Glücksbazi"), zeigen die Fotografien, wo er - Photoshop sei Dank - unterschiedlich in Szene gesetzt wurde. Wenn das keine Hommage an den kleinen Podenco ist!
Jetzt möchte ich Ihnen noch einen kurzen Einblick in Veronika Olmas kleinformatiges Werk geben. Neben Fotografien, plastischen Arbeiten, Scherenschnitten etc. gibt es auch die "Schattenboxen" (Acryl auf Buchenholzquader in Fliesengröße) und die "Stickstoff"-Serie (bestickter und bemalter Stoff über Buchenholzkörper).
Wenn das nicht der Bazi ist!
alle Arbeiten © Veronika Olma
Heute möchte ich mich besonders bei allen LeserInnen des Blogs bedanken, die mir Empfehlungen und Anregungen für Blogbeiträge geben. Anne Jurrack hat mir das unvergleichbar herzerwärmende und zugleich traurige "Morran Book Project" vorgeschlagen. Die Illustratorin Camilla Engman hat ein Buch veröffentlicht, das 236 Illustrationen versammelt, die ihre - während des Projekts verstorbene - Hündin Morran darstellen. KünstlerInnen aus aller Welt haben sich daran beteiligt, ihr ein Denkmal zu setzen. Moira von Dog Art Today hatte darüber berichtet (und hier auch über die innige Beziehung zwischen Camilla und Morran).
Ich trauere mit allen, deren Hunde sterben - auch wenn ich sie nicht kenne. Meine Tränen gelten dann auch Lucy und Rocco. Mit Lucy verbrachte ich die glücklichste Zeit meines Lebens - für immer ist sie in meiner Herzkammer verschlossen, Rocco ist inzwischen ein Hunde-Methusalem und ich nehme den kommenden Schmerz seines Todes vorweg.
Damals ging mir Morrans Tod zu nahe, um ihn mit Ihnen zu teilen. Nun hole ich es gerne nach. Auch vom emotionalen Gehalt abgesehen, kenne ich kein vergleichbares Buchprojekt. Ein Hund auf hunderterlei Arten umgesetzt - ein schöner Überblick über zeitgenössische Illustration - und es kommen noch immer neue dazu, die nicht mehr Eingang ins Buch, aber in Studio Morrans Blog finden.
Habe ich Ihnen schon gesagt, wie schwierig es ist Hunde zu fotografieren? Siehe oben!
Zurück zum Anfang: Der Tipp kam von Anke Jurrack. Sie ist Expertin in Sachen Tierfotos. Meine ganz kleine Auswahl: Einfach gute Hundefotografie!
Mir gefallen die Doppelporträts besonders gut ...
... und erst die Jungs:
In dieser Gesellschaft erstrahlt auch der Terrier in Würde!
Ein ungeschriebenes Gesetz unter FotografInnen lautet, niemals Haustiere zu fotografieren, den eigenen Hund aufzunehmen ist ein absolutes No-Go. Eine Fotografin, die sich nicht darum kümmerte, ist Jo Longhurst. 2001 begann sie am Royal College of Art in London zu studieren. Einher mit dem Studium erging die Warnung, dass sie mit Hundefotos niemand ernst nehmen würde. Von wegen! Nun ist sie als eine von vier FotografInnen für den kanadischen Grange Preis nominiert, der zeitgenössische Fotografie auszeichnet. Der Preisträger/die Preisträgerin wird nur durch Abstimmung ermittelt und erhält 50 000 Dollar. Grund genug für mich Jo Longhurst in diesem Beitrag wenn nicht vorzustellen, dann doch in Erinnerung zu rufen.
Jo Longhurst, Twelve dogs, twelve bitches, 2003
Jo Longhurst lebt mit zwei Whippets in London in der Nähe eines Hunderennstadions (hier laufen allerdings die größeren Greyhounds). Seit über einem Jahrzehnt stehen Whippets und die Welt der Hundezucht und Hundeschauen im Mittelpunkt ihrer Fotografie.
Der Whippet ist eine in Großbritannien bei Hundehaltern und Züchtern sehr beliebte Windhundrasse - und zwar über alle gesellschaftlichen Klassen hinweg. Die Arbeiterklasse hat Whippets gewöhnlich für Rennen oder das Wildern trainiert, die Aristokratie hielt Whippets unter ihren Jagdhunden. Und die Damen mochten diesen archetypischen, aber freundlichen Hund als Schoßhund.
2001 hat Jo Longhurst die besten Whippet-Züchter in Großbritannien eingeladen, um deren Tiere zu fotografieren. Die Hunde verhielten sich beim Foto-Shooting äußerst diszipliniert, allerdings band Longhurst eine dünne Angelschnur um die Hundehälse, um ihnen vorzutäuschen sie seien an der Leine. Da alle Schau-Hunde waren, nahmen sie sofort Posen ein und blieben ruhig.
Jo Longhurst, The Refusal I, 2007
Über Jahre beobachtete sie Whippet-Züchter bei ihren Bemühungen um das perfekte Tier: Sie brüten über Stammbäumen und wenden offen Erkenntnisse der Eugenik an, die eine wichtige theoretische Grundlage der modernen Rassehundezucht bildet.
Longhursts Arbeit konzentrierte sich auf die Entwicklung im Erscheinungsbild des Whippets und auf die Konstruktion von menschlicher Identität über die Gestalt des Hundes. In ihren Worten:
"I am interested in perfection. My work with the British show Whippet – a dog bred to an ideal standard – focuses on the evolution of the visual image of the Whippet, and the construction of human identity through the shaping of the figure of the dog. By making images of dogs, I explore the clinical aspects of breeding (and photography), and the intimate, instinctual relationship between human and animal. Underpinning my work is an exploration of photographic portraiture, and the effect of looking and being looked at" (Zitat: Royal College of Art).
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Jo Longhurst, The Refusal III,1, 2007
Jo Longhurst wirft auch einen Blick auf den Menschen und seine Beziehungen. "Wir sind alle ein Teil unserer eigenen Gesellschaft und haben alle unsere Strukturen, in die wir uns einpassen müssen. Es gibt da den politischen Aspekt der Zurschaustellung: Was wir den Hunden antun, tun wir vielleicht ebenfalls uns selbst an." (Zitat: Stylemag.net)
Was wir uns selbst antun, zeigt Longhurst in der Serie "Other Spaces", hier beleuchtet sie menschliche Perfektion am Beispiel von HochleistungsturnerInnen, beleuchtet deren körperliche und emotionale Erfahrungen. Die Untersuchung von Vollkommenheit und Wettbewerb bestimmen beide Foto-Serien.
Im Video unten spricht Jo Longhurst über ihre Arbeit, außerdem sehen Sie Vincent und Terence!
Sie können das Video auch auf der Website des Grange Prize ansehen.
Ernsthafte Kunst mit Hunden ist möglich! Wer zeigt dies besser als Jo Longhurst: Ich freue mich immer, wenn sich eine Künstlerin mit Hunden beschäftigt - wenn sie damit Erfolg hat, umso besser. Falls es Ihnen auch so geht, stimmen Sie bitte hier für Jo Longhurst ab. (Sie müssen Ihre email-Adresse angeben und eine Bestätigungsnachricht beantworten). Nicht zu viel Aufwand, denke ich.
alle Fotos © Jo Longhurst