Ausstellung

17. April 2013 - 19:31

Hunde blicken bei Hellen van Meenes analogen Außenaufnahmen frontal in die Kamera. Sie sitzen vor einem roten oder blauen einfärbigen Hintergrund, der nicht nur nicht von den einzelnen Persönlichkeiten ablenkt, sondern vielmehr den Fokus auf deren Charakter und Eigenheiten legt. Die ornamentalen Orientteppiche zeugen einerseits vom Respekt, den van Meene den tierischen Modellen ebenso entgegenbringt wie den Jugendlichen, die sie sonst porträtiert und zitieren andererseits die niederländische Kunst des "Goldenen Zeitalters". HundeliebhaberInnen wissen natürlich, dass es nur schöne Hunde gibt, alle anderen werden in diesen Porträts weniger deren Schönheit als deren Potenzial für psychologische Porträts erkennen.

 

o.T., 2011 © Hellen van Meene

 

Die Hunde, die hier wie beim Studiofotografen posieren, wurden von der 1972 in Alkmaar geborenen niederländischen Fotografin Helen van Meene fotografiert. Sie wurde durch quadratische Fotografien von Mädchen, jungen Frauen und androgynen Burschen - zwischen Kindheit und Erwachsensein - bekannt. Nun stellt die in Österreich wenig gezeigte Fotografin in der Wiener Fotogalerie OstLicht "Portraits" aus. Van Meenes Fotografien wurden bereits im Art Institute of Chicago, dem Van Gogh Museum in Amsterdam oder dem Museum Folkwang in Essen ausgestellt.

 

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

 

Auch wenn die von ihr ausgewählten Tiere als natürlich begabte Poseure auftreten, erinnern sie an gestellte Aufnahmen klassischer Studioportraitfotografie. Die Zusammenführung von Hund und Mädchen auf ihren Bildern evoziert nicht nur eine bekannte kunstgeschichtliche Motivik – etwa "Las Meninas" von Diego Velasquez oder Thomas Gainsborough‘s "Hüttenhund mit Mädchen" - sie spielt auch mit der Dialektik von Vertrautheit und Distanz, Schutz und Schwäche und den Grenzen zwischen Mensch und Tier. (Text von Galerie Ostlicht). - Ich vermute ja, dass Gainsborough einen Hütehund gemalt hat, möglicherweise einen kleinen Bobtail.

 

o.T., 2012 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

© Hellen van Meene

 

Unten sehen Sie Hellen van Meene in der Galerie Ostlicht (Foto © Regina Anzenberger) - das Foto stammt von der Facebook-Seite der Künstlerin - sowie zwei Ausstellungsansichten (Fotos © Michael Kollmann).
 

Hellen van Meene © Regina Anzenberger

Ausstellungsansicht, Foto © Michael Kollmann

Ausstellungsansicht, Foto © Michael Kollmann

 

In dem Interview erzählt die Fotografin, die sich eigentlich vor Hunden fürchtet, wie sie - angeregt durch eine Studioaufnahme eines Hundes aus den 1920er Jahren - zur Hundefotografie kam. Das Video zeigt auch die spontane Aufnahme einer jungen Frau mit Hund.

 

Ostlicht | Hellen van Meene from Christian Lendl on Vimeo.

 

Die Ausstellung "Portraits" ist noch bis zum 9. Juni 2013, Mi-Sa 12-18 Uhr und nach Vereinbarung, in der Wiener Fotogalerie OstLicht zu sehen.

 

Ausstellung, Fotografie
8. April 2013 - 10:39

Will Kurtz

 

Schon auf den ersten Blick wird klar, dass es sich bei diesen Hunden nicht um bloße Papiermaché-Basteleien handelt. Zu perfekt ist die Anatomie der Vierbeiner, zu ausdrucksstark deren Körpersprache und Mimik. Zwanzig in Rasse, Größe und Farbe verschiedene Hunde, als wären sie geraden von den Straßen Chelseas eingedrungen, beleben die Galerieräume der New Yorker Mike Weiss Gallery. Bezaubernd der Blick der französischen Bulldogge, die ihr Spielzeug oder ihre Beute umschließt - die großen detailreichen Vorderpfoten, die typisch ausgestreckte Hinterbeine!

Darunter der Windhund, das Klebeband wie eine Bandage über den Zeitungskörper geschlungen, als ob es das ängstliche Hundebündel zusammenhalten müsste.

 

Will Kurtz, CC, 2013

Will Kurtz, Artie and Zeus, 2013

Will Kurtz, Lefty and Cooper, 2013

Will Kurtz, Cuidado and Agnes, 2013

Will Kurtz, Lenny and Theo, 2013

Will Kurtz, Seamus, 2013

Will Kurtz, Bag of Shit, 2013

Will Kurtz, Sleepy Agnes, 2013

Will Kurtz, Udi, 2013

Will Kurtz

Will Kurtz

Will Kurtz

Will Kurtz

 

Ein Blick in Will Kurtz' Atelier zeigt, wie aus viel Papier, Klebstoff, Klebeband der Hund von der Zeichnung ausgehend Gestalt annimmt. Die Hunde werden nicht übermalt, sodass die Schlagzeilen und Slogans auf den Zeitungen sichtbar bleiben: Wie eine Zeitkapsel kommentieren sie das urbane New York ihrer Entstehungszeit.

Die Ausstellung ist bis zum 27. April in der Mike Weiss Gallery, New York, zu sehen.

Die Fotos stammen von der Homepage der Galerie, von ihrer FB-Seite und von The Hydrant, wo ich erstmals auf Will Kurtz' Werk gestoßen bin.

 

Ausstellung, Skulptur
5. April 2013 - 9:10

Ajax, 2007 © SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin
Ajax, Öl, Wachs, Pigment auf Leinwand, 160 x 180 cm, 2007,
Foto © SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin

Doggystyle, 2005 © Ruprecht von Kaufmann
Doggystyle, Gouache auf Polaroid, 10,5 x 13,5 cm, 2005, © Ruprecht von Kaufmann

Cerberi, 2005 © Ruprecht von Kaufmann
Cerberi, Öl und Wachs und Pigment auf Leinwand, 150 x 250 cm, 2005,
© Ruprecht von Kaufmann

© Ruprecht von Kaufmann

 

Ruprecht von Kaufmann wurde 1974 in München geboren, studierte in Pasadena und lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeit "Ajax" wird in der Ausstellung "Tierstücke" im Museum Abtei Liesborn gezeigt. Sie vereint 17 Gemälde niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts mit insgesamt 74 Arbeiten zeitgenössischer Künstler der Sammlung Sør-Rusche zu einem spannungsreichen Dialog. Thomas Rusche, Inhaber des Modehauses, hat die Familientradition des Kunstsammelns erweitert. Zusätzlich zur niederländischen Malerei des Goldenen Zeitalters erwirbt er regelmäßig Arbeiten junger Künstler. Viel gegenständliche Malerei ist dabei. Die in fünf Kapitel gegliederte Schau mit rund 80 Werken setzt dabei weniger auf den direkten Vergleich der Motive als auf einen Dialog der Stimmungen.

Neben Ruprecht von Kaufmann werden bis zum 28. April 2013 unter anderem folgende Künstler und Künstlerinnen zu sehen sein, die ich im Blog schon vorgestellt habe: Marcin Cienski, Pavel Feinstein, Malgosia Jankowska, Karin Kneffel, Nadin Maria Rüfenacht und Cornelia Schleime.

 

Die Ausstellung "Tierstücke" im Museum Abtei Liesborn, Oelde/Berlin ist Di bis Fr von 9 -12 Uhr und 14 - 17 Uhr sowie Sa, So von 14 - 19 Uhr geöffnet.

 

Links zur Ausstellung: Museum Abtei LiesbornKleidungskultur Sør

 

Werke von Ruprecht von Kaufmann sehen Sie auf seiner Homepage und auf den Seiten der Galerie Christian Ehrentraut und der Galerie Rupert Pfab.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
20. Februar 2013 - 17:50

Der monumentale Hund, ein schwarzer Labrador, der gelbe Farbe auf die Wand des Orange County Museum of Art in Los Angeles pinkelt, ist Teil einer großen Retrospektive des amerikanischen Künstlers Richard Jackson "Ain't painting a pain", die bis zum 5. Mai 2013 stattfindet.

Ich finde schon die kleinen pinkelnden Hunde, die man als Türstopper kaufen kann, nur mäßig amüsant. Auch meterhoch aufgeblasen wird der "Bad Dog" nicht humorvoller. Als Kommentar zum Museum lediglich banal.

 

Richard Jackson, Bad Dog

Richard Jackson, Bad Dog
Fotos von 123 Inspiration

 

Richard Jackson zählt als Erbe Jackson Pollocks, Robert Rauschenbergs und Jasper Johns' zu den radikalsten Künstlern der letzten vierzig Jahre. Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler hat er die Möglichkeiten der Malerei ausgelotet: Durch seinen einfallsreichen, überschwänglichen und respektlosen Umgang mit dem »Action Painting« hat er die performative und räumliche Dimension von Malerei erweitert. Darüber hinaus hat er, durch die Verbindung von Malerei und Bildhauerei, diese als eine Kunst der Alltagserfahrung neu positioniert.

Obiger Text stammt von der Homepage der Villa Stuck in München. Dort werden Jacksons Malereien und Installationen aus den Jahren 1969 bis 2012 vom 25. Juli bis 13. Oktober 2013 gezeigt. Hoffentlich bleibt da der "Bad Dog" daheim.

 

Ausstellung, Malerei
19. Februar 2013 - 20:30

Heute eine kurze Aktualisierung zu zwei Künstlern, die in diesem Blog schon vorgestellt wurden: Saul Leiter, ein Pionier der Farbfotografie und Roger Ballen, ein Meister der klassischen Schwarzweißfotografie.

Die Retrospektive Saul Leiter, die in Kooperation mit den Hamburger Deichtorhallen entstand, ist bis 26. Mai 2013 im Kunsthaus Wien zu sehen.

 

Taxi, 1957 © Saul Leiter
Taxi, 1957 © Saul Leiter

 

Im Westlicht - Schauplatz für Fotografie -  findet die Retrospektive Roger Ballen statt. Die Ausstellung wird am Donnerstag, 21. Februar 2013, um 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers eröffnet. Am 22. Februar 2013 um 18 Uhr spricht Roger Ballen über seine Arbeit.

 

Twirling wires, 2001 © Roger Ballen
Twirling wires, 2001 © Roger Ballen

 

Ausstellung, Fotografie
31. Januar 2013 - 10:32

Für ganz schnellentschlossene Wiener oder Wienbesucher gibt es noch bis 3. Februar 2013 die Möglichkeit Klaus Pichlers Fotoserie "Skeletons in the closet" im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen.

 

Skeleton in the closet © Klaus Pichler

Skeleton in the closet © Klaus Pichler

 

In Büros, Depots, Kellerräumen, Tiefenspeichern und Lagern fotografiert Klaus Pichler die Exponate, die dem Blick der Besucher entzogen und nicht in den Schausammlungen ausgestellt sind. Aus dem Zwang zur platzsparenden Aufbewahrung ergeben sich überraschende Stillleben, von Pichler fotografisch festgehalten. Auch Hunde sind dabei.

alle Fotos © Klaus Pichler

 

Ausstellung, Fotografie
27. Januar 2013 - 11:51

Hockender Hund, 1968

 

Anlässlich seines 75. Geburtstages am 23. Januar widmet das Essl Museum dem Künstler Georg Baselitz eine Werkschau. Baselitz gilt als einer der wesentlichen Künstler der Nachkriegsgeneration in Deutschland, der auch in den 1960er und 70er Jahren, als die Malerei für tot erklärt wurde, dieses Medium konsequent weiterverfolgte und damit zu einem Vorbild der Generation der 80er Jahre wurde. Sein "Hockender Hund" von 1968 wird in der Ausstellung gezeigt.

Unten sehen Sie weitere Bilder, in denen Georg Baselitz das Hundemotiv verwendet.

 

Hundejunge, 1966

G. Antonin - Vier Streifen, 1966

Graue Hunde - Drei Streifen, 1967-1968

B. für Larry, 1967

 

Das Gemälde "B.für Larry" von 1967 hat er für seine Remix-Serie 2006 wieder aufgegriffen.

 

B. für Larry (Remix), 2006

Katzenkopf, 1966-1967

Zwei Meissener Waldarbeiter, 1967

 

1969 beginnt er mit der Umkehrung der Bildmotive, die für ihn typisch wird: z.B. "Dogge Igor" von 1971.

 

Dogge Igor, 1971

 

Im Kunstmagazin Art erklärt Baselitz übrigens, wie er auf den Hund als Motiv seiner Malerei gekommen ist:

Mein meistgehasstes Bild ist die Sixtinische Madonna aus Dresden. Das Bild sagt mir einfach nichts, es ist mir zu süßlich, trotz seines durchaus komplexen Aufbaus. Daran denkend, suchte ich ein Motiv, was möglichst nichtssagend sein sollte – so bin ich auf den Hund gekommen. Es gibt ja Hunde-Maler, Katzen-Maler, Pferde-Maler, auch Vögel, Enten usw. Ich jedenfalls kam auf den Hund und habe Hunderte von Bildern mit Hunden gemalt.

Die Ausstellung "Georg Baselitz. Werke von 1968-2012" ist bis zum 20. Mai 2013 im Essl Museum zu sehen.

alle Bilder © Georg Baselitz

 

Ausstellung, Malerei
19. November 2012 - 9:52

Vor einigen Tagen ging in Mailand die Ausstellung "Vecchi Cani" - alte Hunde - der italienischen Grafikerin Giovanna Durì zu Ende. Sie hatte ihre Zeichnungen alter Hunde, die sie bei Bekannten, in Parks, in den Straßen kennen gelernt hatte, präsentiert.

Ich freue mich immer, wenn ich auf jemanden treffe, der meine Liebe zu alten Hunden teilt. Ich mag die ungestüme, draufgängerische, lebensfrohe Art junger Hunde sehr. Meine Nachbarn haben so ein junges, weibliches, italienisches, Exemplar, das seine Freude spontan und unverhohlen zeigt, das stürmisch, aber trotzdem sensibel ist und das sich immer auf meiner Fußmatte vor der Wohnung gewälzt hat, um Rocco seinen Duft zu hinterlassen. Doch nichts geht über die Weisheit alter Hunde, die das Leben und die Welt aus der erhöhten Position ihres/unseres Bettes betrachten.

Auch die - vielleicht im doppelten Sinne - gezeichneten Hunde blicken aus weisen und schwermütigen Augen, auf sie fällt Giovanna Duris zärtlicher Blick.

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

Sie müssen nicht enttäuscht sein, wenn sie Giovanna Durìs Ausstellung nicht gesehen haben - Mailand war ohnehin zu weit weg. Die alten Hunde fanden Eingang in das Buch "Vecchi Cani" - herausgegeben von der Edizioni Nuages. ISBN-13: 978-88-9656-3373

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

alle Bilder © Giovanna Durì

Die Anregung zu dem Beitrag kam von Laura Ottinas Blog Animalarium. Danke! Noch mehr Zeichnungen könen sie auf der Facebook-Seite der Vecchi Cani sehen.

 

Ausstellung, Buch, Zeichnung
8. November 2012 - 14:00

Bis zum 11. November 2012 können Sie noch die Ausstellung "Entrecôte - Karambolage Massentierhaltung" im Palais Kabelwerk in Wien sehen, die auf eine Initiative von Monika Iatrou zurückgeht und KünstlerInnen versammelt, die sich bildnerisch dem Themenbereich Massentierhaltung nähern.

 

Plakat Entrecôte - Karambolage Massentierhaltung

 

"Diese Form der 'Lebensmittelproduktion' halte ich für Mensch und Tier inakzeptabel. Als Künstlerin sehe ich mich verpflichtet und es mir ein besonderes Anliegen, Massentierhaltung in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Kunst ist hiefür besonders gut geeignet und ich engagiere mich daher sehr, diese Ausstellung möglich zu machen", sagt Monika Iatrou. Leider musste sie feststellen, dass das Thema auch bei den KünstlerInnen nicht sehr beliebt ist und es weniger Einreichungen als erwartet auf ihren Call for Artists gab.

Mich wundert das allerdings nicht: Fleisch-essende KünstlerInnen verschließen die Augen vor der Realität der Produktion ihrer Nahrung um nichts weniger als andere. Vegetarische oder vegane KünstlerInnen sind rar. Dazu kommt, dass die traditionellen abbildenden Techniken meines Erachtens nur wenig geeignet sind, die Massenvernichtung an Lebewesen künstlerisch umzusetzen.

Gottfried Renz-Fidéo zum Beispiel will mit seinen digitalen Bildern die räumlich/zeitliche Trennung von Produktion und Konsum im Rezipienten aufheben, um zu bewirken, dass die eine oder der andere beim nächsten Einkauf wie er in die Gemüseabteilung steuert. (Kunstnews)
 

Gottffried Renz

Gottffried Renz

 

Eine Arbeit, die mir besonders gut gefällt, ist von Helena Maria Christina Möstl aka Elle Fee, da sie den Milchkonsum betrifft, der bei uns noch immer als gesund gilt. Der physische Schmerz und das psychische Leide der Hochleistungsmilchkühe wird dabei kaum wahrgenommen. Die Arbeit regt außerdem dazu an, sich über die Zusammenhänge zwischen Milch- und Fleischproduktion zu informieren (die Milchproduktion bedingt das Kalbfleisch!)

 

© Elle Fee

© Elle Fee

 

Elle Fee setzt sich mit Veganismus und der Kuhmilch als Muttermilch auseinander, nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst vegan lebt und bis vor kurzem stillende Mutter war. (Kunstnews)

 

© Regina Merta

 

Regina Merta wirft oben fahles Licht in enge Ställe.

 

© Ellen Semen

 

Auf diesem "Sau-Haufen" von Ellen Semen türmen sich mindestens 41 Schweine platzparend auf 5,22 qm Leinwand übereinander. Eine beengte Situation. Aber auch ein klares Statement gegen Massentierhaltung? (Kunstnews)

Welchen Zugang andere teilnehmende KünstlerInnen zum Thema haben können Sie im Blog Kunstnews der Organisatorin Monika Iatrou nachlesen.

Bis 11. November 2012 ist die Ausstellung von 15.00 bis 19.00 Uhr im Palais Kabelwerk, Gertrude-Wondrack-Platz, 1120 Wien zu sehen.

 

30. Oktober 2012 - 11:59

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

Eine Kalbskulptur aus Leder ...

 

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

... und oben deren dreidimensionale Schnittmustervorlage. Das Ungewöhnliche daran: Das Leder stammt von einer Couch im Haushalt des Künstlerduos Hörner/Antlfinger. Die Idee dahinter: einen Diebstahl rückgängig machen, die gestohlene Haut zumindest symbolisch einem Tier zurückgeben. Die Installation heißt "Kramfors", nach dem IKEA-Namen der Couch.

Es gibt nicht viele KünstlerInnen, die unser Verhältnis zum Tier thematisieren, dabei den Bereich der Chimären (Mischwesen) oder der Taxidermie (Tierpräperation) verlassen und sich den von uns so genannten Nutztieren zuwenden. Hörner/Antlfinger widmen sich dem Mensch-Tier-Verhältnis im Bereich der Massentierhaltung, in dem das Tier wird nicht mehr als Lebewesen, sondern nur mehr als Lebensmittel betrachtet wird. Als Eigentum/Objekt des Produzenten ist es rechtlos. Das Künstlerpaar wirft die Frage nach den Rechten der "Nutztiere" auf: Unser Verhältnis zu diesen Tieren gehöre zu den wichtigsten Themen und  Fragestellungen des 21. Jahrhunderts, postulieren sie auf der Pressekonferenz zu ihrer Ausstellung "Discrete Farms. Irgendwo muss das Fleisch doch herkommen" im Oldenburger Edith-Ruß-Haus für Medienkunst.

Das Kölner Duo setzte sich mehrere Monate mit der Tierproduktion in Niedersachsen auseinander, es recherchierte im Internet, führte Gespräche, wollte Mastställe sehen. Doch kein Tierfabrikant ließ das Paar in seinen Betrieb. Die "Bauern" (Antlfinger nennt sie "Stellschrauben im Produktionsprozess") verbergen die Zustände: Discrete Farms demnach, Die Wahrheit der Lebensrealität der Tiere ist den Menschen anscheinend nicht zumutbar.

"Rund 36,5 Millionen Masthühner wurden nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2010 in Niedersachsen gehalten, 70 Prozent davon in Ställen mit 50 000 Tieren und mehr. Immer weniger Betriebe halten immer mehr Tiere - dieser Trend setzt sich der aktuellen Landwirtschaftszählung (Stand: März 2010) zufolge in Deutschland gerade bei der Haltung von Schweinen und Geflügel zunehmend durch. Bei beidem ist Niedersachsen bundesweit der Spitzenreiter." (Zitat Kreiszeitung)

Mit dem Projekt factory≠farm (2011/12) unternimmt das Künstlerpaar eine politische, ortsbezogene, künstlerische Untersuchung. Dabei stellen sie die gigantischen Massentierhaltungen im Oldenburger Land dem romantisierten Bild des Bauernhofes gegenüber, untersuchen sie das heikle Verhältnis zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren sowie die Medialisierung der Agrarwirtschaft, in der Bauern und Tierhaltung noch immer positiv besetzt sind. Welchen Einfluss haben solche Imaginationen auf die physische, die "reale" Welt?

"Das Bild des Bauernhofs dient heute als Projektion für eine akzeptable Behandlung von Tieren. Diese Projektion überdeckt den aktuellen Kontext der Fleischproduktion, die Fabrik", so das Künstlerpaar. Vorstellungen von "Bauernhöfen" als idyllische Familienbetriebe und würdige Lebensorte von Tieren stehen im Widerspruch zu einer hochautomatisierten Tierindustrie, in der Massenaufzucht in Megaställen und Schlachtung am Fließband den alltäglichen Konsum von Tierprodukten ermöglichen.

In "Bauer Kybers Operations Room" entwerfen die Künstler eine surreale Welt, in der die Vorstellung vom ländlich-idyllischen Bauernhof und die realen »Black-Boxes« Massentierhaltung eine unheilige Verbindung eingehen. Auf drei Bildschirmen in der angedeuteten Bauernstube flimmern winzige Dreiecke, die Hähnchen in einem Stall in realitätsgetreuem Maßstab darstellen. Am Monitor kann der Bauer den Stall komplett überwachen, per Knopfdruck die Temperatur regeln, den Boden reinigen oder die Tiere füttern. Betreten muss er den Betrieb nicht mehr.

 

Hörner/Antlfinger, Foto © dpa

 

Oben sehen sie das Künstlerpaar mit einer Hasenpuppe. In drei Videoarbeiten sprechen zwei handgeschneiderte Hasenpuppen als deren Alter Egos über über alternative Modelle zum Fleischkonsum. Dialog als künstlerische Methode: Gespräche untereinander als künstlerische Form, die dem Publikum präsentiert werden, und Gespräche mit dem Publikum zu unterschiedlichen Projekten, Aktionen und Installationen.

"In Videosequenzen führen die beiden Hasen, flankiert von den Künstlern in militanten Aktivistenoutfits, Gespräche über Haltungsformen, Fleischkonsum und Tierrechte. Gespräche, die wie Bekennerbotschaften daherkommen, aber so normal sind, dass sie auch am Kneipentresen geführt werden könnten. Die beiden Hasen diskutieren über Veganismus oder Missionierungsbemühungen, reden über Agitationsformen und philosophieren darüber, warum es in Frankreich eine Vorschrift gibt, nach der jede Schulmahlzeit Fleisch beinhalten müsse, aber keine, die etwa einen vegetarischen Tag pro Woche festlegt." (Zitat taz)

 

Hörner/Antlfinger, Videostill

Hörner/Antlfinger, Discrete Farms

 

Das gesamte Œuvre von Hörner/Antlfinger baut auf Kommunikation in unterschiedlichen Formaten wie 3-D-Animationen, (virtuellen) Dialogen, Puppenspiel-Adaptionen, Soundskulpturen und Videoarbeiten auf. Ihr Projekt "Discrete Farms" entstand während eines Arbeitsstipendiums, das das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst einmal im Jahr vergibt. Ute Hörner unterrichtet an der Kunsthochschule für Medien Köln. Beide leben mit Tieren und vegan.

Die Ausstellung, die bis zum 25. November zu sehen ist, zeigt nicht nur "Discrete Farms", sondern bietet auch eine Retrospektive auf das politisch-engagierte Werk von Hörner/Antlfinger seit den 1990er Jahren. Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Tierrechtsvorträgen und Kochworkshops (Kochen ohne Knochen) statt.

Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, D-26121 Oldenburg. Öffnungszeiten: Di–Fr 14.00–18.00 Uhr, Sa+So 11.00–18.00 Uhr, Mo geschlossen

Zum Weiterlesen: Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Homepage von Hörner/Antlfinger, Hochschule für Medien Köln, taz, Wechselausstellung, eigene werte, Kreiszeitung