Ausstellung

10. September 2012 - 7:37

Fangio und Momo am Cobenzl © Seth Casteel

 

Ich dachte ich könne meinen Augen nicht trauen, als Seth Casteel auf seiner Facebook-Seite LittleFriendsPhoto postete, dass er am Yppenplatz sitze und Kaffee trinke: Der Yppenplatz liegt im Wiener 16. Bezirk! Seit ich im April 2012 erstmals auf seine Fotos tauchender Hunde - Underwater Dogs - gestoßen bin und auch hier über ihn berichtet habe, verfolge ich die Arbeit des amerikanischen Fotografen.

 

Frijolita am Yppenplatz © Seth Casteel

 

Gestern war er dann im "Lusthaus", einer Gaststätte im Wiener Prater - ich wohne nur geschätzte zwei Kilometer entfernt - und später schaute er vom Cobenzl im Wienerwald über die Stadt, während ich gleichzeitig ein paar Hügel weiter auf der Sophienalpe bei einem veganen Gericht saß.

 

Cookie im Prater © Seth Casteel

Windhund auf dem Cobenzl © Seth Castel

 

Nun, meine "Recherchen" ergaben, dass Seth Casteel vom 6. bis 13. September in Wien ist, um einerseits im Wiener Tierschutzhaus  Second Chance Photos zu machen - professionelle Fotos für die Hundevermittlung - und um andererseits seine Fotografien im Rahmen des Lontra Productions Theaterprojekts "Schwimmen wie Hunde" auszustellen. Das Theaterstück des Schweizer Autors Reto Finger wird vom 11. bis 22. September 2012 im Veranstaltungsort mo.ë, Thelemangasse 4, 1170 Wien, aufgeführt.

 

Theaterplakat © Seth Casteel

Das Foto zum Theaterplakat stammt von Seth Casteel.

Er stellt seine tauchenden Hunde - Underwater Dogs - ebenfalls im Veranstaltungsort mo.ë aus, die Vernissage "Fotografie 'Schwimmen wie die Hunde'. Kunst im Zeichen des Hundes" findet heute, den 10. September 2012, um 19 Uhr statt.

 

2. September 2012 - 21:15

Ich überlege immer wieder, ob ich in meinem Blog auch bekannte Fotografen und Fotografinnen (wie William Wegman, Tim Flach, Jo Longhurst etc) und KünstlerInnen wie Karin Kneffel "vorstellen" soll oder ob das meine LeserInnen langweilt. Karin Kneffel gehört zweifellos zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen, aber ist sie auch in Amerika populär? Diese Frage stellt sich mir seit heute, da ich auf Dog Art Today eine Anzeige für meinen Blog geschaltet habe, um auch amerikanische kunst- und hundeaffine LeserInnen anzusprechen.

Wie auch immer: Ich möchte Ihnen die herrlichen Ölbilder von Karin Kneffel zeigen. Sie ist keine "Hundemalerin" im engeren Sinn, sie malt auch Früchte, Feuer, unbelebte Interieurs, trotzdem nehmen Hunde einen nicht kleinen Teil des umfangreichen Œuvres der ehemaligen Gerhard Richter-Meisterschülerin ein. Inzwischen ist Karin Kneffel selbst Professorin, seit 2008 an der Akademie der Bildenden Künste München.

 

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2002
via http://weblog.bezembinder.nl/21.htm

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2004

 

Kneffels Hunde bewegen sich auf spiegelndem Parkett, ornamentalen Fliesenöden, sie liegen auf bunten, fleural gemusterten Teppichen als wären sie fester Bestandteil des dekorativen Reichtums, der um sie herum ausgebreitet wird. Der kleine weiße langhaarige Hund scheint sogar mit dem hochflorigen Teppich zu verschmelzen.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Hier läuft ja zweimal der gleiche Hund! Und auch der Teppichausschnitt ist bekannt.

 

Karin Kneffel verwendet also Fotos als Anregung und Vorlage für die Bilder, wobei sie die einzelnen Elemente - z.B. die Hunde - genau wiedergibt und sie in perspektivisch gedehnte und verzerrte Räume setzt. Die schimmernden und glänzenden Böden erhalten durch die laufenden Hunde zusätzlich eine eigentümliche Dynamik. Isoliert betrachtet sind die spiegelglatten Parkettböden nicht nur als figurative Darstellungen, sondern ebenso gut als abstrakte Formationen erfahrbar.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2007

 

Oben liegt ein Hund entspannt auf dem Boden. Aber ist Ihnen sein Spiegelbild aufgefallen? Es ist nicht etwa verzerrt, sondern scheint von einem anderen Hund zu stammen, einem Hund, der seinen Kopf erhoben hat und aufmerksam lauscht. Drehen Sie das Bild um, döst der spiegelbildliche Hund. Alles hängt also von unserem Betrachtungswinkel ab. Karin Kneffel geht in ihren Werken über den Realismus hinaus, ornamental prachtvoll, überwältigend präzis sind ihre Bilder, aber nicht nur: Wir sollen dem Abbild, dem Illusionismus misstrauen. Ihre Kunst sei „in gewisser Hinsicht Lüge" und es gehe ihr um „das Erzeugen eines Zweifels", sagt Karin Kneffel anlässlich einer Retrospektive in der Kunsthalle Tübingen 2010.

Die unteren Bilder stammen noch aus den 1980er Jahren, noch sind Kneffels Bilder nicht hyperrealistisch, das Hundemotiv findet sich allerdings schon, die Hunde sind zu Rudeln oder Meuten zusammengefasst. Auf dem ältesten Bild "Ritter" von 1985 tragen die Hunde noch Maulkörbe. Der Grund dafür sei ihre "immerwährende" Angst vor Hunden, wie sie in einem Gespräch mit Daniel J. Schreiber preisgibt.

 

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1985

 

Karin Kneffel wird vom 12. September bis zum  20.Oktober 2012 in der New Yorker Galerie Gagosian ausstellen. Zu Zeit sind ihre Arbeiten in den Gruppenausstellungen "Kunst mit Schokolade" im Museum Ritter, Waldenbuch sowie "ach" in der Galerie Klaus Gerrit Friese, Stuttgartzu sehen.

Die Künstlerin hat eine sehr informative Homepage mit einer Auswahl kunsttheoretischer Aufsätze sowie einem Interview sowohl in deutscher als auch englischer Sprache.

alle Bilder © VG Bild-Kunst, alle Fotos © Achim Kukulies, Düsseldorf

 

Ausstellung, Malerei
6. August 2012 - 9:17

Alois Mosbacher, Dürer, 2012
Alois Mosbacher, Dürer, 2012, Öl auf Leinwand, 140 x 200 cm, ©  Alois Mosbacher

Alois Mosbacher, Gericault, 2012
Alois Mosbacher, Gericault, 2012

 

Passend zum bildungsbürgerlichen Publikum bei den Salzburger Festspielen zeigt die Galerie Altnöder Bilder von Alois Mosbacher, die sich zeichnerisch mit Werken der Kunstgeschichte (von Dürer bis Delacroix) auseinandersetzen. Damit dies alles nicht zu streng gerät, dienen Hunde quasi als rhetorische Vermittlerfiguren, die mt ihren herzigen Augen den Besucher ins Bild ziehen und dafür sorgen, dass dieser auch genauer hinschauen möchte. Die Hunde sind gemalt, die Hintergründe gezeichnet - die Hunde integrieren sich nicht in die Landschaft und Szenerie, in die sie "gebeamt" wurden, sie verweigern die Inbesitznahme der kunstgeschichtlichen Orte.

 

Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012
Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012

Alois Mosbacher, Bruegel, 2012
Alois Mosbacher, Bruegel, 2012

Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
 

Hat Alois Mosbacher vor etwa zehn Jahren nur Hundeköpfe gemalt (schauen Sie hier), widmet er sich nun dem ganzen Tier. Er malt keine Rassen (obwohl: vor Jean Louis Théodore Gericaults "Floß der Medusa" sitzt wohl ein Bordercollie, vor Martin Schongauers "Versuchung des heiligen Antonius" eine Französische Bulldogge), sondern "Typen", die er überlebensgroß präsentiert (alle Bilder sind 200 cm hoch!)

Ausstellung in der Galerie Altnöder,  5020 Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 3, bis zum 15. September 2012

alle Bilder © Alois Mosbacher

 

Ausstellung, Malerei
31. Juli 2012 - 8:30

Manfred Grübl, Tierisch 3, 2012

Der Mann auf dem Pferd ist Martin Grübl und er hält seinen Hund Marge im Arm. Auch ohne Windmühle im Hintergrund muss ich bei diesem Bild an Don Quichote denken. Außerdem finde ich, dass sich die beiden unglaublich ähnlich sehen: Bart und buschiges Ohrenfell! Fragender (Herr Grübl) und skeptischer (Marge) Blick: Wie wird es wohl am 2. August 2012 im Kunstraum Haaaauch werden?

Manfred Grübl und seine tierische Partnerin Marge haben gemeinsam schon so manches Kunstprojekt durchgeführt, z.B. 2011 eine Performance beim Performance-Festival performIC im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Und zwar eine rudimentäre Aussprache / Marge and Grübl, a heart to heart talk / performIC 2011: Trial & Error

Der Text dazu von Manfred Grübls Homepage:

Manfred Grübl and his dog Marge have a heart to heart talk. It remains to be seen at the performance whether they succeed in sorting out all the differences in the current state of their relationship. A repeat performance may be unavoidable. In 2011, the motto of the international Performance Festival performIC will be Trial & Error. Trial and error is an approach to problem-solving whereby permissible possibilities are tried out one after another until the desired solution is found. Improvisation or trying things out without any calculated prospect of success are not only parameters of some artistic practice; they also characterise a method that is currently being applied more and more in politics and the financial sector in order to master our financial and social crises. performIC 2011 Trial & Error examines the basic mood in present day society, which is being generated by such political and financial economic experiments and mistakes.

Manfred Grübl und sein Hund Marge halten eine rudimentäre Aussprache. Ob es ihnen gelingt, dabei alle Unstimmigkeiten über die aktuellen Verhältnisse auszuräumen, das wird sich anlässlich der Performance herausstellen. Eine Wiederaufnahme könnte unumgänglich sein. Das internationale Performance-Festival performIC findet 2011 unter dem Motto Trial & Error statt. Trial and error ist eine Methode der Aufgabenlösung, bei der so lange zulässige Möglichkeiten probiert werden, bis die gewünschte Lösung gefunden wird. Improvisation oder das Ausprobieren ohne vorprogrammierter Erfolgsaussicht sind nicht nur Parameter einer künstlerischen Praxis, sondern zugleich Charakteristika einer Vorgehensweise, die gegenwärtig zur Überwindung der finanziellen und gesellschaftlichen Krise verstärkt auch in der Politik und im Finanz- sektor angewandt werden. performIC 2011 Trial & Error thematisiert die durch die politischen und finanzwirtschaftlichen Versuche und Irrtümer generierte gesellschaftliche Grundstimmung der Gegenwart.

Das Video dazu sehen Sie ebenfalls auf Manfred Grübls Homepage (ganz hinunter scrollen).

2010 entstand die gemeinsame Installation margenal mit Christian Schwarzwald in der Biblioteca Vasconcelos, Mexico City. Von Martin Grübl stammt die Soundarbeit.

 

Margenal, 2010

 

 

Margenal, Teil der Installation, Foto © Christian Schwarzwald
Margenal, Teil der Installation, Foto © Christian Schwarzwald

Auf Manfred Grübls Homepage auch die Tonaufnahme auf Vinyl.

2010 fand auch die Probeaufnahme statt:

Manfred Grübl und Marge, Probeaufnahme, 2010
Manfred Grübl und Marge, aus dem Video Probeaufnahme, 2010

 

Probeaufnahme / Manfred Gruebl from manfred gruebl on Vimeo.

 

Der österreichische Künstler Manfred Grübl (geb.1967) studierte in Wien Architektur und Bildhauerei und ist seit 1993 international tätig. Wie Sie natürlich bemerkt haben, vertritt er einen weit gefassten Kunstbegriff. Seine vielseitige Arbeit umfasst Installationen und Performances, oft wird der Betrachter involviert. Dazu der Wikipedia-Eintrag zu Manfred Grübl:

Die von Grübl initiierte Rolle der Akteure als performende Besucher und ihr Verhältnis zum Publikum der personellen Installation Saatchi Gallery, Lincoln Center, Neue Nationalgalerie 1999, lassen sich in eine Traditionslinie stellen, die unter John Cages Anleitung in den frühen 1950er Jahre am Black Mountain College aufgeführt wurden. Grübl aktualisiert und radikalisiert diese historische Position, indem er seine Akteure quasi inkognito einsetzt und die Gewissheit des Publikums, einem Stück beizuwohnen, überhaupt offen lässt. Damit löst er eine grundliegende Voraussetzung institutionskritischer Kunst ein. Erst die konsequente Missachtung kunstbetrieblicher Teilnahmebedingungen vermag die allseits geltenden Inkonsequenzen kunstbetrieblicher Kompromisse und Widersprüche zum Vorschein zu bringen.

Aufschlussreich dazu auch dieser Text auf der Homepage der Galerie Lukas Feichtner.

Ich bin keine Gegnerin der Theorie, aber gerade die Aktionen mit Marge erfreuen auch ohne Hintergrundwissen.

Zwischen 1996 und 2008 haben übrigens Lucy und Fritz zahlreiche - ich nenne sie mal soul to soul - talks aufgeführt. Natürlich unangemeldet und undokumentiert. Ich möchte allerdings fast behaupten, dass Lucy (ein Viertel Husky! - Entschuldige Marge) Ihren Part noch besser performed hat.

Fotos © Manfred Grübl

 

26. Juli 2012 - 9:21

Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927 
Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927,
Museum Wiesbaden, VG Bild-Kunst 2012

Vermutlich war Quappi die Hundeliebhaberin des Ehepaars Beckmann. Vielleicht war es ihr Wunsch, dass der Hund mit aufs Bild musste, doch Max Beckmann malte ihn sehr klein und verwendete nicht sehr viel (malerische) Aufmerksamkeit auf ihn. Beim unteren Quappi-Bildnis musste ich mehrmals hinschauen, ob es sich überhaupt um einen Hund handelt. Quappi war Beckmanns zweite Ehefrau, die er in Wien kennen gelernt hatte und 1925 heiratete.

Der deutsche Expressionist Max Beckmann (1884-1950) hat Quappi oft gemalt und gezeichnet. Das Museum Wiesbaden stellt in seiner "Werkschau"-Reihe einzelne Gemälde der Sammlung, ergänzt durch Leihgaben, vor und stellt sie in einen neuen Kontext. Das Beckmann Gemälde "Weiblicher Akt mit Hund" wurde vor 25 Jahren angekauft und steht nun im Mittelpunkt der Kabinettausstellung.

Dass es sich auch im Wiesbadener Gemälde «Weiblicher Akt mit Hund» um Quappi handelt, ist bislang nur wenigen Spezialisten bekannt. Mit dem Wissen aber, dass Beckmann hier seine zweite Frau dargestellt hat, gewinnt das Gemälde an Komplexität. Allgemeiner Inhalt und private Ikonografie verschmelzen so zu einem nur im ersten Moment sich in der Frivolität eines voyeuristischen Blicks erschöpfenden einzigartigen Bild. (Zitat Museum Wiesbaden)

 

Max Beckmann, Bildnis Quappi, 1925
Max Beckmann, Bildnis Quappi Beckmann, 1925, Museum der bildenden Künste Leipzig,
Nachlass Mathilde Q. Beckmann, VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Die Ausstellung um das Beckmann-Gemälde ist im Museum Wiesbaden vom 31. Juli 2012 bis zum 18. November 2012 zu sehen. Die Eröffnung findet am 31. Juli statt.

Im Bild unten von 1933 finden sich zum Ausgleich immerhin fünf Hunde!

 

Max Beckmann, 1933
Max Beckmann, 1933, via Le Blog de Philippe Charpentier

 

Ausstellung, Malerei
23. Juli 2012 - 15:40

Gabriel Orozco, Perro durmiendo, Sleeping dog, 1990
Sleeping Dog, 1990, Foto © Gabriel Orozco
 

Ein goldockerfelliger Hund schläft auf einem felsigen Boden; aus einem Winkel fotografiert, dass er fast aufrecht zu liegen scheint, die Beine herab baumelnd. Ich hoffe nicht, dass Gabriel Orozco einen präparierten Hund als Requisit für seine Arbeit inszeniert hat. Ich glaube viel lieber, dass das Foto sein Erkennen der Schönheit zeigt, wenn er sie zufällig vorfindet.

Auch die zweite Fotoarbeit mit Hund, die ich gefunden habe, zeigt die Poesie des Augenblicks: Dog Circle - der Hundeschwanz beschreibt einen Kreis im Sand.

 

Gabriel Orozco, Dog Circle, 1995
Dog Circle, 1995, Foto © Gabriel Orozco

 

Zur Zeit stellt der international renommierte Künstler Gabriel Orozco im Deutschen Guggenheim Museum Berlin aus. Er schuf für das Museum eine zweiteilige, aus Objekten und Fotografien bestehende Installation als Auftragsarbeit. Die für den mexikanischen Künstler typische Arbeit versammelt gefundene Gegenstände, alltägliche Materialien, die Orozco auf poetische Weise arrangiert und präsentiert.

Bisher war Orozco mit einem Walskelett ("Mobile Matrix") aufgefallen, das er mit schwarzen Mustern bemalte und das wie ein gewaltiges Mobile von der Decke baumelte. Weiters mit einem mit Schachbrettmuster bemalten Totenschädel ("Black Kites", 1997). Mit einem Haufen Ton, den er 1991 in seinen Händen zu einem Herzen formte und die Handlung auf Fotos mit dem Titel "My Hands Are My Heart" verewigte. Und natürlich mit einem Citroën, aus dem er das mittlere Drittel herausschnitt ("La DS" von 1993). Bei der Biennale in Venedig schockierte er am Beginn der 1990er Jahre mit einer weißen leeren Schuhschachtel mit dem treffenden Namen "Empty Shoebox".

Das Deutsche Guggenheim Museum in Berlin präsentiert Gabriel Orozco vom 6. Juli 2012 bis 21. Oktober 2012. Das Kunstmagazin der Deutschen Bank - db-artmag - bringt eine umfassende Einführung in sein Werk.

 

Ausstellung, Fotografie
16. Juli 2012 - 16:00

Die junge deutsche Fotografin Mona Mönnig interessiert sich für menschgemachte Wunder, für Züchtungen bei Tieren, die menschliche Vorstellungen und Sehnsüchte befriedigen müssen. Diese Züchtungen (bis hin zu Qualzüchtungen) richten sich auf reine Äußerlichkeiten und vernachlässigen "Wesen", Persönlichkeit und Individualität des Tieres. Man made wonders heißt ihre Fotoserie, die neben Hunden auch Nacktkatzen und hundegroße Ponys umfasst.

An diesem ängstlichen Hund ist für Züchter und Käufer vor allem das Aussehen und das Abbild interessant, es repräsentiert die Eitelkeit seines Besitzers und Sammlers.

 

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

 

Mona Mönnig hat für ihre Diplompräsentation von man made wonders in der Folkwang Hochschule Essen 2009 acht Inkjekt-Prints unterschiedlicher Formate in Gießharzrahmen mit verschiedenen Objekten und Displays versammelt, die eine Art Kuriositätenkabinett darstellen.

Die Portraits verkörpern die Abwesenheit des Individuums und zeigen die unausweichliche Präsenz des Betrachters, also die des Menschen. Blicke werden nicht erwidert, der Betrachter begegnet dem Tier in einer fast panoptischen Situation, lese ich im Konzept zu dieser Arbeit.

Mona Mönnig, 1980 geboren, ist seit 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Kunst- und Designwissenschaft an der Folkwang Hochschule Essen.

alle Fotos © Mona Mönnig

Vom 1.Juli bis zum 9.September 2012 ist die Künstlerin bei der Ausstellung Für Hund und Katz ist auch noch Platz in der Kunsthalle Recklinghausen vertreten.
 

Ausstellung, Fotografie
2. Juli 2012 - 16:56

Francis Picabia, Ninie (Selbstportrait), 1942
Francis Picabia, Ninie (Selbstporträt), 1942

 

Wenn Sie die folgenden Bilder ansehen, vermuten Sie wahrscheinlich kaum, dass sie von einem einzigen Künstler stammen, so unterschiedlich sind sie. Doch alle sind von Francis Picabia, dessen Vielfältigkeit, ständiger Stilwechsel, Mut zur Banalität sowie sein An-malen gegen Vereinnahmung vermutlich eine größere Würdigung seines Werkes verhindert haben, obwohl er zur Avantgarde seiner Zeit gehörte: Er war mit Duchamp befreundet, kannte Leger, Gris und Appolinaire, gab mit Stieglitz die Zeitschrift 291 heraus. Mit der Gründung der Zeitschrift 391 bereitete er dem Dadaismus in Europa den Weg.

Sie sehen hier nur Gemälde mit Hund, wir verlassen die figurative Malerei demzufolge nicht, aber Picabia hat auch ungegenständlich gearbeitet. Er begann in impressionistischer Malweise, wechselte zum Kubismus, nahm Einflüsse des Fauvismus auf, beschäftigte sich mit dem Dadaismus, stellte so genannten Maschinenbilder (Mechanomorphien) her, war kurz Surrealist, malte abstrakt, kehrte zur figurativen Kunst zurück und und und. Picabia malte gegen (s)einen individuellen Stil und gegen seine künstlerische Handschrift an, die für ihn Stagnation bedeuteten - das Neuerfinden war seine Strategie dagegen. Eine Strategie, die heute (post)moderner denn je ist.

 

Francis Picabia, Women with Bulldog, 1940-1942

 

Von den späten 1930er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs widmete sich Picabia dem weiblichen Akt, als Vorlage dienten Pinup-Fotos aus Magazinen, obiges Bild dankenswerterweise um eine Bulldogge ergänzt, die die Streichelei wenig zu schätzen weiß.

 

Francis Picabia, Basket, 1936

Francis Picabia, Transparences

 

Mitte der 1920er stellte er "Transparenzen" her, Überlagerungen von mehreren Motiven, die eine räumliche Darstellung ohne Perspektive suggerierten und unter anderem die Malerei von Pompeji zitierten.

 

Francis Picabia, Le femme au chien

Francis Picabia, Dresseur d'Animaux, 1937
Der ockerfarbene Hund zeigt sehr deutlich, was er von der Dressur hält...

John Baldessari, The Set-up
Uuuups, dieses Werk ist von John Baldessari!

Francis Picabia, Dresseur de Chiens, ca 1923

 

In der Kunsthalle Krems findet vom 15. Juli bis zum 4. November 2012 die erste Retrospektive des Werkes von Francis Picabia in Österreich statt.

 

Ausstellung, Malerei
26. Juni 2012 - 7:13

Elliott Erwitt, Ireland, 1995
Elliott Erwitt, Ireland, 1995

 

Ich habe mich durch mehrere hundert Hundefotografien von Elliott Erwitt auf der Magnum-Homepage durchgeklickt, um die paar zu finden, die mich am meisten ansprechen. Das obere ist mein absoluter Favorit, stellt es doch die enge Beziehung zwischen dem Hund und seinem menschlichen Freund dar. Vertrauensvoll, vielleicht Schutz suchend schmiegt sich das Tier an den Menschen und erfährt Geborgenheit.

Natürlich gibt es eine Menge bekanntere, lustigere, skurrilere Fotografien des "Woody Allen der Fotografie". Ich habe aber unspektakuläre gewählt: ein Hundeblick, der berührt, ein  Bildaufbau, der besticht.

 

 

Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987
Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987

Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973
Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973

Elliott Erwitt, Italy, 1965
Elliott Erwitt, Italy, 1965

Elliott Erwitt, Morocco, 1973
Elliott Erwitt, Morocco, 1973

Elliott Erwitt, South of France, 1991
Elliott Erwitt, South of France, 1991

Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968
Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968

Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007
Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007

 Elliott Erwitt, Brazil, San Salvador de Bahia, 1963
Elliott Erwitt, Brazil,
San Salvador de Bahia, 1963

Elliott Erwitt, France, Paris, 1952
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, USA, California, San Francisco, 1976
Elliott Erwitt, USA, California,
San Francisco, 1976

Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998
Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998

Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968
Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968

Elliott Erwitt, France, Paris, 1966
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991
Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991

Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994
Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994

 

Der US-Amerikaner Elliott Erwitt zählt zu den berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1928 in Paris geboren und verbrachte mit seinen russischstämmigen Eltern die Kindheit in Mailand, ab 1939 in den USA. Während seiner Zeit am Los Angeles City College arbeitete er im einem Fotolabor und zog 1948 nach New York, um Film zu studieren.

Erwitt hat immer in verschiedenen Genres gearbeitet. Vom klassischen Fotojournalismus mit Bildern von Fidel Castro neben Che Guevara, bis zu Kult-Porträts von Stars wie Marilyn Monroe. Mittlerweile kümmert er sich vermehrt um persönlich Arbeiten, die nicht selten sein Lieblingsmotiv zeigen: den Hund. Während er mit Foto-Aufträgen auf der ganzen Welt unterwegs ist, hat er immer eine Kamera für den Privatgebrauch mit, mit der er sie fotografiert. Wir sehen durch ihn deren Charaktervielfalt und Individualität: vom loyalen Gefährten zum sanften Riesen, von der melancholischen Schönheit zum verspielten Witzbold.

Vor wenigen Tage wurde im Kunsthaus Wien in Zusammenarbeit mit Magnum Photos eine Elliott Erwitt-Retrospektive eröffnet. Sie ist noch bis zum 30.September 2012 zu sehen.

alle Fotos © Elliott Erwitt / Magnum Photos

 

Ausstellung, Fotografie
11. Juni 2012 - 10:03

Roger Ballen, Boarding House, Caomouflaged, 2007

 

Diese eigenartig anmutende Fotografie stammt aus der Serie "Boarding House" des amerikanischen Fotografen Roger Ballen. Das Tier in der Nische ist vermutlich ein Schaf und kein Pudel. Trotzdem wollte ich es an den Anfang stellen, gibt es doch schon einen klitzekleinen, vergleichsweise harmlosen Einblick in das verstörende Werk Roger Ballens, der seit über 40 Jahren fotografiert. Um Ihnen einen kurzen Abriss in sein umfassendes Werk geben zu können, möchte ich die Fotografien (mit Hund) chronologisch anordnen: Sieht man so am besten, wie sich Roger Ballen vom dokumentarischen Zugang der Darstellung der verarmten südafrikanischen Weißen zum surrealen Inszenator seelischer Zustände, zum Schöpfer hermetischer ästhetischer Welten entwickelt.

Ballen wurde 1950 in New York geboren, kam durch seine Mutter, die in der New Yorker Magnum-Dependance arbeiete, sehr früh mit der Fotografie in Kontakt. Er studierte allerdings vorerst Psychologie und Geologie. Nach langen Weltreisen blieb er als Geologe in Südafrika, er suchte beruflich nach Mineralvorkommen und kam auch in ganz abgelegene ländliche Gegenden Südafrikas. Erstmals Aufsehen erregte er in den 80er Jahren mit seiner Fotoserie "Dorps. Small towns of South Africa" und nach dem Zusammenbruch des Apartheid-Regimes mit "Platteland: Images of a Rural South Africa" (1994). Er fotografierte die weiße Bevölkerung, Nachfahren der Buren, arm und deklassiert, eine Randerscheinung, und griff damit ein gerne vernachlässigtes Thema auf. Die einstigen Machthaber der Apartheid-Ära fühlten sich in ihrer vermeintlich weißen Überlegenheit verunglimpft. Ihm wurde ebenfalls Ausbeutung und Sozialvoyeurismus, das Fotografieren einer Freak-Show vorgeworfen; in Susan Sontag fand er allerdings eine prominente Fürsprecherin. "Platteland" war für sie "the most important sequence of portraits I've seen in years" (zitiert nach Lens Culture)

 

Roger Ballen, Platteland, Mrs. J.J. Joubert and Dog Dinky in Bedroom, Central Ca

Roger Ballen, Pllatteland, Pensioner With Dog, 1991

Roger Ballen, Platteland, Wife of Abbatoir Worker, Holding Three Puppies, Orange

Roger Ballen, Platteland, Woman and Dogs, Orange Free State, 1994

Robert Ballen, Outland, Woman, Man and Dog, 1995

 

Schon mit "Outland" (2001) verlieren seine Bilder den bis dahin vorherrschenden dokumentarischen Charakter. Sowohl sein Erfolg als auch ein gänzlich geänderter Markt für Fotografie ließ ihn einen mehr künstlerischen Weg einschlagen, er wurde ein "artist-photographer". Ab hier weicht die reportageartige Menschendarstellung zugusten einer mehr mystischen, metaphorischen, surrealen Anordnung zurück. Aus klaustrophobischen Innenräumen werden immer mehr die menschlichen "Innenräume" - die Psyche und ihre Abgründe.

 

Robert Ballen, Outland, Scrap Collector Holding Globe, 1998

Robert Ballen, Outland, Puppy Between Feet, 1999

Robert Ballen, Outland, Living Room Scene, 1999

 

2005 erschent seine Serie "Shadow Chamber" als Buch: Zeichnungen, Kritzeleien, ein Art-Brut-Stil nimmt zu, der Mensch erscheint nur mehr fragmentarisch. Der Hund ist hier nicht mehr nur Haustier, sondern Teil einer um Kabel und Drähte, Masken, verschlissene Stoftiere und andere Requisiten erweiterten Inszenierung. Gesteigert wird diese abgeschlossene ästhetische Welt 2009 in "Boarding House". Nicht nur der Mensch, auch das Tier wir immer mehr an den Rand gedrängt und unwichtig - was bleibt sind rätselhafte, verwirrende, bedrohliche, verhängnisvolle Fotografien. Sorge macht sich beim Betrachten breit: Ich möchte nicht in der Haut dieser Hunde stecken. Nur wenig Erleichterung bringt das Wissen um die Inszenierung und Komposition der Aufnahmen.

 

Roger Ballen, Shadow Chamber, Puppies In Fishtanks, 2000

Roger Ballen, Shadow Chamber, Hungry Dog, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Dazed, 2006

Roger Ballen, Shadow Chamber, Oblivious, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Appearances, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Bewilderment, 2005

Roger Ballen, Boarding House, Enmeshed, 2006

Roger Ballen, Boarding House, Boarding house, 2008

Roger Ballen, Boarding House, Upseedaisy, 2008

 

Das "Boarding House" gibt es übrigens wirklich. Es ist ein altes Lagerhaus nahe Johannesburg, das Menschen und Tieren als Zufluchtsort dient. Gleichzeitig bezeichnet es auch den archaischen Teil der menschlichen Psyche, wie Roger Ballen in einem Interview meint. Er beantwortet auch, weshalb so viele Tiere in seinem Werk vorkommen: "Animals are more complex in some ways; you can’t put your finger on the animal, what he thinks or what he means. Even if you have a dog for 15 years, you can’t quite understand how dogs think."

Bis zum 2. September 2012 sind seine Fotografien im Musée d'Elysée in Lausanne zu sehen, bis zum 5. August 2012 im Martha Herford Museum.  Vom 6. bis 25. November 2012 werden Arbeiten in der Kunsthalle/ Wien, im project space ausgestellt sein.

Roger Ballen hat eine hervorragende Homepage, auf der Sie einen umfassenden Einblick in die Bildserien gewinnen können. Sie finden dort nicht nur Links zu Texten und Interviews, Sie können auch ganze Kataloge herunterladen.

Alle Fotos © Roger Ballen

 

Ausstellung, Fotografie