Malerei

28. Februar 2022 - 11:50

Nochmals ein Künstler mit einem faszinierenden Werk, in dem Hunde auch nebenbei vorkommen. Ich hatte noch nie etwas von Paul Wonner gehört, bis ich einen Bericht über KünstlerInnen las, die auf den Listen der Sammler ganz oben stehen und bei den Bietern eines Auktionshauses am stärksten umkämpft sind.

Paul Wonners Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds von 1986  wurde für das 13-fache der niedrigen Schätzung von 15.000 Dollar verkauft.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, 1986 © Paul Wonner

 

In einem grau gehaltenem Innenraum sind zahlreiche Sessel und Pflanzengefäße (neben einer chinesischen Vase auch eine Bierflasche) aufgestellt. Ergänzend sehen wir einen Bleistift, einen Schmetterling, zwei Vögel, einen Hund. Und es kommt ein aufgeschlagenes Buch vor, das eine Reproduktion des Rokoko-Malers Jean-Baptiste Oudry zeigt. Wonner liebte es, historische Gemälde als Postkarten oder Buchseiten in seine Bilder einzubauen, fast könnte man es als konzeptuelle Motivation bezeichnen.

Mich fasziniert die Klarheit und Präzision, der Kontrast zwischen den Grautönen und den kräftigen Farben der zentralen Stühle, die blasse Farbigkeit mancher Blüte. Die Schatten wirken fast, als würden sie ein Eigenleben führen.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, Detail1, 1986 © Paul Wonner

 

Der Hund ist mit der gleichen Klarheit und Aufmerksamkeit gemalt, wie alle anderen Objekte. Nichts zeichnet ihn durch besondere "Lebendigkeit" aus. Auf dem kleinen Zettelchen im Schatten des Blumenstocks scheint Paul Wonner signiert zu haben.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, Detail 2, 1986 © Paul Wonner

 

Ich habe mich übrigens auf die Suche nach Oudrys Werk gemacht, es handelt sich um Le Tabouret laque (rouge).

 

Jean-Baptiste Oudry, Le Tabouret laque
Jean-Baptiste Oudry, Le Tabouret laque

 

Ohne die Entstehungszeit zu kennen, könnte ich keine zeitliche Einordnung von Paul Wonners hyperrealistischen unverwechselbaren Stillleben vornehmen. Tatsächlich hat er sie in den späten 1960er Jahren als "Imaginäre holländische Stillleben" begonnen und bis zum Ende der 1990er Jahre gemalt.

Paul Wonner nahm Bezug auf den klaren Stilllebenstil und die detaillierten Inventare der niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Die Stilllebentradition diente Wonner als historische Quelle, doch in der Regel malte er Gegenstände aus dem zeitgenössischen Alltagsleben.´bzw. Fundstücke aus seinem Atelier. Damit belebte er die Stilllebenmalerei nicht nur, er brachte sie voran, verwandelte das Rückschrittliche in Avantgarde. Er hatte damit auch sofort Erfolg: "Als ich merkte, was ich alles machen konnte, wurde ich immer wilder und wilder. Manchmal waren die Kombinationen fast surreal." (zit. n. hier, übersetzt mit DeepL)

Seine Acrylbilder zeichnen sich durch präzise Formen, betont helles zeitgenössisches Licht (im Vergleich zu den Niederländern), scharfe Schatten und exzentrische Kombinationen von Objekten aus. Zu Beginn baute er seine Kompositionen mehr oder weniger symmetrisch auf. "Schließlich erkannte ich, dass ich kompositorische Elemente mit Schatten verbinden konnte. Die Leute fanden das seltsam, weil die Schatten Dinge taten, die sie auf natürliche Weise nicht tun konnten." (ebd., übersetzt mit DeepL)

 

Summer, 1987 © Paul Wonner

 

An einem Sesselbein des rechten Holzsessels in Summer, 1987 lehnt übrigens eine Postkarte, unschwer als ein Arcimboldo zu erkennen, ich meine, es handelt sich um den "Sommer", wie auch der Titel vermuten lässt.

In A Peaceable Kingdom von 1988 stellt Paul Wonner  seine Haustiere - Hund, Katzen, Kaninchen und Vögel - inmitten von Blumen und dekorativen Gegenständen dar. Das aufgeschlagene Buch spielt auf den Quäker und Künstler Edward Hicks an, der mehr als hundert Variationen des Peaceable Kingdom gemalt hat. Die Bilder beziehen sich auf eine Bibelstelle im Buch Jesaja, wo alle Tiere - auch die "wilden" - friedlich mieinander leben.

 

Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, 1988

Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, Detail, 1988, Foto rocor
Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, Detail,1988, Foto rocor

Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1848
Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1848
 

Wie gefällt Ihnen die Stilllebenmalerei von Paul Wonner? Finden Sie sie ihn wie ich subtil und empfindsam oder nur virtuos und mit Verweisen überfrachtet?

Paul John Wonner (*1920 in Tuscon/Arizona/USA - gest. 2008) war ein amerikanischer Künstler, der seine Karriere begann, als der Abstrakte Expressionismus einen starken Einfluss auf die Kunstwelt ausübte; später beteiligte er sich an der figurativen Bewegung der Bay Area in San Francisco. Ende der 1960er Jahre gab er seinen lockeren figurativen Stil auf und konzentrierte sich ausschließlich auf die Stilllebenmalerei. Erst in den letzten Jahren vor seinem Tod kehrte er zur Malerei menschlicher Figuren in vagen allegorischen Arrangements und Szenarien zurück.

 

Quellen: Galerie Berggruen, ARTnews

Malerei
25. Februar 2022 - 11:44

Sleeping Child with Dog in a Landscape, 2021 © Sula Rubens
Sleeping Child with Dog in a Landscape, 2021, Wilderness and Civilization
(Homage to "Satyr mourning a Nymph" by Piero di Cosimo in the National Gallery, London

 

Ein Flüchtlingskind schläft an einem Seeufer, hält sein Stofftier schützend im Arm und ist von ornamentalen Tüchern bedeckt. Für die Künstlerin ist ein schlafendes Kind in der Natur unter freiem Himmel gleichbedeutend mit Wildnis. Erst durch die wärmende Decke und den treuen wachenden Hund entsteht Zivilisation. (vgl. Homepage der Künstlerin)

Das Gemälde gehört thematisch zu einer Serie mit dem Arbeitstitel "Kin" (Kinship = Verwandtschaft), an dem Sula Rubens seit fünf Jahren arbeitet. Sie handelt von der aktuellen Vertreibung vieler Menschen und der Traurigkeit, von seinem eigenen Land, seiner früheren Sicherheit und seiner Zivilisation entfernt zu sein. Obwohl es in den Arbeiten keinen direkten Bezug zur Vertreibung und zum Leid der Flüchtlinge gibt, sind einige der porträtierten Menschen Vertriebene, die um ihr Überleben und den Schutz ihrer Verwandten kämpfen. Sie porträtiert sie im Freien, verletzlich gegenüber dem Meer und dem Himmel und manchmal mit Bergen in der Ferne, die ein Gefühl für die fernen Länder vermitteln, aus denen sie gekommen sein könnten. (vgl. Chappel Galleries)

Inspiriert wurde sie von Piero di Cosimos Bild: "A Satyr mourning over a Nymph" von 1495.

 

Piero di Cosimo, A Satyr mourning over a Nymph, 1495, Nationalgalerie London
Piero di Cosimo, A Satyr mourning over a Nymph, 1495, Nationalgalerie London

 

Eine Nymphe - ein mythologischer Naturgeist, den man sich als junge Frau vorstellt - liegt auf einer Grasfläche im Vordergrund, das Blut strömt aus Wunden an Hals und Hand. Ein Satyr, halb Mensch und halb Ziege, kniet neben ihr, streichelt ihr zärtlich über die Stirn und beklagt ihren Tod. Zu ihren Füßen sitzt ein großer Hund, der formal und gegengleich die gebeugte Gestalt des Satyrs aufnimmt und ebenfalls zu trauern scheint, denn er blickt aufmerksam auf das tote Mädchen. Er ist dem mythischen Protagonisten als eigenständige und wichtige Figur gleichgestellt. Sein Anblick rührt zutiefst. Cosimos elegisches Gemälde ist eine ins Visuelle übersetzte Nänie, eine Totenklage.

Das Gemälde stellt vermutlich eine Episode aus den "Metamorphosen" des Ovid dar. In diesem Fall wäre die schöne Nymphe Procris, die versehentlich von ihrem Mann Cephalus getötet wurde. In einer Bearbeitung der Metamorphosen aus dem fünfzehnten Jahrhundert - dem um 1480 geschriebenen Theaterstück Fabula di Cephalo - wurde der Satyr hinzugefügt, der bei Ovid nicht erwähnt wird. Möglicherweise hat Piero di Cosimo dieses Stück als Quelle verwendet und nicht Ovids Original.

Die Abmessungen des Gemäldes lassen vermuten, dass es Teil eines Möbelstücks oder in eine Holzvertäfelung eingefügt war. Piero di Cosimo spezialisierte sich auf die Herstellung solcher Gemälde, die als Spalliere bekannt sind.

 

 

Sula Rubens in ihrem Atelier

 

Sula Rubens hat 1989 die Central/St. Martin's School of Art abgeschlossen und ist seither als Malerin und Grafikerin tätig. Sie hat in zahlreichen Städten gelebt, gearbeitet und ausgestellt und viele Gegenden bereist. Sie wurde vielfach ausgezeichnet und ihr Werk ist in Sammlungen im In- und Ausland vertreten.

Bis zum 27. Februar 2022 ist ihre Ausstellung "Kinship" in den Chappel Galleries, in Chappel/Essex/UK zu sehen.

Der Tipp zu diesem Blogbeitrag kam von Bettina Reiter, einer langjährigen Leserin meines Blogs. Vielen Dank dafür!

 

21. Februar 2022 - 11:12

Erst vor wenigen Wochen habe ich Ihnen den ghanaischen Künstler Hamid Nii Nortey vorgestellt. Der Zufall will es, dass am 14. Februar 2022 in der Wiener Galerie Kandlhofer seine erste europäische Einzelausstellung "Faith in Strangers" gezeigt wird.

Im ersten Post über Nortey ging es um die beträchtlichen Veränderungen in Accra, der Hauptstadt von Ghana, und um Norteys Darstellung der oberen Mittelschicht in ihren urbanen Häusern, Interieurs und Gärten.

Sein neuestes Werk befasst sich mit den vielfältigen sozio-politischen Verwicklungen der Migration, die von historischen Bezügen über Auswanderung bis hin zu politischer Verfolgung reichen.

Die Ausstellung "Faith in Strangers" ist in zwei Abschnitte gegliedert, wobei sich der erste auf historische und zeitgenössische Aspekte der afrikanischen und afroamerikanischen Migration konzentriert. So beschreibt die Great Migration die Bewegung von sechs Millionen Afroamerikanern aus den ländlichen Gebieten der Südstaaten in die städtischen Gebiete der Nordstaaten zwischen 1916 und 1970. Die Flüchtenden wollten der rassistischen Gewalt entkommen und wirtschaftliche und bildungsbezogene Chancen im Norden wahrnehmen. Der Hund kam natürlich mit!

 

The Great Migration 1, 2021 © Hamid Nii Nortey, Foto Galerie Kandlhofer

The Great Migration 2, 2021 © Hamid Nii Nortey, Foto Galerie Kandlhofer

 

Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die Gegenüberstellung von erzwungener Migration und Freizeitreisen, um die erheblichen Unterschiede zwischen der westlichen Wahrnehmung und der afrikanischen Realität aufzuzeigen.  (vgl. Pressetext der Galerie Kandlhofer)

Die Ausstellung in der Galerie Kandlhofer ist noch bis zum 19. März 2022 zu sehen.

Bilder © Hamid Nii Nortey, Fotos Galerie Kandlhofer

 

Ausstellung, Malerei
14. Februar 2022 - 13:06

Manchen Motiven kann man nicht entgehen: z.B. dem Hund; dem Hund und seinen Spiegelungen in Lacken oder auf regennassen Straßen; dem Hund und seinem Schatten.

 

0145, 2021 © Lorenz Helfer

 

Ein Künstler, den das Motiv Hund gefangen nimmt und der sich daran abarbeitet ist der Vorarlberger Lorenz Helfer. Doch wurde der Hund nicht schon aus-gemalt, zu Ende gemalt, wurde über ihn bildnerisch nicht schon alles "gesagt"?

Unten sehen Sie eine Auswahl seiner über 30 Hundebilder im Format 30x40 cm. Der Künstler ist 2020 dazu übergegangen, seine Bilder zu nummerieren.

 

0163, 2021 © Lorenz Helfer

0166, 2021 © Lorenz Helfer

0172, 2021 © Lorenz Helfer

0174, 2021 © Lorenz Helfer

0175, 2021 © Lorenz Helfer

0178, 2021 © Lorenz Helfer

0180, 2021 © Lorenz Helfer

0182, 2021 © Lorenz Helfer

0185, 2021 © Lorenz Helfer

0188, 2021 © Lorenz Helfer

0190, 2021 © Lorenz Helfer

0193, 2021 © Lorenz Helfer

 

Nochmals: Doch wurde der Hund nicht schon aus-gemalt, zu Ende gemalt, wurde über ihn bildnerisch nicht schon alles "gesagt"? Lorenz Helfer möchte sich dem Motiv unbefangen und neu nähern, alles vergessen, verlernen, was er darüber weiß. Er will den unkontrollierten Zugang zum Motiv. Was ist also näherliegend als gleich mit der Malerei und Farbe zu beginnen: Kein Konzept oder Entwurf, keine Idee oder vorbereitende Skizze wird vorangestellt, sondern der Arm und Pinsel übernehmen die Führung und suchen nach immer neuen Ausdrucksformen. Die Bilder sollen sich beim Malen frei entfalten können: Malen, zurücktreten, schauen, weitermalen, das Bild drehen, malen, verwerfen, drübermalen in einem fortwährend intuitiven Prozess. Zentrales Thema wird die Malerei selbst.

 

0147, 2021 © Lorenz Helfer

0148, 2021 © Lorenz Helfer

0159, 2021 © Lorenz Helfer

 

Lorenz Helfer will die Dynamik der Hunde einfangen, er lässt sie sich in ihrer individuellen Art und Weise frei bewegen, mit ihren Reflexionen überlappen und verbinden. Der Ausdruck der Hunde variiert nur wenig, der Pinselduktus, die Geste ist wesentlicher als die individuelle Mimik des Hundes. Helfers Malprozess erzeugt viele Schichten, Raum und Zeit sind in mehreren Ebenen parallel in einem Bild präsent.

Unten sehen Sie einen Hund aus 2010, den ich in einem alten Blog von Lorenz Helfer gefunden habe. Vor allem die Farbe von Figur und Hintergrund verwendet er hier noch ganz anders und differenzierter. Dem Motiv kommt noch mehr Bedeutung zu, es ist noch nicht nahezu in der Malerei aufgegangen.

 

Hommage an Kathrinka, 2010 © Lorenz Helfer

 

Lorenz Helfer (*1984 in Hohenems/Österreich), studierte zwischen 2002 und 2007 an der Universität für angewandte Kunst in Wien Malerei bei Wolfgang Herzig und Johanna Kandl. Zwischen 2009 und 2016 folgten Atelieraufenthalte in Paliano, Lissabon, Sao Paulo und Bilbao. Seit 2007 ist er in zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Er lebt und arbeitet in Bregenz.

alle Bilder © Lorenz Helfer, Fotos: Günter König

Update am 20. Februar 2022: Bis zum 15. März 2022 sind Lorenz Helfers Hunde im Innsbrucker artdepot zu sehen. Was für ein glücklicher Zufall!

 

Malerei
7. Februar 2022 - 11:32

Alina Sokolova ist eine Malerin und Mixed-Media-Künstlerin, die mit traditioneller Malerei, Video, Performance und Installation zu soziopolitischen Themen arbeitet. Ihre Arbeit setzt sich kritisch mit sozialen und kulturellen Normen auseinander.

Sie beschreibt ihre künstlerische Praxis als eine ausführliche Erforschung von Bewegung. Menschen stehten im Mittelpunkt ihrer Bilder:  ihre Koexistenz, Synergie, Interaktion, ihre gemeinsame kollektive bewusste oder unbewusste Choreographie, ihre zufällige körperliche Nähe.

 

Humans stand at the center of any of my paintings. Their coexistence, synergy, interaction, their joint collective aware or unaware choreography, random bodily proximity. I’m interested in the different manifestations of people’s shared, individual, temporary, or inherent movements as a display of current times and changing social phenomena. Because this movement analysis is a big focus of my interest and I’m more analytical in that approach at times, I embed choreographic elements in my works. (zit. n. bode-projects)

 

Die Künstlerin interessiert sich für die verschiedenen Erscheinungsformen der kollektiven und individuellen, ephemeren oder inhärenten Bewegungen der Menschen. Welche Auswirkungen haben soziale Phänomene oder geänderte kulturelle Normen auf diese Bewegung (z.B. neue Bewegungen bei Arbeitsabläufen; Bewegungen in der geänderten Mensch-Tier-Beziehung)?  
 

 

Humans carrying dogs, 2021 © Alina Sokolova

Dogs carrying humans, 2021 © Alina Sokolova

 

Durch ihre genaue Beobachtung wird sie zur Sammlerin und Archivarin der Bewegungen, die zum Allgemeingut geworden sind und ein Zeugnis ihrer Zeit und des sich ständig verändernden sozialen Klimas darstellen. Zusätzlich zur Bewegungsanalyse baut sie choreografische Elemente in ihre Arbeiten ein, ein Ergebnis ihres Interesses an Tanzpraktiken, das sich über mehrere Jahre hinweg allmählich entwickelt und entfaltet hat.

 

An embrace, 2020 © Alina Sokolova

Dogs wearing masks, 2021 © Alina Sokolova

The whippet, 2021 © Alina Sokolova

 

Beim Betrachten ihrer Bilder entdecken wir Figuren in Gruppen und sozialen Interaktionen, ineinander verschlungene und verzerrte Körper. Ihre Gelenke, Hände und Beine, oft bizarr vergrößert, passen sich einander an und fließen in einer choreografierten Weise ineinander. Die Körper befinden sich zumeist in leeren Innenräumen, die Farbigkeit ist grell, Schatten und Konturlinien werden stark betont.

 

Tröstende Hunde, 2020 © Alina Sokolova

On losing a tail, 2021 © Alina Sokolova

 

Alina Solokova (*1995 in Uzhgorod/Ukraine) hat ihre Ausbildung in unterschiedlichen Ländern absolviert. Der Weg durch die konventionelle akademische Kunststruktur in der Ukraine und die vielen Professoren in Bratislava, Wien und Hamburg mit ihren unterschiedlichen Denkweisen vermittelten ihr ein breites künstlerisches Spektrum. Im Jahr 2021 schloss sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien ab, sie lebt und arbeitet in Wien.

Quellen: Galerie Rudol Leeb, BODE, Les Nouveaux Riches Magazine

alle Bilder © Alina Solokova

 

Malerei
31. Januar 2022 - 11:37

Welche Vorstellungen haben Sie vom afrikanischen Kontinent? Welche Bilder verbinden Sie mit Ghana? Kennen Sie afrikanische bildende Künstler (die nicht weiß sind, wie William Kentridge)? Zumindest Daniel Tetthey Nartey ist Ihnen aus meinem Blog bekannt; heute füllen wir eine weitere Leerstelle mit Hamid Nii Nortey.

Er stellt die wachsende florierende Mittel- und Oberschicht in Accra, der Hauptstadt Ghanas dar, die einen immer größeren Anteil an der Bevölkerung ausmacht. Accra hat sich in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich, wirtschaftlich, aber auch architektonisch stark gewandelt. Private und öffentliche Investitionen hatten einen Anstieg der Urbanisierung zur Folge und den Lebensstandard der Bürger erheblich verbessert.

Da davon in der Kunst aber nur sehr wenig dargestellt wird, möchte Hamid Nii Nortey mit seiner Arbeit "der Welt" eine andere Perspektive auf den glamourösen Lebensstil der Afrikaner vermitteln.

In seinen farbenfrohen, figurativen Gemälden ebnet er den Weg für ein neues Narrativ, das lange Zeit von Vorstellungen von Armut, Krankheit und überholten Stereotypen eines "unterentwickelten Afrikas" geprägt war. Er zeigt den BetrachterInnen ein starkes, vielfältiges Bild der afrikanischen Identität und verändert damit die Wahrnehmung des Kontinents.

Nortey gibt uns einen Einblick in den Lifestyle der Glamourösen, Erfolgreichen und Reichen. Er zeigt sie uns modisch gekleidet in den luxuriösen Innenräumen moderner Architektur. In den beiden Gemälden mit Hunden sehen wir von den Interieurs allerdings nichts: Der Hund ist im Außenraum, im Garten präsent.

 

Some Angels choose fur over wings, 2021 © Hamid Nii Nortey

 

Seine Farbpalette spiegelt nicht nur die Wärme und den Reichtum der ghanaischen Landschaften wider, die Farbe bringt auch die Individualität und Identität der Porträtierten zum Ausdruck.

Diese Porträts sind akribische und spielerische Skizzen, die über ihre dekorative Rolle hinaus eine neue Darstellung des "Spektakels des schwarzen Reichtums", wie Nortey sagt, eine Kreuzschraffur des ghanaischen und afrikanischen Wohlstands zeigen  (Cross Hatching Affluence ist der Titel seiner Ausstellung in der ADA \ contemporary art gallery, 2021).

Nortey überzieht die Körper der Figuren mit seiner charakteristischen Schraffurtechnik:  Eng beieinander liegende parallele und gekreuzte Linien ergeben eine raue, lockere organische Textur, die die visuellen und taktilen Qualitäten der Haut vermittelt. Durch die Farbmodulation erhalten die übereinandergelegten Schichten an Linien eine plastische Wirkung, ganz im Gegensatz zu den flachen ornamentalen Bildelementen. Auch das Fell der Hunde ist stark strukturiert.

 

Some Angels choose fur over wings, 2021 © Hamid Nii Nortey

 

Hamid Nii Nortey (*1987 in Accra/Ghana) gibt einen Einblick in die sich schnell entwickelnde Gesellschaft Ghanas und wirft ein Licht auf die verschiedenen Generationen und sozialen Schichten.

Quellen:

ADA, Christopher Moller Gallery, Creative Boom, Metal, Les Nouveaux Riches

alle Bilder © Hamid Nii Nortey

 

Malerei
24. Januar 2022 - 1:00

Pet cuddle © Daniel Tetteh Nartey

 

Der ghanaische Künstler Daniel Tetteh Nartey stellt seine Figuren in alltäglichen Posen dar. An der Körpersprache und den Haltungen zum Tier kann man die Zuneigung und Nähe ablesen, die Personen selbst zeigen keinen sichtbaren Ausdruck oder eindeutige Emotion. Stattdessen führt er eine Linientechnik ein, die Gesichter wiedergibt und ihr Wesen in einem Zustand der Entwicklung festhält. Die Hunde haben keine Gesichtszüge - spricht Ihnen Daniel Tetteh Nartey Entwicklungspotenzial ab?

Er bezeichnet seine Malerei als abstract pop fusion. Den Figuren gemeinsam ist die blaue Hautfarbe. Die flächig aufgetragenen Bereiche kontrastieren mit einer Vielzahl von Texturen, die er z.B. für Gras oder goldene Socken verwendet.

 

In the midst of comfort, 2021 © Daniel Tetteh Nartey

People and pets © Daniel Tetteh Nartey

 

Daniel Tetteh Nartey (*1991/Ghana) beschreibt seinen künstlerischen Prozess als eine Gelegenheit zur Selbstverwirklichung. Er benutzt die Leinwand als Spiegel, um die eigene Gemütsverfassung (state of mind) zu visualisieren.

Er studierte am Ghanatta College of Art and Design, das Künstler wie Amoako Boafo, Otis Qwaku und Kwesi Botchway hervorbrachte.

Seine letzte Ausstellung fand in der Galerie Christopher Moller statt.

Instagram

alle Bilder © Daniel Tetteh Nartey

 

Malerei
17. Januar 2022 - 11:07

Car wash animals © Ricardo Passaporte

 

Das Werk des portugiesischen Künstlers Ricardo Passaporte wird mit der Pop Art in Verbindung gebracht. In Hinblick auf die Wahl seiner Themen ist diese Einschätzung richtig. Wie Andy Warhol, für den Motive wie Kühe, Dollarnoten, Prominente, Suppendosen etc. bei der Darstellung gleichwertig waren, verwendet auch Passaporte Motive der Werbung und Alltagsästhetik sowie Logos und Tiere in seinen Malereien und Installationen.

Oben sehen Sie ein gespraytes Bild, das in seiner letzten Ausstellung "Car Wash Animals" zu sehen war, bei der er verschiedene Tiere zeigte (Hunde, Papageien, Tiger). Als Vorlage wählte er Bilder aus, die er im Internet, in den Printmedien, in der Werbung und in Geschäften und Vitrinen gefunden hatte; ebenso eignete er sich Details von Straßenansichten auf Google Maps an.

Passaporte arbeitete zunächst als Graffiti-Künstler und wurde durch seine vom Discounter Lidl inspirierte Serie von Gemälden bekannt. (Beispiele zeige ich ganz unten). Er schuf auch Skulpturen und Installationen, die sich mit der Ästhetik und Allgegenwärtigkeit von Unternehmensmarken beschäftigten, von Footlocker über Tesco bis hin zur Westminster Kennel Club Dog Show.

Womit wir auf den Hund gekommen wären. Besser gesagt, auf die "Best In Show"!

Die Besten jeder Rasse bei der letzten Westminster Kennel Club Dog Show zeigte Passaporte 2021 in der Galerie Steve Turner in Los Angeles.

 

Babar, 2020 © Ricardo Passaporte

 

Während die gesprühten Porträts von Rumor, Flynn, King, Babar, Miss P und CJ einen einheitlichen blauen Hintergrund haben, ist jeder Hund eine spezifische, identifizierbare Rasse, eine "Marke", die um Popularität, "Likes" und Marktanteile kämpft. Den Hunden fehlen jedoch die üblichen "niedlichen" Eigenschaften, die mit Rassen und Hundeporträts assoziiert werden. Stattdessen hat Passaporte das Klischee durch eine neutrale Qualität ersetzt, die sowohl den Hund als auch den Betrachter von den erdrückenden Auswirkungen von Marketing, Werbung und Konsumismus befreit. (vgl. Steve Turner, übersetzt mit DeepL)

CJ, 2016 © Ricardo Passaporte

Flynn, 2018 © Ricardo Passaporte

King, 2019 © Ricardo Passaporte

Miss P, 2015 © Ricardo Passaporte

 

Rumor, 2017 © Ricardo Passaporte

 

Passaportes Arbeit hat nicht nur mit der Pop Art und deren Warenästhetik zu tun, sondern - durch die häufige Wahl von Sprühfarben - auch mit der Ästhetik der Graffiti-Künstler. Allerdings betont er, dass es einen Unterschied zwischen der künstlerischen Praxis für Galerien und seinen Graffitis gebe und dass seine Kunst keine Weiterentwicklung oder gar "Verbesserung" seiner Praxis als Graffiti-Künstler sei.

Er sprayt die Farbe aus einer gewissen Entfernung auf, was seinen Arbeiten weiches Aussehen und Unschärfe verleiht. Außerdem führt der Abstand zur Leinwand zu einer Unkontrollierbarkeit im Entstehungsprozess, woraus sich unbeabsichtigte Fehler ergeben: Der Raum für Zufall und Überraschung öffnet sich.

 

Best In Show. Installation view, Steve Turner, 2021

Best In Show. Installation view, Steve Turner, 2021

 

Mit der Tiermalerei begonnen hat Passaporte bereits 2020. Auf Mallorca fand seine Ausstellung mit dem wunderbaren Titel "If dogs don’t go to heaven, I want to go where they go", statt.

 

Untitled, 2020 © Ricardo Passaporte

Untitled, 2020 © Ricardo Passaporte

Super cute dog, 2020 © Ricardo Passaporte

6 50 pm, 2020 © Ricardo Passaporte

Good dog, 2020 © Ricardo Passaporte

Two baby poodles, 2020 © Ricardo Passaporte

 

Wie man unschwer an all seinen Arbeiten erkennen kann, ist für Ricardo nicht Brillanz, sondern unbeholfene Darstellung, das weitgehende Fehlen eines "guten" Geschmacks oder der akademischen Gebote von Perspektive und Komposition wesentlich. Er will bei der Kunstproduktion vielmehr Emotionen auf unmittelbare und reine Weise ausdrücken. Deshalb ist er auch von Dingen fasziniert, die auf unprätentiöse Weise entstanden sind wie naive Graffitis oder Kinderzeichnungen. Sein Ziel ist es, vollkommen frei zu malen/sprayen und dem Ergebnis unbekümmert gegenüberzustehen.

Er verwendet verschiedene Medien und Techniken, um zu seinen "naiven" Ergebnissen zu kommen. Seine künstlerische Sprache und Ästhetik sind die Folge eines sehr persönlichen und intimen Prozesses. Seine scheinbare Lockerheit ist darauf zurückzuführen, dass er sich zur Spontaneität zwingt und Raum für Fehler zulässt.

Group of dogs, 2020 © Ricardo Passaporte

Group of dogs, 2020 © Ricardo Passaporte

Poodle with blue background, 2019 © Ricardo Passaporte

Poodle with red background, 2020 © Ricardo Passaporte

 

Mit den Arbeiten zu Lidl wurde Ricardo Passaporte 2016 bekannt. Er setzte sich intensiv mit der Geschichte des Pop auseinander und unterstrich die sich entwickelnde Beziehung zwischen Kunst und Kommerz. Indem er sich diese Logos aneignete, sie abstrahierte und zu seiner persönlichen Sprache machte, unterbrach Passaporte die Beziehung zwischen Marke und Verbraucher.

 

Ausstellungsansicht Galeria Alegria, 2016
Ausstellungsansicht Galeria Alegria, 2016

Ausstellungsansicht Galeria Alegria, 2016

Ausstellungsansicht Ruttkowski;68, 2018
Ausstellungsansicht Ruttkowski;68, 2018

Ausstellungsansicht Ruttkowski;68, 2018

 

Ricardo Passaporte (*1987 in Lissabon/Portugal) lebt und arbeitet in Lissabon.

 

Installation, Malerei, Skulptur
6. Januar 2022 - 11:14

His Master's Virus, 30x50cm, 2021 © Chantalle Demierre

 

Kommt Ihnen das Bild auch surreal vor ? Was kann es bedeuten? Die Hunde stehen wie vor einer Kulisse oder einem Bühnenbild; einer der beiden steckt seine Schnauze in eine Art schwebenden Doppeltrichter!

Unten kommen schon realere Versuche: Tierversuche?

 

His Master's Virus, 30x50cm, 2021 © Chantalle Demierre

Coronadog, 75x90cm, 2020 © Chantalle Demierre

His Master's Virus, 30x50cm, 2021 © Chantalle Demierre

 

Ausnützung des Spieltriebs! Coronaspürhunde stecken ihre Schnauzen in Trichter, in denen sich Stoffstückchen mit dem Schweiß der Testpersonen befindet. Zuvor wurden sie darauf trainiert, Corona anhand des menschlichen Geruchs festzustellen.

 

Trainiert werden die Hunde ähnlich wie für die Suche nach Drogen oder Vermissten: Man präsentiert ihnen zuerst den Geruch, den sie sich merken sollen. Später sollen sie ihn wiedererkennen. Gelingt das, werden sie belohnt. Im Falle der Virensuche laufen sie an einer Apparatur mit negativen und positiven Proben entlang und schnüffeln sie nacheinander ab. Sobald sie den gesuchten Duft identifizieren, setzen sie sich hin. Bei einem Treffer gibt es eine Belohnung.
(zit. n. ZEITonline, Seite 1)

 

Die Trainingsapparatur hat die Künstlerin in kalten Farben und sehr steril und artifiziell anmutend widergegeben. Vorlagen dazu fand sie in analogen und digitalen Medien und auf YouTube.

 

Trackingdog, 130x165cm, 2020 © Chantalle Demierre

 

Das Interesse der Künstlerin an Hunden und Wölfen hält seit vielen Jahren unverändert an, wenngleich sie auch vermutet, dass sie als Künstlerin weniger ernst genommen wird, weil sie sowohl gegenständlich als auch Tiere malt.

Da Chantale Demierre zurzeit ohne eigenen Hund lebt, borgt sie sich manchmal den braunweißen Mischling eines Freundes aus, der früher als mazedonischer Straßenhund lebte. "Arbeitslos" schläft er eingerollt.

 

Schlafender Hund, 40x40cm, 2020 © Chantalle Demierre

 

Die Bieler Künstlerin nimmt zurzeit an der "Cantonale Berne Jura" (2021/22) teil, einem Zusammenschluss von zehn Ausstellungsinstitutionen, die das Kunstschaffen der Kantone Bern und Jura in einer gemeinsamen Jahresausstellung  präsentieren. Ihre Arbeiten sind im Kunsthaus Interlaken und in der Kunsthalle Bern zu sehen.

Chantale Demierre (*1982 in Biel/Schweiz) hat von 2003-2006 an der Hochschule der Künste Bern Kunst studiert und 2013-2015 ihren Master an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel gemacht. Sie lebt und arbeitet in Nidau.

Quellen zu den Coronaspürhunden: FAZ, ZEITonline, Deutsche Apotheker Zeitung

alle Bilder © Chantale Demierre

 

Ausstellung, Malerei
3. Januar 2022 - 10:44

Wie reagiert ein Hund, wenn ein neuer in das Rudel kommt, der vielleicht nicht die gleiche "Sprache" spricht wie die etablierte Gruppe? Die Rudelmentalität kann zu Angst oder Aggression führen, wenn der Hund auf Unterschiede trifft.

 

Imposter, 2013 © Helen Cann
"Imposter", lackiertes Acryl und Tinte auf MDF

 

Die in Brighton lebende Malerin und Illustratorin Helen Cann interessiert sich für dieses Verhalten und hat es in "Imposter" charmant umgesetzt.

Ich habe dieses "Doppelporträt" zufällig im Internet gefunden und der in das Quadrat gepresste Terrier hat mich sofort für sich eingenommen. Im Hintergrund raufen gemalte Hundeumrisse. Wer ist der "Imposter" (der Betrüger, Schwindler, Hochstapler)? Der gefaltete Papierhund der Gattung Origami?

Es ist das einzige Hundebild der Künstlerin, die aber eine Affinität zu Hunden haben dürfte, da sie dieses Werk 2013 bei einer Charity-Ausstellung für Streunerhunde ausgestellt hat.

Ich besitze sogar ein Buch von der Künstlerin, wie ich bei meinen Recherchen bemerkt habe, nämlich "Maps!" (Haupt Verlag 2017). In ihrer Tätigkeit als Illustratorin ist sie auf handgezeichnete Karten spezialisiert. Helen Cann gibt regelmäßig Workshops zum Gestalten von Plänen, Karten und Skizzen in Galerien und Museen.

Imposter © Helen Cann

 

Malerei