Zeichnung

26. Mai 2012 - 10:30

"Das Zarte kommt besonders in den Zeichnungen zur Geltung, die intensiv aus mir entstehen. Es bedarf eigentlich überhaupt keiner Anstrengung. Diese Zeichnungen sind in mir, es fließt und das ist das, was ich kann", sagt die deutsche Künstlerin Cornelia Schleime 1996 über ihr zeichnerisches Werk in einem Interview. Die Papierarbeiten spiegeln den Prozesscharakter ihrer Arbeit wieder, das Fließende, die Bewegung, das sich Verändernde. Zwei dieser wunderbar zarten Tuschezeichnungen sehen sie unten.

 

Cornelia Schleime, Jagdgesellen, 2005
Cornelia Schleime, Jagdgesellen, 2005, Tusche auf Bütten

 Cornelia Schleime, Hasenbraut, 2009
Für meinen Hasenfreund Martin eine Häsin: Cornelia Schleimes Hasenbraut von 2009

 

Cornelia Schleime, 1953 in (Ost)Berlin geboren und bis 1984 in der DDR lebend, arbeitet in unterschiedlichen Medien, thematisch und methodisch vielfältig. Das Frühwerk - hunderte Ölbilder, Zeichnungen und Skulpturen - blieb in der DDR und verschwand spurlos. Nach ihrer Ausreise in (West)Berlin angekommen, musste sie auch künstlerisch von Neuem beginnen.

 

Sie war in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet worden, 1992/1993 setzte sie sich künstlerisch und mit viel Ironie mit ihrer Stasiakte auseinander: "Meiner Arbeit Bis auf weitere gute Zusammenarbeit ging die Einsicht meiner Stasiakten voraus. Neben den Berichten, die meinen Ekel gegenüber dem politischen System belegten, trafen mich besonders jene Berichte, die die inoffiziellen Mitarbeiter über meine Intimsphäre angefertigt hatten. Als ich diese las, hatte ich das Gefühl, man hätte mir die Vergangenheit gestohlen. Ich begann meine Arbeit, einer Fotoinszenierung mit Selbstauslöser, bei der ich die beschriebenen Situationen nachstellte und überhöhte." (nachzulesen in den Statements auf Cornelia Schleimes Homepage)

 

 

Cornelia Schleime, Stasi 02
Cornelia Schleime, Bis auf weitere gute Zusammenarbeit, Nr. 7284/85, 1993,
Deutsche Bank Collection © Cornelia Schleime

 

Ab den 1990er Jahren wendet sie sich vermehrt der Malerei zu. In Bildserien geht sie den Themen Jagd (In der Meute liegt die Beute, 2005) und Porträt nach, malt sie Nonnen und Päpste. Für ihre großformatigen Arbeiten verwendet sie Acryl, Schellack und Asphaltlack auf Leinwand.

 

 

Cornelia Schleime, Meute, 2005

Cornelia Schleime, Wie die Wölfe, 2005

Cornelia Schleime, Zwischen Nacht und Nebel, 2005

Cornelia Schleime, Siesta, 2005

Cornelia Schleime, Obstfuchs, 2005

Cornelia Schleime, Zuckerbrot und Peitsche, 1996
Cornelia Schleime, Zuckerbrot und Peitsche, 1996
Acryl, Schellack, Asphaltlack auf Leinen
 

Cornelia Schleime mit Hund Jacki im Atelier Prenzlauer Berg, 2004
Cornelia Schleime mit Hund Jacki im Atelier
Prenzlauer Berg, 2004, Foto © Ute Mahler

 

Zur Zeit sind Cornelia Schleimes Arbeiten in mehreren Ausstellungen zu sehen: In der Deutschen Bank Luxembourg ihre fotografischen Inszenierungen, im Museum Franz Gertsch in Burgdorf (Schweiz) Arbeiten der letzen 18 Jahre, weiters in der Livingstone Gallery in Den Haag und der Prager Jiri Svestka Gallery.

alle Bilder © Cornelia Schleime

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
13. Mai 2012 - 7:18

Meine Mutter "beklagt" sich manchmal, dass in meinem Blog so wenige Schnauzer vorkommen. Zur Erklärung: Ihre Hundeliebe hieß Arrak vom Roseggerhaus und war ein schwarzer Mittelschnauzer. Deshalb als virtueller Muttertagsgruß "Butch", der Schnauzer. Justine Osborne sei Dank!.

 

Justine Osborne, Butch, Schnauzer
Justine Osborne, "Butch", Schnauzer

Justine Osborne, Butch, Schnauzer, Nase
Justine Osborne, "Butch", Schnauzer, Nase

 

Osborne, die einen modernen, frischen Zugang zu dem traditionellen Genre der Tiermalerei findet, schloss 1998 am Londoner Central Saint Martins College of Art ihr Studium ab. Inzwischen lebt sie aber – nicht zuletzt wegen ihrer Hunde – im ländlichen Gloucestershire. Seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich professionell mit dem Malen von Hunden und kann dem immer wieder neue Facetten abgewinnen. Vor allem die Lebenslust und Ausgelasseneheit der Tiere motiviert sie und lässt das Arbeiten an nur einer malerischen Gattung nie langweilig werden.

 

Osborne stellt die Schönheit der einzelnen Rassen dar und hält gleichzeitig die Individualität der Hunde fest. Vom Alaskischen Malamut bis zum West Highland White reicht das Spektrum der Porträtierten.

 

 

Justine Osborne, Pointer

Justine Osborne, Hunde im Schnee

Justine Osborne, Betty und Molly, ein Paar Möpse

 

Stilistisch fällt der Gegensatz zwischen den einfärbigen, sehr glatt gemalten Hintergründen und den mit energischem Pinselstrich angelegten Hunden auf. Nichts soll von den Hunden ablenken, kein weiteres Accessoire ist notwendig, um die Komposition zu vervollständigen. Auch die Hundehalter haben auf den Bildern nichts verloren.

 

 

Justine Osborne, Billy, Parsons Jack Russell

 

 

Mir gefällt der stämmige Billy ganz besonders. Das gedämpfte Graugrün des Hintergrundes ist typisch für die Region - Cotswolds -  in der Justine Osborne lebt, die Türen und Fensterrahmen sind dort so gestrichen.

 

 

Justine Osborne, Zeb, Jack Russel Terrier

 

Justin Osborne, Gus, Weimaraner-Welpe

 

Justine Osborne, Paddy, Zwergschnauzer
Und noch ein Schnauzer!

Justine Osborne, Nahaufnahme Schnauzer

 

 

In der Nahaufnahme sehen Sie, wie Justine "pfeffer-salz" malt, der Ausschnitt sieht wie ein eigenständiges informelles Werk aus. Das Fell ist gestisch gemalt, die Oberläche stark strukturiert. Kein Wunder, nennt sie neben dem traditionellen Hundemaler George Stubbs und dem leidenschaftlichen Dackelmaler David Hockney doch Jenny Saville als Inspirationsquelle.

 

 

Justine Osborne, Zwergschnauzer
Und noch ein Zwergschnauzer!

 

 

Aus jedem Bild spricht die Liebe zum Hund: Er begleitet uns in schweren Zeiten durchs Leben. Seine Bescheidenheit im Zusammenleben mit uns Menschen hilft, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren, meint Justine Osborne. Da hat sie wahrlich recht!

 

Auf ihrem Blog beschreibt sie immer die zuletzt gemalten Hunde, auf ihrer Homepage finden Sie einen ausführlichen Blick auf die unterschiedlichsten Rassen.

 

alle Bilder © Justine Osborne

 

Malerei, Zeichnung
10. Mai 2012 - 8:00

Bereits 2010 hat der 1974 in Belgien geborene Künstler Stephan Balleux bei seiner Ausstellung "Sui Generis" in Brüssel dieses Aquarell "Center" gezeigt, ich finde es allerdings so bemerkenswert, dass ich es Ihnen nicht vorenthalten will. Groß- und einzigartig auch innerhalb seines Werks, das sehr düster und kryptisch erscheint.

 

Stephan Balleux, Center, 2010

Stephan Balleux, Center, 2010

Stephan Balleux, Les Travaux et les Jours, 2010

 

Auf vielen seiner Bilder treibt sich eine Art Wolke herum, eine fremde Kreatur, die in die Bilder und die dargestellten Personen eindringt. Balleux beschreibt die Malerei selbst als etwas Mysteriöses, Unverständliches. Seine Bilder thematisieren demnach die Malerei selbst, porträtieren sie als als organische Lebensform, die mit unserer Welt interagiert.

 

Stephen Balleux, The Venice Charter, 2010

Sui generis Ausstellungsansicht, 2010
Ausstellungsansicht "Sui Generis", 2010

 

Was diese seltsame Welt mit den Hunden zu tun hat, bleibt mir verborgen. Ein tolles Aquarell, ein interessanter Künstler allemal.

alle Bilder © Stephan Balleux

 

Malerei, Zeichnung
24. April 2012 - 7:47

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

© Moni Lewandowski

 

Diese wunderbaren Zeichungen und Illustrationen stammen von der erst 24-jährigen amerikanischen Künstlerin Moni Lewandowski. Sie stammt aus Chicago und reiste viel durch die Staaten bevor sie sich in Taos/New Mexiko niederließ.

Sie fertigt ihre detailreichen Arbeiten oft mit einem einfachen Bic-Kugelschreiber an oder sie arbeitet mit Tusche, Wasser- und Acrylfarben.

Obwohl ich aus ihrem vielfältigen Werk nur ein paar exemplarische Hundezeichnungen ausgewählt habe, erkennt man ihre Begeisterung für die 60er und 70er Jahre (Flower Power!) sowie ihre große Naturverbundenheit: Pflanzen und Tiere faszinieren und inspirieren sie gleichermaßen.

Auf Bangstyle können sie ein Interview mit ihr lesen, ihr Blog gibt einen umfassenderen Einblick in ihr Werk.

 

Grafik, Zeichnung
24. März 2012 - 9:49

Vor ein paar Tagen war ich in der Wiener Albertina und habe mir die wunderbare und umfangreiche Ausstellung der Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle der Impressionisten angesehen. Es sind Hunderte Arbeiten zu sehen und ich hatte nicht die Geduld, wirklich alle genau zu betrachten, aber es war eine Ausstellung ohne gezeichnete Hunde. Ein Aquarell von Berthe Morisot war dabei und da sie jetzt auch eine Retrospektive im Pariser Musée Marmottan hat, möchte ich mich ihr widmen. Sie hat und ein paar sehr moderne, über den Impressionismus hinaus weisende Bilder mit Hund gemalt.

 

Berthe Morisot, Sur l'Herbe, 1874

 

Berthe Morisot (1841-1895) war die erste Frau in der Gruppe der Impressionisten. Sie entstammte einer wohlhabenden französischen Familie und erhielt gemeinsam mit ihrer Schwester privaten Kunstunterricht, wie es für bürgerliche und adelige Töchter üblich war. Kunstakademien standen den Frauen zu dieser Zeit noch nicht offen. Erst 1897 gab die École des Beaux-Arts als erste Kunstakademie Frankreichs der großen Nachfrage von Frauen für ein Kunststudium nach. Ab 1860 begann Camille Corot die beiden Schwestern zu unterrichten.

Nach der Heirat ihrer Schwester schloss Berthe enge Freundschaft mit Édouard Manet, der sie zwischen 1868 und 1874 wiederholt porträtierte. Dass sie für ihn Modell saß, war ungewöhnlich, denn Töchter respektabler Familien ließen sich zwar von Kunstmalern porträtieren, dienten dabei aber nicht als eigentliches Modell und Sujet eines Künstlers.

Seit 1864 stellte Morison im offiziellen Salon aus. Nachdem sie auf Einladung von Degas 1874 an der ersten Impressionistenausstellung teilnahm, interessierte sie der Wettbewerb im offiziellen Salon nicht mehr. Sie gehörte nun zur Avantgarde der französischen Kunst und nahm an fast allen Ausstellungen teil.

1877 heiratete sie Eugène Manet, den Bruder Édouard Manets. Im Folgejahr wurde ihre Tochter Julie Manet geboren. 1891, im Todesjahr ihres Mannes, hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Paris. Drei Jahre später erkrankte sie bei der Pflege ihrer Tochter und starb mit 54 Jahren.

 

Berthe Morisot, Jeune Fille et Chien

 

Berthe Morisot malte bevorzugt Familienszenen, Frauen- und Kinderporträts, Interieurs und Landschaften. Dabei trieb sie die malerischen Entwicklung voran. Zweifellos war ihr Thema die Malerei und nicht das Abbilden.

Wie eigenständig und modern ihr Werk unter den Impressionisten ist, merkt man besonders im Werk der 1890er Jahre. Bei Jeune Fille au Chien von 1892 erkennt man gut, dass Sie auch eine völlig neue Farbtransparenz und eine eigene Palette an Silber-, Weiß-, Rosa-, Blau- und Grüntöne in die Ölmalerei bringt.

 

Berthe Morisot, Jeune Fille au Chien, 1892

Berthe Morisot, Bois de Boulogne, 1893

 

Das Werk unten von 1893, Berthe Morisot hat hier ihre Tochter porträtiert, erinnert mich sehr an Edvard Munch, nicht an ein konkretes Bild, sondern an seine Darstellungen pubertierender Mädchen und Madonnen: Wallendes Haar in langen Pinselstrichen gemalt, die kurvige Linie und der Umriss kehren zurück! Die Wiederbetonung der Linie korrespondiert mit Morisots Interesse an der Zeichnung.

 

Berthe Morisot, Julie Manet et sa levrette Laerte, 1893

Berthe Morisot, Jeune Fille Tenant un Chien dans ses Bras, 1892

Berthe Morisot, Mädchen mit Windhund, 1893

 

Und sie ist auch eine Meisterin des Pastells und Aquarells.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
21. März 2012 - 9:22

"Peredwischinki - Maler des russischen Realismus" heißt eine Ausstellung, die in den Kunstsammlungen Chemnitz gezeigt wird. Die Peredwischinki wandten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts gegen die traditionelle, inhaltlich und formal erstarrte Akademiemalerei. Im Gegensatz zu deren dunkler Farbpalette wählten die Sezessionisten eine Malweise mit helleren Farben und zeigten die Menschen in Beziehung zu ihrer Umgebung. Von 1871 bis 1922 organisierten die Peredwischniki 48 Wanderausstellungen, um ihre Kunst auch außerhalb von Moskau und Sankt Petersburg der Bevölkerung näher zu bringen.

Valentin Serov, ein Schüler Repins, ist der bedeutendste Porträtist der zweiten Generation dieser russischen Künstlergemeinschaft. Er ist mit zwei Bildern in der Ausstellung vertreten, die beide auch Hunde zeigen. Welch ein Glück! Das eine ist das Bildnis des Grafen Felix Sumarokow-Elston und späteren Fürsten Jussupow (1887-1967). Fürst Jussupow ist Ihnen vielleicht nicht bekannt, Sie kennen aber sicherlich sein Opfer, Grigori Rasputin, den Wanderprediger und Zarengünstling. Jussupow war einer seiner Mörder.

 

Valentin Serov, Bildnis des Grafen Felix Sumarokow-Elston, 1903

 

Das zweite ist das Bildnis der Mutter des Fürsten und Erbin unermesslichen Reichtums, Fürstin Sinaida Jussupowa.

 

Valentin Serov, Bildnis der Fürstin Sinaida Jussupowa, 1902

 

Die Adelsfamilie lebte von immensen Gold- und Edelsteinvorkommen Sibiriens. 1925 wurden beim Umbau des prunkvollen Sankt Petersburger Jussupow-Palastes in einem Versteck mehr als 250 Diamantbroschen und bergeweise Armbänder entdeckt. Felix Jussupow und seine Frau Irina führten im Pariser Exil ein Modehaus. Ihre Tochter gehört heute mit ihrem märchenhaften Vermögen zur internationalen High Society. Dieses Society-Wissen habe ich übrigens von der Chemnitzer Morgenpost.

Unten sehen Sie noch zwei flotte Windhund-Zeichnungen von Serov und ein Gemälde mit Peter I. Die Hunde sind übrigens Barsois, Hunde der Zaren, die für die Hetzagd gezüchtet wurden, da sie zu den schnellsten Landtieren überhaupt zählen.

 

 

Valentin Serov, Windhunde, 1901

 

Valentin Serov, Windhunde, 1902

 

Valentin Serov, Peter I. auf der Jagd, 1902

 

 

Die Ausstellung, die 41 Künstler zeigt, ist eine Koproduktion mit dem Russischen Museum Sankt Petersburg, der Tretjakow-Galerie Moskau und dem Nationalmuseum Stockholm. Sie ist noch bis bis zum 26. Mai 2012 zu sehen.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
16. März 2012 - 12:19

Jo Taylor, The Rescue I, 2009

Jo Taylor, The Rescue II, 2009

 

Für uns, die wir die Hunde und ihre Darstellung lieben, ist es schade, dass die britische Künstlerin Jo Taylor eine hundertprozentige Pferdemalerin ist. An den zwei Hundezeichnungen oben ist leicht zu erahnen, was uns entgeht! Vielleicht ist Bubble, den sie öfters gezeichnet hat, ihr Hund. Obwohl er immer ruhend dargestellt ist, erkennt man die Dynamik ihres Striches und dass sie nach dem lebenden Hundemodell und nicht nach Fotos arbeitet.

 

Jo Taylor, Bubble 2, 2011

Jo Taylor, Bubble 3, 2011

Jo Taylor, Bubble 5, 2011

Jo Taylor, Bubble 6, 2011

Jo Taylor, Bubble 10, 2011

Jo Taylor, Bubble 11, 2011

Jo Taylor, Bubble 13, 2011

 

Ganz ohne Pferdebilder will ich diesen Blogbeitrag doch nicht beenden. Sehen Sie hier eine Aufnahme der Galerie McMaster Tims Contemporary Art in Dorset/England mit Arbeiten von Jo Taylor.

 

Zwei Hunde vor Jo Taylors Pferdebildern
© McMaster Tims Contemporary Art

Zur Zeit stellt Jo Taylor in der Victoria Gallery & Museum in Liverpool aus. An der Liverpooler Universität war sie acht Jahre lang Artist in Residence an der tierärztlichen Fakultät.

alle Hundezeichnungen © Jo Taylor

Auf Jo Taylor aufmerksam gemacht wurde ich durch the white hotel.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
20. Februar 2012 - 12:32

Ein sehr interessanter Künstler mit einem vielfältigen, unterschiedlichste Medien umfassenden Werk (Zeichnung, Malerei, Installation, Performance, Film, Video) ist Ahmet Ogut. Seine Zeichnungen "Mission Calls" haben sofort meine Aufmerksamkeit erregt und mein Herz bewegt.

 

Ahmet Ogut, Mission Calls 1, 2009

Ahmet Ogut, Mission Calls 2, 2009

Ahmet Ogut, Mission Calls 3, 2009

Ahmet Ogut, Mission Calls, 2009

Mission Calls, 2008-2009, Triptychon, Ausstellungsansicht Peep-Hole Milan, Privatsammlung

Mission Calls is a work composed by three large drawings that appear as a short storyboard of a performative act that anyone could do. The sequence shows a common street dog transforming into a rescue-dog and it is the artist, with a seemingly absurd and surreal gesture, that grants the unsuspecting dog this role of power.

Die englische Beschreibung des Werks stammt von der Homepage des Künstlers. Jeder kann dem Hund mit Hilfe einer surrealen und absurden Geste (das Umbinden der Rot-Kreuz-Schürze) Macht verleihen. Diese Geste wird als performativer Akt beschrieben.

(Nun: "Performativer Akt" ist ein komplizierter Begriff aus der Sprachtheorie und bezeichnet einen besonderen Zusammenhang zwischen Sprechen und Handeln. Wer sich dafür interessiert, findet unter den Wikipedia-Einträgen zur Performität und zur Sprachakttheorie Näheres. Meint Ogut also, dass es in unserer Wahrnehmung liegt, ob wir ein Tier als wertlos oder wertvoll empfinden. Ist in seinem Kunstwerk "Mission Calls" die Verschiebung der Wahrnehmung der performative Akt? Und ist das ein Ansatz dafür, wie mögliche Tierrechtskunst ausschauen könnte?)

Könnte es doch nur so einfach sein und aus allen Streunerhunden Rettungshunde werden. Niemand würde sie mehr töten wollen! Das war mein erster, simpler Gedanke, nachdem ich die drei Zeichnungen sah. Der Gedanke, die Hunde durch "Nobilitierung" mit einem "Rot-Kreuz-Mantel" zu retten, ist jedenfalls ein wunderschöner.

 

Oguts zweite Arbeit, in der ein Hund vorkommt, geht auf ein Rätsel zurück, das wohl jeder in irgendeiner Form kennt: Wie bringt man Ziege, Wolf, Krauthappel (oder so ähnlich) in einem Boot ans andere Flussufer? Englischer Text von seiner Homepage.

A bomb disposal technician, a suspicious bag, a soldier, two security dogs, a suicide bomber, his wife in wheelchair and his daughter have to cross a river. They have discovered a small boat. The small boat can carry only two people or one person and one dog or item at a time. The suspicious bag can not be left with anybody unless the bomb disposal technician is present. The suicide bomber can not be left with any of the dogs unless the soldier is present. The soldier can not be left with any of the suicide bomber’s family members unless the suicide bomber is present. Only the soldier, suicide bomber, and bomb disposal technician know how to use the boat. How would they cross the river?

Nun, die Besatzung/Besetzung des Bootes wird bei Ogut ausgetauscht, die Idee bleibt die gleiche. Da das Werk in Leipzig ausgestellt war, können Sie an den Wänden auch Teile des deutschen Textes erkennen. Die einzelnen Figuren haben Rollen und können verschoben werden, manch Museumsbesucher macht das auch, um das Rätsel zu lösen.

 

Ahmet Ogut, Puzzle 2, 2010

Puzzle, 2010, Interaktive Installation, Ausstellungsansicht gfzk - Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Ahmet Ogut, Puzzle 1, 2010

Ahmet Ogut, Puzzle 3, 2010

Ahmet Ogut, Puzzle 4, 2010

 

Ahmet Ogut wurde 1981 in Diyarbakir/Türkei geboren, hat in Ankara und Istanbul Kunst studiert und lebt und arbeitet in Amsterdam. Er stellt seit vielen Jahren international aus.

 

alle Bilder © Ahmet Ogut

Installation, Zeichnung
17. Februar 2012 - 9:43

Kürzlich war ich im mumok und habe mir die Claes Oldenburg-Ausstellung angeschaut und - um es gleich vorwegzunehmen - ich war schlichtweg begeistert. Und das war doch unerwartet: Glaubte ich doch schon abgestumpft zu sein gegen die "Pop Art" (Oldenburg möchte diese Zuschreibung nicht) - hatte ich mich doch schon satt gesehen an Warhol & Co, die in zahllosen Museen moderner Kunst weltweit hängen. Sogar das Mouse Museum hatte ich schon vor 25 Jahren in Wien gesehen, (eine Alterserscheinung, kein Verdienst).

Gleich in der Eingangsebene (dankenswerterweise wieder in Ebene 0 umbenannt - die Geschoße sind nun so numeriert, wie es das Gefühl vorgibt) trifft man auf Oldenburgs künstlerische Anfänge: Auf sein frühes Markezeichen "Ray Gun" und seine "Street"-Objekte: Papp- und Kartonkostruktionen, die perfekt in Szene gesetzt sind, ganz entgegengesetzt zu den Absichten, die Oldenburg ursprünglich damit verfolgte, nämlich die Straße, den Müll und Dreck in die Galerien zu bringen.

Trotzdem: "Well done", sagte Oldenburg bei der Begehung. "Gut gemacht", sage auch ich. Die Ausstellung stimmt mich heiter. Wer mich kennt, weiß, das ist nicht einfach!

 

Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, Ray Gun Poster Dog, 1960
Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, Ray Gun Poster-Dog, 1960,
© Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen

 

In Wien ist die Ausstellung noch bis 28. Mai 2012 zu sehen, anschließend wird die vom mumok konzipierte Kunstschau im Museum Ludwig in Köln, Guggenheim Museum Bilbao, Museum of Modern Art in New York und im Walker Art Center in Minneapolis zu sehen sein.

 

Ausstellung, Zeichnung
8. Februar 2012 - 10:28

Renée Sintenis, Bär, 1932

 

Wenn Ihnen dieser kleine Bronzebär bekannt vorkommt, dann haben Sie vollkommen recht: Er ist die Vorlage für den "Goldenen Bären" und den "Silbernen Bären" der Berliner Fimfestspiele, die seit 1951 verliehen werden. Seit der Gründung des Festivals werden die Bären von der Berliner Gießerei Noack hergestellt.

 

Goldener Bär der Berlinale
Foto via Berlinale

 

Seine Schöpferin, Renée Sintenis (1888-1965), war während der 1920er Jahre eine geschätzte Bildhauerin und Grafikerin, besonders ihre Tierfiguren verhalfen ihr zum Durchbruch und wurden ihr Markenzeichen. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, erhielt sie Ausstellungsverbot, ihre Werke galten als "entartet". In den Nachkreigsjahren wurde ihr Werk vielfach geehrt, so erhielt sie 1952 als zweite Frau nach Käthe Kollwitz den "ordre pour le mérite" für Wissenschaften und Kunst.

 

Renée Sintenis, Junger Bär, 1932

Renée Sintenis, Liegender Hund, 1928

Renée Sintenis, Junger liegender Hund, 1935

Renée Sintenis, Skye-Terrier, 1928

Renée Sintenis, Liegender Cockerspaniel, 1930

Renée Sintenis, Sitzender Cockerspaniel, 1930

 

1917 heiratete Renée Sintenis den Künstler Emil Rudolf Weiß, der sie gemeinsam mit ihrem Hund Oscar malte.

 

Emil Rudolf Weiss, Renée Sintenis mt ihrem Hund, 1930

 

Alle Fotos der Arbeiten von Renée Sintenis © Galerie Ludorff

Eine ausführliche Biografie der Künstlerin finden Sie z.B. auf Lespress.

 

Skulptur, Zeichnung