Ein malerisches Wek, das mich vollends begeistert, stammt von Veronika Olma. Erst kürzlich bin ich auf die 1962 geborene deutsche Künstlerin gestoßen, die meist großformatige Bilder in Eitempera malt. In vielen Ihrer Werke kommen Tiere vor: die Bonobonos, mit denen wir fast unsere gesamte DNA teilen, die, die wir als "Nutztiere" bezeichnen (Rinder, Schafe..), nicht zuletzt die Hunde.
"Man muss sich mit dem Entdecken begnügen und auf das Erklären verzichten", sagte Veronika Olma 2010 anlässlich Ihrer Ausstellung im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. Ganz verzichten möchte ich nicht auf den Inhalt und die Bedeutung, um mich nicht im ästhetischen Genuss zu verlieren. Ihre Bilder sind nicht leicht zu entschlüsseln, doch in ihrer Gesamtheit wird deutlich(er), worum es ihr geht. Man fühlt sie mehr, als man sie sieht, die kritische Haltung zur gängigen Einstellung zu Tieren: Thematisiert wird unsere Beziehung zum Tier, die eine für das Tier oft leid- oder todbringende ist. Sanft und pastellfarben gemalt, wird mit dem Bildtitel darauf hingewiesen. "Esst mehr Obst", heißt ein Gemälde mit Rind, "anima(l)" eine Bildserie - die Seele und das Tier stecken darin -, "eat me if you can" eine andere.
Veronica Olma, Brennender Brokkoli, 2012
Veronica Olma, Denken, 2012
Denkt der Affe über den Unterschied zwischen Kultur und Natur nach? Ist Veronika Olmas "Denken" von Frans de Waal angeregt, der das kulturelle Leben der Tiere beschreibt? "Übersetzt" sie seine Erkenntnisse in die Malerei?
Veronika Olma, Die Täuschung, 2011
Veronica Olma, Esst mehr Obst, 2011
Veronica Olma, Para, 2010
Wer will, sieht den Vogel mit Lasso gefangen - (wahrscheinlich nur) für mich eine Anmerkung zur Praxis des Singvogelfangs.
Veronika Olma, Die Taufe, 2010
Veronica Olma, Zoo, 2010
Können und wollen wir nicht sehen, dass wir unsere Verwandten in Gefängnisse sperren?
Veronica Olma, The Woundsman, 2010
Die Figur links ist vom einem Holzschnitt von Johann Ulrich ("Hans") Wechtlin (1480-1526) angeregt und zeigt einen mit vielerlei damals üblichen Waffen verwundeten Mann. Der Holzschnitt illustrierte das "Feldbuch der Wundarzney" von Hans von Gersdorff. Warum verwendt sie das nur?
Veronica Olma, Trunkene Trauer am Abend, 2010
Veronika Olma, Enthornt, 2009
Veronica Olma, Du, komm trink mit mir, 2009
Veronica Olma, Jane, 2008
Wenn wir nicht bei den wissenschaftlichen und biologischen Unterschieden zwischen Tier und Mensch verharren, wenn wir uns befreien von den Gehirnskizzen mit ihren Funktionsbschreibungen, wird Platz für die Erkenntnisse, die uns die Einfühlung gibt. "Jane" Goodall lebt dies, Veronika Olma malt es.
Veronica Olma, Seltsam, 2008
Veronica Olma, Spaziergang, 2008
Veronica Olma, Teilchenbeschleuniger, 2008
Veronica Olma, Der Hund des Narcissus, 2006
Veronica Olma, Auf der Suche nach dem Herrn, 2006
Auf persektivelosen Hintergründen, gestisch informell oder minimalistisch angelegt, platziert Veronika Olma ihre sehr realistisch gemalten Bildelemente: Menschen, Tiere, Blumen, Dinge, Moleküle und Universumsmodelle. Sie tauchen aus diesem unbestimmten Raum auf (wie die Kuh in "Die Taufe") oder dringen in ihn ein, verlieren sich sehnsuchtsvoll (wie der Hund und sein Mensch beim "Spaziergang"). Ergänzt werden viele Bilder durch schwarze Schatten oder ein Liniengewirr.
Veronika Olma hat eine eigene Formensprache und Farbigkeit gefunden, die sie gekonnt einsetzt, um unter anderem die Tier-Mensch-Beziehung zu thematisieren. Weder macht sie das mit dem erhobenen Zeigefinger noch gibt sie Antworten vor. Vielmehr erzeugt sie eine inhaltliche Hintergründigkeit und formale Tiefe, die uns einen Freiraum zum Generieren von Assoziationen lässt.
Veronika Olma hat aber nicht nur eine großformatige, ernste und melancholische Seite. Über ihr "alter ego" Bazi und ihre mehr spielerischen kleinen Arbeiten ein anderes Mal.
Mehr von ihrem faszinierenden Werk sehen Sie auf ihrer Homepage.
alle Bilder © Veronika Olma