Malerei

13. Oktober 2012 - 7:50

Eröffnung © A. Wrede

 

Was denkt diese Ausstellungsbesucherin wohl über die Bilder ihrer ArtgenossInnen?

Seit 1994 fotografiert die Berliner Künstlerin Barbara Wrede wartende Hunde. Zu Beginn des Jahres begann sie die Fotos zuerst zeichnerisch, dann auch malerisch umzusetzen. Die Serie "Wartende Hunde - ein Versuch über die Treue" entstand: Sie ist Hachiko, dem japanischen Akita gewidmet, der 10 Jahre am Bahnhof auf sein verstorbenes Herrchen gewartet hat.

Atelieransichten mit Hundebildern:

 

Foto © Barbara Wrede

Foto © Markus Wächter / Waechter

Foto © Markus Wächter / Waechter

Foto © Barbara Wrede

Foto © Markus Wächter / Waechter

Kurt © Barbara Wrede
Das ist übrigens Kurt!

Foto © Barbara Wrede

 

Barbara Wrede gründete auch einen Köterclub: Sie porträtiert, fotografiert und zeichnet Hunde und betreibt meditative, bis zu einem Quadratmeter große Fellstudien, jeweils mit einem Buntstift. Ein Teil dieser Arbeiten findet Eingang in die Ausstellung in der Galerie R31. Mehr zum Köterclub in der Berliner Zeitung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. November 2012 zu sehen, jeweils Donnerstag bis Samstag von 15 bis 19 Uhr. Köterclubbing am 13., 20. und  27. Oktober 2012.  Kötermitbringen bitte nur nach Absprache.

Die Künstlerin schreibt auch eine Blog mit Szenen aus dem Alltag, Notizen zu Kunst und zu Ausstellungen. Sie gibt einen Einblick in ihr Atelier und darin entstehende Arbeitsserien. Dort können Sie die Entstehungsgeschichte zur Ausstellung nachlesen.

Den Hinweis zur Ausstellung fand ich übrigens auf Veronika Olmas Blog. Davon in ein paar Tagen mehr!

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
10. Oktober 2012 - 8:58

Ein malerisches Wek, das mich vollends begeistert, stammt von Veronika Olma. Erst kürzlich bin ich auf die 1962 geborene deutsche Künstlerin gestoßen, die meist großformatige Bilder in Eitempera malt. In vielen Ihrer Werke kommen Tiere vor: die Bonobonos, mit denen wir fast unsere gesamte DNA teilen, die, die wir als "Nutztiere" bezeichnen (Rinder, Schafe..), nicht zuletzt die Hunde.

"Man muss sich mit dem Entdecken begnügen und auf das Erklären verzichten", sagte Veronika Olma 2010 anlässlich Ihrer Ausstellung im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. Ganz verzichten möchte ich nicht auf den Inhalt und die Bedeutung, um mich nicht im ästhetischen Genuss zu verlieren. Ihre Bilder sind nicht leicht zu entschlüsseln, doch in ihrer Gesamtheit wird deutlich(er), worum es ihr geht. Man fühlt sie mehr, als man sie sieht, die kritische Haltung zur gängigen Einstellung zu Tieren: Thematisiert wird unsere Beziehung zum Tier, die eine für das Tier oft leid- oder todbringende ist. Sanft und pastellfarben gemalt, wird mit dem Bildtitel darauf hingewiesen. "Esst mehr Obst", heißt ein Gemälde mit Rind, "anima(l)" eine Bildserie - die Seele und das Tier stecken darin -, "eat me if you can" eine andere.

 

Veronica Olma, Brennender Brokkoli, 2012
Veronica Olma, Brennender Brokkoli, 2012

Veronica Olma, Denken, 2012
Veronica Olma, Denken, 2012

 

Denkt der Affe über den Unterschied zwischen Kultur und Natur nach? Ist Veronika Olmas "Denken" von Frans de Waal angeregt, der das kulturelle Leben der Tiere beschreibt? "Übersetzt" sie seine Erkenntnisse in die Malerei?

 

Veronika Olma, Die Täuschung, 2011
Veronika Olma, Die Täuschung, 2011

Veronica Olma, Esst mehr Obst, 2011
Veronica Olma, Esst mehr Obst, 2011

Veronica Olma, Para, 2010
Veronica Olma, Para, 2010

 

Wer will, sieht den Vogel mit Lasso gefangen - (wahrscheinlich nur) für mich eine Anmerkung zur Praxis des Singvogelfangs.

 

Veronika Olma, Die Taufe, 2010
Veronika Olma, Die Taufe, 2010

Veronica Olma, Zoo, 2010
Veronica Olma, Zoo, 2010

 

Können und wollen wir nicht sehen, dass wir unsere Verwandten in Gefängnisse sperren?

 

Veronica Olma, The Woundsman, 2010
Veronica Olma, The Woundsman, 2010

 

Die Figur links ist vom einem Holzschnitt von Johann Ulrich ("Hans") Wechtlin (1480-1526) angeregt und zeigt einen mit vielerlei damals üblichen Waffen verwundeten Mann. Der Holzschnitt illustrierte das "Feldbuch der Wundarzney" von Hans von Gersdorff. Warum verwendt sie das nur?

 

Veronica Olma, Trunkene Trauer am Abend, 2010
Veronica Olma, Trunkene Trauer am Abend, 2010

Veronika Olma, Enthornt, 2009
Veronika Olma, Enthornt, 2009

Veronica Olma, Du, komm trink mit mir, 2009
Veronica Olma, Du, komm trink mit mir, 2009

Veronica Olma, Jane, 2008
Veronica Olma, Jane, 2008

 

Wenn wir nicht bei den wissenschaftlichen und biologischen Unterschieden zwischen Tier und Mensch verharren, wenn wir uns befreien von den Gehirnskizzen mit ihren Funktionsbschreibungen, wird Platz für die Erkenntnisse, die uns die Einfühlung gibt. "Jane" Goodall lebt dies, Veronika Olma malt es.

 

Veronica Olma, Seltsam, 2008
Veronica Olma, Seltsam, 2008

Veronica Olma, Spaziergang, 2008
Veronica Olma, Spaziergang, 2008

Veronica Olma, Teilchenbeschleuniger, 2008
Veronica Olma, Teilchenbeschleuniger, 2008

Veronica Olma, Der Hund des Narcissus, 2006
Veronica Olma, Der Hund des Narcissus, 2006

Veronica Olma, Auf der Suche nach dem Herrn, 2006
Veronica Olma, Auf der Suche nach dem Herrn, 2006

 

Auf persektivelosen Hintergründen, gestisch informell oder minimalistisch angelegt, platziert Veronika Olma ihre sehr realistisch gemalten Bildelemente: Menschen, Tiere, Blumen, Dinge, Moleküle und Universumsmodelle. Sie tauchen aus diesem unbestimmten Raum auf (wie die Kuh in "Die Taufe") oder dringen in ihn ein, verlieren sich sehnsuchtsvoll (wie der Hund und sein Mensch beim "Spaziergang"). Ergänzt werden viele Bilder durch schwarze Schatten oder ein Liniengewirr.

Veronika Olma hat eine eigene Formensprache und Farbigkeit gefunden, die sie gekonnt einsetzt, um unter anderem die Tier-Mensch-Beziehung zu thematisieren. Weder macht sie das mit dem erhobenen Zeigefinger noch gibt sie Antworten vor. Vielmehr erzeugt sie eine inhaltliche Hintergründigkeit und formale Tiefe, die uns einen Freiraum zum Generieren von Assoziationen lässt.

Veronika Olma hat aber nicht nur eine großformatige, ernste und melancholische Seite. Über ihr "alter ego" Bazi und ihre mehr spielerischen kleinen Arbeiten ein anderes Mal.

Mehr von ihrem faszinierenden Werk sehen Sie auf ihrer Homepage.

alle Bilder © Veronika Olma

 

Malerei
28. September 2012 - 8:10

Rachel Howard, Big Issue, Cover, 2008
Rachel Howard, Big Issue, Cover, 2008, Foto © ingmark01

 

Immer wieder bin ich bei der 1969 geborenen britischen Künstlerin auf den Begriff household paint gestoßen. Mangelnde Englischkenntnisse und unbrauchbare Übersetzungsprogramme sind mit Grund dafür, dass ich nicht weiß, womit die Künstlerin malt. Am ehesten dürfte es sich um eine Art Lack handeln, wobei sich Farbpigmente und Lack in der Dose trennen lassen und separat auf das Bild aufgebracht werden. Vielleicht können Sie mit dem englischen Text mehr anfangen:

Howard began using household paint in 1995 and found the medium’s fluidity so beautiful that she set herself the goal to control it. The paint is allowed to separate inside its can so that pigment and varnish can be used in isolation. The pigment is applied to the edge of the canvas, then diluted and manoeuvred through the addition of the varnish. Gravity’s pull then draws the paint down the canvas, creating abstract skeins of colour, vertical striations of gloss. (Text der BlainSouthern Galerie).

Howards Bilder besitzen hoch glänzende Oberflächen, die durch sorgfältig gegossene Farbschichten entstehen. Die Farbe fließt in vertikalen Strömen die Leinwand hinunter, manchmal versickern die Rinnsale vor dem Leinwandende. Die Bilder wirken durch diese außergewöhliche Materialität. Sie entsteht im Zusammenspiel von Präzision und Zufall sowie der Schwerkraft. Einen ersten Eindruck vermitteln eine Ausstellungsansicht und ein Suicide Painting:

 

Rachel Howard, How to disappear completely, Ausstellungsansicht, 2008
Rachel Howard, How to disappear completely, Ausstellungsansicht, 2008

Rachel Howard, Suicide Painting, 2007
Rachel Howard, Suicide Painting, 2007

 

Sin Paintings, Suicide Paintings, Via Dolorosa (über den Leidensweg Christi) heißen Rachel Howards Bildserien, Selbstmord, Religion, Leiden, die Fähigkeit des Menschen zur Grausamkeit sind ihre Themen.

Doch wie kommt der Hund ins Spiel, der ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem Werk ist? Er ist ein fragiler, gebrechlicher Hund, fraglos steht er nicht in der Traditionslinie des treuen Gefährten und wachsamen Beschützers, er erzählt vielmehr von Vernachlässigung und Missbrauch. Im Kontext ihres Werkes wird der Hund zum Opfer.

 

Rachel Howard, Black Dog, 2007
Rachel Howard, Black Dog, 2007

 

Der Hund ist aber auch Metapher. Der Begriff Black Dog steht gemeinhin für Melancholie und Depression. Churchill bezeichnete z.B. seine Krankheit als Black Dog.

 

Rachel Howard, Dog looking back, 2007
Rachel Howard, Dog looking back, 2007

Rachel Howard, Warrior Dog
Rachel Howard, Warrior Dog

Rachel Howard, Dog and shadow, 2011
Rachel Howard, Dod and Shadow, 2011

Rachel Howard, Gaugin's Dog, 2011
Rachel Howard, Gaugin's Dog, 2011

Rachel Howard
Rachel Howard, Deckchair, Deckchair-Projekt

 

Folgende Fotos habe ich auf dem umfassenden FlickR-Fotostream von isinner gefunden. Wenn Sie mehr Einblick in Rachel Howards bildnerisches Werk gewinnen wollen, sehen Sie seine Aufnahmen an.

 

Rachel Howard: She-Dog, Foto © isinner
Rachel Howard: She-Dog, Foto © isinner

Rachel Howard, Dog, Drawing, Foto © isinner
Rachel Howard, Dog, Drawing, Foto © isinner

Rachel Howard, Dog, Drawing, Foto © isinner
Rachel Howard, Dog, Drawing, Foto © isinner

Rachel Howard, Dog, Oil on Paper, Foto © isinner
Rachel Howard, Dog, Oil on Paper, Foto © isinner

Rachel Howard, Black Dog, Poster, Foto © isinner
Rachel Howard, Black Dog, Poster, Foto © isinner

Rachel Howard, Black Dog, Fly poster, Foto © isinner
Rachel Howard, Black Dog, fly poster, Foto © isinner

 

Rachel Howard schloss ihr Studium am Goldsmiths College ab, dann war sie Assistentin von Damian Hirst. Seit 1992 stellt sie in Gruppen- und Einzelausstellungen sowohl in Großbritannien als auch international aus. Sie lebt und arbeitet in London.

Rachel Howards Website
 

Grafik, Malerei, Zeichnung
19. September 2012 - 17:20

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde Christopher Wool mit großformatigen schablonenartigen Wort-Bildern bekannt. Im November 2011 wurde sein Bild "Want to be your dog" bei Christie's um 1,53 Millionen Dollar versteigert. Moira von Dog Art Today verfasste darüber einen sehr treffenden Kommentar.

 

Christopher Wool
Diese Bildkombination stammt vom Magazin Four
 

Neuerlich untergekommen ist mir Christopher Wool in Four, einem sympathischen und sehr stylisch-trendigem Online-Magazin für Hunde und deren Halter (Kategorien Fashion, Art & Culture, Living, Pople...). Four berichtete über Wools Ausstellungen: Alleine 2012 fanden drei große in Los Angeles, New York und Paris statt.

Betrachte ich die biographischen Angaben auf Wools Homepage, so bestehen sie - von Geburtsjahr 1955 und Wohnort New York abgesehen - nur aus Angaben zu -zig Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen, und ich erfahre, dass Wool 2001 in der Wiener Secession ungegenständliche Malerei ausgestellt hatte - ein Ereignis, das an mir vorüberging. Zeit also, mich mit dem für Hundundkunst-LiebhaberInnen relevanten Teil seines Werks auseinanderzusetzen.

 

Christopher Wool, 2001

 

Einen schnellen Einblick in sein abstrakten Werk vermittelt das Bild oben. Es zeigt auch die Bandbreite des postmodernen Künstlers.

 

Christopher Wool, Untitled, 1990, Enamel on aluminum

 

Christopher Wools Buchstaben-Bilder sind (auch) als reine Figuration "lesbar", losgelöst von ihrer Bedeutung, die Buchstaben wirken als bloße Form (und Abwesenheit von Farbe). Die Typen sind oft größer - und fetter - als der Betrachter. Verstärkt wird die formale und bedeutungs-lose Wirkung durch die abstandlose Aneinanderfügung der Begriffe. Nicht Sinn bestimmt das Wortende, sondern der Rand der Leinwand.

"Die Textarbeiten, die ab 1987 entstanden, veranschaulichen die Beschränkungen von Sprache und ihrer symbolischen Bedeutung. Genannt seien "RIOT", "PRANKSTER" oder "SELL THE HOUSE SELL THE CAR SELL THE KIDS". Die Wörter dieser Text-Gemälde, deren Lesbarkeit nicht zuletzt durch die Begrenzung des Bildes und die Platzierung der Buchstaben kaschiert wird, erfahren durch Wool eine Umdeutung. Das Wort als plastisches Material in der Malerei steht immer gegen das Wort als Syntax. Ein Thema dabei ist das Unaussprechliche, also das konstante Versagen der Sprache." (Text von Secession)

 

Christopher Wool, Metropolis, 1991, Martin-Gropius-Bau, Berlin

Christopher Wool, Untitled, 1990

 

"Allen Bildern ist bei genauer Betrachtung der Bruch der Perfektion eigen, um unter anderem eine Verletzbarkeit sichtbar zu machen." (ebenfalls Secession) - Die Buchstaben sind nicht exakt (aus)gemalt, hier geht es nicht um die Perfektion, sondern um den Prozess.

 

Christopher Wool, Untitled

 

1993 lebte Christopher Wool ein Jahr in Berlin - er war unterwegs, bei Tag und Nacht - und er fotografierte, hielt Eindrücke, Situationen, Stimmungen fest. Hunderte Schnappschüsse entstanden, wie schnell hingeworfene visuelle Notizen, oft unscharf und verwackelt. Sie waren der Ausgangspunkt des Buchs „Absent without leave“, das er 1993 veröffentlichte.

 

Christopher Wool, Absemt Without Leave, Cover

 

Natürlich sind auch Hundeaufnahmen dabei, Sie sehen sie unten.

 

Christopher Wool, Absent Without Leave, 1993

Christopher Wool, Absent Without Leave, 1993

Christopher Wool

 

Auch in seiner Wahlheimat New York ist er ein Sammler von unbedeutenden Motiven, ständig auf der Suche nach Nebensächlichem: kaputte Bürodrehstühle, Gebäudefassaden, Schaufenster, Straßenmüll. Wool fotografiert auf dem Weg von seinem Apartment in der Nähe des Union Square zu seinem Atelier im äußersten Osten Manhattans. In der Nacht dient nur das Blitzlicht zur Orientierung, viele Bilder von „East Broadway Breakdown“ sind ohne Blick durch den Sucher entstanden. Momentaufnahmen von Hunden werfen Fragen auf.

 

Christopher Wool, East Broadway Breakdown   2002

 

Je öfter und intensiver ich diese Fotos betrachtete, desto klarer wurde mir, dass die Fotos Dinge spiegelten, die mich zunehmend auch in der Malerei interessierten: Der Zugang zur Komposition. Das Interesse für Details, die andere normalerweise gar nicht beachten. Das visuelle Drama. Und, natürlich auch, all die Unterschiede zwischen Fotografie und Malerei: Fotografien schaffen eine Anbindung ans wirkliche Leben", stellt er in einem Interview fest.

Christopher Wool, 1955 in Boston (USA) geboren, schuf neben den Wort-Bildern ebenso erfolgreich Pattern-Bilder, bei denen er Stempel oder Farbwalzen verwendete, mit denen sonst dekorative Muster auf Wände aufgetragen werden. Seit den 1990er Jahren wurden seine Arbeiten immer malerischer, heute sprüht er oftmals abstrakte schwarze Linien mit einer Farbpistole auf und wischt die Farbe mit Lösungsmittel wieder aus. Allen Werken gemeinsam ist eine reduzierte Form- und Farbpalette.

Wools Arbeiten zeigen sowohl den Prozess des Malens als auch die Reflexion über das Malen, sie zitieren die Kunstgeschichte des abstrakten Expressionismus und der informellen Malerei ebenso wie die der Pop Art.

alle Bilder © Christopher Wool

 

Fotografie, Malerei
6. September 2012 - 18:00

Beim Betrachten des letzten Eintrags auf Moiras Dog Art Today fiel mir die Künstlerin Suzy Gonzalez auf, die an der "Dog Park" - Ausstellung in der G Gallery in Houston teilnimmt:

 

© Suzy Gonzalez

 

Ihre Hund-Mensch-Kombinationen erinnerten mich sofort an Deborah Sengl. Im Werk der 1974 geborenen österreichischen Künstlerin spielen Tiere die Hauptrolle, natürlich bevölkern da auch viele Hunde ihre Bilder. Meistens malt sie Mischwesen aus Hund und Mensch, manchmal begleiten die Hunde auch andere Chimären.

 

Pudelzüchter, 2004 © Deborah Sengl

Pudelzüchterpreis, 2006 © Deborah Sengl

Hansi Hinterseer, 2007 © Deborah Sengl

Blindenhund, 2005 © Deborah Sengl

Erdbebenhund, 2005 © Deborah Sengl

Deutscher, 2005 © Deborah Sengl

Dobermannpolizisten, 2006 © Deborah Sengl

Hundeskater, 2004 © Deborah Sengl

Hundepensionist, 2005 © Deborah Sengl

Hasenhundefänger, 2010 © Deborah Sengl

Hirschjäger, 2004 © Deborah Sengl

Hasenlangläufer, 2004 © Deborah Sengl

Stillende, 2009 © Deborah Sengl

Stillende, 2009 © Deborah Sengl

Stillende, 2009 © Deborah Sengl

Family Affairs, 2009 © Deborah Sengl

Family Affairs, 2011 © Deborah Sengl

Staffordshirejogger vor Marathonhunden, 2005 © Deborah Sengl

 

Deborah Sengl stelt seit 1995 national und international aus. Zur Zeit ist sie mit Werken in der Galerie Deschler in Berlin sowie der Galerie 422 in Gmunden vertreten.

alle Bilder © Deborah Sengl

 

Malerei, Skulptur, Zeichnung
2. September 2012 - 21:15

Ich überlege immer wieder, ob ich in meinem Blog auch bekannte Fotografen und Fotografinnen (wie William Wegman, Tim Flach, Jo Longhurst etc) und KünstlerInnen wie Karin Kneffel "vorstellen" soll oder ob das meine LeserInnen langweilt. Karin Kneffel gehört zweifellos zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen, aber ist sie auch in Amerika populär? Diese Frage stellt sich mir seit heute, da ich auf Dog Art Today eine Anzeige für meinen Blog geschaltet habe, um auch amerikanische kunst- und hundeaffine LeserInnen anzusprechen.

Wie auch immer: Ich möchte Ihnen die herrlichen Ölbilder von Karin Kneffel zeigen. Sie ist keine "Hundemalerin" im engeren Sinn, sie malt auch Früchte, Feuer, unbelebte Interieurs, trotzdem nehmen Hunde einen nicht kleinen Teil des umfangreichen Œuvres der ehemaligen Gerhard Richter-Meisterschülerin ein. Inzwischen ist Karin Kneffel selbst Professorin, seit 2008 an der Akademie der Bildenden Künste München.

 

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2002
via http://weblog.bezembinder.nl/21.htm

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2004

 

Kneffels Hunde bewegen sich auf spiegelndem Parkett, ornamentalen Fliesenöden, sie liegen auf bunten, fleural gemusterten Teppichen als wären sie fester Bestandteil des dekorativen Reichtums, der um sie herum ausgebreitet wird. Der kleine weiße langhaarige Hund scheint sogar mit dem hochflorigen Teppich zu verschmelzen.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Hier läuft ja zweimal der gleiche Hund! Und auch der Teppichausschnitt ist bekannt.

 

Karin Kneffel verwendet also Fotos als Anregung und Vorlage für die Bilder, wobei sie die einzelnen Elemente - z.B. die Hunde - genau wiedergibt und sie in perspektivisch gedehnte und verzerrte Räume setzt. Die schimmernden und glänzenden Böden erhalten durch die laufenden Hunde zusätzlich eine eigentümliche Dynamik. Isoliert betrachtet sind die spiegelglatten Parkettböden nicht nur als figurative Darstellungen, sondern ebenso gut als abstrakte Formationen erfahrbar.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2007

 

Oben liegt ein Hund entspannt auf dem Boden. Aber ist Ihnen sein Spiegelbild aufgefallen? Es ist nicht etwa verzerrt, sondern scheint von einem anderen Hund zu stammen, einem Hund, der seinen Kopf erhoben hat und aufmerksam lauscht. Drehen Sie das Bild um, döst der spiegelbildliche Hund. Alles hängt also von unserem Betrachtungswinkel ab. Karin Kneffel geht in ihren Werken über den Realismus hinaus, ornamental prachtvoll, überwältigend präzis sind ihre Bilder, aber nicht nur: Wir sollen dem Abbild, dem Illusionismus misstrauen. Ihre Kunst sei „in gewisser Hinsicht Lüge" und es gehe ihr um „das Erzeugen eines Zweifels", sagt Karin Kneffel anlässlich einer Retrospektive in der Kunsthalle Tübingen 2010.

Die unteren Bilder stammen noch aus den 1980er Jahren, noch sind Kneffels Bilder nicht hyperrealistisch, das Hundemotiv findet sich allerdings schon, die Hunde sind zu Rudeln oder Meuten zusammengefasst. Auf dem ältesten Bild "Ritter" von 1985 tragen die Hunde noch Maulkörbe. Der Grund dafür sei ihre "immerwährende" Angst vor Hunden, wie sie in einem Gespräch mit Daniel J. Schreiber preisgibt.

 

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1985

 

Karin Kneffel wird vom 12. September bis zum  20.Oktober 2012 in der New Yorker Galerie Gagosian ausstellen. Zu Zeit sind ihre Arbeiten in den Gruppenausstellungen "Kunst mit Schokolade" im Museum Ritter, Waldenbuch sowie "ach" in der Galerie Klaus Gerrit Friese, Stuttgartzu sehen.

Die Künstlerin hat eine sehr informative Homepage mit einer Auswahl kunsttheoretischer Aufsätze sowie einem Interview sowohl in deutscher als auch englischer Sprache.

alle Bilder © VG Bild-Kunst, alle Fotos © Achim Kukulies, Düsseldorf

 

Ausstellung, Malerei
13. August 2012 - 16:00

Lida Bräter, Es regnet junge Hunde I, 2004
Lida Bräter, Es regnet junge Hunde I, 2004

 

Niemals würde sie sich von diesem Bild trennen, in ihm stecke zu viel Herzblut, sagte Lida Bräter anlässlich einer Ausstellung auf dem Wollboden 2008. Und in ihm steckt auch die Essenz ihrer Arbeit, die Hunde. Genauso wie sie von der Grafik immer mehr zur Malerei wechselte, nahmen die Hunde als Motiv ihres Werks zu.

 

Lida Bräter, Bolwerk, 2004
Lida Bräter, Bolwerk, 2004

Lida Bräter, Jack in Japan, 2004
Lida Bräter, Jack in Japan, 2004

Lida Bräter, Itchy, 2005
Lida Bräter, Itchy, 2005

Lida Bräter, Dreams are my Reality, 2006
Lida Bräter, Dreams are my Reality, 2006

Lida Bräter, Sloughi II, 2007
Lida Bräter, Sloughi II, 2007

 

Lida Bräter beherrscht das naturalistische Porträtieren der Hunde - ihre Meisterschaft der Behandlung des Fells ist bewundernswert. "Finger weg", heißt eines ihrer Gemälde, aber ich möchte durch das Fell des Dackels fahren und ihn kraulen, bei "Itchy" geht es mir ebenso. Ihr Können zeigt sie auch bei anderen Texturen und Materialbeschaffenheiten, egal ob es sich um Wasseroberflächen, Blumen, Früchte oder Posamenten handelt.

Lida Bräter geht aber auch weit über das bloße naturalistische Porträtieren hinaus, sie setzt die Hunde in andere und surreale Kontexte; es entsteht eine Komik, die nicht vordergründig ist, die zum genauen Schauen einlädt und gemeinsam mit den Bildtiteln neue Assoziationswelten entstehen lässt.

 

Lida Bräter, The Show's For Showing, 2007
Lida Bräter, The Show's For Showing, 2007

Lida Bräter, Finger Weg, 2009
Lida Bräter, Finger Weg, 2009

Lida Bräter, O.T., 2009
Lida Bräter, O.T., 2009

Lida Bräter, Rote Kammer, 2009
Lida Bräter, Rote Kammer, 2009

Lida Bräter, Sansibar, 2009
Lida Bräter, Sansibar, 2009

Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven I, 2010
Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven I, 2010

Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven III, 2010
Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven III, 2010

Lida Bräter, And I Wonder I, Spitz, 2011
Lida Bräter, And I Wonder I, Spitz, 2011

Lida Bräter, Schwarzwälder Mops, Love Me, 2011
Lida Bräter, Schwarzwälder Mops, Love Me, 2011

 

Ich mag die Sicherheit, mit der Lida Bräter ihre extravaganten Farbentscheidungen trifft: gelb und rosa, die Palette der orange-rot-purpur-rosa-violett-Töne; den Wechsel zwischen körperhaft modulierten Bereichen und flächigen, an japanische Farbholzschnitte erinnernde Teile; das Gebrauchen kultur- und religionsgeschichtlicher Versatzstücke. Obwohl sie damit aus dem Vollen schöpft, sind ihre Bilder doch vor allem schön. Und das darf Malerei ihrer Meinung nach auch sein: "Einfach nur schön".

Die Anregung zu diesem Beitrag stammt von Anke Dilé Wissing. Danke!

alle Bilder © Lida Bräter

 

LeserInnen empfehlen, Malerei
6. August 2012 - 9:17

Alois Mosbacher, Dürer, 2012
Alois Mosbacher, Dürer, 2012, Öl auf Leinwand, 140 x 200 cm, ©  Alois Mosbacher

Alois Mosbacher, Gericault, 2012
Alois Mosbacher, Gericault, 2012

 

Passend zum bildungsbürgerlichen Publikum bei den Salzburger Festspielen zeigt die Galerie Altnöder Bilder von Alois Mosbacher, die sich zeichnerisch mit Werken der Kunstgeschichte (von Dürer bis Delacroix) auseinandersetzen. Damit dies alles nicht zu streng gerät, dienen Hunde quasi als rhetorische Vermittlerfiguren, die mt ihren herzigen Augen den Besucher ins Bild ziehen und dafür sorgen, dass dieser auch genauer hinschauen möchte. Die Hunde sind gemalt, die Hintergründe gezeichnet - die Hunde integrieren sich nicht in die Landschaft und Szenerie, in die sie "gebeamt" wurden, sie verweigern die Inbesitznahme der kunstgeschichtlichen Orte.

 

Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012
Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012

Alois Mosbacher, Bruegel, 2012
Alois Mosbacher, Bruegel, 2012

Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
 

Hat Alois Mosbacher vor etwa zehn Jahren nur Hundeköpfe gemalt (schauen Sie hier), widmet er sich nun dem ganzen Tier. Er malt keine Rassen (obwohl: vor Jean Louis Théodore Gericaults "Floß der Medusa" sitzt wohl ein Bordercollie, vor Martin Schongauers "Versuchung des heiligen Antonius" eine Französische Bulldogge), sondern "Typen", die er überlebensgroß präsentiert (alle Bilder sind 200 cm hoch!)

Ausstellung in der Galerie Altnöder,  5020 Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 3, bis zum 15. September 2012

alle Bilder © Alois Mosbacher

 

Ausstellung, Malerei
29. Juli 2012 - 9:26

Peter Ravn, Robin the dog, 2011
Peter Ravn, Robin, the dog, 2011

Peter Ravn, Dog
Peter Ravn, Dog

 

Das malerische Werk des dänischen Künstlers Peter Ravn umfasst nahezu ausschließlich Männer in Anzügen. Die tierischen Ausnahmen sehen sie oben. Es gibt allerdings auch einen menschlichen Robin:

 

Peter Ravn, Robin

 

alle Bilder © Peter Ravn

Weitere Arbeiten: Gallery Poulsen Copenhagen sowie Galleria z2o

 

Malerei
26. Juli 2012 - 9:21

Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927 
Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927,
Museum Wiesbaden, VG Bild-Kunst 2012

Vermutlich war Quappi die Hundeliebhaberin des Ehepaars Beckmann. Vielleicht war es ihr Wunsch, dass der Hund mit aufs Bild musste, doch Max Beckmann malte ihn sehr klein und verwendete nicht sehr viel (malerische) Aufmerksamkeit auf ihn. Beim unteren Quappi-Bildnis musste ich mehrmals hinschauen, ob es sich überhaupt um einen Hund handelt. Quappi war Beckmanns zweite Ehefrau, die er in Wien kennen gelernt hatte und 1925 heiratete.

Der deutsche Expressionist Max Beckmann (1884-1950) hat Quappi oft gemalt und gezeichnet. Das Museum Wiesbaden stellt in seiner "Werkschau"-Reihe einzelne Gemälde der Sammlung, ergänzt durch Leihgaben, vor und stellt sie in einen neuen Kontext. Das Beckmann Gemälde "Weiblicher Akt mit Hund" wurde vor 25 Jahren angekauft und steht nun im Mittelpunkt der Kabinettausstellung.

Dass es sich auch im Wiesbadener Gemälde «Weiblicher Akt mit Hund» um Quappi handelt, ist bislang nur wenigen Spezialisten bekannt. Mit dem Wissen aber, dass Beckmann hier seine zweite Frau dargestellt hat, gewinnt das Gemälde an Komplexität. Allgemeiner Inhalt und private Ikonografie verschmelzen so zu einem nur im ersten Moment sich in der Frivolität eines voyeuristischen Blicks erschöpfenden einzigartigen Bild. (Zitat Museum Wiesbaden)

 

Max Beckmann, Bildnis Quappi, 1925
Max Beckmann, Bildnis Quappi Beckmann, 1925, Museum der bildenden Künste Leipzig,
Nachlass Mathilde Q. Beckmann, VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Die Ausstellung um das Beckmann-Gemälde ist im Museum Wiesbaden vom 31. Juli 2012 bis zum 18. November 2012 zu sehen. Die Eröffnung findet am 31. Juli statt.

Im Bild unten von 1933 finden sich zum Ausgleich immerhin fünf Hunde!

 

Max Beckmann, 1933
Max Beckmann, 1933, via Le Blog de Philippe Charpentier

 

Ausstellung, Malerei