Malerei

15. Februar 2012 - 12:42

Dreißig Hundeskulpturen aus Plastiform bevölkerten im Herbst einen Galerieraum, schnüffelnd, neugierig dreinblickend, das Bein hebend, die Posen dem realen Hundeleben abgeschaut. Die menschlichen Begleiter waren nicht zu sehen, die Leinen endeten an den Galeriewänden, wo auch grafische Arbeiten präsentiert waren.

"In Dogs, einer Raum füllenden Installation aus stilisierten Hunden und einem Geflecht von Hundeleinen, wird das Selbstverständliche komisch. Wer führt hier wen an der Leine herum? Abstrakt jedes einzelne Tier, als rudelhafte Gruppe präsent, wirft Dogs viele Fragen auf", hieß es im Begleittext zur Ausstellung in der Berliner Galerie Wagner+Partner.

Die Zwillinge Maria & Natalia Petschatnikov (*1973), die aus St. Petersburg/Russland stammen und seit etlichen Jahren in Berlin leben, treten künstlerisch gemeinsam auf. Ihr Werk bewegt sich in den Grenzbereichen Malerei und Installation.

 

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Wagner+Partner, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Studio view, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Studio view, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Wagner+Partner, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Wagner+Partner, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Wagner+Partner, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Anne-Marie Siegel Collection, Hamburg 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Wagner+Partner, Berlin 2011

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Foto via Bertine's Blog

Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011
Maria & Natalia Petschatnikov, Dogs, 2011, Foto via Kunst-Magazin

Maria & Natalia Petschatnikov, Exoten, The wolf and the eggs, 2010
Maria & Natalia Petschatnikov, The wolf and the eggs, 2010, Serie "Exoten"

Maria & Natalia Petschatnikov, Exoten, The wolf and the eggs, 2010
Maria & Natalia Petschatnikov, The wolf and the eggs, 2010, Installationsansicht
Kunstverein Wolfenbuettel 2010

 

Installation, Malerei, Skulptur
12. Februar 2012 - 10:29

Fotorealistisch, surrealistisch, illusionistisch, kryptisch, assoziativ, ernst, dunkel, unerklärbar, tiefsinnig … all diese Adjektive treffen auf die technisch perfekte Kunst des 1971 in Freiburg/Deutschland geborenen Eckart Hahn zu.

Bekanntes wird sowohl in gemalten Plastiktüten als auch im übertragenen Sinne in neue Kontexte verpackt. Die neutralen, monochromen Hintergründe lassen den Betrachter im Unklaren über die Handlungsräume, aber viel Raum zum Assoziieren und zur Entfaltung zwiespältiger Gefühle zwischen Neugier und Unbehagen.

 

Eckart Hahn, Buddha, 2010

 

Ein weißer Hund heult den schwarzen Buddha an. Entindividualisiert sitzen die Hunde wie für ein Familienbildnis beim Fotografen in Pose.

 

Eckart Hahn, Hunde, 2010

Eckart Hahn, Rex, 2009

Eckart Hahn, Tale, 2011

 

"Tale", heißt das Bild, das im ersten Moment an das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten erinnert. Doch was macht der Rabe? Mir fällt dazu gleich "The Raven" von E. A. Poe ein. Doch nicht "Nevermore" krächzt er, sondern "Eckart Hahn" wie auf dem Ausstellungsplakat für das Erlanger Kunstpalais.

 

Eckart Hahn, Ausstellungsplakat, 2011

 

Bei der Ausstellungsansicht erhalten Sie einen guten Eindruck von der Größe seiner Bilder. Zusammengehängt sind die Bilder zum Thema "Tier". Ergänzt wird die brilliante Malerei durch handwerklich ebenso vollendete Objekte.

 

Ausstellungsansicht Kunstpalais

 

Eckart Hahn malt an die 30 Acrylbilder jährlich, wobei er sich inhaltlich immer neu zu erfinden sucht – er strebt es nicht an als "ein Hahn" auf den ersten Blick identifiziert zu werden. Formal legt er bis zu 30 dünne Farbschichten mit Walzen und Schwämmen übereinander, um den Bildern neben ihrem intellektuellen Anspruch auch einen sinnlichen Aspekt hinzuzufügen.

Ein interessantes Interview über sein Selbst- und Künstlerbild (er hat Fotografie, aber nicht Malerei studiert), seinen Karrierebeginn und die Entwicklung seiner Malerei finden Sie im Online-Magazin Art-Interview.

Nach Erlangen ist "Der schwarze Duft der Schönheit" noch bis 26. Februar 2012 im Kunstmuseum Heidenheim zu sehen, vom 25. Mai bis zum 8. Juli 2012 macht die Ausstellungstournee im Städtischen Kunstmuseum Singen Station.

Weitere Arbeiten: Galerie Eikelmann, Pablo's Birthday, Galerie Rothamel, Galerie Wagner+Partner

alle Bilder © Eckart Hahn

 

Ausstellung, Malerei
9. Februar 2012 - 10:32

Einer der bedeutendsten und bekanntesten zeitgenössischen deutschen Künstler und gleichzeitig einer meiner Lieblingsmaler, Gerhard Richter, begeht heute seinen 80. Geburtstag. Alles Gute zum Geburtstag, Herr Richter!

Zum Thema "Hund" hat er in den 1960er Jahren einige Werke beigesteuert, sie machen allerdings in dem umfangreichen Werk nur einen kleinen Teil aus.

 

Gerhard Richter, Christa und Wolfi, 1964

Gerhard Richter, Horst mit Hund, 1965

Gerhard Richter, Sammler mit Hund, 1966

Gerhard Richter, Frau mit Hund am See, 1967

Gerhard Richter, Jagdgesellschaft, 1966

Gerhard Richter, Hundekopf (Lassie), 1965

Gerhard Richter, Jockel, 1967

Gerhard Richter, Hund, 1965, Siebdruck

 

Zahlreiche Museen und Galerien nehmen das Jubiläum zum Anlass für Retrospektiven und Sonderschauen, darunter die Neue Nationalgalerie und der me collectors room in Berlin. In Dresden bietet die Kunsthalle im Lipsiusbau mit der Ausstellung "Gerhard Richter. Atlas" einen Einblick in das Schaffen des Künstlers.

Alle Bilder © Gerhard Richter

Gerhard Richter, Christa und Wolfi, 1964

Ausstellung, Grafik, Malerei
3. Februar 2012 - 9:24

Fabian Jean, Dog and Plum Blossom Tree, 2011

Fabian Jean, Dog and Heron

Fabian Jean, Dog and Butterfly

Fabian Jean, Yookoso!

Fabian Jean, Dog on Leash

Fabian Jean, Dog and Moon

Fabian Jean, Night Walker, 2009

Fabian Jean, Dog and Hummingbird

Fabian Jean, Dog and Moth

Fabian Jean, Interior with Dog

Fabian Jean, Escape

 

Ich freue mich jedesmal, wenn ich ganz unvermutet mit einem Klick auf einen wunderbaren Künstler treffe. Diesmal auf Fabian Jean, der den immer gleichen Hund auf seltsam melancholische und verlorene Art und Weise darstellt. In Kombination mit anderen kleinen Tieren, bei Tag, bei Nacht, innen und außen; in Verbindung mit westlichen und östlichen Versatzstücken - erscheint bei "Yookoso!" nicht der Fujiyama im Hintergrund? Origamivögel finden sich ebenso wie Trauben und andere Objekte der klassischen Stilllebenmalerei. Disparate Gegenstände werden in einem Bild zusammengefügt, erzeugen neue Sinnzusammenhänge. Bekanntes und Vertrautes wird mir ebenso schleierhaft wie dem Hund, der - unsicher und mit angelegten Ohren - wie schlafwandelnd durch die surreale Traumlogigk streift.

 

Ganz besonders gefällt mir wie plastisch und pastos das Fell gemalt ist, wie es im Kontrast zur fein gemalten Umgebung steht. Ich möchte am liebsten hingreifen auf diesen Windhund und über seinen Rücken streichen.

 

Ob der Hund der des Künstlers ist, weiß ich nicht. Auch sonst konnte ich nur wenig über den Maler in Erfahrung bringen, der in Outremont,Quebec/Kanada lebt und arbeitet und in Montreal, Toronto and Halifax ausstellt. Aber selten habe ich mich über eine Entdeckung so gefreut wie über diese!

 

Vertreten wird er durch die Galerien Mira Godard und de Bellefeuille.

Alle Bilder © Fabian Jean

 

Malerei
27. Januar 2012 - 10:11

Platz ist auf dem kleinsten Bildträger - so könnte das Motto des 1957 geborenen Gunther Grabe sein, der seine Dackelporträts auf Deckel von Schraubgläsern malt.

 

Gunther Grabe, Deckel-Dackel, 2004
Gunther Grabe, Triptychon "Deckel-Dackel", 2004

 

Weitere kleine Hunde-Ölgemälde - "Alltägliches" wie die "Gassi gehen"-Serie von 2003 oder "Kleine Großigkeiten" wie die "Dackel-Bilder" von 2004 - finden sie auf der Homepage von Gunther Grabe.

 

Malerei
13. Januar 2012 - 12:52

Die Hundebilder von Titanilla Eisenhart gehören, neben denen von Alois Mosbacher, zu meinen liebsten Hundedarstellungen, wenn auch ihr malerischer Ansatz ein ganz anderer Ist. Erstmals aufgefallen sind mir ihre großen Gemälde 2006 bei einer Ausstellung in der Schmuckgalerie "Stoß im Himmel". Seit damals besitze ich den kleinen Leporello "HUND, mattschwarz", der Bilder schwarzer Hunde versammelt (Labradore?), deren Augen und Schnauzen man nur subtil erkennt und die fast reine Silhouetten bleiben. Dort findet sich auch Titanilla Eisenharts Motto: "For me, the dogs are both an excuse and a reason for painting these pictures".

 

 

Titanilla Eisenhart, Leporello 'HUND, mattschwarz'
Titanilla Eisenhart: Leporello 'HUND, mattschwarz'

Titanilla Eisenhart: 'Afra Adalgard', 1999
Titanilla Eisenhart: 'Afra Adalgard', 1999

Titanilla Eisenhard: 'Ford', 2000
Titanilla Eisenhard: 'Ford', 2000

Titanilla Eisenhart: 'Ich selbst', 2002
Titanilla Eisenhart: 'Ich selbst', 2002

Titanilla Eisenhart: 'Elsa', 2003
Titanilla Eisenhart: 'Elsa', 2003

Titanilla Eisenhart: 'Helmut' als Cover
Titanilla Eisenhart: 'Helmut' als Cover des
The All Season Fashion Paper - FallWinter Magazins

Titanilla Eisenhart: 'Ewald', 2003
Titanilla Eisenhart: 'Ewald', 2003

Titanilla Eisenhart: 'Silvie und die Wolke des Grauens', 2004
Titanilla Eisenhart: 'Silvie und die Wolke
des Grauens', 2004

Titanilla Eisenhart: Katalog Cover, 2007
Titanilla Eisenhart: 'Lárrangement du jour', Katalog Cover, 2007

Titanilla Eisenhart: 'All my love', 2006
Titanilla Eisenhart: 'All my love', 2006

Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Because you are a lady and I am a man', 200
Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Because you are a lady and I am a man', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Mortimer', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Mortimer', 2007

Titanilla Eisenhart: 'L'arrangement du jour', 2007
Titanilla Eisenhart: 'L'arrangement du jour', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Der Tag an dem Mucha freundlich wurde', 200
Titanilla Eisenhart: 'Wittigo' oder 'Der Tag an dem Mucha freundlich wurde', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Buffalo Bob', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Buffalo Bob', 2007

Titanilla Eisenhart: 'Die Gegenwart', 2007
Titanilla Eisenhart: 'Die Gegenwart', 2007

Titanilla Eisenhart
Titanilla Eisenhard: Foto via "esel"

Titanilla Eisenhart: 'L'obsession'
Titanilla Eisenhart: 'L'obsession', Foto: Artothek des Bundes

 

Neben den großformatigen Acrylbildern beherrscht sie auch die (dem Format nach) kleinen Sujets: Collagen, Weinetiketten, anlassbezogene grafische Arbeiten wie z.B. die Bilderbuchhochzeit.

 

Titanilla Eisenhart, Weinettiketten
Titanilla Eisenhart, Weinettiketten

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit

Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit
Titanilla Eisenhart: Bilderbuchhochzeit; Fotos via "Alessandrini Design"

 

Titanilla Eisenhart, 1961 in Wien geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Prof. Kogler. Sie selbst unterrichtet an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg und an der Wiener Kunstschule.

Mit dem letzten Bild möchte ich den Leserinnen und Lesern meines Blogs ein gesundes und erfolgreches Jahr 2012 wünschen!

 

Titanilla Eisenhart: 'Such luck' oder 'Herr Titanilla im Glück', 2008-2009
Titanilla Eisenhart: 'Such luck'
oder 'Herr Titanilla im Glück', 2008-2009

 

Wenn nicht anders angegeben, stammen die Bllder von Titanilla Eisenharts Homepage.

 

Buch, Grafik, Malerei
10. Januar 2012 - 1:05

Auf das Werk des 1954 im steirischen Strallegg/Österreich geborenen Alois Mosbacher stoße ich seit über 25 immer wieder. Schon in den 80er Jahren, die von den "Neuen Wilden" - einer sehr expressiven gestischen Malerei - , volkommen bestimmt waren, hat mir Mosbachers mehr poetischer und figurativer Zugang immer sehr gut gefallen. Auch damals hat er sich inhaltlich schon mit der Natur, Pflanzen und Tieren, auseinandergesetzt. Unten habe ich zwei Beispiele aus dem Katalog "Mosbacher" von 1985 ausgewählt.

 

Alois Mosbacher, Die Waage, 1985
Alois Mosbacher: Die Waage, 1985

Alois Mosbacher, Die Brücke, 1985
Alois Mosbacher: Die Brücke, 1985

 

Von 2000-2003 malte Mosbacher Hunde(köpfe). Anlass dazu waren zwei Hunde, die er während eines Aufenthalts in Los Angeles im Haus eines Freundes betreuen musste. Er malte allerdings nicht bestimmte Hunde mit dem Ziel der Ähnlichkeit oder mit dem Anspruch den Typus Hund schlechthin zu malen. Er nahm sich vielmehr auch Plastikspielzeugtiere als Vorlage, sogar verschwommene Fotos dieser Plastikfiguren, ja sogar Figuren, die keine Hunde darstellten. Dann begann das Malen als haptische, skulpturale Sache: "[..] die Schnauze mehr nach vorn ziehen, dazu jetzt große Kulleraugen, einmal die Ohren tief hinuntergezogen, dann wieder steif stehend...und die Lust das zu tun und die Willkür, mit der man das machen kann". Die Parameter Schnauze, Augen, Ohren wurden zu immer neuen Gesichtern verschoben. Dabei steht nicht das Interesse am Hund im Vordergrund, schon gar nicht mit seinen emotionalen Beziehungen oder ikonographischen Bestimmtheiten, ebensowenig der Hund als Projektionsfläche, sondern die Malerei "an sich". Alles nachzulesen in dem wunderschön gestalteten Buch "Hund", das neben Mosbachers Malereien und Zeichnungen auch Texte von Elfriede Jelinek, Wolf Haas, Franzobel u.a. enthält sowie das Gespräch zwischen Martin Walde und Alois Mosbacher. aus dem obiges Zitat entnommen ist. (S 115 ff)

 

Alois Mosbacher, Bera
Alois Mosbacher: Bera

Alois Mosbacher, Andritz
Alois Mosbacher: Andritz

Alois Mosbacher, Conrads
Alois Mosbacher: Conrads

Alois Mosbacher, Gordon
Alois Mosbacher: Gordon

Alois Mosbacher, Lola
Alois Mosbacher: Lola

Alois Mosbacher, Haller
Alois Mosbacher: Haller

Alois Mosbacher, Morales
Alois Mosbacher: Morales

Alois Mosbacher, P3
Alois Mosbacher: P3

Alois Mosbacher, Selma
Alois Mosbacher: Selma

Alois Mosbacher, Raab
Alois Mosbacher: Raab

Alois Mosbacher, Sing
Alois Mosbacher: Sing

Alois Mosbacher, Jagger
Alois Mosbacher: Jagger

Alois Mosbacher, Rust
Alois Mosbacher: Rust

alle Bilder © Alois Mosbacher, 2000-2003

 

Hund. Alois Mosbacher. Cover

 

Hund. Alois Mosbacher, Jung und Jung, Salzburg und Wien, 2003, ISBN-10: 3-902144-63-7

 

Buch, Malerei
20. Dezember 2011 - 19:22

Bis vorgestern waren die 15 Interventionen von Marianna Gartner "An Eye For An Eye" im oberen Belvedere zu sehen. Eigentlich wollte ich schon im September davon berichten; im November habe ich zur Einstimmung ein Bild Waldmüllers im Blog präsentiert, aber erst letztes Wochenende fand ich Zeit die Ausstellung anzusehen. Die Bilder, die Marianna Gartner großteils zu ausgewählten Werken der Sammlung gemalt hat - sie hat am Artist-in-Residence-Programm im Augarten Contemporary teilgenommen - waren über das ganze Belvedere verteilt, ich musste also beide Stockwerke aufmerksam abgehen, um die Exponate zu finden. Deshalb war ich auch erstmals in der Mittelalterabteilung, die mich wirklich begeistert hat (und nicht nur, weil in vielen mittelalterlichen Tafelbildern auch irgendwo ein Hund herumläuft). Gartners tätowierter Jesus (Tattooed Jesus, 2004) hat sich wunderbar in die gotische Bilderwelt eingefügt.

Die Arbeit der 1963 in Winnipeg geborenen kanadischen Künstlerin Marianna Gartner thematisiert und reflektiert die europäische Porträtmalerei und die beginnende Porträtfotografie des 19. Jahrhunderts. Damals wurden die Fotografierten noch vor bemalten Hintergründen abgelichtet. Auch die Porträtmaler dieser Zeit setzten ihre Modelle oft in erfundene Umgebungen.

 

Marianna Gartner und Ferdinand Georg Waldmüller

 

Gut erkennbar ist das bei Waldmüllers "Julia Comptesse Apraxin" von 1835, die in einer undefinierten Landschaftsidylle sitzt. Gartner bezieht sich in ihrer einzigen Intervention mit Hund auf dieses Bild. Ihr "Dogwalker" ist allerdings auf zwölf flache Holzquader gemalt, wobei in der untersten Reihe die Ordnung der Anordnung gestört wird - Mädchen- und Hundefüße werden vertauscht. Auch eine eindeutige Zeitebene wird destruiert: Der "Lassie" der 60er Jahre trifft auf ein Kind der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert.

 

Marianna Gartner, Dogwalker, 2011

 

Alte Fotografien anonymer Menschen, von namenlosen Fotografen aufgenommen, auf Flohmärkten und in Antiquariaten aufgestöbert, bilden also die Vorlage für Gartners Arbeiten. Diese werden für ihre Bilder natürlich nicht zur Gänze verwendet und 1:1 malerisch wiedergegeben, das hieße ja nur die Technik ändern, sondern aus unterschiedlichsten Ausgangsmaterialien präzise kombiniert. Sie erschafft durch diese Montage neue surreale und hintergründige Bildinhalte, die verstören und irritieren. Dabei hat sie ein Repertoire an Figuren, Attributen und Interieurs entwickelt, die immer wieder kehren: Soldaten, Matrosen, Kinder, Tiere - nicht zuletzt Hunde.

Im Folgenden sehen sie ihre Bilder mit Hund, die sie ab 2004 gemalt hat:

 

Marianna Gartner, Seated child with dog, 2004

Marianna Gartner, Somewhere in Europe, 2005

Marianna Gartner, Green chair soldier, 2005

Marianna Gartner, Pretty boy soldier with dog, 2006

Marianna Gartner, Soldier with girl and dog, 2007

Marianna Soldier, Sailor Gabor, 2007

Marianna Gartner, Double Whammy, 2007

Marianna Gartner, I hate birds, 2008

Marianna Gartner, Hinterlist, 2008

Marianna Gartner, Napoleon figure with Solomon, 2008

Marianna Gartner, Dog with butterfly, 2008

Marianna Gartner, Bad Friedrich, 2008

Marianna Gartner, Scene Mythologique, 2010

 

Zur Ausstellung erschien ein Katalog, der sehr informativ in Gartners Werk und Methode einführt und Sammlungsstücke und Interventionen nebeneinander stellt: Marianna Gartner. An Eye For An Eye, Hrsg. Agnes Husslein-Arco, Margrit Brehm, Verlag das Wunderhorn, ISBN: 9-783884-233856 (Deutsch/Englisch)

Alle Bilder © Marianna Gartner

Weitere Werke zum Beispiel auf der Homepage der Galerie Michael Haas.

 
Ausstellung, Buch, Malerei
16. Dezember 2011 - 9:43

Charming Baker, God's Gift

 

Charming Barker, den Maler mit den langen Bildtiteln, möchte ich aus mindestens zwei Gründen vorstellen: Nicht nur weil er (auch) tolle Hunde malt und diese exlplizit als Inspirationsquelle angibt (neben merkürdig aussehenden Frauen – "odd looking women" - und Pferden etc.), sondern weil man an seiner steilen Karriere gut nachvollziehen kann, wie ein Künstler, der zwanzig Jahre fleißig, aber unbemerkt gemalt hat, nicht gerade über Nacht, so doch innerhalb weniger Jahre im Internet-Zeitalter den absoluten Durchbruch schafft und zum Großverdiener wird.

 

 

Charming Barker, And The Establishment Looks On In Wonder, 2009

 

Noch 2006 wurden seine Bilder um 3 000 Pfund gekauft, 2011 bekommt er Zigtausende für ein Bild. Wie ist so etwas möglich? Kurz zusammengefasst durch Empfehlung des Top-Verdieners der Kunstszene Damien Hirst und ein Mangement, das nichts mit dem klassischen Galerie-System zu tun hat.

Nun etwas genauer: Barker studierte in den 1980er Jahren am Central Saint Martins College of Art & Design in London Grafikdesign und Illustration und arbeitete danach unter anderem als Teilzeitlehrer und Werbegrafiker, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine Bilder verkaufte er an Familie und Freunde.

2006 lernte er den street-art-begeisterten Tim Fanell kennen, der ihm nicht nur Bilder abkaufte, sondern ihm auch eine Ausstellung in der Truman Brewery im Londoner East End anbot. Die Ausstellung wurde ein voller Erfolg. Als Barker 2008 in Los Angelas an einer Veranstaltung über urban art teilnahm, lernten ihn die Musikmanager Roger Klein und Pat Magnarella kennen. Letzterer kaufte zuerst zwei Bilder und bot ihm dann einen Managementvertrag an. Nun wurde er also von zwei Agenten vermarktet, die auch die Rockband "Green Day" unter Vertrag hatten. Magnarella, ein Laie in Sachen bildende Kunst, wollte seine Erfahrung aus der Musikbranche nutzen, um talentierte bildende Künstler zu fördern.

2010 setzte in New York Magnarellas PR-Maschinerie mit dem Ziel ein, dass ganz New York Baker kennen lernen sollte: 10 000 Plakate wurden allein in Soho, Greenwich Village and Brooklyn affichiert, 20 000 Postkarten wurden verteilt, der ganze Social-Network-Bereich genutzt usw, ganz so als würde eine neue Band gehypt. Geschätzte 1000 Besucher kamen zur Vernissage. Damian Hirst, Alberto Mugrabi - er besitzt die weltweit größte Warhol-Sammlung - sowie der englische Supersammler Frank Cohen kauften die Bilder.

Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Magnarella beschreibt Baker folgendermaßen: "They've made all the right contacts which is a massive push forward. To be able to show the work to people that collect seriously and people with connections to museums is great." (Siehe dazu Sky News)

Bei seiner letzten Ausstellung - "Everything must go" - 2011 in London waren alle Werke schon vor der Eröffnung verkauft.

 

Charming Baker, That Which Drives Us (Is Beyond Our Control), 2007

Charming Baker, What A Strange And Beautiful Thing Life Turned Out To Be, 2010

Charming Baker, Doghead

 

Noch ein dritter Grund spricht für Charming Baker: Vögel. Während bei uns Vogelbeobachter oder -liebhaber eher einem schrulligen Image unterliegen, scheinen die Briten damit weniger Problem zu haben. Wie Clarke malt Barker Vögel. Während Rob Clarke seine Vogelbilder bei der Ausstellung "British Birds and Dogs" präsentierte, spendete Baker ein Vogelbild mit dem Titel "One Day We Will Reach A Point Where Are Past Will Be All There Is To Look Forward To" für die Ausstellung "Ghosts of Gone Birds", die das Aussterben der Vögel thematisierte.

 

Charming Baker, One Day We Will Reach A Point Where Are Past Will Be All There I

 

Baker hat eine hervorragende Homepage mit einer Sammlung von Presseartikeln, Videos und einem Blog, in dem man viel über seine Arbeit erfährt, aber auch seine Freude am Erfolg erkennt. Sein Aufstieg zum Künstlerstar ist zum Beispiel im GQ-Magazine gut beschrieben.

Alle Bilder © Charming Baker

 

Grafik, Malerei
11. Dezember 2011 - 18:36

Ein Künstler, der seit mehr als 10 Jahren Hunde malt, ist Robert Clarke. Clarke, der auch in einer Werbeagentur gearbeitet hat, ist sowohl in der Kunst- als auch in der Modewelt populär und erfolgreich und für mich ein Beispiel dafür, wie beide Bereiche voneinander profitieren und wie man sein Werk gekonnt vermarket. Seine Zeichnungen und Malereien wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, so zum Beispiel bei "British Birds and Dogs" in Paul Smith's  "Globe" am Flughafen Heathrow.

 

Robert Clarke, Birds And Dogs, 2009

 

Clarke nützt sicher alle Netzwerke der Mode- und Medienbranche, um seine Hundebilder zu lancieren, dementsprechend organisieren Kuratoren der Modewelt seine Ausstellungen mit Hundebildern, lassen VIPs und Celebrities ihre Hunde von ihm malen. Denn Clarke stellt seine Hundebilder nicht nur aus, er verbindet seine Ausstellungen auch geschickt mit Auftragsmalerei.

 

Rob Clarke, Cha Cha, 2011

Rob Clarke, Pickles, 2011

Rob Clarke, Sophie, 2011

Rob Clarke, Molly, 2011

 

Obwohl sich Clarke sehr professionell vermarktet, machen manche seiner Hundebilder einen herzerwärmend charmanten dillettantischen Eindruck (Pip!). Dieser Eindruck täuscht jedoch. Clarke hat an der St. Martins School of Art in London studiert und weiß sehr wohl mir dieser Anmutung zu spielen. Seine Absicht ist es, die Hunde nicht bloß naturalistisch wiederzugeben, sondern deren wahren Charakter zu enthüllen.

 

Rob Clarke, Pip, 2011

Rob Clarke, Patterdale, 2011

 

Clarke trifft und fotografiert bei seinen "Commission-only Dog Painting Tours" Hunde, die er daraufhin um mindestens 1500 Dollar malt. Die Termine sind rar und heiß begehrt, viele wollen ihren Hund als richtigen, ja wichtigen New Yorker oder Londoner Hund verewigt wissen. Er signiert seine Malereien nicht nur, die zukünftigen Kunstbesitzer bekommen auch einen Echtheitsnachweis, z.B. das "Robert Clarke The Dog Painter - The New York Tour" authentication label.

 

Rob Clarke, Freddie, 2011

 

Oben sehen sie das stolze Modell - Freddie - vor seinem fertigen Bild. Unten - ein ganz besonders gut gelungenes Beispiel - sehen sie die Fotovorlage und was Clarke daraus gemacht hat.

 

Rob Clarke, Stig, 2011

Rob Clarke, Stig, 2011

 

Während der Miami Basel 2010 fand "Robert Clarke - Pawdicure and Portraiture" statt. Während HundehalterInnen ihre Maniküre genossen, konnten die geliebeten Hund eine - sinngemäß - "Pfotiküre" bekommen und von Robert Clarke gemalt werden.

Heuer stellte er in London bereits seine "A-Z of Dogs" aus, zur Zeit präsentiert er seine Kunst in New York, beides in der Rebekka Hossack Galerie. Anschließend folgt die "Robert Clarke the Dog Painter - The New York Tour". 2012 kommt die Tour nach Palm Springs.

 

Rob Clarke, Alphabet

Rob Clarke, B is for Border

Rob Clarke, H is for Harrier

Rob Clarke, S is for Schnauzer

 

Viele weitere Beispiele der entzückenden Hundebilder sehen sie auf Clarke's Blog, wo sie auch einen Einblick in seine anderen Motive wie Totenköpfe oder Masken erhalten können.

Bilder © Rob Clarke

 

Grafik, Malerei, Zeichnung