26. Juli 2016 - 10:24

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

An alte Fresken erinnert dieser Hund in seiner zarten Farbigkeit, wie er sich leicht mit dem Kopf von seiner Liegestatt erhebt, als würde er etwas hören. Doch Sie haben kein Fresko vor sich, sondern eine Wandmalerei des jungen argentinischen Künstlers Francisco Bosoletti. Auf Einladung des Urban Canvas Project und In Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde von Varese hat er in der Unterführung der Viale Belforte das "Refugio" betitelte Bild gemalt.

Unten können Sie die Größe der Malerei abschätzen und seine Positionierung auf dem Brückenpfeiler. Folgerichtig und im wahrsten Wortsinne "unter der Brücke", also dort, wo jene leben, die kein Obdach haben, hat Bosoletti sein "Mural" angefertigt. Sehr interessant ist der Perspektivenwechsel innerhalb der Hundefigur. Zwischen Liegen und Stehen, Geborgenheit und Leere, Fläche und Linie wechselnd.

 

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

In this work I intended to represent how the search for a shelter is essential for all living things. Today, people forget how important this is. Instead the purity of a dog makes you realise how easily a shelter is made of material elements, but not so much of love, acceptance and protection. (zit. n. instagrafite)

Bosoletti spiega che in questa opera ha inteso «rappresentare come la ricerca di un rifugio sia essenziale per ogni essere vivente. Oggi le persone dimenticano quanto questo sia importante. Invece la purezza di un cane ti fa capire con semplicità di come un rifugio sia fatto non tanto di elementi materiali ma di amore, accoglienza e protezione». (zit.n. prealpina)

 

Italienisch spreche ich nicht, Englisch verstehe ich mäßig, deshalb der Versuch sinngemäß zusammenzufassen: Er will mit seiner Arbeit darstellen, wie wichtig eine Zuflucht für alle Lebewesen ist. Am Beispiel des unschuldigen Hundes zeigt er wie leicht materielles Obdach zu geben ist, wie schwierig es allerdings ist, Liebe, Akzeptanz und Schutz zu gewähren.

 

Rifugio von Francisco Bosoletti

 

Francisco Bosoletti (*1988 Armstrong/Argentinien), hat Illustration und Grafikdesign in Rosario studiert und arbeitete in einer Werbeagentur, bevor er mit seinen großformatigen Wandbildern bekannt wurde. Wenn er nicht reist, um seine Kunst zu erschaffen, lebt er in seiner Heimatstadt Armstrong.

Auf seiner Instagram-Seite können Sie eine Zusammenschau über dieses poetische und sinnbildliche Werk genießen, das nicht bloß dekorativ ist, sondern mit dem Bewusstsein um soziale Verantwortung einhergeht.

Fotos © instagrafite

 

Street Art
22. Juli 2016 - 10:12

Das erste Foto zeigt den australischen Künstler Joel Rea beim Malen einer Pfote mit einem dünnen Pinsel, der nur aus wenigen Haaren zu bestehen scheint. Bis zu 700 Stunden wendet er für seine größeren Arbeiten auf. Ein Besessener der Malerei, wenn man das umfangreiche Werk des noch jungen Mannes betrachtet! Er möchte technische Perfektion in seinen Gemälden verwirklicht wissen. Das Erklimmen dieser handwerklichen Gipfel führt mitunter durch die Niederungen der Eintönigkeit. Um Durchhalten zu können, braucht er eine interessante Geschichte, die nicht nur ihn selbst begeistert, sondern die er auch dem Betrachter, der Betrachterin erzählen und offenbaren will.

 

© Joel Rea

 

Die Pfote gehört zum Bild "Killing me softly", das sicher nicht nur mich sofort an den Roman "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift erinnert - bloß mit einem Boxerwelpen und winzigen Menschen und Artgenossen erzählt.

 

Killing me softly, 2007 © Joel Rea

Walk alone, Detail © Joel Rea

Walk alone © Joel Rea

The rising sea, 2009 © Joel Rea

The adoration of youth, 2011 © Joel Rea

The ties that bind, 2009 © Joel Rea

Pursuit under silver skies, 2010 © Joel Rea

Save my love, 2008 © Joel Rea

 

Unzählige einsame Stunden malt Joel Rae also an seinen hyperrealistischen Gemälden, die uns in unendliche Weiten und surreale Welten entführen. Er erschafft ein vielfältiges Werk mit Landschaften, Tieren und Menschen. Doch bevor er seine detaillierten Szenarien ausführt, fügt er Vorlagen verschiedener Medien (aufwendig inszenierte Fotoshootings, akribisch angefertigte Skizzen etc.) zu einem Bild zusammen.

Joel Rea ist von der wilden Schönheit, Reinheit und Pracht der Natur begeistert, er setzt sie in barocke Wolkengebirge, windgepeitschtes Wasser, Felsformationen und Lichtreflexe um. Die Natur kann aber auch unkontrollierbare und manchmal zerstörerische Kräfte entfalten, was er uns beispielsweise mit apokalyptischen tsunamiartigen Wellen zeigt. Die Naturkräfte fungieren für ihn aber auch als Metapher für menschliche Emotionen. Aus vielen Gemälden spricht sein Interesse für Gegensätze: Schauen Sie sich dazu auch (ausnahmsweise) die Bildserien ohne Hunde auf seiner Homepage an, dann wird seine Absicht noch klarer. Auch das Zurückgreifen des zeitgenössischen surrealen Malers auf die Ästhetik der Romantik und des Symbolismus wird bei diesen Bildern deutlich.

 

Return to genesis, 2015 © Joel Rea

Thrice, 2007 © Joel Rea

The hungry and the hunted, 2008 © Joel Rea

Envy, 2007 © Joel Rea

Monumental desire, 2010 © Joel Rea

Monument to mankind, 2010 © Joel Rea

Positions of Command, 2011 © Joel Rea

 

Zum Abschluss sehen Sie den Künstler nochmals bei der Arbeit. Ich habe dazu zwei Aufnahmen gewählt, bei der er seine Bilder mit Tiger (im Eismeer) ausführt.

Bei dieser Werkgruppe gibt es nicht nur literarischen oder kunstgeschichtlichen Kontext, die Bilder weisen vielmehr inhaltlich über die Kunst hinaus. Es geht um Fragen der Auslöschung, des Überlebens und des Klimawandels, um den Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt, um den Gegensatz von Kultur (Papier wird ins Wasser getrieben) gegen wilde ungestüme Natur.

 

© Joel Rea

Painting Elevation, 2014 © Joel Rea

 

Großartig wie plüschig das Fell des Tigers aussieht! Trotzdem finde ich, dass diese Akribie die Sicht auf den Inhalt auch verstellt. Wie empfinden Sie das?

Joel Rea (*1983) lebt und arbeitet in Queensland, Australien. 2003 schloss er das Queensland College of Art mit einem Bachelor of Fine Art ab. Seither hat er zahlreiche Preise erhalten und stellt in Australien und international aus.

alle Bilder © Joel Rea

 

Malerei
18. Juli 2016 - 12:40

Vom Urlaub in Tirol zurück, möchte ich den Blog mit zwei Hundehaltern fortsetzen, die ihrer Liebe zum Hund mit visuellen Effekten (VFX) und Photoshop Ausdruck verleihen. Auf Mitch Boyer bin ich zufällig während des Schreibens meines letzten Beitrags über Jeong  Woojae gestoßen und er passt perfekt als Anschlusspost. Vielleicht hab ich auch einen Tipp bekommen - wenn ja, danke - ich kann mich nicht genau erinnern, der erholsame Urlaub hat anscheinend eine Erinnerungslücke hinterlassen.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bläst seinen Dackel zu monumentaler Größe - seinem eigentlichen Charakter und Wesen entsprechend - auf und verarbeitet seine Ergebnisse zu einem Kinderbuch: "Vivian the Dog Moves to Brooklyn". Vivian, der Dackel ist mit seinem Menschen von Albuquerque in New Mexico nach Brooklyn, New York gezogen und erkundet nun die große Stadt. Selbst zu beachtlicher Größe angewachsen, ist New York nicht mehr ganz so groß und bedrohlich! Wird Vivian in der kleinen Stadtwohnung bleiben oder in ihre alte Heimat zurückkehren?

 

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer, er hat sein Projekt über Kickstarter finanziert, will mit seinem Kinderbuch all jenen helfen, die große Veränderungen bewältigen müssen. Alleine in den USA müssen jährlich 5,5 Millionen Kinder zwischen einem und neun Jahren umziehen, das Buch soll mithelfen, ihnen die Veränderung ihrer Lebensumgebung zu erleichtern.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bearbeitet jedes Foto mit visuellen Effekten, die auch bei der Filmproduktion  verwendet werden. Er lebt als Fotograf, Illustrator, Autor und Regisseur in New York.

 

© Mitch Boyer

 

Mick hat natürlich eine Homepage, Vivian eine FB- und Instagram-Seite.

 

Auch Christopher Cline musste mit den Folgen eines Umzugs zurechtkommen. In Minnesota plagte ihn Heimweh nach Virginia. Doch seine Freundin erweiterte ihre Zweisamkeit um Juji, einen Goldendoodle. Mit ihm kam die Freude und die Inspiration zurück, die digital bearbeiteten Fotos ihrer gemeinsamen Abenteuer entstanden.

 

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

 

Chritopher Cline und Juji wurden zur Stars auf Instagram und Facebook.

 

Bilderbuch, Fotografie
29. Juni 2016 - 16:35

Ich bleibe beim Thema Kind und Tier, enge das Thema Tier inhaltlich auf Hund ein und vergrößere diesen gleichzeitig - schon bin ich beim Werk des Koreaners Jeong Woojae (*1983), das vor ein paar Monaten die Blogs quasi flutete.

Jeong Woojaes Gemälde zeigen ein Mädchens mit seinem Chihuahua als verspielten Ausdruck der Bindung zwischen Mensch und Tier. Was auf den ersten Blick auffällt, ist die monumentale Größe des Hundes. Diese über den Realismus hinaus gehende Größe ist das einzig surreale Element der Komposition. Die fotorealistisch gemalten Innen- und Außenräume gehen auf private Fotos Jeongs zurück, die er in Seoul aufgenommen hat. Diese Räume sind nur vom Mädchen und ihrem Hund beseelt und sonst verwaist - ihrer Beziehung gilt das Hauptaugenmerk.

 

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

 

Doch wieso ist der Hund so groß? Ich fasse im Folgenden vereinfacht und gekürzt Jeongs Überlegungen zusammen:

Es geht ihm um eine Darstellung der Tier-Mensch-Beziehung, die sich auch in der Größe der Beteiligten bildlich niederschlägt. Trotz seiner Größe ist der Hund nicht bedrohlich, er wird viel mehr als Beschützer gefeiert. Denn nur oberflächlich betrachtet ist diese Beziehung eine mit menschlicher Überlegenheit. Der Hund erfüllt das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Freundschaft und Zuneigung, auch er beschützt den Menschen. So gesehen ist das Hund-Kind-Verhältnis ein komplementäres, sich ergänzendes.

Jeong meint, dass wir in unserer schnelllebigen Gesellschaft unser Verhältnis zu Tieren neu überdenken und beleben und die Freundschaft und Zuneigung, die sie uns anbieten, annehmen müssen.

Weiters spiegelt das Mädchen das Selbst des Künstlers wieder, seine Angst vor der Verantwortung des Erwachsenwerdens, das Changieren zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit, zwischen Kindheit und Erwachsensein. Seine Gemälde sind also Coming-Of-Age-Malerei.

 

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

© Jeong Woojae

 

Ich bin nicht dafür, Jeongs Bilder sprachlich zu verbrämen und mit Bedeutung anzureichern. Der Maler zeigt, neben einer Hommage an die Hunde, dass er ein technisch perfekter Künstler ist, mit Licht und Schatten spielen kann, die Darstellung von Oberflächenbeschaffenheiten sowie Zentral- und Farbperspektive hervorragend beherrscht. Seine warmen, lichtdurchfluteten Kompositionen sind der malerische Ausdruck der Wärme, die zwischen dem Mädchen und seinem Hund besteht. Und vermutlich genügt es dem Betrachter, der Betrachterin, die Zärtlichkeit, die darin zum Ausdruck kommt, zu genießen.

 

© Jeong Woojae

 

Alle Bilder © Jeong Woojae

 

Malerei
27. Juni 2016 - 14:01

Howl, 2013 © Kevin Peterson

 

Ich freue mich immer ganz besonders, wenn ich von LeserInnen eine Idee für einen Beitrag erhalte. Andrea Antoni hat einen hyperrealistischen Maler für mich gefunden, den ich Ihnen gerne vorstelle. Ich nehme ihn auch zum Anlass, ein paar weitere, ähnliche KünstlerInnen anzuschließen, die schon lange in meiner persönlichen Warteschlange hängen, da ich mir bisher nicht sicher war, ob ich sie Ihnen im Blog zeigen soll.

 

Quest, 2015 © Kevin Peterson

 

Kevin Peterson hat sich auf Darstellungen von Kindern und Tieren spezialisiert, die in urbanen, heruntergekommenen Szenerien - zwischen Graffiti besprühten Hauswänden, geschlossenen Rollläden, Mauern, Abfallmulden - herumstreifen. Die Bilder leben von diesem Kontrast des kindlich und tierlich Unschuldigen mit einer schmutzigen, kaputten Welt. Kinder und Tiere (Füchse, Eis-, Wasch-, Braunbären, Wölfe, die üblichen tierischen Verdächtigen also) gehen und schauen fast immer in die gleiche Richtung, sie scheinen Dinge zu sehen und zu entdecken, die uns verborgen bleiben.

Der Künstler zeigt uns das Erwachsenwerden in einer Welt, die nicht märchenhaft heil ist, in der Traumata, Ängste und Einsamkeit herrschen. Mit Zuversicht und Stärke jedoch soll all dies überwunden werden.

 

Bidding, 2014 © Kevin Peterson

© Kevin Peterson

 

Ich habe nichts gegen foto- oder hyperrealistische Malerei. Ja ich liebe z.B. die Stadtansichten von Richard Estes aus den 70er Jahren: seine New Yorker Straßenzüge in außergewöhnlichen Perspektiven (meist menschen-, immer hundeleer), seine Auslagen mit Spiegelungen usw., die eine fotografische Vorlage meisterlich übersteigern. Obwohl auch Kevin Petersons Bilder von malerischer, handwerklicher Meisterschaft zeugen, erscheinen sie mir vergleichsweise flach. Vermutlich liegt das auch an seiner Darstellung einer unrealistischen Tier-Mensch-Beziehung - einer Vorstellung vom Naheverhältnis oder Verständnis zwischen Tier und Kind -, die für mich geschmäcklerisch und anempfunden ist und an Kitsch grenzt.

Kevin Peterson (*1979 in Elko/Nevada) hat Kunst und Psychologie am Austin College in Sherman/Texas studiert. Er lebt und arbeitet in Houston/Texas. Mehr Arbeiten können Sie auf seiner Homepage oder auf der Homepage der Thinkspace Gallery sehen.

Eine Fußnote für die Musik-Interessierten: Ein Ausschnitt des Bildes "Coalition II" ist auf dem letzten Plattencover der Red Hot Chili Peppers "The Getaway" zu sehen, das am 17. Juni 2016 erschien.

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Coalition II © Kevin Peterson
 

alle Bilder © Kevin Peterson

 

Malerei
23. Juni 2016 - 9:48

Acension, 2016 © Alois Mosbacher

 

In der Galerie Gerersdorfer in Wien ist noch bis zum 9. Juli 2016 die Arbeit "ascension" (2016) von Alois Mosbacher zu sehen. Sie ist Teil der Ausstellung "Paper Work III", die elf österreichische Künstler und Künstlerinnen und ihren individuellen Zugang zum Thema "Arbeiten auf/mit Papier" zeigt. Zu sehen sind Holzschnitte, Mischtechniken, Gouachen, Digitaldruck, Tuschezeichnungen, Papierschnitte, Schachtelbilder sowie Figuren aus Papiermaché.

Galerie Gerersdorfer: Währinger Straße 12, 1090 Wien;

Öffnungszeiten: Donnerstag – Samstag von 11 – 20 Uhr

 

Ausstellung, Zeichnung
20. Juni 2016 - 11:00

Vor ein ein paar Tagen ging die Nachricht vom Aussterben einer Rattenart durch die Medien. Die australische Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte - das einzige am australischen Great Barrier Reef endemische Säugetier - wurde ein Opfer des vom Menschen verursachten Klimawandels. Als Hauptgrund für das Aussterben nennen die Forscher, dass die Insel aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels und zunehmend heftiger werdender Stürme mehrfach überspült wurde. Der Lebensraum und die Nahrungsgrundlage der hauptsächlich pflanzenfressenden Ratten schwand ihnen damit unter den Füßen weg. (vgl. z.B. Der Standard)

Dieser traurige Anlass erinnerte mich an das Bild einer Ratte der US-amerikanischen Künstlerin MF Dondelinger, die das Artensterben in ihren Werken thematisiert.

Die Ord's Kangaroo Rat war 2012 im Wiener Belvedere bei der Ausstellung "Gold" zu sehen. Zur gleichen Serie der "Endangered Species" gehören auch Wölfe.

 

Buchcover Gold und Ords Kangaroo Rat © MF Doendlinger

Mexican Gray Wolf © MF Dondelinger

Red Wolf © MF Dondelinger

 

Seit 2003 beschäftigt sich MF Dondelinger mit der Theorie der traditionellen Ikonenmalerei. In ihrer künstlerischen Praxis verbindet sie die alten Techniken und Konzepte mit zeitgenössischen Themen z.B. des Umwelt- und Artenschutzes. Sie nutzt auch Materialien der alten Meister: Blattgold, Hasenleim, Marmorstaub und Eitempera.

In ihrer "Endangered Species Series" malt sie detailreiche Bilder gefährdeten Tierarten des amerikanischen Süd- und Nordwestens. Dabei trägt sie die Temperafarben und das Blattgold auf Papptellern als Bildträger auf. Dieser ungewöhnliche und billige Malgrund, der im Gegensatz zu den feinen Malmaterialien steht, weist auf unsere Wegwerfgesellschaft, auf die fragile Überlebenschance mancher Arten und auf unsere gedanken- und achtlose Haltung gegenüber diesen vom Aussterben bedrohten Arten hin.

Klimawandel, Lebensraumverlust, Verlust von Wasserressourcen und Einschleppung nicht-heimischer Arten bedrohen den Fortbestand einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten in den westamerikanischen Wüsten. Durch die wertschätzenden und liebevollen Darstellungen lenkt MF Dondelinger die Aufmerksamkeit auf diese wenig beachteten Tiere, die manchmal noch in amerikanischen Hinterhöfen anzutreffen sind.

Zu den Bildern gibt es auch ein Buch. "Modern Icons. The Sacrifice of Endangered Species of the American Southwest". Kurze Texte begleiten jedes Gemälde, beschreiben die Pflanze oder das Tier, seinen Lebensraum und die Ursache für seine Gefährdung.

 

Buchcover Modern Icons © MF Dondelinger

 

In der Serie "Almighty Dollar" malt sie Tiere - von der Honigbiene zum Bengalischen Tiger - deren Lebensbedingungen von Ausbeutung bestimmt sind oder waren auf Geldscheine.

 

Grey Wolf © MF Dondelinger

 

Dieses schöne, inhaltlich vielschichtige Bild "Metamorphosis" malte die Künstlerin für die Biennale in Florenz. Auf ihrer Homepage finden Sie mehrere Detailansichten.

 

Metamorphosis © MF Dondelinger

Metamorphosis (Detail) © MF Dondelinger

 

Nicht zuletzt weil die Tier- und Ikonenmalerin MF Dondelinger auch viele Hunde malt, passt sie gut in meinen Blog. Manche der Hunde, die "Sainted Dogs", haben Heiligenscheine, wie der verstorbene Sammi, der bei ihrer Familie lebte. Andere vierbeinige Freunde sind noch wohlauf.

 

Sammi © MF Dondelinger

Buddy © MF Dondelinger

Focused © MF Dondelinger

My friend © MF Dondelinger

Two Friends © MF Dondelinger

 

FM Dondelinger wurde in Auburn/Kalifornien geboren, sie lebt und arbeitet in Arizona und New Mexico. Sie schreibt auch einen Blog über ihre Arbeit.

alle Bilder © MF Dondelinger

 

Ausstellung, Buch, Malerei
31. Mai 2016 - 9:24

Das, was den meisten von uns vertraut ist, das Spazierengehen mit unserem Hund, hat die Fotografin Brigitte Bauer zum Ausgangspunkt eines Foto-Projektes gemacht. Anlass dafür war die Einladung zu einer Gruppenausstellung, die die französische Landschaft zum Thema hatte. Brigitte Bauer entschied sich dafür, ihre nächste Umgebung in Arles, die sie täglich mit ihrem Hund abgeht, künstlerisch zu untersuchen. Bald verlagerte sich die Aufmerksamkeit von der Landschaft auf Charo, ihren Hund.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Für das Projekt (Dogwalk 2011-2014) ist die Fotografin immer wieder die gleiche Strecke abgegangen und hat dieselben Motive bei verschiedenen Gelegenheiten fotografiert. Es ging um das Wesen des Gehens mit Hund und um das, was man während des Flanierens sieht.

Für die Spaziergänge hat Brigitte Bauer Gegenden ohne Autoverkehr ausgesucht, sodass sich ihre inzwischen 14-jährige Hündin Charo nicht nur frei, sondern auch sicher bewegen konnte. Die Fotografin ist ihr gefolgt und hat sich ihrem Erkundungsrhythmus angepasst. Hunde erfahren ihre Territorien und Reviere mit allen Sinnen, besonders aber nehmen sie Gerüche auf. Da sich Charo beim leinenlosen Umherstreifen nicht an räumliche, vom Menschen vorgegebe Grenzen hielt, verlagerte sich auch Brigitte Bauers Aufmerksamkeit auf das, was die Hündin interessiert hat und dem sie sonst wenig Beachtung schenkt.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Es entstand eine Serie von über 3000 Fotos mit dem Handy, aus denen Brigitte Bauer für die Ausstellung auswählen konnte. Jedes Foto kann allerdings auch als Einzelbild gezeigt werden.

"Dogwalk" und "Charo's video" sind von 1. bis 23. Oktober 2016 beim Parcours de l'Art, Avignon zu sehen.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Brigitte Bauer wurde mit ihren Fotos vom Montagne Sainte-Victoire (1992-94), dem Berg, den schon Cezanne gemalt hat, bekannt. In den folgenden Jahren hat sie sich immer mehr dem alltäglich Unspektakulären zugewandt. Sie näherte sich der Landschaft in Serien mit Kreisverkehren (Rond-Points) und Parkflächen in Stadtzentren oder in der Peripherie an (Aller aux jardins; La ville et le jardin) und konfrontiert unsere Naturvorstellungen mit den sozioökonomischen Veränderungen der Landschaft. Auf den ersten Blick mögen ihre Fotos dokumentarisch wirken, doch der Bildaufbau ist hinsichtlich Farbkomposition, Lichtgestaltung und räumlicher Anordnung der Figuren klar kalkuliert.

Auf ihre Fotoserie "Dogwalk" bin ich auf Fauna & Flora gestoßen. Dort finden sie auch ein Interview mit der Künstlerin.

Zum Abschluss sehen Sie Charo's Video, nicht mit der Hand-, sondern der Hundekamera (Body Cam) gedreht.

 

 

Brigitte Bauer (*1959 in Deutschland) lebt seit 1987 in Arles/Frankreich.

alle Fotos © Brigitte Bauer

 

Ausstellung, Fotografie, Video
25. Mai 2016 - 14:22

Finden sie auch, dass die Fotos von Amy Stein seltsam surreal und artifiziell wirken?

Ihr Eindruck trügt nicht: Denn bei den großformatigen Fotos der Serie "Domesticated" (2005-2009) der US-amerikanischen Fotografin handelt es sich auch nicht um gelungene Schnappschüsse oder dokumentarische photojournalistische Aufnahmen außergewöhnlicher Tier-Mensch-Begegnungen oder Situationen, sondern um inszenierte Fotografien mit Tierpräparaten.

Die New Yorkerin untersucht das Aufeinandertreffen von Tieren mit Menschen bzw. der menschlichen Zivilisation, die immer mehr in die Natur eingreift/übergreift. Sie erkundet die zunehmend durchlässige Grenze zwischen der menschlichen verbauten Umwelt in städtischen Randzonen und der Wildnis.

Gleichzeitig erforscht sie damit unsere paradoxe Beziehung zum Wilden bzw. wilden Tier. Einerseits ist der Mensch von der Freiheit und dem Geheimnisvollen, das es repräsentiert angezogen, andererseits versucht er ständig das Wilde - auch in sich - zu zähmen.

 

High grass © Amy Stein

Predeator © Amy Stein

 

Die dargestellten Szenen basieren auf wahren Begebenheiten, die sich in Matamoros, einer ländlichen Gemeinde in Pennsylvania, zugetragen haben. Dazu hat Amy Stein Erzählungen der Einwohner, kurze Zeitungsmeldungen oder Polizeiberichte herangezogen. Tiere suchen z.B. im menschlichen Abfall nach Nahrung, dringen in den Raum ein, den die Menschen als ihren erachten. Die Tiere ersetzen damit einerseits die Jagd, andererseits werden sie zur Bedrohung.

Die Fotografien der Serie erzählen von dieser Bedrohung, von gefährdeten Menschen in der Nähe ihrer kleinen, bescheidenen Häuser. Die zugrunde liegenden Geschichten sind nur ein Ausgangspunkt für Amy Steins künstlerische Inszenierung, die Fotos demnach Fiktionen, die auf Fakten beruhen.

 

Trasheaters © Amy Stein

Groceries © Amy Stein

 

Eine ausführliche Darstellung von Amy Steins Arbeitsweise habe ich auf fototazo gefunden, wo die Künstlerin in einem Interview drei unterschiedliche Varianten von "Howl" erläutert.

Arbeiter haben ihr berichtet, dass auf einem Parkplatz, der von Laternen beleuchtet wird, heulende Kojoten herumlaufen. Sie hat diese Erzählung zum Anlass genommen, mehrere Fotos mit einem Kojoten-Präparat anzufertigen, wobei sie die Lichtquelle und die Beziehung des Tieres zu diesem Licht näher untersucht. Nehmen die Lichtquellen für den Kojoten die Stelle des Mondes ein, sind sie ein Surrogat für den Mond? Irritiert ihn das künstliche Licht?

 

Howl © Amy Stein

Howl © Amy Stein

Howl © Amy Stein

 

Auf einem Foto sieht man nur den Kojoten und das ausgestrahlte Licht. Der Ausdruck und die Emotionen des Kojoten scheinen hier am stärksten zu sein – obwohl es sich ja auf den drei Aufnahmen um das selbe ausgestopfte Tier handelt. in einem ist die Laterne als Lichtquelle erkennbar, eines balanciert ausgewogen zwischen diesen Ansichten. Bei dieser letzten Ansicht breitet sich das Licht kugelförmig aus und verweist so auf den Mond.

Das Buch zur Fotoserie: Amy Stein, Domesticated, Photolucida, Englisch, ISBN-13: 978-1934334041

 

Buchcover Domesticated

 

Amy Stein (*1970) lebt in Los Angeles. Sie wird von der Robert Koch Gallery in San Francisco vertreten.

Buch, Fotografie
11. Mai 2016 - 9:02

Norbert Schwontkowski wurde spät von der Kunstwelt entdeckt, von mir allerdings noch später. Über Nachrufe habe ich mich dem Werk des 2013 verstorbenen deutschen Künstlers genähert, der als in romantischer Tradition stehender Melancholiker beschrieben wird.

Er geht existenziellen Fragen nach, erzählt Geschichten vom Verlorensein und Sehnen des Menschen. Dabei wirken seine Bilder lakonisch, humorvoll und unprätentiös.

Auch die Hunde sind hineingeworfen in reduzierte Landschaften. Die Streuner fordern einander zum Spielen in einer nebelverhangenen und menschenleeren Bahnhofstristesse auf. Obwohl die Hunde nur aus wenigen krakeligen Strichen bestehen, sind ihre Posen ausdrucksstark.

 

Norbert Schwontkowski, Vegesack, 2006

 

Nimmt dieser Hund die Stelle Dorian Grays ein, wird er sich gerade seiner Existenz bewusst?

 

Norbert Schwontkowski, Dorian Gray, 2011

 

Augenblicke der Aufmerksamkeit sehen wir hier. Die Hunde warten auf die Darbietung des Sängers.

 

Norbert Schwontkowski, Cantor, 2005

Norbert Schwontkowski, Lodz, 2011

 

Norbert Schwontkowski malt in reduzierter Farbigkeit und in einer aufwändigen Nass-in-Nass-Technik. Die Bilder bilden nichts Reales ab, sondern kommen aus dem Inneren, der Empfindung des Künstlers.

Erst mit 55 Jahren wurde Norbert Schwontkowski (*1949) über seine Heimatstadt Bremen hinaus bekannt. Ab 1996 lehrte er in Hamburg, Bremen, Greifswald und Braunschweig.

Einen umfassenden Überblick über Norbert Schwontkowskis Werk können Sie auf der Homepage der Galerie Contemporary Fine Arts - CFA Berlin erhalten. Viel Vergnügen beim Betrachten dieses großartigen malerischen Werks!

 

Malerei