20. Oktober 2014 - 12:05

Dan Witz (*1957 in Chicago/USA) war mir bisher nur als Maler von so genannten Mosh Pits bekannt, beispielsweise des Diptychons "Dogs Fighting" von 2002. Inzwischen habe ich ihn auch als Street-Art-Künstler kennen gelernt, Grund genug, ihn nun vorzustellen. Seine Zusammenarbeit mit PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) sehen sie weiter unten. Bei diesen Arbeiten wird auch deutlich, dass Dan Witz' Malweise nicht nur fotorealistisch, sondern viel mehr augentäuschend ist.

 

Dogs Fighting, Diptychon, 2002, oil and mixed media on canvas © Dan Witz

Dogs Fighting, 2002 © Dan Witz

Dogs Fighting, 2002 © Dan Witz

Running Dogs © Dan Witz

 

Wie viele Künstler interessiert sich auch Dan Witz dafür, was die Gesellschaft verbirgt, wovor sie die Augen verschließt, z.B. dafür, was hinter den verschlossenen Türen der Tierfabriken vor sich geht. Mit dem Beginn der Gesetze gegen Enthüller von Missständen in den USA (anti-whistleblower ag-gag laws) stieg auch Witz' Interesse an der Massentierhaltung und der Ausbeutung der Umwelt. Klimawandel, Abholzung, Artensterben, Wasserverschwendung, Luftverschmuzung, Sterben der Ozeane – all das steht in direktem Zusammenhang mit Fleisch-, Milch- und Eiproduktion.

Als ihn die Tierrechtsorganisation PETA zur Mitarbeit an dem Projekt "Empty the Cages" einlud, sagte er sofort zu. Als Street-Art-Künstler hat er die Möglichkeit die Verbrechen an Tieren durch Interventionen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, die Aufmerksamkeit auf deren Lebensbedingungen zu lenken und einen Dialog über die Frage, wie wir mit Tieren umgehen, zu provozieren.

 

Dan Witz, Empty the Cages 1, Foto: PETA

Dan Witz, Empty the Cages 2, Foto: PETA

Dan Witz, Empty the Cages 3, Foto: PETA

Dan Witz, Empty the Cages 6, Foto: PETA

Dan Witz, Empty the Cages 4, Foto: PETA

Dan Witz, Empty the Cages 5, Foto: PETA

 

Dan Witz malt Hühnerkrallen und Schweineköpfe hinter Gittern, Fenstern und Lüftungsöffnungen und bringt die Trompe-l’œil-Malereien auf Gebäuden an, um auf subtile, aber wirkungsvolle Weise auf die Lebensrealität der "Nutztiere" aufmerksam zu machen. Er erinnert uns an die Millionen Tiere, die tagtäglich für unsere Ernährung in Tierfabriken und Schlachthöfen leiden und sterben. Das "Empty the Cages"-Projekt holt die Tiere nicht nur aus dem Verborgenen, es zeigt auch, dass es in unserer Macht steht, ihr Leid zu beenden, indem wir auf Fleisch verzichten.

Dreißig Arbeiten sind über London verteilt, durch QR-Codes begleitet, die mehr Informationen zum Thema bringen. (Um die Informationen aus einem QR-Code zu lesen, benötigt man lediglich ein Smartphone oder Tablet mit integrierter Kamera sowie eine QR-Code App.)

Dan Witz begann bereits in den späten 70er Jahren Kolibris auf Wände in Manhattan zu malen, Jahre bevor der Begriff "Street Art" überhaupt geprägt wurde und lange bevor Künstler wie Banksy berühmt wurden. Parallel zur Street Art arbeitet er für Galerien und stellt weltweit aus, unter anderem im Museum of Modern Art in New York und im Indianapolis Museum of Art.

Auf der Seite der Johnathan LeVine Gallery gibt es übrigens ein Video, in dem man Dan Witz' Arbeitsweise ungefähr nachvollziehen kann. Auf seiner Homepage gibt es zahlreiche Links zu Interviews und Presse-Berichten. Ich empfehle Ihnen exemplarisch einen neueren, sehr informativen Artikel  auf societé perrier.

Mosh-Pits-Bilder © Dan Witz, Empty the Cages - Fotos © PETA

 

9. Oktober 2014 - 18:00

Als ich kürzlich die Sammlung Titze im Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen sah, fiel mir ein gewaltiges Gemälde auf: gewaltig nicht nur in den Ausmaßen (200 x 340 cm), gewaltig auch hinsichtlich des Eindrucks, den es auf mich machte. Es handelte sich um Adrian Ghenies "The Flight Into Egypt". Ghenies Namen hatte ich schon gehört und im tief im Hinterkopf wusste ich, ich hatte den Künstler auch schon in Zusammenhang mit dem Motiv Hund gespeichert.

 

Adrian Ghenie, The Flight Into Egypt I, 2008

Adrian Ghenie, The Flight Into Egypt, 2008

 

Ghenie beschäftigt sich mit gesellschaftlicher und politischer Macht und deren Missbrauch, mit Ausbeutung, Unterdrückung, erzwungenem Exil und Migration. Besonderes Augenmerk legt er auf totalitäre Regime, wie es auch das Rumänien seiner Kindheit – er ist 1977 geboren - unter Ceausescu war.

Als Geschichtenerzähler schickt er den Betrachter auf eine Zeitreise, ermöglicht ihm einen Blick auf seine Interpretation der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sein besonderes Interesse gilt der Kluft zwischen großer "objektiver" Geschichte und subjektiver Erinnerung, der Widersprüchlichkeit der Aufzeichnung und Erfahrung von Geschichte.

In seinen eigenwilligen, komplexen Kompositionen wechselt er zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Als Ausgangspunkt dienen ihm historische Fotos, Propagandapostkarten der NS-Zeit, Fotos aus dem Internet, Standbilder aus Filmen, alte Möbelkataloge etc. Die Anleihen aus der Kunst- und Filmgeschichte verbindet er mit persönlichen Erinnerungen, die er teilweise auch zu Collagen oder dreidimensionalen Modellen verarbeitet.

Auch Ghenies Technik ist außergewöhnlich: Er bringt mehrere Lagen Farbe auf und kratzt sie anschließend teilweise mit der Stahlspachtel wieder ab, wodurch einmalige Strukturen mit hohem taktilem und materiellem Reiz entstehen. Die Bilder scheinen bereits eine Patina zu besitzen. In seinen düsteren Szenarien beschränkte Ghenie seine Farbpalette zunächst auf Schwarz und Grau sowie dunkles Rot, erst in jüngerer Zeit hellt er sie zunehmend auf.

Durch die unscharfe Gestaltung historischer Figuren entstehen Porträts, die in ihrer Wirkung verfremdet, mysteriös und verstörend sind. Auch wenn sie nur vage ausgeführt sind, sind die Schreckensgestalten des 20. Jahrhunderts unschwer zu erkennen.

 

Adrian Ghenie, The Nightmare, 2007

 

In "The Nightmare" und "The Devil" erkennen wir, obwohl fast als Rückenfigur dargestellt, Adolf Hitler. Sein Bild ist Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Blickt er auf Eva Braun? Befinden sich beide in der Wolfsschanze? Der müde und verschlafen dreinblickende Wolf deutet darauf hin.

 

Adrian Ghenie, The Devil 2, 2010

Adrian Ghenie, The Devil 3, 2010

 

"The Dada Room" ist ein Modell der Ersten Internationale Dada-Messe, die 1920 in Berlin stattfand. Ein deutscher Schäferhund ist als Gemälde präsent. In "Dada Is Dead" verwendet Ghenie ein Foto dieser Dada-Ausstellung als Grundlage sowohl für eine Collage als auch für ein Gemälde.

 

Adrian Ghenie, The Dada Room, 2010, mixed media

Adrian Ghenie, Dada Is Dead, Study, 2009

Adrian Ghenie, Dada Is Dead, 2009

 

Fast als kometenhaft ist Adrian Ghenies Aufstieg in der internationalen Kunstwelt zu bezeichnen. Nachdem er 2001 sein Studium abschloss, wurde sein Werk bereits ab 2006 in Einzelausstellungen in der Schweiz, den USA, Deutschland, Belgien und Großbritannien gezeigt. 2009 erschien eine Monographie im Hatje Cantz Verlag (vergriffen), 2014 ein Bildband mit neueren Werken von 2009-2013. Auf der Verlagsseite finden Sie auch ein sehr informatives Künstlerporträt von Stefanie Gommel.

 

Adrian Ghenie, The Blue Rain, 2009

Adrian Ghenie
Foto von hier

Adrian Ghenie, Foto: Tim van Laere Gallery
Adrian Ghenie, Foto: Tim van Laere Gallery

 

Wenn Sie sich mehr für diesen außergewöhnlichen Künstler interessieren, empfehehle ich exemplarisch die Seiten der Galerie Tim van Laere (viel Bildmaterial) sowie der Galerie Nolan Judin (umfassende Information zum Werk).

alle Bilder © Adrian Ghenie

 

Grafik, Installation, Malerei
30. September 2014 - 18:45

Meg Cranston, Poodle Mix, 2014
Meg Cranston, Poodle Mix, 2014

 

 

Obwohl ich im Juli in Berlin war, habe ich die Ausstellung von Meg Cranston, "Poodle Mix", in der Galerie Michael Janssen versäumt, die mir sicherlich gefallen hätte. Erst kürzlich und zufällig bin ich auf die US-amerikanische Künstlerin aufmerksam geworden.

 

Meg Cranston, Poodle Mix, 2014
Meg Cranston, Poodle Mix, 2014

Meg Cranston, Poodle Mix, 2014
Meg Cranston, Poodle Mix, 2014

 

Scheinbar leicht vereint Meg Cranston Malerei und Collage, wobei sie deckende Farbflächen und Fotos der Populärkultur kombiniert. Was unangestrengt aussieht, ist allerdings theoretisch unterfüttert. Mit der Collage verwendet und anerkennt Meg Cranston ein Medium, dem in der Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts große gesellschaftspolitische Bedeutung zukam. Cranstons semiotischen Verwendung von Farbe, Textur und Form sind eine Anspielung auf die kommerzielle Werbung und die Nutzung der Fotomontage. Weiters spielt sie auf ironische Weise mit der Zeichensprache und Symbolik der US-amerikanischen Alltagskultur, die sie zitiert und umdeutet. Auch das Motiv des Hundes ist nicht zufällig gewählt, es ist universell verständlich, kulturell aufgeladen und lässt Raum für individuelle Assoziationen.

 

Meg Cranston, untitled, 2012
Meg Cranston, untitled, 2012

 

Meg Cranston (*1960) lebt in Los Angeles, ist bildende Künstlerin, Autorin und Kuratorin. Sie hat unter anderem gemeinsam mit John Baldessari ausgestellt und Ausstellungen kuratiert. Weiters ist sie Vorsitzende des Fine Arts Department am Otis College in Los Angeles, an dem sie über zwanzig Jahre Professorin war. Die Künstlerin arbeitet in vielen Medien - Skulptur, Video, Performance, Installationen, Konzeptkunst - und stellt seit 1988 international aus.

alle Bilder © Meg Cranston

 

Ausstellung, Collage, Grafik, Malerei
20. September 2014 - 8:30

Peter Stauss, Extremist, 2010, Foto: Petra Hartl

 

Auf diesen "Extremist", der zur Zeit im Skulpturengarten des 21er Hauses steht, bin ich beim Besuch der Ausstellung "Love Story - Sammlung Anne & Wolfgang Titze" gestoßen. Die Bronzefigur vereint einen Hundekopf und einen menschlichen Körper und lässt aufgrund ihrer Körperhaltung sofort an Rodins "Le Pensuer" denken. Doch der Extremist scheint weniger in Nachdenklichkeit als vielmehr in Lethargie versunken. Gelangweilt blickt er auf die anderen Skulpturen.

 

Peter Stauss, Extremist, 2010, Foto: Petra Hartl

Peter Stauss, Extremist, 2010, Foto: Petra Hartl

 

Erschaffen hat die Skulptur der in Berlin lebende Peter Stauss (*1966). Der Künstler, der aus einer Steinmetz-Familie stammt, beschäftigt sich allerdings auch mit Malerei, wobei er versucht, die "Dreidimensionalität in die Fläche der Leinwand zu zwingen" (Peter Stauss zu Marcus Woeller bei einem Atelierbesuch). Wenn man die Reproduktionen seiner Malereien genau ansieht, bemerkt man, dass die figurativen Teile reliefartig aus der Fläche heraustreten. Auf mich wirken die schlappohrigen Hund-Mensch-Wesen äußerst amüsant, ich mag es, wie gelassen sie unter ihren Hüten und Kappen, von Farbe bespritzt den Bildraum beleben - unbeeindruckt von ihrer abstrakten Umgebung.

 

Peter Stauss, Johannes, 2009, Öl und Wachsrelief auf Sperrholz, Courtesy of Pet
Peter Stauss, Johannes, 2009, Öl und Wachsrelief auf Sperrholz,
Courtesy of Peter Stauss; carlier | gebauer, Berlin

Peter Stauss, Partie (Detail), 2009, Öl und Wachsrelief auf Sperrholz
Peter Stauss, Partie (Detail), 2009, Öl und Wachsrelief auf Sperrholz,
Courtesy of Peter Stauss; carlier | gebauer, Berlin

 

Einen weiteren Einblick in das Werk von Peter Stauss - Plastiken aus Tierdung (!) versetzt mit Acrylbinder - können Sie auf der Homepage der Galerie Heldart sowie auf der Homepage von carlier I gebauer gewinnen.

 

Cover Peter Stauss, Snob, 2014

 

2014 erschien im Kerber Verlag das Buch "Snob", dessen zahlreiche Abbildungen zeigen, wie sich Stauss vom Motiv des Tieres her dem Menschen und über das Prozessuale und Zufällige der Form nähert. Auf der Verlagsseite können Sie auch durch ein paar Seiten des Buches blättern. Stauss, Peter (Hg.): Snob, Kerber Verlag, 2014. ISBN: 978-3-86678-915-9

 

Malerei, Skulptur
5. September 2014 - 13:33

© Benjamin Björklund

 

Dieses wunderbare Aquarell stellt Solomon dar. Solomon lebt - so vermute ich - bei Benjamin Björklund in Trollhattan. Naheliegend, dass er Eingang in das Werk des jungen schwedischen Künstlers findet: als Motiv seiner Aquarelle, Öl- und Acrylmalerei.

 

© Benjamin Björklund

Speedpainting of Solomon © Benjamin Björklund

© Benjamin Björklund

Study for a larger painting © Benjamin Björklund

© Benjamin Björklund

© Benjamin Björklund

© Benjamin Björklund

Solomon © Benjamin Björklund

© Benjamin Björklund

Solomon © Benjamin Björklund

 

Benjamin Björklund malt vor allem Menschen und Tiere (auch Meerschweinchen, Vögel, eine Kuh usw.). Das Kaninchen hab ich wieder für die Kaninchenfreunde unter den LeserInnen in den Blog geschummelt.

 

© Benjamin Björklund

 

Die Abbildungen stammen von Benjamin Björklunds Blog.

alle Bilder © Benjamin Björklund

 

Malerei
1. September 2014 - 20:02

Sie haben es sicher bemerkt: Es ist ruhig geworden in meinem Blog. Aber das wird sich wieder ändern. Ich war allerdings nicht ganz untätig, sondern habe mein erstes Doppelporträt gemalt: zwei wunderschöne Schäferhündinnen aus der Schweiz. Sandra und Tyra standen zwar nicht Modell, aber als Fotovorlage zur Verfügung.

Es war nicht ganz einfach, die beiden auf einem Bild zusammenzuführen, da ich nur zwei Einzelfotos mit unterschiedlichen Aufnahmewinkeln und Lichtsituation hatte, Syndra war noch dazu teilweise von Pflanzen verdeckt. Nachdem ich das frontale Brustbild vorgezeichnet hatte, ging es auch schon ans Malen. Oft beginne ich mit den Augen, aber die Ohren der dunklen Tyra waren einfach zu verführerisch und ausdrucksstark.

 

Syndra und Tyra, Arbeitsprozess 1 © Petra Hartl

Syndra und Tyra, Arbeitsprozess 2 © Petra Hartl

Syndra und Tyra, Arbeitsprozess 3 © Petra Hartl

Syndra und Tyra, Arbeitsprozess 4 © Petra Hartl

Syndra und Tyra, Arbeitsprozess 5 © Petra Hartl

 

Nach vielen Stunden lachten die beiden auch schon von der Staffelei!

 

Syndra und Tyra, fertig! © Petra Hartl

 

Inzwischen ist das Bild gut in der Schweiz angekommen und bereitet dort, so wurde mir versichert, viel Freude!

 

Syndra und Tyra, 2014 © Petra Hartl

 

Meine Arbeit
6. August 2014 - 17:30

Eine Freundin hat mir dieses Bild zukommen lassen. Ich will es Ihnen nicht vorenthalten:

 

Buster Keaton geht mit seinem Hund spazieren
Buster Keaton geht mit seinem Hund spazieren! Foto via Gartenbaukino

 

Fotografie
2. August 2014 - 10:47

Melancholisch gelangweilt sieht Julia Kustodijewa ihren Ehemann beim Modellsitzen an, der fragende Hundeblick widmet sich ihr. Nur ihr Kopf und die Hände sind detailreich und naturalistisch herausgearbeitet, in großzügigen und sehr schwungvollen Pinselstrichen sind jedoch das langhaarige Fell des Hundes, die Ornamentik des Kleides sowie der Hintergrund angelegt. Dieser Gegensatz sowie die Blickrichtungen verleihen dem Bild etwas reizvoll Geheimnisvolles, gerne würde ich mehr über diese Familie erfahren.

 

Boris M. Kustodijew, Porträt der Ehefrau des Künstlers, 1903 © Russisches Museum
Boris M. Kustodijew, Porträt der Ehefrau des Künstlers, 1903 © Russisches Museum

 

Boris M. Kustodijew (1878 - 1927) arbeitete als Maler, Grafiker, Bildhauer und Bühnenbildner. Mitte der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts studierte er im "Astrachaner Künstlerkreis", später bei Repin. Ab 1901 nahm er an Ausstellungen teil. 1909 führte ihn eine Auslandsreise nach Österreich.

Zu sehen ist obiges Gemälde zur Zeit im Wiener Belvedere in der Ausstellung  Silver Age - Russische Kunst in Wien um 1900. Das Belvedere widmet sich der russischen Kunst und den kulturellen Verbindungen zwischen Russland und Österreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Begriff Silbernes Zeitalter bezeichnet die kulturelle Blüte in der russischen Literatur und bildenden Kunst nach 1900 und gilt als Äquivalent zum deutschen Wort Jugendstil. Die Ausstellung zeigt Werke russischer Künstler wie u. a. Michail Vrubel, Valentin Serov, Nicholas Roerich und Boris Kustodijew, die bereits vor mehr als 100 Jahren in Wien zu sehen waren, und veranschaulicht die beiderseitigen Einflüsse dieses kulturellen Austausches in der russischen wie auch in der österreichischen Kunst.

 

Ausstellung, Malerei
23. Juli 2014 - 9:17

Zu den Höhepunkten meines kurzen Berlin-Aufenthalts zählte sicher der Besuch der Liebermann-Villa am Wannsee. Die Villa ist als Museum geöffnet und zeigt neben einer Dauerausstellung mit Gemälden des Künstlers kleine Sonderausstellungen; bis zum 31. August 2014 wird etwa "Max Liebermann - Die Heckengärten" gezeigt.

Max Liebermann (1847-1935) gilt als einer der wichtigsten deutschen Wegbereiter der modernen Malerei. Nicht nur in seiner Malerei sondern auch als Mitbegründer und Vorsitzender der Berliner Secession und als Präsident der Preußischen Akademie der Künste kämpfte er gegen einen erstarrten Akademismus.

1909 ließ er sich ein Sommerhaus am Wannsee bauen, den Garten gestaltete er gemeinsam mit Alfred Lichtwark, der Direktor der Hamburger Kunsthalle und begeisterter Gartenreformer war. Liebermann und Lichtwark teilten das Gartengrundstück in unterschiedliche Gartenräume und erschufen in Verbindung mit der klassizistischen Villa des Architekten Paul Otto Baumgarten ein blühendes Refugium für den Künstler. Mehr als 200 Gemälde entstanden in der Villa, in der Max LIebermann bis zu seinem Tod 1935 die Sommermonate verbrachte.

 

Max-Liebermann-Villa, Foto: Petra Hartl

Max-Liebermann-Villa, Garten, Foto: Petra Hartl

Max-Liebermann-Villa, Garten, Foto: Petra Hartl

 

Neben vielen Gemälden mit Gartenmotiv wird in der Ausstellung auch das Bild unten gezeigt, das sozusagen diesen Blogeintrag rechtfertigt: "Der Künstler skizzierend im Kreise seiner Familie" von 1926. Nahezu im Zentrum des Bildes: der Dackel der Familie!

 

Max Liebermann, Der Künstler skizzierend im Kreise seiner Familie (1926), Foto:

 

Vielleicht ist es derselbe Dackel "Männe", den Max Liebermann auf diesem Foto im Arm hält.

 

Max Liebermann mit Dackel Männe (1932) © ullstein bild

 

Ich habe übrigens schon vor etlichen Monaten in diesem Blog über die Dackelbilder Max Liebermanns berichtet. Wie schön, dass ich endlich gesehen habe, wo Männe und seine ArtgenossInnen während der Sommermonate herumgesprungen und -gelegen sind.

 

Ausstellung, Malerei
20. Juli 2014 - 9:11

Bis heute zählt Rembrandt Bugatti (1884–1916), der Bruder des legendären Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti, zu den künstlerisch eigenständigsten Bildhauern des frühen 20. Jahrhunderts. Er schuf in seinem kurzen Leben ein über 300 Werke umfassendes Gesamtwerk, das in seiner Intensität und Formenvielfalt einzigartig ist. Dabei war er ein scharfsinniger Beobachter und hielt in seinen meisterlichen Plastiken den Eindruck echten Lebens fest.

Schon als Jugendlicher hatte Rembrandt Bugatti zu seinem lebenslangen Thema gefunden: dem Tier. Hatte er zunächst noch vor allem Kühe modelliert, so fand er später in den Zoologischen Gärten von Paris und Antwerpen exotischere Modelle: Tiere wie Ameisenbären, Tapire und Marabus, Yaks, Sekretärvögel und Känguruhs werden bei Bugatti zum ersten Mal in der europäischen Kunstgeschichte überhaupt zum Gegenstand der Bildhauerei. Nach einer Phase intensiver Beobachtung modellierte er fast alle Skulpturen direkt vor dem Tier selbst.

 

Rembrandt Bugatti mit Modell im Zoo Antwerpen Foto: Rembrandt Bugatti Conservato
Rembrandt Bugatti mit Modell im Zoo Antwerpen
Foto: Rembrandt Bugatti Conservato

Rembrandt Bugatti Laufender Panther (Panthère marchant), um 1904 Bronze 21 x 53
Rembrandt Bugatti, Laufender Panther (Panthère marchant), um 1904,
Bronze 21 x 53 x 12 cm, Privatsammlung, Foto: Peter John Gates

 

Bugatti, der vorzügliche Verbindungen zum Zoo in Antwerpen hatte, durfte sich auch Tiere ausleihen, die so lange bei ihm wohnten, bis er die Tiere aus Plastilin nachgebildet hatte, dann kamen die Plastilinmodelle in die Gießerei. Sowohl in Paris als auch in Antwerpen hatte er auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten Zutritt zu den Gehegen. Er beobachtete die Tiere oft wochenlang, bevor er sie modellierte. Im Oktober 1914 besetzen die Deutschen Antwerpen, der Zoo wurde geschlossen und zum belgisch-französischen Lazarett umfunktioniert. Viele seiner geliebten Tiere - es mangelte an Betreuung und Futter - wurden getötet. Bugatti meldete sich beim belgischen Roten Kreuz und wurde direkt mit den Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs konfrontiert. Selbst krank, verfiel er in Depression, reiste 1915 nach Paris und nahm sich 31-jährig am 8. Jänner 1916 das Leben.

Doch nicht nur den Zootieren galt sein Interesse. Auch seinen eigenen Dackel namens "Wurst" verewigte er in Bronze.
 

Rembrandt Bugatti Dackel, „mein Hund Wurst“ (Basset, „mon chien Wurst“), um 1905
Rembrandt Bugatti: Dackel, "mein Hund Wurst" (Basset, "mon chien Wurst"),
um 1905, Bronze 26 x 53 x 17 cm, Privatsammlung, Foto: Ken Adlard

Rembrandt Bugatti Ausstellungsansicht Alte Nationalgalerie Foto: David von Becke
Rembrandt Bugatti: Ausstellungsansicht Alte Nationalgalerie, Foto: David von Becker

 

In der Alten Nationalgalerie in Berlin findet noch bis zum 27. Juli 2014 die erste große museale Einzelausstellung Rembrandt Bugattis mit über 80 Plastiken statt.

Quellen: Homepage Alte Nationalgalerie und Pressemappe sowie Weltkunst 84/2014,/Sonderveröffentlichung des ZEIT Kunstverlags

 

Ausstellung, Skulptur