16. Oktober 2015 - 13:34

Eine Gruppe mit Hunden und ihren Haltern vor dem Kunstmuseum © Presseamt Bochum/
Eine Gruppe mit Hunden und ihren Haltern vor dem Kunstmuseum
© Presseamt Bochum/Lutz Leitmann

Foto Kunstmuseum Bochum

 

Kunstsinnige Vierbeiner, die noch dazu sozial verträglich und leinengängig sind, können mit ihren HalterInnen die Exponate rund um das Kunstmuseum Bochum begutachten.

Ob das geht, und was Bildsprache und Tierverhalten gemein haben, versucht Dr. Claudia Posca (Kunsthistorikerin und Hundetrainerin) herauszufinden. Der gemeinsame Spaziergang zu den Skulpturen im öffentlichen Raum lädt dazu ein, neue Wege der visuellen Kommunikation auszuprobieren. Frau Dr. Posca schreibt übrigens auch einen Blog über die Kunst im Ruhrgebiet.

Termine auf der Veranstaltungsseite des Kunstmuseum Bochum.

Nächste Termine: 22. Oktober 2015 (Treffpunkt Weitmar/Situation Kunst), 26. November 2015 und 10. Dezember 2015 (Treffpunkt Kunstmuseum), jeweils 17 Uhr.

Frau Dr. Posca bietet ihre erlebnisorientierte Kunstvermittlung auch im Skulpturen-Park vor den Toren der Flottmann-Hallen Herne an. Termine dazu finden Sie hier.

Natürlich geht es bei den gemeinsamen Spaziergängen nicht darum Hunde für die Kunst zu sensibilisieren, sondern darum, die Hundehalterinnen aufzufordern, nicht nur die Kunstwerke, sondern auch ihre Vierbeiner, ihre Körpersprache und Bedürfnisse, genau zu beobachten. Dazu bietet Claudia Posca Schnüffel- und kleine Beobachtungsspiele rund um die Skulpturen an. Näheres dazu finden Sie auch in einem Beitrag der Westdeutschen Zeitung.

Herzlichen Dank an Susanne Boecker für diesen interessanten Tipp.

 

13. Oktober 2015 - 15:32

Hundefotografie boomt! Es wäre durchaus möglich über Wochen und Monate täglich einen Fotografen oder eine Fotografin vorzustellen, die Hunde in hoher Qualität porträtieren. Meistens verzichte ich darauf, wenn es nicht einen speziellen Aspekt gibt, der mich besonders anspricht.

Diesen Aspekt gibt es bei Paul Croes und zwar in der Verwendung von Accessoires, mit denen er die Hunde inszeniert. Mit Paul Croes werfe ich auch meine Haltung über Bord, keine bekleideten Hunde zu präsentieren. Die Fotoserien - Behind eyes - auf seiner Homepage haben mich sofort begeistert und es war sehr schwer eine Bildauswahl für den Blog zu treffen. (Am besten selbst durchklicken). Mein Lieblingsbild zeigt Manolita.

 

Manolita © Paul Croes

 

Sieht Manolita nicht wie eine afrikanische Königin aus? Ihr Leopardenschal changiert zwischen Überhöhung und ironischem Kommentar. Wie präzise die Schalenden in den Beinen ihre Fortsetzung finden - hier ist ein formaler Perfektionist am Werk, der gleichzeitig alles spielend leicht aussehen lässt. Wir HundekennerInnen sehen allerdings, dass Manolita die Ohren zurücklegt. Ganz geheuer ist ihr das Studio-Setting wohl nicht.

Paul Croes gelingt es mit ganz wenigen ergänzenden Objekten das Wesen, die Individualität der Hunde zu verstärken! Dabei legt er eine bemerkenswerte Sensibilität bei der Auswahl der Requisiten an den Tag! Hund und Requisit ergänzen einander in der Persönlichkeit (die Zartheit und Zerbrechlichkeit Mimos wird durch die Halskrause gestützt), der Farbe (und Inszenierung ihres Namens bei Fleur), der Oberflächenstruktur (der faltige Jazz mit dem Faltenwurf des Tuches) oder in der Stofflichkeit (der Welsh Terrier, der fast selbst wie ein Plüschhund wirkt).

 

Mimo © Paul Croes

K3 © Paul Croes

Yanos © Paul Croes

Kate © Paul Croes

Fleur © Paul Croes

Jazz © Paul Croes

Welsh Terriers © Paul Croes

 

Bronte unten ist nur ein Beispiel dafür, wie großartig auch Paul Croes Hundeporträts ohne Requisiten sind, doch die sind heute nicht mein Thema.

 

Bronte © Paul Croes

 

Der Grat zwischen Bekleiden und Verkleiden, dem Unterstreichen der Persönlichkeit des Tieres und seinem Lächerlichmachen ist ein sehr schmaler. Auf der FB-Seite von Paul Croes geht’s schon "wilder" zu als auf seiner Homepage, wird er meines Erachtens manchmal überschritten. Viele Hunde sind mit Perücken und Kopfbedeckungen zu sehen, die Verkleidungen nahe kommen und den Hund - wenn nicht als Lachnummer, so doch als Schmunzelnummer - funktionalisieren. Natürlich beweist Croes auch hier großes formales Geschick! Ich habe hier nur die harmloseren Kopfbedeckungen ausgesucht (also nicht die Mützen mit gestricktem Rentiergeweih!).

Zugegeben, dieser liebenswerte Kerl unter seiner Ohrenmütze bringt mich zum Schmunzeln. Bin ich humorlos, wenn ich meinem eigenen Schmunzeln kritisch gegenüberstehe?

 

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

 

Ob dieser Hund wohl im Sherwood Forest lebt? Das Foto gehört zu den Lieblingsfotos von Andrea Antoni, die mich auf Paul Croes aufmerksam gemacht hat. Vielen Dank für diesen großartigen Tipp!

 

© Paul Croes

 

Wenn man das Internet durchsucht (Suchbegriffe z.B. dog hat), wird schnell klar: Croes ist ein sehr bekannter und beliebter Fotograf. Vermutlich haben seine Wollhauben-Fotos einen wahren Strickwahn, wenn nicht ausgelöst, so doch verstärkt. Mit erschreckenden Ergebnissen. Die armen Hunde, die so herumlaufen müssen....

Auch ich habe vor vielen Jahren meine inzwischen verstorbene Hündin Lucy mit Baskenmütze fotografiert (auf einem Sockel sitzend!), ich denke nur ungern daran zurück. Halloween steht vor der Tür, die kostümierten Hunde werden das Internet wieder überschwemmen, dann kommt die Faschingszeit... Unwahrscheinlich, dass sich Hunde in einem Skelett- oder Star-Wars-Kostüm wohlfühlen. Bin ich eine Spaßbremse? Wie halten Sie es mit dem Ausstaffieren ihres Vierbeiners? Wo verläuft bei ihnen die Grenze zwischen einem lustigen Foto und Entwürdigung?

alle Fotos © Paul Croes

 

LeserInnen empfehlen, Fotografie
8. Oktober 2015 - 17:30

Das ist Ovidiu Anton! Der in Wien lebende rumänische Künstler (*1982 in Timişoara) setzt sich unter anderem mit den politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten Rumäniens auseinander. Fast zwangsläufig kommen da Hunde vor.

 

Ovidiu Anton, Foto: Hanna Noller

 

Erst kürzlich erhielt er für das Projekt "How I miss Bucharest or The Journey of a Dog’s Life" gemeinsam mit Alexandru Bălășescu den Hauptpreis des Ideenwettbewerbs "Create Your Bucharest". Der Wettbewerb suchte nach neuen Impulsen für die rumänische Metropole, die von unterschiedlichen kulturellen, historischen und politischen Einflüssen geprägt ist und die derzeit in einem Prozess des Wandels steht.

Die vor wenigen Tagen im MAK zu Ende gegangenen Ausstellung "Mapping Bucharest: Art, Memory, and Revolution 1916-2016" beleuchtete nicht nur das Potenzial der rumänischen Kunstszene, sie zeigte auch die zehn prämierten Beiträge des Wettbewerbs.

Ovidiu Anton und Alexandru Bălășescu erkunden in ihrem geplanten Videoprojekt das heutige Bukarest, indem sie die gegensätzlichen Lebensgeschichten zweier Stadthunde dokumentieren. Die Erzählung entwickelt sich als Auseinandersetzung mit kritischen und traumatischen Erfahrungen wie Mobilität, Exil, Eigentum, Überwachung, Urbanismus und Zugehörigkeit.

 

"Die Geschichte des heutigen Bukarests zu erkunden, indem die gegensätzlichen Leben von zwei Stadthunden nacherzählt werden, ist eine ungewöhnlich eloquente, prägnante und originelle Form der Auseinandersetzung mit kritischen und oft schmerzhaften Themen wie Mobilität, Exil, Eigentum, Überwachung, Urbanismus und Zugehörigkeit. Ein Hund wurde als Streuner in Bukarest geboren und nach Wien adoptiert. Der andere reist mit seinen Wiener Besitzern als Haustier nach Bukarest und landet auf der Straße. Das Schicksal beider Hunde wirkt als Metapher für die Launen und Versprechen des täglichen Lebens in der Stadt." (aus der Jury-Begründung)

 

Wenn ich es richtig verstanden habe, handelt sich es bei dieser Arbeit um ein Projekt, das noch nicht durchgeführt wurde. Ich hoffe natürlich, dass es dabei bleibt und es nicht wirklich einen Hundehalter gibt, der seinen Hund in Bukarest aussetzt.

Bereits 2008 hat Ovidiu Anton bei dem Videoprojekt "Stray Dogs Love Flags" mit Straßenhunden gearbeitet.

Auf seiner Homepage beschreibt der Künstler die Hintergründe zu seiner Arbeit, ich gebe seine Ausführungen hier kurz wieder:

Seit den 1980er Jahren leben in Bukarest unzählige Straßenhunde. Nicolae Ceausescu ließ damals viele Häuser abreißen, um seine ehrgeizigen Großbauprojekte realisieren zu können. Die ehemaligen BewohnerInnen wurden in Sozialwohnungen umgesiedelt, die zu klein waren, um Hunde zu halten. Weiters wurden von staatlicher Seite hohe Gebühren für die Genehmigung zur Hundehaltung eingehoben, die sich die Bevölkerung nicht leisten konnte, sodass sie die Hunde auf den Straßen zurückließ. In der Folge wurden die Hunderudel immer größer, durch unkontrollierte Vermehrung lebten bald 200 000 Straßenhunde in Bukarest. Die Stadt wurde zum Synonym für diese Streuner.

Am Beginn der 1990er Jahre war die Situation unkontrollierbar geworden. Die Stadtregierung begann die Hunde einzufangen und mit Strychnin zu töten, was zu großen internationalen Protesten führte. Heute ist man dazu übergegangen die Hunde einzufangen und zu kastrieren.

Rumänien ist seit 2004 NATO-Mitglied. Man erwartete sich vom Beitritt einerseits ausländische Investitionen, andererseits einen Schritt von der Diktatur hin zur Demokratie. Im April 2008 fand der 20. NATO-Gipfel in Bukarest statt. Bestimmte Teile der Stadtteile wurden zu Sicherheitszonen erklärt und für die Öffentlichkeit gesperrt. Neben einer sichtbar hohen Polizeipräsenz, gab es im Vorfeld Anstrengungen die Stadt zu säubern. So wurden nicht nur Parks gereinigt und Häuser gestrichen, sondern auch die Straßenhunde eingefangen und an unbekannte Orte gebracht. Es gab keine Demonstrationen, weder gegen die Militarisierung und die kapitalistische Ausbeutung noch gegen Bush oder Putin.

Aber ein paar Hunde "protestierten". Ovidiu Anton gab ein paar Straßenhunden in Bukarest eine gestohlene Nato-Flagge, die er zuvor mit Wurstgeruch präpariert hatte.

 

Stray Dogs Love Flags © Ovidiu Anton

 

 

"For the exhibition project Archive In Residence Vienna-Bucharest during this summit I found a pack of dogs in the city centre that I gave a stolen NATO flag. I prepared it with sausage-flavour beforehand. They immediately smelt and loved that dark blue piece of cloth with its white compass rose. The video shows the alpha-dog taking and ripping the flag infront the other members of the pack. There‘s also a private security guy involved, who is usually there to protect the property. A real deep-political comedy!" (Ovidiu Anton hier)

 

 

Stray Dogs Love Flags © Ovidiu Anton

Stray Dogs Love Flags © Ovidiu Anton

 

Ovidiu Anton verwendet Hunde nicht, um auf die deren Lebensbedingungen aufmerksam zu machen, sie fungieren. vielmehr als Metaphern, die seine Gesellschaftskritik transportieren. Ortsspezifischer Kontext und gesellschaftliche Fragen, die mit diesem Ort in Verbindung stehen, prägen sein Werk (so setzt er sich auch mit der Koexistenz von Mensch und Tier im öffentlichen Raum am Beispiel der Katzen in Istanbul auseinander).

Wie die Situation der Straßenhunde in Rumänen zur Zeit aussieht, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist jedenfalls, dass es sowohl städtische als auch private Tierheime gibt. Meine Hedy ist aus einem privaten Tierheim in Reghin. Eine gute Gelegenheit wieder ein Hedy-Foto in meinen Blog einzubauen. Wie sie sehen, passt es nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. (Hedy ist übrigens das kleine Husky-Mädchen).

 

Tashi und Hedy, Foto: Helmut Singer

 

Projektfotos © Ovidiu Anton

 

Ausstellung, Video
30. September 2015 - 12:51

Kaiserin Elisabeth mit Dogge © Neumeister Auktionen, Foto Chr. Mitko
Kaiserin Elisabeth mit Dogge © Neumeister Auktionen, Foto Chr. Mitko

 

Diese Blicke- wunderbar! Dazu noch ein Gemälde ganz in Grautönen gehalten, wie es mir besonders gefällt.

Leider ist es mir nicht gelungen herauszufinden, wer dieses Doppelporträt – es zeigt Kaiserin Elisabeth und ihre Dogge – gemalt hat. Vielleicht wissen Sie ja Näheres!

Zu sehen ist dieses Gemälde noch bis zum 15. November 2015 in der Sonderausstellung "... aus kaiserlichem Nachlass" im Audienzwartesaal der Kaiserappartements in Wien. Sollten Sie also in den nächsten Wochen nach Wien kommen, wäre dieses Bild wohl einen Abstecher wert. Es wurde im Herbst 2014 beim Auktionshaus Neumeister in München gemeinsam mit acht anderen Werken erstanden und stammt aus kaiserlichem Nachlass. Nach über 100 Jahren kehrt es nun sorgfältig restauriert nach Wien zurück. Bevor die angekauften Werke den Räumen des Kaisers in der Wiener Hofburg und im Schloss Schönbrunn ihr ursprüngliches Flair zurückgeben, können sie aus nächster Nähe betrachtet werden.

Weiter Informationen zur Ausstellung finden sie hier.

 

Ausstellung, Malerei
25. September 2015 - 12:34

Foto © Dox in focus

 

Hätten wir doch auch nur die Kraft und den Schwung, den der Hund auf dieser Fotografie ausstrahlt! Das Fotografen-Duo "Dox in focus" zeichnet für diese atemberaubende Momentaufnahme verantwortlich. Bei ihren Hundeporträts gelingt es den beiden, den Hund in seiner ganzen Individualität zu zeigen. Unter "Dox in focus" firmieren die Fotografen Stephanie Schmidt und Matthias Cameran, deren Fotografien eins gemein haben: sie geben den Charakter des Tieres wieder. Ihr Augenmerk liegt auf authentischen Aufnahmen des Hundes, deshalb verzichten sie ganz bewusst auf Inszenierungen und Stilmittel, die der Verniedlichung oder Vermenschlichung dienen. Hund darf in ihren Fotografien Hund sein!

Vielleicht wohnen Sie ja in Koblenz oder Umgebung? Dann haben sie die Gelegenheit eine Auswahl ihrer dynamischen Hundeporträts vor Ort zu sehen. Denn die Kunstgalerie SCHAUstudio ist auf den Hund gekommen und präsentiert am 31. Oktober 2015 Werke, die nicht nur für Kunstliebhaber, sondern vor allem für Hundefreunde und Hundeliebhaber interessant sind. Ab 19.00 Uhr sind Hund und Herrchen, Hund und Frauchen dazu eingeladen, das SCHAUstudio zu besuchen und die Künstler kennenzulernen.

Neben den Hundefotografien von "Dox in focus" werden an diesem Abend ausgewählte Arbeiten gezeigt, die das Thema artgerecht komplementieren - darunter ein Gemälde des Künstlers René von Boch sowie Zeichnungen von Wolfgang Thelen.

 

11. September 2015 - 9:20

Eichenlaub, 2012 © Martin Praska

 

Ich möchte am liebsten Hingreifen auf die Porzellanhunde, die Martin Praska mit unglaublicher Meisterschaft malt. Zugegebenermaßen imponiert mir das gewaltig (der Glanz, die Lichtreflexe, die Oberflächenbeschaffenheit).

 

968, aaaxbbb, 2012 © Martin Praska

 

Damit ich aber nicht auf die Idee komme, hier würde naturalistisch und illusionistisch Realität vorgetäuscht, bricht Praska seine Bilder durch Hinzufügen und Überlagern von ungegenständlichen Bereichen und comicähnlichen Stilisierungen, kombiniert er figurative und abstrakte Teile. Frauensilhouetten mit Mona-Lisa-Gesicht finden sich ebenso wie fotorealistisch gemalte Porzellanfrauen und Frauen mit Porzellanteint. Amorphe Teile und Popart-Blümchen, Flächiges und Lineares stehen nebeneinander. Die "expressiven" Bereiche sind präzise und mit Bedacht gesetzt. In diesem Sinn sind seine montageartig komponierten Gemälde illusionsentlarvend.

 

… ein naturalistisches Abbild wird plötzlich eingebunden in einen abstrakten, ornamentalen Zusammenhang. Und damit kippt plötzlich das Naturalistische selbst ins Abstrakte. Ein Bildmechanismus geht in einen anderen über. Ich komme von der sinnvollen Darstellung weg zu einer Sinnhaftigkeit per se. Nicht mehr das Dargestellte, sondern das Bild ist Wirklichkeit geworden. (zit. n. Martin Praska, Heilige & Huren. Krieger & Familienväter)

 

Martin Praska ist ein fleißiger Maler! Eine Auswahl (immer noch sehr viele) seiner Arbeiten finden Sie chronologisch geordnet auf seiner Homepage. Ich habe für Sie nur die Bilder mit Hunden, in Praskas Fall von Porzellanfigürchen in Hundegestalt, ausgesucht, doch auch an diesen lässt sich seine Methode des Zusammenfügens, Zitierens und Reflektierens gut ausmachen: Sigmar Polke und David Hockney springen uns entgegen, die Leipziger Schule lässt grüßen.

 

German Jungle, 2010 © Martin Praska

Baby Dog«s Mum, 2010 © Martin Praska

Adam und Eva, 2009 © Martin Praska

Wilde Buben für den Buben, 2009 © Martin Praska

Die vier Mezzosoprane - Doggy style, 2009 © Martin Praska

Dog and Dope, 2009 © Martin Praska

Passion Christinas, 2008 © Martin Praska

Pause von der Siesta - Doggy style, 2008 © Martin Praska

Romantik - Doggy style, 2008 © Martin Praska

Weites Land - Doggy style, 2008 © Martin Praska

Ursache und Wirkung, 2007 © Martin Praska

Frau Fröhlich, 2006 © Martin Praska

Frau Fromm, 2006 © Martin Praska

 

Vermutlich hat Martin Praska kein Naheverhältnis zu Hunden, ihn interessiert an den Porzellannippes das Kitschige, das Spießbürgerliche und Triviale, das sie vermitteln. Er parodiert und sublimiert in einem ironisch-humorvollen Stilmix deren ästhetische und inhaltliche Eindeutigkeit.

 

Kitsch ist – zu Ende gedacht – die pathetisch verbrämte ästhetische Eindimensionalität, nichts weniger als ästhetischer Totalitarismus. Dem gegenüber stellt aber die Verwendung all dieser in ihrer Singularität eher erbärmlichen Stilmittel zusammen genommen eine klare Bewusstseinserweiterung dar, ein gegeneinander Ausspielen, Ergänzen und Relativieren von sich widersprechenden Aussagen, kurz: eine zeitgemäße Ausrichtung der Malerei an einer unorthodoxen, undogmatischen und nicht-reduktionistischen Wahrnehmung. (zit. n. Martin Praska, Topfenknödel, Kunst und Schopenhauer)

 

Den Bären unten (an die Liebe denkend) musste ich Ihnen einfach zeigen, der Hase (an die Schönheit denkend) ist wieder für die Hasenfreunde unter meinen Leserinnen und Lesern.

 

Bär, an die Liebe denkend, 2007 © Martin Praska

Hase, an die Schönheit denkend, 2007 © Martin Praska

 

Martin Praska (*1963 in Wiesloch bei Heidelberg/D) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er lebt und arbeitet in Wien.

Noch bis zum 10. Oktober 2015 stellt er in der Galerie Welz Salzburg aus.

alle Bilder © Martin Praska

 

Ausstellung, Malerei
13. August 2015 - 18:20

Chien de nuit, 2015 © Yan Pei-Ming

 

Mit kompaktem Körper und weit aufgerissenem Maul blickt uns dieser Hund der Nacht in schwarz-weißer Zweifarbigkeit, nur sparsam ergänzt durch die rote Zunge, frontal entgegen. Wir sehen weder beschwichtigendes Gähnen noch die bedrohende Geste des Zähnefletschens, vielmehr scheint der Hund aufzuschreien. Greift der kraftvolle Körper an oder weicht er verteidigend zurück?

Aggression wird meines Erachtens eher durch die pastose Malweise des Tieres und des Hintergrunds mit gestischen energischen Pinselstrichen und über das monumentale Bildformat erzeugt als primär über eine eindeutige Körpersprache.

Zu sehen ist dieses Gemälde zur Zeit in der Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg, wo die erste Einzelausstellung - "Aggressive Beauty“ - des Malers Yan Pei-Ming stattfindet.

 

Tigres et vautours, 2015 © Yan Pei-Ming

 

Für seine Ausstellung Aggressive Beauty greift Yan Pei-Ming bewusst sehr unterschiedliche Themen auf. Bedeutende Figuren der Religions- und der Kunstgeschichte zeigen sich hier neben wilden Tieren. Zwischen diesen visuell sehr verschiedenartigen und auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinenden Motiven findet man dennoch ein zentrales, verbindendes Element: die Macht und die Kraft. Die Sujets bringen eine zurückhaltende Stärke und unmittelbare Brutalität zum Ausdruck, ehe sie den Betrachter verführen oder gar in ihren unwiderstehlichen Bann reißen. (zit. nach Galerie Ropac)

 

Der chinesische Künstler Yan Pei-Ming lebt und arbeitet seit mehr als dreißig Jahren in Dijon und Paris.

Die Ausstellung "Aggressive Beauty" ist noch bis zum 26. August in der Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg (Mirabellplatz 2) zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10-18 Uhr

 

Ausstellung, Malerei
7. August 2015 - 15:30

Der springende Punkt © Julia Abt

 

Nur durch die Anregung meiner Freundin Anke Dilé Wissing bin ich auf eine Künstlerin gestoßen, die ganz wundervolle Pastelle von Hunden anfertigt. Die Autodidaktin scheut die Öffentlichkeit, stellt nicht aus und hat keine Homepage. Trotzdem hat sie es mir erlaubt, ein paar ihrer Werke auf meinem Blog zu zeigen. Die Hundeporträts sind nur ein kleiner Teil ihrer Arbeiten, aber sie liegen ihr sehr am Herzen. Da sie alle Vierbeiner liebt, galoppiert In fast all ihren Bildern ein Pferd, liegt eine Katze.

Julia Abt malt und zeichnet seit ihrer Kindheit mit großer Leidenschaft. Sie hat viele Materialien ausprobiert, bis sie nach vielen Jahren zu den Pastellkreiden fand, die sie lange als zu fein und fragil für ihre künstlerischen Absichten hielt. Ein Zufall kam ihr zu Hilfe, als sie für eine Skizze nichts außer einigen Krümeln uralter Pastellfarben zur Hand hatte. Das Ergebnis hatte sie so positiv überrascht, dass die Kreiden seither bei den Porträts ihre erste Wahl waren.

 

Cayenne © Julia Abt

Mein Lächeln © Julia Abt

 

Am liebsten arbeite ich mit den ganz weichen Kreiden. Tatsächlich feile ich auch diese vorsichtig an. Häufig breche ich auch die Kreiden, um so unterschiedliche Kanten zu erhalten, mit denen auch sehr feine Linien zu erzielen sind. Ist das immer noch nicht präzise genug (z.B. im Bereich der Augen), lege ich einzelne Farbkörner an den rechten Ort und drücke sie mit einem Stecknadelkopf fest. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein winziger Punkt, ein beinahe zufällig verlorener Krümel Farbe, ein ganzes Bild erstrahlen lässt - das liebe ich an Pastell!

 

Adelle © Julia Abt

 

Um einzelnen Bereichen, wie beispielsweise Nase und Augen, Leben einzuhauchen, arbeitet sie mit vielen verschiedenen Farbtönen. Bei "Adelle" sind mehr als acht Farbtöne (von einem gedeckten Braun bis hin zu einem hellen Zitronengelb) im Bereich des Auges verarbeitet. Manch eine Farbe ist nur hauchzart vertreten und bringt dennoch den entscheidenden Unterschied. Viele Farben sind auch übereinander gelegt, um eine noch lebendigere Wirkung zu erzielen. Doch Julia Abts Arbeitsweise ist nicht nur zart und filigran, manchmal klopft sie die Kreiden auch kräftig auf das Papier wie bei den Haaren, um Struktur zu erhalten.

 

Mich fasziniert, wie eine einzige Welle am rechten Fleck das ganze Haar zum Springen bring. Mich fasziniert auch, wie ein kleines Highlight, da oder dort an Mund und Nase gesetzt, den ganzen Ausdruck verändert.

 

Julia Abt sitzt lange vor ihren Hundeporträts, blickt sie so lange an bis sie zurückblicken. Dann weiß sie, dass es genug ist. Es ist ein Abschiednehmen, wenn sie ihre Werke nach Stunden, Tagen, Wochen weggibt.

 

Ich bemühe mich so sehr, den Witz, die Sanftmut, den feurigen Charakter in die Bilder zu bringen, dass ich mich stark einlebe und es mir vorkommt, als würde tatsächlich ein guter Freund das Haus verlassen.

 

Obwohl die Arbeiten nach Fotos entstehen, sind die detaillierten Porträts viel mehr als bloße naturalistische Nachahmung, aus ihnen spricht die Seele der Tiere.

Unten sehen Sie noch eine sehr kleine Zeichnung (16 x 7 cm). Trotz ihrer Schlichtheit liegt sie der Künstlerin sehr am Herzen. Dem Pastell liegt ein noch viel kleineres Foto aus den 80er Jahren zugrunde. Es war es eine Herausforderung für Julia, diesen einst sehr geliebten Hund festzuhalten. Daraus entstand inzwischen ein kleines Projekt: Hunde vergangener Tage - gegen das Vergessen - um ihrer selbst Willen zu zeichnen.

 

Wachsam © Julia Abt

 

Julia Abt, sie lebt und arbeitet außerhalb von Friedberg/Deutschland, verbindet mit ihren Hundeporträts die zwei Eckpfeiler ihres Lebens: Tiere und Kunst. Natürlich lebt sie auch mit Hund, mit ihrer jungen "Basima". Die Hündin ist übrigens die Tochter bzw. Enkelin der von ihr porträtierten "Adelle" und "Cayenne". Vielleicht ergeht es Ihnen ähnlich wie mir und Sie erkennen die Rasse nicht. Kein Wunder, handelt es sich doch um die seltenen Picards.

alle Bilder © Julia Abt

 

Malerei, Zeichnung
25. Juli 2015 - 18:40

Ich bin ein Wintermensch! Schnee ziehe ich der gegenwärtigen Hitze auf alle Fälle vor. Deshalb musste ich jetzt einfach einen winterlichen Beitrag schreiben, bevor mich und Hedy die hohen Temperaturen vollends lähmen und in Bewegungslosigkeit einfrieren (!) lassen. Wenn Ihnen die Hitze auch zusetzt, freuen Sie sich vielleicht über diesen kühlen Beitrag ganz besonders.

Die Fotoserie "Tiksi" ist nach der sibirischen Heimatstadt der Fotografin Evgenia Arbugaeva benannt. Sie liegt an der russischen Nordpolarmeerküste. Schnee, gefrorene Tundra, Polarnacht und magisches Polarlicht prägen diese einsame Gegend.

Nach fast 20 Jahren kehrt Evgenia Arbugaeva nach Tiksi zurück, um die Kindheitserinnerungen an der Realität zu überprüfen (War das Licht wirklich so mystisch, die Weite so unendlich?). Sie will  Motive suchen, die den Bildern der Erinnerung entsprechen.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Sie lernt das Mädchen Tanya kennen, die zur Protagonistin auf ihren Fotos wird und mit der sie eine surreale Geschichte inszeniert, ein sibirisches Märchen in Bildern erzählt. Durch Tanyas  neugierige, scheue, ehrfürchtige Kinderaugen kann die Künstlerin die Gegenwart betrachten und mit ihren Erinnerungen verbinden. Fotos in einer traumhaft verspielten Stimmung entstehen.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Was wir auf den ersten Blick sehen, sind Bilder voller Romantik, Melancholie, poetisch und nostalgisch. Die Aufnahmen sind farbenprächtig, hell und leuchtend. Sie sind aber auch dokumentarisch und zeigen eine fast aufgegebene Stadt. Die verblassenden Farben der Häuser und Gegenstände, deren Patina, all das, was auf uns einen ästhetischen Reiz ausübt, ist die Manifestation eines wirtschaftlichen Verfalls.

Während seiner florierenden Zeit hatte Tiksi 12000 Einwohner, die am Hafen, in Forschungs- und meteorologischen Stationen oder Militärstützpunkten arbeiteten. Mit dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 verschwand die staatliche Infrastruktur. Tiksis Wirtschaft brach zusammen, die Stadt war dem Untergang geweiht. Mehr als die Hälfte der Menschen wanderten ab, auch Evgenia Arbugaevas Eltern zogen mit der Achtjährigen nach Yakutsk.

Als sie 2010 erstmals mach Tiksi zurückkam, war sie schockiert und traurig darüber, wie heruntergekommen und vernachlässigt ihre Heimatstadt war. Gebäude und Schiffe waren verrostet und lagen wie unheimliche Monumente einer großen vergangenen Zeit da. 2012 wurde der Flughafen geschlossen. Heute kommt Versorgung mit dem Hubschrauber.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Vielleicht sehen andere Kälte, Einsamkeit, Mangel, täglichen Kampf und Verwahrlosung in den Bildern, ich sehe endlose Weiten, Unendlichkeit, höre eine eindringliche Stille.

Evgenia Arbugaeva beschreibt sich als Mensch des Nordens, der ohne die Ruhe und Ehrlichkeit der Arktis nicht leben kann, der sich in der Tundra zuhause fühlt. Im Winter gehen dort Schnee und Himmel horizontlos ineinander über, erzeugen ein Gefühl der Schwere- und Zeitlosigkeit. Auch in ihren anderen Langzeitprojekten fängt sie Menschen und Landschaften der Arktis und Tundra, die Beziehung von Mensch und Natur ein (Meteorologen in "Weather man“, , Mammutjäger in "Mammoth hunters“).

Evgenia Arbugaeva (*1985 in Tiksi) hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, ihre Arbeit wird international ausgestellt und erscheint in Magazinen wie The New Yorker, Le Monde und National Geographic.

alle Fotos © Evgenia Arbugaeva

 

Fotografie
22. Juli 2015 - 20:30

Vor ein paar Tagen habe ich mir zwei Fotografie-Ausstellungen in Wien angesehen. Die beiden Fotografen hatten nicht nur auf den ersten Blick nichts gemeinsam (außer dem Umstand, dass ich deren Werk am selben Tag kennengelernt habe), sie könnten vielmehr nicht gegensätzlicher sein.

Der eine, Joel Meyerowitz, nimmt für sich in Anspruch, die Farbe in die künstlerische Fotografie eingeführt zu haben und sich nicht für grafische Kompositionen, sondern für die umfassendste Beschreibung der Realität ("description") zu interessieren.

Dem anderen, Mario Giacomelli, er fotografierte nur schwarz-weiß, ging es gerade um formale Aspekte, um grafische Strukturen. Ich würde noch einschränkender sagen, es ging ihm um die Steigerung, ja Übersteigerung des Schwarz-Weiß-Kontrastes und um die Linie. Er war aber auch hauptberuflich Schriftsetzer!

Erfreulicherweise fanden sich bei beiden Fotografen auch Hunde als Motiv - wenn auch wahrlich nicht werkprägend -, sodass ich sie hier doch mit gutem Gewissen vorstellen kann.

 

New York City, 1965 © Joel Meyerowitz
New York City, 1965 © Joel Meyerowitz

 

Joel Meyerowitz wird zur Zeit mit einer Retrospektive im Kunst Haus Wien gewürdigt. Der inzwischen 77-jährige Fotograf und Dokumentarfilmer wurde in New York geboren und studierte Malerei (bei Ad Reinhardt) und Kunstgeschichte. Nach einer Begegnung mit Robert Frank wandte er sich der Fotografie zu. Er schrieb als Mitbegründer der Street Photography Fotografiegeschichte und etablierte in den 1960/70er Jahren die Farbfotografie (New Color Photography) als künstlerisches Medium. Er hat zahlreiche internationale Preise erhalten, 16 Bücher veröffentlicht und wurde bisher weltweit über 350-mal ausgestellt.

Die Retrospektive bildet einen Querschnitt durch sein Werk von den 1960er Jahren bis heute. Wir sehen seine Entwicklung von der Schwarzweiß-Fotografie zur damals als Fotografie für Hochzeiten verpönten und nur im privaten Umfeld oder in der Werbung verwendeten "unseriösen" Farbfotografie; seinen Wandel vom dynamischen Jäger als Street Photographer zum beobachtenden Inszenierer von Fundstücken, die er im Studio zu Stillleben arrangiert und fotografiert. Und wir sehen sein Experimentieren mit unterschiedlichen Formaten, Filmen und Kameras.

Als Street Photographer in New York und während seiner Europareise finden sich noch Aufnahmen mit Hund, ist er doch ständiger Begleiter des Menschen. Mit zunehmender thematischer Spezialisierung auf Architektur, Landschaft, Porträt und Stillleben (Cape Light, Red Heads, Ground Zero, Legancy - The parks of New York City, Still lifes) verschwinden sie jedoch aus seinem Œuvre.

 

New York City, 1963 © Joel Meyerowitz, Courtesy Howard Greenberg Gallery
New York City, 1963 © Joel Meyerowitz, Courtesy Howard Greenberg Gallery
 

Über diese Fotografie sagt Joel Meyerowitz selbst, dass er sich sehr dafür interessierte, wie Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten, zusammengewürfelt wurden. Er fotografierte die Menschen und deren spannende Beziehung zueinander oft während der zahlreichen Paraden, die in den 1960er Jahren stattfanden. Durch das Fotografieren stellte er sie in einen Rahmen, wodurch sie einen neuen Kontext erhielten. Der lachende Mann mit Hund steht einfach herum, der Betrachter weiß nicht, dass er einer Parade zusieht. Der andere respektvolle Mann hält seinen Hut vor die Brust, weil gerade die amerikanische Flagge vorbeigetragen wird, auch das weiß der Betrachter nicht. Ohne Kontext entsteht also ein surrealer, absurder Inhalt.

Mir gefällt das untere Bild viel besser: Als HundeliebhaberInnen identifizieren wir sofort das relevante Bildgeschehen. Der Dackelblick folgt dem Chihuahua, während die Kaffeehaus-Besucher den Dackel ansehen.

 

Paris, France, 1967
Paris, France, 1967 © Joel Meyerowitz.
Ich habe dieses Foto in der Ausstellung abgeknipst.

 

In "War protest" zeigt sich, wie Joel Meyerowitz sagt, die Eigenart des aufgesteckten Blitzlichtes den Schwerpunkt der Fotografie zu verändern. Die Demonstration gegen den Vietnamkrieg verschwindet, aber die Emotionen scheinen in der Angst und Angriffslust der Hunde verkörpert zu werden. Wenn Sie genau schauen, bemerken Sie, dass der Schäferhund den Husky gerade in die Pfote beißt.

 

Hedy mit Ausstellungskatalog, aufgeschlagen bei War protest, New York City, 1968
Hedy mit Ausstellungskatalog, aufgeschlagen bei War protest, New York City, 1968
 

Die Fotografie unten ist am Bodensee während der ersten Europareise von Joel Meyerowitz entstanden, der Hund steht im Hintergrund.

 

Bodensee, 1967 © Joel Meyerowitz
Bodensee, 1967 © Joel Meyerowitz

 

Für die Serie "From a moving car“ von 1966/67 fotografierte er in Europa aus dem fahrenden Auto. Über 2000 Aufnahmen entstanden, wobei 40 für seine erste Einzelausstellung im Museum of Modern Art verwendet wurden. Ein besonderes Highlight der Ausstellung im Kunst Haus Wien ist die Präsentation der 40 original vintage prints aus der MoMA-Schau von 1968.

 

Paris, Port de Cignancourt, 1966
Paris, Port de Cignancourt, 1966 © Joel Meyerowitz.
Ich habe dieses Foto in der Ausstellung abgeknipst.

 

Bei der Führung durch die Ausstellung am 16.7. 2015 äußerte sich Joel Meyerowitz zur Serie "From a moving car“:

 

I was in my Volvo car, the whole time and I photographed out of the window as I was driving the car … it was for me a conceptual work. I treated the car as if it was the camera and the window was the lens and I was inside the camera, driving the camera. …. I wanted to make photographs of things that I only had the barest recognition … I did not care about the perfect framing ...

 

Auch wenn für Joel Meyerowitz der "richtige" Bildausschnitt bei der Aufnahme kein Kriterium war, so sicherlich bei der Auswahl der Fotografien für die Ausstellung im MoMA. Das Foto mit dem weißen Hund ist einfach perfekt!

Bitte entschuldigen Sie, dass ich teilweise auf das Abknipsen der Arbeiten zurückgreifen musste, aber ich wollte Ihnen die wenigen Beispiele, die zu unserem gemeinsamen Nischen-interesse "Hund und Kunst" passen, nicht vorenthalten.

Die Ausstellung im Kunst Haus Wien (in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf) ist noch bis zum 1. November 2015 zu sehen.

Quelle: Pressematerial und Katalog zur Ausstellung (Ralph Goertz (Hg.): Joel Meyerowitz Retrospective, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2014)

 

Ausstellung, Buch, Fotografie