Buch

14. April 2014 - 9:20

"Bittersweet" im wahrsten Sinne sind die Fotografien von Michel Vanden Eeckhoudt, die im gleichnamigen Fotobuch versammelt sind.

Den belgischen Fotografen interessieren gegensätzlichen Gefühle, die in einem Foto aufeinandertreffen wie z.B. Schönheit und Schmerz, Tragik und Humor. Seine Bilder sind von Zärtlichkeit und Demut geprägt und offen für unterschiedliche Interpretationen und Assoziationen. Michel Vanden Eeckhoudt empfindet die Schwarzweiß-Fotografie poetischer und weniger determiniert als die Farbfotografie, die er näher an der Wirklichkeit angesiedelt sieht.

 

 

India 2008 © Michel Vanden Eeckhoudt, Kehrer Verlag

Turkey 2011 © Michel Vanden Eeckhoudt, Kehrer Verlag

Belgium 2008 © Michel Vanden Eeckhoudt, Kehrer Verlag

Belgium 2008 © Michel Vanden Eeckhoudt, Kehrer Verlag

Belgium 2011 © Michel Vanden Eeckhoudt, Kehrer Verlag

Cover Bittersweet

 

Michel Vanden Eeckhoudt: "Bittersweet", Kehrer Verlag, Text von Jean-Christophe Bailly, Festeinband, 20 x 28 cm, 102 Seiten, 46 S/W-Abb., Englisch, ISBN 978-3-86828-407-2  |  © Michel Vanden Eeckhoudt/Kehrer Verlag

Hier noch ein paar frühere Arbeiten des 1947 in Brüssel geborenen Fotografen.

 

Madère 1994 © Michel Vanden Eeckhoudt

© Michel Vanden Eeckhoudt

Naked Dog, Belgium 1993 © Michel Vanden Eeckhoudt

Mauritius 1991 © Michel Vanden Eeckhoudt

© Michel Vanden Eeckhoudt

France 1994 © Michel Vanden Eeckhoudt

France 1996 © Michel Vanden Eeckhoudt

 

Michel Vanden Eeckhoudt fotografiert nicht nur Haustiere und ihre Beziehung zum Menschen, er fotografierte auch Tiere in deutschen, französischen und ägyptischen Zoos. Er beschäftigte sich mit der Jagd in der Schweiz, hat Operationen an Pferden beobachtet, Veterinäruniversitäten besucht. Für eine Zeitung nahm er Affen auf, die für Tierversuche aufgezogen wurden.

 

Er ist Mitglied der Vu Agentur seit ihrer Gründung 1986. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt.

 

alle Bilder © Michel Vanden Eeckhoudt

 

Buch, Fotografie
24. März 2014 - 10:35

Cover Hundejahre

 

 

Fast sieben Jahre hat Günter Grass an seinem dreiteiligen Roman "Hundejahre" geschrieben, der 1963 als dritter Band der "Danziger Trilogie" erschien (neben "Die Blechtrommel" und "Katz und Maus") und mit dem er den Sprung in die Reihen der internationalen Autoren schaffte.

2011 begann Grass zu dem Erzählwerk Kaltnadel-, Ätz- und Aquatinta-Radierungen mit Hundemotiven für eine illustriere Jubiläumsausgabe anzufertigen. In fast zwei Jahren schuf Grass einen 128 Radierungen umfassenden Bilderzyklus, der den "Künstlerroman, das Ammenmärchen, die Heimatfiebel" nicht nur illustriert, sondern visuell interpretiert.

 

 

Günter Grass, Ohne Titel, 2013; Radierung  Hundejahre

Günter Grass, Ohne Titel, 2013; Radierung Hundejahre, Erstes Buch; S. 21

 

Günter Grass, Ohne Titel, 2013; Radierung  Hundejahre

Günter Grass, Ohne Titel, 2013; Radierung Hundejahre, Zweites Buch; S. 15

 

 

Grass studierte nach 1945 an der Düsseldorfer Kunstakademie und wechselt seitdem zwischen den Bereichen Literatur und bildender Kunst, um seine kreativen Ideen, sein Gesellschafts- und sein Menschenbild zu formulieren. Ebenso wie seine Romane sind seine handwerklich herausragenden Radierungen realistisch und fantastisch zugleich.

 

In der Reihe seiner Ausstellungen zum Thema Buch und Kunst zeigt die Stiftung Liner im Museum Liner Appenzell die Ausstellung "Günter Grass - Hundejahre", die in enger Kooperation mit dem Steidl-Verlag, Göttingen, vorbereitet wude.

 

Die Ausstellung bietet sowohl mit den Radierungen wie auch grossformatigen Reproduktionen der Begleitmaterialien, deren Originale von der Akademie der Künste in Berlin zur Verfügung gestellt wurden, einen Einblick in die kreative Werkstatt, in das Schaffen des Literaten und Künstlers Grass. Die über 100 Exponate werden ergänzt durch eine Hörstation mit Ausschnitten aus Lesungen der "Hundejahre" von Günter Grass und einen Dokumentarfilm, der die Entstehung der Radierungen zeigt.

 

 

 

Hundejahre. Zweites Buch, Foto © Steidl-Verlag

Hundejahre. Drittes Buch, Foto © Steidl-Verlag

 

Buch: Hundejahre. Illustrierte Jubiläumsausgabe im Steidl-Verlag

Sonderausstellung "Günter Grass – Hundejahre | Ein Roman und 134 Radierungen" im Museum Liner Appenzell, 26. Januar bis 15. Juni 2014

 

Ausstellung, Buch, Grafik
4. Februar 2014 - 9:40

In den Gedichten von Joseph Zoderer - beginnend und endend mit philosophischen Fest- und Fragestellungen - findet das Leben und Sterben mit Django in der Kunst eine Entsprechung. Django, der Schäferhund von Joseph Zoderer, verbrachte sieben Jahre mit dem Südtiroler Schriftsteller. Nach seinem Tod verfasste Zoderer den Gedichtband "Hundstrauer". Erleichterte ihm das Dichten die Trauer? Gab es dem Zurückdenken einen Anker, um nicht zu versinken im Strudel der Erinnerung und im Meer der Verzweiflung? Ein schmaler Lyrik-Band bloß und doch flossen sogleich meine Tränen.

 

 

Hedy und Zoderer © Petra Hartl

 

Eine Freundschaft, Seelenverwandtschaft, vorbehaltlose und große Liebe wurde in Worte gegossen. Das berührt. Wiedererkennen der Freude, des Glücks und des Unglücks stellt sich beim Leser ein, der mit Hund lebt oder nach dem Tod eines Hundes mit dem Schmerz des Zurückgelassenen weiterlebten musste. Denn meist stirbt der Hund zuerst – Gottseidank, denn was würde aus ihm ohne uns?

Jeglicher Mangel an menschlicher Überheblichkeit zeichnet die Gedichte aus, vielmehr verneigt sich das lyrische Ich vor der Unschuld der Natur: Ich möchte ein Hund sein / um ohne Schuld / zu sein

Zoderer erinnert in Gedichten an geteilte Momente, an die Weisheit des Tieres, an bedingungslose Zuneigung des Weggefährten, aber auch an die Freundschaft mit menschlichem Verrat. Regelmäßig wird der Hund verlassen, das Glück der Gemeinsamkeit aufgegeben für Alltägliches: Und so verließ ich dich / regelmäßig /ohne Gewissensbisse / auch wenn mich / kein Meter Asphalt näher / brachte / an ein besseres Leben

An einer Stelle heißt es: denn die Bewegung der Hand / war eine ernste Sprache / zwischen uns

War unsere Stille / die wirkliche Sprache? an einer anderen.

Dein Tierblick / war / voll von Ferne / Aber dein Fell / dampfte vor Nähe. Ein Gefühl der Getrenntheit und Melancholie zum sprachlosen Anderen stellt sich ein, trotz der Nähe. Das letzte Gedicht:

Warum warst du / ein Hund / und ich / ein Mensch

 

Aufmerksam geworden auf "Hundstrauer" bin ich übrigens durch die Radiosendung Nachtbilder auf Oe1 - einem österreichischen Sender, den ich vorbehaltlos empfehlen kann - die dieser letzten Verneigung Zeit und Raum gab. Selten habe ich mich über ein Buch so gefreut, wie über das danach Erstandene. Josef Fürpaß ergänzt den Gedichtband mit Zeichnungen, die nur andeuten und nicht festlegen.

 

 

Hedy und Fürpaß © Petra Hartl

 

Joseph Zoderer, geboren 1935 in Meran, aufgewachsen in Graz, lebt heute als freier Autor in Südtirol. Seit seinem Roman "Die Walsche" (1982) zählt er zu den herausragenden Stimmen deutschsprachiger Erzählliteratur. Sein Werk wurde mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

 

 

Ich bin doch keine Buchstütze! © Petra Hartl

 

Joseph Zoderer, Hundstrauer, Haymon Verlag, Innsbruck-Wien, 2013

 

Buch, Literatur, Zeichnung
23. Oktober 2013 - 8:45

Ein Genre der Fotografie ist die Straßenfotografie, die im öffentlichen Raum entsteht - auf Straßen, in Geschäften oder Cafés - und die Passantengruppen oder Einzelne herausgreift. Da sich im öffentlichen Raum auch viele Hunde aufhalten, finden sie sich auch auf den Arbeiten der Straßenfotografen wieder. Und sollen auch in diesem Blog nicht fehlen.

 

Street Photographers wie der Engländer Matt Stuart arbeiten unter kuriosen Bedingungen. Obwohl in London eine Video-Massenüberwachung der Bevölkerung stattfindet und Unzählige mit ihren Smartphones fotografieren und filmen, stehen Street Photographers quasi unter Generalverdacht, Paparazzi, Terroristen oder Pädophile zu sein – ihr Tun wird von der Polizei und der Bevölkerung kritisch betrachtet. Schutz der Privatheit, Angst vor Überwachung etc. machen die Street Photography - zumindest in London, wo sich Matt Stuart auf die Suche nach Abenteuer und die magischen Momente macht - immer schwieriger. Erkannt werden Street Photagraphers daran, dass ihre Kameras nicht wie Smartphones aussehen. Matt Stuart z.B. fotografiert mit einer Leica MP.

 

Als Straßenfotograf muss er nicht nur nahezu unsichtbar, sondern auch geduldig, optimistisch und von der Sache besessen sein. Denn es ist nicht einfach einen absurden oder humorvollen Moment aufzunehmen, es braucht es Glück und Geschick, vor allem aber Ausdauer. Der einzigartige Moment, stellt sich nur selten ein: This is exactly why it is both the most accessible and the most difficult kind of photography. (zit. n. The Guardian)

 

Von geschätzten 10 000 Fotografien, die Matt Stuart in den letzten Jahren aufgenommen hat, schafften es nur etwa 50 auf seine Website (die Fotos werden nicht mit Photoshop nachbearbeitet).

 

Das untere Bild, im Hyde Park aufgenommen, gehört zu Matt Stuarts Lieblingsbildern, denn hier passieren drei Dinge gleichzeitig: Ein Mann zeigt auf seinen Hund, der Hund streckt dem Fotografen die Zunge entgegen (übrigens ein normales Beschwichtigungssignal eines Hundes, wenn man ihm frontal mit einer Kamera begegnet) und der Ballon verdeckt den Kopf des Kindes.

 

 

Hyde Park © Matt Stuart

 

 

Mit Ausnahme des Hundes nahm niemand Notiz von Matt Stuart, ein großartiges Gefühl für ihn: This is one of the greatest feelings you can have as a photographer – invisibility. (zit. n. Blake Andrews' Blog)

 

Aldersgate Street © Matt Stuart

 

Devonshire Street © Matt Stuart

 

New Oxford Street © Matt Stewart

 

Earls Court @ Matt Stuart

 

Earls Court @ Matt Stuart

 

Hyde Park @ Matt Stuart

 

 

Matt Stuarts (geb. 1974) Interesse an der Fotografie war durch zwei Bücher von Henri Cartier-Bresson und Robert Frank geweckt worden, die ihm sein Vater kaufte. Inzwischen fotografiert er seit fast zwei Jahrzehnten. Seine Neugier, sein Interesse am Leben der Menschen und an der "Street Photography" waren die Voraussetzung für seine eigene Arbeit als Fotograf. (Bis dahin war er schon als begeisterter Skateboarder auf der Straße unterwegs).

 

Seine Fotografien haben stets einen komödiantischen Touch. Sie zeigen humorvolle Alltagssituationen von Menschen und ihrer Umgebung und feiern dadurch die ungewöhnlichsten Absurditäten des Lebens. Für einen Moment extrahiert Stuart einen besonderen und unwiederbringlichen Moment der pulsierenden Metropole London. Seine Fotografien kreieren durch die spezielle Perspektive der Aufnahme scheinbar eine Illusion der Realität. Nichtsdestotrotz sind alle Fotografien Stuarts ungestellte Momentaufnahmen, die sich sofort ins Gehirn des Beobachters einbrennen und mit jedem Foto zum Schmunzeln bringen. (zit. n. EIGENSINNIG)

 

Matt Stuart ist ein Förderer der allgemeinen Street Photography und Gründungsmitglied der britischen Street-Photography-Gemeinschaft In-Public, zu der auch Größen der Fotografie wie Joel Meyerowitz und Saul Leiter gehören.

 

Bis zum 22. November 2013 zeigt er seine Fotografien erstmals in einer Einzelausstellung in Österreich, im EIGENSINNIG – Schauraum für Mode und Fotografie.

 

Sollten Sie weiteres Interesse an Street Photography haben, empfehle ich das Buch "Street Photography Now", das man ebenfalls im EIGENSINNIG (1070 Wien, St.-Ulrichs-Platz 4) erwerben kann.

 

alle Fotos © Matt Stuart

ankt-Ulrichs-Platz 4
ankt-Ulrichs-Platz 4erwerben kann.

 

Ausstellung, Buch, Fotografie
6. August 2013 - 9:10

Da Sie sogar meinen Blog gefunden haben, gehören Sie zweifellos zu den Menschen, die das Internet intensiv nutzen, sodass Sie sicherlich auch schon über Crowdfunding-Projekte gestolpert sind ist. Falls nicht, nur ganz kurz: Beim Crowdfunding werden Ideen zu Projekten. Projektstarter können ihre Projekte mit der Unterstützung von vielen Menschen finanzieren. Das Geld wird erst ausgezahlt, wenn der Starter sein Fundingziel erreicht - andernfalls geht das Geld an die Supporter zurück und neue Projekte können unterstützt werden.

Die Berliner Bildende Künstlerin und Autorin Barbara Wrede fotografiert seit 1994 wartende Hunde und will in einem Buch für Hundefans und treue Menschen 150 Fotografien wartender Hunde versammeln, die in Berlin, aber auch in Venedig, New York und an vielen anderen Orten entstanden sind. Gewidmet ist es übrigens Hachiko, dem japanischen Akita, der zehn Jahre auf dem Bahnhof auf sein verstorbenes Herrchen gewartet hat.

Das Projekt "Wartende Hunde - ein Buch über die Treue" kann nur mit der finanziellen Unterstützung vieler HundeliebhaberInnen verwirklicht werden. Das Geld wird für die Sichtung, Auswahl und Bildbearbeitung der analogen Fotos (entstanden von 1994 bis 2010) und die Sichtung, Auswahl und Nachbereitung der digitalen (seit 2011) Fotos benötigt. Zusätzlich müssen die Layout- und Satzarbeiten sowie der Druck des Bildbandes finanziert werden.

Unten schon ein kleiner fotografischer Vorgeschmack, Fotos © Barbara Wrede

 

Wartende Hunde © Barbara Wrede

Wartende Hunde © Barbara Wrede

Wartende Hunde © Barbara Wrede

Wartende Hunde © Barbara Wrede

 

Wäre es nicht großartig, würden auch ein paar "Hund und Kunst"-LeserInnen dieses Projekt unterstützen? Dann brächte mein Blog nicht nur Vergnügen und Inspiration (wie mir viele liebenswerterweise versichern), sondern auch konkrete Hilfe zur Verwirklichung des Buch-Projektes.

Alles Nähere zu Barbara Wrede und Ihrem Projekt finden sie auf ihrer Homepage, ihrem Blog und der Crowdfundig-Plattform Startnext.

Ich habe übrigens vor einigen Monate erstmals bei einem Finanzierungsprojekt mitgemacht. Damals ging es um die Printausgabe des Online-Magazins von Four&Sons. Da die Finanzierung erfolgreich war, liegt diese wundervolle Zeitung seither in meinem Schauraum zum Angeben und Repräsentieren (an dieser Stelle sollte sich ein zwinkendes Smiley befinden, wüsste ich nur wie ich eines einfügen könnte). Hoffentlich liegt bald der Bildband "Wartende Hunde" von Barbara Wrede daneben.

 

 

Four & Sons © Petra Hartl

 

Buch, Fotografie
7. Juni 2013 - 10:29

Africanis 23, 2009 © Daniel Naudé

 

Was für ein Anblick! Dieser große, stolze, afrikanische Hund ist ein Africanis! Er stammt von den ägyptischen Hunden, die auf den alten Wandmalereien dargestellt waren, ab (Johan Gallant "The Story Of The African Dog"). Die Rasse ist erst seit 2002 bekannt, früher wurde dieses Tier, das Ähnlichkeit mit einem riesigen Windhund hat, unverwüstlich, ausdauernd und genügsam ist, oft abwertend als Zulu-,  Bantu - oder Hottentotten-Hund bezeichnet.

Der Fotograf Daniel Naudé traf ihn erstmals 2006. Er war von der Begegnung mit diesem Africanis in der Karoo, einer Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas, derart begeistert, dass er begann, diese großen Hunde in der Karoo und in der Transkei - einem Gebiet im östlichen Kapland - zu fotografieren.

Der Africanis gehört zu den wenigen verbliebenen natürlichen Hunderassen der Welt: Er ist das Produkt von natürlicher Selektion und jahrhundertelanger physischer und psychischer Anpassurng an Umweltbedingungen und nicht Ergebnis der Zucht durch den Menschen. Heute lebt der Africanis in ländlichen Gebieten Südafrikas und wird von der indigenen Bevölkerung für seine Widerstandsfähigkeit, Intelligenz und sein Jagdgeschick geschätzt.

 

Africanis 5, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 6, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 7, 2007 © Daniel Naudé

Africanis 9, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 19, 2010 © Daniel Naudé

 

Naudés fotografischer Zugang ist dem der Maler des 18.Jahrhunderts wie George Stubbs oder Samuel Daniell ähnlich, die die Natur klassifizierten. Er stellt die Africanis kraft- und würdevoll in leichter Untersicht dar, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um verwilderte streunende Mehrrasse- oder domestizierte Hunde handelt, sondern um eine unabhängige Rasse. Die bewegungslose Präsenz der Hunde, in stillen Bildern festgehalten, ist Resultat der fotografischen Situation. Naudé kann erst auslösen, wenn er als Eindringling in ihr Territorium ihr Vertrauen gewonnen hat.

 

Buchcover

 

Während der fotografischen Jagd auf die Africanis, die Naudé in seinem Verhalten den sowohl scheuen, flüchtenden als auch jägerischen Hunden ähnlich werden ließ, lernte er die reiche Geschichte des Landstrichs und seiner Menschen für sein Projekt "Animal Farm" kennen. Naudé ging Fragen der Herrschaft über Tiere und der gegenseitigen Abhängigkeit von Mensch und Tier nach: Wie leben Menschen und domestizierte Nutztiere - Esel, Rinder, Schafe usw. - in den ländlichen Gegenden Südafrikas? Fotografisch untersuchte er diese Beziehung, die geprägt ist von einem zärtlichen, behütenden Aufziehen der Tiere, die sich letztendlich in eine ausbeutende (als Arbeits- und Lasttier) oder todbringende (als Nahrung) verwandelt.

 

 

David Tieties with his three-day-old donkey. Verneukpan, Northern Cape,
6 April

 

Naudés mehrjährige Aufenthalte im ländlichen Südafrika führten ihn zu einem näheren Verständnis der komplexen Beziehung der Bauern zu ihren Tieren, ja des generellen Mensch-Tier-Verhältnisses. Darüber hinaus findet er die ganze Geschichte Südafrikas - eine Geschichte der Kolonisation und Apartheit - in der Beziehung des Menschen zu den Africanis wieder. Ganz im Sinne Franz Kafkas "Forschungen eines Hundes" von 1922: "All knowledge, the totality of all questions and all answers, is contained in the dog".

I wanted to portray my subject as a reflection on the complexities and diversities in our country [...] I point my lens to these animals so that we can question, challenge and finally learn to relate. (vgl. dazu Artikel in der Time LightBox)

 

Ralles mit seinen Jagdhunden. Waterkrans Farm, Richmond, Nordkap, 12. Mai 2010 ©

Slaughterhouse on Quaggafontein farm. Graaff-Reinet, Eastern Cape,
15 May 2010 ©

Backyard of the Kenhardt Hotel. Kenhardt, Northern Cape, 7 April 2009 © Daniel N

Sneeuberg Pass. Sneeuberg, Murraysburg Distrikt,
 2. Februar 2009 © Daniel Naudé

 

Naudé wurde 1984 in Cape Town geboren, 2007 schloss er an der University of Stellenbosch das Studium Visual Arts ab. Mehr zu Naudé finden sie auf den Seiten der Galerien Michael Stevenson sowie Brodie/Stevenson.

Daniel Naudé: Animal Farm, 2012, Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-4724-0 (engl.)
 

alle Fotos © Daniel Naudé

 

Buch, Fotografie
6. März 2013 - 10:01

Auf Italienisch,

 

Gabrielle Vincent, Un giorno, un cane

 

Spanisch,

 

Gabrielle Vincent, un dia, un perro

 

Französisch,

 

Gabrielle Vincent, Un jour, un chien

 

Tja?

 

© african
Foto © african, via African `Lane´was in Boise

 

und auf Englisch gibt es das herausragende Bilderbuch der Belgierin Gabrielle Vincent, das auf 60 Seiten ohne Worte auskommt.

 

Gabrielle Vincent, a day, a dog

 

Doch wo ist das Buch "Ein Tag, ein Hund"?

Meine Suche ergab, dass das Buch auf Deutsch unter Vincents richtigem Namen Monique Martin und unter dem Titel "Hundeleben" im Verlag Sauerländer erschienen war. Es ist inzwischen vergriffen, ich konnte nicht einmal mehr ein Foto des Covers auftreiben. "Ein Tag, ein Hund" klingt lapidar, neutral, existenziell - bis auf die Knochen abgenagt sozusagen. Solch Nüchternheit war anscheinend zu viel für die Verlagslektoren. Ein "Hundeleben" als Titel musste her, mit all seinen witzigen und beschönigenden Konnotationen.

Zufällig habe ich im Internet Bilder dieses Buches entdeckt, die einem nichts ersparen, die schonungslos auzfzeigen, wie der Mensch sich demjenigen gegenüber verhält, der auf ihn angewiesen ist und ihm vertraut. Auch einen englischen Blogeintrag "Blogging for a good book" habe ich dazu gefunden, er ist sehr berührend geschrieben.

 

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent

Gabrielle Vincent, Cover hinten

 

Gabrielle Vincent (1928 – 2000) gehört zu den bekanntesten Bilderbuchkünstlerinnen im französischsprachigen Raum. Nach ihrem Studium an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel war sie als freischaffende Malerin, Illustratorin und Autorin tätig. Sie illustrierte und schrieb unzählige Kinderbücher, darunter die Reihe Ernest und Celestine, die mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt wurde.

 

Auf Zeit-Online gibt es übrigens eine Rezension aus dem Jahr 1983 von Gert Hauche. Schade, dass es dieses Buch inzwischen nicht mehr auf Deutsch gibt, ist es doch von zeitloser Gültigkeit.

 

 

Bilderbuch, Buch, Grafik, Zeichnung
19. November 2012 - 9:52

Vor einigen Tagen ging in Mailand die Ausstellung "Vecchi Cani" - alte Hunde - der italienischen Grafikerin Giovanna Durì zu Ende. Sie hatte ihre Zeichnungen alter Hunde, die sie bei Bekannten, in Parks, in den Straßen kennen gelernt hatte, präsentiert.

Ich freue mich immer, wenn ich auf jemanden treffe, der meine Liebe zu alten Hunden teilt. Ich mag die ungestüme, draufgängerische, lebensfrohe Art junger Hunde sehr. Meine Nachbarn haben so ein junges, weibliches, italienisches, Exemplar, das seine Freude spontan und unverhohlen zeigt, das stürmisch, aber trotzdem sensibel ist und das sich immer auf meiner Fußmatte vor der Wohnung gewälzt hat, um Rocco seinen Duft zu hinterlassen. Doch nichts geht über die Weisheit alter Hunde, die das Leben und die Welt aus der erhöhten Position ihres/unseres Bettes betrachten.

Auch die - vielleicht im doppelten Sinne - gezeichneten Hunde blicken aus weisen und schwermütigen Augen, auf sie fällt Giovanna Duris zärtlicher Blick.

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

Sie müssen nicht enttäuscht sein, wenn sie Giovanna Durìs Ausstellung nicht gesehen haben - Mailand war ohnehin zu weit weg. Die alten Hunde fanden Eingang in das Buch "Vecchi Cani" - herausgegeben von der Edizioni Nuages. ISBN-13: 978-88-9656-3373

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

alle Bilder © Giovanna Durì

Die Anregung zu dem Beitrag kam von Laura Ottinas Blog Animalarium. Danke! Noch mehr Zeichnungen könen sie auf der Facebook-Seite der Vecchi Cani sehen.

 

Ausstellung, Buch, Zeichnung
27. Oktober 2012 - 8:23

Pentti Sammallahti, Varanasi, Indien, 1999, © Pentti Sammallahti, Kehrer Verlag

Pentti Sammallahti, Belogradchik, Bulgarien, 2003, © Pentti Sammallahti

Pentti Sammallahti, Helsinki, Finnland, 1982, © Pentti Sammallahti

"Streeeeeeecken": Wenn Schnappschuss und Komposition zusammenfallen, welch ein Glück!

Pentti Sammallahti, Katonah, New York, USA, 2000 © Pentti Sammallahti, Kehrer Ve

 

Der 1950 in HelsinkiI/Finnland geborene Pentti Sammallahti fotografiert seit er elf Jahre alt ist. Als Zwänzigjähriger beginnt er zuerst in Finnland und dann weltweit auzustellen. Seit 1979 hat er dreizehn Bücher oder selbstverlegte Portfolios veröffentlicht, zuletzt "hier weit entfernt – Fotografien 1964 - 2011". Er hat zahlreiche Preise gewonnen und als Professor an der University of Art and Design in Helsinki fast zwei Jahrzehnte lang unterrichtet - eine ganze Generation finnischer DokumentarfotografInnen wurde von ihm beeinflusst. 2003 war er  mit einem Werk bei der Eröffnungsausstellung der Foundation Henri Cartier-Bresson, die dessen 100 liebste Fotografien zeigte, vertreten.
 
In Europa, Asien, Afrika entstehen seine handwerklich perfekten, oft mit einer Panoramakamera augenommenen Fotografien. Er ist ein Reisender, bezeichnet sich selbst als Wanderer, als Nomaden, der den Norden liebt, die Kälte, das Meer, die Dunkelheit. Fotografieren gehört für ihn zum Reisen und so verdanken wir ihm Aufnahmen, die von Liebe zum Menschen, zur Natur, zu den Tieren und besonders den Hunden zeugen. Mir gefallen seine Winterbilder, oft in Weitwinkel aufgenommen, am besten, die nicht nur Stille und Abgeschiedenheit, sondern - so paradox das klingen mag -  auch Wäre ausstrahlen. Die Zeit scheint still zu stehen und gleichzeitig unendlich vorhanden zu sein.
 

 

Pentti Sammallahti, Solovki im Weißen Meer, Russland, 1992  © Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

 

Pentti Sammallahti war auch an innovativen Drucktechniken und der Wiedereinführung des Portfolios interessiert: Beeinflusst von der Idee der "Künstlerbücher", erwachte ein breites Interesse an Fotokunst-Publikationen. 1979 begann er mit der Opus-Serie, bei der die Künstler absolut freie Hand bei der Buchgestaltung haben und den ganzen Herstellungprozess kontrollieren sollten: Fotografie, Grafik, Layout, Druck, Binden. Das Buch oder Portfolio war das Kunstwerk - mehr als die Foto-Originale. Die so entstandenen Opus-Bücher bilden einen wesentlichern Bestandteil der zeitgenössischen finnischen Buchkunst.

 

Pentti Sammallahti, Cover

 

Pentti Sammallahti: "hier weit entfernt", Kehrer Verlag

Auf Pentti Sammallahti bin ich durch Karin Dohrman gestoßen, die die Website ars canis betreibt und einen Blog über Kultur-, Buch- und Ausstellungstipps rund um den Hund schreibt. Doch dazu bald ausführlicher.

 

Buch, Fotografie
25. Oktober 2012 - 8:08

Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère
Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère, 1892 vom Bruder Martial Caillebotte aufgenommen auf der Place du Carrousel in Paris. Foto: Kunsthalle Schirn / Privatsammlung

 

Die Frankfurter Kunsthalle Schirn widmet dem französischen Impressionisten Gustave Caillebotte eine umfangreiche Ausstellung mit Zeichungen und Gemälden und kombiniert sie mit Fotografien des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Caillebotte hatte als Maler einen sehr modernen fotografischen Blick. Die Bedeutung der Fotografie zur Herausbildung einer neuen Sehweise wird in seinem Werk deutlich. 

Gustav Caillebotte (1846-1894), das Entfant terrible einer Unternehmerfamilie, war Maler, Millionär, Mäzen und begnadeter Segler - und er war Sammler "der Impressionisten". Nach seinem frühen Tod erbte der französische Staat: Viele Werke des Musée d'Orsay stammen aus seinem Besitz.

 

Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont d
Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont du Louvre

 

Fotografien wie diese waren Caillebotte bekannt, möglicherweise hat er selber fotografiert, jedenfalls besaß sein Bruder eine Kamera. Die angeschnittenen Figuren öffnen einen Bildraum und ziehen den Betrachter ins Geschehen hinein. Diesen fotografischen Blick wendet Caillebotte auf seine Malerei an - jedenfalls in der Anmutung, tatsächlich sind seine Bilder durchkomponiert und -konstruiert.

 

Gustave Caillebotte, Le Pont de l‘Europe, 1876
Gustave Caillebotte, Le pont de l´Europe, 1876

 

Caillebotte ist der Maler eines modernen, "urbanen" Paris: Seit der Umgestaltung der Stadt durch Georges Haussmann flanieren die Pariser (Hunde) auf breiten Boulevards, überqueren sie weiträumige Plätze und neu gebaute Brücken. Die Rücken- und Identifikationsfigur ist hier der Hund - das gefällt mir ganz besonders - und wir folgen ihm auf dem Weg zum Fluchtpunkt.

 

Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit Gennevilliers,,
Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit-Gennevilliers, 1884

 

In den 1880er Jahren zieht Gustave Caillebotte nach Petit-Gennevilliers. Hier malt er Richard Gallo, der an einem sonnigen Tag mit seinem Hund Dick aum Flussufer entlang spaziert. Gallo legt damit Zeugnis ab für ein erwachendes Selbstbewusstsein des Bürgertums, das seinen Wohlstand zeigt und sich Tiere zulegt (meint zumindest Kuratorin Sagner in der Frankfurter Rundschau). 1894 verstarb Caillebotte in Petit-Gennevilliers.

Dazu: Claus-Jürgen Göpfert: "Der ferne Blick" in der Frankfurter Rundschau, Roland Held im Echo online sowie Sabine Weier im SCHIRNMAG.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn auf dem Frankfurter Römerberg ist zu sehen bis 20. Januar 2013. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag auch bis 22 Uhr.

 

Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie, Cover

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag: "Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie", München 2012, ISBN: 978-3-7774-5411-5

 

Ausstellung, Buch, Fotografie, Malerei