9. April 2012 - 9:53

Wenn Sie meinen Blog regelmäßig lesen, wird es sicher Einträge geben, die Ihnen besser gefallen als andere. Das geht auch mir so! Obwohl ich mich natürlich um gleichbleibende Qualität bemühe, gelingen manche Posts besser und habe ich zu manchen vorgestellten Werken eine innigere Beziehung als zu anderen. Die Idee meines Blogs ist es ja, hunde- und kunstaffine Inhalte, die ich finde, weiterzugeben. Das müssen nicht zwangsläufig Kunstwerke und KünstlerInnen sein, die mir gefallen.

Da ich auch um Regelmäßigkeit bemüht bin, aber nicht immer gleich viel Zeit für den Blog aufbringen kann, greife ich manchmal zu einem Künstler oder einer Künstlerin, von dem oder der ich annehme, der Beitrag sei schnell verfasst und bedarf nicht besonderer Hingabe. Nachdem ein vermeintlicher Lieblingseintrag - Steve McQueen - so banal endete, wollte ich mich dem quasi offensichtlich Banalen stellen: dem Werk von Robert Bradford. Gleich vorweggenommen: Es erwies sich als vielschichtiger, als gedacht.

 

Der britische Künstler Robert Bradford setzt seit etwa 2004 aus vielen Einzelteilen neue Skulpturen zusammen. Diese Einzelteile sind vor allem ausrangierte Plastikspielzeuge seiner Kinder, aber auch Stofftiere, Bürsten, Wäscheklammern. Er begann mit dem Aufbau kleiner Hunde, dann wurden seine Figuren immer größer, bis hin zu lebensgroßen Soldaten aus "Kriegsspielzeug" (wird das Wort heute noch verwendet?)

 

Bradford wollte aus ungeeignetem Material "Lebewesen" kreieren (Menschen und Tiere) und er brauchte lange, um einerseits ein Verfahren zu entwickeln, das die Einzelteile zusammenhielt und das sie andererseits als neues Ding funktionieren ließ. Nach vielen Experimenten fand er schließlich eine Technik die Plastikspielzeuge anzubohren und mit einem Holzskelett zu verbinden.

 

 

Robert Bradford

Robert Bradford

Robert Bradford

 

Der ausgebildete Filmemacher, der eine Zeitlang auch als Psychotherapeut gearbeitet hatte, hielt die traditionellen Materialien wie Stein und Bronze für nichtssagend und langweilig. Er wollte immer Materialien verwenden, die verformbarer sind (er beschäftigte sich mit Feuerskulpturen - großen Holzskulpturen, die er anzündete) und eine Geschichte erzählen. Bradford findet, dass seine Skulpturen schon alleine dadurch Tiefe und Bedeutung bekommen, dass ihr Ausgangsmaterial Bedeutung für die spielenden Kinder, den besitzenden Menschen hatte. Außerdem bekommt das verwendet Spielzeug ein neues "Leben" geschenkt.

 

 

Robert Bradford

Robert Bradford

Robert Bradford

Robert Bradford

Robert Bradford

 

Das Ausgangsmaterial ist noch in einer anderen Hinsicht bedeutsam für ihn: Er erkennt in den kleinen Plastikfiguren anonyme Skulpturen der Industriedesigner, er stiehlt einerseits deren gestalterischen Leistungen, verleiht ihnen aber auch durch seine Verwendung Anerkennung.

 

Seine Skulpturen repräsentieren auch die Kulturgeschichte des Spielzeugs, das Alter seiner Skulpturen kann man sozusagen anhand der Herstellungsdaten der verendeten Einzelteile bestimmen.

 

 

Robert Bradford

Robert Bradford

Robert Bradford

 

In einem Interview erläutert er auch, wieso er aus den Teilen so häufig Tiere erschafft. Redford habe Interesse an Tieren und fühle sich in sie hinein.

 

Animals do have as much right to live here as we do. When you live deep in the country which I have done, you realise much more that we are just sharing the environment with all sorts of things, many of which are not all that popular with us. There is speciesism like there is racism.

 

Ungeachtet desen, ob das in seinen Werken zum Ausdruck kommt, ist diese Haltung doch bemerkenswert. Nur wenige KünstlerInnen kritisieren den Speziesismus, die Diskreminierung anderer Spezies/der Tiere auf Grund von Überlegenheitsdenken des Menschen.

 

Bradfords Werk wird häufig im Sinne einer Nachhaltigkeit, eines Recyclings und einer Konsumverweigerung betrachtet. Obgleich er sich gegen sinnlose Produktion und Konsumation richtet, sieht er sich selbst nicht als Öko-Krieger.

 

Er stellt seine Skulpturen international aus, seine Werke werden von amerikanischen und britischen SammlerInnen gekauft. Eine einheitliche Einschätzung fehlt dennoch, die Bewertung seines Werks reicht von schön, über merkwürdig und exzentrisch bis hin zu  (künslerischem) Müll.

 

Vielleicht haben Sie Lust das interessante Interview mit Bradford zu lesen. Entscheiden Sie dann selbst, ob er seine Arbeit mit Bedeutung überfrachtet oder ob sie an Vielschichtigkeit gewinnt.

 

alle Bilder © Robert Bradford

 

Skulptur
6. April 2012 - 9:26

Zur Zeit ist in Wien der Film "Shame" des britischen Regisseurs Steve McQueen zu sehen. Nun, er interessiert mich thematisch nicht wirklich (Das Leben eines jungen sexsüchtigen New Yorkers gerät durch den Besuch seiner Schwester durcheinander). Allerdings ist dergleiche Steve McQueen auch für ein paar wunderschöne, poetische Filmaufnahmen von Hunden verantwortlich, die ich Ihnen unten als Filmstills zeige.

 

Zufällig war gestern im TV auf Arte Steve McQueens Film "Hunger" (2008) zu sehen, ein Film über das IRA-Mitglied Bobby Sands, das 1981 während eines Hungerstreiks im Gefängnis starb. Spätestens mit diesem Film wurde Steve McQueen einem breiteren Publikum bekannt. Ursprünglich begann er als bildender Künstler, 1999 erhielt er für seine Fotografien und Installationen den Turner Prize.

2009 vertrat Steve McQueen Großbritannien bei der Biennale in Venedig mit dem Film „Giardini“. Er drehte den melancholischen, winterlichen Film in der städtischen Gartenanlage um die 30 Biennale-Pavillions. Zu einer Zeit in der die Pavillions geschlossen und verwaist und die Wege und Wiesen vermüllt sind. Die Giardini werden in ihrer Alltäglichkeit gezeigt, die aber auch typisch für Venedig ist. Steve McQueen sagte dazu bei der Eröffnung der Biennale: „Turner does not own sunsets, and he doesn't own Venetian sunsets."

 

Steve McQueen, Giardini, 2009

Steve McQueen, Giardini, 2009

 

Die Schönheit des Films liegt in der Vorstellung und Darstellung dessen, dass es eine Wirklichkeit neben der Biennale gibt, in der das eigentliche Leben stattfindet: Der Film handelt von sonst kaum beachteten Dingen: Käfern, Würmern, zwei Männern, die sich in der Nacht treffen, nicht zuletzt von streunenden Windhunden, die wie ein Leitmotiv durch den Film streifen. Hunde und Katzen werden gefüttert und dem Tod entrissen: "They are racing greyhounds that would otherwise be shot but are looked after by a charity", sagte McQueen. „The point is that they ought to be dead – and are thus a kind of ghostly presence“.

 

Steve McQueen, Installation mit Filmstills
Foto Prudence Cuming 
© The British Council
Courtesy Marian Goodman Gallery, New York and Paris; Thomas Dane Gallery, London

 

"Giardini": Ein Film über Beobachten und Hinhören, der in zwei Projektionen nebeneinander gezeigt wurde, die sich visuell und poetisch ergänzten.

 

Mehr von Steve McQueens Arbeit: Thomas Dane Gallery, Marian Goodman Gallery, Biennale-Seite des British Council.

Die Zitate stammen von der Biennale-Berichterstattung des Guardian.

 

Nachdem ich den Blogbeitrag fertig geschrieben hatte, kam ich noch auf die Idee, auf youtube nach dem Fim zu suchen. Naiv wie ich diesbezüglich anscheinend bin, habe ich mir vorgestellt, Steve McQueen sei mit seiner Kamera im Gebüsch auf der Lauer gelegen, um die scheuen Streunerhunde nicht zu verschrecken und habe - einem heimlichen Beobachter gleich - die Aufnahmen gemacht. Auf youtube fand ich dann einen Beitrag, der, obwohl ich nicht Italienisch kann, anscheinend so etwas wie das "Making of" von "Giardini" ist. Die gecasteten Hunde werden mit dem Boot zu den Gärten gebracht, ihre edlen Halsbänder werden abgenommen und die Hundemäntel ausgezogen...

 

 

 

Film, Installation, Video
3. April 2012 - 10:23

Andreas Amrhein, Zorro, 2006

 

Der deutsche Künstler Andreas Amrhein hat sich darauf spezialisiert Porzellanfiguren der Manufakturen Meissen, Nymphenburg, der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin und Hutschenreuther zu malen. Er hat es dabei zu wahrer Meisterschaft gebracht: die Glanzlichter und strahlenden Oberflächen lassen quasi lebensgroße Porzellanhunde vor uns erstehen.

Inzwischen ist er ein Kenner dieser historischen Sammlerobjekte. Natürlich steht in meinem Blog wieder der Hund im Mittelpunkt.

 

Andreas Amrhein, Der Stadtneurotiker, 2006

Andreas Amrhein, The last boy-scout, 2006

 

Amrhein malte die vergrößerten Porzellanhunde zuerst vor monochromen Hintergründen. Später, für die Serie "Rapper`s Delight", kombinierte er die kitschigen, typisch deutschen Figuren mit Rappern und deren Insignien (Goldkette und Limousine). Die Hintergrundmotive entstammen den amerikanischen Vorstädten.

 

Andreas Amrhein, Crown Jewels, 2008

Andreas Amrhein, Jokers, 2008

Andreas Amrhein, Go, 2008

Andreas Amrhein, New Orleans, 2008

Andreas Amrhein, 4th St, 2008

Andreas Amrhein, King, 2008

Andreas Amrhein, Ford, 2008

Andreas Amrhein, Route 36, 2008

 

Ab 2010 setzt er seine perfekt gemalten Hundefiguren vor collageartig flach gemalte Hintergründe, in denen er Ikonen der Comic-Welt mit Zeichnungen verschiedener Gegenstände und sich wiederholenden Dekorelementen kombiniert.

 

Andreas Amrhein, Remix, 2010

Andreas Amrhein, Home, 2010

Andreas Amrhein, Good Friends, 2010

Andreas Amrhein, Wenn der Vater mit dem Sohne, 2005

 

Die beiden Labrador-Kind-Kombinationen oben zeigen, wie Amrhein dasselbe Porzellanobjekt im Abstand von fünf Jahren in unterschiedlichen Gemälden verwendete.

Andreas Amrhein wurde 1963 in Marburg geboren, wuchs in Liberia/Westafrika auf und studierte Bildende Kunst in London, Malmö, Chicago und Berlin. Verschiedene Stipendien führten ihn nach Frankreich, Norwegen und China. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er seit 2006 einen Lehrauftrag an der Akademie für Malerei inne hat.

Zur Zeit sind die Arbeiten von Andreas Amrhein in mehreren Ausstelungen zu sehen:

In Peking bis zum 1. April 2012 in der Alexander Ochs Gallery, Beijing (in Kooperation mit der Deutschen Botschaft in Beijing, China, in Gemünden im Güterschuppen des Alten Bahnhofs bis zum 6. Mai 2012 sowie im Kunstkabinett Regensburg gemeinsam mit Peter Hermann bis zum 9. Juni 2012.

Mehr über den Künstler finden Sie auf Amrheins Homepage, auf der Homepage der Galerie Borchardt und der Homepage der  Alexander Ochs Galleries Berlin/ Beijing.

alle Bilder © Andreas Amrhein
 

Ausstellung, Malerei
2. April 2012 - 14:44

Heute gibt es einen Eintrag in eigener Sache! Ich nehme heuer erstmals am Wiener Atelierrundgang Q202 teil. Neben Ateliers im 2. und 20. Bezirk gibt es auch ein paar "Satelliten" in anderen Bezirken, darunter auch meinen Schauraum im 3. Bezirk. Da ich ganz  abseits der Wanderrouten liege, werden wohl nur wenige Rundgänger zufällig zu mir stoßen.

Deshalb würde es mich umso mehr freuen, wenn der eine oder andere Blogbesucher den Weg zu mir fände. Ich lade Sie alle ganz herzlich ein, mich von 20.-22. April 2012 zu besuchen. Ich habe meinen Schauraum von 14-21 Uhr geöffnet. Es wäre sehr interessant für mich, einige meine Leserinnen und Leser persönlich kennen zu lernen - dann hätte ich in Zukunft beim Schreiben ein paar Gesichter vor mir ...

 

Wanderkarte Atelierrundgang Q202
Ausschnitt aus der Wanderkarte. Mein Schauraum befindet sich beim Punkt 66!

Unten lacht das Q202-Team, in der Mitte sehen Sie einen ganz reizenden Afghanen. Gehalten wird er von Christiane Grüner, deren Hundekunst ich im Blog schon einmal vorgestellt habe.

 

Das Q202 - Team
Das Q202-Team, Foto © kunstfotografin.at

Was ist Q202? Das beantwortet am besten der Pressetext:

Bereits den neunten Frühling in Reihe findet dieses von Hans Heisz und seinem Team initiierte WienKunstWandern oder Radeln statt. Q202 steht dafür, das künstlerische Potenzial Wiens auf sehr persönliche Art erleben zu können, sei es in versteckten Hinterhofateliers, in Künstlerwohnungen, WerkstättenWGs, im Seecontainer oder im Architektur-Kunstwerk selbst.
 
Q202 zeigt hier eine eher ungewöhnliche Bandbreite, stellt weniger das Wer, sondern das Was in den Vordergrund und wurde damit weit über die Grenzen Wiens bekannt. Ziel ist es, Publikum und KünstlerInnen zugleich ein breites Begegnungs- und Vergleichsfeld zu schaffen, wofür KünstlerInnen dieser Kulturinitiative heuer wieder eine außergewöhnliche Mischung aus Events, Performances, Ausstellungen, Video-Installationen, Musik, Literatur und eine Reihe von Kunstaktionen anbieten.

Alle Infos zum Atelierrundgang finden Sie auf der Q202-Homepage, dort gibt es auch die ganze Wanderkarte mit Adressen der Teilnehmenden zum Ausdrucken.

 

Mein Schauraum, Ausstellung
30. März 2012 - 14:37

Albrecht Tübke, Serie Dalliendorf

 

Ein Gruppenfoto bildet die Ausnahme im Werk des Deutschen Albrecht Tübke, der der jüngeren Generation der künstlerischen Fotografen angehört. Der dokumentarische Porträtfotograf kehrte für die Fotoserie "Dalliendorf" von 2000 in sein Heimatdorf zurück.

Während des letzten Jahrzehnts fotografierte Tübke mehrere Porträtserien: Einerseits in ländlicher Umgebung wie in Dalliendorf oder im toskanischen Pulica, andererseits im urbanen Bereich (Citiziens, Donna).

 

Albrecht Tübke, Serie Bolgheri

Albrecht Tübke, Serie Bolgheri

Albrecht Tübke, Serie Pulica

Albrecht Tübke, Serie Pulica

 

Tübke geht es um das "Wesen" der Person, das durchaus auch künstlich sein kann. Er lenkt den Blick auf den Einzelnen mit seiner künstlerisch kreierten Oberfläche und - vor allem in den urbanen Serien - modischen Inszenierung. Die ausgewählten Passanten dürfen für die Kamera posieren und sich in eigener Kleidung in Szene setzen. Dabei kann das persönliche Styling und dessen öffentliche Präsentation die Identität verstärken oder verbergen und maskieren.

 

Albrecht Tübke, Walther Collection

 

Ich habe nur die wenigen Bilder mit Hund ausgewählt, doch auch für sie gilt der frontale Blick der Porträtierten in die Kamera. Tübke dokumentiert ohne zu werten und ohne Interesse an gesellschaftlichen Studien. Seine Art die Menschen einzufangen ist auch unabhängig von deren Alter oder Geschlecht. Gemeinsam ist allen allerdings ihre "Präsenz", mit der sie der Kamera begegnen.

 

Albrecht Tübke, Serie Citizien

Albrecht Tübke, Serie Donna

 

Die Serie Donna, die in italienischen Städten aufgenommen wurde, zeigt auch deutlich den Einfluss der Mode - und der Schönheitschirurgie - in der italienischen Gesellschaft. Wie kann man sich noch inszenieren, wie kann man seine Persönlichkeit unter den städtischen Stereotypen und den modischen Tribes der westlichen Gesellschaft herausstreichen? Der Hund wird zum modischen Accessoire, die Bekleidungsbranche für den urbanen Hund boomt.

Das letzte Bild ist auch deshalb interessant, da es uns Auskunft über das moderne Mensch-Tier-Verhältnis gibt. Nichts spricht dagegen, dass die Frau ihren kleinen Hund wirklich gerne hat und nur das Beste für ihn will. Niemals würde sie eine Jacke aus Chihuahua-Fell anziehen oder Chihuahua-Brust auf Rucola-Salatbett essen. Gleichzeitig findet sie allerdings nichts dabei, einen Pelzmantel zu tragen, für den -zig Tiere unter grausamsten Bedingungen leben und sterben mussten.

Tübkes Bild scheint mir - ohne dass er diese Aussage beabsichtigt hätte - wie die Illustration zu Melanie Joys Buch "Why We Love Dogs, Eat Pigs, and Wear Cows". Am 12. März hatte ich in Wien Gelegenheit einen Vortrag der Amerikanerin zu hören, der genau diese Problematik behandelte. Eine ihrer Präsentationen vom Februar 2012 in englischer Sprache finden Sie auch auf youtube.

alle Fotos © Albrecht Tübke

Für die Freunde der Fotografie schreibt Albrecht Tübke seit kurzem auch den Blog Albrecht Tübke-Photography.

 

27. März 2012 - 9:10

Keith Arnatt, Notes from Jo, 1990-1994, © Keith Arnett

 

Was Sie hier sehen, ist nicht die fotografierte Verschriftlichung einer Hundeschelte, was im Hund und Kunst-Blog ja durchaus vorstellbar wäre, sondern eine fotografierte und vergrößerte Notiz von Frau Arnatt.

Keith Arnatt stellte aus einer Auswahl dieser Notizen, die seine Frau an ihn geschrieben hatte, bevor sie 1996 an einer Krebserkrankung starb, eine Foto-Serie zusammen. Isoliert und ohne zeitliche und räumliche Einordnung wirken diese Notizzettel surreal; das Wissen um den Tod seiner Frau macht daraus ergreifende Erinnerungsstücke eines gemeinsamen Lebens.

In dieser Arbeit der 1990er Jahre spürt man noch den konzeptuellen Ansatz, mit dem der 1930 geborene Arnatt immer arbeitete und der es so schwierig macht, ihn in der Fotografiegeschichte einzuordnen.

Als Konzeptkünstler, dem es ja "naturgemäß" um das Konzept, die Idee geht, wollte er das Kunstwerk und konsequenterweise sich selbst 1969 zum Verschwinden bringen. Die Fotos dieser programmatischen Aktion - er gräbt sich immer mehr in die Erde ein - "Self Burial" - wurden im WDR ohne zeitgleiche Erklärung gesendet. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist die Rolle des Fernsehens als Vermittlungsmedium für Avantgardekunst und nicht als Teil einer Verblödungsmaschinerie.

 

Keith Arnatt, Self Burial, 1969

 

Arnatt war also anfangs ein Konzeptkünstler, der das Medium Fotografie verwendete und wandelte sich zum Fotografen, der konzeptuell dachte. Als Fotograf blieb ihm die Bekanntheit großteils verwehrt - er verkaufte wenig und arbeitet Zeit seines Lebens als Lehrer.

Arnett, der 2008 in Wales starb, arbeitete vorwiegend in Serien. Die Frage nach der Identität war eines seiner Themen, das auch "Walking the Dog" von 1976-1979 bestimmt. Womit ich endlich bei unserem gemeinsamen Interesse angelangt wäre: dem Hund und seiner Beziehung zum Menschen.

 

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, 1© The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

 

Sicher versuchten Sie auch sofort die Ähnlichkeit zwischen Hund und Halter zu erkennen. Besonders die Mundpartien finde ich oft überraschend übereinstimmend. Jeder, der seinen Hund fotografiert, weiß, wie schwer es ist, dessen Aufmerksamkeit zu erreichen und zu halten; ihn dazu zu bringen, in die Kamera zu schauen. Da das Rufen des Namens oft nicht ausreichte, hat Arnatt durch Bellen und Knurren das Interesse der Hunde erweckt Bei manchen Fotos sieht man richtig, wie sie die Ohren spitzen und den Kopf fragend und neugierig schief legen.

Arnatts Fotografien wirken witzig, charmant, berührend. Niemals machen sie sich über ihren Gegenstand lustig.

Die ganze Foto-Serie "Walking the Dog" können Sie in der Tate Collection genießen.

Mehr zu Keith Arnatt bei Galerie Maureen Paley.

alle Fotografien © Keith Arnatt Estate

 

Fotografie
24. März 2012 - 10:49

Vor ein paar Tagen war ich in der Wiener Albertina und habe mir die wunderbare und umfangreiche Ausstellung der Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle der Impressionisten angesehen. Es sind Hunderte Arbeiten zu sehen und ich hatte nicht die Geduld, wirklich alle genau zu betrachten, aber es war eine Ausstellung ohne gezeichnete Hunde. Ein Aquarell von Berthe Morisot war dabei und da sie jetzt auch eine Retrospektive im Pariser Musée Marmottan hat, möchte ich mich ihr widmen. Sie hat und ein paar sehr moderne, über den Impressionismus hinaus weisende Bilder mit Hund gemalt.

 

Berthe Morisot, Sur l'Herbe, 1874

 

Berthe Morisot (1841-1895) war die erste Frau in der Gruppe der Impressionisten. Sie entstammte einer wohlhabenden französischen Familie und erhielt gemeinsam mit ihrer Schwester privaten Kunstunterricht, wie es für bürgerliche und adelige Töchter üblich war. Kunstakademien standen den Frauen zu dieser Zeit noch nicht offen. Erst 1897 gab die École des Beaux-Arts als erste Kunstakademie Frankreichs der großen Nachfrage von Frauen für ein Kunststudium nach. Ab 1860 begann Camille Corot die beiden Schwestern zu unterrichten.

Nach der Heirat ihrer Schwester schloss Berthe enge Freundschaft mit Édouard Manet, der sie zwischen 1868 und 1874 wiederholt porträtierte. Dass sie für ihn Modell saß, war ungewöhnlich, denn Töchter respektabler Familien ließen sich zwar von Kunstmalern porträtieren, dienten dabei aber nicht als eigentliches Modell und Sujet eines Künstlers.

Seit 1864 stellte Morison im offiziellen Salon aus. Nachdem sie auf Einladung von Degas 1874 an der ersten Impressionistenausstellung teilnahm, interessierte sie der Wettbewerb im offiziellen Salon nicht mehr. Sie gehörte nun zur Avantgarde der französischen Kunst und nahm an fast allen Ausstellungen teil.

1877 heiratete sie Eugène Manet, den Bruder Édouard Manets. Im Folgejahr wurde ihre Tochter Julie Manet geboren. 1891, im Todesjahr ihres Mannes, hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Paris. Drei Jahre später erkrankte sie bei der Pflege ihrer Tochter und starb mit 54 Jahren.

 

Berthe Morisot, Jeune Fille et Chien

 

Berthe Morisot malte bevorzugt Familienszenen, Frauen- und Kinderporträts, Interieurs und Landschaften. Dabei trieb sie die malerischen Entwicklung voran. Zweifellos war ihr Thema die Malerei und nicht das Abbilden.

Wie eigenständig und modern ihr Werk unter den Impressionisten ist, merkt man besonders im Werk der 1890er Jahre. Bei Jeune Fille au Chien von 1892 erkennt man gut, dass Sie auch eine völlig neue Farbtransparenz und eine eigene Palette an Silber-, Weiß-, Rosa-, Blau- und Grüntöne in die Ölmalerei bringt.

 

Berthe Morisot, Jeune Fille au Chien, 1892

Berthe Morisot, Bois de Boulogne, 1893

 

Das Werk unten von 1893, Berthe Morisot hat hier ihre Tochter porträtiert, erinnert mich sehr an Edvard Munch, nicht an ein konkretes Bild, sondern an seine Darstellungen pubertierender Mädchen und Madonnen: Wallendes Haar in langen Pinselstrichen gemalt, die kurvige Linie und der Umriss kehren zurück! Die Wiederbetonung der Linie korrespondiert mit Morisots Interesse an der Zeichnung.

 

Berthe Morisot, Julie Manet et sa levrette Laerte, 1893

Berthe Morisot, Jeune Fille Tenant un Chien dans ses Bras, 1892

Berthe Morisot, Mädchen mit Windhund, 1893

 

Und sie ist auch eine Meisterin des Pastells und Aquarells.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
21. März 2012 - 10:22

"Peredwischinki - Maler des russischen Realismus" heißt eine Ausstellung, die in den Kunstsammlungen Chemnitz gezeigt wird. Die Peredwischinki wandten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts gegen die traditionelle, inhaltlich und formal erstarrte Akademiemalerei. Im Gegensatz zu deren dunkler Farbpalette wählten die Sezessionisten eine Malweise mit helleren Farben und zeigten die Menschen in Beziehung zu ihrer Umgebung. Von 1871 bis 1922 organisierten die Peredwischniki 48 Wanderausstellungen, um ihre Kunst auch außerhalb von Moskau und Sankt Petersburg der Bevölkerung näher zu bringen.

Valentin Serov, ein Schüler Repins, ist der bedeutendste Porträtist der zweiten Generation dieser russischen Künstlergemeinschaft. Er ist mit zwei Bildern in der Ausstellung vertreten, die beide auch Hunde zeigen. Welch ein Glück! Das eine ist das Bildnis des Grafen Felix Sumarokow-Elston und späteren Fürsten Jussupow (1887-1967). Fürst Jussupow ist Ihnen vielleicht nicht bekannt, Sie kennen aber sicherlich sein Opfer, Grigori Rasputin, den Wanderprediger und Zarengünstling. Jussupow war einer seiner Mörder.

 

Valentin Serov, Bildnis des Grafen Felix Sumarokow-Elston, 1903

 

Das zweite ist das Bildnis der Mutter des Fürsten und Erbin unermesslichen Reichtums, Fürstin Sinaida Jussupowa.

 

Valentin Serov, Bildnis der Fürstin Sinaida Jussupowa, 1902

 

Die Adelsfamilie lebte von immensen Gold- und Edelsteinvorkommen Sibiriens. 1925 wurden beim Umbau des prunkvollen Sankt Petersburger Jussupow-Palastes in einem Versteck mehr als 250 Diamantbroschen und bergeweise Armbänder entdeckt. Felix Jussupow und seine Frau Irina führten im Pariser Exil ein Modehaus. Ihre Tochter gehört heute mit ihrem märchenhaften Vermögen zur internationalen High Society. Dieses Society-Wissen habe ich übrigens von der Chemnitzer Morgenpost.

Unten sehen Sie noch zwei flotte Windhund-Zeichnungen von Serov und ein Gemälde mit Peter I. Die Hunde sind übrigens Barsois, Hunde der Zaren, die für die Hetzagd gezüchtet wurden, da sie zu den schnellsten Landtieren überhaupt zählen.

 

 

Valentin Serov, Windhunde, 1901

 

Valentin Serov, Windhunde, 1902

 

Valentin Serov, Peter I. auf der Jagd, 1902

 

 

Die Ausstellung, die 41 Künstler zeigt, ist eine Koproduktion mit dem Russischen Museum Sankt Petersburg, der Tretjakow-Galerie Moskau und dem Nationalmuseum Stockholm. Sie ist noch bis bis zum 26. Mai 2012 zu sehen.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
19. März 2012 - 13:10

Miguel Macaya, 1

Miguel Macaya, 2

Miguel Macaya, 3

Miguel Macaya, 4

Miguel Macaya, 5

Francisco de Goya, El Perro (1820-1823)
Francisco de Goya: El Perro (1820-1823)

Miguel Macaya, 6

Miguel Macaya, 7

Miguel Macaya, 8

Miguel Macaya, 9

Miguel Macaya, 10
Und das ist ein Eisbär!

Da ich nicht Spanisch kann und ich sogar für den Titel des Beitrags die Google-Übersetzungshilfe brauchte, lasse ich diesmal (fast) nur die Bilder zu Ihnen sprechen. Der spanische Maler Miguel Macaya wurde 1964 in Santander geboren und malt neben diesen wunderbar altmeisterlich anmutenden Hunden auch andere Tiere (bevorzugt Pferde, Vögel), Szenen aus Stierkämpfen, Stierkämpfer und Stillleben. Während diese Malerei einen gediegenen und ernsthaften Eindruck vermittelt, erscheinen mir seine Menschendarstellungen befremdlich, skurril und dicknasig. Er malt Menschen mit Halskrausen, eigenartigen Kappen, wehenden Krawatten.

 

Unter Macayas Hundeporträts habe ich ein Bild von Goya geschummelt, was Sie sicher gleich bemerkt haben. Hier wurde ich auf diese Ähnlichkeit aufmerksam gemacht. Macayas Malerei mit ihrem oftmaligen Einsatz des extremen Hell-Dunkel-Kontrastes ist tief in der Kunstgeschichte verwurzelt.

 

Auf diesen Seiten finden Sie viele seiner Werke: The quiet man, Artstormer sowie Galerie Lilly Zeligman

 

Alle Bilder © Miguel Macaya

 

Malerei
16. März 2012 - 13:19

Jo Taylor, The Rescue I, 2009

Jo Taylor, The Rescue II, 2009

 

Für uns, die wir die Hunde und ihre Darstellung lieben, ist es schade, dass die britische Künstlerin Jo Taylor eine hundertprozentige Pferdemalerin ist. An den zwei Hundezeichnungen oben ist leicht zu erahnen, was uns entgeht! Vielleicht ist Bubble, den sie öfters gezeichnet hat, ihr Hund. Obwohl er immer ruhend dargestellt ist, erkennt man die Dynamik ihres Striches und dass sie nach dem lebenden Hundemodell und nicht nach Fotos arbeitet.

 

Jo Taylor, Bubble 2, 2011

Jo Taylor, Bubble 3, 2011

Jo Taylor, Bubble 5, 2011

Jo Taylor, Bubble 6, 2011

Jo Taylor, Bubble 10, 2011

Jo Taylor, Bubble 11, 2011

Jo Taylor, Bubble 13, 2011

 

Ganz ohne Pferdebilder will ich diesen Blogbeitrag doch nicht beenden. Sehen Sie hier eine Aufnahme der Galerie McMaster Tims Contemporary Art in Dorset/England mit Arbeiten von Jo Taylor.

 

Zwei Hunde vor Jo Taylors Pferdebildern
© McMaster Tims Contemporary Art

Zur Zeit stellt Jo Taylor in der Victoria Gallery & Museum in Liverpool aus. An der Liverpooler Universität war sie acht Jahre lang Artist in Residence an der tierärztlichen Fakultät.

alle Hundezeichnungen © Jo Taylor

Auf Jo Taylor aufmerksam gemacht wurde ich durch the white hotel.

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung