27. März 2012 - 8:10

Keith Arnatt, Notes from Jo, 1990-1994, © Keith Arnett

 

Was Sie hier sehen, ist nicht die fotografierte Verschriftlichung einer Hundeschelte, was im Hund und Kunst-Blog ja durchaus vorstellbar wäre, sondern eine fotografierte und vergrößerte Notiz von Frau Arnatt.

Keith Arnatt stellte aus einer Auswahl dieser Notizen, die seine Frau an ihn geschrieben hatte, bevor sie 1996 an einer Krebserkrankung starb, eine Foto-Serie zusammen. Isoliert und ohne zeitliche und räumliche Einordnung wirken diese Notizzettel surreal; das Wissen um den Tod seiner Frau macht daraus ergreifende Erinnerungsstücke eines gemeinsamen Lebens.

In dieser Arbeit der 1990er Jahre spürt man noch den konzeptuellen Ansatz, mit dem der 1930 geborene Arnatt immer arbeitete und der es so schwierig macht, ihn in der Fotografiegeschichte einzuordnen.

Als Konzeptkünstler, dem es ja "naturgemäß" um das Konzept, die Idee geht, wollte er das Kunstwerk und konsequenterweise sich selbst 1969 zum Verschwinden bringen. Die Fotos dieser programmatischen Aktion - er gräbt sich immer mehr in die Erde ein - "Self Burial" - wurden im WDR ohne zeitgleiche Erklärung gesendet. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist die Rolle des Fernsehens als Vermittlungsmedium für Avantgardekunst und nicht als Teil einer Verblödungsmaschinerie.

 

Keith Arnatt, Self Burial, 1969

 

Arnatt war also anfangs ein Konzeptkünstler, der das Medium Fotografie verwendete und wandelte sich zum Fotografen, der konzeptuell dachte. Als Fotograf blieb ihm die Bekanntheit großteils verwehrt - er verkaufte wenig und arbeitet Zeit seines Lebens als Lehrer.

Arnett, der 2008 in Wales starb, arbeitete vorwiegend in Serien. Die Frage nach der Identität war eines seiner Themen, das auch "Walking the Dog" von 1976-1979 bestimmt. Womit ich endlich bei unserem gemeinsamen Interesse angelangt wäre: dem Hund und seiner Beziehung zum Menschen.

 

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, 1© The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

Keith Arnatt, Walking the Dog  1976-79, © The estate of Keith Arnatt

 

Sicher versuchten Sie auch sofort die Ähnlichkeit zwischen Hund und Halter zu erkennen. Besonders die Mundpartien finde ich oft überraschend übereinstimmend. Jeder, der seinen Hund fotografiert, weiß, wie schwer es ist, dessen Aufmerksamkeit zu erreichen und zu halten; ihn dazu zu bringen, in die Kamera zu schauen. Da das Rufen des Namens oft nicht ausreichte, hat Arnatt durch Bellen und Knurren das Interesse der Hunde erweckt Bei manchen Fotos sieht man richtig, wie sie die Ohren spitzen und den Kopf fragend und neugierig schief legen.

Arnatts Fotografien wirken witzig, charmant, berührend. Niemals machen sie sich über ihren Gegenstand lustig.

Die ganze Foto-Serie "Walking the Dog" können Sie in der Tate Collection genießen.

Mehr zu Keith Arnatt bei Galerie Maureen Paley.

alle Fotografien © Keith Arnatt Estate

 

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