29. August 2012 - 17:50

© Yun-Fei Tou
09/23/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.1 Hours

© Yun-Fei Tou
06/13/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 40 Minutes

© Yun-Fei Tou
10/24/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.9 Hours

© Yun-Fei Tou
11/28/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 1.2 Hours

© Yun-Fei Tou
03/07/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 13.2 Hours

© Yun-Fei Tou
08/01/2011, Taiwanese Public Animal Shelter, Time until Euthanized: 29 Minutes
Sein Blick bricht mir mein Herz!

 

Manchmal liegt das Materiel zu einem Blogbeitrag lange in der digitalen Schublade, bevor ich zu Schreiben beginnen. Meist deshalb, weil mich die Thematik so schmerzhaft bewegt, dass ich nicht beginnen kann. Dazu gehört der Bereich aller für die Kunst getöteten Tiere.

Einen umgekehrten Weg schlägt Yun-Fei Tou mit seiner Fotoserie "Memento mori" ein. Nicht Töten für die Kunst, sondern den Augenblick vor dem Tod mit künstlerischen Mitteln festhalten, um die Hunde dem Vergessenwerden zu entreißen. Und um unser Herz zu berühren: In welcher Welt leben wir, die für Tiere fast immer nur den durch Menschen vollzogenen Tod vorsieht! Yun-Fei Tou fotografiert Hunde wenige Stunden vor ihrer Ermordung in einem taiwanesischen Tierheim.

Ich bin im Februar 2012 das erste Mal auf ihn gestoßen, im Blog Our Hen House - ein weiteres Mosaiksteinchen an Wissen und Ohnmacht seiher in meinem Hinterkopf.

Auf fotovisura schreibt Yun-Fei Tou über sein Projekt:

These images record the last moments of life for some dogs found in public pounds run by governmental agencies in Taiwan. These portraits are taken on the very day in which the animal depicted is about to be put down or mercifully killed. These images are but a small fraction of the total body of work in this ongoing project.

Utilizing the classic portrait style that originated in the early 19th century with the birth of photography as an art form these photographs offer the viewer a chance to look attentively into a bleak future. These dogs are essential dead and their souls are hours, minutes away from non-existence. These portraits reflect a formal construct or platform through which the viewer and the dog “communicate” using exchanged gazes to create a forced contemplation.

Photographic images allow us to contemplate. Through contemplation we gain an understanding of the uniqueness and nobility of life. Through contemplation we understand how chaotic and disordered the world has become.

The tyranny of human has caused and today is still causing an amount of pain and suffering over nonhuman animals. Nonhuman animals should be treated as independent sentient beings that they are, and not as a means to human being.

People should consider animal rights as a moral issue rather than appealing to emotional affection. As Peter Singer wrote in his Animal Liberation, “The portrayal of those who protest against cruelty to animals as sentimental, emotional “animal-lovers” has had the effect of excluding the entire issue of our treatment of nonhumans from serious political and moral discussion.”

The purpose of this project is to arouse people’s awareness of animals rights and make people think through, carefully and consistently, the question of how we ought to treat nonhuman animals. The animals themselves are incapable of demanding their own liberation, or of protesting against their condition with votes, demonstrations, or boycotts. We have to speak up on behalf of those who cannot speak for themselves.

The photographic image is merely a vehicle of communication that can lead to a better understanding of a situation, an event, of ourselves and of the world around us.

In viewing these specific images, one looks directly into the eyes of the dog and the dog looks back. These images reflect the last opportunity to look. This is a final and decisive moment. Death is eminent and all that is asked of the viewer is to engage, to recognize the common bonds and to honor the resemblances between our lives.

Man kann ihm gar nicht genug dafür danken, dass er die Kraft aufbringt, das durchzustehen. Der Gedanke alleine lässt mich verzweifeln. Yun-Fei verbringt manchmal mehrere Stunden mit den Hunden, geht mit ihnen spazieren oder trägt sie in den Armen, gibt ihnen vielleicht das erste und letzte Mal in seinem Leben Wärme und Zuneigung, erst dann fotografiert er sie, ohne Käfig, ohne Leine, sodass nur die Seele und die Persönlichkeit der Tiere zu uns spricht. Dann begleitet er die Hunde, wenn sie getötet werden. Zweimal wöchentlich und das seit über zwei Jahren steht er den Hunden in ihren letzten Minuten bei.

Jeder Hund, der nicht innerhalb von 12 Tagen aus den staatlichen Tierheimen abgeholt wird, muss sterben, etwa 80 000 jährlich alleine in Taiwan.

Eine Fotostrecke auf Spiegel Online zeigt den Fotograf und Tierrechtler bei seiner unsäglich traurigen Arbeit:

 

Tou sieht nach, welche Hunde gtötet werden
Tou sieht auf einer Liste nach, welche Hunde an diesem Tag getötet werden

Begrüßen und Streicheln auf dem Tierheimgang, ein Foto, dann wird der Hund umgeb
Begrüßen und Streicheln auf dem Tierheimgang, ein Foto, dann wird der Hund umgebracht

Manche sind erst wenige Monat alt

Manche sind erst wenige Monat alt
Manche sind erst wenige Monat alt

Mehr Informationen zu Yun-Fei Tou auch auf Focus Taiwan

alle Fotos © Yun-Fei Tou

 

24. August 2012 - 10:30

Ich habe mich mit der Dogumenta äh Documenta 13 nicht besonders beschäftigt, es vielmehr immer aufgeschoben, ist es doch ein riesieger Brocken sich das aus der Ferne im Feuilleton anzulesen: Hunde und Kunst, Hunde als Kunstrezipienten, als Besucher und so fort... Aber das konnte Wolf Kahlen, der deutsche Pionier der Videokunst, schon 1977 ohne weiteres toppen!

Zuerst stieß ich auf die Beschreibung des Werks, die schon für sich genommen amüsant zu lesen war:

 

(...) Nicht so wie Kahlen's andere Einzelausstellung HUNDE-TERRITORIUM im Jahr 1977 in der Galerie Repassage in Warschau, zu der nur Hunde geladen waren (die acht verschiedene Geruchswahrnehmungen als unsichtbare 'Geruchsskulpturen“ im für den Besucher uneinsichtigen Raum begeisterten) und deren Herrchen in einem Warteraum per Videoüberwachung das Verhalten ihrer 'Kinder' nur auf dem Live-Monitor unter dem Tisch auf den Knieen beobachten konnten: Die Galerie wurde danach geschlossen und der Galerist musste daraufhin das Land, wie er sich schon immer gewünscht hatte, verlassen. Wer mehr wissen will, siehe Katalog: Wolf Kahlen: Foto, Video, Performances, Kunstverein Freiburg/Br., 1978 etc.  (Text von der Mailing-Liste Rohrpost 2001)

 

Dann stieß ich auf die Erwähnung des Werks in Jessica Ullrichs "Die gewalttätige Bildwerdung des Animalischen. Tiere als Medien von Gewalt" in kunsttexte.de von 2004 (S 9f)

 

Wolf Kahlen hingegen schuf 1990 mit "Hunde-Territorium" eine ganze Kunstausstellung für Hunde, die für den menschlichen Besucher ganz und gar sinnlos war. (...) Kahlens nur für Hunde konstituierter Raum hingegen war bis auf eine kleine Öffnung, durch die nur Hunde passten, zur Menschenwelt ganz und gar abgeschlossen. Drinnen waren in Form von Duftmarken "Geruchsskulpturen" installiert. Über eine Kamera konnte der Hundebesitzer zwar beobachten, wie sein Haustier völlig absorbiert von den aufregenden Sinneseindrücken den Raum ablief, blieb aber von dessen innerm Erleben vollkommen ausgeschlossen. So versinnbildlicht diese Arbeit die absolute Trennung der Welt der Menschen und der Tiere.

 

Ullrich gibt als Jahreszahl der Performance 1990 an, anscheinend wurde sie bei der Ausstellung "Animalia - Stellvertreter" im Haus am Waldsee/Berlin erneut aufgeführt.

 

Erst nach langem Suchen habe ich eine Abbildung in Kahlens Werkverzeichnis (Video Tapes 1969-2010) gefunden. Das Werk hat übrigens die Nummer 40: in Kahlens Schreibweise AAvAA # 40 (Alle Arbeiten von Anfang An).

 

 

aus Wolf Kahlen, Videotapes

 

Mir fällt zum Ausstellen von vermeintlicher Leere auch Yves Klein ein, der Im April 1958 in einer Galerie seine Sensibilität ausgestellt hat. Laut Wikipedia kamen damals 3000 Besucher, die in den Ausstellungsräumen seine Sensibilität suchten oder vorfanden. Wahrscheinlich zeigen beide Veranstaltungen die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung auf. Wenn Kahlen wirklich Duftmarken gelegt hat, waren diese Geruchsskulpturen für Hunde durchaus erfahrbar, während die menschlichen Beobachter nur Leere wahrnahmen.

Das Wolf Kahlen Museum - Intermedia Arts Museum, 2005 in Bernau eröffnet, ist dem Lebenswerk des Medienpioniers Wolf Kahlen gewidmet. Dort sind auch Zeichnungen zum "Hunde-Territorium", Warschau 1977, ausgestellt.

2010 fand eine umfassende Retrospektive seines Werks im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe statt.

 

Installation, Performance, Video
20. August 2012 - 16:00

Über die Entdeckung von Anja Zaharanski freue ich mich ganz besonders, wird sie mir doch über das 365 Dogs Project noch viele "Oh, wie schön!" entlocken.

Sie stellt die Hunde-Illustrationen her, die ich immer machen möchte. Doch mir fehlt der experimentierfreudige Zugang und die verspielte Ader mit der sich Anja Zaharanski alles selbst beibringt und ans Werk geht.

 

Noodles, Scout und Aioli, Mischlinge © Anja Zaharanski

 

Die erst 22-jährige in Bayern lebende Illustratorin erprobt für die verschiedenen Hunde(rassen) unterschiedlichste stilistische und zeichnerische Herangehensweisen. Täglich möchte sie eine Hunde-Illustration fertig stellen. Über 200 Hundefreunde schickten ihr für dieses 365 Dogs Project Fotos ihrer Hunde, in der Hoffnung, dass diese von ihr verewigt würden! Unten sehen Sie die ersten dargestellten Hunde dieser glücklich Auserwählten.

 

Colega, Schnauzer © Anja Zaharanski

Flecki, Terrier © Anja Zaharanski

Frankie, Windhund © Anja Zaharanski

Lucy und Pai © Anja Zaharanski

Boost, Bordercollie © Anja Zaharanski

Sneaks und Billy, Windhunde © Anja Zaharanski

Sniper, Bordercollie © Anja Zaharanski

 

Obwohl auch ich kürzlich in die Möglichkeiten der Illustration geschnuppert habe - ich besuchte einen Sommerschul-Workshop bei den Illustratorinnen Renate Habinger und Verena Ballhaus im Schneiderhäusl, bei denen ich unterschiedlichste Schab-, Kratz-, Druck-, Reib-, Wisch- etc.etc. -Techniken kennen gelernt habe - weiß ich leider nicht, wie Anja Zaharanski ihre wunderbaren Illustrationen herstellt. Auf alle Fälle ist der Computer im Spiel. Sie verrät nur so viel dazu:

I work with mixed media, which means that I draw, paint, scan and edit all these things together digitally.

Auf ihrer Homepage Dogs Can Bark können Sie verfolgen, wie es mit ihrem 365 Dogs Project weitergeht. Mehr über die Künstlerin erfahren Sie auch im Online-Magazin Four.

Auf Anja Zaharanski bin ich übrigens in Dogmilk gestoßen, das neben Lifestyle-Produkten für Hundeliebhaber manchmal auch Künstler und deren Werke vorstellt.

alle Bilder © Anja Zaharanski

 

Grafik, Zeichnung
17. August 2012 - 10:24

© Alexei Bednij

 

Natürlich haben Sie sofort erkannt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugehht! Der junge russische Fotograf Alexei Bednij stellt Schwarz-Weiß-Fotografien von Hunden, Katzen, Vögeln und Menschen mit deren Schatten her. Dass dabei keine Überschneidungen zu finden sind, liegt nicht an seiner Geduld oder an seinem Glück, sondern an der Herangehensweise: Er bearbeitet die Aufnahmen mit Fotoshop; nur so gelingt es ihm, unmögliche Wirklichkeiten (verschiedene Richtungen der Schatten) zu erzeugen. Die Ergebnisse erinnern an die Muster von Escher. Die Poetik liegt in der Wiederholung, der grafischen Komposition oder - bei den Hund-Katze-Fotos weiter unten -  in der Behandlung der Leere. Humor und Komik blitzen hier ebenso auf.

 

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

alle Fotos © Alexei Bednij

Weitere Arbeiten - auch Animationen - auf Bednij's Journal und auch hier

 

Fotografie
13. August 2012 - 17:00

Lida Bräter, Es regnet junge Hunde I, 2004
Lida Bräter, Es regnet junge Hunde I, 2004

 

Niemals würde sie sich von diesem Bild trennen, in ihm stecke zu viel Herzblut, sagte Lida Bräter anlässlich einer Ausstellung auf dem Wollboden 2008. Und in ihm steckt auch die Essenz ihrer Arbeit, die Hunde. Genauso wie sie von der Grafik immer mehr zur Malerei wechselte, nahmen die Hunde als Motiv ihres Werks zu.

 

Lida Bräter, Bolwerk, 2004
Lida Bräter, Bolwerk, 2004

Lida Bräter, Jack in Japan, 2004
Lida Bräter, Jack in Japan, 2004

Lida Bräter, Itchy, 2005
Lida Bräter, Itchy, 2005

Lida Bräter, Dreams are my Reality, 2006
Lida Bräter, Dreams are my Reality, 2006

Lida Bräter, Sloughi II, 2007
Lida Bräter, Sloughi II, 2007

 

Lida Bräter beherrscht das naturalistische Porträtieren der Hunde - ihre Meisterschaft der Behandlung des Fells ist bewundernswert. "Finger weg", heißt eines ihrer Gemälde, aber ich möchte durch das Fell des Dackels fahren und ihn kraulen, bei "Itchy" geht es mir ebenso. Ihr Können zeigt sie auch bei anderen Texturen und Materialbeschaffenheiten, egal ob es sich um Wasseroberflächen, Blumen, Früchte oder Posamenten handelt.

Lida Bräter geht aber auch weit über das bloße naturalistische Porträtieren hinaus, sie setzt die Hunde in andere und surreale Kontexte; es entsteht eine Komik, die nicht vordergründig ist, die zum genauen Schauen einlädt und gemeinsam mit den Bildtiteln neue Assoziationswelten entstehen lässt.

 

Lida Bräter, The Show's For Showing, 2007
Lida Bräter, The Show's For Showing, 2007

Lida Bräter, Finger Weg, 2009
Lida Bräter, Finger Weg, 2009

Lida Bräter, O.T., 2009
Lida Bräter, O.T., 2009

Lida Bräter, Rote Kammer, 2009
Lida Bräter, Rote Kammer, 2009

Lida Bräter, Sansibar, 2009
Lida Bräter, Sansibar, 2009

Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven I, 2010
Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven I, 2010

Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven III, 2010
Lida Bräter, Heaven, I'm in Heaven III, 2010

Lida Bräter, And I Wonder I, Spitz, 2011
Lida Bräter, And I Wonder I, Spitz, 2011

Lida Bräter, Schwarzwälder Mops, Love Me, 2011
Lida Bräter, Schwarzwälder Mops, Love Me, 2011

 

Ich mag die Sicherheit, mit der Lida Bräter ihre extravaganten Farbentscheidungen trifft: gelb und rosa, die Palette der orange-rot-purpur-rosa-violett-Töne; den Wechsel zwischen körperhaft modulierten Bereichen und flächigen, an japanische Farbholzschnitte erinnernde Teile; das Gebrauchen kultur- und religionsgeschichtlicher Versatzstücke. Obwohl sie damit aus dem Vollen schöpft, sind ihre Bilder doch vor allem schön. Und das darf Malerei ihrer Meinung nach auch sein: "Einfach nur schön".

Die Anregung zu diesem Beitrag stammt von Anke Dilé Wissing. Danke!

alle Bilder © Lida Bräter

 

LeserInnen empfehlen, Malerei
6. August 2012 - 10:17

Alois Mosbacher, Dürer, 2012
Alois Mosbacher, Dürer, 2012, Öl auf Leinwand, 140 x 200 cm, ©  Alois Mosbacher

Alois Mosbacher, Gericault, 2012
Alois Mosbacher, Gericault, 2012

 

Passend zum bildungsbürgerlichen Publikum bei den Salzburger Festspielen zeigt die Galerie Altnöder Bilder von Alois Mosbacher, die sich zeichnerisch mit Werken der Kunstgeschichte (von Dürer bis Delacroix) auseinandersetzen. Damit dies alles nicht zu streng gerät, dienen Hunde quasi als rhetorische Vermittlerfiguren, die mt ihren herzigen Augen den Besucher ins Bild ziehen und dafür sorgen, dass dieser auch genauer hinschauen möchte. Die Hunde sind gemalt, die Hintergründe gezeichnet - die Hunde integrieren sich nicht in die Landschaft und Szenerie, in die sie "gebeamt" wurden, sie verweigern die Inbesitznahme der kunstgeschichtlichen Orte.

 

Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012
Alois Mosbacher, Altdorfer, 2012

Alois Mosbacher, Bruegel, 2012
Alois Mosbacher, Bruegel, 2012

Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Holbein, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, Schongauer, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
Alois Mosbacher, van Eyck, 2012
 

Hat Alois Mosbacher vor etwa zehn Jahren nur Hundeköpfe gemalt (schauen Sie hier), widmet er sich nun dem ganzen Tier. Er malt keine Rassen (obwohl: vor Jean Louis Théodore Gericaults "Floß der Medusa" sitzt wohl ein Bordercollie, vor Martin Schongauers "Versuchung des heiligen Antonius" eine Französische Bulldogge), sondern "Typen", die er überlebensgroß präsentiert (alle Bilder sind 200 cm hoch!)

Ausstellung in der Galerie Altnöder,  5020 Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 3, bis zum 15. September 2012

alle Bilder © Alois Mosbacher

 

Ausstellung, Malerei
3. August 2012 - 10:40

Zu meinen liebsten täglichen Tätigkeiten gehört das Abrufen meiner Feeds. Ganz besonders neugierig bin ich immer auf Moira's Dog Art Today Blogbeiträge. Ihr letztes Posting beschäftigte sich mit Kitsch und wie Kitsch in der Kunst und der Kunst mit Hunden immer ernster genommen und teurer gehandelt wird - ich sage nur Jeff Koons! Sie stellt ein herzerwärmend kitschiges Musikvideo von den wahren Hundefreunden Real Estate: It's real vor. Die beste Gelegenheit also, mich mit einem Musikvideo zu revanchieren, das ich schon länger in petto habe. Der Tipp dazu kam von der Katzen- und Petrafreundin Michaela Reichel.

Ganz wohl ist mir aber nicht dabei, weil ich nicht weiß, wie die Hunde trainiert wurden. Ich hoffe, ohne Stress und mit viel Leckerlis. Im Abspann des Videos wird auf Tierschutz und Tierrettung aufmerksam gemacht, deshalb will ich nur das Beste annehmen.

Hier also: OK Go's White Knuckles

 

 

Im Video kommen viele Kübel vor und immer, wenn ich einen Kübel sehe, muss ich an Erwin Wurms One Minute Sculptures denken. Uff, ich hoffe damit ist der Kunstbezug geschafft.

 

Musik, Video
31. Juli 2012 - 9:30

Manfred Grübl, Tierisch 3, 2012

Der Mann auf dem Pferd ist Martin Grübl und er hält seinen Hund Marge im Arm. Auch ohne Windmühle im Hintergrund muss ich bei diesem Bild an Don Quichote denken. Außerdem finde ich, dass sich die beiden unglaublich ähnlich sehen: Bart und buschiges Ohrenfell! Fragender (Herr Grübl) und skeptischer (Marge) Blick: Wie wird es wohl am 2. August 2012 im Kunstraum Haaaauch werden?

Manfred Grübl und seine tierische Partnerin Marge haben gemeinsam schon so manches Kunstprojekt durchgeführt, z.B. 2011 eine Performance beim Performance-Festival performIC im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Und zwar eine rudimentäre Aussprache / Marge and Grübl, a heart to heart talk / performIC 2011: Trial & Error

Der Text dazu von Manfred Grübls Homepage:

Manfred Grübl and his dog Marge have a heart to heart talk. It remains to be seen at the performance whether they succeed in sorting out all the differences in the current state of their relationship. A repeat performance may be unavoidable. In 2011, the motto of the international Performance Festival performIC will be Trial & Error. Trial and error is an approach to problem-solving whereby permissible possibilities are tried out one after another until the desired solution is found. Improvisation or trying things out without any calculated prospect of success are not only parameters of some artistic practice; they also characterise a method that is currently being applied more and more in politics and the financial sector in order to master our financial and social crises. performIC 2011 Trial & Error examines the basic mood in present day society, which is being generated by such political and financial economic experiments and mistakes.

Manfred Grübl und sein Hund Marge halten eine rudimentäre Aussprache. Ob es ihnen gelingt, dabei alle Unstimmigkeiten über die aktuellen Verhältnisse auszuräumen, das wird sich anlässlich der Performance herausstellen. Eine Wiederaufnahme könnte unumgänglich sein. Das internationale Performance-Festival performIC findet 2011 unter dem Motto Trial & Error statt. Trial and error ist eine Methode der Aufgabenlösung, bei der so lange zulässige Möglichkeiten probiert werden, bis die gewünschte Lösung gefunden wird. Improvisation oder das Ausprobieren ohne vorprogrammierter Erfolgsaussicht sind nicht nur Parameter einer künstlerischen Praxis, sondern zugleich Charakteristika einer Vorgehensweise, die gegenwärtig zur Überwindung der finanziellen und gesellschaftlichen Krise verstärkt auch in der Politik und im Finanz- sektor angewandt werden. performIC 2011 Trial & Error thematisiert die durch die politischen und finanzwirtschaftlichen Versuche und Irrtümer generierte gesellschaftliche Grundstimmung der Gegenwart.

Das Video dazu sehen Sie ebenfalls auf Manfred Grübls Homepage (ganz hinunter scrollen).

2010 entstand die gemeinsame Installation margenal mit Christian Schwarzwald in der Biblioteca Vasconcelos, Mexico City. Von Martin Grübl stammt die Soundarbeit.

 

Margenal, 2010

 

 

Margenal, Teil der Installation, Foto © Christian Schwarzwald
Margenal, Teil der Installation, Foto © Christian Schwarzwald

Auf Manfred Grübls Homepage auch die Tonaufnahme auf Vinyl.

2010 fand auch die Probeaufnahme statt:

Manfred Grübl und Marge, Probeaufnahme, 2010
Manfred Grübl und Marge, aus dem Video Probeaufnahme, 2010

 

Probeaufnahme / Manfred Gruebl from manfred gruebl on Vimeo.

 

Der österreichische Künstler Manfred Grübl (geb.1967) studierte in Wien Architektur und Bildhauerei und ist seit 1993 international tätig. Wie Sie natürlich bemerkt haben, vertritt er einen weit gefassten Kunstbegriff. Seine vielseitige Arbeit umfasst Installationen und Performances, oft wird der Betrachter involviert. Dazu der Wikipedia-Eintrag zu Manfred Grübl:

Die von Grübl initiierte Rolle der Akteure als performende Besucher und ihr Verhältnis zum Publikum der personellen Installation Saatchi Gallery, Lincoln Center, Neue Nationalgalerie 1999, lassen sich in eine Traditionslinie stellen, die unter John Cages Anleitung in den frühen 1950er Jahre am Black Mountain College aufgeführt wurden. Grübl aktualisiert und radikalisiert diese historische Position, indem er seine Akteure quasi inkognito einsetzt und die Gewissheit des Publikums, einem Stück beizuwohnen, überhaupt offen lässt. Damit löst er eine grundliegende Voraussetzung institutionskritischer Kunst ein. Erst die konsequente Missachtung kunstbetrieblicher Teilnahmebedingungen vermag die allseits geltenden Inkonsequenzen kunstbetrieblicher Kompromisse und Widersprüche zum Vorschein zu bringen.

Aufschlussreich dazu auch dieser Text auf der Homepage der Galerie Lukas Feichtner.

Ich bin keine Gegnerin der Theorie, aber gerade die Aktionen mit Marge erfreuen auch ohne Hintergrundwissen.

Zwischen 1996 und 2008 haben übrigens Lucy und Fritz zahlreiche - ich nenne sie mal soul to soul - talks aufgeführt. Natürlich unangemeldet und undokumentiert. Ich möchte allerdings fast behaupten, dass Lucy (ein Viertel Husky! - Entschuldige Marge) Ihren Part noch besser performed hat.

Fotos © Manfred Grübl

 

29. Juli 2012 - 10:26

Peter Ravn, Robin the dog, 2011
Peter Ravn, Robin, the dog, 2011

Peter Ravn, Dog
Peter Ravn, Dog

 

Das malerische Werk des dänischen Künstlers Peter Ravn umfasst nahezu ausschließlich Männer in Anzügen. Die tierischen Ausnahmen sehen sie oben. Es gibt allerdings auch einen menschlichen Robin:

 

Peter Ravn, Robin

 

alle Bilder © Peter Ravn

Weitere Arbeiten: Gallery Poulsen Copenhagen sowie Galleria z2o

 

Malerei
26. Juli 2012 - 10:21

Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927 
Max Beckmann, Weiblicher Akt mit Hund, 1927,
Museum Wiesbaden, VG Bild-Kunst 2012

Vermutlich war Quappi die Hundeliebhaberin des Ehepaars Beckmann. Vielleicht war es ihr Wunsch, dass der Hund mit aufs Bild musste, doch Max Beckmann malte ihn sehr klein und verwendete nicht sehr viel (malerische) Aufmerksamkeit auf ihn. Beim unteren Quappi-Bildnis musste ich mehrmals hinschauen, ob es sich überhaupt um einen Hund handelt. Quappi war Beckmanns zweite Ehefrau, die er in Wien kennen gelernt hatte und 1925 heiratete.

Der deutsche Expressionist Max Beckmann (1884-1950) hat Quappi oft gemalt und gezeichnet. Das Museum Wiesbaden stellt in seiner "Werkschau"-Reihe einzelne Gemälde der Sammlung, ergänzt durch Leihgaben, vor und stellt sie in einen neuen Kontext. Das Beckmann Gemälde "Weiblicher Akt mit Hund" wurde vor 25 Jahren angekauft und steht nun im Mittelpunkt der Kabinettausstellung.

Dass es sich auch im Wiesbadener Gemälde «Weiblicher Akt mit Hund» um Quappi handelt, ist bislang nur wenigen Spezialisten bekannt. Mit dem Wissen aber, dass Beckmann hier seine zweite Frau dargestellt hat, gewinnt das Gemälde an Komplexität. Allgemeiner Inhalt und private Ikonografie verschmelzen so zu einem nur im ersten Moment sich in der Frivolität eines voyeuristischen Blicks erschöpfenden einzigartigen Bild. (Zitat Museum Wiesbaden)

 

Max Beckmann, Bildnis Quappi, 1925
Max Beckmann, Bildnis Quappi Beckmann, 1925, Museum der bildenden Künste Leipzig,
Nachlass Mathilde Q. Beckmann, VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Die Ausstellung um das Beckmann-Gemälde ist im Museum Wiesbaden vom 31. Juli 2012 bis zum 18. November 2012 zu sehen. Die Eröffnung findet am 31. Juli statt.

Im Bild unten von 1933 finden sich zum Ausgleich immerhin fünf Hunde!

 

Max Beckmann, 1933
Max Beckmann, 1933, via Le Blog de Philippe Charpentier

 

Ausstellung, Malerei