21. Februar 2014 - 10:15

Ein Hund trottet durch den Garten, ein anderer beschäftigt sich selbstvergessen mit einem Stöckchen auf dem Bett, ein fast identer Hund lässt sich zum Spiel auffordern.

 

Eric Fischl,  Untitled, 1989  
Eric Fischl, Untitled, 1989, Aquatinta, Probedruck
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

Eric Fischl,  Study for Floating Islands, 1985  
Eric Fischl, Study for Floating Islands, 1985, Öl auf beschichtetem Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

Eric Fischl, Untitled, 1985  
Eric Fischl Untitled, 1985, Öl auf Polyesterfolie und Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

 

Eric Fischl, einer der wichtigsten Vertreter der figurativen Malerei, zeigt uns das alltägliche Leben der amerikanischen Mittelschicht, bevorzugt nackt, wie es sich im Haus, Garten und Strand darstellt: Verwandte, Freunde, Liebespaare beim Fernsehen, Sonnen und Spielen im Freien – natürlich dürfen die Hunde beim familiären Leben nicht fehlen.

In mehrfigurigen Szenen deutet der US- amerikanische Maler, Grafiker und Bildhauer Eric Fischl Geschichten an. Er formuliert nicht aus, Inhalte und Konstellationen bleiben unklar und vieldeutig. Spannung entsteht durch das schnappschussartige Festhalten eines Moments. Fischl geht bei seinen Kompositionen auch tatsächlich von Fotografien aus, wobei er einzelne Elemente zu verschiedenen Bedeutungsebenen zusammensetzt. Ihm geht es nicht um die exakte Wiedergabe der Realität, er fängt einen Moment mit schwungvoller spontaner Gestik ein.

Noch bis zum 18. Mai 2014 ist die Personale "Friends, Lovers and other Constellations" in der Wiener Albertina zu sehen. Sie konzentriert sich auf Eric Fischls grafische Arbeiten und umfasst einen Querschnitt seines Schaffens.

Öffnungszeiten täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr

 

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
17. Februar 2014 - 10:45

Die Fotografin Corinne Rozotte zeigt in ihrer Arbeit verschiedene Arten von Beziehungen zwischen Mensch und Tier: Gefangenschaft der Tiere unter dem Vorwand des Schutzes und Mitgefühls; deren kontrollierte oder tolerierte Freiheit in städtischen Gebieten; das Tier als Attraktion bei öffentlichen Aufführungen oder bei Tierkämpfen; das Tier als Begleiter des Menschen; sein Leben in der Welt der industrialisierten Landwirtschaft und Viehzucht.

Meist ist das Verhältnis des Menschen zum Tier von Macht und Unterdrückung bestimmt. Als "passeur-photographe" will uns Corinne Rozotte daran erinnern, dass Tiere auch empfindungsfähige Wesen sind.

Es gelingt ihr nicht nur inhaltlich unser Augenmerk auf das Leid der Tiere zu lenken, auch mit formalen Mittel macht sie deren Empfindungsfähigkeit deutlich. Ihre "melancholischen" Kühe erscheinen so leicht und transparent, als wären sie nicht massige Materie, sondern reine Seele.

Der Thematik meines Blogs entsprechend wähle ich nur Aufnahmen ihrer Serien mit Hunden aus. Die ersten Beispiele sind aus der Serie "Dogs Road Movie", die Straßenhunde in Thailand zeigt. Auf ihrer Homepage sehen Sie, wie Corinne Rozotte die Hundeaufnahmen durch Aufnahmen architektonischer Elemente und Detailaufnahmen einer Stadtlandschaft zu atmosphärischer Dichte ergänzt.

 

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

Dogs Road Movie © Corinne Rozotte

 

Noch Mitte der 1980er Jahre wurden in Bukarest unter Nicolae Ceausescu auf mehreren hundert Hektar Bewohner aus ihren innerstädtischen Häusern abgesiedelt, um Platz für das palastartige Parlament zu schaffen. In neue Plattenbauten umgesiedelt, ließen sie tausende Hunde auf den Straßen zurück, die sie in die neuen Wohnungen nicht mitnehmen durften. In der Serie "Je suis le Chien errant sur la Terre #1" kombiniert Rozotte Ansichten von Bukarest mit den Aufnahmen von Straßenhunden. Erst in der Gesamtschau kommt die Poesie der Serie vollends zur Geltung.

 

Je suis le Chien errant sur la Terre #1 © Corinne Rozotte

Je suis le Chien errant sur la Terre #1 © Corinne Rozotte

Je suis le Chien errant sur la Terre #1 © Corinne Rozotte

 

Auch in der Serie "Je suis le Chien errant sur la Terre  #2 & #3" kombiniert sie urbane und rurale Momente mit den Tieraufnahmen. Unschärfe, Bewegung und vor allem unterschiedliche Farbstimmungen eröffnen uns eine geheimnisvolle thailändische Welt.

 

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

aus der Serie: Je suis le Chien errant sur la Terre #2 & #3 © Corinne Rozotte

 

Zwei Hunde aus der Serie "La Vie Moderne", die einen Blick auf tierliches Leben im 21. Jahrhundert wirft. Ich habe den Hund ausgewählt, da er mich an Rocco erinnert.

 

La vie moderne, 2014 @ Corinne Rozotte

La vie moderne, 2014 @ Corinne Rozotte

 

Die Serie "Les Passagers - Bestiaire post-moderne" basiert auf Corinne Rozottes Beobachtung, dass der Mensch die vollkommene Kontrolle über Leben und Sterben von Tieren hat. In Doppel- oder Mehrfachbelichtungen kombiniert sie Fotos aus Europa und Asien, um auf die globale Gültigkeit dieses Faktums hinzuweisen.

 

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

Les Passagers - Bestiaire post-moderne, 2013 @ Corinne Rozotte

 

Neben ihrer Homepage mit künstlerischer Fotografie setzt sich Corinne Rozotte auf Ihrer Website Animal dokumentarisch mit dem Leben und Sterben von Tieren auseinander. In der Serie "The Passengers (into the refuge), Part I" erfolgt unser Blick auf Hunde und Katzen in Tierasylen durch das Gitter der Käfige, das fast allen Bildern gemeinsam ist. Der Blick der Tiere heraus auf uns ist in seiner Traurigkeit und Unbegreiflichkeit kaum zu ertragen.

In vielen Serien geht sie dem Leben der "Nutztiere" nach, etwa dem der Schafe bei der Schur oder dem der Milchkühe in Burgund. Immer ist das Tier nur Mittel zum Zweck des Verdienstes und sei er noch so gering, (2-3 € bringt das geschorene Fell eines Schafs, es wird in China weiterverarbeitet), nie wird es als Individuum, als Subjekt begriffen. Corinne Rozotte zeigt uns die Verfügungsgewalt über die Tiere, ganz alltäglich und trotzdem erschütternd.

In weiteren Fotoserien beschäftigt sie sich mit den thailändischen Hahnenkämpfen oder dem Leben der Elefanten in Gefangenschaft, die zur illegalen Arbeit verwendet werden und deren Verletzungen durch menschliche Misshandlungon in Elefantenhospitälern behandelt werden. Wir lernen ein Königskobradorf mit Showdarbietungen und dem Verkauf von Heilkräutern und Gegenmitteln ebenso kennen wie Pferderennen im Hippodrome de Longchamp, bekommen Einblick in das Leben von Zuchtschweinen sowie in den Lebensweg vom Küken zum geschlachteten Huhn.

Obwohl diese Serien starken dokumentarischen Charakter haben, sind sie dennoch immanent künstlerisch, wenngleich es nicht einfach ist, das Künstlerische hervorzuheben, da der Inhalt die formal-ästhetischen Elemente in den Hintergrund drängt. Corinne Rozotte beschreibt selbst ihren Zugang in der Dokumentarfotografie als Reflexion über die ästhetische Konzeption des Bildes als Rekonstruktion von Wirklichkeit. Ihr roter Faden ist der subjektive Blick auf alles, was leicht übersehen und vergessen werden könnte.

Corinne Rozotte (geb. 1969) studierte Gesundheitssoziologie bevor sie 2005 zu fotografieren begann. Seit 2012 legt sie ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Fotografie des Tieres. Sie lebt und arbeitet in Paris.

 

alle Fotos © Corinne Rozotte

 

Fotografie
4. Februar 2014 - 9:40

In den Gedichten von Joseph Zoderer - beginnend und endend mit philosophischen Fest- und Fragestellungen - findet das Leben und Sterben mit Django in der Kunst eine Entsprechung. Django, der Schäferhund von Joseph Zoderer, verbrachte sieben Jahre mit dem Südtiroler Schriftsteller. Nach seinem Tod verfasste Zoderer den Gedichtband "Hundstrauer". Erleichterte ihm das Dichten die Trauer? Gab es dem Zurückdenken einen Anker, um nicht zu versinken im Strudel der Erinnerung und im Meer der Verzweiflung? Ein schmaler Lyrik-Band bloß und doch flossen sogleich meine Tränen.

 

 

Hedy und Zoderer © Petra Hartl

 

Eine Freundschaft, Seelenverwandtschaft, vorbehaltlose und große Liebe wurde in Worte gegossen. Das berührt. Wiedererkennen der Freude, des Glücks und des Unglücks stellt sich beim Leser ein, der mit Hund lebt oder nach dem Tod eines Hundes mit dem Schmerz des Zurückgelassenen weiterlebten musste. Denn meist stirbt der Hund zuerst – Gottseidank, denn was würde aus ihm ohne uns?

Jeglicher Mangel an menschlicher Überheblichkeit zeichnet die Gedichte aus, vielmehr verneigt sich das lyrische Ich vor der Unschuld der Natur: Ich möchte ein Hund sein / um ohne Schuld / zu sein

Zoderer erinnert in Gedichten an geteilte Momente, an die Weisheit des Tieres, an bedingungslose Zuneigung des Weggefährten, aber auch an die Freundschaft mit menschlichem Verrat. Regelmäßig wird der Hund verlassen, das Glück der Gemeinsamkeit aufgegeben für Alltägliches: Und so verließ ich dich / regelmäßig /ohne Gewissensbisse / auch wenn mich / kein Meter Asphalt näher / brachte / an ein besseres Leben

An einer Stelle heißt es: denn die Bewegung der Hand / war eine ernste Sprache / zwischen uns

War unsere Stille / die wirkliche Sprache? an einer anderen.

Dein Tierblick / war / voll von Ferne / Aber dein Fell / dampfte vor Nähe. Ein Gefühl der Getrenntheit und Melancholie zum sprachlosen Anderen stellt sich ein, trotz der Nähe. Das letzte Gedicht:

Warum warst du / ein Hund / und ich / ein Mensch

 

Aufmerksam geworden auf "Hundstrauer" bin ich übrigens durch die Radiosendung Nachtbilder auf Oe1 - einem österreichischen Sender, den ich vorbehaltlos empfehlen kann - die dieser letzten Verneigung Zeit und Raum gab. Selten habe ich mich über ein Buch so gefreut, wie über das danach Erstandene. Josef Fürpaß ergänzt den Gedichtband mit Zeichnungen, die nur andeuten und nicht festlegen.

 

 

Hedy und Fürpaß © Petra Hartl

 

Joseph Zoderer, geboren 1935 in Meran, aufgewachsen in Graz, lebt heute als freier Autor in Südtirol. Seit seinem Roman "Die Walsche" (1982) zählt er zu den herausragenden Stimmen deutschsprachiger Erzählliteratur. Sein Werk wurde mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

 

 

Ich bin doch keine Buchstütze! © Petra Hartl

 

Joseph Zoderer, Hundstrauer, Haymon Verlag, Innsbruck-Wien, 2013

 

Buch, Literatur, Zeichnung
16. Januar 2014 - 13:35

Kürzlich habe ich mir den Bildband "Coyote" gekauft, der Joseph Beuys' Performance "I like America and America likes me" dokumentiert, die 1974 in New York zur Eröffnung der René Block Gallery stattfand.

 

Cover von Coyote, Verlag Schirmer/Mosel

 

Josef Beuys verbrachte in einem zum Käfig umgebauten Raum sieben Tage und Nächte mit einem wilden Kojoten - gestenreich, aber wortlos. Er wollte den Kunstbegriff über die speziellen Aktivitäten des Künstlers hinaus erweitern, die verborgene Kreativität jedes einzelnen Menschen aufrichten und als Folge davon, die zukünftige Gesellschaft, gestaltet aus der totalen Energie der freien schöpferischen Individualität, formen. (vgl. Coyote, S 8)

 

Joseph Beuys, I like America and America likes me

 

Das alleine wäre natürlich kein Anlass für einen Blog-Beitrag, gehören die Fotografien dieser Aktion wohl zu einem universellen Bildgedächtnis, zumindest bei den an Kunst Interessierten. Doch wenige Tage später, bei der Durchsicht alter Kunstzeitschriften, fand ich diese konzeptuelle Malerei des indischen Künstlers Atul Dodiya, die sich auf Beuys Aktion bezieht.

 

“Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974”, 1998 © Atul Dodiya
“Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974”, 1998 © Atul Dodiya

 

In dem Aquarell "Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974" malt Dodiya den Moment, in dem Gandhi die Rene Block Gallery betritt, um Joseph Beuys’ Aktion "I like America and America likes me" mitzuerleben. Er stellt eine Interaktion zwischen einem Künstler (Beuys), und einem "artist of non violence" (Gandhi) dar, eine Verbindung zwischen Gandhis politischer Strategie der Gewaltlosigkeit und Beuys Aktion. Dodiya zieht Parallelen zwischen den beiden "Künstlern" in dem Sinn, dass beide den Glauben an die Kraft des Einzelnen zur gesellschaftlichen Veränderung haben. Ein tatsächliches Treffen zwischen Gandhi und Beuys wäre allerdings unmöglich gewesen, da Gandhi bereits 26 Jahre vorher ermordet wurde. Gandhi, oder "Bapu", wie er genannt wurde, spielt in Atul Dodiyas Arbeit eine zentrale Rolle: 1999 titelte er eine Werkserie, die auf Gandhis Leben basiert, "An Artist of Non-Violence".

 

Atul Dodiya (geb. 1959 in Mumbai) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen indischen Künstler im Übergang von der Moderne zur Postmoderne. Seine Bilder erzählen von indischen Traditionen und westlichen Einflüssen. Er verbindet verschiedene Bildtraditionen, nationale Geschichte, politische Ereignisse, kunstgeschichtliche Referenzen, Traumata und autobiografische Erzählungen zu komplexen, konzeptuellen Malereien.

Abbildungen aus: Tisdall, Caroline: Joseph Beuys. Coyote, München (Schirmer/Mosel), 1976/2008

 

Malerei, Performance
4. Januar 2014 - 19:55

Sequences © Nils Jorgensen
  aus der Serie "Sequences"  © Nils Jorgensen

 

Ist das nicht eine harmonische Konstellation von Mensch und Hund? Verantwortlich dafür zeichnet der in London arbeitende Däne Nils Jorgensen. Er zeigt humorvolle Alltagssituationen und ist damit ein Vertreter der aktuellen Street Photography. Wie Matt Stuart gehört er dem Kollektiv In-Public an, einer Gemeinschaft englischsprachiger Street Fotografen. Und wie auf Matt Stuart bin ich auch auf ihn in der Galerie EIGENSINNIG gestoßen, die sich bevorzugt der Street Photography widmet.

 

maddog © Nils Jorgensen

whitedogfever @ Nils Jorgensen

 

Mehr von Nils Jorgensen finden Sie auf seiner Flickr-Seite.

alle Fotos © Nils Jorgensen

 

Fotografie
27. Dezember 2013 - 13:20

Dem aufmerksam lauschenden Ohr des Hundes galten die letzten Pinselstriche.

 

 

Portrait of the Hound, 2010/11 © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Li
Portrait of the Hound, 2010/11 © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library

 

An diesem Bild, dem Portrait of the Hound, arbeitete Freud die letzten Jahre seines Lebens. Es zeigt ein Doppelporträt seines Assistenten David Dawson und dessen Whippets Eli und blieb unvollendet. Freud, der seinen Bildern selbst die Titel gab, nannte es Portrait of the Hound und nicht etwa Mann mit Hund. Der Hund ist nicht das Attribut des Menschen, sondern auch ein Porträtierter. Ungeachtet ihrer Spezies betrachtet Freud alle Lebewesen mit der gleichen Aufmerksamkeit, mit dem gleichen unsentimentalen Blick.

 

Eli vor ihrem Porträt, Foto © David Dawson
Eli vor ihrem Porträt, Foto: David Dawson via Telegraph

 

Noch bis zum 12. Jänner 2014 ist die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien verlängert, die 40 Werke Lucian Freuds versammelt. Das KHM zeigt erstmals in Wien die Werke des 2011 verstorbenen britischen Malers, Enkel von Sigmund Freud. Lucian Freud selbst traf noch die Auswahl der Werke, die Essenz eines Künstlerlebens. So finden sich in einem Saal in chronologischer Hängung die noch kleinformatigen Werke ab den 1940er Jahren, während der zweite Saal von seinen großen Nacktporträts beherrscht wird. Viele ausgestellte Werke sind im Privatbesitz. Wahrscheinlich ist es bis zu Freuds hundertstem Geburtstag 2022 die einzige Möglichkeit, sein Werk zu sehen.

Interessant an der Ausstellung ist neben dem Werk dieses Einzelgängers, der zeit seines Lebens nicht nur an der Malerei, sondern an der gegenständlichen Malerei festgehalten hat und dessen Werke ab den 1990er Jahren zu den teuersten am Kunstmarkt avancierten, auch die Möglichkeit, in angrenzenden Räumen seinen Lieblingsmaler Tizian sowie Velázquez und Rembrandt zu sehen. Schon als Kind in Berlin war Lucian Freud mit diesen alten Meistern in Berührung gekommen, als Reproduktionen, die ihm sein Großvater aus dem Wiener KHM mitgebracht hatte.

Freud gilt als Maler des Fleisches - er zeigt schonungslose Darstellungen des nackten Körpers und seiner Verletzlichkeit. An dieser Stelle muss ergänzt werden: Er war auch ein Maler des Fells.

Neben dem unvollendeten Doppelporträt sind in Wien auch "Girl with a White Dog" von 1950/51 zu sehen. Erstmals setzt er sich hier mit dem Verhältnis von Tier und Mensch auseinander. Ein weißer Bullterrier liegt auf dem angewinkelten Bein seiner Ehefrau Kitty. Das Paar bekam einen schwarzen und weißen Terrier als Hochzeitsgeschenk. Freud hatte auch den schwarzen Hund zu malen begonnen, doch nachdem dieser bei einem Autounfall getötet worden war, änderte er das Bild. (Scheint beim weißen Terrier noch das schwarze Fell des getöteten Hundes durch?)

 

 

Girl with a White Dog, 1950/51 © Tate, London 2013
Girl with a White Dog, 1950/51 © Tate, London 2013

 

 

Weiters zu sehen ist das "Double Portrait" von 1985/86, das eine Freundin des Künstlers mit ihrem Whippet Joshua und deren innige Beziehung zeigt. Er selbst gab den Titel Doppelporträt.

 

Double Portrait, 1985/86, Privatbesitz
Double Portrait, 1985/86, Privatbesitz, Foto via wikipaintings

 

Beim vierten ausgestellten Hundebild, ist der Hund abwesend, nur durch sein Grab vermittelt. "Pluto's Grave" von 2003 zeigt das Grab seiner Whippethündin Pluto im Garten hinter seinem Atelier. Bemerkenswert, dass Freud auch dieses Werk für die Ausstellung aussuchte, besteht es doch, wie er selber sagt, aus purem Nichts: "Mit „Nichts“ meine ich, dass es kein Auge gibt, keine Nase, keinen Mund – es sind eigentlich nur tote Blätter." (zit. nach Katalog)

 

 

Pluto's Grave, 2003, Privatsammlung
Pluto's Grave, 2003, Privatsammlung, Foto via wikipaintings

 

Hier noch ein kurzer Blick auf Freuds letzten Arbeitstag. Auch zu sehen auf der Homepage des KHM:

 

 

Kunsthistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, Öffnungszeiten: Di – So von 10 – 18 Uhr, Do von 10 – 21 Uhr.

Wer mehr von Lucian Freuds Gemälden mit Hunden sehen will, dem empfehle ich einen Eintrag auf Gerry Cordons Blog. Auf ihn bin ich auf Moiras Blog Dog Art Today gestoßen.

 

Ausstellung, Malerei
18. Dezember 2013 - 12:00

Mit "Viva" kehre ich zum Blogschreiben zurück. Noch vor meinem Umzug gemalt, kann ich Ihnen das Bild erst heute zeigen, da es als Geburtstagsüberraschung gedacht war. Ich hoffe, der Beschenkte hat viel Freude damit!

 

Viva, 2013 © Petra Hartl
Viva, 50 x 60 cm, Öl auf Leinwand, 2013

 

Meine Arbeit, Malerei
8. November 2013 - 9:49

Mit schlechtem Gewissen schiebe ich täglich das Blogschreiben vor mir her. Da ich in den nächsten Wochen umziehe, habe ich momentan weder die nötige Ruhe noch die Zeit für neue Beiträge. An Ideen mangelt es mir - auch dank mancher Tipps von Ihnen - nicht. Ich werde bis zum Jahresende nur sehr sporadisch Beiträge verfassen. Doch wenn ich in meinem neuen Zuhause richtig angekommen bin, will ich mich dem Schreiben wieder mit viel Energie und Freude widmen. Inzwischen bitte ich um Ihr Verständnis und Ihre Geduld.

 

Umzug © Petra Hartl

 

Meine Arbeit
23. Oktober 2013 - 8:45

Ein Genre der Fotografie ist die Straßenfotografie, die im öffentlichen Raum entsteht - auf Straßen, in Geschäften oder Cafés - und die Passantengruppen oder Einzelne herausgreift. Da sich im öffentlichen Raum auch viele Hunde aufhalten, finden sie sich auch auf den Arbeiten der Straßenfotografen wieder. Und sollen auch in diesem Blog nicht fehlen.

 

Street Photographers wie der Engländer Matt Stuart arbeiten unter kuriosen Bedingungen. Obwohl in London eine Video-Massenüberwachung der Bevölkerung stattfindet und Unzählige mit ihren Smartphones fotografieren und filmen, stehen Street Photographers quasi unter Generalverdacht, Paparazzi, Terroristen oder Pädophile zu sein – ihr Tun wird von der Polizei und der Bevölkerung kritisch betrachtet. Schutz der Privatheit, Angst vor Überwachung etc. machen die Street Photography - zumindest in London, wo sich Matt Stuart auf die Suche nach Abenteuer und die magischen Momente macht - immer schwieriger. Erkannt werden Street Photagraphers daran, dass ihre Kameras nicht wie Smartphones aussehen. Matt Stuart z.B. fotografiert mit einer Leica MP.

 

Als Straßenfotograf muss er nicht nur nahezu unsichtbar, sondern auch geduldig, optimistisch und von der Sache besessen sein. Denn es ist nicht einfach einen absurden oder humorvollen Moment aufzunehmen, es braucht es Glück und Geschick, vor allem aber Ausdauer. Der einzigartige Moment, stellt sich nur selten ein: This is exactly why it is both the most accessible and the most difficult kind of photography. (zit. n. The Guardian)

 

Von geschätzten 10 000 Fotografien, die Matt Stuart in den letzten Jahren aufgenommen hat, schafften es nur etwa 50 auf seine Website (die Fotos werden nicht mit Photoshop nachbearbeitet).

 

Das untere Bild, im Hyde Park aufgenommen, gehört zu Matt Stuarts Lieblingsbildern, denn hier passieren drei Dinge gleichzeitig: Ein Mann zeigt auf seinen Hund, der Hund streckt dem Fotografen die Zunge entgegen (übrigens ein normales Beschwichtigungssignal eines Hundes, wenn man ihm frontal mit einer Kamera begegnet) und der Ballon verdeckt den Kopf des Kindes.

 

 

Hyde Park © Matt Stuart

 

 

Mit Ausnahme des Hundes nahm niemand Notiz von Matt Stuart, ein großartiges Gefühl für ihn: This is one of the greatest feelings you can have as a photographer – invisibility. (zit. n. Blake Andrews' Blog)

 

Aldersgate Street © Matt Stuart

 

Devonshire Street © Matt Stuart

 

New Oxford Street © Matt Stewart

 

Earls Court @ Matt Stuart

 

Earls Court @ Matt Stuart

 

Hyde Park @ Matt Stuart

 

 

Matt Stuarts (geb. 1974) Interesse an der Fotografie war durch zwei Bücher von Henri Cartier-Bresson und Robert Frank geweckt worden, die ihm sein Vater kaufte. Inzwischen fotografiert er seit fast zwei Jahrzehnten. Seine Neugier, sein Interesse am Leben der Menschen und an der "Street Photography" waren die Voraussetzung für seine eigene Arbeit als Fotograf. (Bis dahin war er schon als begeisterter Skateboarder auf der Straße unterwegs).

 

Seine Fotografien haben stets einen komödiantischen Touch. Sie zeigen humorvolle Alltagssituationen von Menschen und ihrer Umgebung und feiern dadurch die ungewöhnlichsten Absurditäten des Lebens. Für einen Moment extrahiert Stuart einen besonderen und unwiederbringlichen Moment der pulsierenden Metropole London. Seine Fotografien kreieren durch die spezielle Perspektive der Aufnahme scheinbar eine Illusion der Realität. Nichtsdestotrotz sind alle Fotografien Stuarts ungestellte Momentaufnahmen, die sich sofort ins Gehirn des Beobachters einbrennen und mit jedem Foto zum Schmunzeln bringen. (zit. n. EIGENSINNIG)

 

Matt Stuart ist ein Förderer der allgemeinen Street Photography und Gründungsmitglied der britischen Street-Photography-Gemeinschaft In-Public, zu der auch Größen der Fotografie wie Joel Meyerowitz und Saul Leiter gehören.

 

Bis zum 22. November 2013 zeigt er seine Fotografien erstmals in einer Einzelausstellung in Österreich, im EIGENSINNIG – Schauraum für Mode und Fotografie.

 

Sollten Sie weiteres Interesse an Street Photography haben, empfehle ich das Buch "Street Photography Now", das man ebenfalls im EIGENSINNIG (1070 Wien, St.-Ulrichs-Platz 4) erwerben kann.

 

alle Fotos © Matt Stuart

ankt-Ulrichs-Platz 4
ankt-Ulrichs-Platz 4erwerben kann.

 

Ausstellung, Buch, Fotografie
17. Oktober 2013 - 11:40

Aufmerksam wurde ich auf Christer Karlstad durch seine fünfteilige Serie "The Seer", die auf vielen Blogs vorgestellt wurde. Eine Bild davon - "Still“ - zeigt einen Hund in quasi stiller Interaktion mit einem Menschen. Da diese Bilder auf mich eher wie Illustrationen wirkten, war ich sehr überrascht, als mir auf Christer Karlstads Homepage ein berührend schönes Werk entgegentrat.

 

The Seer, 2013 © Christer Karlstad

 

Unbeeindruckt von Moden und Trends in der zeitgenössischen Kunst erschafft der Norweger ein rätselhaftes Werk. Karlstad erzählt Geschichten, inszeniert Mythen, entwirft ambivalente Szenarien: seine Bilder sind wie Momentaufnahmen daraus. Seine Ideen kommen sowohl aus der Furcht vor Verlust und Veränderung als auch aus der Sehnsucht nach Neubeginn, wie er in einem Interview mit Claudio Parentela erzählt.

Als figurativer Maler zeigt er uns in seinen großformatigen Gemälden eine Welt, die aus der Zeit gefallen scheint. Mensch und Tier lebt, schläft, träumt in einer vergangenen oder kommenden märchenhaften Harmonie. In vielen seiner Arbeiten ist der Mensch nicht der das Tier beherrschende.

Auch die Tiere untereinander scheinen nichts von ihrer Zuschreibung zu Raub- oder Beutetier zu wissen. Gemeinsam geben sie sich der Beobachtung hin (wie in Spectators), scheinen zu schweben oder in die Luft zu springen (wie in Wall of Sleep oder Up,up).

Ich habe die Bilder chronologisch geordnet, die neuesten zuerst.

 

 

Cross Country Phantom, 2013 © Christer Karlstad

The Earth Below, 2013 © Christer Karlstad

 

Unverkennbar die Einflüsse des Symbolismus!

 

Distant Drums, 2012 © Christer Karlstad

Autumn Leaves, 2011 © Christer Karlstad

Lights Out, 2011 © Christer Karlstad

Wall of Sleep, 2010 © Christer Karlstad

Her Beasts, 2009 © Christer Karlstad

Land of Gloom, 2009 © Christer Karlstad

Threnody, 2009 © Christer Karlstad

Wonder Dog, 2009 © Christer Karlstad

Ghost Train, 2007 © Christer Karlstad

Spectators, 2007 © Christer Karlstad

Up, up, 2006 © Christer Karlstad

Allseeing (Three Ravens), 2005 © Christer Karlstad

Allseeing (Comeback), 2005 © Christer Karlstad

Party, 2004 © Christer Karlstad

Picnic, 2004 © Christer Karlstad

Dogs, 2002/03 © Christer Karlstad

 

In detailreicher Ölmalerei entwickelt Christer Karlstad seine Werke, legt in monatelanger Arbeit Schicht um Schicht aufeinander. Natur und Tiere inspirieren ihn unmittelbar - er durchstreift mit Kamera und Skizzenblock Parks und Wälder. Andere Inspirationsquellen findet er in Märchen, Mythen, religiöser und okkulter Literatur. Neben den Romantikern, Präraffaeliten und Symbolisten nennt er auch Ingmar Bergman, Werner Herzog und David Lynch als Einflüsse. (vgl. MungBeing Magazine)

Christer Karlstad (geb.1974) studierte and der Norwegian National Academy of Fine Arts in Oslo und an der Glasgow School of Art. Er lebt und arbeitet in Drammen.

 

alle Bilder © Christer Karlstad

 

Malerei