Anh Duong ist nicht nur eine Porträtistin der Reichen und Schönen (z.B. von Vincent Gallo, Susan Sarandon, Anjelica Huston), sie erforscht auch Fragen des Selbst und der Identität: Ihre Selbstbildnisse sind intim, auch in Hinblick auf ihren (nackten) Körper, weder eitel noch glamourös, eher realistisch und bekenntnishaft.
Das tägliche Malen an sich selbst ergibt ein visuelles Tagebuch: psychologisch intensiv und persönlich aufschlussreich.
“When I paint myself, I use a true mirror. So it’s a reflection of the reflection, so it’s actually the real me” (Anh Duong zit. n. Galerie Gmurzynska)
„Wenn ich mich selbst male, benutze ich einen echten Spiegel. Es ist also eine Reflexion der Reflexion, also mein wahres Ich“ (übersetzt mit DeepL)
"A lot of unsafe places to be" von 2008 zeigt die Künstlerin mit einem Hund.
Vier Augen stehen im kompositorischen Zentrum und treffen den Blick des Betrachters. Mit großen, leeren Augen schauen Frau und Hund, wobei der Hund noch Traurigkeit und Schwermut in seinem Blick hat. Die Blicke beunruhigen und verwirren, verwickeln uns in ein voyeuristisches Spiel: Auch wir fühlen uns durchbohrt und entblößt, so nackt wie das Bild, das wir betrachten.
Duong beschreibt ihre Selbstporträts als biografisch und sehr persönlich:
"they’re a record, a narrative of a particular moment in my life, but the details of that narrative always remain hidden from the people who look at it". (zit n. GalleriesNow)
"sie sind eine Aufzeichnung, eine Erzählung eines bestimmten Moments in meinem Leben, aber die Details dieser Erzählung bleiben den Betrachtern immer verborgen". (übersetzt mit DeepL)
Bei diesem Doppelporträt gibt die Künstlerin allerdings die Erzählung, das Mysterium preis.
“This painting is about a relationship. How close can you be to someone else? How much distance do you need? I was very close to that dog—it was my ex husband’s—and I was trying to make a portrait of my relationship with him through the dog. It’s about our struggle to connect. I’m kind of a prude in life—I never did any naked shoots during my modeling career—but when I’m naked on the canvas I don’t feel like it’s me, so I’m not self conscious. Because I’m nude in the painting, suddenly it seems like the dog is also nude, although of course dogs always are. The painting creates nudity.“ (zit.n. Interview)
"In diesem Gemälde geht es um eine Beziehung. Wie nah kann man einem anderen Menschen sein? Wie viel Abstand braucht man? Ich stand diesem Hund sehr nahe - er gehörte meinem Ex-Mann - und ich habe versucht, durch den Hund ein Porträt meiner Beziehung zu ihm zu malen. Es geht um unseren Kampf um eine Beziehung. Ich bin im Leben ziemlich prüde - ich habe während meiner Modelkarriere nie nackt fotografiert - aber wenn ich nackt auf der Leinwand zu sehen bin, habe ich nicht das Gefühl, dass ich es bin, also bin ich mir meiner selbst nicht bewusst. Weil ich auf dem Bild nackt bin, scheint es plötzlich so, als sei der Hund auch nackt, obwohl Hunde das natürlich immer sind. Das Bild schafft Nacktheit." (übersetzt mit DeepL)
Die weißen Hautstellen, sonst vom Bikini bedeckt, und die eleganten Schuhe verstärken noch den Eindruck der Nacktheit. Sehr präzise ist die Beobachtung, dass sogar die Hündin nackt (und verletzlich) erscheint, da sie den Blick auf ihren Bauch und Becken freigibt. Die Beziehung der beiden erscheint innig und sich gegenseitig beschützend.
Anh Duong (*1960 in Bordeaux, Frankreich) ist die Tochter eines vietnamesischen Vaters und einer spanischen Mutter. Sie studierte Architektur an der École des Beaux-Arts in Paris und Tanz an der Franchetti Academy of Classical dance. 1988 zog sie von Paris nach New York, wo sie zu malen begann. Duongs reüssierte als Model, Schauspielerin und Muse. Sie inspirierte Künstler wie Julian Schnabel und arbeitete mit Designern wie Donna Karan und John Galliano zusammen. Bald stellte sie selbst aus und wurde zu ihrer eigenen Muse.
Anh Duong lebt derzeit zwischen New York und Paris.
Ausführliche Darstllungen ihres künstlerischen Werdegang finden Sie auf ihrer Homepage und der Homepage der Galerie Gmurzynska.
Quellen: Anh Duong, Galerie Gmurzynska, Interview, Galerie Sonnabend, GalleriesNow
Bild © Anh Duong
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