In der Gruppenausstellung "Cherries On Top" in der Galerie Judith Andreae in Bonn sind noch bis zum 1. Juli 2023 Werke junger Künstler und Künstlerinnen zu sehen, darunter auch Tobias Vetter. Von ihm möchte ich Ihnen ein Gemälde mit Hund zeigen, das ich auf seiner Homepage entdeckt habe.
Während Tobias Vetter unterschiedlichste Materialien als Bildträger für seine mittel- bis großformatigen figürlichen Malereien verwendet, bleibt er in seiner Farbauswahl beständig: Sie reicht von Türkis-Grün über Indigo bis zu Rosé-Tönen. Beständig ist er auch in der Gesichtslosigkeit vieler Figuren. Die Köpfe sind nicht nur gesichtslos, sondern leer, der Hintergrund dringt in den Kopfraum vor.
Die anonymen Protogonisten seiner Öl- und Acrylbilder finden sich in unwirtlichen (triste Umgebung in kalten Farben) und unwirklichen Situationen wieder: Eine Frau scheint über einem Hund zu schweben. Der Dobermann ist der Einzige, dessen Kopf ausgearbeitet ist, der bodenständig, kraftvoll, verwurzelt wirkt. Unwillkürlich dachte ich sofort an die Bronzeplastik "Der Engel der Stadt" von Marino Marini, wenngleich dort ein Mann auf einem Pferd sitzt.
Eine zweite Figur, in eine Art Poncho gewandet, "beobachtet" dieses martialisch anmutende Setting. In welcher Beziehung stehen die Figuren zueinander? Ist deren einzige Gemeinsamkeit, dass sie Gegenwart und Leinwand teilen? Erzählt das Werk von emotionaler Distanziertheit oder sozialer Distanz der Protagonisten? Erzählt es von Vorrechten - schließlich heißt das Werk "Privileg" - und Diskriminierung?
Tobias Vetter verweigert sich einer Einordnung:
I want to capture the tensions which are created by contradiction . I want to visualize the tarnished core of our very existence. (zit. n. hier)
(Ich möchte die Spannungen einfangen, die durch Widersprüche entstehen. Ich möchte den trüben Kern unseres Daseins sichtbar machen).
Tobias Vetter (*1985 im Allgäu/D) studierte Illustration und Grafikdesign an der Hochschule für Bildende Künste und Kunsttherapie in Bochum und zog 2011 nach Berlin. Nachdem Vetter mit seinen monochromen Tattoo-Kunstwerken bekannt wurde, wechselte er 2019 zur Malerei und Bildhauerei. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Bild © Tobias Vetter
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