Erst auf den zweiten Blick erkennt man den scheuen Hund mit der weißen Schnauze neben seiner Hütte liegen.
Die Serie "Dogwater Blues" des amerikanischen Fotografen Matt Brown habe ich erstmals auf der Website Oitzarisme – Romanian online magazine on photography gesehen. Für mich naheliegend, dass die Fotografien in Rumänien entstanden sind. Sozusagen in mein Weltbild oder zu den Vorurteilen passend: Kettenhunde in Osteuropa. Erst beim genaueren Hinsehen und Nachlesen wurde mir klar, dass die Aufnahmen aus den Appalachen stammen. Hunde an der Kette zu halten ist eben eine weltweite Tierquälerei und überall in ländlichen Gebieten zu finden und mir auch aus Urlauben in Spanien (Mallorca, Kanarische Inseln) leidvoll bekannt.
Matt Brown, er stammt aus Tennessee, zeigt uns seinen Blick auf das Leben der Menschen in den Appalachen, indem er deren Hunde zeigt. Er fotografiert auch die Hundehütten: marode, klapprige, aus Sperrholz und Blech zusammengeschusterte Behausungen.
Immer wieder fühlt er sich zu den Hunden mit ihren offenen und ehrlichen Blicke hingezogen. Von Müll und Verfall umgeben erkennt er in ihren direkten Blicken und in ihrem Geheul ein Gefühl der Verzweiflung und Traurigkeit. Trotzdem war es nicht seine primäre Absicht den Hunden durch diese Fotoserie eine Stimme geben, sondern über sie auf deren menschliche Halter schließen. Für ihn geben die Hunde mehr Aufschluss über die Menschen, als es jedes persönliche Porträt könnte. In diesem Sinne wurde "Dogwater Blues" ein Projekt darüber, wie der Mensch diejenigen behandelt, die er "liebt".
Die Fotografien stimmen mich sehr traurig: das angekettete Leben der Hunde, das vielleicht nicht in Lieblosigkeit begründet ist, sondern in einem Mangel an Verständnis für seinen Gefährten. Ich unterstelle, dass die meisten Menschen wirklich glauben ihre Tiere gut zu behandeln - Hundenamen sind auf die Hütten gemalt, Blumen bekränzen ein Grab -, doch wie traurig ist es, sie anzuketten und sie nicht ins Haus zu lassen. Ist es in der Angst begründet, dass sie weglaufen und nicht wiederkommen, wenn sie sich frei bewegen können? Müssen sie Hab und Gut bewachen, ihre HalterInnen beschützen?
Matt Brown lebt als Fotograf und Filmemacher in Ashvile/North Carolina. Er hat einen BA aus Englischer Literatur und Fotografie der East Tennessee State University.
alle Fotos aus der Serie "Dogwater Blues" © Matt Brown
Kommentare