Harold Eugene "Doc" Edgerton (geb. 1903 in Fremont, Nebraska, USA; gest. 1990 in Cambridge, Massachusetts) war ein amerikanischer Elektroingenieur, Erfinder des elektrischen Stroboskops und Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie. Bekannt wurde er vor allem durch spektakuläre Aufnahmen von Flüssigkeitstropfen, abgefeuerten Projektilen und sportlichen Bewegungsabläufen, aber auch von Jackie, einem kleinen Terrier, der mit dem Schwanz wedelt oder über eine Bank springt.
Harold Edgerton, Jackie Wags His Tail, 1948, Foto von Sikkema Jenkins & Co
Das Stroboskop kann mit Hilfe von kurzen Blitzlichtern Bewegungen aufnehmen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, da sie zu schnell ablaufen. Harold Edgerton wendet diese Technik an, um alltägliche Phänomene zu beobachten und zu dokumentieren: die Flügel eines Kolibri im Flug, einen Golfschlag, das Plätschern eines Milchtropfens. In der wissenschaftlichen Beobachtung verwurzelt, produziert er in seiner kraftvollen visuellen Ästhetik einzigartige und bahnbrechende Aufnahmen, die an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technik und Kunst liegen. Er selbst sah sich allerdings nie als Künstler, sondern als Wissenschaftler.
Harold Edgerton, Dog Jackie Jumps a Chair, 1948; Foto von MIT Museum Collections
Harold Edgerton, Jackie Jumps, 1948; Foto von MIT Museum Collections
Harold Edgerton, Jackie jumpes the bench, 1938;
Foto von Blog Stuttgarter Zeitung
In diesem Blogbeitrag wurde übrigens aus Jackie dem Hund eine Katze. Eine Katze! Nun, das Stroboskop macht nicht nur die Einzelschritte eines Bewegungsablaufs sichtbar, es verschleiert auch das Ganze.
Harold Edgerton, Jackie Jumps a Bench, 1938 © 2015 Estate of Harold Edgerton;
Foto von MoMA
Edgertons Interesse für die Fotografie, das er schon als Jugendlicher entwickelte, geht auf seinen Onkel, den Fotografen Ralph Edgerton, zurück. Mit dem Bachelor in Elektrotechnik (1925) beginnt Harolds wissenschaftliche Karriere. Er promovierte 1931 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und lehrte dort nach seiner Habilitation als Professor. Bis zu seinem Tod 1990 blieb er Mitglied der Fakultät.
Sowohl als Fotograf als auch als Wissenschaftler erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 1940 gewann er den Oscar für seinen High-Speed-Kurzfilm "Quicker'n a Wink". Seine Fotografien werden international ausgestellt und befinden sich weltweit in renommierten Sammlungen. Erst kürzlich fand in der New Yorker Galerie Sikkema Jenkins & Co. eine Ausstellung seiner Werke statt, auf ihrer Homepage wurde ich erstmals auf diesen Künstler und Wissenschaftler aufmerksam.
Zum Abschluss ein Foto ohne Stroboskop: Für einen Hund ist immer Platz, sogar in der kleinsten Koje!
Harold Edgerton, Soldier laying on bunk holding a dog, 1944;
Foto von MIT Museum Collections
Ich bemühe mich immer um Genauigkeit bei den Bildtiteln und habe bei dem wedelnden und springenden Jackie auch die Bildquellen als Link angegeben. Trotzdem vermute ich, dass in den Jahresangaben (1938 bzw. 1948) ein Irrtum passiert ist: kaum anzunehmen, dass Jackie hier im Abstand von zehn Jahren springt. Obwohl - einem Terrier kann man wohl alles zutrauen...
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