Dieser Blogbeitrag ist, glaube ich, ein wahres Gustostückerl! Schon an der Anzahl der Abbildungen erkennen Sie, dass ich mich bei der Bildauswahl schier nicht entscheiden konnte. Die vorgestellte Künstlerin Louise Hearman gehört in Australien zu den bekanntesten zeitgenössischen Malerinnen und war mir bis vor ein paar Tagen gänzlich unbekannt. Ich vermute und hoffe, es geht Ihnen nicht anders. Ihre Bilder sind alle ohne Titel und chronologisch durchnummeriert. Man merkt nicht nur wie produktiv die Künstlerin ist, sondern auch, dass sie uns bei Assoziationen und Bedeutungsgenerierung nicht einschränken will. Und Interpretationsspielraum gibt es hier ohne Ende!
Louise Hearman, Untitled # 895, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Landschaften in der Dämmerung oder in der Nacht: Das Phantastische, Dunkle, Unheimliche bricht in Gestalt der Hundeköpfe, die aus den Wäldern blicken, sich ins Blickfeld schieben oder aus den Häusern ins Freie drängen, in die heile Welt ein. Ganz plötzlich verwandelt sich eine stimmungsvolle Landschaft in eine Kulisse für surreale Phänomene. Sind es Sinnestäuschungen? Unerklärliche Erscheinungen?
Louise Hearman, Untitled # 895, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1002, 2003, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 736, 1999, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 985, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 938, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman ist keine Hundemalerin, Hunde machen nur einen kleinen Bereich ihrer Arbeit aus. Es finden sich ähnliche Werke auch mit Katzen, Vögeln und Kindern. Die Australierin hat thematisch ein breit aufgestelltes Werk: Sie malt schwebende Tier- ebenso wie Mädchenrköpfe oder ominöse Planeten; durch Tunnel und zentralperspektivische, menschenleere Straßen weden wir in eine fremde Welt gezogen; Flugzeuge durchschneiden die Bilder; monumentale Zähne oder pflanzliche Elemente werden in Szene gesetzt. Sie malt auch ungegenständlich, abstrakt-expressiv. Schauen Sie sich dazu unbedingt ihre anderen Werke auf der Homepage der roslyn oxley9 gallery an.
Auch die Hundeporträts sind verstörend, ist # 1020 blind, und was sieht # 1151, sodass er irritiert und leicht bedrohlich die Ohren zurücklegt?
Louise Hearman, Untitled # 1020, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1151, 2004, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Das Bedrohliche ist nicht in der Großstadt, es lauert im Dickicht der Wälder, kündigt sich durch außergewöhnliche Wetter- und Himmelserscheinungen, durch meteorologische Störungen an: Fragen der Wahrnehmung, der spektralen Phänomene werden malerisch verhandelt.
Louise Hearman, Untitled # 820, 2001, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 897, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Ihr Einsatz des Lichtes erzeugt gemeinsam mit realistischen Figuration Unruhe und Spannung, Gebanntheit und Verzauberung beim Betrachter. Der Kopf eines Chihuahua, in der Mitte einer Blume platziert, wird zum bedrohlichen, übernatürlichen Wesen.
Louise Hearman, Untitled # 1060, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Hearmans Darstellung des Lichts ist ein bestimmendes Merkmal ihrer Kunst. Das intensive weiße Licht evoziert eine subtil unheimliche Atmosphäre. Das kalte Licht scheint wie eine unabhängige Lichtquelle aus den Figuren zu kommen.
Louise Hearman, Untitled # 1158, 2004, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
In "Untitled # 898" schwebt ein Rassehundekopf knapp über dem gepflegten Rasen, eine alltägliche Situation, würde nicht der Hundekörper fehlen. Der Kopf wirft nicht nur einen Schahtten auf den Rasen, sondern das Bild einen Schatten auf zukünftige Ereignisse und Unvorhersehbarkeiten. Hearmans außergewöhnliche Sicht auf Alltagsgegenstände und Lebewesen provoziert ein Gefühl des Unbehagens.
John McDonald vergleicht Louise Hearmans bildnerisches Werk mit den Filmen von David Lynch (zit.n.Tolarno Galleries):
When an artist concentrates so strongly on elements of reality, they become hyper-real. This is the method used by a filmmakers such as David Lynch. In Blue Velvet, he turns an ordinary American town into a scene of Gothic menace, focusing on the amplified crunching of insects in suburban lawns or a severed ear lying in the grass. Hearmans paintings can be very Lynch-like in the way she depicts unassuming locations such as a park, a pond, a street or the side of a road, and then introduces a disturbing element.
Erinnern Sie sich noch an "Blue Velvet" und das abgeschnittene Ohr, das am Beginn im Gras gefunden wurde? John McDonalds Vergleich passt sehr gut, wie ich finde.
Louise Hearman, Untitled # 898, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1011, 2003, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 999, 2003, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1035, 2003, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1126, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1083, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1143, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1144, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1148, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1153, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1157, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1159, 2005, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1298, 2009, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 1312, 2009, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 930, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 925, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Auch Hearmans Pastelle sind einfach großartig! Unten ein "Berg von einem Hund"!
Louise Hearman, Untitled # 961, 2003, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Hearman, Untitled # 969, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Louise Heraman, Untitled # 949, 2002, Courtesy of the artist and Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
Wieso sieht der Spaniel aus, als hätte man mit dem Nachtsichtgerät ein scheues bislang unentdecktes Wesen aufgespürt?
Louise Hearman (geboren 1963) studierte am Victorian College of the Arts in Melbourne und stellt seit 1987 aus. Ihr Werk findet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Australien und Übersee. Sie wird von der Roslyn Oxley9 Gallery in Sydney und der Tolarno Galleries in Melbourne verteten.
Kommentare