11. März 2013 - 8:20

Als ich das erste Mal ein Bild des polnischen Malers Marcin Cienski im Internet sah, hätte ich nicht erwartet ein Werk des 21. Jahrhunderts vor mir zu haben - zu traditionell erschienen mir die Hell-Dunkel-Kontraste, zu üppig die Interieurs, zu dunkel die Räume aus einer Zeit vor der Elektrifizierung. Seine Bilder wirken düster und geheimnisvoll, wie Standbilder scheinen sie einen Moment einer Geschichte zu beleuchten, die Figuren wie durch ein kreisförmiges Flutlicht erhellend.

 

Marcin Cienski, Nghtwatch, 2010

 

Das Bild "Nachtwache" zeigt eine müde Frau, sie scheint zu warten. Der Hund döst zu ihren Füßen. Einfühlsam gespiegelt empfinde ich deren Körperhaltungen. Welche Geschichte erzählen sie? Viel Raum bleibt für unsere Assoziationen.

Während das obere wunderbar komponierte Bild - auch in seiner Farbstimmung - Ruhe, vielleicht Erschöpfung, aber trotzdem vollendete Harmonie verströmt, ist das pausbäckige Kind hart an der Grenze zum Kitsch.

 

Marcin Cienski, You Won't, 2012

Marcin Cienski, Versöhnung, 2012

Marcin Cienski, Past Bedtime, 2012

 

Und nun ein witziges Beispiel dafür, in welchen Bahnen sich mein Denken und Sehen abspielt. Bei mir dreht sich alles um den Hund: Was sehen Sie im unteren Bild? Natürlich eine Pfote! Auf einem zerschlissenen Perserteppich! Was ist Nahe liegender, als dass Cienski nicht nur Hunde sondern auch Pfoten malt! Der Bildtitel "Smoke" bezieht sich natürlich auf den Hundenamen eines silbergrauen - nun, vielleicht Pudels mit wattiger Fellstruktur.

 

Marcin Cienski, Smoke, 2009

 

Bevor ich den Text geschrieben habe, habe ich nochmals die Seiten der Galerien aufgerufen, in denen er ausgestellt hatte, um das gesamte Werk Cienskis erneut auf mich wirken zu lassen. Im Zusammenhang mit den zeitnahe gemalten Bildern erkannte ich dann, was es darstellt: eine niederbrennende Ansiedlung; im Bild darunter beginnt das Feuer erst.

 

Marcin Cienski, Sign 7, 2009

 

Unten handelt es sich jetzt wirklich um einen Porzellanhund. Cienski hat viele Biler gemalt, in denen Kunstgegenstände, Medaillien, Tierskelette, Trophäen, Bilder und Erinnerungsstücke seiner Vorfahren - die Familiengechichte reicht bis ins polnische 13. Jahrhundert zurück - vorkommen. Der Großvater hat die Gegenstände vor der kommunistischen Enteignung gerettet und liebevoll erhalten.

 

Marcin Cienski, Guard, 2007

 

Schauen Sie sich unbedingt weitere Werke auf den Seiten der Galerien Fred, Jochen Hempel, Galerie Römerapotheke, Marianne Friis, Marc Straus und Binz und Krämer an, um einen Eindruck seiner inhaltlichen und formalen Bandbreite zu erhalten. Cienski verwendet alte Fotografien, Magazine bis hin zu Horrorfilmen als Ausgangsmaterial für seine finstere, Unheil verkündende, aber auch opulente, barocke Malerei. Vertraute Themen transferiert er in rätselhafte Bilder, die sich einer verbindlichen Interpretation verweigern.

Seine Bilder sind von großer technischer Brillianz. Der Pinselduktus erinnert daran, dass wir uns innerhalb der Malerei bewegen. Cienski möchte nicht die Fotografie imitieren, sondern eine eigenständige, quasi Parallelwirklichkeit erschaffen.

Marcin Cienski (geb. 1976) absolvierte 2001 sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Krakau, Polen. Er stellt seither international aus, zuletzt in der New Yorker Galerie Marc Straus. Er lebt  und arbeitet in Warschau.

alle Bilder © Marcin Cienski

 

Malerei

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