Francis Picabia, Ninie (Selbstporträt), 1942
Wenn Sie die folgenden Bilder ansehen, vermuten Sie wahrscheinlich kaum, dass sie von einem einzigen Künstler stammen, so unterschiedlich sind sie. Doch alle sind von Francis Picabia, dessen Vielfältigkeit, ständiger Stilwechsel, Mut zur Banalität sowie sein An-malen gegen Vereinnahmung vermutlich eine größere Würdigung seines Werkes verhindert haben, obwohl er zur Avantgarde seiner Zeit gehörte: Er war mit Duchamp befreundet, kannte Leger, Gris und Appolinaire, gab mit Stieglitz die Zeitschrift 291 heraus. Mit der Gründung der Zeitschrift 391 bereitete er dem Dadaismus in Europa den Weg.
Sie sehen hier nur Gemälde mit Hund, wir verlassen die figurative Malerei demzufolge nicht, aber Picabia hat auch ungegenständlich gearbeitet. Er begann in impressionistischer Malweise, wechselte zum Kubismus, nahm Einflüsse des Fauvismus auf, beschäftigte sich mit dem Dadaismus, stellte so genannten Maschinenbilder (Mechanomorphien) her, war kurz Surrealist, malte abstrakt, kehrte zur figurativen Kunst zurück und und und. Picabia malte gegen (s)einen individuellen Stil und gegen seine künstlerische Handschrift an, die für ihn Stagnation bedeuteten - das Neuerfinden war seine Strategie dagegen. Eine Strategie, die heute (post)moderner denn je ist.
Von den späten 1930er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs widmete sich Picabia dem weiblichen Akt, als Vorlage dienten Pinup-Fotos aus Magazinen, obiges Bild dankenswerterweise um eine Bulldogge ergänzt, die die Streichelei wenig zu schätzen weiß.
Mitte der 1920er stellte er "Transparenzen" her, Überlagerungen von mehreren Motiven, die eine räumliche Darstellung ohne Perspektive suggerierten und unter anderem die Malerei von Pompeji zitierten.
Der ockerfarbene Hund zeigt sehr deutlich, was er von der Dressur hält...
Uuuups, dieses Werk ist von John Baldessari!
In der Kunsthalle Krems findet vom 15. Juli bis zum 4. November 2012 die erste Retrospektive des Werkes von Francis Picabia in Österreich statt.
ich finde, es ist im
ich finde, es ist im Werkumfang eines Künstlers immer wie eine riesige Fundgrube, wenn nicht nur ein einziger Stil in seinen Arbeiten zum Ausdruck gebracht wird. (so nach dem Motto: Kenne ich eins, kenne ich alle - die Handschrift ist mir vertraut -ah... der kopiert sich ein Leben lang selbst - der bleibt sich treu - wie langweilig...) Wenn man das Handwerk beherrscht, könnte es doch um so spannender sein, sich virtuos und improvisierend bewegen zu können. Tja, leider ist dann die Zuordnung nicht so einfach für die Betrachter und außerdem der Wiedererkennungswert futsch. Das mindert vielleicht die Verkaufsrate. Doch der Spaßfaktor ist bestimmt für den Macher ein Leben lang nicht immer auf derselben erwarteten Schiene, sondern hat Überraschungen parat. Welch ein Lustgewinn durch den Verzicht auf ein eindeutig klares, stilsicheres Künstlerimmage. Da ist das Leben vielleicht ein wenig mehr Spiel?