25. April 2022 - 11:58

Hunde sind kein Motiv, mit dem sich Cristian Avram auseinandersetzt. Das einzige Werk mit Hund - "Der denkende Hund" - entstand 2019 für die Ausstellung "Cave Canem" in der Galerie Boccanera.

 

Der denkende Hund, 2019 © Cristian Avram

 

Der Rücken des Hundes ist auffällig aufrecht gemalt, sodass diese Perspektive nur stimmig wäre, wenn der Hund mit seinen Vorderbeinen auf einer Erhöhung stünde, worauf nichts hindeutet. Das Tier kann durchaus als Stellvertreter für einen Menschen gelesen werden. Zusätzlich ist die Rückenfigur traditionellerweise die Identifikationsfigur für die Betrachtenden.

Versetzen wir uns also in den Hund/Mensch: Er sieht in die Landschaft hinein, vermutlich auf ein kleines Dorf in Siebenbürgen. Blickt er sehnsüchtig auf den Ort, auf seine Heimat, eine Heimat, die von den großen sozialen und politischen Umbrüchen der letzten Jahrzehnte kaum berührt wird?  Wodurch wird ein Ort zur Heimat, wie wird er vertraut? Will er Abschied nehmen von dort, wo er herkommt, und wirft er einen Blick zurück?

Cristian Avram (*1994 in Alba-Iulia/Rumänien) wuchs auf dem Land in der Nähe von Alba-Iulia in Siebenbürgen auf und beobachtete in der postsowjetischen Ära eine Welt voller Kontraste. Er möchte die möglichen Veränderungen - materiell und immateriell, privat und sozial - in der ländlichen und urbanen Lebenswelt und im Alltagkünstlerisch untersuchen.

2019 schloss er sein Studium der Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Cluj-Napoca ab. Er lebt und arbeitet in Cluj-Napoca.
 

Malerei
18. April 2022 - 11:57

Liminal Dog Series, Überblick

 

Als ich Alan Loehles "Liminal Dog Series" erstmals sah, hatte ich sofort den Eindruck, der Künstler zitiere Francis Bacon, Chaim Soutine, Marcel Duchamp … Was meinen Sie?

Die Serie ist über einen Zeitraum von eineinhalb Jahrzehnten entstanden. Ich zeige Ihnen die Arbeiten chronologisch. Im Laufe der Jahre wurden die Hunde - kraftvolle Rottweiler und Bullterrier - wesentlich expressiver. Nicht nur die Hunde zeigen Stärke und strahlen Wildheit aus, auch die Kompositionen besitzen in ihrer düsteren dunklen Stimmung eine formale und brutale Kraft. Die Kadaver weisen auf Verwundbarkeit alles Tierischen, aber auch Menschlichen. Durch sie ist die Sterblichkeit des Hundes vorweggenommen, aber auch der Bertrachter/die Betrachterin wird mit seiner/ihrer Sterblichkeit konfrontiert. Vor dem Tod stehen Einsamkeit und Isolation.

Die Serie heißt "Liminal Dog": Das Wort "liminal" war mir unbekannt und google half mir nicht wirklich weiter. Liminal wird mit "Schwellen-" bzw. "Grenz-" übersetzt und mit anderen Wörtern kombiniert (liminal space etc). Doch welche Grenze überschreitet der Schwellenhund? Welchen Zwischenzustand stellt er dar? Die Grenze zwischen Tier und Mensch, Tier und Fleisch?

 

Box, 1994 © Alan Loehle

 

In "Box" (1994) definieren ein dunkler Hintergrund und schattiger Boden einen Raum mit einem gelben Quader und einem vor Energie vibrierenden Hund. Übereinander gelegte malerische Ebenen erzeugen die kinetische Energie auf der fleischigen Haut, die fast transparent wirkt. Auch der Hintergrund vibriert. Das Tier ist in seiner Bewegung gefangen. Eine Pfote liegt auf dem Quader, der ein enormes Hindernis darstellt.

 

White Dog, 1994 © Alan Loehle

 

Nur der rosarote Mund und die rot umrahmten Augen des weißen Hundes stechen in "White Dog" (1994) heraus. Seine Ohren sind wie nach einem Stromschlag unnatürlich nach oben geklappt, der Schwanz bewegt sich frenetisch. Alan Loehle dekonstruiert die Bewegung, löst sie in Einzelschritte auf. Der Hund tritt aus der Dunkelheit ins Licht. Zeigt das (Strom-)kabel eine Grenze an?

 

Dark Room, 1998 © Alan Loehle

 

Im "Dark Room" (1998) befinden sich drei Spielzeuge, ein Hund, ein (oder zwei?) Kadaver. Der Kadaver ist auf einem Eisengestänge aufgehängt, das sich raumbildend nach allen Richtungen erstreckt und besonders dadurch an die Gemälde von Francis Bacon erinnert. Der Hund scheint im Begriff panisch aus dem Bild zu rennen, die Spielzeuge links liegen lassend. Auch die Kreidespuren auf dem Boden erinnern an eine Grenze.

 

Meat, 1996 © Alan Loehle

 

Auch in "Meat" (1996) ist der weiße Hund allein - zwischen tiefer Dunkelheit und Schatten - mit einem aufgehängten Fleischbrocken, den er mit seinem ganzen Wesen und all seiner Sehnsucht begehrt. Das rote Maul scheint einen ekstatischen Schrei auszustoßen. Hat dieser Hund schon eine Grenze überschritten?

 

Liminal Dog I, 2007 © Alan Loehle

Liminal Dog IV, 2008 © Alan Loehle

Marsyas Dog, 2012 © Alan Loehle

 

Eine Serie, die viel mehr Fragen aufwirft, als ich nur annähernd beantworten kann!

Alan Loehle (*1954 in Chicago/Illinois/USA) erwarb 1975 seinen B.F.A. am College of Georgia und 1979 seinen M.F.A. am College of Arizona. Er lebt und malt seit 1987 in Atlanta, Georgia und erhielt mehrere Stipendien (Guggenheim, Pollock-Krasner, The National Endowment for the Arts, Elizabeth Foundation, Ludwig Vogelstein Foundation). Seine Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen in den USA und in England. Loehle unterrichtet Kunst an der Oglethorpe University in Atlanta. Er wird von der Marcia Wood Gallery in Atlanta vertreten.

alle Bilder © Alan Loehle

 

Malerei
11. April 2022 - 11:03

Dog Party, 2017 © Nancy Mitchnick

 

Schauen, gehen, laufen, beschnuppern, kacken - das sind die Elemente von Nancy Mitchnicks Hundeparty. Das Bild ist weniger lebhaft als gut durchkomponiert. Auf bestimmenden horizontalen Kanälen, die den Raum gliedern, werden sechs Hunde unterschiedlicher Rasse, Gestalt und Farbe gesetzt. Sie wirken fast wie die Noten auf einer Partitur. Strenge Musikalität trifft auf Leichtigkeit der Farbe: Ein rosafarbener Himmel umschmeichelt die fernen Berge, zartes gelbgrünes Gras wechselt mit blassblauem Wasser.

 

Dog Party, Detail, 2017 © Nancy Mitchnick

Dog Party, Detail, 2017 © Nancy Mitchnick

 

Das Porträt ist durch kühnen Einsatz von Strichen und Farben einer expressiven Hand gekennzeichnet.

 

My beloved Girl, 2017 © Nancy Mitchnick

 

Jeder Hundehalter kann die Sehnsucht, Hoffnung, die Emotionen des Wollens, Müssens, Könnens nachvollziehen, die der Schäferhund beim Gewahrwerden der Gänse, Enten und Schwäne durchlebt und die wir aus seiner Position miterleben. Durch die Bildtitel werden die emotionalen Inhalte humorvoll wiedergegeben.

 

Meine Lexikographie besteht aus Form, Farbe und Raum, natürlich auch aus Farbe, Bewegung und Stille und der Entwicklung meines Wissens auf der Suche nach Einfachheit und Beziehungen, dem Fühlen des Lichts und dem Leben und Beobachten der Welt, erklärt die Künstlerin. (zit. n. hier, übersetzt mit deepL)

 

All das ist wohl in diesen Bildern präsent und erlebbar. Bewegung und Stille: Der Hund schwimmt leise heran, er will den Vögeln nahekommen, aber nicht bemerkt werden. Ich kann förmlich seine Anspannung und Konflikte spüren, seine Gedanken lesen. Anmutig und gelassen gleiten die Enten auf den Wellen. Vollkommene Schönheit bestimmt dieses vordergründig einfache, aber emotional starke Bild.

 

Hope, 2017 © Nancy Mitchnick

 

Die schwer fassbare Schönheit und Sinnlichkeit der lichtgesättigten Farben gibt dem Wasser Frische und Lebendigkeit. Die Bilder wirken leicht, fast zeit- und schwerelos.

 

I can't, I will, I won't, I must, 2017 © Nancy Mitchnick

Desire, 2017 © Nancy Mitchnick

Virginia Woolf #1, 2004-2017 © Nancy Mitchnick

Virginia Woolf #2, 2004-2017 © Nancy Mitchnick

A White Dog, 2017 © Nancy Mitchnick

 

In meiner Arbeit geht es um Wahrnehmung und um Malerei. Ich arbeite in einer visuellen Sprache, die sich nicht leicht in eine kulturelle Analyse übersetzen lässt. Der Maßstab ist sehr wichtig.  Ich male oft kleine Bilder von einem großen Landschaftselement. Ich mag das freie Spiel mit den Gegensätzen. Es bereitet mir große Freude und gibt mir viel Raum. (zit. ebd, übersetzt mit deepL)

 

Ausstellungsansicht, Reyes Finn, Foto Clare Gatto

Ausstellungsansicht, Reyes Finn, Foto Clare Gatto

Ausstellungsansichten Galerie Reyes Finn

 

Nancy Mitchnick (*1947 in Detroit/Michigan/USA) lebt und arbeitet in Detroit. Sie schloss ihr Studium an der Wayne State University mit einem BFA ab. Sie war ein Jahrzehnt lang Mitglied des Lehrkörpers am California Institute of the Arts und 15 Jahre lang Rudolph Arnheim Dozentin für Studio Arts an der Harvard University. Nancy Mitchnick erhielt sowohl als Malerin als auch als Lehrerin viele Stipendien und Preise.

Mitchnick ist eine der wenigen Frauen, die aus der Detroiter Cass-Corridor-Bewegung der 1970er Jahre hervorgegangen sind. Ihr Werk ist frei von Verweisen auf ästhetische Doktrinen und gesellschaftspolitische Themen, die sich oft in den Arbeiten ihrer Zeitgenossen finden.

Sie hat international sowohl in Einzel- als auch in Gruppenausstellungen ausgestellt.

alle Bilder © Nancy Mitchnick

 

Malerei
4. April 2022 - 11:52

Surreal, grotesk, fantastisch, bizarr! Frauenporträts, die statt Köpfen Blumenstillleben, wildes Blätterrankwerk oder Stoffdrapierungen auf dem Hals tragen! Großartig, war mein erster Gedanke, als ich das Werk von Ewa Juszkiewicz entdeckte, diese Künstlerin will ich Ihnen keinesfalls vorenthalten! Erfreulicherweise kommen in ihrem üppigen Werk auch zwei Hunde vor, weshalb ich sie Ihnen hier "unterjubeln" kann. Dem Hund kommt in ihrem Werk allerdings nur mittelbare Bedeutung zu.

In ihrem künstlerischen Schaffen setzt sie sich die polnische Künstlerin mit der Tradition und Entwicklung des Frauenporträts auseinander und interpretiert die aus der Kunstgeschichte bekannten Gemälde neu. Frauen wurden in historischen Gemälden auf eine einheitliche Weise dargestellt, die die gesellschaftlichen Erwartungen an das weibliche Aussehen zeigte: Ihre Posen, Gesten und Gesichtsausdrücke waren sehr ähnlich, Emotionen oder Individualität waren nicht erwünscht, der Selbstausdruck von Frauen in der von Männern erzählten und gemalten Geschichte fehlte zumeist.

Die Damen in den historischen Gemälden, die Ewa Juszkiewicz als Vorlage nimmt, präsentieren sich in gewohnten Umgebungen: auf Plüschmöbeln sitzend, an Hängen mit bukolischen Landschaften im Hintergrund oder einfach eingerahmt von einem neutralen Hintergrund, der ihre farbenfrohen Gewänder und kunstvoll arrangierten Haare betont. Und sie präsentieren sich manchmal mit Hund.

Ewa Juszkiewicz kopiert historische europäische Frauenporträts (die Ehefrauen, Mütter oder Töchter der einflussreichen Männer) - ihre Quellen reichen von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert - ahmt die Technik und den Stil des Originals nach, ersetzt aber das Gesicht der Dargestellten durch surreale oder groteske Veränderungen wie einhüllende Stoffbahnen, üppige Blumenarrangements oder kunstvoll geflochtenes Haar.

Dadurch vermischt die Künstlerin einerseits die Genres Porträt und Stillleben, andererseits definiert sie konventionelle Darstellungen neu und überschreibt/übermalt diesen Kanon der Frauendarstellung.

Die Veränderungen, die sie vornimmt, stören zwar nie die ästhetische Harmonie der Bilder, lösen allerdings Gefühle der Beunruhigung und des Unbehagens aus. Ihre sorgfältig in Pose gesetzten und luxuriös gekleideten Sujets sind hybride Charaktere, die Elemente der Natur und der Kultur vermischen und Bilder der idealen weiblichen Schönheit dekonstruieren.

 

In diesen Gemälden möchte ich durch das Abdecken oder Verändern eines Porträts die bekannte Ordnung stören und das einheitliche und konservative Bild der weiblichen Schönheit erschüttern. Durch eine Metamorphose klassischer Gemälde verändere ich deren Interpretation und wecke neue, alternative Assoziationen. In meinen Gemälden schaffe ich durch die Gegenüberstellung scheinbar unvereinbarer Elemente neue, surreale Bilder, die hybride Charaktere sind und mehrdeutige, oft verstörende oder groteske Assoziationen hervorrufen. Indem ich Elemente aus dem Kanon und der Tradition mit Elementen aus der Natur und den Sinnen verwebe, möchte ich den Ausdruck, die Emotionen und die Vitalität freisetzen, die zuvor durch die Konvention verborgen waren. (Ewa Juszkiewicz zit. n. hier, übersetzt mit DeepL)

 

Untitled, 2013 © Ewa Juszkiewicz

 

Bereits 2013 sind ihre Leinwände von gesichtslosen Frauen "belebt". Die ausgelöschten Gesichtszüge können eine psychische Auslöschung und/oder den gesellschaftlichen Status der Frau symbolisieren. Speziell bei diesem Bild verschwinden auch der Unterkörper und die Beine, auf dem Sessel thront nur mehr eine leere Hülle. Der Hund sitzt auf dem körperlosen Stoff. Fast könnte man meinen, er wende sich auch schamvoll ab.

Der Maler der besseren Gesellschaft - Jan Adam Kruseman - bewunderte die englische Porträtmalerei. Er ließ sein Modell Alida Assink in der neuesten Mode posieren. Die Kleidung verlieh ihr eine stilvolle Silhouette, breite Schultern, Puffärmel und ein Reifrock ließen ihre Taille sehr schmal erscheinen. Die große Gürtelschnalle unterstrich dies noch. Auch die ländliche Umgebung mit einem Jagdhund und einer Gartenvase waren von englischen Vorbildern abgeleitet.

 

Jan Adam Kruseman, Portrait of Alida Christina Assink, 1833

 

Ewa Juszkiewicz jedoch drapiert anstelle des Kopfes und der Schultern der Dargestellten Tücher und Stoffstreifen, die die Farbe der Kleidung wiederaufnehmen, hoch aufragend, dynamisch und wild verschlungen sind. Sie spielen (auch) auf das Ausmaß an, in dem die Identität der Frau durch die Elemente der Kleidung und der Klassensymbole konstruiert wird. Zu diesen nobilitierenden Elementen gehört auch der Jagdhund. Ist sein Blick bei Krusemann noch liebevoll auf sein Frauchen hin gerichtet, wirkt er bei Juszkiewicz durchaus irritiert.

Indem die Malerin das konservative, uniforme Ideal des Abbilds - das selbst eine Art Maske ist - gegen wildes Blattwerk, verworrene Bänder oder Haarmassen austauscht, versucht sie, ihm ein Gefühl von Vitalität und emotionaler Authentizität zu verleihen.

Sie beschreibt ihre visuellen Eingriffe als Protest gegen die stereotype Wahrnehmung von Weiblichkeit.

 

Indem ich bestimmte Muster ersetze, möchte ich die individuelle Identität und Komplexität von Frauen zeigen und ihre Einzigartigkeit betonen. (Ewa Juszkiewicz ebd., übersetzt mit DeepL)

 

o.T (nach Jan Adam Kruseman), 2020 © Ewa Juszkiewicz

 

Ewa Juszkiewicz hat auch Porträts von Élisabeth Vigée-Lebrun verändert. Zufällig war ich während meiner Recherchen zu diesem Beitrag im Kunsthistorischen Museum Wien bei einer Führung zu Geschlechterverhältnissen in der Kunst, bei der auch über eine Darstellung Maria Antoinettes von Vigée-Lebrun gesprochen wurde und ich für hier passende Informationen erhielt. Vigée-Lebrun war Hofmalerin der modisch exzentrischen Maria Antoinette, die so genannte Poufs auf dem Kopf trug: Metallgestelle, in die eigene und fremde Haare hineingeflochten waren und noch mit Objekten, z.B. Schiffen, "bekrönt" wurden. Diese Aufbauten konnten bis zu 90 cm hoch werden. Die so geschmückten Frauen lebten gefährlich, gingen sie an Kerzen vorbei, gerieten die Poufs unter Umständen in Brand und die mit den Haaren verbundenen Gestelle konnten nicht entfernt werden. Nicht wenige Frauen verbrannten an ihrer Selbstgestaltung.

Auch Lisa Small beschreibt in einem Essay die Bedeutung der Haare für seine Trägerin: Wild und geordnet, intim und öffentlich, liegt es an der unscharfen Grenze zwischen Natur und Kultur.

 

Von den berühmten Poufs der 1770er und 80er Jahre - "lächerliche Bauwerke" (so nannte sie ein zeitgenössischer Beobachter), die mit Wollkissen, Puder, Drähten und falschem Haar zu großen Höhen aufgetürmt und mit Früchten, Blumen und sogar ausgestopften Vögeln oder Schiffsmodellen geschmückt wurden - bis hin zu den skulpturalen Locken, Jahrhunderts, die wie ein Baumstamm über den Kopf gelegt wurden, wurde vielleicht keine andere Oberfläche des weiblichen Körpers so auffällig und künstlich manipuliert, wie viele Satiren und Modetafeln zeigen. (Lisa Small zit.n. hier, übersetzt mit DeepL)

 

Die hohen Pflanzen- und Stoffverhüllungen Ewa Juszkiewicz scheinen auch darauf hinzuweisen.

 

Installationsansicht Galerie Gagosian, Kunstwerk © Ewa Juszkiewicz, Foto Rob McK
Installationsansicht Galerie Gagosian, Kunstwerk © Ewa Juszkiewicz, Foto Rob McKeever

 

Ewa Juszkiewicz (*1984 in Danzig/Polen) lebt und arbeitet in Warschau.

Quellen: artnews, lokal 30, artspeak nyc, Gagosian

 

Malerei
28. März 2022 - 11:36

Wie bringt man Menschen dazu, auf Fotos schön und glücklich auszusehen? Fotografiere sie neben ihrem Hund! Das ist die Antwort, die der israelische Fotograf Dan Balilty für sich gefunden hat.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty
Hier haben sich zwei gefunden! Herr - Hund - Haus: Eine geschlossene Welt,
großartig und das Herz berührend festgehalten von Dan Balilty.

 

2011 erhielt er beim israelischen Fotojournalismus-Wettbewerb einen Preis für seine Fotoserie "Local Testimony". Er fotografierte Tänzerinnen und Tänzer einer Burlesque-Show auf der Bühne und hinter den Kulissen. Als er sich die Arbeiten genauer ansah, fiel ihm auf, dass viele der KünstlerInnen mit Hunden lebten. "They were looking good", he said, "and I realized they all had dogs."

Nie zuvor hatte Dan Balilty Menschen fotografiert, die so natürlich und schön aussahen, wie jene, die mit ihren Hunden zusammen waren.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Er spürte, dass das Besondere an der Fotoserie in der Anwesenheit der Hunde lag: Menschen wirken anders, sobald man sie neben ihren Hunden fotografiert, weil sie sich mit der Kamera und mit sich selbst wohler fühlen, wenn der geliebte Hund mit auf dem Foto ist. Der Moment, in dem man jemanden mit seinem Hund an der Seite fotografiere, sei ein glücklicher Moment für diese Person. Sie fühle sich gut, sie gebe Liebe und bekomme Liebe - und das komme auf den Bildern rüber, meint Balilty. Er geht noch weiter: Wenn die Hunde nicht dabei sind, können Porträts die Menschen nicht vollständig erfassen: "Die Hunde sind Teil ihrer Geschichte".

Diese Überlegungen brachten ihn 2013 dazu, die Serie: "Dog's Best Friend" zu beginnen, die aus Porträts von Menschen mit ihren Hunden in deren Zuhause besteht.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Beim ersten schnellen Durchschauen der Serie ist mir der oftmals gleiche Blickwinkel auf die sterilen und sauberen Einrichtungen und der immer wiederkehrende Fliesenboden aufgefallen, sodass ich kurz annahm, die Interieurs seien für die Fotos in einem Studio nachgestellt. Die Ähnlichkeit der Fotos hatte allerdings einen einfachen, banalen Grund. Die Wohnungen waren in der Regel klein, und das Sofa war zumeist der einzige Platz, an dem die Leute mit ihren Hunden posieren konnten.

Die Hundehalter und -halterinnen fand er mit Hilfe seiner Freunde in der Nachbarschaft in Tel Aviv. Voraussetzung zum Fotografiertwerden war, dass alle eine gute Beziehung zu ihren Hunden -  die meisten kamen aus Tierheimen - hatten.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Malkiella Benchabat und ihr Husky-Mix JouJoun posierten in einer örtlichen Eisdiele. Sie waren eines der wenigen Paare, die nicht zu Hause fotografiert wurden.

"Auf den Bildern sehe ich, dass die Hunde die Identität ihrer Besitzer vervollständigen", sagte Malkiella und fügte hinzu, sie glaube, dass Hunde und ihre Besitzer sich oft körperlich ähneln, weil sie die Haltungen des anderen aufgreifen und widerspiegeln: "Ich bin ein entspannter Mensch. Ich versuche, mich nicht mit anderen zu streiten", sagte sie. "Er ist genauso. Er ist aufmerksam gegenüber den Hunden um ihn herum."

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Dan Balilty, der selbst mit einem Hund lebt, weiß, wie schön die Verbindung zwischen Menschen und ihren Hunden sein kann und dass sie es wert ist, fotografiert zu werden. Er traut den Hunden sehr viel zu! Das Wichtigste, das er bei der Arbeit zu "Dog's Best Friend" gelernt habe, sei, dass das Leben mit Hunden das Beste im Menschen hervorbringe. Sie werden eine bessere Version von sich selbst, wenn sie mit ihren Haustieren zusammen sind. Und selbst wenn sie nicht mit ihnen zusammen sind, verhalten sich Hundebesitzer seiner Meinung nach anständiger als andere. "Sich um Hunde zu kümmern", sagt er, "ist etwas, das die Menschen lehrt, einfach bessere Menschen zu sein".

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Bei "Dog's Best Friend" handelt es sich nicht um Haustierfotografie, sondern um eine Dokumentation des täglichen Lebens durchschnittlicher Menschen aus Tel Aviv, deren Gemeinsamkeit ist, dass sie zufällig einen Hund als Haustier haben.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Als Fotojournalist habe er ständig das Gefühl gehabt, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Die charmante und gänzlich positive Serie "Dog's Best Friend“ markiert seine berufliche Veränderung hin zu dem, was er "positive Nachrichten" nennt.

Dan Balilty (*1979 in Jerusalem/Israel), ist ein Fotograf, der nach einer langen Tätigkeit für die israelischen Presse als Freiberufler für die New York Times, Reuters, Associated Press, Agence France Presse, Time und Newsweek arbeitet. Er lebt in New York und Tel Aviv.

Quelle: israel21c

alle Fotos © Dan Balilty

 

Fotografie
21. März 2022 - 11:17

Ciren Dogs © George Brooks

 

Ciren Dogs ist ein persönliches Projekt des britischen Fotografen George Brooks, an dem er seit mehreren Jahren immer wieder arbeitet. Er fotografiert die wunderbar unberechenbaren Hunde im Cirencester Park, einem schönen Anwesen in den Cotswolds. Gleichzeitig, sozusagen als Kollateralgewinn, hat er damit Porträts der Hundehalter und -halterinnen angefertigt.

 

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs (Max and Daisy) © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

 

Social Distance ist ein Lockdown-Projekt, das George Brooks durchgeführt hat, ohne sein Haus zu verlassen. Da er die Zeit der sozialen Abschottung bei gleichzeitiger Einhaltung des Lockdowns dokumentieren wollte, machte er die Abriegelungsmaßnahmen kurzerhand zum  Teil eines Projekts vor der eigenen Haustüre.

Er klebte Absperrband zwei Meter von seinem Tor entfernt auf die Straße, stellte Lampen für den Aufhellblitz und seine Kamera mit einem weit geöffneten 50-mm-Objektiv auf einem Stativ vor die Tür. Seine Tochter Eva und sein Hund Ruby halfen ihm Passanten anzusprechen, die an seinem Haus vorbeikamen und sie zur Teilnahme am Fotoprojekt aufzufordern. Fast alle waren einverstanden sich fotografieren zu lassen und ihre Erfahrungen mit dem Lockdown zu teilen.

 

Social Distance (George and Ruby), 2020 © George Brooks

Social Distance (Eva and Ruby - trusty assistants), 2020 © George Brooks

Social Distance (Eva & Ruby - more assisting), 2020 © George Brooks

Social Distance (Frank exercising one of his many dogs), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sky with Lady), 2020 © George Brooks

Social Distance (Ali and Monty), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sue and Terry with Pip), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sue and Bill with Bueno), 2020 © George Brooks

Social Distance (Caley, Sam and Digby), 2020 © George Brooks

Social Distance (Simon, Lisa and Bethany walking Nellie), 2020 © George Brooks

 

Nachdem der in Großbritannien ansässige Fotograf George Brooks 1985 die Kunsthochschule in Bournemouth verlassen hatte, begann er durch Mexiko und die USA zu reisen. Ab 1990 arbeitete er als Fotograf vor allem im redaktionellen Bereich. Seine Arbeiten wurden in Zeitschriften wie The Radio Times, You, Sunday Times, Telegraph und Top Gear veröffentlicht. In den letzten 25 Jahren hat er unter anderem im Nahen und Fernen Osten, in Nordafrika und in den USA gearbeitet. Neben der redaktionellen Arbeit für Magazine fotografiert er vermehrt für kommerzielle Kunden.

Nebenbei entstehen seine persönlichen Fotoserien wie Ciren Dogs und Social Distance.
 

alle Fotos © George Brooks

 

Fotografie
14. März 2022 - 11:36

Unter den großartigen Darstellungen von Hunden und ihren Menschen gibt es manchmal welche, die mich tief berühren und kraft ihrer Intensität schier fassungslos und sprachlos zurücklassen. Das Porträt eines Mannes mit Hund (um 1585-1587, Kapitolinische Museen in Rom) zählt für mich zu diesen Ausnahme-Werken. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Porträts des kultivierten und exzentrischen Künstlers Bartolomeo Passerotti. Die Identität des dargestellten jungen Mannes ist nicht bekannt, aber es handelt sich vermutlich um ein Mitglied einer prominenten Familie in Bologna.

 

Bartolomeo Passerotti, Portrait of a Man with a Dog, 1585-87

 

Aus einem sehr dunklen braunen Hintergrund hebt sich eine junge, männliche Figur mit einem strengen und prägnanten Gesicht und eleganter Kleidung sowie ein braun-weiß gefleckter Hund hervor. Das samtene Schwarz der ärmellosen Jacke und das matte Weiß des Kragens und der Ärmel korrespondieren mit der hellen Schnauze, den dunklen Ohren und dem hellen Fell des Hundes. Die Kleidung des Mannes ist detailreich dargestellt: von seiner geschlungenen Halskrause, den fein ziselierten Knöpfen bis zu den Stickereien auf seinem bauschigen Hemd. Doch auch der Hund steht in der detailreichen Gestaltung seinem Herrn in nichts nach: vom welligen, weichen Fell, den sich anklammernden Pfoten bis zu den Barthaaren und dem flehenden Blick ist alles akribisch widergegeben.

Mit außergewöhnlicher Sensibilität erzählt Passerotti die Geschichte einer intimen Beziehung. Das Bild ist unkonventionell in der klaren eindeutigen Darstellung der hingebungsvollen, bedingungslosen Liebe und der gegenseitigen Zuneigung, es zeigt aber auch eine Poesie des Schmerzes: Ist die Liebe möglich, ohne den Geist des anderen zu erkennen?

Sein innovatives Porträt ist inszeniert, es zeigt uns die Protagonisten nicht still und gefühllos, sondern in Bewegung und belebt. Der junge Mann hält den gefleckten Hund ganz fest, während er sich dem Betrachter mit einem nachdenklich fragenden Blick zuwendet. Wurde er plötzlich angesprochen? Wurde ein "Gespräch" zwischen Mensch und Hund unhöflich unterbrochen?

Der Hund ist als ein Sprechender dargestellt, der ganz eindringlich seine Zuneigung bekundet. Ich fühle förmlich sein übermächtiges Bedürfnis nach Verbindung zu seinem Menschen, einer Spezies, deren Gedanken und Gefühle ihm weitgehend unbekannt sind. Ist diese Kluft überbrückbar?

Es ist offensichtlich, dass Passerotti eine Vorliebe für Hunde hatte. Viele Frauen und Männer stellte er mit Hunden und Welpen dar. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, nur dieses eine elegante, aristokratische, singuläre Gemälde zu zeigen.

Bartolomeo Passarotti (*1529 in Bologna/Italien, gest.1592 in Rom) war ein italienischer Maler aus der Zeit der Spätrenaissance. Er lebte und arbeitete fast ausschließlich in seiner Heimatstadt Bologna, nur für kurze Zeit studierte er in Rom, wo er seinen Stil weiter verfeinerte. Als beliebter Porträtist, Zeichner und Kupferstecher führte Passarotti eine florierende Werkstatt und war bei den Reichen und Berühmten Italiens sehr gefragt.

Heute ist er für seine groteske, komische und karikaturistische Genremalerei - Szenen aus dem Alltagsleben, z. B. auf Märkten, im häuslichen Bereich und bei Festen - berühmt. Für seinen Zeitgenossen jedoch war er ein gefragter Porträtist, er erhielt sogar den Auftrag, Papst Gregor XIII zu porträtieren.

Passarotti wird als der bedeutendste Porträtist Bolognas gegen Ende des 16. Jahrhunderts angesehen, der in seinen Werken sowohl Qualität mit Originalität als auch eine reizvolle farbige Darstellung mit einer sehr lebendigen Charakterisierungskunst verbindet. Er war ein Anhänger der venezianischen Schule, die im Gegensatz zum florentinischen Manierismus die Farben betont. In seinen Porträts deuten sich bereits die Merkmale eines künstlerischen Neubeginns, einer neuen Gesamtauffassung des Porträts an, die dennoch den in der Kunst der Renaissance entwickelten Traditionen treu bleibt.

Neben Porträts und Genrebildern arbeitete er auch zu religiösen Themen, die in bedeutenden Kirchen Bolognas zu sehen sind und schon auf die Kunst des Barocks hinweisen. Darüber hinaus übte einen großen Einfluss auf viele einheimische Künstler aus, die in den folgenden Jahren die Barockbewegung in Italien belebten.

 

Malerei
7. März 2022 - 11:58

Das ist Luca! Die Hündin der Künstlerin Kirstin Kolb 2010.

 

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

 

In jenem Jahr entscheidet sich Kirstin Kolb ihre Arbeit als Apothekerin aufzugeben und nur mehr künstlerisch tätig zu sein. Sie fertigt auch einen Aluminimguss von Luca an.

 

Luca, Detail, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb

 

2015 folgt ein Bronzeguss einer Hundegruppe.

 

Hundegruppe, Bronze, 2015 © Kirstin Kolb

 

2016 und 2017 entstehen Gipsskulpturen von Tiergruppen mit Hund, Eule, Krähe, Fasan u.a.

Neben den Hunden, die ich Ihnen zeige, findet Kirstin Kolb ihre Motive meist in der heimischen und exotischen Tierwelt, aber auch der Mensch ist ein Thema. Die Anatomie wird akribisch studiert. Deshalb bestechen ihre in Bronze oder Aluminium gegossenen lebensgroßen Skulpturen durch ihren Realismus - die Künstlerin arbeitet nur gegenständlich - und erfreuen durch ihre Schönheit und Ästhetik.

Während Luca schwebend und zwischen Entspannen und Strecken, jedenfalls in vollkommenem Wohlbehagen und mit einem Lächeln dargestellt ist - in Wirklichkeit wird sie sich wohl gewälzt haben - ertragen die Gipshunde im doppelten Wortsinn ihre Bestimmung: der eine aufjaulend, der andere sie annehmend.

 

o T., Gips, 2016 © Kirstin Kolb

o T., Gips, 2017 © Kirstin Kolb

o T., Gips, 2017 © Kirstin Kolb

 

Neben der Bildhauerei prägen Malereien und Zeichnungen in und auf alten Büchern Kirstin Kolbs Werk. Dabei weiß sie nie, wie die Buntstifte, Acrylfarben und Tusche auf den Buchumschlägen, Buchrücken und Vorsatzpapieren aussehen werden, wie die Textilien und Papiere mit ihren Alters- und Gebrauchsspuren auf die neuen Farbmittel reagieren. Die Ästhetik und formalen Kriterien der antiquarischen Bücher hinsichtlich Farbigkeit, Ornamentik und Typographie werden von Kirstin Kolb ebenso in die neue Komposition miteinbezogen, wie die Buchtitel, die durch die Malerei konterkariert oder ergänzt werden.

In vielen Werken geht sie der Frage nach, wie viel Menschliches im Tier bzw. wie viel Tierisches im Menschen steckt.

 

Münchnerinnen, Zeichnung auf Büchern, 2021 © Kirstin Kolb
Münchnerinnen, Zeichnung auf Büchern, 2021

 

Werden oben die biertrinkenden Münchner von den Hunde-Münchnerinnen ergänzt?

 

Figaros Hochzeit, Zeichnung auf Büchern, 2019 © Kirstin Kolb
Figaros Hochzeit, Zeichnung auf Büchern, 2019

 

Shakespeare, Zeichnung auf Büchern, 2018 © Kirstin Kolb
Shakespeare, Zeichnung auf Büchern, 2018
 

Eine Fuchsjagdszene, die sich über 18 Bände Shakespeare erstreckt?

 

Windhund, Zeichnung auf Büchern, 2018 © Kirstin Kolb
Windhund, Zeichnung auf Büchern, 2018

 

Dürer, Zeichnung auf Büchern, 2019 © Kirstin Kolb
Dürer, Zeichnung auf Büchern, 2019

 

Das Werk heißt Dürer und das Buch Cultur der Renaissance: Spielt die Künstlerin mit dem Cyborg auf den Erfindungsreichtum der Renaissance und auf die Schöpfungskraft des humanistischen Künstlers an? Oder bezieht sich der Begriff Renaissance auf die Gegenwart? Ist der Cyberdog die moderne Wiedergeburt des Hundes als Roboter, der den vierbeinigen Freund und Partner als Therapie- und Pflegeroboter ersetzen will?

 

Daneben lieben, Zeichnung auf Büchern, 2020 © Kirstin Kolb
Daneben lieben, Zeichnung auf Büchern, 2020

 

Daneben lieben wird durch eine Mesalliance, eine unglückliche Verbindung von Partnern, die nicht zueinander passen oder zu passen scheinen, dargestellt. Der Wolf hat das Schaf sicher zum Fressen gern.

 

o.T., Zeichnung auf Büchern, 2020 © Kirstin Kolb
o.T., Zeichnung auf Büchern, 2020

 

Bismarck, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2019 © Kirstin Kolb
Bismarck, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2019
 

Militaer, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2020 © Kirstin Kolb
Militaer, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2020 © Kirstin Kolb

 

Statt Orden und Epauletten tragen die Hunde Chanel, Versace, Armani als Halsketten und Halsbänder. Sie scheinen die tierische Entsprechung zum Offizier von Eduard Thöny sein, einem Ulanen, der bis zum Ersten Weltkrieg an Wehrkraft eingebüßt hat und hoffnungslos unterlegen ist.

Seine durch die Rangabzeichen grotesk überhöhte Erscheinung und sein einfältig-verständnisloser Blick werden durch die glotzenden Rassehunde mit ihren Markenaccessoires zusätzlich unterstrichen. Ob der Träger in eine strenge militärische oder Hierarchie der Labels und Logos eingegliedert ist, ist ziemlich einerlei: Das Individuum verschwindet hinter seinen Rang- und Markenzeichen.

Kristin Kolb (*1962 in Braunschweig/D) studierte Pharmazie und arbeitete von der Approbation 1989 bis 2010 in Braunschweig und Berlin als Apothekerin. Seit frühester Kindheit galt ihr Interesse der Kunst, die immer mehr Raum einnahm, bis sie schließlich 2011 zur ausschließlichen Tätigkeit wurde. Mittlerweile lebt und arbeitet sie als freischaffende autodidaktische Künstlerin mit den Schwerpunkten Malerei und Zeichnung sowie Bildhauerei in Berlin.

 

Quelle: Homepage der Künstlerin, Kunkel Fine Art

alle Bilder © Kirstin Kolb
 

Malerei, Skulptur, Zeichnung
3. März 2022 - 11:24

Die in der Schweiz ansässige Künstlerin Jill Wäber nimmt sich der Beziehung zwischen Mensch und Hund an und bearbeitet das Thema in unterschiedlichen zeichnerischen Techniken und Formaten. Das Ergebnis ihrer intensiven Auseinandersetzung ist im Künstlerhaus S11 an der Schmiedengasse in Solothurn/Schweiz bis zum 5. März 2022 zu sehen.

 

© Jill Wäber

© Jill Wäber

© Jill Wäber

 

Auf den zweiten Blick erkennt man, dass sich neben den Hundeköpfen keine Pfoten, sondern menschliche Hände in verschiedenen Gesten befinden. Sind es nun anthropomorphe Pfoten der Hunde oder sind es menschliche Hände, die den Hunden zur Seite gestellt werden?  In der Tat ein "rätselhafter Moment des Zusammenkommens" (vgl. Vernissagerede von Martin Rohde).

 

© Jill Wäber

© Jill Wäber

© Jill Wäber

 

Zwölf kleinformatige Ölpastell-Zeichnungen drücken das Zusammenspiel von Mensch und Hund aus: Unterschiedliche Hunderassen in unterschiedlichen Bewegungen sind nur als Umriss mit Gesicht präsentiert, die Menschen sind farbenfroh als liegende, umfassende und beschützende Schatten wiedergegeben. Offensichtliche enge Zuneigung wird als Umarmung dargestellt,  Beziehungen werden ausgelotet. Dabei zeigt sich eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Tier und Mensch aber auch eine gewisse Balance.

 

Porträt © Jill Wäber, Foto Hanswerner Bärtschi

Porträt © Jill Wäber

Porträt © Jill Wäber

 

Für die Ausstellung hat die Künstlerin auch ältere Monotypien mit Kreide überarbeitet. Eine Spurensuche für die Betrachtenden, die aus dem Liniengewirr - sie verdichten sich im Innern und verlaufen zu den Rändern - die Form des Hundes erst herauslösen müssen (vgl. ebd.). Auch wenn diese  Porträts nicht mit Ähnlichkeit arbeiten, versucht die Künstlerin Wesenszüge und Bewegung herauszuarbeiten.

 

© Jill Wäber

 

Der maskierte Hund auf rotem Untergrund trägt menschliche Züge. Die charmante Künstlerin präsentiert sich maskenlos.

 

Jill Wäber, Foto Hanspeter Bärtschi

 

Ein Stückchen gezeichnetes Fell!

 

© Jill Wäber, Foto Hanswerner Bärtschi

 

Jill Wäber (*1945 in Schottland) absolvierte von 1963–1967 die Glasgow School of Art. Ende der1960er Jahre hielt sie sich längere Zeit in der Elfenbeinküste und den USA auf. 2004 erhielt sie den sechsmonatigen Gastaufenthalt im Künstleratelier des Kunstvereins Olten in Genua. 2009 und 2011 folgten mehrmonatige Aufenthalte in Jiuquan, China. 1990 erhielt die Künstlerin den Werkjahrbeitrag des Kanton Solothurns und im Jahr 2000 den Preis des Kantons Solothurn für Malerei. In Solothurn, im Kanton und in der größeren Region war sie immer wieder mit Einzel- und Gruppenausstellungen präsent. Jill Wäber lebt und arbeitet in Basel.

Fotoquellen: S11, Solothurner Zeitung

 

Ausstellung, Zeichnung
28. Februar 2022 - 11:50

Nochmals ein Künstler mit einem faszinierenden Werk, in dem Hunde auch nebenbei vorkommen. Ich hatte noch nie etwas von Paul Wonner gehört, bis ich einen Bericht über KünstlerInnen las, die auf den Listen der Sammler ganz oben stehen und bei den Bietern eines Auktionshauses am stärksten umkämpft sind.

Paul Wonners Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds von 1986  wurde für das 13-fache der niedrigen Schätzung von 15.000 Dollar verkauft.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, 1986 © Paul Wonner

 

In einem grau gehaltenem Innenraum sind zahlreiche Sessel und Pflanzengefäße (neben einer chinesischen Vase auch eine Bierflasche) aufgestellt. Ergänzend sehen wir einen Bleistift, einen Schmetterling, zwei Vögel, einen Hund. Und es kommt ein aufgeschlagenes Buch vor, das eine Reproduktion des Rokoko-Malers Jean-Baptiste Oudry zeigt. Wonner liebte es, historische Gemälde als Postkarten oder Buchseiten in seine Bilder einzubauen, fast könnte man es als konzeptuelle Motivation bezeichnen.

Mich fasziniert die Klarheit und Präzision, der Kontrast zwischen den Grautönen und den kräftigen Farben der zentralen Stühle, die blasse Farbigkeit mancher Blüte. Die Schatten wirken fast, als würden sie ein Eigenleben führen.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, Detail1, 1986 © Paul Wonner

 

Der Hund ist mit der gleichen Klarheit und Aufmerksamkeit gemalt, wie alle anderen Objekte. Nichts zeichnet ihn durch besondere "Lebendigkeit" aus. Auf dem kleinen Zettelchen im Schatten des Blumenstocks scheint Paul Wonner signiert zu haben.

 

Flowers, Chairs, a Dog and Two Birds, Detail 2, 1986 © Paul Wonner

 

Ich habe mich übrigens auf die Suche nach Oudrys Werk gemacht, es handelt sich um Le Tabouret laque (rouge).

 

Jean-Baptiste Oudry, Le Tabouret laque
Jean-Baptiste Oudry, Le Tabouret laque

 

Ohne die Entstehungszeit zu kennen, könnte ich keine zeitliche Einordnung von Paul Wonners hyperrealistischen unverwechselbaren Stillleben vornehmen. Tatsächlich hat er sie in den späten 1960er Jahren als "Imaginäre holländische Stillleben" begonnen und bis zum Ende der 1990er Jahre gemalt.

Paul Wonner nahm Bezug auf den klaren Stilllebenstil und die detaillierten Inventare der niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Die Stilllebentradition diente Wonner als historische Quelle, doch in der Regel malte er Gegenstände aus dem zeitgenössischen Alltagsleben.´bzw. Fundstücke aus seinem Atelier. Damit belebte er die Stilllebenmalerei nicht nur, er brachte sie voran, verwandelte das Rückschrittliche in Avantgarde. Er hatte damit auch sofort Erfolg: "Als ich merkte, was ich alles machen konnte, wurde ich immer wilder und wilder. Manchmal waren die Kombinationen fast surreal." (zit. n. hier, übersetzt mit DeepL)

Seine Acrylbilder zeichnen sich durch präzise Formen, betont helles zeitgenössisches Licht (im Vergleich zu den Niederländern), scharfe Schatten und exzentrische Kombinationen von Objekten aus. Zu Beginn baute er seine Kompositionen mehr oder weniger symmetrisch auf. "Schließlich erkannte ich, dass ich kompositorische Elemente mit Schatten verbinden konnte. Die Leute fanden das seltsam, weil die Schatten Dinge taten, die sie auf natürliche Weise nicht tun konnten." (ebd., übersetzt mit DeepL)

 

Summer, 1987 © Paul Wonner

 

An einem Sesselbein des rechten Holzsessels in Summer, 1987 lehnt übrigens eine Postkarte, unschwer als ein Arcimboldo zu erkennen, ich meine, es handelt sich um den "Sommer", wie auch der Titel vermuten lässt.

In A Peaceable Kingdom von 1988 stellt Paul Wonner  seine Haustiere - Hund, Katzen, Kaninchen und Vögel - inmitten von Blumen und dekorativen Gegenständen dar. Das aufgeschlagene Buch spielt auf den Quäker und Künstler Edward Hicks an, der mehr als hundert Variationen des Peaceable Kingdom gemalt hat. Die Bilder beziehen sich auf eine Bibelstelle im Buch Jesaja, wo alle Tiere - auch die "wilden" - friedlich mieinander leben.

 

Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, 1988

Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, Detail, 1988, Foto rocor
Paul Wonner, A Peaceable Kingdom, Detail,1988, Foto rocor

Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1848
Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1848
 

Wie gefällt Ihnen die Stilllebenmalerei von Paul Wonner? Finden Sie sie ihn wie ich subtil und empfindsam oder nur virtuos und mit Verweisen überfrachtet?

Paul John Wonner (*1920 in Tuscon/Arizona/USA - gest. 2008) war ein amerikanischer Künstler, der seine Karriere begann, als der Abstrakte Expressionismus einen starken Einfluss auf die Kunstwelt ausübte; später beteiligte er sich an der figurativen Bewegung der Bay Area in San Francisco. Ende der 1960er Jahre gab er seinen lockeren figurativen Stil auf und konzentrierte sich ausschließlich auf die Stilllebenmalerei. Erst in den letzten Jahren vor seinem Tod kehrte er zur Malerei menschlicher Figuren in vagen allegorischen Arrangements und Szenarien zurück.

 

Quellen: Galerie Berggruen, ARTnews

Malerei