21. November 2012 - 10:05

Tiere durchziehen das Werk der jungen süddeutschen Malerin Hannelore Kroll. Pfaue, Fische, Ziegen, Brauereipferde, Kätzchen - und natürlich Hunde. Dabei sind diese Hunde niemals Selbstzweck, sondern vielmehr Anlass mit der Malerei zu experimentieren, sie zu hinterfragen, die Grenzen der gegenständlichen Malerei auszuloten - wie bei der Windhundserie.

Der Bewegung und Dynamik der Windhunde folgt der Schwung und die Schnelligkeit des Pinsels. Als hätte sie nur die Zeit eines Hunderennens, um ihr Bild fertigzustellen. Sehr expressiv sind Tiere und Umraum gestaltet, die Hunde werfen intensive körperhafte Schatten.

 

Windhundserie 1 © Hannelore Kroll

Windhundserie 2 © Hannelore Kroll

Windhundserie 3 © Hannelore Kroll

Windhundserie 4 © Hannelore Kroll

 

Hannelore Kroll beschäftigt sich auch mit der Wirkung der Bildausschnitte. Angeschnitten sind die "Akademiegeister" genannten Dalmatiner, "von oben" ein bunter Hund oder untersichtig der Chihuahua ("Open Space").

 

Akademiegeister 1, 2009 © Hannelore Kroll

Akademiegeister 2, 2009 © Hannelore Kroll

 

Hannelorie Kroll beherrscht beides: Intensive Farbigkeit wie bei den Hintergründen zur Serie "Bunte Hunde" sowie sehr sensible, eher monochrome Farbverwendung wie beim "Romantic Dog". Sie beherrscht den impulsiven Strich wie die fein modulierte Fläche.

 

Bunter Hund 1, 2011 © Hannelore Kroll

Bunter Hund 2, 2011 © Hannelore Kroll

Bunter Hund 3, 2011 © Hannelore Kroll

von oben © Hannelore Kroll

 

Ein kleines Bild der Chihuahua-Serie heißt "Du bist Deutschland", es entstand 2008 zur Fußball-WM. Mit diesem Slogan wurde für das Ereignis geworben. Und natürlich steht das "du" auch für Deutschlands Hunde.

 

GS © Hannelore Kroll

Octopus's Garden © Hannelore Kroll

Open Space, 2010 © Hannelore Kroll

Portrait, 2008 © Hannelore Kroll

Kobold, 2010 © Hannelore Kroll

Du bist Deutschland, 2008 © Hannelore Kroll
Du bist Deutschland, 2008 © Hannelore Kroll

Windhund © Hannelore Kroll

Multiple Toys © Hannelore Kroll

 

Bewegung bestimmt auch das Bid des "Barking Dog" - das Auto fährt vorüber, nur zwei Pfoten berühren das Pflaster. Beim "Romantic Dog" sieht man die Wolken förmlich vorbeiziehen.

 

Barking Dog © Hannelore Kroll

Romantic Dog © Hannelore Kroll

Speedy's Back, 2008 © Hannelore Kroll

Einzelkämpfer mit Einzelkämpferausrüstung, 2011 © Hannelore Kroll

Wastl im Wald (Lack auf Glas) © Hannelore Kroll

 

Der Dackl - "Wastl im Wald" - ist mit Lack auf Glas gemalt. Den "Hasen" habe ich für meine Hasen- und Kaninchenfreunde in den Beitrag geschummelt.

 

Hase, 2011 © Hannelore Kroll

 

Hannelore Kroll (geb.1980 in Starnberg/Deutschland) studiert an der Akademie der bildenden Künste in München freie Malerei. Sie stellt national und international aus. Mehr Arbeiten sehen Sie auf tetartet.de und auf flachware.de.

alle Bilder © Hannelore Kroll

 

Malerei
19. November 2012 - 9:52

Vor einigen Tagen ging in Mailand die Ausstellung "Vecchi Cani" - alte Hunde - der italienischen Grafikerin Giovanna Durì zu Ende. Sie hatte ihre Zeichnungen alter Hunde, die sie bei Bekannten, in Parks, in den Straßen kennen gelernt hatte, präsentiert.

Ich freue mich immer, wenn ich auf jemanden treffe, der meine Liebe zu alten Hunden teilt. Ich mag die ungestüme, draufgängerische, lebensfrohe Art junger Hunde sehr. Meine Nachbarn haben so ein junges, weibliches, italienisches, Exemplar, das seine Freude spontan und unverhohlen zeigt, das stürmisch, aber trotzdem sensibel ist und das sich immer auf meiner Fußmatte vor der Wohnung gewälzt hat, um Rocco seinen Duft zu hinterlassen. Doch nichts geht über die Weisheit alter Hunde, die das Leben und die Welt aus der erhöhten Position ihres/unseres Bettes betrachten.

Auch die - vielleicht im doppelten Sinne - gezeichneten Hunde blicken aus weisen und schwermütigen Augen, auf sie fällt Giovanna Duris zärtlicher Blick.

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

Sie müssen nicht enttäuscht sein, wenn sie Giovanna Durìs Ausstellung nicht gesehen haben - Mailand war ohnehin zu weit weg. Die alten Hunde fanden Eingang in das Buch "Vecchi Cani" - herausgegeben von der Edizioni Nuages. ISBN-13: 978-88-9656-3373

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

alle Bilder © Giovanna Durì

Die Anregung zu dem Beitrag kam von Laura Ottinas Blog Animalarium. Danke! Noch mehr Zeichnungen könen sie auf der Facebook-Seite der Vecchi Cani sehen.

 

Ausstellung, Buch, Zeichnung
16. November 2012 - 9:03

'Modellsitzen statt Fuchsjagd' könnte das Motto für diesen Drahthaarterrier sein, der sein Herrchen zur Arbeit auf dem Gehsteig begleitet. Hunde waren in den 1920 und -30er Jahren oftmals Begleiter von Straßenkünstlern, die dadurch neben der besten Gesellschaft, die man sich wünschen kann, auch mehr Aussicht auf "change", also erbetteltes Kleingeld hatten.

 

AF Harris und Hund © Fox Photoes/Getty Images
 

Der "Pflastermaler" Albert Harris fertigt eine Kohlezeichnung von seinem Hund an. Das Foto entstand am 2. Juli 1931 vor der Londoner National Gallery am Trafalgar Square. Harris war als Hundemaler stadtbekannt. Er hatte sich auf Foxterrier spezialisiert und sein Hund musste oftmals Modellsitzen. Eine schwierige Aufgabe für einen intelligenten, unternehmungs- und abenteuerlustigen Hund, der immer auf der Suche nach Ablenkung ist. Mit einem Spaniel hätte es Harris sicher einfacher gehabt, aber wahrscheinlich konnte er die Terrier nahezu auswendig zeichnen.

 

AF Harris und sein Hund © George Lewis

 

Dieses Foto entstand am 8. Juli 1930 - der Zeitungsverkäüfer im Hintergrund liefert diesen Hinweis - Arthur Conan Doyle war am 7. Juli verstorben. Fotograf war George Lewis, der auch ein Pionier der Stereoskopie war. Ihm ist es zu verdanken, dass Albert Harris der erste Straßenkünstler weltweit wurde, der in einem Stereogramm verewigt wurde. Unten sehen sie nebeneinander die zwei Bilder, die Ausgangspunkt für das "Raumbild" waren. Die Stereoskopie ist die Wiedergabe von Bildern mit einem räumlichen Eindruck von Tiefe, der physikalisch nicht vorhanden ist. Umgangssprachlich wird Stereoskopie fälschlich als "3D" bezeichnet, obwohl es sich nur um zweidimensionale Abbildungen handelt, die einen räumlichen Eindruck vermitteln. Die ersten Stereogramme wurden übrigens schon 1841 hergestellt.

 

© George Lewis

Straßenkünstler in 3D, 1930

Straßenkünstler in 3D, 1930

 

Der Londoner Straßenmaler Albert Harris und sein Hund: Um den Effekt zu sehen, brauchen Sie eine Rot-Cyan-Anaglyphenbrille.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Philip Battle bedanken, in dessen Blog "All My Own Work! - A history of pavement art" ich auf Albert Harris und die Hunde der Straßenkünstler gestoßen bin. Dieser Blogbeitrag folgt seinen Ausführungen, es handelt sich um Spezialwissen, dem ich nichts hinzuzufügen hatte. Die Briten nannten Künstler, die auf dem Gehsteig zeichneten, übrigens "Screevers", ein deutsches Wort dafür existiert nicht. Die deutsche Übersetzung "Pflastermaler" für pavement artist klingt sehr holprig, der Begriff Straßenkünstler ist mir aber zu weit gefasst.

Das untere Foto zeigt Lucy, die mit einer Blechbüchse im Maul für ihren menschlichen Gefährten bettelt, darunter ist Bloomsbury Bob zu sehen. Lesen Sie deren herzerwärmende Geschichten  in Philip Battles Blog nach!

 

Lucy mit Blechdose für Kleingeld, 1936

Bloomsbury Bob, 1938

 

Fotografie, Malerei, Street Art, Zeichnung
14. November 2012 - 10:34

Nur sehr spärliche Informationen finden sich im Netz zu Kurt Hutton, der als Kurt Hübschmann (1893–1960) in Deutschland geboren wurde und 1934 nach England emigrierte. Er war ein Pionier des Fotojournalismus und arbeitete zuerst für Weekly Illustrated und von 1940 bis 1957 für das Wochenmagazin Picture Post. Seine Arbeit fand Eingang in die Hulton Picture Library, die schon damals zur Katalogisierung eine Reihe von Schlüsselwörtern und Klassifikationen verwendete. Sir Edward Hulton war übrigens der Eigentümer der Picture Post. 1958 wurde die Hulton Picture Library von der BBC gekauft, 1996 ging das Hulton Archiv letztendlich an die US-Bildagentur Getty Images.

Obwohl Hunde für Hutton kein vordringliches Motiv waren, zeugen die paar Aufnahmen doch von Humor, zeigen sie die Beziehung von Mensch und Hund. Ein sehenswertes zeitgeschichtliches Dokument allemal!

 

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

 

Am 6. Juli 1946 kauft die amerikanische Schauspielerin Lizabeth Scott einen Pudel in der Londoner Bond Street.

 

© Kurt Hutton/Getty Images

 

Das obere Foto zeigt den Straßenkünstler David Burton, wie er am 3. Februar 1945 auf einem Gehsteig im Londoner Swiss Cottage arbeitet. Es wurde in der Picture Post erstveröffentlicht. Das Foto stammt natürlich von Kurt Hutton. Einerseits ist ein kleiner Scottish Terrier darauf zu sehen, andererseits leitet es zu meinem nächsten Blogbeitrag über Straßenkünstler und ihre Hunde über.

 

Fotografie
14. November 2012 - 0:56

Obama und Bo

Foto von Guys and Dogs

 

Fotografie
12. November 2012 - 12:00

Toni und Max © Petra Hartl

 

Im Juli war Tonis Bild noch in Arbeit, ich habe damals einen Blogbeitrag - Toni: Work in Progress - verfasst und Ihnen angekündigt, dass Sie vielleicht mehr über ihn erfahren können. Inzwischen ist das Bild fertig und die Auftraggeberin hat es ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt. Sie hat mir folgende Zeile zu Toni geschrieben, die ich sinngemäß wiedergebe:

Ich holte Toni, mit dem Namen Pumba, vor 8,5 Jahren aus der Vet Med. Ich gab ihm einen neuen Namen - denn er hatte nun auch ein neues Leben, das mit dem alten nichts mehr zu haben durfte und sollte. Er war zuvor in einem medizinischen Labor, wo er auch geboren worden war, als Versuchshund im Einsatz. Er war verschreckt, kannte keine anderen Hunde, keine Leine, kein Gassigehen, kein Kuscheln, kein Vertrauen, keine Zuneingung, kein normales Hundeleben. Es war nicht einfach am Anfang. Aber wir haben das gut gemeistert - mit viel Geduld und Liebe. Ich bin mit vielen Hunden aufgewachsen - Hunde waren in unserer Familie ein großes Thema, und ich durfte mit 9 Jahren bereits mit meinem eigenen Hund in die Hundeschule gehen. Mein Vater war Hundetrainer, Züchter und Hundeführer bei der Polizei. Jetzt hat Toni ein wunderbares Leben und ist immer um uns und mit uns. Nie alleine. Das braucht er - sonst ist er traurig. Als mein Sohn das Licht der Welt erblickte, hatte ich meine Bedenken. Aber völlig unbegründet. Es hat eine Weile gedauert, bis er sich angefreundet hat, vor allem damit, dass er uns teilen muss. Jetzt kann sich Toni ein Leben ohne Max auch nicht mehr vorstellen, die beiden lieben sich innig und haben eine großartige Beziehung. Für ein Kind ist es das wundervollste Geschenk mit einem Tier - einem Hund - aufwachsen zu dürfen. Toni ist nun 12 Jahre alt - und wir wünschen uns noch ganz viele schöne geminsame Jahre!

Das untere Bild habe ich gemalt, um mich Toni malerisch anzunähern und ein Gefühl für ihn zu entwickeln. Es hat ebenfalls sehr gut gefallen!

 

Toni © Petra Hartl

 

Die Zeilen von Tonis Frauchen schildern sein Schicksal eindringlich und ergreifend. Leid und Glück liegen hier so nah beieinander, verbunden durch die Entscheidung einen vergessenen, "unsichtbaren" Hund zu sich zu holen, von dem man nicht weiß, wie er sich entwickeln wird. Mit Geduld und Liebe wurde eine innige Beziehung daraus.

Toni hat seinen Lotto Jackpot gezogen, aber hundertausende Tiere - Ratten, Mäuse, Hasen, Hunde, Affen ... - werden in Tierversuchen gequält, ohne jemals die Chance zu bekommen, ein menschliches Herz zu erobern!

Deshalb möchte ich ein mir sehr wichtiges Anliegen anschließen: Am 22. November 2012 wird im Wissenschaftsausschuss des Parlaments vermutlich endgültig über das neue Tierversuchsgesetz entschieden. Es bleibt nur noch eine gute Woche, um darauf Einfluss zu nehmen.

Das Wissenschaftsministerium hat am 28. Juni 2012 einen Entwurf zum neuen Tierversuchsgesetz auf Grundlage der EU-Richtlinie 2010/63 veröffentlicht und zur Begutachtung bis 10. August 2012 ausgeschrieben. Dieser Entwurf, sollte er wirklich unverändert Gesetz werden, ist vom Standpunkt des Tierschutzes aus total katastrophal. Er orientiert sich in allem an den Mindestvorgaben der EU-Richtlinie 2010/63 und wählt an allen Stellen, an denen die Richtlinie den Mitgliedstaaten einen Gestaltungsspielraum bietet, die für die Tiere schlechteste, d.h. am wenigsten strengste Version. Alle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Verein gegen Tierfabriken.

Zur Kontrolle von Tierversuchen bräuchte es z.B. eigene Versuchstier-Ombudsschaften. Die Tierschutz-Ombudsschaften nach dem Tierschutzgesetz sind das wichtigste Mittel um das Vollzugsdefizit zu bekämpfen - sie dürfen aber nicht bei Tierversuchen kontrollieren. Daher brauchen wir diese Institution auch für Versuchstiere. Die ÖVP weigert sich, eine Versuchstier-Ombudsschaft zu erlauben, die SPÖ dagegen hält das dankenswerter Weise für unabdingbar. Bitte schreiben Sie daher Emails an die Parteispitzen von SPÖ und ÖVP, um darauf zu drängen, die Versuchstier-Ombudsschaft in den Regierungsentwurf zum Tierversuchsgesetz aufzunehmen bzw. die Kompetenzen der bestehenden Tierschutz-Ombudsschaften auf Versuchstiere zu erweitern (email-Adressen finden Sie hier).

In Martin Balluchs Blog finden sie eine Fülle von Anregungen, was Sie für ein strengeres Tierversuchsgesetz tun können: Leserbriefe und Protestmails schreiben, Petitionen unterzeichnen, an die damit befassten Politiker schreiben, an Demonstrationen teilnehmen usw. Jeder kann für sich die passende Möglichkeit finden, mitzuhelfen das Leid ein bisschen zu mindern. Für die Tiere einzutreten ist nicht nur wichtig, weil sie nicht für sich selbst eintreten können - es ist viel mehr eine Frage der Selbstachtung!

 

Versuchshund aus einem österreichischen Tierversuchslabor
Versuchshund aus einem österreichischen Versuchslabor, Foto: Martin Balluchs Blog

Laternenumzug gegen Tierversuche
 

 

8. November 2012 - 14:00

Bis zum 11. November 2012 können Sie noch die Ausstellung "Entrecôte - Karambolage Massentierhaltung" im Palais Kabelwerk in Wien sehen, die auf eine Initiative von Monika Iatrou zurückgeht und KünstlerInnen versammelt, die sich bildnerisch dem Themenbereich Massentierhaltung nähern.

 

Plakat Entrecôte - Karambolage Massentierhaltung

 

"Diese Form der 'Lebensmittelproduktion' halte ich für Mensch und Tier inakzeptabel. Als Künstlerin sehe ich mich verpflichtet und es mir ein besonderes Anliegen, Massentierhaltung in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Kunst ist hiefür besonders gut geeignet und ich engagiere mich daher sehr, diese Ausstellung möglich zu machen", sagt Monika Iatrou. Leider musste sie feststellen, dass das Thema auch bei den KünstlerInnen nicht sehr beliebt ist und es weniger Einreichungen als erwartet auf ihren Call for Artists gab.

Mich wundert das allerdings nicht: Fleisch-essende KünstlerInnen verschließen die Augen vor der Realität der Produktion ihrer Nahrung um nichts weniger als andere. Vegetarische oder vegane KünstlerInnen sind rar. Dazu kommt, dass die traditionellen abbildenden Techniken meines Erachtens nur wenig geeignet sind, die Massenvernichtung an Lebewesen künstlerisch umzusetzen.

Gottfried Renz-Fidéo zum Beispiel will mit seinen digitalen Bildern die räumlich/zeitliche Trennung von Produktion und Konsum im Rezipienten aufheben, um zu bewirken, dass die eine oder der andere beim nächsten Einkauf wie er in die Gemüseabteilung steuert. (Kunstnews)
 

Gottffried Renz

Gottffried Renz

 

Eine Arbeit, die mir besonders gut gefällt, ist von Helena Maria Christina Möstl aka Elle Fee, da sie den Milchkonsum betrifft, der bei uns noch immer als gesund gilt. Der physische Schmerz und das psychische Leide der Hochleistungsmilchkühe wird dabei kaum wahrgenommen. Die Arbeit regt außerdem dazu an, sich über die Zusammenhänge zwischen Milch- und Fleischproduktion zu informieren (die Milchproduktion bedingt das Kalbfleisch!)

 

© Elle Fee

© Elle Fee

 

Elle Fee setzt sich mit Veganismus und der Kuhmilch als Muttermilch auseinander, nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst vegan lebt und bis vor kurzem stillende Mutter war. (Kunstnews)

 

© Regina Merta

 

Regina Merta wirft oben fahles Licht in enge Ställe.

 

© Ellen Semen

 

Auf diesem "Sau-Haufen" von Ellen Semen türmen sich mindestens 41 Schweine platzparend auf 5,22 qm Leinwand übereinander. Eine beengte Situation. Aber auch ein klares Statement gegen Massentierhaltung? (Kunstnews)

Welchen Zugang andere teilnehmende KünstlerInnen zum Thema haben können Sie im Blog Kunstnews der Organisatorin Monika Iatrou nachlesen.

Bis 11. November 2012 ist die Ausstellung von 15.00 bis 19.00 Uhr im Palais Kabelwerk, Gertrude-Wondrack-Platz, 1120 Wien zu sehen.

 

5. November 2012 - 15:07

Am 3.11.2012 ist mein geliebter Rocco gestorben. Ein paar Bilder aus gesunden, kräftigen und glücklichen Tagen:

 

Adventspaziergang in der Lobau

Roccos erster Winterspaziergang

Roccos erster Winterspaziergang

Kauvergnügen

 

Bitte halten Sie mir die Treue, obwohl ich nicht weiß, wie und wann es mit meinem Blog weitergehen wird.

 

Rocco
30. Oktober 2012 - 11:59

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

Eine Kalbskulptur aus Leder ...

 

Hörner/Antlfinger, Kramfors, Foto © Edith Ruß Haus

 

... und oben deren dreidimensionale Schnittmustervorlage. Das Ungewöhnliche daran: Das Leder stammt von einer Couch im Haushalt des Künstlerduos Hörner/Antlfinger. Die Idee dahinter: einen Diebstahl rückgängig machen, die gestohlene Haut zumindest symbolisch einem Tier zurückgeben. Die Installation heißt "Kramfors", nach dem IKEA-Namen der Couch.

Es gibt nicht viele KünstlerInnen, die unser Verhältnis zum Tier thematisieren, dabei den Bereich der Chimären (Mischwesen) oder der Taxidermie (Tierpräperation) verlassen und sich den von uns so genannten Nutztieren zuwenden. Hörner/Antlfinger widmen sich dem Mensch-Tier-Verhältnis im Bereich der Massentierhaltung, in dem das Tier wird nicht mehr als Lebewesen, sondern nur mehr als Lebensmittel betrachtet wird. Als Eigentum/Objekt des Produzenten ist es rechtlos. Das Künstlerpaar wirft die Frage nach den Rechten der "Nutztiere" auf: Unser Verhältnis zu diesen Tieren gehöre zu den wichtigsten Themen und  Fragestellungen des 21. Jahrhunderts, postulieren sie auf der Pressekonferenz zu ihrer Ausstellung "Discrete Farms. Irgendwo muss das Fleisch doch herkommen" im Oldenburger Edith-Ruß-Haus für Medienkunst.

Das Kölner Duo setzte sich mehrere Monate mit der Tierproduktion in Niedersachsen auseinander, es recherchierte im Internet, führte Gespräche, wollte Mastställe sehen. Doch kein Tierfabrikant ließ das Paar in seinen Betrieb. Die "Bauern" (Antlfinger nennt sie "Stellschrauben im Produktionsprozess") verbergen die Zustände: Discrete Farms demnach, Die Wahrheit der Lebensrealität der Tiere ist den Menschen anscheinend nicht zumutbar.

"Rund 36,5 Millionen Masthühner wurden nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2010 in Niedersachsen gehalten, 70 Prozent davon in Ställen mit 50 000 Tieren und mehr. Immer weniger Betriebe halten immer mehr Tiere - dieser Trend setzt sich der aktuellen Landwirtschaftszählung (Stand: März 2010) zufolge in Deutschland gerade bei der Haltung von Schweinen und Geflügel zunehmend durch. Bei beidem ist Niedersachsen bundesweit der Spitzenreiter." (Zitat Kreiszeitung)

Mit dem Projekt factory≠farm (2011/12) unternimmt das Künstlerpaar eine politische, ortsbezogene, künstlerische Untersuchung. Dabei stellen sie die gigantischen Massentierhaltungen im Oldenburger Land dem romantisierten Bild des Bauernhofes gegenüber, untersuchen sie das heikle Verhältnis zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren sowie die Medialisierung der Agrarwirtschaft, in der Bauern und Tierhaltung noch immer positiv besetzt sind. Welchen Einfluss haben solche Imaginationen auf die physische, die "reale" Welt?

"Das Bild des Bauernhofs dient heute als Projektion für eine akzeptable Behandlung von Tieren. Diese Projektion überdeckt den aktuellen Kontext der Fleischproduktion, die Fabrik", so das Künstlerpaar. Vorstellungen von "Bauernhöfen" als idyllische Familienbetriebe und würdige Lebensorte von Tieren stehen im Widerspruch zu einer hochautomatisierten Tierindustrie, in der Massenaufzucht in Megaställen und Schlachtung am Fließband den alltäglichen Konsum von Tierprodukten ermöglichen.

In "Bauer Kybers Operations Room" entwerfen die Künstler eine surreale Welt, in der die Vorstellung vom ländlich-idyllischen Bauernhof und die realen »Black-Boxes« Massentierhaltung eine unheilige Verbindung eingehen. Auf drei Bildschirmen in der angedeuteten Bauernstube flimmern winzige Dreiecke, die Hähnchen in einem Stall in realitätsgetreuem Maßstab darstellen. Am Monitor kann der Bauer den Stall komplett überwachen, per Knopfdruck die Temperatur regeln, den Boden reinigen oder die Tiere füttern. Betreten muss er den Betrieb nicht mehr.

 

Hörner/Antlfinger, Foto © dpa

 

Oben sehen sie das Künstlerpaar mit einer Hasenpuppe. In drei Videoarbeiten sprechen zwei handgeschneiderte Hasenpuppen als deren Alter Egos über über alternative Modelle zum Fleischkonsum. Dialog als künstlerische Methode: Gespräche untereinander als künstlerische Form, die dem Publikum präsentiert werden, und Gespräche mit dem Publikum zu unterschiedlichen Projekten, Aktionen und Installationen.

"In Videosequenzen führen die beiden Hasen, flankiert von den Künstlern in militanten Aktivistenoutfits, Gespräche über Haltungsformen, Fleischkonsum und Tierrechte. Gespräche, die wie Bekennerbotschaften daherkommen, aber so normal sind, dass sie auch am Kneipentresen geführt werden könnten. Die beiden Hasen diskutieren über Veganismus oder Missionierungsbemühungen, reden über Agitationsformen und philosophieren darüber, warum es in Frankreich eine Vorschrift gibt, nach der jede Schulmahlzeit Fleisch beinhalten müsse, aber keine, die etwa einen vegetarischen Tag pro Woche festlegt." (Zitat taz)

 

Hörner/Antlfinger, Videostill

Hörner/Antlfinger, Discrete Farms

 

Das gesamte Œuvre von Hörner/Antlfinger baut auf Kommunikation in unterschiedlichen Formaten wie 3-D-Animationen, (virtuellen) Dialogen, Puppenspiel-Adaptionen, Soundskulpturen und Videoarbeiten auf. Ihr Projekt "Discrete Farms" entstand während eines Arbeitsstipendiums, das das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst einmal im Jahr vergibt. Ute Hörner unterrichtet an der Kunsthochschule für Medien Köln. Beide leben mit Tieren und vegan.

Die Ausstellung, die bis zum 25. November zu sehen ist, zeigt nicht nur "Discrete Farms", sondern bietet auch eine Retrospektive auf das politisch-engagierte Werk von Hörner/Antlfinger seit den 1990er Jahren. Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Tierrechtsvorträgen und Kochworkshops (Kochen ohne Knochen) statt.

Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, D-26121 Oldenburg. Öffnungszeiten: Di–Fr 14.00–18.00 Uhr, Sa+So 11.00–18.00 Uhr, Mo geschlossen

Zum Weiterlesen: Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Homepage von Hörner/Antlfinger, Hochschule für Medien Köln, taz, Wechselausstellung, eigene werte, Kreiszeitung

 

27. Oktober 2012 - 8:23

Pentti Sammallahti, Varanasi, Indien, 1999, © Pentti Sammallahti, Kehrer Verlag

Pentti Sammallahti, Belogradchik, Bulgarien, 2003, © Pentti Sammallahti

Pentti Sammallahti, Helsinki, Finnland, 1982, © Pentti Sammallahti

"Streeeeeeecken": Wenn Schnappschuss und Komposition zusammenfallen, welch ein Glück!

Pentti Sammallahti, Katonah, New York, USA, 2000 © Pentti Sammallahti, Kehrer Ve

 

Der 1950 in HelsinkiI/Finnland geborene Pentti Sammallahti fotografiert seit er elf Jahre alt ist. Als Zwänzigjähriger beginnt er zuerst in Finnland und dann weltweit auzustellen. Seit 1979 hat er dreizehn Bücher oder selbstverlegte Portfolios veröffentlicht, zuletzt "hier weit entfernt – Fotografien 1964 - 2011". Er hat zahlreiche Preise gewonnen und als Professor an der University of Art and Design in Helsinki fast zwei Jahrzehnte lang unterrichtet - eine ganze Generation finnischer DokumentarfotografInnen wurde von ihm beeinflusst. 2003 war er  mit einem Werk bei der Eröffnungsausstellung der Foundation Henri Cartier-Bresson, die dessen 100 liebste Fotografien zeigte, vertreten.
 
In Europa, Asien, Afrika entstehen seine handwerklich perfekten, oft mit einer Panoramakamera augenommenen Fotografien. Er ist ein Reisender, bezeichnet sich selbst als Wanderer, als Nomaden, der den Norden liebt, die Kälte, das Meer, die Dunkelheit. Fotografieren gehört für ihn zum Reisen und so verdanken wir ihm Aufnahmen, die von Liebe zum Menschen, zur Natur, zu den Tieren und besonders den Hunden zeugen. Mir gefallen seine Winterbilder, oft in Weitwinkel aufgenommen, am besten, die nicht nur Stille und Abgeschiedenheit, sondern - so paradox das klingen mag -  auch Wäre ausstrahlen. Die Zeit scheint still zu stehen und gleichzeitig unendlich vorhanden zu sein.
 

 

Pentti Sammallahti, Solovki im Weißen Meer, Russland, 1992  © Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

© Pentti Sammallahti

 

Pentti Sammallahti war auch an innovativen Drucktechniken und der Wiedereinführung des Portfolios interessiert: Beeinflusst von der Idee der "Künstlerbücher", erwachte ein breites Interesse an Fotokunst-Publikationen. 1979 begann er mit der Opus-Serie, bei der die Künstler absolut freie Hand bei der Buchgestaltung haben und den ganzen Herstellungprozess kontrollieren sollten: Fotografie, Grafik, Layout, Druck, Binden. Das Buch oder Portfolio war das Kunstwerk - mehr als die Foto-Originale. Die so entstandenen Opus-Bücher bilden einen wesentlichern Bestandteil der zeitgenössischen finnischen Buchkunst.

 

Pentti Sammallahti, Cover

 

Pentti Sammallahti: "hier weit entfernt", Kehrer Verlag

Auf Pentti Sammallahti bin ich durch Karin Dohrman gestoßen, die die Website ars canis betreibt und einen Blog über Kultur-, Buch- und Ausstellungstipps rund um den Hund schreibt. Doch dazu bald ausführlicher.

 

Buch, Fotografie