Frage: "Was ist eine Blondine in der Küche?" Antwort: "Artgerechte Haltung". Wahrscheinlich kannten Sie diesen frauenfeindlichen Witz bereits. Da ich mir jeden Unsinn merke, habe ich mich beim Betrachten von Katarina Janeckova Walshes Acrylbild "Dishwashing in Texas III" daran erinnert. Ihre Malerei scheint wie ein bildnerischer Kommentar dazu zu sein.
In einem Interview wurde die slowakische Künstlerin gefragt, wie sie die Quarantäne der ersten Corona-Welle erlebt hat, die sie in Puerto Rico bei ihrem Mann verbrachte.
Schon vor der Zeit der Isolation hatte sie mehr Zeit zu Hause verbracht, da sie Mutter geworden war. Sie interessierte sich dafür, wie Menschen, speziell Paare, den Haushalt führen, welche Verabredungen sie treffen, mit welchen Stereotypen sie umgehen, ja was das Geheimnis eines glücklichen Haushalts sein könnte. Die Isolation veränderte die Beziehungsdynamik positiv, sodass sie schließlich ihren Mann beim Abwaschen malen konnte anstatt sich selbst.
Dieses Beispiel zeigt, wie sehr ihr bildnerisches Werk an ihr Erleben angebunden ist. Janeckova Walshe erkundet ihre Beziehungen zu sich selbst und ihren mutmaßlichen PartnerInnen; zugleich laden ihre Bilder mit ihrer Symbolik die BetrachterInnen ein, Verbindungen zu ihrer eigenen Sexualität, Identität und Geschichte zu ziehen.
Katarina Janeckova Walshe malt Frauen in typisch weiblichen Räumen wie Küchen und Schlafzimmern sowie auf Balkonen; sie sind nackt, attraktiv und stark. Sie malt ihren/deren Alltag, wobei sie Frauendarstellungen in realen Umgebungen und Situationen mit psychologisch aufgeladener Fantasie zu provokanten Settings vermischt.
Das obere Bild mit Hund ist eher eine Ausnahme, malt Janeckova Walshe doch meistens Bären in ihre Bilder, die das Männliche repräsentieren (dazu hier). Die Hunde, die bei so manchem, auch sexuellem, Spektakel zugegen sind, beruhigen die Bilder und Situationen durch ihre bloße Anwesenheit.
Ein anderer Aspekt ihrer Arbeit ist es, die Unterschiede zwischen Europa und den USA, Texas und New York, der Grenze von Texas und Mexiko zu beobachten und zu versuchen, sie miteinander zu versöhnen - wenn auch mit der nötigen Ironie.
The recent works are mostly stories based on my experiences of the life close to the border, fantasies and facts about why do Texans still wear cowboy boots and hats, why do they hunt and fish, how much it takes for me to be a part of it or if a Texan cowboy can ever find an understanding in the friendship with a New York graphic designer :-) (zit.von hier, 2017)
Der Cowboyhut der Texaner ist zumindest in diesem Bild abgenommen und hängt auf dem Garderobeständer, die Cowboystiefel darunter. Der Hund schmiegt sich an den Bären, von ihm geht keine Gefahr aus.
Katarina Janeckova Walshe (*1988, Bratislava/Slowakei) lebt derzeit in Corpus Christi/Texas und New York City (USA). Janeckova Walshe, die 2013 ihr Studium an der Kunstakademie Bratislava abschloss, stellt seit 2010 aus.
Vom 27. November 2020 bis zum 30. Jänner 2021 ist Katarina Janeckova Walshes Ausstellung "Secrets of a Happy Household" in der Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem zu sehen.
alle Bilder © Katarina Janeckova Walshe