Gustave Caillebotte mit seinem Hund Bergère, 1892 vom Bruder Martial Caillebotte aufgenommen auf der Place du Carrousel in Paris. Foto: Kunsthalle Schirn / Privatsammlung
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn widmet dem französischen Impressionisten Gustave Caillebotte eine umfangreiche Ausstellung mit Zeichungen und Gemälden und kombiniert sie mit Fotografien des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Caillebotte hatte als Maler einen sehr modernen fotografischen Blick. Die Bedeutung der Fotografie zur Herausbildung einer neuen Sehweise wird in seinem Werk deutlich.
Gustav Caillebotte (1846-1894), das Entfant terrible einer Unternehmerfamilie, war Maler, Millionär, Mäzen und begnadeter Segler - und er war Sammler "der Impressionisten". Nach seinem frühen Tod erbte der französische Staat: Viele Werke des Musée d'Orsay stammen aus seinem Besitz.
Henri Rivière, Personen, zwei Hunde und ein doppelstöckiger Wagen auf dem Pont du Louvre
Fotografien wie diese waren Caillebotte bekannt, möglicherweise hat er selber fotografiert, jedenfalls besaß sein Bruder eine Kamera. Die angeschnittenen Figuren öffnen einen Bildraum und ziehen den Betrachter ins Geschehen hinein. Diesen fotografischen Blick wendet Caillebotte auf seine Malerei an - jedenfalls in der Anmutung, tatsächlich sind seine Bilder durchkomponiert und -konstruiert.
Gustave Caillebotte, Le pont de l´Europe, 1876
Caillebotte ist der Maler eines modernen, "urbanen" Paris: Seit der Umgestaltung der Stadt durch Georges Haussmann flanieren die Pariser (Hunde) auf breiten Boulevards, überqueren sie weiträumige Plätze und neu gebaute Brücken. Die Rücken- und Identifikationsfigur ist hier der Hund - das gefällt mir ganz besonders - und wir folgen ihm auf dem Weg zum Fluchtpunkt.
Gustave Caillebotte, Richard Gallo und sein Hund Dick in Petit-Gennevilliers, 1884
In den 1880er Jahren zieht Gustave Caillebotte nach Petit-Gennevilliers. Hier malt er Richard Gallo, der an einem sonnigen Tag mit seinem Hund Dick aum Flussufer entlang spaziert. Gallo legt damit Zeugnis ab für ein erwachendes Selbstbewusstsein des Bürgertums, das seinen Wohlstand zeigt und sich Tiere zulegt (meint zumindest Kuratorin Sagner in der Frankfurter Rundschau). 1894 verstarb Caillebotte in Petit-Gennevilliers.
Dazu: Claus-Jürgen Göpfert: "Der ferne Blick" in der Frankfurter Rundschau, Roland Held im Echo online sowie Sabine Weier im SCHIRNMAG.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn auf dem Frankfurter Römerberg ist zu sehen bis 20. Januar 2013. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag auch bis 22 Uhr.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag: "Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie", München 2012, ISBN: 978-3-7774-5411-5