2. September 2012 - 21:15

Ich überlege immer wieder, ob ich in meinem Blog auch bekannte Fotografen und Fotografinnen (wie William Wegman, Tim Flach, Jo Longhurst etc) und KünstlerInnen wie Karin Kneffel "vorstellen" soll oder ob das meine LeserInnen langweilt. Karin Kneffel gehört zweifellos zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen, aber ist sie auch in Amerika populär? Diese Frage stellt sich mir seit heute, da ich auf Dog Art Today eine Anzeige für meinen Blog geschaltet habe, um auch amerikanische kunst- und hundeaffine LeserInnen anzusprechen.

Wie auch immer: Ich möchte Ihnen die herrlichen Ölbilder von Karin Kneffel zeigen. Sie ist keine "Hundemalerin" im engeren Sinn, sie malt auch Früchte, Feuer, unbelebte Interieurs, trotzdem nehmen Hunde einen nicht kleinen Teil des umfangreichen Œuvres der ehemaligen Gerhard Richter-Meisterschülerin ein. Inzwischen ist Karin Kneffel selbst Professorin, seit 2008 an der Akademie der Bildenden Künste München.

 

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2002
via http://weblog.bezembinder.nl/21.htm

Karin Kneffel, 2002

Karin Kneffel, 2004

 

Kneffels Hunde bewegen sich auf spiegelndem Parkett, ornamentalen Fliesenöden, sie liegen auf bunten, fleural gemusterten Teppichen als wären sie fester Bestandteil des dekorativen Reichtums, der um sie herum ausgebreitet wird. Der kleine weiße langhaarige Hund scheint sogar mit dem hochflorigen Teppich zu verschmelzen.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Hier läuft ja zweimal der gleiche Hund! Und auch der Teppichausschnitt ist bekannt.

 

Karin Kneffel verwendet also Fotos als Anregung und Vorlage für die Bilder, wobei sie die einzelnen Elemente - z.B. die Hunde - genau wiedergibt und sie in perspektivisch gedehnte und verzerrte Räume setzt. Die schimmernden und glänzenden Böden erhalten durch die laufenden Hunde zusätzlich eine eigentümliche Dynamik. Isoliert betrachtet sind die spiegelglatten Parkettböden nicht nur als figurative Darstellungen, sondern ebenso gut als abstrakte Formationen erfahrbar.

 

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2004

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2005

Karin Kneffel, 2007

 

Oben liegt ein Hund entspannt auf dem Boden. Aber ist Ihnen sein Spiegelbild aufgefallen? Es ist nicht etwa verzerrt, sondern scheint von einem anderen Hund zu stammen, einem Hund, der seinen Kopf erhoben hat und aufmerksam lauscht. Drehen Sie das Bild um, döst der spiegelbildliche Hund. Alles hängt also von unserem Betrachtungswinkel ab. Karin Kneffel geht in ihren Werken über den Realismus hinaus, ornamental prachtvoll, überwältigend präzis sind ihre Bilder, aber nicht nur: Wir sollen dem Abbild, dem Illusionismus misstrauen. Ihre Kunst sei „in gewisser Hinsicht Lüge" und es gehe ihr um „das Erzeugen eines Zweifels", sagt Karin Kneffel anlässlich einer Retrospektive in der Kunsthalle Tübingen 2010.

Die unteren Bilder stammen noch aus den 1980er Jahren, noch sind Kneffels Bilder nicht hyperrealistisch, das Hundemotiv findet sich allerdings schon, die Hunde sind zu Rudeln oder Meuten zusammengefasst. Auf dem ältesten Bild "Ritter" von 1985 tragen die Hunde noch Maulkörbe. Der Grund dafür sei ihre "immerwährende" Angst vor Hunden, wie sie in einem Gespräch mit Daniel J. Schreiber preisgibt.

 

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1989

Karin Kneffel, 1985

 

Karin Kneffel wird vom 12. September bis zum  20.Oktober 2012 in der New Yorker Galerie Gagosian ausstellen. Zu Zeit sind ihre Arbeiten in den Gruppenausstellungen "Kunst mit Schokolade" im Museum Ritter, Waldenbuch sowie "ach" in der Galerie Klaus Gerrit Friese, Stuttgartzu sehen.

Die Künstlerin hat eine sehr informative Homepage mit einer Auswahl kunsttheoretischer Aufsätze sowie einem Interview sowohl in deutscher als auch englischer Sprache.

alle Bilder © VG Bild-Kunst, alle Fotos © Achim Kukulies, Düsseldorf

 

Ausstellung, Malerei

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